Einzelbild herunterladen
 

ganzen Boltes? Der Geburtstag eines Boltes fann nur ein Tag sein, an dem das Volk durch einen Gesamtwillen sich selbst als Einheitsförper zum Ausdrud brachte und darstellt. Und dieser Gesamtwille fann weder durch imperialistische, noch durch boliche: wistische Direktoren zum Ausdruck kommen, sondern einzig und allein durch eine Verfassung, in der ein weder durch Not, noch durch Demütigungen in feinem Lebenswillen geknicktes Bolt seinen Willen den Gliedern der großen Völkerfamilie fundgibt.

wegen Mittäierschaft an schwerem Diebstahl zu sechs Monaten Ge-| worden, der nunmehr die Entscheidung darüber zu treffen hat, of fängnis trat Rechtsanwalt Dr. Sad mit der Begründung entgegen, gegen Frau Bischur Antlage zu erheben ist, oder ob dem Antrage daß bei Cordes nur Begünstigung, im ungünstigsten Falle Beihilfe von Justizrat Bronfer auf Einstellung des Verfahrens stattzus vorliege. Der Angeklagte habe uneigennüßig aus Liebe zu feinem geben ist. Freunde gehandelt und der damals noch im jugendlichen Alter stehende Angeklagte sei der Verführung Ewalds erlegen. Das Ge­richt hielt den Angeklagten der Beihilfe zum vollendeten schweren Diebstahl schuldig, berücksichtigte jedoch, daß der Angeklagte damals noch unbestraft war und von seinem älteren Freunde verführt wor­den sei. Die Strafe von zwei Monaten Gefängnis trat Cordes, indem er auf eine Berufung verzichtete, sofort an.

10 Uhr 10% Uhr

Zeittafel der Verfassungsfeier.

Sonntag, den 10. Auguft.

Antreten der Fahnen der Berliner   Kameradschaften des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold am Alexanderplah. Abmarsch der Fahnen nach dem Großen Schauspielhaus durch folgende Straßen: Grunerstraße, Alexanderstraße, Münzstraße, Neue Schönhauser Straße, Hadescher Marft, Oranienburger Straße  , Friedrichstraße, Großes Schau­spielhaus.

11 Uhr Verfassungsfeier im Großen Schauspielhaus. Ansprachen von Vertreter der großen republikanischen Parteien, Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters.

folgende Straßen: Friedrichstraße, Ziegelstraße, Artillerie straße, Prinz- Louis- Ferdinand- Straße, Universitätsstraße, Unter den Linden  , Schloßfreiheit, Schloßplay, König­straße, Dircksenstraße.

Der Bürger fann das schöne, ehrliche, deutsche   Wort Verfassung nicht leiden, aber das Fremdwort Statuten hat er gern. Es gibt feinen Bürger, der nicht in irgendeinem Verein wäre, und den Berein wollte man sehen, der keine Statuten hätte. Das Beispiel des Vereins ist feineswegs unerheblich. Der Verein ist nämlich, gleichviel, welche Zwede er verfolgen mag, ein soziologisch ungemein wichtiges und bemerkenswertes Gebilde. Jeder Verein stellt mehr oder minder deutlich einen Versuch dar, ein als richtig erkanntes Biel   mit gemeinsamen Kräften zu erreichen. Was man sich im fleinen des Vereinslebens als Selbstverständlichkeit eines fittlich­rechtlichen Willens und in dem Stiftungsfest als freundliche Ge­pflogenheit abspielen sieht, das findet fich in dem größeren der Gemeinde( Gemeindeſtatut), in dem noch größeren des Staates ( Staatsverfassung) und in dem ganz Großen des Reiches( Reichs­verfassung) durchaus getreulich wieder. Auch die Verfassung ist nicht mehr und nicht weniger als eine Vereinsjagung. Der Verein heißt Deutsches Reich  . Die Mitglieder des Vereins find die Angehörigen des Deutschen Volkes, das Volk als Gesamt- 12½ Uhr Abmarsch der Fahnen vom Großen Schauspielhaus durch heit. Am 11. August 1919 tamen die Vertreter des Deutschen Boltes in Weimar   zu ihrer lezten Beratung über die neuen Reichs­fagungen zusammen. Die Mehrheit entschied fich für die vorgelegten und lange durchgearbeiteten Sagungen. Die Minderheit verhielt fich protestierend und mit Groll abseits. Wenn im Vereinsleben fich die Opposition mehr durch die Kraft ihrer Lunge und durch unausgelegtes Rritteln, als durch Ueberzeugungs- und Beweiskraft bemerkbar macht, dann hat sie ihren Spiznamen bald weg: Nörg­ler! Großschnauzen! und andere liebevolle Bezeichnungen. Und wenn es gar zu arg wird, dann sagt wohl gar eines Tages der Herr Vorsitzende zu den Betreffenden: Herrschaften! Es kann doch nur einen Willen geben und das ist der der Mehrheit. Ihr müßt euch fügen, so schwer es auch werden mag." In dem Deutsches Reich  genannten Verein hat man das den Opponenten von rechts und ganz links auch gesagt; aber sie haben sich wenig daran gefehrt, haben cin schlimmes und höchft gefährliches Spiel getrieben, das den Ver­ein mehr als einmal ganz und gar zum Zusammenbruch zu bringen drohte. Und wenn sich in den kleinen Vereinen Mehrheit und Minderheit versöhnlich und verträglich endlich doch noch beim Stif­tungsfest zusammenfinden, in dem Großverein Deutsches Reich   und an dem Verfassungstage ist alles andere der Fall. Die wilde Minder­heit möchte am liebsten mit Feuer und Schwert dreinfahren. Wunsch und Wille der Mehrheit des Volkes sollen plötzlich keine Geltung mehr haben.

Wird es nun endlich manchem, der noch immer nicht wußte, was ein Verfassungstag sein soll und muß. flar fein, worum es geht? Jeder fleinste Verein ehrt, wenn auch fast immer unbewußt, das demokratische Selbstverwaltungsprinzip, wenn er sich eine Sagung( Verfassung) gibt und diese Sagunggebung durch eine Beranstaltung ehrt. Und dasselbe sollte der Verein Deutsches Volk nicht auch tun dürfen, noch dazu in weihevoller und künstlerisch neredelter Form, den Massen ein Vorbild? Und den Angehörigen des Volkes, den vielen Männern, Frauen und Kindern sollte dieser Tag, durch den das Volk sein Selbstbewußtsein, seine Selbstverant­wortlichkeit und fein Selbstvertrauen befundet hat, nicht ein Tag der Freude und des Frohsinns werden? Aber das Volk fragt nicht, hat auch gar nicht mehr zu fragen, ob es noch darf. Es will froh und freudig sein an diesem einen einzigen Tage. Es will und es wird. Das Werden ist schon zu fehen. Seit einiger Zeit geht dein, Bug farten Bertrauens durch das Bolf, da

Wer die Vergangenheit mit der Gegenwart vergleichen kann, der, wird sehen, wieviel erreicht worden ist. Aber noch weit mehr wird erreicht werden müssen Die Verfassungs­feier der Zukunft wird zwar jeden Bomp und jedes Gepränge des Geburtstages des Alleinherrschers vermissen laffen. Dafür wird sie aber inuner stärker, immer bewußter durch die Mitwirkung des Voltes zu dem ersten großen deutschen Boltsfeiertag werden. Das Bolt soll und wird an diesem Tag fühlen, was es heißt, statt in cinem Patrizier- und Obrigkeitsstaat nunmehr in einem Frei- und Boltsstaat zu leben. Das Jubelwort Schillers: Seid umschlungen, Millionen!" wird unsichtbar über diesen Tag leuchten.

Spieler und Einbrecher.

Die nächtlichen Gelage des Schauspielers Ewald. Bor längerer Zeit erregte der Fall des Schauspielers Ewald vom Deutschen   Theater, der durch Spiel und Rofain auf die ab­schüssige Bahn geraten war und schließlich als Dieb im Gefängnis endete, erhebliches Aufsehen. Eine Einbruchsaffäre, in der Ewald die Hauptrolle spielte, beschäftigte jetzt das Schöffengericht Schöne­ berg  .

Wegen Beteiligung an einem Einbruch in der Wohnung des Gymnasiallehrers H. in der Martin- Luther- Straße war der 22jährige Kaufmann Georg Cordes angeklagt. In demselben Hause hatte der Kaufmann Binswanger, eine in der Lebewelt Berlins  bekannte Persönlichkeit, eine Achtzimmerwohnung inne, die lange Zeit den Mittelpunkt nächtlicher Orgien bildete. Hier wurde bis in den frühen Morgen gezecht und gespielt, wobei auch Kokain eine große Rolle spielte. Eines Tages bat B. seinen Hauswirt, den Gymnasiallehrer H., der auf demselben Flur mit ihm eine größere Wohnung bewohnte, feinem intimsten Freunde, dem bekannten Schauspieler Ewald vom Deutschen   Theater, der übrigens im bürgerlichen Leben Winzen, heißt, ein Zimmer abzuvermieten. Bertrauensvoll willfahrte der Hauswirt dem Wunsche seines Mieters und ließ seinen Untermieter auch allein in der Wohnung, als er im Juli 1920 mit seiner Ehefrau eine Erholungsreise antrat. Bald wurde das erholungsbedürftige Ehepaar durch ein dringendes Telegramm in der Sommerfrische aufgeschreckt und genötigt, eiligst nach Hause zu fahren. Der Meldung zufolge sollte die ganze Wohnung durch Einbrecher ausgeräumt worden sein. So schlimm war es nun nicht, denn dank der Auf­merksamkeit des langjährigen Hauswartes, der den Dieben nachgeeilt war, war es gelungen, den lekteren die Beute an der nächsten Straßen­ede wieder abzujagen, obwohl die Täter dabei entkamen. Auf dem Handwagen waren die sämtlichen wertvollen Teppiche und alles, was, sonst von Wert war, aufgeladen worden. Wie die als Beugin vernommene Ehefrau H. befundete, erwartete sie in ihrer Wohnung ein trüber Empfang. Es sah dort erschreckend wüst aus, Der Parkettfußboden wies große, eingebrannte Löcher auf,

die

Möbel waren durcheinandergeworfen und beschädigt, die Tapeten beschmutzt und abgerissen. Der neue Mieter hatte die Zimmertür zu den Wohnräumen des Ehepaares geöffnet und darin mit zahl­reichen Freundinnen nächtliche Zusammenfünfte und Gelage abgehalten. Schließlich stellte sich auch heraus, daß der Diebstahl von niemand anderem als von Ewald Winzen und einigen seiner besten Freunde verübt worden war. Der Angeklagte Cordes war an dem Einbruch und Diebstahl mitbeteiligt und hatte auch den Handwagen zur Fortschaffung der Diebesbeute beschafft. Bor Gericht war der Angeklagte geftändig und erklärte, daß der inzwischen ins Ausland gegangene Schau­spieler Ewald der eigentliche Täter gewesen sei. Ewald hatte in einem Spielflub am Wittenbergplab große Spielverluste gehabt und auch bereits zwei Perserbrüden aus der H.schen Woh­nung verpfändet. Als ihm nun der Freund seine Not flagte, habe er aus Mitleid und auch aus Neigung zu feinem Freunde in dessen Plan gewilligt, die Wohnung auszuräumen und einen Einbruch vorzutäuschen, um den Verdacht abzulenten. Dem Antrage des Amtsanwalts auf Berurteilung des Angeklagten

2 Uhr Sammeln der Kameradschaften des Reichsbanners und der Mitgliedschaften des Republikanischen Reichsbundes an 20 Stellen der Stadt und Abmarsch mit Musik nach den 12 Festlokalen. Beginn der Bolfsfeste.

3 Uhr 5-6 Uhr 9 Uhr

Reden führender Politifer auf allen Beranstaltungen. Fackelzug in den einzelnen Lokalen.

Montag, den 11. Auguft.

10 Uhr Aufmarsch der Schußpolizei und des Reichsbanners im Lustgarten. Ansprache des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers.

12 Uhr Verfassungsfeier der Reichsregierung im Reichstag. 6 Uhr Aufführung von Beethovens 9. Sympho tie im Staat­ lichen   Schauspielhaus.

7 Uhr Deffentliche Massenfundgebung des Bezirksverbandes Berlin   der Sozialdemokratischen Partei, des Ausschusses der Gewerkschaftskommiffion und des Allgemeinen freien Ungestelltenverbandes im Luftgarten. Konzert der Reichsbanner- Kapelle auf dem Gendarmen­

7-8 Uhr

martt.

8 Uhr Ansprache des Reichspräsidenten von der Freitreppe des Staatlichen Schauspielhauses aus. Uhr Abmarsch des Fackelzuges vom Gendarmenmarkt.

Fahnen heraus!

Lange genug find die alten deutschen schwarzrofgoldenen Reichs­farben von der Reaktion und den Gegnern der Republik   beschimpft und verspottet worden. Am Verfassungstage ist die beste Gelegenheit, ihnen zu zeigen, wie groß die Scharen der Bevölkerung find, denen diefe Farben heilig find. Darum: Heraus mit den schwarzrotgoldenen Fahnen am 10. und 11. August.

Verfassungsfeier in Moabit  .

des

Der Lerch- Konzern.

Ein Großbetrieb zur Heraufsetzung der Mieten. Bekanntlich hat die Deutschnationale Boltspartei im Reichstage den Antrag gestellt, das Reichsmietengefeß hinsichtlich der gewerblich benußten Räume sofort außer Rraft zu sehen, soweit die jährliche Friedensmiete einen gewissen Betrag übera steigt, und zwar in Orten mit mehr als 100 000 Einwohnern 1500 m. Es soll dann die volle Friedensmiete und außerdem die Hauszins steuer gezahlt werden. Rechts mittel dagegen gibt es erst, wenn die Forderung des Vermieters den Betrag von 120 Proz. der Friedensmiete übersteigt. Was das für die Inhaber gewerblich benutter Räume bei der gegenwärtigen traurigen Wirtschaftskonjunktur zu bedeuten hätte, läßt sich ohne weiteres ausdenken. Den Hauptvorteil von solcher Neuregelung würden in erster Linie gewisse tapitalfräftige große Grundstüc fonzerne haben, die während der Inflationszeit vor allem zahlreiche Geschäfts- und Industriehäuser für billiges Geld in ihre Hand brachten. Ein solcher auf die Aufhebung der Mietzwangswirtschaff spekulierender Unternehmerfreis ist der Lerch Konzern, der fein Heim auf dem ihm gehörenden Grundstück Leipziger Straße   75/76 aufgeschlagen hat. Er taucht unter den ver schiedensten Namen auf, z. B. als Oranienhof G. m. b. H., als Grundstücksgesellschaft( unter Hinzufügung der Bezeichnung des betr. Grundstücs), als Möbelvertriebsgesellschaft, als Baustoff­Wäscheherstellung, handels- oder Vertriebsgesellschaft, als Handelsstätte Berlin  - Westen, als 2 Holland, Wagenbau usw. und schließlich bezeichnenderweise auch als Litra- Likör- Handels- Akt.- Gef. Der Lerch- Konzern ist aber feineswegs die einzige derartige Unter­nehmung, es gibt noch andere, die darauf dringen, die Erträge der gewerblichen Unternehmungen auf dem Wege über gewaltige Miet­zinserhöhungen an fich zu bringen. Gegen die Bestrebungen dieser Kreise, die leider im Reichstage so weitgehende Unterstügung ges funden haben, hilft nur ein geschlossenes Vorgehen der Mieter gewerblich benutter Räume. Eine Freigabe der gewerblich benutzten Räume würde unfehlbar zur Bernichtung vieler Existenzen führen.

Die Ausfahrt nach Weimar  .

als

Um 8 Uhr begann gestern abend bereits der Anmar der cinzelnen von den Groß- Berliner Kameradschaften des Reichs banners zur Verfassungsfeier nach Weimar   zusammengestellten Gruppen am Anhalter Bahnhof  . Das Publikum staute sich und staunte: Schwarzrotgoldene Fahnen? Frische Jugend? Reife Männer? Immer mehr tamen herbei. Die Gruppen formierten sich und wurden aufgerufen. Alles ging leicht und gefällig vonstatten. Keine Befehlsprogerei. Einer fennt den andern. Es ist ein ein­ziger großer Freundschaftsbund. Immer neuer Zuzug. Immer neue Fahnen. Auch aus der östlichen Grenzmarf famen Gruppen. Kurz vor 10 Uhr war der Zuzug zu Ende. Leichtfüßig geht die reifige Schar die Treppen hinauf zum Bahnsteig. Die Fahnen flatterten luftig über den jungen und älteren Köpfen. Das Bublifum lief erstaunt zusammen. Eine Ueberraschung ohnegleichen. dann in die bereitgestellten Wagen. Lachende fröhliche Gesichter in den Wagenfenstern. Die Fahnen grüßen hinaus. Kleine Fähn­chen dazu. Der 3ug rüdi on, rollt fangfam ab. Einigkeit und Recht und Freiheit" singen sie. Frei Heil! nat es ihnen hundertfach von den Zurückbleibenden nach. Blüh im Glanze dieses Glückes". das waren die letzten Worte. Dreihundert fuhren so ger Dreihundert junge republikanische Herzen schlugen er­wortungsvoll einem großen Erlebnis entgeges. Wer da so mits fönnte! Aber auch Berlin   hat heute femen großen Tag TOOT oday thimchi

Weimar  . Am Verfassungstage wird auch im Kriminalgerichtsgebäude in Moabit   Feiertagsruhe herrschen. Auf Anordnung Präsidenten der drei Berliner   Landgerichte finden an diesem Tage auf den Landgerichten und den Schöffengerichten II und III feine Sigungen statt. Auch in den Bureaus ist Sonntagsdienst angesetzt worden. Sämtliche Termine sind auf­gehoben worden. Beim Amtsgericht Mitte hat Amtsgerichtspräfi­dent Dr. Lieber Anweisung gegeben, nach Möglichkeit die Termine aufzuheben. Die Beamten haben jedoch Bureaudienst, doch erhalten diejenigen Beamten, die an den Verfassungsfeiern teilnehmen wollen, Urlaub.

Erholungsfürsorge der Arbeiterwohlfahrt.

Für unsere Erholungsfürsorge gingen ein: Vorwärts­Verlag( Th. Glode) 500 M., K. B. 10 M., Groß, Lichtenrade   25 M., Se. 20 M., Witte 20 M., Kähler, Baumschulenweg 10 M.

Weitere Spenden zur Deckung der insbesondere auch für Heil­kurse erforderlichen Mittel erbitten wir auf Korto Erholungs­fürsorge der Arbeiterwohlfahrt Paul Neumann, M. Todenhagen bei der Disconto Gesellschaft, Lindenstr. 3, oder direkt an den Genossen Paul Neumann, Lindenstr. 3, 1. Hof 4 Trp., beim Parteivorstand.

Die Voruntersuchung gegen Frau Bischur abgeschloffen. In dem Strafverfahren gegen Frau Bischur wegen Giftmordes hat nunmehr der Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Kruspa die feit mehreren Monaten geführte Boruntersuchung abgeschlossen. Neben dem Verfahren wegen Mordes an ihrem zweiten Ehemann, dem Kaufmann Körner, erstreckte sich die Ermittlung noch auf den Verdacht von drei weiteren Fällen des Giftmordes. Daneben wird Frau Bisaur noch der schweren Urkundenfälschung beschuldigt, die in der Fälschung des Testamentes ihres verstorbe. nen Ehemannes bestehen soll. In diesem Punkte hat der Untersuchungsrichter nicht weniger als vier Schreibfachverständige hinzugezogen. Kriminalinfpefior Schneifert, Güttler und Profeffor Scheffer wider. Die Gutachten der Sachverständigen Drogolin, sprechen sich. Zwei der Gutachten sprechen sich zugunsten und zwei zuungunsten der Angeklagien aus. Die Boruntersuchungsaften find vor zwei Tagen an Staatsanwaltschaftsrat Braut weitergegeben

Das Rundfunkprogramm.

Sonntag, den 10. August.

530-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner   Funkkapelle). 7 Uhr abends: Märchen, gelesen von Hede Geber( Jugendvortrag). 7-8 Uhr abends: Operettenabend. Musikalische Leitung: Dr. Felix Günther. Mitwirkende: Käthe Mann. Bernhard Bötel  . Y. Deutschen Opernhaus. Charlottenburg  , ein Kammerquintett. 9 15-11.30 Uhr abends: Tanzmusik. Während aer Pause: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Wetterdienst, Zeitansage. Montag, den 11. August.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­

Kommunale Unternehmungen und Preiswucher.

-

-

Und

in der Deffentlichkeit vielfachen Widerspruch gefunden. Ein Teil der Der neue Berliner   Eleftrizitätstarif hat bekanntlich vergebrachten Beschwerden ist berechtigt, nämlich in allen denjenigen Fällen, wo tatsächliche Fehler oder Irrtümer bei der Festsetzung der Grundgebühr vorgekommen find. Ein anderer Teil der Klagen aber ist unbegründet. Einzelne Stromabnehmer, die große In­stallationen befizen, aber nur geringen Stromverbrauch haben, fommen übrigens auch nur im Sommer auf einen hohen Durchschnittspreis pro Kilowattstunde. Dieser Umstand ist aber nicht ausreichend, den neuen Grundgebührentarif zu verwerfen. Noch weniger berechtigt ist es, die Elektrizitätswerte des Preis wuchers zu beschuldigen, wie es in der Presse, in Zuschriften an die Ver­waltung der Elektrizitätswerte und sogar in Anzeigen bei der Staats­anwaltschaft geschehen ist. Es ist interessant, daß eine ähnliche Sach­lage wie jetzt in Berlin   bereits im Herbst v. J. in Leipzig   vorlag. Gegen die kommunalen Unternehmungen der Stadt Leipzig   waren verschiedene Anzeigen wegen Wuchers erstattet worden. Die Staatsa anwaltschaft hatte daraufhin ein Ermittlungsverfahren eingeleitek Die Städtischen Werke Leipzig   reichten zunächst eine Begründung ihrer bisherigen Preisfestsetzungen ein. Dann aber lehnten sie eine Fortsetzung des Verfahrens ab. Sie erklärten, daß die Preistreiberei verordnung gegen den mucherischen Eigennut von Privatunter­nehmern nicht auf Unternehmungen angewandt werden könnte, die durch Körperschaften des öffentlichen Rechtes betrieben würden. Die Staatsanwaltschaft hat schließlich diesen Standpunkt als richtig an erkannt. In dem Beschluß, mit dem das Verfahren eingestellt wird, führt sie aus, daß bei öffentlichen Unternehmungen den zum wirt­schaftlichen Handeln berufenen Bersonen die Wahrung des Inter­esses der Volksgesamtheit durch ihre Dienstpflicht vorgeschrieben sei. Das Ausmaß der Gebühren werde durch das pflichtgemäß erwogene Interesse der Gesamtheit bestimmt. Das Erstreben von Gewinnen aus persönlichem Eigennuß sei bei öffentlichen Unternehmungen nur ausnahmsweise möglich, in dem vorliegenden Falle sei das Vor handensein von persönlichem Eigennuß nicht erwiesen.

Nach diesem Vorgang in Leipzig   haben die Beschwerdeführer in Berlin   wenig Aussicht, mit ihren Anzeigen wegen Preiswuchers durchzukommen. Immerhin bleibt es wünschenswert, daß die Klagen werden. Der beste Weg hierzu wäre es, wenn die Verwaltung der gegen den neuen Elektrizitätstarif endlich zum Berstummen gebracht Berliner   städtischen Elektrizitätsmerte sich endlich entschließen könnte, ihren Tarif zu überprüfen und den Strompreis herabs sehen.

Straßensammlung für die Körperbehinderten.

P

Wie im vergangenen Jahre hat der Polizeipräsident von Berlin  kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel auch diesmal wieder dem Selbsthilfe bund der Körper in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. behinderten( Otto Perl   Bund) E. V. für den 16. und 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: 17. August die Veranstaltung einer Straßensammlung Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. genehmig f. Die Sammlung wird von den Körperbehinderten felbft geleitet und der Ertrag der Sammlung soll den im jugend­lichen Alter oder von Geburt an Verfrüppelten zugute fommen, die unter den jetzigen Verhältnissen außerordentlich schwer zu leiden haben. Ohne gefeßmäßige Renten, vielfach auch ohne sonstige Unter­ftügungen find fie außerdem der Arbeitslosigkeit beson. ders ausgefeht. Viele von ihnen leben unter den denkbar traurigsten Verhältnissen, und es gibt Taufer.de, die wegen ihrer schweren Behinderung in bangen Jahren nicht einmal hinauskommen in die freie Natur. Darum erstrebt der Bund: Besorgung von Behelfsmitteln wie Kunstgliedern, Stüßapparate, Selbst­fahrer, Beschaffung geeigneter Arbeit, Ankauf von Rohmaterialien, Einrichtung eines Wohn- und Arbeitsheims für die Schwerst­behinderten. Mag teiner die Sammler des Bundes am 16. und 17. August ohne Gabe von dannen gehen lassen, damit das Wert der aufrichtenden und produktiven Hilfe gefördert wird.

5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik. 7.30 Uhr abends: Sprachunterricht( Englisch  ). 8.10 Uhr abends: Vortrag des Herrn Dr. Waetzold, Abteilungsvorsteher im Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin   Moderne Irrenpflege". 9-10 Uhr abends: Konzert. 1. Sonate A- dur. Boccherini  . Hermann Hopf  ( Cello). 2. Ihr. die Figaros Hochzeit  ". Mozart. Erna Berju. 2. a) Cavatine aus Zaza", Ihr Triebe des Herzens kennt". Arie des Cherubim aus der Oper Leoncavallo  , b) Allea stalla confidente, c) O Marie, de Capus Kammersänger Arnold Gabor von der Metropolitanoper in New York  . 4. Scherzo B- dur, Schubert, Menuett H- moll, Schubert. Dr. Felix Günther( Klavier). 5. Vogellied aus der Oper Bajazzo  , Leoncavallo  . Erna Berju. 6. Duett aus der Oper Bajazzo", Leon­ cavallo  . Erna Berju und Kammersänger Arnold Gabor. 7. a) Canta­Flügel: Dr. Felix Günther. bile, Cui, b) Scherzo. Goens. Hermann Hopf  ( Cello). Am Steinway­Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sport­nachrichten,