Einzelbild herunterladen
 

Und da liegt des Pubels Kern. Man getraut fich einfach nicht, die schwarzrotgoldene Flagge zu zeigen, aus Angst, die vornehmen Gäste, der Herr Baron Dingsprigelwig oder der Herr General­

direktor Soundso könnten dieses Bekenntnis zur deutschen Republit übel vermerken. Da steckt man, mag man ſelbſt vielleicht gar nicht so undemokratisch gesinnt sein, lieber gar feine Fahne heraus und den Kopf in den Cand, stellt sich blind und taub und tut, als ob einem die Reichsflagge da drüben auf der Zinne des Bahnhofs gar

nichts anginge.

Deutscher Männer stolz!

Hat sich einer der weltgewandten und allzeit verbindlich dienern­den Herren Hoteldirektoren gar nicht einmal die Frage vorgelegt, wie eme folche ich tachtung des nationalen Feiertages auf seine Gäste aus dem Ausland wirken muß, etwa auf die Ameri­faner, für die der Verfassungstag, der Independence Day am 4. Juli, der höchste aller Festtage ist? Kann ein Aus­länder auch nur einen Funken Achtung für den Deutschen aufbringen, der es aus Feigheit nicht wagt, sich durch das Hiffen der Nationalflagge zu seinem Staatswesen zu bekennen, oder der feine politische Gegnerschaft den herrschenden Parteien gegenüber durch die Ignorierung des nationalen Feiertags zum Ausdruck bringt?"

Breslau , 11. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die gestrige Ver­fassungsfeier endete eindrucksvoll mit einem gewaltigen Fackelzug vieler Tausender. Heute folgte die Verfassungsfeier aller Behörden mit einer gemeinsamen Festrede des demokratischen Oberbürger. meisters. Außerdem feierten alle Schulen Abends fand eine Massenversammlung des Reichsbanners mit einer Rede des parteigenössischen Obersten Lange statt. Der Gesamt­eindruck war ein starkes Bekenntnis zur Republik .

Bochum , 12. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Die von der so zialdemokratischen Partei des Ruhrgebietes veranstalte ten Verfassungsfeiern fanden unter starker Beteiligung flatt. Abgesehen vom Stadt- und Landkreis Dortmund und Herne verzichteten die großen Städte des Ruhrgebietes auf offizielle Ber­fassungsfeiern. Von den Parteien hatte mur die sozialdemokratische zur Kundgebung aufgefordert, nachdem die Befagungsbehörden die Genehmigung zu Feiern in geschlossenen Räumen gegeben hatten. Die Parteileitung von Bochum und Dortmund veranstaltete an den Nachmittagen Boltsfeste im Freien, die von vielen Zehn tausenden besucht waren.

"

Auch Verfassungs "-Feier.

Zur Stunde, da die Republikaner ihr Bekenntnis zur Ver­faffung erneuerten und mit leuchtender Fackeln durch die Straßen marschierten, zu eben dieser Stunde füllten sich die besseren" Wirt­schafter mit Gästen. Die Hochstimmung der Straße verpflanzte sich ( wie ich annahm) in diese Lokale und löfte eine Ausgelassenheit aus, die schier endlos fdy.en. Lange noch, nachdem längst alle Fadein verlöseht und der Menschenstrom sich verlaufen hatte, brangen Musif, Lachen und Gefang aus eben jenen Gastwirtschaften. Ich freute mich dieser Stimmung und dachte: Wer's dazu hat, der kann ja ruhig die Hauptsache, daß er irgendwie an der Verfassungsfeier teilnimmt". Irgendwie! Es ließ mir keine Ruhe. Schlag Mitternacht betrat ich so eine Gaststätte. Gegenüber der drei Mann starken Musik­tapelle war ein Tisch noch voll besetzt. Mit vier Damen und vier Herren. Man sah( als die zahlten), daß die Leute gut gegessen und noch besser getranfen hatten. Und sie tranten auf neue Rechnung" weiter. Ich dachte noch einmal neidlos:" Wer's tann! Die Haupt­fache. Plötzlich ein Wink. Die Kapelle intonierte" den Friede­ricus- Reg- Marsch. Nebenbei bemerft: Sehr schlecht! Trotzdem strahlende Gesichter. Beim Trio flogen die Fäuste( auch die zarten, weiblichen) zwischen den Flaschen und Gläsern auf den Tisch nieder, sie trommelten den Takt, und die Stimmen gröhlten dazu. Aus! Beifall! Salvenartig. Eine Runde für die Kapelle. So­Dazwischen werden Sehn­dann folgen Reden. Man fennt sie, fuchtsschreie ausgestoßen nach der früheren Zeit". Und nach Revanche. Und die fittliche Erneuerung" müsse wieder kommen. Ach, fie kam so bald! In Gestalt schlüpfriger Reben und unzwei­deutiger Zweideutigkeiten. Die Dannen mit der Zunge feste vorne­weg! Geficher, vielsagende Blicke. Gequietsche. Dazwischen immer wieder ein sittlicher Entrüstungsschrei. Schließlich noch ein Wink: es tpmmt der Echlager vom Himmelbett". Als die ganze Corona" sich zwinkernd und lachend anfang, da begriff ich mit einem Male, wie grundberechtigt der Schrei dieser Herrschaften nach sittlicher Er­neuerung war.

"

"

Der Inhaber des Lokals stieg an meinem abseits stehenden Tische vorüber und sah mich fragend- forschend an. Wohl, weil ich mit feiner Mene mich zu dieser Ausgelassenheit bekannte. Ich warf leicht hin:" Diese Gäste feiern auch Verfassung, nur ist ihre Verfassung" nicht mehr die beste!" Wenige Augenblicke später redet der Inhaber auf den feiernden Stammtisch ein, die Ohren spitzen sich merklich und schließlich wenden sich die erhitzten Köpfe nach meinem Tische hin. Da zog ich Leine". Nicht aus persön­her. Feigheit! Aber es wäre unrühmlich, um Mitternacht unter dem Eindrud" eines völlischen Bierseidels zu enden!

Die Kommunisten als Vortrupp der Reaktion. nach meinem Tische hin. Da zog tch Leine". Nicht aus persön­

Sozialdemokratie und Gewerkschaften haben am 11. Auguft die Arbeiter aufgerufen, zu demonstrieren für die Republit, gegen die Monarchisten und Militaristen. Darob großes Geheul bei den Kommunisten. Die Sozialdemokratie wird. Die Sozialdemokratie wird angefiagt als Feind der Arbeiterschaft, weil sie die Republik schützen will gegen die Reaktion. Blödes Geschwät politischer Analphabeten. In der Republik , wie sie heute ist, sehen wir nicht die Er­füllung aller unserer Wünsche. Sozialdemokraten aber wissen, und nicht nur diese, fondern auch Kommunisten geben das zu, daß diese Republik mit all ihren Fehlern und Schwächen ein weit günstigerer Kampfesboden im Befreiungskampf der Arbeiterklasse ist als die beste Monarchie. Sozialdemokraten sind sich darüber klar, daß,

wenn es den Monarchisten relingen sollte, die Republik zu beseitigen, die Aufrichtung der Monarchie gleichzeitig die Aufrichtung der Kaserne Deutschland bedeutet. Darum geht es. Sozialdemokraten wollen verhindern, daß durch den Sturz der Republik der Feldwebel­geist des kaiserlichen Deutschland zur Herrschaft gelangt. Deshalb unsere Kampfentschlossenheit. Die Republik mit sozialem und ku! turellem Inhalt zu erfüllen, ist die Aufgabe der Arbeiterschaft. Die Erfüllung dieser Forderung hängt wiederum in erster Linie von dem einheitlichen Willen der Proletarier, von ihrer Einigkeit und Geschloffenheit ab. Wer in der Stunde der Gefahr den Bruder­fampf für bedeutsamer hält als den Kampf um diefe Ziele, ist nicht nur ein Schädling an der Arbeiterschaft, sondern ein Bundesgenosse der Reaktion, der Monarchisten und Hakenkreuzler.

Ein Bundesgenosse der Reaktion ist die Kommunistische Partei

unter Führung der Scholem und Ruth Fischer . Die Kom­munisten haben in Berlin so ziemlich abgewirtschaftet. Die Kommus

nistische Partei befindet sich mitten in einem Auflösungs- und Zer­

21

fegungsprozeß. Darüber täuschen auch nicht die Hezartikel der Roten Fahne" und das hysterische Geschrei über die bösen Sozial­demokraten hinweg. Die Kommunistische Partei hat Banfrott ge= macht und muß zu Mitteln greifen, die im gewerblichen Leben ein vor dem Untergang oder Bankrott stehender Kaufmann ergreift. Wie die Reklame mit gepumpten und geschnorrten Geldern ein vor dem Bankrott stehendes Geschäft beleben und retten soll, so versucht auch die Kommunistische Partei dieses Mittel anzuwenden, um den Untergang aufzuhalten. Die wenigen, aber ehrlichen Kommunisten haben mir in letzter Zeit mitgeteilt, daß auch die Scholem und Ruth Fischer genau wissen, daß in den letzten Monaten der Einfluß und Anhang der Kommunisten immer mehr zurückgegangen ist. Das trifft insbesondere auf Berlin zu. Deshalb die Offensive gegen die Sozialdemokratie, um zu retten, was noch zu retten ist.

Ein elendes Fiasko waren die Störungsverfuche der Kommunisten im Lustgarten. Trog Flugblätter und Roter Fahne" waren die Kommunisten im Lustgarten in ver. schwindender Anzahl vertreten. Diese Zahl reichte wohl aus, den einen oder den anderen Redner beim Sprechen zu belästigen. Die Demonstration selbst wurde nicht, wie von den Kommunisten bead­fichtigt, gesprengt. Im Verhältnis zu der gewaltigen Zahl der Demonstranten war die Kommunistische Partei Berlins ein kleiner Haufen, der sich an zwei oder drei Stellen durch

Schreien und Blöten bemerkbar machte.

Welche Lehren hat die Sozialdemokratie und die Arbeiter­schaft Berlins aus dem Berhalten der Kommunisten zu ziehen? Be­stimmt die eine, daß die Kommunistische Partei unter Führung den Scholem , eines Feiglings, wie es wohl faum einen zweiten gibt, unfähig ist, den Kampf zu führen gegen die Reaktion. Indem sie den Kampf: Arbeiter gegen Arbeiter proffamiert, schwächt fie die Arbeiter und stärkt die Reaktion. Monarchisten und Hafen freuzler haben daher die zuverlässigsten Bundes. genossen an den Scholem und Ruth Fischer . Und da muß ein Wort über diese Parteiführer gesagt werden. Scholem uno Ruth Fischer , die die bedauernswerten kommunistischen Arbeiter gegen die Sozialdemokratie aufheben, sie mit Schimpfworten glauben beleidigen zu können, haben in der Stunde der Gefahr, als sie die Arbeiter zur Aktion aufriefen, sich stets feige gedrückt; haben Soztal­demokraten, die sie vorher beschimpften, gebeten, sie zu schüßen, sie zu verbergen, wenn sie verfolgt wurden. Die Hilfe von Sozialdems­fraten haben sie dann niemals abgelehnt, haben sich bei ihnen be­dankt, um nachher um so gemeiner und niederträchtiger schimpfen zu können. Die Charakterlosigkeit zeichnet die beiden Führer der KPD . aus. Bir Sozialdemokraten werden mit Sachlichkeit und Festigkeit die Aufklärungsarbeit unter den Proletariern Berlins be­treiben. Sowie die Zeit der Vergangenheit angehört, da Kom­munisten sozialdemokratische Versammlungen sprengen fonnten, wird auch die Arbeiterbewegung gesunden und erstarkt sein. Franz Künstler.

*

Der Rrrevolutionär", der bei dem Sturm auf das Banner der 46. Abteilung anläßlich der Verfassungsfeier am Montag abend im Lustgarten es trotz der Eile nicht vergaß, das Gute mit dem Nützlichen zu verbinden, indem er der das Banner begleitenden Jugendgenoffin die Armbanduhr vem Arme riß und stahl, wird ersucht, die Uhr, vorausgesezt, daß es fe: ne revolutionäre Ehre gestattet, der Redaktion des Vorwärts zu über­mitteln, damit sie der Bestohlenen wieder zugestellt werden kann.

"

Erwerbslose und Mietezahlung.

Den meisten Erwerbslosen fällt es außerordentlich schmer, die Miete pünktlich oder überhaupt zu zahlen. Das wöchentliche Erwerbs­losengeld reicht noch nicht einmal zum Lebensunterhalt. Wer also nicht kleine Nebenverdienste durch Gelegenheitsarbeit hat, tommt sehr bald mit der Miete in Verzug. In besonderen Notfällen zahlt das Wohlfahrtsamt die Miete, aber in der Regel nur für einen Monat. So sind Rückstände über vier, fünf und noch mehr Monate nichts Seltenes. Viele Hauswirte und Verwalter nehmen erfreulicherweise Rücksicht auf diese Verhältnisse, wenn die in Not geratene Familie als ordentlich bekannt ist. Andere Hauswirte oder ihre Vertreter gehen fich doch das Geld nicht aus den Rippen schneiden können, unnötige in der rücksichtslosesten Weise vor und machen den Erwerbslosen, die linkosten, nehmen auch törichterweise feine Teilzahlungen an, wozu fie allerdings gefeßlich nicht verpflichtet sind. Ein traffer Fall wird aus der Gräßstraße in Treptow berichtet.

Hier hat der Hauswirt, frühere Barbier und Dentist, jetzige Schokoladenhändler, im Hausflur einen Bettel angebracht: Die Miete

Rheingold", wo die Ortsgruppe Groß- Berlin des Berbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber zur Hundertjahrfeier der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin Dahlem die Tafeldekoration ausführt. Auch kann am Sonntag, den 17. Auguft, von 9 bis 2 Uhr, die in den oberen Hörsälen der Höhe­ren Gärtnerlehranstalt Berlin- Dahlem aus Anlaß ihrer Jahrhundert­feier erfolgte Ausstellung von hörerarbeiten, Unter­richtsmitteln aus den Gebieten der Gartenkunst, des Obst­baues und des Planzenbques in gefchmadvoller Darbietung be­sichtigt werden.

Der Heuerbas".

Schwindelunternehmen eines früheren Stewards.

trieb in Berlin seit einiger Zeit der 41 Jahre alte Mufifer Wilhelm Ein ebenso ungewöhnliches wie lohnendes Unternehmen" be Apfelbaum aus der Kottbuser Straße. Apfelbaum war jahre. lang Musiker, zuweilen auch Steward auf Seedampfern, be reifte so die ganze Welt. lente alle Ueberfeelinien kennen und wußte überall in den Hafenplägen gut Bescheid. Als er nun feine Lust mehr hatte, zu fahren, spielte er den Heuerbas. Er suchte durch ausgedehnte Veröffentlichungen Musiker und Schiffstellner für große Reisen, versprach den Leuten, die sich schriftlich meldeten, alles was sie nur wünschten, ließ sich jedesmal einen erheblichen Borschuh bald an dieses, balb an jenes Boſtamt senden und bestellte die Angeworbenen zu einem bestimmten Termin nach Hamburg oder Bremerhaven , von wo ihre Dampfer aus­laufen sollten. Louten, die schon gefahren waren, benannte er ein bestimmtes Schiff, dessen Ausfahrzeit er sich gemerkt hatte. Für ganz grüne" erfand er furzerhand neue Dampfer­namen. In jedem Falle sahen sich die Angeheuerten", wenn sie nach der Hansastadt tamen, schwer enttäuscht. Niemand wußte etwas von ihrer Anheuerung, sie hatten den Vorschuß und die Reisekosten umsonst gezahlt und mußten unverrichteter Sache wieder heimkehren. So erging es nach den bisher bei der Kriminalpolizei eingelaufenen Anzeigen 180 Bewerbern, wahrscheinlich aber sind es noch viel mehr. Gestern wurde der Gauner bei einer Streife in einem übel beleumbeten Quartier in der Chausseestraße mit feiner Geliebten ermittelt und festgenommen. Weitere Betrogene können sich bei Kriminalkommissar Wächter im Polizeipräsidium melden.

"

Blumenschmudfunft. Eine in ihrer Art wohl feltene Gelegen­heit, fünstlerisch geschmückte Fefttafeln zu besichtigen, bietet sich den Kameradschaft Eichwalde des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold" am Sonntag veranstaltete Verfassungsfeier. Machte schon der am Nachmittag, unter Borantritt einer Mufitkapelle stattfindende Um­zug der Kameradschaft einen starten Eindruck auf die Bevölkerung, so in noch verstärktem Maße der den Abend beschließende Fackel­zug. Der ganze Verlauf der Feier hat den Beweis erbracht, daß das Gros der Eichwalder Bevölkerung dem seinerzeit von auswär= tigen Gegnern der Republik in Szene gesetzten Dreierrummel völlig fremd gegenüberstand. Die bei der Feier selbst vollzogenen Neu­aufnahmen geben der Kameradschaft, die vor knapp zwei Wochen ins Leben gerufen wurde, bereits eine Stärte von hundert Mann. Eine Störung der Feier wurde von teiner Seite versucht.

Königlich bayerische Geographie.

Vor einigen Tagen hat sich bei Mellrich ein nicht unbe­deutendes Eisenbahnunglück zugetragen. Der Frän fische Courier" in Nürnberg , das ehemalige Organ der fränt schen Fortschrittsparteiler und späteren Demokraten, schreibt zu diesem Unglück der Erfurter Eisenbahndirektion ins Gewissen, daß ebensowenig wie auf den föniglich preußischen möglich gewesen derartige Unglücksfälle auf den föniglich bayerischen Eisenbahnen wären, und daß sie auch verschwinden werden, wenn Bayern seine Eisenbahnen wieder habe. Das ausgezeichnete Nürnberger Blatt g.ht dabei von der felsefesten Ueberzeugung aus, daß Mellrich zum Bereich der Eisenbahndisektion Erfurt, diese Station also zu den republitanisch- preußischen Eisenbahnen gehöre. Mellrich liegt aber 12 Kilometer jenseits der Grenze auf bayerischem Gebiet! Ein bischen Geographie fann eben auf keinen Fall schaden.

-

Bei einem Autounglüd in der Nähe von Blodley( Worcestershire , England) wurden sieben Frauen und Kinder getötet und zahlreiche Personen verwundet.

ist bis zum 4. August zu zahlen, sonst wird die Forderung dem Parteinachrichten

Rechtsanwalt übergeben." Rechtsanwalt übergeben." Ein im Hause wohnender Erwerbsloser hatte Bezahlung der Auguftmiete durch das Wohlfahrtsamt beantragt. Ende voriger Woche erschien bei dem Hauswirt ein Mitglied der Wohlfahrtskommission und wollte die Miete bezahlen. Der die Sache bereits in der Hand habe. Zwei Tage später erhielt der Hauswirt lehnte ab mit dem Bemerken, daß sein" Rechtsanwalt Erwerbslose von dem nur wenige Häuser entfernt wohnenden Rechts­anwalt und Notar Dr. Jansen, der auch Syndifus des Treptower Grundbesitzervereins ist, die mit drei Zeilen getippte, durch Boten ab­getragene Aufforderung, bei Vermeidung von Weiterungen bis zum 12. Auguft 17,81 M. Miete für Auguft und 2 M. Gebühren zu zahlen. Konnte da nicht der Hauswirt die voll angebotene Miete annehmen und den Rechtsanwalt benachrichtigen, daß die Forderung erledigt ist? Die Sache ist noch noch anderer Richtung hin bemerkens­mert. Der Hauswirt hatie früher einen Barbierkeller, machte den. Krieg als Sanitäter mit, wohnte in seinem jezigen Hause erst als Mieter und blieb, ehe er das Haus kaufte, wiederholt die Miete fchuldig. Er bewohnte anfangs mit seinem Sohne eine größere Woh­nung im ersten Stockwerk und ließ sich dann vom Wohnungsamt den jetzigen Konfitürenladen nebst anhängender Stube zuweisen. Die Zu­weisung erfolgte gerade deshalb, damit der Hauswirt, der bisher zu­fammen mit seinem Sohne als Dentist tätig war, fich eine eigene Eristenz schaffen könne. Da follte doch der Herr, der die Not am eigenen Leibe fennen gelernt hat, bis er es plößlich zum Hauswirt Sturm- und Drangperiode als Mieter scheint er aber völlig vergessen brachte, auch Verständnis für die Not anderer Mieter haben. Seine zu haben.

Ein Mordversuch im Walde.

Der Polizei in Bieh an der Ostbahn bei Küstrin ist es ge­lungen, einen falschen höheren Forstbeamten zu ver haften, der des versuchten Raubmordes an einem Hof­befizer aus Schneidemühl dringend verdächtig ist. Der Verhaftete Es handelt sich hat die verbrecherische Tat bereits eingestanden. Es handelt sich um einen Gärtner Balam, der in der Uniform eines höheren Forstbeamten bei einem Hofbesizer in Schneidemühl einen Korb­wagen mit zwei Pferden mietete, um angeblich die durch den Forleulenfraß vernichteten Wälder der Ostmark zu besichtigen. Er hat dann den Hofbefizer, der die Fahrt mitmachte, unterwegs in einem Walde umzubringen versucht und ihm Gelb und Wertsachen abgenommen. Mit dem Wagen, auf dem sich auch feine Braut befand, ist dann der Mörder nach vielfachem Um­herirren nach Bieß gefommen, wo er bei einem Schmiede die Pferde beschlagen lassen wollte. Umstand stuzzig, daß bei einem Pferde der Schweif so unfachgemäß fupiert war, daß es start blutete. Er benachrichtigte die Land­jägerei, die den angeblichen Forstbeamten und seine Braut fest­nahm und einem Berhör unterzog. Der Hofbesitzer wurde in der Nähe von Schlochau in einem Walde noch lebend aufgefunden. Der Verbrecher ist dem Amtsgericht in Vieß eingeliefert worden.

Der Schmied wurde durch den

Blumenschmuckunft. Cine ihrer Art wohl seltene Gelegenheit, fünstlerisch geschmückte Festtafeln zu besichtigen, bietet sich den Intereffenten und Freunden der Blumenschmuckfunkt am Freitag, den 15. d. m., nachmittags von 2 bis 5 Uhr, im Kaisersaal des

Einsendungen für diese Rubrik sind Berlin G. 68, Lindenstraße 3,

für Groß- Berlin

stets an das Bezirkssekretariat, 2. Hof, 2 Trep. rechts, zu richten.

Morgen, Mittwoch, 13. Auguft:

Am 24. August

6. Abt. 7 Uhr Bahlabend in den bekannten vier Lofalen. Ausflug nach Schulzendorf . Näheres wird noch bekannt gegeben 7. Abt. 72 Uhr gemeinsamer Sahlabend in Köhlers Festfälen, Ziedstraße 24. Stellungnahme zur Wahl des Bezirksvorstandes. 21. Abt. Zahlabend in den bekannten Lotalen. Die Funktionäre treffen sich um 1/27 Uhr bei Kroll, Utrechter Str 21, zu einer wichtigen Besprechung. 26. Abt. 7% Uhr im Musitalifehen Fuchs", Joftyftr. 7, Mitgliederversammlung. Vortrag des Gen Adolf Hoffmann .

69. Ast. Wilmersdorf. 7 Uhr bei Andreas, Pfalzburger- Ece Günzelstraße, Bortrag des Gen. Dr. Adolf Braum: Attuelle Wirtschaftsprobleme". 81. Abt. Friedenau . 8 Uhr Bezirksabende. 1.- 3. Beg. bei Klabe, Handjernstr. 60/61. Rolitische Tagesfragen. Beferent: Genoffe Buchholz. 4.- 6. Bez. bei Schulz, Wiesbadener , Ecke Laubacherstr. Politische Sage. Ref. Gen. Falkenberg. 97. Abt. Neukölln. 7 Uhr Zahlabende. 79., 89, 90., 91. Bez. bei Kugli, Leineftr. 1. Bortrag des Gen. Rogge. 92, 104., 105., 106. Bez. bei Helbig fr. Nerlich, Gieg­fried, Ecke Neißeste.

Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation

36. Abt. Die Bestattung des Gen. Paul Mühl, Tilsiter Str. 12, findet Mittwoch nachm. 3% Uhr auf dem St.- Pauli- Friedhof, Geestr., statt.

Saisonbeginn im Sportpalast.

Das Programm für den Eröffnungsabend des Sportpaiaftes fiche Leitung ist über den bisher geplanten Umfang noch hinaus­am Freitag, den 15. d. M., ist jetzt fertiggestellt. Die sport­

gegangen, geleitet von dem Bestreben, vor allem erst die heimischen Talente zu fördern und zu pflegen und einer möglichst großen Zahl von Borern nach der langen Pause die sich nötige Berdienst- und Rampfgelegenheit zu geben. Zugleich ist auch den Wünschen des Bublifums Rechnung getragen worden, da außer dem Meister­fchaftskampf nur noch Treffen über burze Streden angesetzt sind. Das Programm hat folgendes Aussehen: Röhnisch- Didmann, 4 Runden; Raube- Funte, 6 Runden; Ziemdorf- Road, 6 Runden; Weltergewichtsausscheidung: Stein- Brandl, 8 Runden; Deutsche Mittelgewichtsmeisterschaft: Curt Brenzel- Erich Milenz, 20 Runden, 3 Minutenrunden mit 4 Unzen, harten Bandagen. Rhönisch ist ein hoffnungsvoller Mittelgewichtler, der Didmann hat fürzlich schon einem Milenz zu schaffen machte. gegen Riausch Härte und Stehvermögen gezeigt. Raube, der alt­bewährte Herosrepräsentant, ist seinem Bereiriskameraden Funke in den Berufssport gefolgt. Der starke, immerfort fämpfende Eramateur, wird sicher auch hier eine gute Rolle spielen. Die edergewichte Ziemdorf und Noad stammen ebenfalls aus der Meisterklasse der Amateure. Diese früher so oft vergeblich erwartete Begegnung ist durch Ziemdorfs Uebergang zum Berufssport eun­mehr ermöglicht worden. In der Paarung Brandl- Stein sind zwei hoffnungsvolle, junge Welter zusammengebracht, worden. Dazu die Mittelgewichtsmeisterschaft Milenz- Brenzel. Den Rampf, auf den die ganze Sportwelt ein Jahr lang gemartet hat und der, wie alle früheren Treffen um diesen Litel, wieder höchste Span­nung, Bewegung und große Leistungen bringen wird. Der Bor verlauf ist eröffnet. Die Preise der Eintrittskarten betragen 2 bis 20 M