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viele: Männerchöre in den Arbeitergesangvereinen, Konzerte der Bildungsausschüsse, proletarische Feierstunden, Andachten der Freidenker, Massenfestspiele der Gewerkschaften- alles Bersuche, eine der sozialistischen   Weltanschauung eigentümliche fünstlerische Ausdrucksform für die innere Erhebung und Be­freiung zu finden. Was wissen sie voneinander? Was wissen sie von der Gemeinsamkeit ihres Wollens, von ihren gegenseitigen Erfahrungen?

Jezt erst erwacht leise, zögernd das Gefühl der zu= sammengehörigkeit. Mit ihm wird der Wille zu organisatorischen Bindungen wachsen. Nichts wäre falscher, als wenn wir unter dem Eindruck der Leipziger   Tagung ver­suchen wollten, eine Organisation in die Wolken hineinzu­bauen. Alles Echte will werden, wachsen und reifen. Anders verbauen wir den Weg, der über die Organisation zum Or ganismus, über den Zusammenschluß zur Verbundenheit führt.

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lehnung des Schandgutachtens, in dem wir ein 3 meites, noch vernichtenderes Bersailles sehen."

Es muß ein erhebendes Gefühl sein, für die Stärkung des eigenen Geldbeutels sich die Zustimmung zu einem Schandgutachten" abzupressen! Feiner Nationalismus, der um des Portemonnaies willen seine so laut betonte Gesinnung verkauft!

Die Umgestaltung der Reichsbahn. Verkehrsminister Deser gegen unbefugte Kritik.

In letzter Zeit haben mehrfach leitende Beamte der Reichsbahn zu dem Sachverständigengutachten und der Frage der zukünftigen Gestaltung der deutschen Bahnen Stellung genom men. Diese Auslaffungen haben Reichsverkehrsminister Deser zu folgender Verfügung Veranlassung gegeben:

Der vökische Krach.

Bruch zwischen Effer und dem völkischen Block.

Das parteioffizielle Dementi des völkischen Blocks über den Aus. schluß von vier hervorragenden Mitgliedern hat rasch seine Kor­reftur erfahren. In einem Artikel der Deutschen Preffe", der sich mit dem Zank im völkischen Lager beschäftigt und sich ins­besondere mit dem Verhältnis Effers zum völkischen Block ausein­andersetzt, wird folgendes mitgeteilt:

Heute ist der Bruch zwischen Esser und dem vol. fischen Blod vollzogen. Der völlische Blod wurde aus Rein­lichkeitsgründen zu diesem Entschluß gedrängt."

Das bedeutet also, daß Esser, der nach derselben Quelle nach erhielt, weil er das vorgeschriebene Mannbarkeitsalter noch nicht er­einem Reichstagsmandat schielte, es aber aus dem Grunde nicht reicht hatte, aus der Sammelpartei des völkischen Blocks hinaus. geworfen worden ist Man sieht also, welchen Wert man völ­fischen Dementis beilegen darf..

Kahr- Seißer bleibt.

,, Veröffentlichungen von Beamten über das Sachverständigen gutachten, insbesondere über die Zukunft der Deutschen Reichs­Der Strom der werdenden Kultur fließt breit neben der eisenbahn, veranlassen mich, den Erlaß vom 31. August 1922 in Er- en Dementis beilegen darf. politischen Partei. Er erfaßt Maffen, die den Weg zur Partei innerung zu bringen. Die Verfasser solcher Abhandlungen werden aus mangelnder Einsicht in ökonomische Zusammenhänge noch sich vor Augen halten müssen, daß ihre persönlichen An. nicht finden können. Ein Reim sozialistischen Fühlens ruht schauungen über die Erfüllbarkeit der Borschläge des Gutachtens heut in der Brust eines jeden, ein Keim sozialistischen Den- von der Deffentlichkeit leicht mit der Stellungnahme der fens schlummert in jedem Hirn. Sie zu wecken, das sozia- Verwaltung selbst in Zusammenhang gebracht werden können. listische Fühlen zum Bewußtsein zu bringen, das sozialistische Dies ist um so bedenklicher, als die Verfasser in der Regel nicht über Denken zur Konsequenz zu führen, wird die Aufgabe der die sämtlichen Unterlagen verfügen, die zur vollständigen Würdigung kommenden Kulturorganisation sein. Besser dieser Fragen vor allem nach der finanziellen und politischen Seite noch als jetzt wird die Partei dann ihre Aufgabe zu lösen hin notwendig find. Eine besondere Zurüdhaltung ist vermögen: vom Fühlen und Denken zum Handeln zu führen, für die Beamten der Reichsbahn in der Beurteilung dieser Fragen vom Wollen zur Tat. in der Tagespresse namentlich zu einer Zeit angezeigt, in der die von der Reichsregierung bestimmten Vertreter im Organisations fomitee über die fünftige Gestaltung der Reichsbahn verhandeln. Dies ist schon deswegen erforderlich, weil die Beamten, die über Den Stand der Berhandlungen nicht unterrichtet sind, nicht in der Lage sind, zu beurteilen, ob solche Veröffentlichungen nicht störend auf den Verlauf der Verhandlungen wirken können."

Brotwucher und Gutachten.

Die Zollvorlage als achter unverzichtbarer Vorbehalt. In der Kreuzzeitung  " stellt der politische Beauftragte der Deutschnationalen, Herr v. Lindeiner- Wilda u, die Bollfrage als achten unverzichtbaren Vorbehalt der Deutsch­nationalen für die Annahme der Gutachtengeseze auf. Unter der Ueberschrift ,, Schicksalsfragen der deutschen Landwirt­schaft" schreibt er:

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Feigling Scholem  .

Eine Abfuhr für die bayerische Regierung. München  , 14. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der frühere bayerische   Staatsminister des Innern, Dr. Schweyer, hat bekanntlich Stellung als Chef der bayerischen Landespolizei entlassen. Dieser im Mai d. J. den Polizeio berst von Seißer aus seiner beschwerde beim Staatsgerichtshof ein, der nunmehr dieser Be­legte gegen die Entscheidung des Staatsministers Verfassungs­schwerde stattgegeben hat. In der Begründung heißt es: Die Entlassung des Herrn v. Geißer durch das Staatsministerium schwerde stattgegeben hat. In der Begründung heißt es: des Innern ist ausschließlich auf die Feststellung gestützt worden, daß Oberst v. Seißer durch den Gang der Ereignisse zu einer poli tisch umstrittenen Persönlichkeit geworden ist. Die außerordentlich dienstliche Befähigung des Herrn von Geißer ist gleichzeitig vom Ministerium anerkannt worden. Eine also begründete Verabschiedung verstößt aber gegen den Artikel 13 Abs. 1b des Landespolizeibeamtengefeges, wonach die Entlassung nur möglich ist, wenn der Entlassene nach dem Urteil seiner Vor­gesetzten für seine dienstliche Verwendung nicht mehr befähigt ist. Die Vorschrift hat lediglich den Fall im Auge, daß der Polizeibeamte infolge Nachlaffens feiner persönlichen Leistungsfähigkeit seiner dienstlichen Aufgabe nicht mehr gewachsen ist. Der Begriff der Be­fähigung umfaßt nur die aus der Persönlichkeit und der Veran­lagung des Polizeibeamten schließenden Gründe, nicht aber objektive, außerhalb seiner Person kegende Umstände. Wenn auf diese Weise vorgegangen werden könnte, wären die Landespolizeibeamten in der Tat zu den Zeiten und für die Tätigkeit, in denen und für die sie den Schutz gegen unberechtigte Entiaffungen am meisten brauchen, zu wenig geschüßt. Die Verabschiedung des Herrn v. Seißer ver­stößt daher gegen eine Bestimmung des Landespolizeigesetzes und verlegt, da sie in ein wohlerworbenes Recht des Beschwerdeführers eingreift, den§ 67 der bayerischen Verfassung."

Sein Kampf gegen die Weißgardisten. " Ich halte diese Frage für so ernst, daß sie in allernächster Halle, 14. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Auf die Feststellung Zeit, noch im Verlauf der nächsten Wochen, bevor die Vorarbeiten des Genossen Künstler im Borwärts", daß Scholem   ein Feigling ist für die Herbstbestellung einsetzen, geklärt werden muß. Die deutsche und sich in der Stunde der Gefahr stets gedrückt hat, erklärt Scholem  Landwirtschaft muß wissen, woran sie mit den Parteien ist, die sich in der Mittwochausgabe der" Roten Fahac", daß er während des jetzt der Aufgabe der Verhinderung des ablehnenden Beschlusses der Kapp Putsches   in Halle den Kampf gegen die Weiß preußischen Staatsregierung nicht gewachsen gezeigt haben. Diese gardisten geführt habe. Zu dieser absolut lügnerischen Behauptung Klärung fann aber rechtzeitig nur herbeigeführt werden, wenn die stellen wir folgendes feft: Scholem   drückte sich, mit einem Zollvorlage dem Reichstage in der nächsten Woche, riesigen Regenschirm bewaffnet, bei irgendeiner wenn er zur Berhandlung der Gefeße anläßlich des Sachverständi Pleinen Abwehrabteilung, die unter der Führung gengutachtens zusammentritt, vorgelegt wird. Auch mir eines militärisch fundigen Genossen stand, in militärisch- kundigen Deutschnationalen wollen keine Verzögerung der Entscheidung über dem Halleschen Vorort Trotha herum und mar das Dames- Gutachten, aber ebenso wenig fönnen wir einer Bertierte den großen Feldherrn, solange er feinen fierte den großen Feldherrn, solange er feinen zögerung der Entscheidung über die Zukunft der deutschen   Landwirt Gegner vor sich hatte. Raum hatte eine etwa 10 schaft zustimmen." Mann starke Reichswehrpatrouille ihre Köpfe ra über den dortigen Bahndamm gestedt, als Herr Scholem  , ohne daß auch nur ein Schuß abgegeben worden wäre, auskniff. Während sich sein aus dem Oster putsch rühmlichst bekannter Kollege Bowizky einen Hühnerstall als Bersted suchte, verkroch sich Scholem   unter dem Musikpavillon eines Trothaer Gartenlofals. Erst nachdem die Gefahr durch das Ein­greifen besonnener Sozialdemokraten völlig beseitigt war, tam der tapfere Scholem   wieder ans Tageslicht in ebenso phantastischer Ver­kleidung wie der ebenso tapfere spätere fommunistische Bezirks­sekretär Delsmer, dessen künstlicher Bart bis an den Nabel reichte. So lange Scholem   in Halle war, hat er sich wohlweislich gehütet, sich als Held im Kampfe gegen die Weißgardisten aufzu­spielen. Das wäre ihm auch nicht gelungen, da der liebliche Knabe von damals 23 Jahren natürlich als militärischer Führer von keinem Bei einem organisierten Arbeiter ernst genommen worden war. etwaigen Versuch, sich hier eine militärische Funktion anzumaßen, hätte man ihn, wie uns glaubhaft versichert wird, bei den dazu be= fonders gut eingerichteten Ohren genommen und the ohne Feder­lefen auf das ihm gebührende Plätzchen gesetzt.

Damit ist von autoritativer Seite denn dafür muß der Generalsekretär der Deutschnationalen Partei gelten offen ausgesprochen, daß die Deutschnationalen bereit sind, gegen das Zugeständnis des Brotwuchers für die Gutachten­gefeße zu ftimmen. Die sieben anderen unverzichtbaren Bor­behalte der Deutschnationalen find also lediglich Deforation, der achte, eigentliche und wirklich unverzichtbare Vorbehalt für fie ist das Zugeständnis des Brotwuchers.

Kuhhandel und Schandgutachten. Das Meinungschaos bei den Deutschnationalen. Während die deutschnationale Reichstagsfraktion entschlossen ist, ihre Zustimmung zum Gutachten gegen die Zollvorlage zu verhan­deln, agitiert der Reichslandbund in seinem Feldzug für die Aus­wucherung des Bolkes weiter mit der nationalistischen Phrase. In einer Resolution des Landbundes Oberbarnim heißt es:

Wir lehnen es ab, durch Annahme des Dames- Gutachtens zu Sklaven der Feindstaaten zu werden und verlangen Ab­

Schwarzweißroter Strand.

Von Karl Fischer.

Siahlbäder kann man in Warnemünde   nicht nehmen. Aber am Seestrand, wie man in Mecklenburg   unter Wortverschwendung sagt, und am Strom, so heißt hier der Hafen, merkt man auf Schritt und Tritt, daß man in einem Land sich befindet, in dem liebe Leute das Stahlbad eines neuen Krieges für notwendig und nützlich halten. Ueberall schwarzweißrote Fahnen und Fähnchen auf den Dächern von Hotels und Pensionen, auf den Strandkörben und Strandburgen, auf den Badeanstalten, Booten und Kiosken. Um teine günstige Gelegenheit zu hakenkreuzlerisch- heldenhafter Betätigung vorübergehen zu lassen, hat man in der Bedürfnisanstalt am Strand die Wände befliert und beschmiert: Hitler   wirft alle Juden ins Meer!", womit diese Anstalt die Bedürfnisse der meisten in Warnemünde   wirklich befriedigt. Kein Wunder schließlich! In Mecklenburg   war man bekanntlich immer mindestens ein Jahrhundert hinter der Zeit zurück. Daher kommt es denn auch, daß man heute in Warnemünde   noch nichts weiß von der Republik   Deutschland  . Und als am verflossenen Sonntag Mitglieder des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold in einem großen Auto durch den Ort ratterten, hörte man indigniert- erstaunt: Was woll'n die Kerle?" Nun, die auf dem Auto schwenkten die schwarzrotgoldenen Fahnen, sagten und sangen es in alle Winde, was sie wollen. Hoffent lich haben es ein paar behalten und beherzig!!

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Vor ein paar Tagen war Herr Wulle hier und hat zur Erinne­rung an das Stahlbad des letzten Krieges gesprochen. Nach der Ver­fammlung war gemütliches Beisammensein. Da hat man auch die wichtige Frage ventiliert, auf welche Weise man schwarzweißrote Wellen auf Strand und Sand sich wälzen lassen kann. Wie ver­lautet, haben Hakenkreuzingenieure eine befriedigende Lösung des Problems gefunden. Durch sinnreich unter Wasser angebrachte elektrische Röhren wird es möglich sein, schwarzweißrote Wellen auf eiren natürlich schwarzweißret gefärbten Strand zu führen.

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Nach der Entdeckung eines genialen deutsch  - nationalen Geistes lag das Paradies in Mecklenburg  . Richtig! Nur im Ort hat er fich geirrt. Das war nämlich in Warnemünde  . Noch heute fann man es daran erkennen, daß Weiblein und Männlein als Evas und Adams am Strand umherlaufen. Zwar haben sie Bademäntel um sich gezogen, aber der neugierige Wind zerrt daran, so daß alle Schönheiten der Götterglieder gezeigt werden. Man freut sich über die unschuldsvolle Natürlichkeit, fürchtet nur ein wenig, daß die Naturschwärmer sich einen läftigen Schnupfen auf ihr liebes Leibechen Inden werden und wundert sich nicht wenig über die Alteingesessenen, die entrüstet sind über die nackten Keris und Mäfens. Wenn man doch im Paradies wohnt!

Ueberhaupt ist man in Warnemünde   sehr modern geworden. Für die weniger bemittelten Staatsbürger hat man den Strand hinter

den Badeanstalten zum Baden freigegeben. Und im Familienbad findet mittags Konzert statt, und alles tanzt und betätigt sich auch sonst sehr tapfer! Und das Fleisch schwillt und quillt aus den Bade­fostümen. Dann prescht die Mufit ein paar Barademärsche da­zwischen, die Paare treten an, und man denkt, jetzt kommt der Vor­fommt und die Parade im Familienbad, garantiert judenrein beimarsch in Rompagnietolonne. Es heißt, daß Ludendorff hierher meine das Familienbad ich abnehmen wird. Neben mir stand einer, der sagte, als er davon hörte: Das wird die richtige Schinkenparade!" Gott  , durch solche respektlose Reden darf man sich nicht irremachen lassen. Es hat halt immer Leute gegeben, die für alles Erhabene

und Hohe tein Herz hatten!

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Strand, der Wald, der bis an das Wasser klettert, und die Rostoder Und doch, und doch! Warnemünde   ist schön! Der weite, weiße Heide mit uralten Eichen- und Buchenriesen. Ja, es ist wahr, hier ist das Paradies! Die Bäume rauschen, irgendwo da hinten rennen und rollen die Wellen an den Strand, die Nerven schwingen gleich mäßig und glücklich, als regierte der Friede in der Welt, als gebe es keine Wulles und andere Wotanmütige, feine schwarzweißrote Fahnen am schwarzweißroten Strand.

Ruffischer Defamaron. Eine Geschichte, die sich wie eine der unsterblichen Erzählungen in Boccaccios Detamaron" ausnimmt, macht gegenwärtig in Rußland   das größte Aufsehen. Die Mos­fauer Blätter find voll von der Anklage, die genen den Prior eines Klosters wegen Verführung eines 17jährigen Mädchens und gegen dieses Mädchen wenen Kindesmordes erhoben worden ist. Die tat sächlichen Verhältnisse, die diesem Prozeß zugrunde liegen, find phantastischer als jeder Roman. Das Mädchen tam in Männer­fleidung unter dem angenommenen Nomen Aleris Drobrotolom in das Kloster und wandte sich an den Prior Warnawa, der einem Kloster in der Nähe von Moskau   vorsteht. mit der Bitte, es in den Priesterorden aufzunehmen. Da der Jüngling fich als einen Neffen des Patriarchen Trichon vorstellte, fand der Brior feinen Anlaß, ihn abzuweisen, und nahm ihn zunächst als Laienbruder in seine persönliche Umgebung. Nach einigen Tagen entdeckte er jedoch, daß der neue Klosterbruder ein Mädchen war. Alexis" gab num sein wahres Geschlecht zu und erklärte, fie sei gezwungen worden, Männerkleidung anzulegen, weil ihre Eltern tot wären, fie teine Freunde gehabt hätte und sich als Mädchen nicht durchs Leben schlagen konnte. Der Prior versprach ihr, das Geheimnis zu wahren, und gestattete ihr, weiter im Kloster zu bleiben. Aber als sich das Mädchen dann Mutter fühlte, da wurde ihm die Sache doch unheimlich, er brachte sie nach Moskau  . ließ fie dort mit einer fleinen Summe zurück und befahl im Kloster, man folle dem Mönch Alleris" den Eintritt verweigern, wenn er sich wieder zeigen mürde. Unterdessen irrte das Mädchen verlassen und mittellos in Moskau   umher, und als sie einem Kinde das Leben gab, tötete sie es in ihrer Verzweiflung und stellte sich dann selbst dem Gericht. Der Prior murde verhaftet, und die ganze Angelegenheit wird nun in einem Mordprozeß näher untersucht werden.

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Wiedfeldts Rücktritt.

Frankfurt   a. M., 14. Auguft.( Mtb.) Wie die Frankfurter   3tg." aus Washington   meldet, hat der deutsche   Botschafter Wiedfeldt ein Einverständnis mit Berlin   erzielt, wonach sein Rücktritt für den 15. September angenommen ist. Es ist möglich, daß der Botschafter noch furze Zeit danach auf seinem Boften bleiben wird.

Die Münchener   Polizei hob am Dienstag im Kolosseum eine Bersammlung der Kommunistischen Partei auf. Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Raz sollte über das Dames- Gutachten und seine Folgen für die Arbeiterschaft sprechen. Die Schuhmannschaften machten bei der Aufhebung der Versamm­lung teilweise von den Gummifnütteln Gebrauch. Mehrere Per­sonen wurden verhaftet, später aber wieder freigelassen.

Perfonalien aus dem auswärtigen Amt. Der Oberregierungs­rat in der Presseabteilung der Reichsregierung und ordentliche Honorarprofeffor an der Universität Kiel  , Dr. Oswald Schneider, ist zum vortragenden Legationsrat und zum Diri genten in der Personalabteilung des Auswärti= ge'n Amtes ernannt worden.

Lieber unter den Wilden als zurüd zur Kultur! Eine zur Er­forschung der Heuschrecken von der fappländischen Regierung ausge sandte Expedition in der Kalahari  - Wüste hat 50 Weiße entdedi, Nach­tommen holländischer Auswanderer, die als Slaven   bei einem Negerhäuptling leben. Die Reisenden fragten diese weißen Eflaven, bevor sie Malopolole, den Ort, wo sie ihre niedrigen Arbeiten ver­richten, verließen, ob sie nicht mit ihnen zur Kultur zurüdfelren wollten, aber die weißen Stlaven weigerten sich, ihr Schicksal auf­zugeben. Sie sind ganz zufrieden, daß fie für die Schwarzen arbeiten, auf trocknen Blättern schlafen und die primitive Nahrung zu sich nehmen müssen. Sie haben niemals vorher andere Weiße gefehen und nur ungewiffes vom Weltkriege gehört. Sie haben Angst vor all dem Neuen und Fremden, was hinter der Wüste ihrer wartet; sie nach der Ueberlieferung, die unter ihnen lebendig ist, wie sie hierher wollen nicht den Weg durch die Wüste wagen, weil sie sich vor dem Wassermangel fürchten. Der älteste diefer weißen Gflaven erzählte gefommen sind. Ihre Eltern waren Holländer, die durch die Wüste zogen, um nach Portugiesisch- Westafrika zu gelangen, wo fie frucht­bares Land zu finden hofften. Auf dem Wege durch die Wüste wurde aber das Wasser knapp; schließlich hatten nur noch die Frauen zu trinken, und dann war auch für diese nichts mehr da. Eins nach dem andern starben, Männer und Weiber. Als etwa noch 10 Männer und Frauen übrig waren, verließen sie die Wagen, nachdem alle schon tot waren, und zogen aufs Geratewohl durch die Wüste, bis sie zu einem Kraal von Eingeborenen famen. Hier wurden sie Sklaven des Häuptlings, und ihre Nachkommen find es geblieben und wollen es auch weiter bleiben.

" Jugend und Bühne. Auf der vom Zentralinstitut für Er­ziehung und Unterricht in Gemeinschaft mit dem Bühnenvoltsbund, dem Rhein- Mainischen Verband, der Heffifchen Zentrale für Volks­bildung und den Vertretern der Jugendpflege und Jugendbewegung in Frankfurt   a. M. in der Zeit vom 15. bis 17. September 1924 veranstalteten Tagung Jugend und Bühne in Frankfurt   a. M. werden die Fragen des Jugendspiels in Borträgen behandelt über Möglichkeiten und Grenzen des Jugendspiels" von Georg Götsch  , Berlin  , und Dr. Leo Weismantel  , Marktbreit   a. M., über Jugends spiel und Berufsbühne" von Direktor Hans Meißner  , Frankfurt   a. M., über Das Spiel im Kindesalter" von Anton Ettmayr, München  , berger, Frankfurt   a. M. Am 15. September abends spricht Univer­über Die Dramaturgie des Laienspiels" von Jr. Julius Franken­fitätsprofessor Dr. Nohl, Göttingen  , über Die Stellung des Jugend­fpiels im Rahmen der gegenwärtigen allgemeinen Kulturbemegung". Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle für die Tagung Jugend und Bühne" in Frankfurt   a. M., im Sachfenlager 1.

fischen, ist in Berlin   im Alter von 46 Jahren geftorben. Er hat in eigenen Alexander Eliasberg  , einer unferer besten Uebersetzer aus dem Nus­Werken die russische   Cunst und die ruifische Literatur behandelt, aber seine hervorragendste Zeitung sind seine Ueberlegungen. Tolstoi, Doftejeti i, Turgenjew  , Gogol  , Tschechow   und viele andere stehen auf der langen ziste derer, die er meisterhaft verdeutschte.

Nap tha in Kamifchatta. Nach einer Meldung der Russischen Telegraphen­Agentur fand eine geologische Expedition auf Kamtschatta an den Ufern des Fluffes Bogatschewka im Bezirt des Kronez- Meerbusens umfangreiche Naph­thaquellen, die unter vulkanischer Lava lagern und 78 Prozent Petroleum enthalten.