noch die Perspektive des Untergangs in Berzweiflung! Damals wuchtete auf uns der Druck der Bajonette und Tants der Invasionsarmee, die Ruhr galt selbst Leuten, die heute in der Regierung figen, als verloren. Damals mußte selbst die Regierung Cuno Zugeständnisse machen, die über die heutigen Zugeständnisse im Dawes- Pian weit hinausgehen. Damals hätte Deutschland aufgeatmet selbst unter einem Dittat, das Erleichterung dieses Druces gebracht hätte. Heute aber stehen wir am Anfang der Befreiung! Nur Fälscher und gewissenlose nationalistische Hetzer vermögen den gewaltigen Fortschritt zu leugnen. Von Bersailles, wo die Deutschen gleich geächteten Berbrechern behandelt wurden, über Spa, wo ihnen diftiert murde, über London , wo sie zähnefnirschend ein hartes Ulti matum entgegennehmen mußten, bis zu dieser Konferenz, wo fie als Gleichberechtigte eine Vereinbarung unterzeichneten, die Deutschland Erleichterung bringt das ist der Fort schritt, den wir in den fünf Jahren des Reparationsstreits herbeigesehnt haben!
Ist es trotz der Tatsache, daß als äußersten Termin der Ruhrräumung der 15. August 1925 festgesetzt worden ist, nicht wahr, daß Deutschland gewaltige Erleichterungen erfährt? Poincaré wollte im Ruhrgebiet bleiben, Herriot gibt uns eine Rechtssicherheit der Ruhruäumung. Deshalb ein halber Mann, eine moralisch gebrochene Säule! War es nun der Zweck des Dawes- Blans, die sofortige militärische Befreiung von Rhein und Ruhr zu erkaufen? In dieser Behauptung liegt die Tendenzlüge der Deutschnationalen. Nun ist für sie der Dawes Blan nur der Preis, den wir bezahlen, nicht die Erleichterung, die er tatsächlich innerlich darstellt. Der Dawes- Plan ist die Befreiung vom Londoner Ultimatum, die Befreiung von der 132- Milliarden- Laft. Er ist die Befreiung von der Micum Laft, die höher ist als die ersten Verpflichtungen aus dem Dames- Plan. Er ist die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands , die Wiederbelebung des deutschen Kredits, er ist der Ausweg aus der WirtschaftsKredits, er ist der Ausweg aus der Wirtschafts
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Am Sonntag veranstalteten die Nationalsozialisten in Weimar einen sogenannten„ Deutschen Tag ". Die Redner dieser öffentlichen Veranstaltung wetteiferten miteinander in Beschimpfungen der Republit. Bei der Kundgebung vor dem Nationaltheater hielt Dr. Dinter eine Ansprache, in deren Verlauf er die Parteien und die Reichs regierung des Bolts und hochperrats bezichtigte und die Forderung aufstellte, daß diese Hoch-, Bolts- und Baterlandsverräter jofort von dem Staatsgerichtshof abgeurteilt werden." Seine Ausführungen endeten mit den Worten:
„ Wir schwören, unserem Führer Ludendorff , wenn er uns ruft, 3u folgen bis in den Tod und nicht eher zu ruhen, als bis die Novemberverbrecher ihrer gerechten Strafe vor dem Staatsgerichtshof zugeführt find!"
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Die Ausführungen Dinters enthalten schwere Beleidigun gen der Reichsregierung. Sie sind eine Aufreizung zu Gewalttätigteiten. Daß fie auch nicht anders verstanden wurden, beweisen die die Rede begleitenden Zwischen " An die Laterne!"" Nieder rufe, wie:„ Aufhängen!" mit der Reichsregierung!" Daß der gesamte Verlauf des Barteitags in diesem Sinne wirkte, zeigten die Vorfälle vom Sonnabend, die in der Erstürmung des Weimarer Boltshaufes und in Schießereien gipfelten. Obwohl nach den aufhebenden Reden während der Sigung des Parteitags am Freitag und Sonnabend Schlimmes zu befürchten war, hat es die thüringische Regierung nicht nur versäumt, am Sonnabend für den nötigen Schuß der Straße zu sorgen, sie hat darüber hinaus trotz der blutigen Zwischenfälle am Sonnabend die öffentlichen Veranstaltungen unter freiem Himmel anderntags nicht verboten, sie verfäumte es, gegen die zu Gewalttätigkeiten auf reizenden Redner einzuschreiten. Nachdem die thüringische Regierung durch die Duldung der Hakenkreuzbanner auf dem Weimarer Nationaltheater und durch die Glückwünsche an die Dortmund und Dugende von Städten frei von franzö- Beranstalter des Parteitags bereits die Reichsverfassung öffent fischen Bajonetten! Die befreiten Bewohner werden die fürlich verhöhnt hatte, hat sie auch weiterhin als Wahrerin der wahnwikig erklären, die diese Tatsache mit Gleichmut als ein Interessen des Deutschen Reiches volltommen versagt. Nichts bezeichnen. Ausweg aus der Wirtschaftskrise: Hoff- Was am Sonnabend und Sonntag in Weimar geschehen ist, nung auf Arbeit, auf Berdienst, Zurückschrecken des Gespenstes war bisher nur in Bayern möglich. der Arbeitslosigkeit ist das auch ein Nichts, ein Grab der Hoffnungen?
frise.
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Die Nationalisten, die so leichtfertig und gewiffenlos über diese Dinge hinweggehen, haben ihre Gründe! Warum reden sie nicht mehr von der Micum- Last? Ist es ihnen genug, daß das Reich seit zwei Monaten den größten Teil der Micum Last trägt? Wollten sie mur Befreiung von der Micum- Last, als sie sie selber drückte, und wollen sie, daß das Reich ewig mit ihr belastet sei? Die Tatsache, daß sie die wirtschaftliche Bedeutung des Ergebnisses von London hinter der nationalistischen Tendenzlüge verschwinden laffen, weckt den Verdacht, daß sie neue Katastrophen, neue Inflation, neue Auswucherung des Volkes wollen. Und gerade die Kreise, die mit dem Gedanken daran spielen, find es, die den Aufwer tungsschwindel der Deutschnationalen inszenieren, hinter dem fie die Absicht der neuen Entwertung verbergen.
In Bayern bedauert man heute, daß man den national sozialistischen Romitadschis und ihren Führern eine Freistätte für ihr die öffentliche Ordnung und den Staat unterhöhlendes Treiben gewährt hat. Soll Thüringen die zweite GummiBelle Deutschlands werden? So wie bisher, fann es nicht weitergehen! Wenn die thüringische Regierung nicht selbst imftande ist, in ihrem Lande Ordnung zu schaffen, wird man das nötige durch die Reichsegetutive und den Reich s tommissar veranlassen müssen.
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Herr Jarres fit indessen in Berlin und rührt teinen Finger. Das einzige, was man über ein Eingreifen von Reichsinstanzen gehört hat, ist eine ausgedehnte Urlaubs gewährung Reichswehroffiziere und Reichswehrmannschaften zweds Teilnahme an den regierungs- und verfassungsfeindlichen Kundgebungen der Nationalsozialisten in Weimar .
an
Rampf der nationalistischen Tendenzlüge! Das wird eine der wichtigsten Aufgaben des inneren Kampfes der tommenden zwei Wochen sein. Hinter der Tendenzlüge Im Verlaufe des gestrigen Sonntags ist es in Weimar anläßlich verbergen sich gewissenlose und unverantwortliche Pläne, die des Kulturbekenntnisses" zu einer Anzahl 3usammenstoßen die Sicherheit der deutschen Zukunft auf politischem und wirt gekommen, bei denen mehrere Personen mißhandelt, so schaftlichem Gebiete bedrohen. Aber das Ergebnis von Longar in einem Falle schwer verlegt worden sind. Am Sonntag don, der Beginn der wirtschaftlichen und militärischen Befrei- morgen und in der Nacht zum Sonntag waren mehrere ung spricht zu laut, als daß die Tendenzlüge Aussicht auf Er. Sonderzüge mit Rationalsozialisten aus Thüringen folg hätte. Der große geschichtliche Fortschritt nach 5 Jahren und Bayern eingetroffen, die sich unter das Kommando des Putschdes Leidens und der Ungewißheit wird nicht durch Lüge und hauptmanns Röhm stellten. Infolge höchst unliebfamer BorFälschung aus der Welt geschafft. fälle, die sich bereits während des Parteilages abgespielt hatten, hatten es zahlreiche Bürger von Weimar vorgezogen, am Sonn abend die Stadt zu verlassen, da man nach den höchst geheimnisvollen Andeutungen der Nationalsozialisten mit größeren Unruhen rechnete. Der Andrang der ständig durch die Hauptstraßen ziehenden
Deutschland und Abessinien. Der Reichspräsident empfing am Freitag die abeffinische Sondergesandtschaft. Es wurden Freund schaftsreden gehalten und Geschente ausgetauscht.
Bon Dr. H. Falkenfeld.
Im Alter von 70 Jahren ist Paul Natorp , Professor der Phllosophie an der Universität Marburg , gestern gestorben. Natorps Bedeutung für die Philosophie der Gegenwart wie für die soziale Weltanschauung unserer Zeit ist nicht unbeträchtlich. Er gehörte mit dem vor wenigen Jahren gestorbenen Philosophen Hermann Cohen , mit dem er zufammen in Marburg lehrte, zu den Begründern der sogenannten neufantischen oder Marburger Schule.
Paul Natorp wurde geboren am 24. Januar 1854 in Düsseldorf und hat die letzte Zeit seines Lebens das Ordinariat für Philofophie in Marburg innegehabt. Seine Bedeutung liegt zunächst darin, daß er gegen Ende des vorigen Jahrhunderts durch den Hinweis auf Rant den philosophischen Materialismus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit überwinden half. Von dem breiten, allzu pathetischen und nicht immer glücklich poetifierenden Tone Hermann Cohens unterschieden, betonte er wie jener die Allgemalt der Logit in der Philosophie und kam zu der Anschauung, daß das Denten in sich einen schöpferischen, Gehalt birgt. Eingehender noch als Cohen beschäfa tigte er sich mit den Grundlagen der Mathematik und der Naturwissen fchaft in seinem Buche„ Die logischen Grundlagen der eraften Wissen schaften". Leider tam bei dieser Grundlegung stets der Anteil der empirischen wie der reinen Arschauung zu kurz, eine Tatsache, die sich charakteristisch aus seiner Ueberschähung des reinen Dentens ergab. Bedeutsam ist Natorp auch als Sozialpädagoge gewesen. Von Rant hatte er gelernt, daß die Humanität eine der wesentlichsten Ziele des individuellen wie des gesellschaftlichen Lebens sein müffe. Er gelangte im Berlaufe feiner Arbeiten immer mehr dazu, den Gemeinschaftsgebanten als den ausschlaggebenden Begriff aller gesellschaftlichen Philosophie zu betrachten. So fam er auch auf feine Weise zum Sozialismus. Freilich nicht zu einem Sozialismus, der durch Klassenfämpfe errungen wird, sondern zu einem Sozialismus, der durch das allmähliche Wirkfamwerden humanitärer Ideen in der Gesellschaft realisiert wird. Eine Zeitlang stand Natorp jo gar den bolschewistischen Gedankengängen, wenigstens soweit es sich um die Verwirklichung des Rätegedankens handelte, nicht ganz fern. Jedoch wurzelte diefe Neigung nicht etwa in einem wirklichen philoSophisch fundierten Radikalismus, sondern viel eher in einer unitaren Faffung des an sich schon recht vieldeutigen Gemeinschaftsgebantens. ie unklar und gefährlich dieser Gemeinschaftsgedante ist, zeigt ja das Beispiel des datorp sehr nahestehenden Rechtsphilofophen Ru dolf Stammler , der mit Kant und feinem Idealismus begann und auf Grund des Gedankens der sozialen Harmonie neuerdings zur Bejahung aller reaftionären Beftrebungen gefcmmen ist. Bei Na torp freilich war dies nicht der Fall. Der Jugend und der Jugend bewegung, der Erziehung des Menschens zu neuem Geiste und besserer Gemeinschaft als bisher hat er immer seine Kräfte gewidmet. Der Begriff des Ideals als eines Gegenstandes, den man um Gottes: willen nicht heute wnd sofort verwirklichen soll, spielt zwar auch bei Natorp seine bedenkliche Rolle. Aber daß die Humanisierung der Gesellschaft nur im Geifte des Sozialismus erfolgen fann, das hat
Natorp niemals bestritten. Und darum schon ist feine Erscheinung eine rühmliche Ausnahme unter den Philosophen vom Fach ge wesen. Und darum darf auch die werttätige Jugend, die sich für die Zieifegungen des Lebens interessiert, am Grabe Bau Natorps
trauern.
Eine Rundfrage über das Kronprinzen- Palais.
Eine einzigartige Galerie der Lebenden" ist in dem Berliner Kronprinzenpalais geschaffen worden, das der Direktor der Nationalgalerie Ludwig Jufti im August 1919 eröffnete. Das viel an gefeindete Museum, das in den fünf Jahren seines Bestehens sich zu einem der wichtigsten Kunstinstitute der Reichshauptstadt entwickelte und weitesten Kreisen Verständnis für die neue Kunst gebracht hat, wird jetzt in dem von Paul Westheim herausgegebenen Kunstblatt" zum Gegenstand einer Rundfrage gemacht.
notionalsozialistischen Mengen war fe groß, baß ellenwelle der Berkehr völlig unterbunden wurde, ohne daß die Polizei für eine Regelung der Demonstrationszüge geforgt hätte.
Ludendorff wurde bei seiner Abfahrt von Weimar am Sonntag abend, gefolgt von etwa 300-400 jungen Leuten und estortiert von 6 Beamten der Weimarer Schuhpolizei an den D- Bug gebracht. Während des Aufenthaltes bes D- 3uges in Weimar war der Reiseverkehr fast restlos unterbunden. Der D- 3ug- Wagen, in dem Ludendorff Plah genommen hatte, blieb gesperrt, denn eine Ehrenwache" jehr junger Nationalfozialisten postierte sich an den Eingängen und zwang die Reisenden, die aussteigen wollten, mit ihrem Gepäd durch einen zweiten Wagen das Freie zu gewinnen. Aber auch hier vermochten die Reisenden faum weiterzufommen, denn die unablässigen heilrufenden Anhänger Ludendorffs empfanden die Reisenden als eine Störung der Ab schiebsfeier und benutzten die Gelegenheit zu antisemitischen Rundgebungen, die zum Teil einen wüft en Charakter trugen. Das Bahnpersonal war gegen das Treiben machtlos uno auch die Beamten derLandespolizei, die falutterend auf dem Bahnsteig ftanden, bis der Zug Weimar verließ und Ludendorff vom Fenster zurüdtrat, griffen nirgendwo ein. Im D- 8ug felbft tam es dann zwischen der Ehrenwache", einer Anzahl junger Leute, die Ludendorff nach Berlin begleiteten, und den Fahrgästen zu sehr lebhaften Auseinanders segungen. In Halle wurde Ludendorff Gegenstand von Huldis gungen der ihn dort erwartenden Nationalsozialisten, doch machte sich hier bereits ein so lebhafter Widerstand des Publis tums auf dem Bahnhof bemerkbar, daß die Hitler - Anhänger auf Berlangen der Arbeiter, die von Sonntagsausflügen gu rüctehrten, schon nach einer Minute vom Bahnhof verschwanden. Auch in dem D- Zug, den Ludendorff benutte, tam es zu scharfen Auseinanderseßungen der Reisenden mit der aufgeregt hin und hereilenden Ehrenwache, so daß die Nationalsozialisten zunä einmal die Hakenkreuzbinden verschwinden ließen und es später unter dem wachsenden Unwillen der Reifenden vorzogen, auch die Hitler- Jaden und-Mühen gegen Zivil" zu vertauschen. Infolge deffen sah man bei der Ankunft auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin feinerlei nationalsozialistische Abzeichen mehr und die Anfunzi Ludendorffs verlief vollkommen unbemerkt.
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Die Brunnenvergifter schweigen. Brotivucher, Preußische Regierung und Reichslandbund. Der Bresse des Landbundes und der Deutschnationalen ist die Abfertigung des Reichslandbundes in der Echutzollfrage durch die preußische Regierung fo in die Knochen gefahren, daß sie es vorzieht, die Antwort ihren Lefern vorzuenthalten. Lediglich die Deutsche Tageszeitung ristiert einige Worte der Abwehr, in denen sie es forgfältig vermeidet, auf den fachlichen Kern ber Rundgebung einzugehen. Die dem Reichslandbund ergebene Bresse beweist das mit, daß ihr die Lösung der landwirtschaftlichen rebitfrage nichts, die politische Brunnenver giftung alles ist.
Der 26- Prozent- Zoll.
Condon, 18. Auguft.( WTB.) Reuter zufolge wird in amts lichen Kreisen Londons betont, daß die Wiedereinführung der 26prozentigen Reparationsabgabe die Deutschland nach dem DamesBlan auferlegten Berpflichtungen nicht erhöhe, sondern lediglich die Beträge berühre, die der Generalagent für Reparation von den Mehrforderungen gegenüber Deutschland abzuführen habe.
England will die 26 Broz. nicht allein einsteden, aber die deutsche Einfuhr wird natürlich durch diese Zollerhöhung erschwert.
Der tommuniffische Abg. Hans Schreyer- Eisenach wurde nach Meldungen der fommunistischen Presse wegen grober Fahrlässigkeit in Geldangelegenheiten und parteifchädigenden Verhaltens aus der Partei ausgeschlossen.
Der deutsch - nordamerikanische Alkoholvertrag, der auch deutschen Alkoholschmuggel nach der Union verhindern soll, ist durch Austausch der Ratifizierungsurfunden in Kraft getreten.
wäre aus dem Grunde schon ein tatastrophaler Fehler, weil Lieber: mann nicht ewig lebt und Eberlein vielleicht sein Nachfolger wird." Lovis Corinth schreibt: Als Museum für die Kunst der Leben. den ist es einzig dastehend in der Welt. Solange dieje Galerie be= steht, ist stets den Arbeiten der Jugend am besten Rechnung getragen; auch dem Verständnis des Publitums erzieherisch tar entgegens gebracht."
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fort. Das Sommertheater hat dieses Jahr einen Tiefftand erreicht, Wien gib acht." Die Auflösung des Theaters schreitet mächtig wie nie zuvor. Für den Winter wird die Revue als neuer Schlager angefündigt. Wie die Gebrüder Rotter dabei mitwirken werden, steht noch nicht fest. Borläufig wird in dem ihnen gehörenden effing- Theater bis zum Herbst eine Revue des Wiener Ronacher Theaters gespielt, die mit allem aufräumt, mas noch irgendwie an das Theater erinnern fönnte. Zwischen den enb lofen Bildern die Premiere dauerte von 7 bis 12 Uhr besteht gar fein Zusammenhang mehr. Der geistige Gehalt ist gleich Null. Dafür prunft und gleißt ein aufdringliches Schaugepräge, dafür macht das reine Varieté sich auf der Bühne breit. Der verbindende Tert ist weder wißig oder gar satirisch, die Musit belanglos. Beine und Kostüme, angezogene und ausgezogene Frauen, die als Mannequins oder Festreigen auf einem besonderen Steg darchs Bublifum marschieren, das ist alles. An diesem Modenlurus sind das beste die schönen Stoffe. Die Extravaganz der Schnitte und die Beca rücktheit der meterhohen Straußenfederauffäße find beispiellos. ( Aber trotzdem ist der Geist Leffings auch in dieser Berschandelung des nach ihm benannten Hauses heimisch, wie ein Conferencier vor trug, denn auch Lessing liebte schöne Frauen!) Einige Titel ges nügen statt weiterer Charakteristik: Im Modesalon"," Das Des colleté im Laufe der Jahrhunderte"," Puppen"( hier war eine gewisse Anmut am Wert). Das moderne Kabaret mit seiner Staßen. musik der Jazzbanden und echten amerikanischen Länzen wurde glücklicherweise abgelöst durch Lanzbilder aus dem tanzseligen Wien . Das Bublikum war schon glücklich, als es wieder die schönen altbekannten Walzer- und Mazurkamelobien hörte, und als gar eine Repolle der letzten Deutschmeister den Radetzky- Marsch spielte, war des Beifalls fein Ende. Und so ging es weiter mit Szenen aus einem modernen Restaurant und Liebesabenteuern Casanovas und geboten, um diese Farbenrausche zu erzeugen; die Zurschaustellung was weiß ich. Eine unendliche Arbeit vieler Künstler war auf des weiblichen Körpers war Selbstzwed geworden. Früher haben wir das Kino als das Theater der Taubstummen verspottet; das wirkliche Theater, das mit diesen Revten auf die Geistlosigkeit des neuen reichen Böbels spekuliert und deswegen auch die Arbeiter beschäftigt! Die Menschen sind nur noch Marionetten oder beweg gelegentlich verulft, ist nichts anderes. Es wird nur noch das Auge
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Am intereffantesten ist, was der Direktor selbst, Ludwig Justi , darüber schreibt. Er berichtet von den großen Hemmungen, die der Entwicklung der neuen Gründung entgegenstanden, von den Mängeln des Baues, den geringen zur Verfügung stehenden Mitteln, der Anfeindung von manchen Seiten. Im Gegensatz zur National galerie soll das Kronprinzenpalais der Kunst der Lebenden geweiht fein. Daher muß Leben und Bewegung herrschen, und ständige Veränderungen, Bereicherung durch Leihgaben, durch Ausstellungen, ift notwendig. Jede Einfügung einer Leihgabe, noch mehr jede Ausstellung," schreibt er, bebingt eine Neuordnung, und besonders im oberen Stockwert geschieht alle paar Wochen eine oft durch greifende Umstellung. Das scheint mir sehr willkommen, denn durch Veränderung des Lichtes, der Nachbarschaft, der Abmessung des umgebenden Raumes zeigen sich jedesmal andere Eigenschaften des Kunstwerkes, so daß dem regelmäßigen Besucher der Galerie der Be. ftand in immer neuer Fafetierung vor Augen fommt. Uebrigens trägt der Wechsel dazu bei, den Großstädter zum häufigen Besuch der Galerie zu veranlassen, und es ist klar, daß wiederholtes Sehen gerade für die Fühlung mit der neuen Kunst von erheblichem Wert ist. Neben Ankäufen, Leihgaben und Ausstellungen betrachte ich es als eine Aufgabe der Galerieleitung, jenen zunächst ferner Stehen. den auch durch das Wort den Weg zum Erleben der Kunstwerke zu erleichtern. Daher habe ich Führer zur Sammlung der Gemälde und der Zeichnungen verfaßt; es ist darin versucht, nur von dem zu reden, was man sehen kann, und so dem Nichtvorbereiteten zu helfen, ohne ihm literarische Kunstbildung einzuflösen. Außerdem hatte ich tägliche Führungen eingerichtet, unentgeltlich; fie haben besonders heftige Angriffe und Verspottungen gefunden; als dann noch der Sinn der Museen durch Erhebung von Eintrittsgeldern umgebogen wurde, habe ich die Führung eingestellt." Die Veränderungen in der Gestalt des Museums hält Georg Rolbe für besonders wichtig. Die Idee der Galerie, das Bewegliche Gestelle für Modenarreteien. liche, das Nichtfestgelegte schäbe ich hoch ein," schreibt er.„ Hingegen ist der Ausstellungsbetrieb allzu lärmend." Er hält die Schaffung dieser Galerie für eine Tat und wendet sich wie auch verschiedene andere, gegen die Unterstellung der Leitung unter die Akademie. Die angestrebt wird. Ein Unterstellen der Leitung der Nationalgalerie unter die Akademie," sagt Alfred Flechtheim ,
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Sunffchronit. Das Graphische Kabinett J. B. Neumann , Stur fürstendamm 232 eröffnet eine zweite Ausstellung von Arbeiten Ensors. Sie umfaßt den 8yllus farbiger Lithographien des Werkes„ Szenen aus dem Leben Chrifii" und andere Radierungen. Die Ausstellung der Driginalradierungen aus dem Wert von Dito Dig Der Strieg" bleibt noch bis zum 15. September beftehen.