so bleib«» sie gleichwohl, je noch den Umlegungsterminen, 2— 4 Iahxe befreit, und auch darüber hinaus wird nur der Teil ihres Betriebs- Vermögens neu belastet, der das bei der ursprünglichen Llblösung der Last vorhandene Betriebsvermögen um mehr als IS Prozent übersteigt. s. Steuerbefreiung. Alle bei dieser Regelung vorgesehenen Schuldtitel, also die Einzelobligationen und die Bankbonds aller Art, sind von der Wert- papiersteuer und der Kapitalertragssteuer befreit, die erste Ausgabe durch den Treuhänder ist auch frei von der Börsen- Umsatzsteuer. Weitere Befreiungen hat sich die Reichsregierung vorbehalten. H. Neichsgarantie. Für Ausfälle hat das Reich zunächst mit den Mitteln der ver- pfändeten Einn<chmen einzutreten. Ihm steht der Rückgriff gegen- über dem säumigen ilnteruhpKr zu. 10. Schiedsgericht. In weitem Maße macht der Gesetzentwurs von dem Mittet schiedsgerichtlicher Regelung von Streitigkeiten zwischen Reichsregierung oder Bank einerseits und Reparotions- kommiffion und Treuhänder andererseits Gebrauch. Der Schieds- richte? wird von der Reichsregierung und der Reparationskommis- sion gemeinsam ernannt. Kommt keine Einigung zustcnde, so ernennt ihn der Präsident des internationalen Schieds. gerichts Hofes im Haag. Er entscheidet allein oder unter Hinzuziehung zweier weiterer Schiedsrichter, die von den streitenden Parteien gestellt werden._
Das Neichsbahngefetz. Der Entwurf eines.Gesetzes über die Deutsche Reichsbahn- Gesellschaft (Reichsbahngesetz)- wird nunmehr veröffentlicht. Er umfaßt 47 Paragraphen. Dem Entwurf beigefügt ist die„Satzung der Deutschen Reichsbahn-Gesellschast", die als Bestandteil des Gesetzes gilt. Die Einleitung zu dem Gesetzentwurf stellt ausdrücklich fest, daß «s sich um«in verfassungänderndes Gesetz handelt. „Der Reichstag hat das folgende Gesetz beschlossen, dos mit Zustimmung des Reichsrats hiermit oerkündet wird, nachdem fest- i gestellt ist. daß die Erfordernisse verfassungs- ändernder Gesetzgebung erfüllt sind: Z 1- Errichtung der Gesellschaft. (1) Das Deutsche Rreich errichtet durch dieses Gesetz zum Be- triebe der Reichseiscnbahnen eine Gesellschaft mit der Firma „Deutsche Reichsbahn -Gesellschaft-. (2) Die anliegende Gesellschaftssatzung ist ein Bestandteil dieses Gesetzes/' Die Paragraphen 2 bis 17 regeln Vermögen und De- tri«bsrechteder Reichsbahn-Gcsellschast sowie ihre Unterstellung ; unter die deutsche Handelsgesetzgebung. Die Paragraphen 18 bis 25 umfassen die Rechts« und Dienstver- thältnisse des Personals. Die allgemeinen Richtlinien enthält§ 19: i§ i9- Rechts. undDienstoerhältnifse der Bediensteten. (1) Die Rechts- und Dienstverhältnisse der Bediensteten der Gesellschaft werden durch ein« Personalordnung geregelt. die von der Gesellschaft unter Beachtung der nach» stehenden Bestimmungen zu erlassen ist. (2) Di« auf dem Gebiete des Arbeits-, Fürsorge- und Versicherungsrechts allgemein geltenden Gesetze und Verordnungen gelten, soweit st« nicht diesem Gesetz oder der Ge- sellschaftssatzung widersprechen, auch für die Beamten, Angestellten und Arbeiter der Gesellschaft. (3) Durch ein besonderes Reichsgesetz(Reichs» bahn-Personalgesetz), das gleichzeitig mit diesem Gesetz in Kraft treten soll, sind die bisherigen gesetzlichen Vorschriften über die Rechts- und Dienstverhältnisse der Bediensteten mit den Bestimmungen dieses Gesetzes in Uebereinstimmung zu bringen. (4) Bis zum Inkrafttreten der Personalordnung bleiben für die Bediensteten die für das Unternehmen„Deutsche Reichsbahn - geltenden Bestimmungen und Dienstvorschriften maßgebend, soweit nicht die Bestimmungen dieses Gesetzes entgegenstehen. Di« folgenden Paragraphen 27 bis 45 regeln: Einheit des Unternehmens, Gerichtsstand, Rechnungsführung, Bilanz, Aufsichts»
Fortschritt. Don Hans Klabautermann. Diese Geschichte kann auch dir passieren, denn sie ist alltäglich. Eines Nachts weckt dich deine Frau mit der Nachricht, sie könne nicht schlafen. Zunächst hältst du diese an sich bemerkenswerte Tat. fache für einen nicht zureichenden Grund, auch dich an der Ausübung des Schlafs zu behindern, gehst in eine Erörterung über diesen Punkt ein, fragst aber schließlich nach der Ursache der Schlaflosigkeit. Ist dein« Frau daraufhin noch zu Mitteilungen geneigt, so eröffnet sie dir, daß es sie furchtbar jucke. Die sonst sammetweiche pfirsichzarie Haut erweist sich sodann als durch häßliche dicke Quaddeln entstellt. Du versicherst, weder über die Entstehung«ach über die Heilung etwas zu wissen, und schläfst wieder ein. Am nächsten Morgen ver- sprichst du. mit ihr zum Arzt zu gehen, und verbringst unruhige Stunden in deinem Bureau. Zu Hause empfängt dich deine Frau mit der Eröffnung, Frau Knetschte von nebenan habe gesagt, das wäre die Nesselsucht, die komme vom Eidbceressen, und das beste Mittel dagegen sei für 10 Pf. gepulvert« Weizenstärke. die man auf die Haut streuen müsse. Die 10 Pf. für Weizenstärke riskierst du, als besorgter Ehemann bringst du ober dein« Frau doch lieber zum Arzt, und zwar zu einem, der sich Facharzt für Haut-, Geschlechts- leiden und Urologie nennt. Er schließ: sich der Diagnose der Frau Knetschk« an, hält aber die Krankheit für erheblich ernster und for. dert dich auf, unverweilt einen Zettel in der Apotheke abzugeben, den er mit folgenden unheimlichen Zeichen beschrieben hat: kp. Amz-I. tritic. 100,0 D. ad scat. S. für Frau Horn zum Einpudern. Nach komplizierter Berechnung stellt der Apotheker fest, daß du 1.05 Mark zu bezahlen hast, und überreicht dir ein« große Schachtel. Bei näherer Untersuchung ergibt sich, daß der Herr Dottor sich auch dem Heilplan der Frau Knetschte angeschlossen, hat. Der Inhalt der Schachtel entpuppt sich als Weizenstärke. Der Facharzt seinerseits begnügt sich mit der Erhebung von 10 Mark. Du stellst schwermütige Vergleiche mit den Ansprüchen der Knetschk« an, die einen Kognak für ausreichende Honorierung gehalten hat. Du vergißt aber, weiche Barrikaden der Herr Doktor zu bezwingen hatte, ehe er seine ge- sichert: Position beziehen durfte. Der vor kurzem zu Ende gegangen« Aerztetag in Bremen hat sich mit der Facharztfrage beschäftigt und mit sicherem Instinkt für das Unzulängliche als Bedingung für die Verleihung des Facharzt- titels etwas gewählt, was dem Talentierten den Geschmack am Beruf vergällt und den Zugang verbaut, dem Unfähigen aber immer zur Verfügung steht: Acit. Drei Jahre Sonderstudium pro Fach ist die Bedingung, so daß unser Doktor für seine zwei Fächer sechs Extra- jähre braucht. Da das Allgemeinstudium bekanntlich mindestens sechs Jahr« dauert, so hat er mit seinen zwölf Schul- und zwölf Medizinjahren bereits ein halbes Leben hinter sich, bevor er in die Lage kommt, auf seinen ersten Patienten warten zu dürfen und ge- heimnisvolle Rezepte schreiben zu können. Keiner auf dem Aerzte-
und Auskunschrccht der Reichsregicrung, Tarife, Fahrpläne, Bauten» Enteignung, Eisenbahn- und Wegerccht, Aussicht über Privatbahnen. Das Aufsichtsrecht der Reichsregierung ist wie folgt geregelt: 8 31. Aufsichtsrecht der Reichsregierung. Der Reichsregierung bleibt gegenüber der Gesellschaft vor- behalten: 1. die Aufsicht darüber, daß die Reichseisenbahnen samt allen Anlagen und Betriebsmitteln in betriebssicherem Zu- st a n d erhalten werden und daß der Betrieb zufrieden- st eilend geführt wird(vgl.§ S Abs. 1): 2. die Genehmigung a) zur dauernden Einstellung des Betriebs einer Reichsbahn st recke oder eines wichtigen Bahnhofs, b) zu allgemein grundlegenden Neuerungen oder Aenderungen technischer Anlagen, insbesondere die Genehmi- zur Ausdehnung oder Einschränkung der elektrischen Zugförderung und zu Systemänderungen im Sicherungswefen. Die konstruktive Durchbildung ist ausschließlich Sache der Gesellschaft: 3. die Genehmigung zum Erwerb anderer Unter- nehmungen oder zur Beteiligung an anderen Unternehmun- gen, die nicht dem Betriebszweck der Reichsbahn dienen: 4. die Mitwirkung bei Aufstellung der Tarife nach Maßgabe des Z 33: 6. die Mitwirkung bei Aufftellunq der regelmäßigen Fahr- plän« des Personenverkehrs nach Maßgabe des§ 35: 5. die Genehmigung zur Abschaffung einerbestehen- den Personenwagenklasse: 7. die Ueberwachung der Vorkehrungen zur Sicherung eines Notbetriebs. 8 32. Auskunftsrecht der Reichsregierung. Die Reichsregierung kann von der Gesellschaft jede Aus- kunft finanzieller Art und innerhalb ihres Aufsichtsrechts jede Auskunft administrativer und technischer Art oerlangen. Dabei dürfen jedoch der Gesellschaft keine über- flüssigen Kosten verursacht werden." Die Paragraphen 41 bis 47 enthalten Bestimmungen über die Liquidation, über die Schiedsgerichtsbarkeit und die Uebergangszeit. Ueber den Ablauf des Betriebsrechts ist bestimmt: 8 41. Ablauf des Betriebsrechts. (1) Mit dem Ablauf des Betriebsrechtes hat die Gesellschaft der Reichsregierung unentgeltlich die Reichs. eisenbahnen famt allem Zubehör und den zur ord- nungsmäßigen Betriebführung nötigen Betriebsvvrräten sowie mit ollen Nebenbetrieben lastenfrei in ordnungsmäßigem Zu st and zu übergeben und alle Beteiligungen an anderen Unternehmungen auf das Reich zu übertragen. Mi: der Uebergabe gehen alle aus der laufenden Betriebführung sich ergebenden Recht« und Verbindlichkeiten auf das Reich über. (2) Nach Ablauf des Betriebsvechts tritt das Reich in alle von der Gesellschaft abgeschlossenen laufenden Verträge an deren Stell««in. Wir werden die Bedeutung dieses Gesetzes in wirffchaftlicher Hinsicht und seine Rückwirkung auf die Verhältnisse seines Personals noch eingehend bespvechen.
Selbstkritik. Die Scherlpresse als Schreckenskind. Wenn die deutschnationale Parteiführung in diesen Tagen die Scherl-Presse verfolgt, so muß sie eine Gänsehaut über so viel beflissenen Eifer und über so viel Tölpelei überlaufen. Die Herren von dieser Presse, die zu allem bereit sind, zum Umfall, aber auch zur Männlichkeit des Neinsagens, wenn es schon sein soll, sagen immer das, was die deutschnationale Führung zur Stunde nicht sagen will. Zum Beispiel: am Sonntag tobten sie wie die Berserker gegen das zweite Versailles und verschworen männliche Ab- lehnung. Am Montag wurden sie mitsamt der deutschnatio- nalen Presse zurückgepfiffen. Zum andern Beispiel: die ganze Welt sieht, wie die Deutschnationalen wackeln. Aber am Dienstag schrieb der „Lokalanzeiger":„Sie Haltung der Deutsch
tag ist auf den Einfall gekommen, die Eignung in Betracht zu ziehen. Nach altpreußifchem Bureaukratenmuster gilt Begabung nichts. Ersitzen alles. Es lebe die Mittelmäßigkeit! Bei den alle paar Jahre auftauchenden Reformen der medizinischen Ausbildung hat man jedesmal die Studienzeit verlängert. Irn wenigen Jahr- zehnten wird von Glück sagen können, wer seine Ausbildung noch vor seinem Tode beendet hat. Beinahe hätten die Herren in Bremen des Gelegenheit verpaßt, ihre Unfehlbarkeit km Herausfinden des Verkehrten zu erweisen. Aber ehe es zu spät war, nahmen sie noch schnell folgenden Antrag an: „Die Regierungen werden dringend ersucht, das Gymnasium alter Ordnung zu fchütz-zn." Ich selbst habe, Gott sei's geklagt, ein Gymnasium alter Ordnung besucht und den Kelch bis zur bitteren Neige geleert. Ich habe gelernt, an welchem Tage dem Horaz bei- nahe ein Apfelbaum auf den Kopf gestillen wäre und wie oft in feinen Oden der Falernerwein erwähnt wird. Ein geschlagenes halbes Jahr habe ich die„Antigone" im Urtext gelesen und sie von meinem Professor in«in schauerliches Deutsch übersetzen hören. Aber von dem Geist des Heute hörte ich nichts. Nicht« von Chemie und Tech- nik, nichts von moderner Kunst, nichts vom Sozialismus. Der Lcit- stern des Gymnasiums alter Ordnung ist der Geist der Antike. Der erlebte fein« Auferstehung als im Moderduft der Grammatik ver- moderte Mumie. Dies Gymnasium verteidigen Aerzte, die auf moderne Natur- Wissenschaft angewiesen sind. Sie sollen ihre nächste Versammlung aus den Trümmern von Pompeji und Herkulanum abhalten.
New Jork als Deltknustmarkt. Mit der Verlegung des Schwer- gswichts der wirtschaftlichen Kräfte nach den Vereinigten Staaten . die durch den Krieg herbeigeführt worden ist, hat sich New Park zu dem bedeutendsten Kunstmarkt der Welt entwickelt. Damit ging aber eine Ueberfüllung des New Porter Marktes mit War« Hand in Hand, die dort eine völlige Absatzstockung hevbei» geführt hat. Wie Dr. Ludwig Wober im„Cicerone" mitteilt, können Europäer in New Pork nichts mehr verkaufen, wohl aber sehr billig einkaufen.„Der Nordamerikaner kaust gegenwartig an Kunst so gut wie gar nichts," schreibt er. So kommt es. daß die Preise für Kunstwerke in New Park augenblicklich sehr niedrig sind: deutsche Kunsthändler kaufen gegenwärüg in New Port recht billig ein. Als besonders markantes'Beispiel fei die Tatfache angeführt, daß eine Dürersch« Madonna(Stich) aus der Hoffmannschen Tamm- lung, die vor drei Iahren bei Börner in Leipzig mit rund 240 Dollars bezahlt wurde, vor wenigen Wochen auf einer New Porker Berfteigerung für 14 Dollars zugeschlagen wurde. Der Bankerott des modernen Tanze». Man ist wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Tang, mit dem man in der kommen. den Saison im Ballsaal Aufsehen machen kann. Aber man findet keinen, und der„Fioe-step", den man uns ankündigt, dürfte sich ebensowenig einbürgern, als es. die letzten Nousthöpfungen ver- mochten, der melancholische„Blues " oder der exotisch«„Samba". In der Verzweiflung greift man wieder zu dem alten Walzer oder verkündet die„Wiederkehr des Tango". Alle diese Versuche können darüber nicht hinwegtäuschen, daß wir in den letzten Iahren keine
nationalen i st unverändert." Haltung bei den Deutschnationalen? Unverändert ist doch allenfalls nur die Wackelei: Und zum dritten: Heute schreibt Herr Friedrich Husiong im„T a g" unter der Ueberschrift„Das Umfall- männchen": „Im Kinderspiel ist das Stehaufmännchen eine mit Recht beliebte neckische Drolerie. Im politischen Spiel ist das Umfall- Männchen ei»« unentbehrliche ernsthaste Figur. Ohne das Umfallmännchen gäbe es aus keiner politischen Krisiz einen Ausweg: ohne das Umfallmännchen wäre kein parlamentarischer Konflikt lösbar." Arme Deutschnationale, arme Scherl-Presie. Wie heißt es doch bei Wilhelm Busch : „Die Selbstkritik hat viel für sich Gesetzt den Fall, ich tadle mich— So Hab ich erstens den Gewinn, Daß ich so hübsch bescheiden bin. Zum zweiten denken sich die Laut: Der Mann ist lauter Redlichkeit. Auch schaapp' ich drittens diesen Bissen Vorweg den andern Kritiküssev�««."
völkische Lümmelei. Bei dem Städtetag in Koburg . Aus irgendwelchen und anderen geheimnisvollen Gründen war durch Oberbürgermeister B o e ß der Vorstand des Deutschen Städte- wges nach Koburg berufen worden. Als Quartiere waren angegeben„Hotel Reichsgraf" und.Bahnhofshotel". Als nun Ober- bürgermeister Genosse Scheidemann den Bahnhof in Koburg verließ, nahm er das zunächst liegende„Hotel Reichsgraf". Ahnungslos belegte er ein Zimmer und ging dann ins Restaurant. Kaum hatte er Platz genommen, als" zwei Herren sich auffällig um ihn be- mühten und nachdem sie sich genügend vergewissert hatten, daß es sich wirklich um den„Novemberverbrecher" Scheidemann handelte, flegeltensieihnlautundöffentlich aninderbeiden Hatenkreuzlern gewohnten Form. Genosse Scheidemann stand auf, sah die beiden völkischen Helden ssch genauer an, worauf die Herren schwiegen. Als nun Scheide- mann ssch beim Kellner über die Gäste beschwerte, wurde dieser bei den beiden Flegeln vorstellig. So ließ man ihn an diesem Tag« in Ruhe. Am anderen Tag« brachte aber das völkische Lotolblatt ein« grob« Provokation gegen Scheidemann, und als die Mitglieder des Städietages am Nachmittag das Restaurant„Loreley " besuchten, wurde er wiederum von den Hatenkreuzlern in der be- kannten lümmelhaftesten Form angeflegelt. Hier griffen nun einig: Herren vom Städtetag ein und so hielten sich die völkischen Helden etwas zurück. Am Abend bemüht« ssch dann der dortige Bürgermeister, die Vorstandsmitglieder des Deutschen Städietages davon zu überzeugen, daß Koburg für Kongresse usw. der geeignetste Ort in Deutschland sei. Sicherlich hatte jeder Besucher Koburgs, der die völkischen Lümmeleien bei der Tagung kennengelernt hat, das Ge- fühl, daß Koburg für alle, die bel den Ludendorffern nicht gut an- geschrieben sind, der„geeignetste" Platz ist. Damit dos allgemein bekannt wird, sei die Tatsache hier regi- striert. Aber auch die aridere, daß die Leitung des Städtetages es unterlassen hat. formell gegen die Belästigung eines seiner Mitglieder in der Stadt zu protestieren, die als Gastgeber verpflichtet war, ihre Gäste vor dem völkischen Sauherdenton zu schützen. Bielleicht hat aber der Vorsitzende des Städtetages bei der Einladung ganz vergessen, daß Koburg im vorigen Jahre als A u f- marschgebiet der Ehrhardt-Vanden galt, daß dort also wirklich allerlei völkische Freundlichkeiten zu erwarten waren!
Der hiagerichleke Henker. Das Sowjetgericht in Perm(Nord- ostvußland) hat einen gewissen Wetoschew wegen Räuberei zum Tode verurteilt, der auch hingerichtet wurde. Die Sowietpresse er- innert daran, daß Wetoschew unter der Aarenregierung schon inmal zum Tode verurteilt worden war, aber begnadigt wurde unter der Bedingung, daß er die Funktionen eines Henkers übernahm.
wirklichen neuen Tänze bekommen haben und daß diejenigen Tanz- schritte, die modern wurden, eigentlich gar nicht den Ehrenno wer eines Tanzes verdienen. Diese wunderlichen Formen des Schleisens und Schiebens, durch die man das Herumgehen im Tanzsacl maskiert, hoben die alte Tanzt uitur vollständig vernichtet, und des- halb ist es nicht unberechtigt, wenn einer der führenden englischen Tanzmeister, Ernest Betts, von dem„Bankerott des moderneu Tanzes" spricht.„Die Erfahrungen der letzten drei oder vier Jahre", schreibt er,„haben bewiesen, daß man kernen neuen Tanz erfinden oder ihn zum mindesten nicht beliebt machen kann. Wenn man divse nutzlose Mühe aufgeben würde, so würden die Tanzlehrer sich und dem Publikum viel unnötige Arbeit ersparen, und sie könnten sich d-m Studium der alten Tänze widmen, durch die man wirklich die Kunst des Tanzens erlernt. Man darf auch nicht vergessen, daß eine Tanz- mode nur in engster Gemeinschaft mit der' Musik geschaffen werden kann und»dab das, was heute als Tanzmusik geboten wirb, nie und nimmer die Grundlage für einen richtiger Tanz abgeben kann. Wenn nicht erst wieder einmal ein neuer Rhythmus geboren wird und der Tanz seine festen Gesetze wieder erhält, dann stehen wir vor dem Bankerott der Tanzkunst. ver Gesängnisdireklor als Ladenhansdieb. Kürzlich bemerkte ein Kriminalbeamter m einem Pariser Warenhaus eine englische Familie, die sich in verdächtiger Weis« an einem Stand zu schaffen machte. Er konnte bald feststellen, daß die in der Gruppe befindliche Frau unter ihrem Mantel«in Stück Seide verschwinden ließ. Der Beamte schritt darauf zur Verhaftung der Frau, chres Gatien und der in Begleitung der Familie befindlichen vier Kinder und brach!« die ganz« Gesellschaft zur Wache� Hier war man nicht wenig über- rascht, als der Herr sein« Personalien bekanntgab. Cr stellte sich nämlich als der vierzigjährige Josef Henry vor. Irländer von Geburt und derzeitiger Leiter des Gefängniswesens auf der britische» Ins«. Mauritius . Die Nachforschungen bestätigten, daß man es wirklich mit einem britischen Beamten zu tun hatte, der der Polizei in di: Falle gegangen war. Der Herr Direktor verbrachte seine Ferien in Paris in einem Hotel. Hier fand man bei der Haussuchung ein ganzes Lager von Waren aller Art. Ueber die Herkunft der Sach:n befragt, bekannte er, daß er und seine Familie alles in den ver- schieden«» Warenhäusern zusammengestohlen hatten, weil sie saben, daß„andere es ebenso machten", ein im Munde eines hohen Justiz- beamten sicherlich recht befremdlicher Entschuldigungsgrund.„Ich hielt es für ein belangloses Vergehen", fügte Herr Henry hinzu: der Polizeikommissor war aber anderer Meinung und ließ di« ganze Gesellschaft mit Ausnahme ocn zwei kleinen Kinderm die der Wohlfahrtspflege überwiesen wurden, ins Gefängnis abführen. Di« Zugeodvottsbühne versendet ibr Programm für die neue Sjuehcit. Im Zentratbeater werden.Jpbigenie aus Taurit',„Die Karl�- lchüler",.«aS ihr wollt"..Jung Siegfried",„Wilhelm Tell ",„Die ver- sunkene Glocke", in der B o l t s b ü h n e„Der arme Konrad",.Peer GdM" .Don Carlo«' gespielt. Die Jugendvolksbühne gibt eigene Vorllcllungcn mit eigenem Personal nach eigenem, zusammen mit Schulmännern ausae. Nelltem Sdielpian. Nuch bei Kroll werden geeignete klassische Werke für die Jugend gegeben werden. Ferner sind Tanzdarbietungen und vier Konzerte vorgesehen. Für jüngere werden in Schutsälen Marione«»«. Kasper, und Sch-Uteutheat-r, Märchen u. a. vorgesührt. noneUeu».