Heratungen im /luswartigen/lussthuß.
Jndustriegesetz und Eisenbahngesetz.
Am Sonntag vormittag beschäftigte sich der Auswärtig« Ausschuß des Reichstages zunächst mit den Gesetzentwürfen über di« Jndustri«belastung und über di« Aufbringung der Im dustriebelastung. Retchslvirtschastsmmister Hamm hob einleitend einige wichtige Gesichtspunkte der beiden Gese!� hervor. Der Gedanke einer Gesamt- büvgschaft der deutschen Wirtschaft für die Reparationsforderungen sei bekantlich nicht neu. Cr Hab« insbesondere seinen Ausdruck ge- funden im Memorandum der deutschen Regierung vom 7. Juni vorigen Jahres, in dem ein« Gesomlhaftung von 10 Milliarden Mark mit S Prvz. jährlich in Aussicht genommen war. Di« Landwirtschaft solle nach dem Dawes-Plan aus dies« Hastung ausscheiden. Di« Industrie einschließlich der Berg- werke und der Schiffahrt sei aber im Sachoerftändigenbericht ausdrücklich als haftungspflichtig erklärt worden für eine Summe von 5 Milliarden Gesamtlost mit S Proz. Zinsen und 1 Proz. Tilgung. Der Minister wies dann darauf hin, daß— soweit es überhaupt auf Grund und im Rahmen des Sachverständigenberichts möglich ge- wesen sei— es in den Verhandlungen in Paris gelungen sei, gewisim Gefahren zu begegnen, die sich aus dieser Induftriebelostung für die Unabhängigkeit und Selbstführung der deutschen Wirt- schast ergaben. Hieron schloß sich eine länoere Aussprache, die sich mit Einzel- Herten der Gesetzesvorlagen beschäftigte. Besonders über die Bestimmungen, die den Kreis der Belastung betreffen, wurde stark debattiert. Bekanntlich ist der Zweck, den das Sachverständigengutachten mit der Belastung der deutschen Wirt- schast mit den Jndustrieobligationen oerfolgt, der, in den ersten Iahren ansteigende, im Beharungszustand 800 Millionen Goldmork betragende Jahresleistungen für Reparationszwecke aufzubringen, während der Kapitalanspruch von S Milliarden Goldmart in keinem Falle oriders als durch allmähliche Tilgung befriedigt werden soll. Nach 8 2 des Gesetzes zur Aufbringung der Jndustriebelastung find aufbringungspflichtig die Unicnehmer sämtlicher in- dustriellen und gewerblichen Betriebe mit Einschluß des Bergbaues, des Verkehrs«, Bank-, Zjerstcherungs-, Gas-, Schant- und Beher- bergungsgewerbe» sowie des Handels. Unternehmer von landwirt- fchoftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Betrieben, von Viehzucht-, Weinbau- oder Fischereibetrieben sind nicht aufbringungs- pflichtig. Auf Antrag des Abg. Dr. Reichert(SnatL) wurde vom Ausschuß beschloffen, dieser Bestimmung hinzuzufügen, das auch Neben. betriebe landwirtschaftlichen, forstwisienschastlichen oder gärtne - rischen Charakters, die zu industriellen und gewerblichea Betrieben gehören, nicht aufbringungspflichtig sind. Hinsichtlich des 8 2 des Absatz 2 des Aufbringungsgesetzeo, der die Einbeziehung der öffeuMcheu Betriebe w den Kreis der Aufbringungspflichtigen enthält und der vom Reichs- rat gestrichen worden war, kam es zu umfangreichen Erörterungen. Auf Antrag der Abg. Dr. Curtin»(Dop.) und Dr. Schneider (Dop.) wurde beschlosten, in das Gesetz einzufügen, daß öffentliche oder dem öffentlichen Verkehr dienende Sparkassen Äs werbende Betnebe gelten, wenn sie sich nicht auf die Pflege des eigent- lichen Sporkasterwerkehrs beschranken. Hierauf wurde§ 2 des Ausbringungsgesetze« nach de? Regt e r ung s v orl oge rmt den entsprechenden beschlostenen Aende- mngen angenommen. Außerdem wurde in dem Gesetzesteil, der die Sicherungen be- trifft, auf Antrag des Abg. Dr. Schneitet(Dop.) eine Aendsrung beschtosten. Der diesbezügliche Z 10 bestimmt, daß bei der Bank für Deutsche Jndustrievblgat.onen, ein« Ausgleichs- und Eiche- rungsrücklag« gebildet wird. Die Resierungsvorkaye hotte vorgesehen, daß m diese Rücklage neben den Leistungen gemäß ß? de? Gesetzesvorlage Zuschläge von 10 Proz. fließen sollen, die di« aufbringungspfilchtigen Unternehmer zu den von ihnen auf Grund dieses Gesetzes geschuldeten Beträgen zu leisten hoben. Es wurde nun der Antrag des Abg. Dr. Schneider(Dop.) angenommen, der diese'Zuschläge von 10 auf ö Proz. ermaßigt. Erst wenn die Rucklag« den Betrag von 150 Millionen Gcckdmark erreicht hat, sollen die Zuschläge 10 Proz. betragen. Sie werden außer Hebung gesetzt, sobald tee Rücklage den Betrag von 800 Millionen Goldmark erreicht hat. Sinkt die Rücklage unter dielen Betrag, so ist der Zu- schlag vom nächsten Zcchlungstmnin ab wieder zu entrichten? jedoch kann die Roichsregierung in diesem Falle den Zuschlag nach Anhörung der Bank ermäßigen, Angenommen wurde serner eine Entschließung des Abg. Dr. Becker(Dop.), daß die Relchsregierung bei temnächstiger Aende- rung der Einkommensteuergesetze die Abzugs- fähigkeit der nach dem Aufbrinoungsq-fetz zu zahlenden Jahres- leistungen und Zuschläge vom steuerpflichtigsn Jahreseinkommen vorsehen möchte. Damit waren di« Gesetzentwürfe über die Industriebelastung und die Ausbringung dieser Industrwöelastung vom Ausschuß er- ledigt..,. Es folgt Li« Seratung Ses Kekchsbahugesetzes. Staatssekretär Vogt(Reichsverkehrsministerimn) betonte in der Begründung der Vorloge, es sei der deutschet Delegation in Lon- don gelungen, den deutsche» Charakter der Reichsbahn - geiellschast weit stärker durchzusetzen als es im ursprünglichen Dawes-Gutachtcn vorgesehen war. Die Tarishoheit des Reiches ist voll gesichert mit der einzigen Beschränkung, daß der Zinsendienst das Unternehmen nicht gefährden darf. Auch im übrigen sind di« Hoheitsrechte des Reichs in stärkstem Maß« ge- wahrt. Die finanzielle Belastung, d« sich vom vierton
Jahr« auf 660 Millionen Goldmark für die Reparativ nsoblig-ati omn beläuft, wird bei normaler Entwicklung des Verkehrs nach den Cr- fohrungen der Vorkriegszeit durchaus tragbar sein. Abg. Quaatz(Dnatl) bezeichnete die Belastung der Reichsbahn mit 26 Milliarden als viel zu hoch. Durch die Vorzugsaktien und den Kommissar sei der deutsche Charaftcr des Unternehmens so gefährdet, daß man von einem deutschen Unternehmen nicht mehr reden dürfe. Die versprochene und durchaus notwendige Tarif- ennäßigung werde sich nach Annahm« des Dawes-Gutachtens kaum durchführen lasten. Warum führe man sie nicht sofort ein?'Der Redner richtet« an den Verkehrsminister die Frag.e est) ihm vielleicht Bindungen m der Weis« auferlegt seien,'daß er vor An- nähme de- Gutachtens in der Tarifpolitik den Bedürfnisten der Wirt- schaft mcht Rechnung tragen, sondern das erst nach der Annohme gewissermaßen als Belohnung tun dürfe. Reichsvertehrsminister Oeser wies daraus hin, daß es sich um ein« Zwangsvorlage Handel«, und daß deshalb die deutsche Reichsregierung nicht alles nach ihren Wünschen habe gestalten können. Auf die Tarifpolitik hat die Reichsregierung nach Annahm« der Vorlag« stärkeren Einfluß als unter der jetzt geltenden Not- Verordnung vom Februar. Die Regierung kann allerdings nicht mehr mit der gleichen Freiheit wie früher der Wirtschaft in Kris-enzeiten durch wesentliche Tarifermäßigungen zu Hilf« kam- men. In der Frag« der Tarifgestaltung seien keinerlei Bedingungen eingegangen. Die Sachverständigen hätten allerdings die deutschem) Ersen b a h n t a r i f« als z u niedrig bezeichnet, Di« Zurückgewinnung der Ruhrbahnen fei für die Reichsbahn von größter finanzieller Bedeutung. Durch die Zurückgewinnung der Ruhrbahnen würde die Reichsbahn also große Mittel gewinnen, die zur Ermäßigung der Tarife benutzt werden könnten. Die Reichs- bahn könnte auch bei der neuen Belastung durch das Londoner Ab- kommen ihr« volkswirtschaftlichen Funktionen erfüllen, wenn die deutsche Wirtschaft gesund bleibt. Aog. Schumann(Soz.) bedauerte, daß durch die Entwicklung der Dinge di« von der Sozialdemokratie immer erstrebte und endlich erreichte Vereinheitlichung der deutschen Reichsbahn als Unternehmen des Reiches beeinträchtigt worden fei. Der Einfluß der Regierung und des Reichstages auf die Reichsblchn würde nach Annahme der Vorlag« tatsächlich stärker als gegenwärtig. Um den deutschen Einfluß im Verwaltungsrat zu sichern, müßte bei der Aus- wähl der deutschen Mitglieder die größte Vorsicht beobachtet werden. Die Vertreter der Beamten und Arbeiter der Reichs- bahn müßten einen Platz im Verwaltungsrat finden. Abg. kahl(Nat.-Soz.) kündigt Anträge setner Partei zur Per- sonalfrage an. Abg. Groß(S). bedauerte, daß in den Vorlagen keine genügente" Garantien für die Beibehaltung des öffenKch rechtlichen Beamte averhältnistes gegeben feien. Abg. Dr. Gildemeister(D. Bpt.) betonte, daß es das Ziel Deutschlands sein müsse, den Bestvebvngen entgegenzuwirken, daß die Reichsbahn n u r aus dem Gesichtswinkel des Profits betrachtet werde, so daß nach Ablauf der Vertrogsftist das Deutsche Reich nicht ein völlig abgewirtschaftetes Unternehmen zurückerhalte, sondern«inen organisch gut fortentwickelten gesun- den Betrieb. Abg. Gras Lerchenseld lBayr, Vpt.) war der Ansicht, daß es hauptsSchlich ans die Person des Kommissars ankomm«, dessen Geist bestimme, was aus der Reichsbahn wird. Auch die Be- setzung des Verwaltungsnats sei von größter Bedeutung für die Zukunft der Reichsbahn. Reichsverkehrsminister Oeser betome, daß das Reichsbahn - gefetz international vereinbort und deshalb fetzt nicht zu ändern sei: auch Aenderungen des Personalgesetzes bedür-en. trotzdem es nicht international vereinbart sei. einer erneuten Be- schlußsastung des Orgonifationskomitees und der Genehmigunq der Reparationskormnisiioiu Als End« der Gesellschaft ist im Gesetz ausdrücklich das Jahr 1964 genannt. Die Möglichkeit einer Abkürzung dieser Frist ist vorgesehen durch ein« schnellere Tilgung der Obligationen. Das Reichsverkehrsminflterium behält auch nach Abtrennung der Reichsbahnoerwaltung noch die großen Aufgaben der Wasser st raßenverwaltung, aller sonstigen Fragen der Schiffahrt und des Luft- und Kraftfahr- w esens bei. Es könnte deshalb in Frage kommen, es durch Hin- zufügung der Aufsicht über die neue Gesellschaft und sonstiger tech- nischer Ausgaben zu einem Ministerium der öffentlichen Arbeiten auszugestalten, wie ein solches seinerzeit mit gutem Erfolg« Jahr- zehnte lang in Preußen gearbeitet hat. Es wäre auch möglich, die Aufgaben der Aufsicht einem andere» Minifterium zu übertragen. Abg. Schmidl-Stettin(Dnat.> stellte die Frag«, ob alle Beamten am 1. Oktober übernommen werden. Er verlangte Auskunst, ob di« Gesellschaft nicht die Möglichkeit hätte, durch generelle Verfügung die kündbare Anstellung oller Beamten, fest- zusetzen. Staatssekretär Vogt fReichsverkehrsministerium) bejaht« hie Frage wegen der Uebernahme der Beamten. Di« Unkündbar- t« i t der Reichsbahnbeamten fei grundsätzlich im Gesetz anerkannt. Di« größere Abbauoktion sei erledigt, und es könne sich nur noch um Einzelfälle oder um'Sondennaßnahmen handeln, um die Gesellschaft vor der Gefahr der Nichterfüllung ihrer finanziellen Derpflichtungen und damit den Erntritt der besonderen Rechte des Kommissars zu bewahren. Zum Schluß wurden mehrere Resolutionen angenommen, deren Zweck es ist. die Sicherstellung der Rechte der Beamtenschaft bei der Reichsbahn zu. verbürgen. Danrit waren di« Gesetzentwürfe über die Reichsbahn und über eine zweite Aenderung der Personalabbau- Verordnung erledigt. Die Beratungen des Ausfchustes hatten den ganzen Sonntag von 10 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends ohne Pause in Anspruch genommen.
Zwei Volksfeste. Zugunsten armer und erholungsbedürftiger Kinder hatte das Be- zirksamt 7 Charlottenburg im neuen Volkspart in der Iungfernheide sin großangelegtes� Volts- und Kinderfest veranstaltet. Vor kurzem war schon an dieser' Stell« des„Vorwärts" ausführlich auf den Volks- park hingewiesen worden: wir können heute nur bestätige�, daß das Bezirksamt mit dieser Anlag« musterhaftes geschaffen hat. Für alle Sportarten sind Betätigungsmöglichkeiten vorhanden, wer keinen ip-ziellen Sport treibt, hat hinreichend Gelegenheit. Erholung und Erfrischung von des Tages Last und Mühen zu finden.. Ungezählte Masten bevölkerten gestern den Bart, und selbst der Hazelschlag in den ftühen Nachmtttag-stunden hielt die Bewohner der umliegenden Stadtteile nicht ab. An vielen Stellen boten all« möglichen Sportvereine ihr Können dar; Musik- und Orchestervereine, Gesangvereine, Schwimm- und Turnvereine und eine Anzahl Sport - klubz waren bestrebt, dem Publikum Unter halt uirg zu bieten. Da- neben gab's für die Kinder Kasperletheater, Reigen und Spiele und em Abend Feuerwerk und einen Fackelzug. Es soll zugegeben wer- den, daß sich das Jugend- und Wohlfahrtsamt alle Mühe gegeben hat, den Besuchern' etwas zu bieten. Durch den Mastenbesuch ist auch be- wiesen, daß weite Kreise der werttätigen Bevölkerung Jntereste cm iulchen Veranstaltungen haben: Tatsache Ist aber, daß trotz der Marinigfalti gleit der Darbietungen niemand recht auf seine Kosten kam. Einige wenige Hundert, die in den ersten Reihen an diesem oder jenem Lorführungsplatz standen oder sahen, hatten Gelegenheit, den Epielen folgen zu können. Die anderen liefen ziel- und planlos umher und landeten ichließlich in den benachbarten Gartenlokalen. Die Hauptschuld an diesem Mißerfolg trug natürlich auch das Wetter, das es nicht ge- stattete, ine Spiel- und Lagerplätze, die Planschwies« und das Freibad zu besuchen.— Leider hatte das Bezirksamt nur rein bürgerliche Ver- «in« zur Mitwirkung herangezogen. Auf eine Anfrage teilt« es mit, daß es bekannt sei, daß der Arbeitersport sich nicht mit bürgerlichen Sportlern zusammen beteilige. Echt volkstümlich ging es ans dem Erntefest der Lauben- koloni«„Krähenlust" an der Iungfernheide zu. Die Kolonie feierte ihr 25. Erntefest. Man muß sagen, daß dieser Verein wirklich weder Kosten noch Mühe gescheut hatte, seinen Gästen und auch sich selbst etwas zu bieten. Hier bewahrheitet« sich wieder einmal das Wort, daß ein bißchen Regen(und sei es auch ein Wolkenbruch) den richtigen Berliner nicht geniert. Trotzdem der Himmel alle Augenblicke seine finsterste Miene aufsetzte, formierte sich doch em mächtiger Festzug. an dem nicht nur die fesigedenden Kalo- nisten mit Bauern, Schnittern, Kinderzügen mit Erntewagen und Ultpersonen teilnahmen, sondern auch die umliegenden Kolonisten- vereine traten mit Deputationen zahlreich an. Interessant ist allemal die humoristische Auffastung von den Dingen, die von den einzelnen gefördert wird, die bei allem Offiziellen den Ulk und das Der- gnügen nie zu kurz kommen läßt. Wie komisch wirtt e» z. B., wenn die Bannerabordnungen der Kolonien„Thymian" oder.Brennestel" im Bratenrock, mit Zylindern und weißen Handschuhen antreten. Er- treulich ist, daß alles so gewertet wird, wie es gsmeint ist: nie stört <iy Mißton— abgesehen von den braven Blechbläsern— solch ein Volksfest, Daß es auf einer Laubenkolonie wirklich etwas zu ernten gibt, bewiesen die lonowirtschastlichen Erzeugnisse der Tombola. Don den Riesenrettigen, die dort zu gewinnen waren, hätten ein halbes Dutzend genügt, um ein ganzes Ovoberbierfest zu oersorgen,' Gegen Abend wurde dann noch ein Festspiel„Eine Gemeinderatssitzung in Krähenlust vor 300 Jahren" aufgeführt, das zwei Kolanicpoeten oer- faßt hatten, und schließlich gab's noch Kindersacketzug und Feuerwert.
Eine üreifache Gattenmöeöerin! Verhaftung unter dem Verdacht eines weiblichen vlanbarts. Wegen Gattenmordes ist die 55 Jahre alte Witwe Marie Krüger geboren« Schulburg', verwitwete Zippel aus Hannner im Kreise Ost- SternÄrg von der Berliner Kriminalpolizei verhastet worden. Am 18. Ssptember 1928, morgens um 5 Uhr, wurde m Hammer der 73 Jahre alte Landwirt und Stellmacher LouisKrüger in seinem Wohnzimmer auf dem Ruhebett liegend mit durchschnittener Kehle von seiner Frau tot aufgefunden. Aus der Küche schlug ihr Rauch und Qualm entgegen, der von einem Haufen Reisig herrührte, den der Mann mitten im Raum aufgeschichtet und angezündet haben ioll. Frau Krüger gab an, daß ihr Mann in geistiger Umnachtung Brandstiftung verübt und dann Selbstmord begangen habe. Trotzdem verschiedene Anzeichen gegen einen Selbstmord sprachen, wurde doch der allgemeinen Ansicht Glauben geschentt und Frau Krüger, die zuerst in Haft genommen war, von den Behörden wieder außer Strafverfolgung gesetzt., Frau Krüger war schon dreimalverhelratet und immer mit Männern, die erheblich älter waren als sie. Als sis jetzt wieder, kaum ein Jahr nach dem Tod« ihres dritten Mannes, auf Heiratsanzeigen in Berliner Blättern onwortete, und dabei wieder alte Männer bevorzugte, wurde man erneut aut sie aufmerksam. Die dortigen Behörden wandten sich an die hiesig« Kriminalpolizei . Sie Ermittlungen führten zu dem Ergebnis, daß der alt« Krüger unbedingt von fremder Hand getötet fein muß. Man durchforschte das Vorleben der Frau Krüger und kam zu überraschenden Einzelheiten. Frau Krüger war in Hamburg als Wirtschafterin in den verschiedensten öffentlichen Häusern, besonders m der Schwisyerftraße, tätig. Da sie geschästs- tJeftzig und sparsam war, konnte sie sich nach einiger Zeit in der Großen Theoterstraße«in Hotel mit 60 Zimmern kaufen. Im Jahre 1915 starb ihre Pflegemutter in Sonnenburg und sie zog in. ihre Heimatsstadt zurück, angeblich um ihren alten Dater zu pflegen. Roch im selben Jahre heiratet« sie den alten Herrn. Zeugen, die jetzt ermittelt sind, und die zu jener Zeit in ihrem Haus« als Landsturm leute«inquartiert waren, geben ihr das denkbar schlechteste Zeugnis. Den Betrieb, den sie in den öffentlichen Häusern Hamburgs kennen gelernt hatte, setzte sie in ihrer Wohnung fort Nach«in- jahriger Eh« starb der alte Mann. Er joll an einer inneren„Krank- heil" gelitten haben. Es taucht« das Gerücht auf. daß er keines natürlichen Todes gestorben sei. Als ehemalige Pflegetochter und rtug« Ehefrau war sie seine alleinige Erbin. Im Jahre 1919 bot sich ii'-r eine zweite Heiraisgelegenheit in dem benachbarten Dorfe Kriesch, Sie ehelichte einen 72 Jahre alten Landwirt Zippel. Nach fünf- monatlicher Eh« starb Zippel unter verdächtigen Umständen. Ein Freund, dem er am Abend zuvor noch geklagt hatte, daß er an starkem Durchfall litt- fand ihn am nächsten Mittag vor seinem Bett tot im Kot liegen. Er soll an Magenkrebs gelitten haben. Wieder war die Ehefrau nach einem vorgefundenen Testament Unioersalerbin. Die damalige Frau Zippel kaufte sich in einem anderen Dorf» Köst ''chen eine Villa, um dem in Kriesch ganz unabhängig von Sonnrnburg wieder auftauchenden Gerüchte, sie habe ihren Ehemann ermordet, aus dem Wcge zu gehen. Von hier aus Me sie auf Herratsannoncen hin wieder neu« Bekanntschaften zu knüpfen. So gelang es ihr auch tatsächlich, im Jahr« 1921 den 78 Jahre alten Landwirt und Tischlermeister Louis Kruger zu betören. Dieser� ein arge'ebener Mann, vertrieb sein« Verwandte«, die ihm die Wrrt- ichcht führten, um im Juni 1922 Frau Zippel zu Heiraten Ein Testament, da- zugunsten seiner Verwandten gemocht war. stieß er um und setzte„setn liebes Manschen" zur alleinigen Erbin em. AI, Krüger im September 1923 tot oufgefunden worden war. bemüht« Uc sich, aus der Untersuchungshaft entlassen, durch Heiratsanzeigen in Berliner Blätter« neue Männerbekannttchaften«mzutnüpfen. Durch ihre ausdauernd« Männersuch« stieg der Verdacht auf, daß man es hier miteinemmeiblichenBlaubartzutun hahe. Darum wurde sie von der Berliner Kriminaloolizei verhaftet und zur weiteren Vernehmung nach Berlin gebracht Sie bestreitet ent- stisteden. ihren Mann ermordet zu haben. Endgültige Aufklärung werden erst die Exhumierungen der Leichen und di» weitere« Er- mittlungen der Kriminalpolizei ergeben,- r-..-*■■■/
Wcrbeschwiwmen im Lietzensee. Cm hübsche« Schauspiel bot sich am Sonnabend in den Abend- stunden den Besuchern der herrlichen Anlagen am Lietzensee in Eharlottenburg. Um einem größeren Publikum di« Möglich- keit zu geben, sich von dem Wirken und Wollen eines Arbeiter- schwimmvereins zu überzeugen, hatten die.,FreienSchwimmer Charlottenburgs eine Werbeoeron staltung arran- giert. Das Bezirksamt 7 hatte den See bereitwillig zur Verfügung gestellt und auch di« Benutzung des kleine» Bootshauses als Aus- und Anveideraum gestattet. Eine nach Tausend« zählende Zuschauer- meng« folgte von den Parkwegen aus den interessanten Darbietungen. In zwei Wasserballspielen kämpften je eine Mannschasl des veranstaltenden Vereins gegen die Freien Schwimmer an» Steglitz und die aus Faltense«. Das erste Spiel endete, unentschieden bei 8 zu 3 Toren, während im zweiten Spiel sich die Iugendmannschast der Charlottenburger von den Folkenseern mit 5 gegen 1 Tor de- siegen lassen mußte. Der Höhepuntt de» Feste« wurde mit einem Lampionreigen erreicht, der zugleich vi« stärkste Wirknna bei den Zuschauern auslöst«. Noch eingetretener Dunkelhe» fdeg« 20 jung« Schwimmer ins Wajjer, richteten sich i» der Mitte de« Sees in gerader Linie aus und ans ein leise» Signal vom User her leuchteten 20 elektrische Lämpchen w allen Farben über dem Wasser auf. Irrüchtera gteich stellten biete Lämpchen olle möglichen Figuren zusanimen. schwanmmn im Km«, bildeten ein Kreuz, dos sich drehte, und zogen ichiteßllch.«in«!«eil mit roter Spitze bildend, dem Ufer zu. Spmttoner, herzlicher B-jsoll lohnte die Teilnehmer wie auch den werbenden Verein. Mm»erließ den Lietzensee mit der Ueberzeugung, daß durch solche, ohne große Reklame vor sich gehende Wer bevera nstaltun gen dem Arbeitersport viele mm Freunde zugeführt werden. Das ist j» 4»«» westlichen Vororte» besonders nötig.
Di«„Freien Schwimmer Charlottenburgs" sind dem Arbeiter- Turn- und Sportbund angeschlossen. Der Verein hat neben Abtei- lungen für all« Alters- und Geschlechtsflaffen auch eine Kanuabteilung, deren Flotte zurzeit aus über 20 selbstgebauten Booten besteht Das Vereinslokal ist bei Dohne, Schloßstr. 45.
Opfer der Revolverspielerei. Die unvorsichtige Handhabung von Schußwaffen hat gestern abermals ein Menschenleben gefordert. Der zwanzig Jahre alte Zahntechniker Siegfried Milarch, der bet seiner Mutter in der Pankstvaße wohnte, war am Nachmittag zu seinem Freunde, dein 19 Jahr« alten Schlächter Charles Marwitz in der Ltetzmannstr. 8 gegangen. Dieser zeigte ihm seinen neuen Browning. Bei dem fahrlässigen Hantieren nnt der Waffe löste sich«in Schuß und traf Milarch in den Hals. Blutüberströmt brach er zusammen. Auf den Schuß eilten Hausbewohner herbei, di« den Schwerverletzten in dos Krankenhaus am Friedrichshain schafften, wo«r bald nach der Einlieferung starb. Ms Marwitz feinen. Freund zusammen- brechen sah. flüchtet« er und nahm di« Pistole mit. Marwitz ist 1,65 groß, hat dunkelblondes, nach hinten gekämmtes Haar, gut gepflegte Hände und Gesicht und sonnenverbrannte« Aussehen. Er nennt sich auch Charly Arzt und Robert Hallig. Nachrichten über ihn nimmt die Kriminalpolizei, Revier 10, entgegen. Wege» eines sehr gefährlichen Brande» wurde die Chorlotten- burger Feuerwache räch der Frauenhoferstr. 18, Ecke(lauer- strafft alarmiert, wo in dem Autotlubhaus am Knie durch die Explosion eines Sauerstoffgebiäses Feuer entstanden war. Um d« Feuers schnell Herr zu werden, griff die Wehr gleich mit Schlauche leitungen stärksten Kalibers an. und e» gelang, eine weite« Au». dshmmg zu verhüten und ine übrige» Räutoe zu schützen.>