Der Gurken- Heinrich.
Warm sind sie nicht, wie die an tausend Steilen auf den Große Berliner Straßen und Pläzen feilgebotenen Würstchen nicht immer genau bestimmbaren Ursprungs, aber froschgrün und faftig, gefalzen und gepfeffert, kurz und lang, von neuester Ernte. In Lübbenau , der Gurkenstadt, schreiten bei Ankunft jeden Zuges Männer und Frauen die Abteile mit Eimern und Kübeln ab, rufen um die Wette und bieten echte jaure Spreewclbgurten an. Jeder dritte Reisende greift zu und verzehrt aus freier Faust die eingelegte Gurte, wie in Eberswalde den berühmten Sprigtuchen. Auch in Groß- Berlin scheint sich die faure Gurte ein Stück des fliegenden Straßenhandels erobern zu wollen. Man sieht sie schon allenthalben auf Straßenwägelchen, einträchtig neben den Rollmöpfen, Delfardinen( lies: Spree - Steleis) und Salzstangen, und darüber in grellen anlockenden Buchstaben die überall gleichlautende Firma„ Gurten- Heinrich". Der Ausdruck stammt aus dem Altberliner Volksleben, möglicher meise aus dem vor 350 Jahren zum ersten Male gefeierten Stralauer Fischzugsfest, da zum Fischessen die Gurke wie der Senf zur warmen Wiener paßt. Seine genauere Entstehung ist aber nicht bekannt, läßt nur Vermutungen zu. Vielleicht hat vor einigen hundert Jahren irgendein Heinrich die besondere, an die ewig geld lüsternen preußischen Könige mit klingender Münze bezahlte Konsession erhalten, in Berlin den Gurfenhandel im großen zu betreiben, oder der für die Nachwelt gebliebene Spigname fnüpft sich an eins der damaligen vielen Berliner Originale. Weil der Drt ginal- Gurten- Heinrich" in feiner Fülle zu einseitig und langweilig wirft, sieht man auf den Straßen und Rummelplägen auch schon andere Vornamen, selbst weibliche, in Verbindung mit der ſauren Gurfe. So leben alte Bolfseigenarten, unbeeinflußt von dem oft viel weniger schönen Zug ins Moderne, spontan wieder auf und finden genug Freunde, die sich bescheiden selbst schon mit einer fauren Gurte zurückträumen in die„ gute, alte Zeit".
Der Fall Plesner vor Gericht.
Kein Mordanschlag.
Das Ferienfchwurgericht am Landgericht II hatte sich gestern mit der Schießaffäre des Technikers und Kalkulators Heinrich Plesner, eines Mannes von 47 Jahren, zu beschäftigen, die sich gegen den Brofuristen Succom von der Firma Siemens u. Halste richtete.
Bleßner war seit Dezember 1914 bei Siemens u. Halste als Kalkulator tätig. Als Leiter des Kaltulationsbureaus wirfte ein Kaufmann Schwarz, das Bureau unterstand außerdem dem Leiter des Blockwerks, dem Profuristen Succom. Im August 1923 tam es zur fristlosen Entlassung Pleßners, den man beschuldigte, währemb eines Streits arbettswillige Angestellte gewaltsam am Betreten der Arbeitsstätte verhindert zu haben. Bleßnet versuchte in einem Briefwechsel mit der Firma und Succow, die Entlassung rückgängig zu machen, und er hat zu diesem Zweck auch einmal die Ehe Frau Succows besucht. Da alle feine Bemühungen fehlschlugen, foll er, nahm die Anlage an, sich entschlossen haben, seinen vermeintlichen Widersacher niederzuschießen. Als Succom in Nicolassee turz vor 48 Uhr fein in der Walthariftraße gelegenes Haus verließ, gab der Angeklagte fünf Schüsse ab. Eine Kugel traf in die rechte Achselhöhle, zwei andere verletzten die Schenkel. Succow brach zusammen, während der Angeklagte in größter Eile in den benachbarten Wald lief. Die Schießerei wurde jedoch von einem Chauffeur Großmann, der mit seinem Auto in der Nähe hielt, beobachtet. Großmann nahm die Berfolgung auf, worauf Bießner nun auch zweimal auf ihn die
Baffe anlegte.
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32 On der gestriger Berhandlung erklärte der Angeklagte, daß er teinen Mordanschlag geplant habe. Er habe nach der Entlastung feine Beschäftigung finden fönnen und sei in Berzweiflung geraten. Sein Blan sei lediglich gewesen, sich selbst vor dem Hause Succows, den er für den eigentlichen Urheber seines Unglücs gehalten habe, zu erschießen. Als ich dann aber Succom fah, faßte mich eine sinnlose But. Ich hatte feine Ueberlegung mehr, was ich tat, und habe heute auch keine flare Erinnerung an die Borgänge, wie sie sich abgespielt haben." Bors.: Weshalb haben Sie aber auch auf den Chauffeur geschoffen und weshalb führten Sie nach der Tat den geplanten Selbstmord nicht aus? Angefl.: Auch dafür vermag ich feine Erklärung zu geben. Der als Zeuge vernommene Succom bekundete, daß er feineswegs auf die Entlassung Bleßners gedrängt habe. Das Zeugnis habe er im Gegenteil noch zu gunsten des Angeklagten geändert, auch habe er Rücksprache mit dem Abteilungsvorsteher genommen, der jedoch erklärt habe, daß er den Angeklagten nicht wieder einstellen wolle. Der Staatsanwalt beantragte wegen versuchten Mordes und versuchten Totschlags 8 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ghrverlust. Er sah die Tötungsabsicht des Angeklagten darin, daß die Zielrichtung bes Schusses auf die Brust ging, ferner auch darin, daß der Angeklagte auch noch auf den am Boden Liegenben geschossen habe. Dem entgegen führte der Berteidiger aus, daß der Angeklagte dem Prokuristen einen Denfzettel habe geben wollen.
Nach fast dreistündiger Beratung verkündete der Borsitzende des Schwurgerichts folgendes Urteil: Der Angeklagte wird im Falle Suecom zu einem Jahr Gefängnis nur wegen Rörperberlegung, im Falle des Chauffeurs Großmann wegen Beißes einer Waffe bei einem Angriff zu 4 Monaten Gefängnis und wegen unerlaubten Waffentragens zu 6 Wochen Haft verurteilt. Die Straße mird auf 1 Jahr 1 Monat Gefängnis und 6 Wochen Haft zusammen gezogen, wovon 1 Monat Gefängnis und 6 Wochen Haft als durch die Untersuchungshaft verbüßt angesehen wurden.
wöhnen müssen". Die Batienten, die das ihnen gegebene Quantum| mangelnden Bildung half sie durch eifriges Selbststudium nach. Sie Fleisch, Butter und Fett für zu wenig halten, werden sehr perdutzte wurde wie ein Kind im Hause gehalten und genoß volles VerSie war später noch auf verschiedenen anderen Gütern Gefichter machen, wenn fie die Angaben des Chefarztes lefen. 3u trauen. sahnahrung sich zu beschaffen, haben sie gar nicht nötig, fagt Dr. F. als Wirtschafterin tätig, bis sie nach Berlin fam. Hier bekleidete Beiß Gott, warum es Patienten gibt, die es trotzdem tun und sie verschiedene Bertrauensposten. Als sie ihr Lieblingstöchterchen ihr Geld dafür ausgeben. Wegen der nach einer Batientenverfamm- Charlotte aus Didenburg abholen wollte, um das Kind zu sich nach lung ergangenen Anordnung, ein Mitglied der Patientenfommission Berlin zu nehmen, war es von dem geschiedenen Manne zu entlassen, hate ein Hungerstreit nicht stattgefunden, ver- entführt worden. Dadurch verlor sie den letzten Halt, ihr sichert Dr. F., nur habe ein großer Teil der Patienten sich vor dem wurde alles, wie sie sagt, vollkommen gleichgültig. Von der Zeit zweiten Frühstück geweigert, in den Speisesaal zu gehen. Mit fol- an beginnen ihre großen Schwindeleien. Sie suchte und fand Berchen Wortlaubereien will der Herr Chefarzt Eindruck machen? fehr wieder in denselben Kreisen und verübte unter dem Deckmantel Sein eigener Brief fogt, daß nach der Weigerung, zu essen, er die ihrer guten Manieren die verschiedensten groß angelegten Schwinsehr erregten" Patienten auf die Folgen ihres Tuns hinwies, daß deleien. Sie fingierte Gutstäufe, gab sich als gefchiedene oder verer die dann verlangte Zurücknahme der Entlassung jenes Patienten witwete Rittergutsbefizerin aus, spiegelte ihren Opfern Heiratsabbewilligte und daß erst danach die Batienten sich zum Frühstück fichten vor und es gelang ihr, mit den erschwindelten Geldern das begaben. Das sei nicht nach zwei Stunden, sondern fofort ge- Leben einer vornehmen Dame" zu führen. schehen, fügt er hinzu, doch vergißt er anzugeben, wieviel Zeit die Berhandlungen mit den streifenden Patienten erfordert hatten. Dr. F. muß auch zugeben, daß der Patient, der von ihm mit Entlassung bestraft" war( Diesen Ausdruckt gebraucht er in feinem Brief), fich feiner absichtlichen Uebertretung einer Anordmung des Chefarztes" schuldig gemacht hatte. Die volle Schale feices Bornes gießt er über den anderen Batienten aus, von dem wir sagen, daß diefer feinen Verdruß über die Beföstigungsmängel in allzu fräftiger Form geäußert habe. Der jei, belehrt uns Dr. F., entlassen worden, weil eine Wiederholung eines so erregten Auftrittes verhütet werden mußte. Dr. F. hat die Lunge dieses Patienten nicht erst nochmal untersucht, sondern der Kasse geschrieben, ihm eine Kur in einer Nervenheilanftelt zu gewähren.
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Wir können nicht finden, daß in der rorgekommenen Streitig feiten der Chefarzt Dr. Fride eine besonders glückliche Rolle gespielt hat.
Die Herkunft der falschen Fünfziger. Aufgehobene Falschmünzerwerkstätten.
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Wie vor einiger Zeit mitgeteilt, war es der Reichsfalschgeldstelle gelungen, in einer Remise in der Spreestraße zu Charlottenburg eine Falschmünzerwerkstatt aufzufinden, in der man fich hauptsächlich mit der Herstellung von falschen 50- PfennigStücken befaßte. Es war dies die Kolonne Doppte und Genossen. Zu dieser wurde nachträglich noch ein Kaufmann Baul Schwaneberg, ebenfalls aus Charlottenburg , festgenommen, der den Vertrieb dieser Falschstücke übernommen hatte. Ihn ereilte fein Schifal bei einem Friseur. Da der Bertrieb der Falschstücke noch in demselben Maße fortgefeht wurde, mußte man annehmen, daß noch andere Fabrißen" in Betrieb feien. Die Berausgabung betraf hauptsächlich die Straßenbahn, und oft fam es vor, daß abends bei der Abrechnung der Schaffner einer Linie 12 bis 15 falfche Geld ftüde in der Tasche hatte. Ein junger Mann, der einmal beim Wechseln ein falsches 50- Pfennig- Stück erhalten hatte und die Fälschung fofort erkannte, folgte dem Verausgaber. Er bemerkte, wie dieser sich auf der Straße bei Händlern Schnürfentel und Zigaretten faufte und andere fleine Einfäufe machte, wobei er jedesmal mit 50- Pfennig- Stüden zahlte. Da ihm dies berg in der Fontanestraße. Als er feststellte, in welchem Haufe der alles verdächtig portam, verfolgte er den Mann bis nach LichtenMann verschwunden war, ging er zum nächsten Polizeirevier und Durch die weiteren Beobachtungen der Reichsfalschgelbabteilung gelang es, in diesem Hause eine zweite erstatt zu ermitteln, die Fälscher bei der Arbeit zu überraschen und sämtliches Material zu beschlagnahmen. Es wurden hierbei im ganzen fünf Personen festgenommen. Eine dritte abrir wurde in Pankow ausgehoben. Hier hatten sich zwei Schlosser und ein Dreher zusammengelan. Der Dreher war in einer Fabrit beschäftigt, in der das Material zur Herstellung von 50- Pfennig- Stüden verarbeitet murde. Bon diesem Material ftahl
machte dort Meldung.
er fobiel, wie er unbemerkt fortschleppen tonnte, Die beiden anderen ließen sich auf ihrer Arbeitsstelle trant schreiben und prägten
das Messing zu falschen 50- Pfennig- Stüden um. Die Leute hatten die Falschstlide so täuschend nachgemacht, daß die Unterscheidungsmerkmale nur bei genauester Besichtigung zu erkennen waren. Im ganzen hatten fie etwa 3000 Stüd in Umlauf gebracht. Auch diefe Bande konnte unschädlich gemacht werden.
Frau v. Suckow".
Der Werdegang einer Pseudo- Ariftofrafin. Nach vierjähriger erfolgloser Suche wurde gestern eine Schwind ferin, die sich der hochtönendsten Namen bediente, von der Berfiner Kriminalpolizei verhaftet. Wie wir berichteten, war zu Anfang diefes Monats in einer Pension in Halle ein großer Diebstahl ausgeführt worden. Eine angebliche Frau v. Sudom , die bei der Bensionsinhaberin großes Vertrauen genoß, hatte wertvollen Schmuc gestohlen. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß die angebliche Frau v. Sudow, die auch von anderen Dezernaten megen Heiratsschwindel und Betrügereien gesucht wurde, in Wirklichkeit eine Schneiderin Annemarie Lid, geb. Heinrich, ist. Gestern abend sah ein Kriminalfommiffar, der sich auf einem Streifgang befand, in der Tonn dorf- Diele eine elegante Dame, auf die die Beschreibung der Lick paste. Als er ein Gespräch mit ihr anknüpfte, um ihre Identität zweifelsfrei festzustellen und sie einlud, den Abend mit ihm zu verbringen, willigte sie ein. Erft als man auf dem Alexanderplatz statt vor einer Weinstube in den Hof des Polizeipräsidiums einfuhr, erkannte die Schwindlerin ihren neuen Ravalier. Ihre Aussagen ergaben das Bild eines feltsamen Werdeganges.
Die Familie, der sie entstammt, lebte in den ärmlichsten Ber hältniffen. Es waren acht Kinder zu Hause, der Bater trant, und so herrschte oft die bitterste Not. Noch während der Bater lebte, war die Mutter bemüht, als Pflegerin zum Unterhalt der Familie beizutragen. Als Annemarie 16 Jahre alt war, zog die Mutter von Königsberg nach Eberswalde . Hier lernte das Mädchen einen Kaufmann kennen, den sie bald darauf heiratete, Dieser Che entsprossen drei Kinder. Der Berdienst des Mannes entauch hier, und Frau Lid beging hier ihren ersten Diebstahl. Nach dem fie von ihrem Manne geschieden war, nahm sie eine Stellung als Wirtschafterin auf einem größeren Rittergute in Olden burg an. Der Befiher, als früherer Reiteroffizier, pflegte einen großen Verkehr. Hier eignete sie sich die notwendigen Umgangsformen so an, so daß sie ihr zur zweiten Natur wurden. Ihrer
Aus der Heilstätte Belzig . Unsere Mitteilungen( in Nr. 396) über die Lungenheitstätte Belzig , in der es wegen der Betätigung zu Ausein andersetzungen zwischen Battenten und der Ber waltung gekommen war, haben nicht den Beifall des Chef- sprach nicht feinem flotten Lebenswandel, so herrschte die Not oft waltung gefommen war, haben nicht den Beifall des Chefarztes Dr. Fride gefunden. In einem Brief an uns äußert er seinen Verdruß darüber, daß wir vor Veröffentlichung unferes Artikels nicht ihn gefragt haben. Aber durch das, was Dr. F. jetzt ungefragt erzählt, wird unsere Darstellung in feinem wesentlichen
Punkt widerlegt.
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Chefarzt Dr, F. fagt selber, daß bei einem Teil der Patienten jeit einigen Wochen fich Unzufriedenheit bemerkbar machte, angeblich ,, umter dem Einfluß einiger Heger". Diese Unzufriedenheit sei dadurch genährt und vermehrt worden, daß nach einem Wechsel in der Küchenleitung Bersehen in den Mengenverhältnissen gemacht wurden, so daß das Essen nicht reichte". Die Fehler seien durch Nachlieferung von Konserven usw, ausgeglichen worden, so daß niemand den Tisch ungefättigt verlassen habe. Eine Verstimmung fei aber doch zurückgeblieben. Dr. F. behauptet dann, die Bekösti gung fei nach dem Urteil aller unbefangenen Teilnehmer ausgezeichnet". Ueber die Häufigkeit der Kohl- und Bohnengerichte schweigt er, ebenso über den Vorwurf, daß gelegentlich Maden im Effen vorhanden feien. Daß von Milch nur Liter je Berfon als Getränk verabreicht wird, gibt er zu, außerdem werde aber noch ½ Liter je Person zu Suppen us, verbraucht. Wahrscheinlich wird er die für„ befangen" erklären, die bei Lungenkranken diesen Mitchnerbrauch für zu gering halten. Weiter erzählt er, daß von Butter zum Aufstrich täglich 55 Gramm und bei faltem Abendbrot außerdem noch 25 Gramm gegeben werden, daß Fleisch als Braten und Aufschnitt wöchentlich drei bis viermal mit täglich 250 Gramm aufgetischt und Kakao zum zweiten Frühstück wöchentlich viermal gereicht wird. Gemüse wird nach Dr. F.'s Behauptung fett gefoft, daß ich viete Patienten erst an diese Zubereitungsart ge
Das Rundfunkprogramm.
Mittwoch, den 27. August.
Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.
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5.30-7 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 7.30 Uhr abends: Vortrag: Frau Adele Proesler Sagen und ball", Verdi( Kammersänger Arnold Gabor, von der MetropolitanMärchen". 9-10 Uhr abends: Aus Opern, 1. Arie aus, Ein Maskenoper, New York ). 2. Arie aus" Aida ", Verdi( Margarete SchreberSattler, von der Großen Volksoper, Berlin ). 3. a) Cavatine aus Rigoletto ", Verdi, b) Ach wie so, trügerisch, aus Rigoletto ", Verdi( Bernhard Bötel , vom Deutschen Opernhaus, Charlottenburg ). " Aida", Verdi( Margarete Schreber- Sattler und Kammersänger Arnold Gabor). 5. Arie aus" Carmen ", Bizet ( Margarete Schreber- Sattler und Bernhard Bötel ). 7. Posas Tod, aus " Bohème", Puccini "( Bernhard Bötel und Kammersänger Arnold " Don Carlos", Verdi( Kammersänger Arnold Gabor). 8. Duett aus Gabor). Am Steinway - Flügel: Dr. Felix Günther. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten.
4: Duett aus
Im Sigungssaal des ehemaligen Herrenhauses, in dem einst die Vertreter des befestigten und unverschuldeten Grundbesizes über die Geschide Preußens entschieden, veranstalteten gestern abend die Windthorst- Bünde zusammen mit zahleichen Vertretern republikanischer Organisationen, allen voran Mit glieder des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold, anläßlich bes dritten Todestages Erzbergers eine stille und eindringliche Gedächtnisfeier für den Hingemordeten. Alle Plätze im Saal und auf Den Tribünen waren besetzt. Nur die Beteiligung der Parlamentarier war eine recht schwache. Auf ber Regierungsbant saßen neben dem Reichskanzler Dr. Marr der Minister Hirtfiefer, Giesberts, Oberpräsident Noste, Oberregierungsrat Dr. Brandt und andere Vertreter der Regierung.
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Vor dem Platz des Präsidenten stand das Bild Erzbergers, von Blumen umfränzt, von Palmen und Lorbeer umgeben. Nachdem der St. Clemens- Chor unter Leitung des Musikdirektors Büning das Lied Ecce, Quomodo Moritur"( Siehe, wie er stirbt) gesungen und Frau Margarete Nifffa einen Vorspruch aus den Werken des namentlich in der katholischen Welt bekannten Dichters Thrasolt gesprochen, hielt die Gedächtnisrede auf Erzberger Josef Dieg, der vor drei Jahren Herrn Erzberger auf dem Wege von Griesbach nach der Alexanderschanze begleitet hatte und durch die Kugeln der Mörder ebenfalls verwundet worden war. Dietz zeichnete ein Inappes, furzes Charakterbild des Ermordeten. Er betonte seinen Fleiß, feine Aufopferung und seine eiferne Energie und er sprach von dem Erzberger, der nie m die Fläche sah, sondern in die Perfpeftive und der fich immer vor Augen hielt, daß der Wille zur Lat Dorhanden sein müsse. Der Redner gab jobann eine außerordentliche treffliche Stizze von der politischen Befähigung Erzbergers, der immer ein aufrechter Republikaner gewesen und der allen Einfluß daranjezte, um nach dem verlorenen Krieg auf den Weg aus dem Chaos zu kommen. Mit dem Lied Berleihet ums Frieden gnädiglich", bas ber Chor vortrug, schloß die Feier.
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Die Krankenkontrolle der Firma.
Die interessante Streitfrage, ob eine Angestellte, die während ihrer Krankheit von dem Kontrolleur ihrer Firma zu Hause nicht angetroffen wird, fristlos entlassen werden tann, tam dieser Tage vor dem Kaufmannsgericht zur Verhandlung. Die Kontoristin S. war vom Arzt frant geschrieben worden, hielt sich aber mit Genehmigung der Krantenfasse bei Bekannten in einem Borort auf, wo sie beffere Heilung von ihrem Nervenleiden erwar tele. Nachdem nun von der Firma, einer großen Spiralbohrerfabrik, die Krante in ihrer Wohnung weder am Tage noch in der Nacht angetroffen worden war, erfolgte vie fristlose Entlassung. vereinbarte einmonatliche Kündigungsfrist vertfagt. Vor Gericht ertot sich der Firmenvertreter zu einem Bergleich bereit, um„ nicht
Die Firma wurde daraufhin auf Auszahlung des Gehalts für die
Dinge zur Sprache bringen zu müssen, die für die Klägerin nicht angenehm feien". Demgegenüber betonte Fräulein S., daß sie nichis zu scheuen habe. Der Bertreter der beklagten Firma erzählte nunmehr eine lange Geschichte über die Klägerin, aus der zu entnehmen war, daß die Firma aus Privatangelegenheiten der Klägerin Schlüsse über deren Verhalten während der Krankheit zog. Die Klägerin mußte sich energisch dagegen verwahren und bemies, daß die Firma von der Krankenkasse jederzeit Auskunft über ihren derzeitigen Aufenthalt hätte erhalten können, wenn es ihr Sachverhalt festzustellen. Unter diefen Umständen mußte sich der ernstlich darum zu tun gewesen wäre, den richtigen Borsigende auf die Seite der Klägerin stellen, und er erreichte schließlich, daß der Firmenvertreter erheblich über sein Einigungsangebot hinausging, so daß sich die Klägerin damit einverstanden erklären fonnte.
Das Hagelunwetter in Schlesien .
Eine Notstandsaktion der Staatsregierung. In einer Kleinen Anfrage der sozialdemokratischen schweren Schäden hingewiesen, die das Hagelwetter im Frühjahr Fraktion des Preußischen Landtags wurde auf die b. 3. in Schlesien angerichtet hat. Auf die Frage, ob und welche Maßnahmen das Staatsministerium zu treffen gedente, um den so schwer geschädigten Bewohnern, insbesondere den fleinen Landmirten, zu helfen, erteilt der Preußische Minister des Innern, dem Amtlichen Preußischen Pressedienst zufolge, nachstehende
Antwort:
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„ Die Staatsregierung hat unter Beteiligung der in Frage fommenden Kreise und Provinzen mit der gleichen Summe wie der Staat zugunsten der durch die Unwetter in Niederschlesien und Oberschlesien Geschädigten eine Notstandsattion eingeleitet unb hierfür aus Staatsmitteln 130 000 Goldmart bereitgestellt. Ferner hat die Preußische Zentratgenossenschaftsfaffe ihren schlesischen Unterverbänden 200 000 Goldmark zur Verfügung gestellt, welche in Gestalt von Krediten insbesondere den Unwettergeschädigten zugute kommen sollen. Mit der einheitlichen Durchführung der Notstandsaktion ist der Oberpräsident in Bres= lau beauftragt worden. Für die Berteilung der zur Berfügung gestellten Mittel ist der Grundsatz maßgebend, daß sie zum Wiederaufbau der Wirtschaft leistungsfähiger und in ihrem Nahrungsstande gefährdeter Personen zu verwenden find. Im einzelnen unterliegt die Verteilung der vorhandenen Geldmittel dem pflichtgemäßen Ermessen des Oberpräsidenten."
Anschlag auf den Expreßzug Budapest - Bukarest . Gegen den Erpreßzug Budapest - Bularest ist bei Czernowi ein Anschlag burch Anbringung bon Explofibförpern an der Bahnanlage berübt worden. Der Anschlag ist mißlungen. Nur einige Wagen find entgleist. Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Ein neuer Ozean- Weltrekord. Der Cunard- Dampfer M a u- retania hat die Fahrt von New York nach Cherbourg in 5 Tagen, Weltreford aufgestellt. 1 Stunde und 49 Minuten zurückgelegt und damit einen neuen
während des Krieges von einem Unterseeboot versenkten Damp. 140 Goldmillionen vom Meeresgrund gehoben. An Bord des fers Laurentic, dessen Brad 90 Meter unter dem Meerespiegel westlich von Lough Swilly liegt, find für 7 Millionen Pfund Sterling Goldbarren gleich 140 Millionen Goldmark gehoben worden. Letztes Jahr waren für 2% Millionen Pfund Sterling Goldbarren gehoben worden. Damit find sämtliche Goldvorräte an Bord des Dampfers gerettet.
Der italienische Weltflieger aufgefunden. Der italienische Weltflieger Locatolli, der seit dem vergangenen Donnerstag vermißt war, ist 125 Weilen östlich von Grönland durch den ameri fanischen Kreuzer Richmond aufgefunden worden.