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Die Enthaltsamen. Bazille und Leuth eutzer. Bei der gestrigen Abstimmung über das Cisenbahngesetz wurde eine S i m m e n t h a l t u n g festgestellt. Wer war der Mann, der so tapfer sich vor der Entscheidung drückte? Es war Herr Bazille. deutschnationaler Abgeordneter und württembergischer Ministerpräsident! In der letzteren Eigenschaft hat Bazille sich ausdrücklich für Annahme der Gutachten ausgesprochen. Als Abgeordneter enthält er Er hat allerdings einen Konkurrenten auf diesem Gebiet. sich der Stimme, um seine Fraktionsfreunde nicht zu verletzen! Herr Leutheußer, der thüringische Staatsminister von Dinters Gnaden und Fraktionsgenosse Stresemanns, hatte es vorgezogen, zur Sitzung überhaupt nicht zu erscheinen. Wahr- schcinlich war er wieder ebensoauf Urlaub", wie bei der Bcrsassungsfeier in Weimar  .
Zum Potsdamer Kommum'stenattentat. In Potsdam   war gestern das Gerücht verbreitet, die oerhas- teten Potsdamer Kommunisten, die in die Voruntersuchung üb« das geplante Attentat am Tage der Denkmalsweihe des Garderegiments verstrickt sind, seien aus der Haft entlassen worden. Ebenso seien eine Anzahl V-rliner Kommunisten auf freien Fuß gesetzt worden. Es gewinn« den Anschein, als seien die Kommunisten rechtsradikalen Spitzeln auf den Leim gegangen. Wie wir erfahren, entsprechen diese Gerücht« nicht den Tatsachen. Die Leute, bei denen die Vom- ben gesunden wurden, bleiben in Haft. Enthaftet wurden lediglich drei Personen, die nicht zum Kreis der Täter gehören, da gegen sie ein Fluchtverdacht nicht vorliegt und die Sachlage genügend geklärt ist. Das Verfahren, auch gegen sie. geht weit«. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß es den oerhafteten Kom» munisten mit dem Attentat ernst war. Spitzelei kommt nicht in Frage.  _
Die Erzbergermoröer und ihre Sesthüher. Tic Antwort der ungarischen Regierung auf die deutsche Auslicserungsnote. Budapest  . 28. August.(TU.) Di« deutsche   Gesandtschaft«hielt gestern die Antwort der ungarischen Regierung auf die deutche Note, in welcher die Auslieferung Schulz«? und Tilleflens verlangt wird. Bezüglich Schulz weist die ungarische Regierung darauf hin, daß das normale Auslieferungsverfahren sich im Gang« befindet und erklärt, daß die deutsche   Gesandtschaft seinerzeit von dem Ergebnis des Verfahrens verständigt werden wird. Bezüglich Tillessen   erklärt die ungarische Regierung, daß die Nachforschungen behufs Verhaftung Tillessens mitvoller Energie" geführt w«rden.(?) Der Abg. Julius G ö m b ö s, in dessen Villa sich bekanntlich die Erzberyermörd« aufhielten, erschien gestern in Begleitung des Abg. Ulain bei der Staatsanwaltschaft und ersuchte, ihm even- tuell« Wünsch« des verhafteten Schulz, die sich auf Kleidung oder Beköstigung beziehen, bekanntzugeben. Die beiden Abgeordneten seien bereit, diesen Wünschen nachzukommen. Ulain stand seit län- garer Zeit in Verbindung mit den bayerischen National- s o z i a l i st e n und war das Derbinjnmgsglied zwischen der deut- schen und der ungarischen Bewegung. Schulz sowie die angeblichen Schneider und Mayer wandten sich nach ihrer Flucht aus Deutsch  - land an den Abg. Ulain mit der Bitte, ihnen in Ungarn  «in Asyl zu verschaffen. Die beiden deutschen   Kriminalbeamten reisten heute nach Berlin   zurück, da sie ihre hiesig« Tätigkeit abgeschlossen haben, nachdem sie das Protokoll, das nach der Konftontierung aufge- nommen wurde, unterschrieben haben.
Garantievertrag statt Militärgewalt. Bari  », 27. August.(Eigener Drahtbericht.) Das Problem der französischen   Sicherheit, das seit der Londoner Konfe- renz und im Hinblick auf die bevorstehenden Verhandlungen des Völkerbundes gegenwärtig Wied« im Vordergrund der öffentlichen Diskussion steht, behandelt die.Information" in folgen- den vHmünftigen Ausführungen: Man müsse bei den Garantien für hj« ftanzösisch« Sicherheit unterscheiden zwischen denjenigen, d'e isich erst in einiger Zeit verwirklichen ließen, ln« aber jedenfalls tyn Vorzug hätten, endgültiger Natur zu sein. Vor allem dürfe man nicht den scheinbaren Sicherheiten trauen, die zur Grund- laqe jene Uebergcrngstruppen hätten, denen Frankreich   sein« Siege zu verdanken habe und die auf einem Komplex von politischen und diplomatischen Umständen ausgebaut seien, für deren Dauer Frankreich   keinerlei Gewähr habe. Zu den Illusionen dieser Art habe die militärische Besetzung des Ruhrgebiet  « gehört, obwohl die militärischen Sachverständigen ihr niemals irgendwelche Bedeutung beigemessen, sondern im Eegentell die größten Bedenken gegen die stark exponierten Stellungen der sehr erheblichen ftanzösischen Streitkräfte gehabt hätten, die im Falle eines bewaffneten Konflikts so schnell wie möglich hätten zurück- genommen werden müssen. Auch die Besetzung des linken Rheinufers stell« keineswegs eine dauernde Garantie für die S!ch«h«it Frankreichs   dar. Denn nach den Bestimmungen des Der- sailler Vertrages hör« sie gerade in dem Augenblick auf, wo Deutsch- land anfange, wieder gefährlich zu werben. Frankreich   würde«inen schweren Fehler begehen, wenn e» deshalb noch neuen Bor- wänden suchen wollt«, um die Räumung dieser Gebiet« um ein paar Monate hinauszuschieben. Was not tue. sei vielmehr, dies« Scheingarontien durch ein wrrklich dauerhaftes und wirksames System zu ersetzen. Garantien dieser Art könnten ab« nur auf Grund der engsten Zusammenarbeit mit allen Völkern, die an d« Aufrechterhaltung des europäischen   Friedens interessiert seien, gefunden werden, d. h. in einem gegenseitigen Garantievertrag und d« Uebernahm« der militärischen Ucberwachung Deutschlands   durch den Völkerbund.
Der geschlagene poi'ncarö. Barls. 28. August.(Eca.) DieEre Rouvelle" zieht nochmals die Bilanz der Aussprache im französischen   Parlament üb« die Londoner   Beschlüsse und schreibt: Di« Parlamentsession ist mit einem republikanischen Erfolge beschlossen worden. Die Reaktion hatte ihre letzten Hoffnungen auf den Senat gesetzt, wo Poincarö bereits seit langen Iahren führt, ob« der Senat hat Herriot   sein Vertrauen ausgesprochen. Der ehemalige Chef der Regierung hat nicht verstanden, daß man nicht die ganze Kraft der Welt in den Rahmen von Paragraphen einspannen kann, die doch nur Wert für ein« beschränkt« Zelt haben. DerQuoti dien­schreibt unter der Ueberschrift:.Leute, die die anderen in den Tod schicken": In der Kammer schimpfen auf Befehl Pvincar«, fem« Offiziere und fem« Truppen gegen die Verein- barungen von London  . Im Senat hat sich dagegen Poincarä selbst mutig der Abstimmung enthalten. DasOeuvre" schreibt: Poincarö hat geschlagen« fünf Stunden gesprochen, dann hat er sich bet Stimme enthalten. Er hatte also gesprochen, um nichts zu sagen.
GrauftlZMSnaöe. Hm und roieder hört man die Behauptung daß die Brause­limonade aus Fruchtäthe? hergestellt werde, dessen Ursprung Stein- kohlents« sein sollte Nur die allerwenigsten Brauselimonaden enthalten jedoch FruchtSther. Er findet besonders bei der Bonbon- fabrikation Anwendung, stammt im übrigen nicht aus Steinkohlen- teer, sondern wird aus Sprit unter Zusatz verschiedener Säuren hergestellt. Fast durchweg werden die Brauselimonaden aus natür- lichen Essenzen erzeugt, die auf dem Wege der Destillation aus frischen Früchten, z. B. aus Himbeeren. Zitronen usw. gewonnen werden. Das H:I?smittel, um das Aroma der frischen Früchte fest- zuhalten, ist der Sprit, der mit frischen Htmboeren, Zitronenschalen usw. angesetzt und nach einer gewissen Bearbeitung abdestilliert wird. Die in den natürlichen Früchten befindliche Säur«, di« beim De- stillieren nicht mit gewonnen weiden kann, wird den Brauselimo- noden wieder zugesetzt, indem nämlich Milchsäure, Weinstsinfäure oder Zitronensäure dem herzustellenden Getränk beigefügt wird. Diese Säur« bildet in den Fruchtsäften tvi« auch in den künstlichen Brauselimonaden den hauptsöck/lichsten Geschmack. Die zugesetzten Säuren in den Lrauselimanaden smd sämtlich Raturerzeugniss«, kein« von ihnen stammt aus Stei-nkohlente«. Der in Leu Limona- den enthaltene lebhafte Farbstoff, der allein einen Airreiz für das Auge bieten soll, ist allerdings meistens aus Artifinfarben herge­stellt. Diese Farben werden jedoch in so geringem Maß« verwandt, daß irgendeine Wirkung wed« geschmacklich noch im Aroma ein- tritt. Er ist vollkommen giftfrei und unschädlich. Wenn in den letzten, besonders m den Kriegsjahren die Brauselimonaden nicht mehr den Anklang gefunden haben wie in früheren Zeiten, so ist das darauf zurückzuführen, daß an Stelle des Zuckers Sacharin verwandt werden mußte, wodurch die Brauselimonade häufig einen wid«lichen Geschmack erhielt. Wolle man zu Brauselimonaden natürliche FruchtfSfte oder besser Fruchtsyrupe das sind mit Zucker eingekochte Fruchrsäste nehmen, so würde man sehr schnell ein vollkommen unansehnliches, trübe? und flockiges Getränt erhalten, denn die in dem SÄterwass« enthalten« Kohlensäur  « zerstört die Farbstoffe des Fruchtsyrup-. Wollte man Fruchtsyrupe mit Selter. wasser direkt mengen, so würde auch hier kein rem« Geschmack vor- Händen sein, da in dem Selterwasser Salz« enthalten sind, die sehr störend wirken. Auch Liköressenzen sind niemals aus Steinkohlen- teer gewonnen, sondern werden je noch Verwendungsart außer- ordentlich sorgfältig aus Kräutern und ätherischen Oelen, die wiederum aus Kräutern und Drogen gewonnen werden, erzeugt. Man soll sich also deshalb in Zukunft nicht davon abhalten lassen, Liköre, Brauselimonaden usw. zu trinken, denn die verwandten Stoffe sind durchaus rem und haben mit Stemkohlente« oder an- d««n chemischen Erzeugnissen nichts zu tun.
Das Enöe einer völkischen Sank. lleber 10 000 Sparer um ihre Einlagen gekommen? Gestrige Abendblätter brachten aufsehenerregende Mitteilun- gen über den völligen Zusammenbruch des Bankhauses Willi Bruß in Wilmersdorf  , Brandenburgische Straße, am Fehrbelliner Platz. Danach soll stch die Ortsgruppe Wilmersdorf   d« Nationolfazialisti- schen Freiheitspartei schon vor längerer Zeit mit einem Rund- schreiben on ihr« Mitglied« und Gesinnungsfreunde gewandt und sie veranlaßt haben, dem genannten Vankgeschäst ihre Einlagen an- zuvertrauen. Daraufhin sollen nicht weniger als 14 000 Einzah- lungen, in der Hauptsache von kleinen Gewerbetreibenden, Ge- schäftÄeuten und Beamten«folgt sein, die jetzt restlos verloren sind, da überhaupt keine Konkursmasse vorhanden ist. Es ist drin». gend notwendig, daß üb« diesen Zusammenbruch, der so viele kleine Existenzen dem Elend überliefert, restlos« Klarheit gegeben wird. Es scheint, daß hier der Staatsanwalt am Platze wäre. Wie zu erwarten, hat die Nachricht von der Zahlungsein­stellung des Wilmersdorfer   Bankhaufes Willy Bruß in den Kr«fsn der betroffenen zahlreichen, größtenteils kleinen Leuten u n g e- heuere« Aufseben und größte Erbitterung erregt. Di« letzter« wird sich noch wesentlich steigern, wenn die Hiobspost von dem Zusammenbruch und vor allem von der skrupellosen Art und Wesse, mit welcher der Leit« des Bankhauses und sein« Heif«s- Helfer den vertrauensseligen und allerdings auch spekulationslüster- nen kleinen Leuten das Geld aus d« Tasche gezogen hat, erst weiter bekannt geworden sein wird. Heute schon am ftühen Morgen fanden stch Leidtragende in Scharen vor dem Eckhause Brandenburg- straß« 09 am Fehrbelliner Platz   ein, um den Versuch zu machen, ihr« Ersparnisse zu retten. Wer enttäuscht blieben sie vor der Eingangstür stehen, da ihnen von einem Anschlag das WortGe- schlössen!" di« Bestätigung der Gerüchte zeigte. Die für die Außen- steheichen rätselhafte Geduld der Angestellten des Bankhauses mit ihren feit einem Bierteljahr rückständigen Gehäl» tern«klärten die Angestellten damit, daß Willy Bruß ihnen allen bevorzugt« Ford«ung«n und große Außenstände vorgezeigt habe. So gelang es ihm, monatelang sowohl seine Angestellten, wie auch zahlreiche Kunden zu beruhigen. Wurden von den letzteren einige ungeduldig oder rabiat, dann wies« selber sie darauf hin, daß sie ja zur Krimmalpolizei gehen könnten. Di« allgemeine Ge- schäftslage sei eben jetzt trübe und dafür k«m« er auch nichts. Die Behörde wttde ihnen ihr Geld auch nicht»«schaffen. Die Ange- stellten, sowohl wie die anderen Sparer wcrdeu, da außer dem Ladeninoentar keinerlei Masse vorhanden ist. vollkommen leer ans- gehen, und zwar, weil kein Konturs eröffnet ist und somit auch nicht einmal bevorzugte Forderungen geltend gemacht werden können._ Zeugenvernehmung im Fsall Krüger. Durch di« Veröffentlichungen in der Presse und durch die wetteren Bemühungen der Kriminalpolizei ist es nun gelungen, noch mehrer« Zeugen herbeizuschaffen, die Aussagen über die des Mordes an ihrem Ehemann Andächtige Frau Krüger gemacht haben. U. a. hat sich auch ein in Berlin   wohnender Schlächtermeister gemeldet, der im Jahre I91S bei dem damaligen Ehepaar Deckel als Land stürm mann im Quartier lag. Er will, wie der Polizeibericht sogt, mit der jetzigen Frau Krüger, damaligen Frau Deckel, ein Liebesvcrhättnis angeknüpft haben. Der Zeuge bekundete folgendes: Eines Tages sagte ihm Frau Deckel, daß sie von ihm«in Kind erwarte und deshalb aus Sonnenburg auf einige Zeit ver- schwinden müsse. Frau Teckel verreist« auch nach Hamburg  , und während ihrer Abwesenheit erfuhr der Zeuge zufällig, daß der alte Deckel eines Tages ein'Telegianun folgenden Inhaltes bekommen habe:Gratullere Dir, Papachen, ein kräftiger Junge, Mariechen." Das setzte den Soldaten in Erstaunen, zumal er selbst einig« Tage zuvor au» B«lin von Frau Deckel die Nachricht erhalten hatte, daß er ebenfalls Dater eines Knaben geworden sei. Um der Sache auf den Grund zu gehen, lieh er sich Uilmib geben und fuhr nach Berlin  . Er suchte sofort seine Geliebte in der Wohnung ihrer Freundin auf und fand hier mehrere Mütter mit Säuglingen auf den Armen. Di« eigentümlich« doppelte Vaterschaft fand jetzt ihre Auiklärung. Frau Deckel hatte unter dem Dtamen ihrer Freundin ein Inserat erlassen, in dem sie einen etwa 8 vis 14 Tage alten Knaben diskreter Geburt mtt blondem Haar und bleuen Augen suchte, um ihn an Kindssstatt anzunehmen. Sie wollt« auf dies- Art einmal dem Liebhaber Geld entlocken und zweitens ihren alten Ehemann dazu veranlassen, das erste, zugunsten seiner Verwandten gemachte Testament umzustoßen und sie. wie er es ihr versprochen hatte, auf Grund ihrer Mutter- schafr als alleinige Erbin einzusetzen. Ein anderer Zeuge konnte eigentümliche Aussagen über den Tod des alten Mannes machen. Demnach hatte Deckel schon längere Zeit über Schmerzen im Magen und heftiges Leibweh geklagt. Infolge seines Uebelbefindens war
er bettlägerig. Eines Tages besuchte ihn der Zeuge und der Kranke beklagte sich ihm gegenüber, daß sein« Frau sich gar nicht um ihn kümm««. Kriminalkommissar Tretttn fttzt die weitere Zeugenver- nchmung noch fort. Slumenstrauß und Mrmeerevswsr. Tragikomischer Ausgang einer Liebeswerbuag. Große Auftegung unter den Hausbewohnern des Hauses Änip- rvdestraß« 4 erregte gestern abend di« etwas stürmische Liebes- Werbung de« 22jährigen Schlossers Bruno L. Er hatte mit d« 18 Jahr« alten Esse K.. die in diesem Hause wohnt,«ine Liebelei angeknüpft. Seine Werbung war bei den Eltern des Mädchens nicht gern gesehen. Da er ab« glaubte, daß er ohnesie" nicht leiben könnt«, wollt« er gestern abend noch einmal sein Heil versuchen und rüstete stch zu dem Gange nicht nur mtt einem Blumenstrauß, sondern auch mit einem Armee- revolver aus. um für all« Fälle versehen zu fein. In später Abend- stunde �klingelt« er an d« Tür seiner Liebsten. Man war über den unerwünschten Werber, der noch dazu zu so außergewöhnlicher Stund« erschien,«rboßt und schlug ihm di« Tür vor der Nase zu. Als er seine Liebesgefühle so mtt Füßen getreten sah, warf er den Blumenstrauß in die Ecke und gab mehrere Schüsse auf die Tür ab. Den aus der Wohnung erschallenden Aufschrei deutete er dahin, daß er sein« Braut tödlich getroffen habe. Er schleuderte di« Waffe zu dem Blumenstrauß in di« Eck« und flüchtete. In der Wohnimg glaubt« man wieder den jungen Mann vor der Tür er- schössen aufzufinden. Hausbewohner, die auf die Schüsse herbei- eilten, begehrten Einlaß, man öffnete und fand nur Blumenstrauß und Revolver. Der unglückliche Liebhaber irrt« planlos in den Straßen umh« und stellt« sich dann auf dem 88. Polizeirevier. Hoffentlich geht man wegen der Affekthandlungen mit dem stürm,- schen Liebhaber nicht allzu scharf ins Gericht, zumal niemand zu Schaden gekommen ist._
Gegen die Brottvncherer! Zu einem wirkungsvÄlen Auftakt zu den kommenden Reichstagswahlen gestaltete sich die äußerst gut besuchte öffentliche Frauenversammlung in der Kindlbrauerei Neukölln, Her. mannstraße, in d«r gestern abend die Reichstagsabgeordnete Genossin Bohm-Schuch über die neue Zollvorlage sprach. Die Refeventin streift« zunächst die überaus bedauerlichen Borgänge der gestrigen Reichstagssitzung, wo die Hausknechte der Deutsch  - völkischen, die Kommunisten, alles versuchten, um sich um die Der- antwortung der Annahme der Gutachtengesetz« zu drücken. In überaus klarer, einfacher und verständlicher Weiß erklärte die Gen. Bohm-Schuch den anwesenden Frauen die Gefahren der neuen Zollgesetz«. Daß die Kommunisten bis jetzt noch kein Wort gegen di« Vorlag« gesagt haben, sondern nur die Sozialdemo- kratie im voraus verantwortlich machen, wenn der Zoll Gesetz wird, ist ein schon zu bekanntes Manöver dieser Prügelhelden. Um so mehr wird unsere Fraktion, auch wenn der Reichstag nicht aufgelöst werden sollte, aufdem Posten sein. Wird der Reichstag   aufgelöst, was unser größter Wunsch ist, muß es die besondere Aufgabe der Frauen sein, oen Kampf für billiges Brot, gegen die unsozialste Kopfsteuer in schärfstem Maße zu führen. Der Plan der Großagrarier, und nur um solche handelt es sich, muß doch der kleine Landwirt indirekt selbst unter der Steuer leider,., ist geradezu ein teuflisches System, um die arbeitenden Klassen noch mehr als bisher in ihrer Lebenslage herabzudrücken. Unter stürmischem Beifall schloß die Referentin: Es muß ein Aufbäumen durch die Bolksmassen gehen. damit dies« unverschämten Forderungen der Großagrarier zunichte gemacht werden. Frauen heraus zum Kampfe für Eure und Eurer Kinder Zukunft.  _
Die deutschen   Jugendherbergen, Zweigausschuß Mark Branden- bürg, deren 1. Vorsitzender Oberbürgermeister Büß ist, ver- senden«ine Einladung zur Einweihung der neu errich- teten Jugendherberge in Lindow   am 31. August. Aeußerst befremdend wirkt es, daß auf dem sozusagen amtlichen Formular der Berliner   Geschäftsleitung der deutschen Jugendh«. bergen nicht nur di« besagte Einladung, sondern auch noch di« Ein- ladung zur Teilnahme an einem sogenannten Märkischen Wanderer- tag enthalten ist, der von einem höchst privaten Wander- verein veranstaltet wird. Di« Sache der Jugendherbergen geht di« gesamte Jugend ohne Ansehung der Parteien an und es muß dringend darum ersucht werden, daß deren Ankündigungen mit dem Namen des Oberbürgermeisters an der Spitze mit keinerlei Reklame für private bürgerliche Bereine verquickt werden. Rettungsvorführungen zeigt am Freitag abend pünktlich 6 Uhr an der Thielenbrücke und an der Wildenbruchbrücke m Neukölln der Schwimmverein Vorwärts, Wteilung Neukölln. Im Anschluß daran um 7 Uhr auf dem Hertzbergplatz Trockenschwimmübungen. Sag tisch  « Unterricht. Anfang September beginnen neue Ansängerkurse für Kinder von 12 14 Jahren(nachmittag«) und sür Erwachsene sabend«) bei Genossin Heß. W. 50, Svichcrnstr. 16, Gartenhaus. Anmeldungen dort täglich von 68 Uhr. Auch schriftlich. Zvgevdwelh« ZteukSlla. Die Unterrichtsstunde am Freitag, den 2S., fällt au« und wird am Dienstag, 2. September, nachmittag« 4 Uhr, in der Aula Donauftraße fortgesetzt. Anmeldungen zur Jugendweihe werden in dieser Unterrichtsstunde und im Sekretariat, Neckarstr. S, noch entgegen­genommen. Selch»bund d« KrlegsbeschSdigteu und Sriegerhinlerbliebeveu, Orts- gruvpe Schöneberg  . Vollversammlung im Lindenpark, Schöneberg  , Haupt- straße 13, am Freitag, den 29. August 1924, abends 8 Uhr.
Groß«Repubflkanlscher Tag" in Mannheim  . Am 2 7. und 28. September veranstaltet das Reichsbanner Schwarz- Rot-Gold in Mannheim   einen großenRepublikani. s che n Tag" für ganz Südwestdeutschland, woran Zehntausende ehemaliger Frontsoldaten aus allen Gauen Deutschlands  und Deutschösterreichs sowie der besetzten und ver- koren gegangenen Gebiete teilnehmen werden. Die Der- anstaltung ist verbunden mst d« Enthüllung eines Denkmal» für den gefallenen republikanisckien Reichstags- abgeordneter Dr. Ludwig F r a n k- Mannheim. Sonn- abend: Delegiertentag. Empfang der mittels Sonderzüge ein- treffenden auswärtigen Gäste, abends großer Festakt im Nibelungen- saa! mit gleichzeitigen Parallelversammlungen in anderen großen Sälen d« Stadt, wobei«in« Anzahl bedeutender Republikaner   und republikanischer Generale sprechen werden. Hierauf Fackelzug. Sonntag: Am Vormittag Denkmalsenthüllung, nachmittags kameradschaftliches Beisammensein im Nibelungensaal mit hoch- wertiger künstlerischen Darbietungen. Da« Reichsbanner bittet alle republikanischen Frontsoldaten mit Familienangehörigen, sich zahl- reich zu beteiligen. verhängnisvoller Strahenbahnzufammevstoß in Leipzig  . Am Mittwochabend stießen vor dem Hauptbahnhof zwei Straßenbahn- wogen mit voller Wucht zusammen. Don den Fahrgästen wurden 13 Personen mehr oder minder schwer verletzt. Schnertod eines deutschen   Alpinisten. Wie aus Trient   ge- meldet wird, ist der deussch« Alpinist Wilhelm Hart mann au« Mannheim   bei der Besteigung des sogenannten Oberen Turmes erfroren, als er mtt zwei Gefährten vom Schneesturm überrascht wurde. Sein« beiden Freunde Sonnten die Hütte noch lebend erreich«,. Beim kentern eine« Zallbooies ertrunken. Bei einer Fahrt auf der Salzach kenterte, wie aus Salzburg   gemeldet wird, ein Fallboot an der Neuen Eisenbahnbrücke Don den beiden Insassen wurde die Kontoristin Martha Fresow aus Hamburg  als Leiche geborgen. Ihr Begleiter, dessen Name noch nicht be- lärmt ist, tonnte noch nicht geborgen werden.