Einzelbild herunterladen
 

wala

Der Rechtsbruch. Demokraten gegen Demokraten.

Die Mehrheit der bürgerlichen Stadtverordneten Groß­Berlins will in der heutigen Sigung ihren Borstoß gegen den Stadtschulrat Paulsen vollenden. Sie hat die Absicht, ihren sogenannten Abbau beschluß", um den fchon seit langem gekämpft wurde, zur Tat werden zu laffen. In letter Stunde marnt deshalb die demokratische Bresse die demokratischen Stadtverordneten davor, sich an diesem Gewalt streich zu beteiligen. In der Bossischen Zeitung" wird ihnen sehr energisch ins Gewissen geredet:

Der Abbau Paulsens bedeutet unzweifelhaft einen Rechtsbruch, der das Sparprinzip Berlins   geradezu ins Gegenteil umdreht. Paul sen, einer der tüchtigsten Schulmänner, war für die Rechtsparteien von jeher ein Mann, der wegen seiner politischen Ge­finnung und den fich aus ihr ergebenden Konsequenzen beseitigt wer­den mußte. Nicht etwa gegen den Bosten eines Stadtschulrates wendet sich ihr Haß, sondern gegen dessen Person. Trotzdem stellen sich diese Kreise, um den Abbau zu rechtfertigen, auf den Standpunkt, daß der Posten eines Stadtschulrats überhaupt über flüssig sei. Diese Begründung ist unsinnig, da eine Großstadt wie Berlin   auf ihrem weitverzweigten Schulnetz nicht ohne Stadtschulrat fein fann. Diejenigen, die den Abbau Baulsens propagieren, geben auch unumwunden zu, daß der Posten später doch wieder einmal durch einen genehmen Fachmann besetzt werden soll. Immerhin ist in der Angelegenheit noch nicht das letzte Wort ge. sprochen Die Stadtverordnetenversammlung wird sich eingehend mit dieser Frage zu beschäftigen haben. Man muß hoffen, daß die demokratische Fraffion gegen den Abbau Paulsens fimmen wird. Denn das Bestreben der Rechtsparteien, alle fortschrittlich ge­finnten Schulmänner aus ihren Stellen zu verbrängen, wird aus diesem Fall allzu offensichtlich.

"

Ganz ähnlich äußert sich das demokratische Berliner Tageblatt". Es weist mit Recht darauf hin, daß der Schlüssel der Situation im Rathause bei der de mo fratischen Fraktion liege und gibt ebenfalls der off nung Ausdrud, daß diese geschloffen gegen den ge­planten Abbau stimmen und so den beabsichtigten Rechts­bruch vereiteln" werde.

=

Diefe Stellungnahme der demokratischen Presse ist durch aus zu begrüßen. Allerdings zweifeln wir daran, daß fie auf Herrn Merten und seine Gefolgschaft sonderlich Eindruck machen werde. Denn es ist allgemein bekannt, daß Merten selbst sehr start darauf spekuliert, zu gegebener Zeit der Nach­folger Paulsens zu werden. Herr Merten ist bekannt lich ein Demokrat" aus der Schule der alten freisinnigen Bolts­partei und hat seit den traurigsten Zeiten dieser Partei nichts hinzugelernt. Auch der Bürgerblock im Reiche schreckt ihn nicht, die

Die Konferenz von Koblenz  .

Ihre Ziele und ihre Wirkung.

Die in Koblenz   begonnenen Beratungen zwischen Deutsch  land und der Interalliierten Rheinlandkommission haben cls Hauptaufgabe die technische Durchführung der wirtschaft. lichen Räumung des befekten Gebietes. Neben dem Ministe rium für die besekten Gebiete sind an den Beratungen nod) Preußen, Bayern  . Baden  , Hessen   und Oldenburg   beteiligt. Das Arbeitsprogramm der Konferenz umfaßt in der Hauptsache die Wiederherstellung der deutschen   Verwaltungshoheit, besonders auf dem Gebiete des Bollwesens. Spätestens bis zum 22. Oftober müssen die deutsche Zollhoheit und Zollverwaltung wieder existieren. Es ist das Ziel der deutschen   Unterhändler, die Wiederherstellung der deutschen   Zollhoheit schon zu einem früheren Termin zu ermöglichen. Bis zum 22. September muß die Binnenzollinie beseitigt werden. Im großen und ganzen wird sich die wirtschaftliche Räumung fo vollziehen, daß der größte Teil der Räumung bereits zum 22. Eeptember vorgenommen sein wird, etwa 90 Proz. der Räumung werden am 22. Oftober erledigt sein und der Rest bis zum 7. Dezember. Zugleich mit der Wiederherstellung der Zoll­hoheit wird auch eine Amnestie für Bollstrafen( ausgenommen natürlich folche, die auf Betrügereien beruhen) erfolgen. Die Frage der Ausgewiesenen, die streng genommen nicht zum Londoner   Protofoll gehört, sondern im Briefwechsel zwischen Herriot   und Marg behandelt wurde, ist ebenfalls auf der Koblenzer   Konferenz angeschnitten worden. Die Frage der Gefan­genen wird von Regierung zu Regierung behandelt mer. den, um in der Freilassung möglichst ein gemeinsames und gleich­zeitiges Vorgehen herzustellen.

Die augenblicklich in Düsseldorf   geführten Verhandlungen be­treffen nur die Kohlenfrage. Nach Beendigung der Roblenzer Ronferenz, die die Angelegenheiten des altbefeßten Gebietes regelt, werden in Düsseldorf   mit dem Armeeoberfommando die Verhandlungen für die Fragen des neubefegten Ge­bietes aufgenommen werden. Die Düsseldorfer   Verhandlungen werden im großen und ganzen die in Koblenz   gefundene Lösung be­ftätigen und auch auf das neubesetzte Gebiet in Anwendung bringen. Die wirtschaftliche Räumung des befekten Gebietes, die ja jetzt erst beginnt, hat auf das Gefchäftsleben bereits belebend eingewirkt Wohl ist die Arbeitslosenziffer in der letzten Woche noch einmal in die Höhe gegangen, aber es find Anzeichen dafür vorhanden, daß die Biffer nicht weiter steigt, sondern zurückgeht. Die Aufträge bei der Industrie mehren sich.

"

Der im ganzen

anzunehmen, daß die Herren Landbündler, gerade meil ste ihren beamteben Freund und Gönner in der Nähe wußten, feine be­sondere Anstrengung machten, um die Zulässigkeit der Versamm­dann auch der Berhekung hin. Steuerpolitik und die dagegen ein­lung zu ergründen. Mit ungeschminkter Dreiftigteit gaben sie sich zunehmende attive ablehnende haltung standen Im Mittelpunkt. In der Reihe der tonangebenden Heber erschien schließlich auch Herr von Lochow mit dem Einglas, der Ein­peitscher aus dem Norden des Kreises, der von sich und feinen Buten einmal gelegentlich einer Kreistagsfigung behauptet hat, daß Zweiflern gegenüber mit der in seinen Kreisen vorhandenen grö­sie die geborene Führer des Volkes feien und diese Berufenheit Beren Bildung Legründete. Diese Erbpachtbildung hinderte den Herrn aber nicht, sich in diesem Augenblick in der ruppigsten und schnoddrigsten Weise mit der deutschen   Voltsnot zu befassen und in der schimpflichsten Weise die Männer der Regierung zu verdäch­tigen. Als er sich dann erdreistete, die Verdächtigung schärfer zu umreißen, indem er fagte, die Regierung leiten tänner, die haben, da ertönte aus der Mitte der Versammlung die gewiß nur das Interesse des Auslandes im Auge berechtigte bescheidene Frage: Wer denn?" Luckauer Kreise und auch in der ganzen Laufiz und darüber hin­aus durch jahrzehntelange öffentliche Tätigkeit bekannte und all­feits hochgeachtete Kämpfer der Finsterwalder sozialdemokratischen Bartei, Genosse Knoche, hatte den Zuruf gemacht. Er gehört un­fireitig zu den Besonnensten unserer Bewegung. Daß er trotzdem forderung, die in den Worten des Landbundheters Lochow lag. den Zwischenruf machte, ist ein Beweis für die Stärke der Heraus­Der Weckruf für die Böbelinstinkte der Landbündler war in diesem Augent tid gegeben. Während von Lochow in seinen Ausführungen meiterging, begann um Genossen Knoche herum die in diesen Fällen übliche Hetze gegen die Person. Zuerst in Worten: Haut ben Lum­pen doch raus! Schlagt ihm die Knochen entzweil Schlagt das Alas tot! Und daneben die ersten Anrempelungen. Der zunächst Stehende führte bald den ersten Faustschlag, ohne daß von seiten meifung der Beschimpfungen erfolgt wäre. Nach diesem ersten des Genossen Roche   etwas anderes als die notwendige zurück­Schlag schwoll dann allen umstehenden Rohlingen der Mut. Zu zehn und mehr fielen sie über den völlig wehrlosen, alleinstehenden älteren Mann her, schlugen ihn mit Fäusten und Stöcken be= sinnungslos und tobten dann mit ihren Stiefelabfätzen auf dem ohnmächtig am Boden Liegenden herum. Wie ein Haufen los­efelhaftes Schauspiel, das sich da minutenlang den Blicken bot und gelassener Bestien benahmen sich die echt deutschen   Brüder. noch efelerregender die Tatsache, daß nicht ein einziger auftrat und der Unmenschlichkeit ein Ende machte. Es sollen auch bürger­liche Herren aus Finsterwalde   in unmittelbarer Nähe gestanden haben, ohne einen Finger zur Hilfeleistung zu rühren. Man schlug ja nur einen tapferen Sozialdemokraten zum Krüppet und dabei können menschliche Rührung und Anstandsgefühl für einen Bürgerlichen nicht in Frage kommen.

Die Schlacht, die" tapfere" Landbundhalunken mit Hilfe ihres Stahlhelmvortrupp: hier schlugen, hätte wahrscheinlich dazu ge führt, daß Genosse Knoche tot auf dem Blaze geblieben wäre, wenn nicht schließlich die Tochter des so schmählich Mißhandelten herbei­gestürzt wäre und sich zur Abwehr und zum Einhalt vor den Vater gestellt hätte. Mit gleißnerischen Worten wurde dem Gen. Knoche,

nationalen von einem Bürgerblod mit den jüdischen Demo daß die Rheinlandfommission in den nächsten Tagen die Ber nachdem er wieder zur Besinnung gekommen war, von dem und

fraten" nichts wissen wollen.

Sollte sich die Frattion Merten aber wirklich bis heute nachmittag eines besseren besonnen haben, so wäre durch fie einer der schlimmsten Gewaltatte zu verhindern, der jemals in Berlin   geplant worden ist. Andernfalls müßte auf dem Klagem eg festgestellt werden, daß die Berliner Stadt­verordnetenversammlung mit ihrer lächerlichen Mehrheit von fünf bürgerlichen Stimmen das klare Recht zubrechen versucht hat. Nach der Warnung durch die demokratische Bresse wird sich die demokratische Fraktion nicht einmal mehr darauf berufen können, daß fie die Tragweite ihrer Handlungen nicht hätte übersehen können.

Der Fall Graff  , der bekanntlich als einziger von der Amnestie für das belegte Gebiet ausgenommen wurde, wird auf diplomati­fbem Wege erledigt werden. In Kürze wird für die Revision des Stettiner Urteils beim Reichsgericht ein Termin angelegt werden. Das Urteil ist ferner dem Auswärtigen Amt   zugegangen, wo es zusammen mit den Aften überfest und an Belgien   weiter geleitet wird. Unabhängig von der Klarstellung der Schulb­frase vor deutschen   Gerichten wird die deutsche Regierung einen

Besonderen Schritt tun.

fprechend der geringeren Widerstandsfähigkeit und der Willens. schwäche, die durch solche Gemütserregur gen hervorgerufen werden. Sehr stark tritt die Richtung der Zeilen nach abwärts hervor. Bei Menschen mit ausgesprochen heiterem Wesen beobachtet man lange Anstriche bei Beginn der Worte und auch an den Buchstaben inmitten eines Wortes. Infolge schwerer feelischer Leiden werden diese An­striche fleiner und verschwinden schließlich ganz. Bei früher ordent lichen Menschen, deren Buchstaben, Worte und Beilen gleichmäßigen Abstand zeigten, werden die Buchstaben ungleichmäßig, die Abstände wechselnd. Bei Menschen, die viel auf Aeußerlichkeiten hielten und daber Verzierungen an den Großbuchstaben anbrachten, verschwinden die Schnörkel plöglich, die Schrift wird schmudlos und einfach. Außerordentlich charakteristisch bei allen seelisch leidenden Menschen ist die Wellenform in der Zeilenführung.

Diese Veränderungen der Schrifteigenheiten finden sich vielfach Diese Veränderungen der Schrifteigenheiten finden sich vielfach bei der heranwachsenden Jugend in der Zeit vom dreizehnten bis ach zehnten Lebensjahr, in der große seelische Veränderungen vor fich geben. Ein in der Handschriftenbeurteilung erfahrener Schularzt wird durch die Beränderung der Schriftzüge auf Gemütsverände rungen der Schüler aufmerksam werden und durch rechtzeitige Maß nahmen Schlimmes verhüten fönnen. Bei Genesung von diesen feelischen Leiden, beim Wiedereintritt der feelischen Gleichgewichtslage verschwinden auch die erwähnten Beränderungen der Handschrift vollkommen. In solchen Fällen psychischer Krankheitsvorgänge fann also der Arzt aus der Handschrift ermitteln, in welchem Zustand sich der Patient befindet, ob eine wesentliche Besserung oder Berschlechte rung eingetreten ist. Ebenso ist für den Gerichtsarzt die Handschrift des Berbrechers von großer Bidigkeit, denn er fann aus ihr auf den Gemütszustand schließen, in dem ein bestimmtes Schriftstück ver­

faßt wurde.

Eine Gansfomödie. Zu Pfingsten war einer Frau in Holzen  bei Schwerte   eine junge Gans gestohlen worden. Trog aller Nach forschungen war die Gans nirgends zu finden. Ein Bierteljahr fpäter befchuldigte die Frau einen Arbeiter, er habe die Gans ge stohlen. Sie habe die Gans auf der Schwerter Heide mitten in der Bänscherde des Arbeiters entdeckt. Der Arbeiter hatte sich deshalb vor dem Hagener   Schöffengericht zu verantworten. Auf die Frage des Richters, worauf sie ihren Berdacht gründe, erwiderte fie, fie babe während eines Spazierganges in der Schwerter Heide die Gans fefort an der Gestalt und den Bewegungen wiedererkannt. Auch die Gans habe sie sofort wiedererkannt und sei hocherfreut auf fie zu gelaufen. Ja, menn die Gans fprechen fönnte." meinte der Richter, und uns bestätigten würde, daß fie Sie tatsächlich wiedererkannt hat, dann wäre die Sache etwas anderes; fo abere ift tein Beweis dafür erbracht, des der Arbeiter der Dieb war." Das Gericht erkannte auf Freisprechung und übernahm die Kosten der Berteidigung auf die

Staatstaffe.

Toller- Mafinee der Voitsbühne. Bei der Aufführung der beiden Stüde  von Toller: Bordelle des Strieges" und Der verhöhnte Liebhaber" Sonntag vormittags 11, Uhr im Theater am Bülow- Blatz find die Bühnenbilder yon Ed. Suhr entworfen. Die Musil   zum Berhöhnten Liebhaber" stammt

von Wolfgang Beller.

Ein neuer Barlach  .

Ernst Barlachs neueste Bühnendichtung Die Sündslut ist vom Württembergischen Landestheater in Stuttgart   zur Uraufführung angenommen.

Koblenz  , 3. September.  ( WTB.) In den gestrigen Berhand­lungen zwischen Bertretern der Reichsregierung, besonders des mi. nisteriums für die besetzten Gebiete sowie der Regierungen der be­setzten Länder von Preußen, Bayern  , Heffen, Baden, Oldenburg  und der Rheinlandfommission, teilte Oberkommissar Tirard mit, und dem besetzten Gebiet beseitigen würde. Die Berhandlungen wurden fragen, Abbau der Eisenbahnregie, Bereitstellung von Rafernen und am späten Abend weitergeführt. Es werden Handels. und Zoll Freigabe von Wohnungen durch die Besagung besprochen werden. In der Stadt Koblenz   sind in der letzten Woche 300 Woh nungen von den Franzosen freigegeben worden. Weitere bezahlen muß. Für die Verhandlungen der einzelnen Fragen wur­werden folgen, da nunmehr die Besatzung diese Wohnungen selbst den Unterausschüsse gebildet, die tagsüber mit den verschie­denen Behörden, abends in geschloffener Gizung verhandeln. Die deutschen   Regierungsvertreter rechnen mit einem längeren Aufent. halt, da die Verhandlungen voraussichtlich lange andauern werden. Dem Bernehmen nach sind sie von dem Beginn der Verhandlungen durchaus befriedigt.

Das Ende der Zollgrenze.

Koblenz  , 3. September.  ( WIB.) Vorbehaltlich anderweitiger Anweisungen werden vom 10. September ab für die aus dem unbesetzten Deutschland   in das besetzte Gebiet eingeführten Waren durch die Binnenzollamter teine 3ölle mehr erhoben. Für die aus dem besetzten Gebiet in das sonstige Deutschland   eingeführten Waren wird von diesem Tage at die Erhebung von Zöllen ebenfalls eingestellt. Von diesem Zeitpunkt ab werden nur noch Zölle er­hoben von den Zollämtern, die vor dem 11. Januar 1923 bestanden. Für die aus dem Auslande eingeführten Waren, die auf unmittelbarem Wege oder auf dem Tranfitwege aus dem unbe­fegten Gebiet in das besetzte Gebiet gelangen sowie für den Ein­und Ausfuhrverkehr von und nach dem Auslande bleibt noch turz Beit das Ein- und Ausfuhramt in Bad Ems   zuständig. Die Post­anstalten des besetzten Gebietes werden vorbehaltlich anderweitiger Anweisungen im Anschluß hieran eine Verfügung erhalten, für die aus dem besetben Gebiet eingehenden Sendungen vom 10. September ab nur dann Zölle zu erheben, wenn sie mit dem Zettel zollamtlich abgefertigt" versehen sind, Für die aufgelieferten Batete nach dem unbesetzten Deutschland   wird die Erhebung der Gebühren bereits am 9. September eingestellt Im Berkehr mit dem Auslande treten feine Veränderungen ein.

Landbundpöbel an der Arbeit.

Der Stahlhelm hilft dabei.

Aus dem Kreise Lucau wird uns geschrieben:

bem Mitschuldigen an dem Vorgang, das Mitgefühl ausgesprochen. Die Mißhandlung selbst wird für den im Geistes kampf für feine Mitmenschen grau gewordenen Genoffen Knoche verhängnisvolle gesundheitsschädigende Nachwirkungen haben. Und die Partei­genossen des Kreises werden für alle Zukunft die beispiellofe grau­fame Roheit der Stahlhelm- Landtundbrüder in der Erinnerung behalten müssen. Nachdem sich so die tierische Roheit und boden­lofe Gemeinheit dieser Edelsten der Volksgemeinschaft ausgetobt Bersammlung wurde bald derauf mit dem Gefang: Ein fefte hatte, tam schließlich auch die Heuchelei noch zur Geltung. Die Burg ist unser Gott gefchloffen. Mit Gott   und der Ge meinheit im Buribe! Das ist fo recht die Lebensdevise dieser Don Unmenfchen. Wehe dem Lande, in dem dieser Geist wieder die Oberhand gewinnt.

"

Geradezu ein Standal ist es aber, daß derartige Orgien und berartige Störungen des öffentlichen Friedens anscheinend under den Augen des ersten Beamten des Kreises oder zum mindesten in seiner nächster Umgebung stattfinden können. Der Landrat Freiherr von Manteuffel wird hier gewissermaßen mitschuldig an der Berhöhnung der Staatsautorität und der jedem Staats­bürger gewährleisteten förperlichen Sicherheit. Die peinlichste Untersuchung darf nicht auf sich warten laffen. Und sollte der Herr Landrat nicht ganz schuldlos an den Vorgängen befunden werden, dann muß diesem eigenartigen Beamten der Republik   der Marsch gellafen werden, daß ihm hören und sehen vergeht. Es ist höchste Beit, daß einmal hier nach dem Rechten gesehen wird. Die Auf­fichtsbehörde hat nun das Wort zur Aufklärung des standalösen Borgangs.

Ehrhardt enthüllt.

München  , 3. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Hoch verräter Ehrhardt veröffentlicht jetzt seine Memoiren", mit deren Abdruck die München- Augsburger Abendzeitung" am Don­nerstag beginnen wird. Zunächst wird ein Bericht über die Kriegs­taten Ehrhardts und sodann über die Rolle der berüchtigten Brigade Ehrhardt bei den Kämpfen um Braunschweig   und München   im Frühjahr 1919 versprochen. Von Intereffe ist, daß auch in die Hintergründe des Rapp Butsches hineingeleuchtet werden soll. Schließlich wird angekündigt, daß die Schleier über der Doppel­existenz Ehrhardts in München  , über den Aufbau der Organisation Consul  , Ehrhardts unstetes Wanderleben". feine durch feigen Berrat" ermöglichte Verhaftung und seine Flucht aus dem Leipziger Gefängnis gelüftet werden.

Die Landbundbümbler rühren schon seit langem fräftig die Die Anfündigung beweist, daß der Aufenthalt des steckbrieflich Trommel. Zu besonderem Wirbeln und Tamtamschlagen hatten gesuchten Hochverräters Ehrhardt in München   vielen Leuten bekannt sie sich am Sonntag vor dem Verfassungstage auch in Gonnet und daß es der Münchener   Polizei. eigentlich nicht schymer fallen walde, bem fleinen Landstädtchen und Grafensiz derer von müßte, ihn ausfindig zu machen. Die Unverfrorenheit freilich, mit Solms- Sonnewalde im Kreise Ludau, zufammengefunden. Es der Ehrhardt über seine eigene Doppelegistenz" plaudern will, zeigt, follte der Notschrei" der Landwirtschaft nachdrücklichst in die wieviel er dieser Polizei bieten darf. Luft geschmettert und die übliche aufmunternde Hetze veranstaltet werden. Am gleichen Lage war auch Schüßenfest am Ort. Man fonnte also mit besonders. startem Zuspruch rechnen. Die Schüßen und die Landwirtsseelen sind ja gar so leicht mit benfelben Mitteln zum Rochen zu bringen.

-

Des Schauspiels erster Aufzug war deshalb ein Vorbeimarsch der Schützen vor dem hochmögenden eingesessenen Grafen von Solms  , der auf der Freitreppe feines Schlosses stand, an seiner Seite das Töchterchen mit der schwarzweißroten Fahne und der Bjerr Landrat von Manteuffel- Ludau, der verständ­nisvolle Sadywalter der deutschnationalen und darüber hinaus gehenden Belange. gehenden Belange. Die danach folgende öffentliche Boltsver. fammlung der Landbündler wurde im letzten Augenblid wegen des au erwartenden Anbrangs auf den Freiplas vor dem Grafenschloß verlegt, der von allen Seiten unbehindert zugänglich ist. Man hielt also ganz eigenmächtig, unter Umgebung der behördlichen An­crdnungen, eine Bersammlung unter freiem Himmel ab, ohne auch nur den leisesten Versuch zu machen, die berufe: ien Stellen und fei es auch nur den 50 Schritt davon wohnenden, als Amtsvorsteher fungierenden Gräflichen Rentmeister oder ben noch näher befindlichen Landrat, der unseres Wissens noch im Schloß gewesen sein muß, und den folgenden Rummel überhaupt miterlebt haben dürfte, davon in Kenntnis zu setzen. Oder sollte Freiherr von Manteuffel es diesmal vielleicht, wo feine Schäfchen in Frage tamen, mit dem Augenzudrücken gehalten haben? Die behördliche Untersuchung wird hier Aufklärung schaffen müssen. Jedenfalls ist

Owen Young   und die deutsche Anleihe.

Paris  , 3. September.  ( Eigener Drabtbericht.) Die Agenten für Reparationszahlungen Owen Young   und Mac Seidhan haben sich am Mittwochabend mit einem kleinen Stabe von Mit­arbeitern nach Berlin   begeben. Sie sollen während ihres Ber­ liner   Aufenthalts angeblich beabsichtigen, auch mit den deutschen  Banktreisen Fühlung zu nehmen, um mit ihnen die Auflegung der 800- Millionen- Goldmark- Anleihe zu besprechen.

Die Information" glaubt berfichern zu tönnen, daß die Auf­legung der 800- Miltonen- Anleihe erst am 10. Ottober möglich sein wird. Auf Grund guter Informationen glaubt das Blatt ferner mitteilen zu dürfen, daß 60 Broz. von der amerikanischen  , 30 Broz. von der englischen Finanz und die übrigen 10 Proz. von Holland  , der Schweiz   und Spanien   aufgenommen werden sollen.

Bayern   enfpolififiert sich. Wie die Münchener   Blätter melden, hat der bayerische   Kultusminister durch einen Erlaß den Schülern der höheren Unterrichtsanstalten sowie den Fortbildungs- und Boltsschülern jede Beteiligung an der politischen Agitation und an der Wahlbewegung, befonders durch Berteilung von Flugblättern und Stimmzetteln, und das Sammeln von Unterschriften für poli­tische 3wede verboten.