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die schwere Wirtschaftskrise zu beheben. Das ist freilich der geringste Vorwurf, den man ihm machen kann. Denn die Krise, ist von objektiven Tatsachen abhängig, die auch eine fompetentere Regierung faum beseitigen fönnte. Spanien   hat zwar nicht am Weltkrieg teilgenommen, aber es hat sich doch nicht gänzlich seinen Folgen entziehen können. Zunächst brachte ihm seine Neutralität allerdings einen ungeheuren indu­striellen Aufschwung ein. Die Entente und die südamerikani­schen Staaten, deren Bedürfnisse nur zum kleinen Teil von ihren alten Lieferanten gedeckt werden konnten, brauchten Waren und zahlten, ohne nach dem Preis zu fragen oder viel auf die Qualität zu sehen. In Barcelona   und Bilbao   besonders wuchsen Fabriten förmlich aus dem Boden, kostspielige Maschinen wurden angeschafft, zahllose Arbeiter eingestellt ( und damit zumeist der Landwirtschaft entzogen). Spanien  fchien plötzlich ein Industriestaat zu werden, der mehr aus­führte als er einführte. Die Peseta stieg infolgedessen sogar über ihren Borfriegsstand, und im Jahre 1919 foftete der Dollar 25 Centesimos weniger als im Jahre 1913. Diese Blüte mußte jedoch ins Stocken geraten, als die Länder wieber lieferungsfähig wurden, denen Spanien   einen Teil ihrer Märkte abgenommen hatte, in erster Linie England und Deutschland  . Spanien   verlor denn an Lei ſtungsfähigkeit, Rentabilität und Wirtschaftserfahrung über

legenen Konkurrenten bald wieder nicht nur die meisten jeiner foeben erst erworbenen Auslandsmärkte, sondern auch einen beträchtlichen Teil des inländischen Marktes, der an die fremden Fabrikate seit vielen Jahren gewöhnt war und sich nur während des Krieges mit den eigenen schlechten Produkten Legnügt hatte.

rung.

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Union  " werden, die am 13. September unter der Aegide des Direktoriums gegründet werden wird. Eine rein fonservativ­reaktionäre Partei selbstverständlich. Es heißt, daß das Diret­torium seine Macht allmählich an die patriotische Union über tragen würde, die dann später die Lage zu konstitutionalisieren hätte. Aber unter der Diktatur, unter der es keine legitime öffentliche Meinung, kein Parlament, keine Versammlungen, feine Bresse gibt, sind alles nur unsichere und unkontrollierbare Gerüchte.

Die Umgestaltung der Rentenbank. Der Entwurf des Reichsernährung 3minifteriums. Im Laufe dieser Woche sollen die entscheidenden Beratungen des Verwaltungsrats der Rentenbank über das Statut der geplanten neuen Agrarbant erfolgen. Wohl hat Preußen eine Reihe von Bedenken gegen die vom Reichsernährungsministerium ge­schaffene Grundlage für die neue Bant geltend gemacht; gleichwohl Reisernährungsministerium ausgearbeiteten Gesetz erfolgen die Beratungen des Verwaltungsrats auf der Basis des vom entwurfs. Es ist deshalb von Intereffe, diesen Gefeßentwurf tennen zulernen. Er hat, wie der Soz. Parlamentsdienst" erfährt, im 503. Parlamentben fat, wesentlichen folgenden Inhalt:

Ueber die Verwendung des Reingewinns bestimmt die Sagung das Nähere. Die Reichsregierung tann Borschriften über die Rechtsverhältnisse der auszustellenden Schuldverschreibungen auf den Inhaber und über eine Beaufsichtigung der Verwaltungs- und Geschäftsführung der Anstalt erlassen.

Die Reichsregierung ist mit Zustimmung des Reichsrats befugt, zuerst zum 31. Dezember 1936, alsdann von 10 zu 10 Jahren nach vorausgegangener einjähriger Kündigung, die an den Vorstand der Anstalt zu erlassen und von diesem zu veröffentlichen ist, die Liquidation der Anstalt zu verlangen oder zu bestimmen, daß die Grundschulden binnen einer gewissen Frist erlöschen. Wird bis zu dem Tag, an dem die Grundschulden erlöschen sollen, der Ronkurs eröffnet, so erlöschen die Grundschulden erst mit der Be­endigung des Konkurses.

Von den Steuern, die das Reich, die Länder und die Ge­meinden vom Einkommen, vom Vermögen( einschließlich Grundver­mögen) fowie vom Gewerbebetrieb erheben, ist die Anstalt bis zum Ablauf des Jahres 1936 insoweit befreit, wie es die Land­schaften nach den jeweils geltenden Vorschriften sind. Aus Anlaß der Gründung der Anstalt dürfen von Reich, Ländern und Gemeinden Abgaben und Kosten nicht erhoben werden.

oder sonstigen Auflösung verbleibende Bermögen beschließt die Ueber das von der Anstalt nach Beendigung ihrer Liquidation Anstaltsversammlung mit Genehmigung der Reichsregierung.

Die zur erlassen.

dieses Gesetzes erforderlichen Verwaltungs- und Rechtsvorschriften zu

Die Deutsche Rentenbank- Kreditanftalt" wird mit bem Sig in Berlin   errichtet. Sie hat die Eigenschaft einer juristischen Person. Zwed der Anstalt ist die Beschaffung von Krebiten für die deutsche Landwirtschaft und zur Förderung der landwirtschaftlichen Bodenkultur, und zwar durch Bermittlung der in der Sagung angegebenen Kreditinstitute.

Das Ernährungsministerium hat demnach entgegen den Wünschen der landwirtschaftlichen Genossenschaften an dem Blane festgehalten, ein eigenes Institut für Agrarkredite mit beson­deren Privilegien zu gründen. Es kommt damit den Wünschen des Reichslandbundes entgegen, der mit der Schaffung einer

solchen Bank die Absicht verknüpft, sich und dem Großgrundbesitz eine politische Vorm achtstellung zu verschaffen. Das letzte Wort dürfte in der Sache noch nicht gesprochen sein.

Leinerts Abgang.

Der

Das Direktorium befolgt die Politik der früheren Regie­Das Grundkapital wird aus dem bei der Errichtung nach rungen, indem es die junge spanische Industrie durch hohe$ 9 des Gesetzes über die Liquidierung des Umlaufs an Rentenbank­Zölle zu schützen fucht. Indessen finder diese Bolitik eine natür- cheinen von der Deutschen   Rentenbant überwiesenen Kapital ge­liche Grenze an den Bedürfnissen der spanischen   Landwirtschaft, bant- Kreditanstalt von der Reichsbank und der Deutschen Rentenbank bildet. Es erhöht sich um die Beträge, die der Deutschen Renten­die für ihren Erport( hauptsächlich Weine und Früchte) feine jährlich überwiesen werden. Die für die Deutsche Rentenbank durch Bollfämpfe riskieren kann. Das Defizit der Handelsbilanz hat Belastung der Landwirtschaft aufgenommenen Grundschulden stehen fich infolge dieser Umstände bald wieder eingestellt, und der mit Beendigung der Liquidation der Deutschen Rentenbank der Dollar testet gegenwärtig bereits 7,50 Pesetas( 1913: 5,50 Pef., Deutschen Rentenbank- Kreditanstalt zu. Der Zeitpunkt der Beendi 1919: 5,25 Bef.). Die Teuerung ist dementsprechend groß, und gung wird von der Reichsregierung bekanntgegeben. Die Vor­man bemerkt feine Anzeichen einer nahe bevorstehenden Beffe fchriften, die hinsichtlich der der Deutschen Rentenbank zustehenden Grundschulden erlassen sind, finden entsprechende Anwendung. Die fonftigen der Deutschen Rentenbant nach Beendigung ihrer Liqui­bation verbleibenden Vermögenswerte gehen mit der Beendigung der Liquidation auf die Deutsche Rentenbank- Kreditanstalt über. Von bem auf die Beendigung der Liquidation der Deutschen Rentenbank folgenden Binstermin ab ruht die Berzinsung der Grundschulden, es sei denn, daß die Deutsche   Rentenbant- Kreditanstalt in Liquidation trift oder daß über ihr Bermögen der Konkurs eröffnet wird oder daß der Berwaltungsrat der Deutschen Rentenbank- Kreditanstalt mit Zustimmung der Reichsregierung die Wiederaufnahme der Ver- Hannover, 8. September.  ( WTB.) Der Magistrat der zinfung beschließt. In diesen Fällen beginnt der Zinslauf mit dem Stadt Hannover   genehmigte in der heutigen Sitzung den zwischen ersten Tage des auf das maßgebende Ereignis folgenden Monats. Oberbürgermeister Leinert und dem Bürgervorsteherkollegium abge­Der Beginn des Zinslaufs wird von der Reichsregierung bekanntschlossenen Pensionsvertrag mit allen gegen drei Stim­gegeben.

Die Miritärbittatur hat also in dem Jahr ihres Bestehens die ihm von der Lage gestellten Aufgaben nicht Bestehens die ihm von der Lage gestellten Aufgaben nicht gelöst. Vielleicht hätte sie auch eine andere Regierung nicht lösen tönnen. Aber es liegt auf der Hand, daß sich angesichts dieser Tatsachen das spanische Bolt fragen muß, ob der Verlust feiner bürgerlichen Freiheiten durch irgendeinen Gegenwert aufgewogen worden ist. Der Erfolg entschuldigt für viele Leute alles. Aber da fein entscheidender Erfolg zu sehen ist, muß die allgemeine Unzufriedenheit wachsen, auch wenn diese unzufriedenheit nur sehr unterirdisch zum Ausdrud tommt. Denn es herrscht Ausnahmezustand mit Kriegs­gerichten, die miẞliebigen Persönlichkeiten, soweit sie nicht ins Ausland geflüchtet sind, figen in den Gefängnissen, Versamm­lungen find verboten, die Presse steht unter Präventivzenfur. Und die einzige Organisation, die außer dem Militär noch eriftiert und Einfluß hat, ist die Kirche. Spanien   wird heute mie unter Philipp dem zweiten von Briestern und Generälen regiert.

Cine Umwälzung, die von den demokratischen oder revo lutionären Geistern des Landes ausgehen könnte, ist jedoch vorläufig nicht zu erwarten. Diese Tendenzen dürfen zunächst nur auf Stimmungen, nicht auf effettive Kräfte rechnen. Da gegen hat man in den letzten Wochen viel von Gegensätzen innerhalb der regierenden Rafte gesprochen. Den Generälen Primo de Rivera   und Martinez Anida sollen dabei Beyler und Cavalcanti( aus der unmittelbaren limgebung des Königs) gegenüberstehen und der Streitpunkt felbstverständlich die Aufgabe des Riffs fein. Auch von einer bevorstehenden Entmilitarisierung" des Diret toriums ist neuerdings viel die Rede. Die Grundlage da für soll nach diesem Gerücht die neue Partei Patriotische

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Die Heide blüht.

Bon Robert Keller..

Rotfilbern glizerte noch das Seidetraut. Morgentau webte zarte Schleier über die blühende Erika. Die Wacholderbüfche trugen weiße, durchsichtige Gewänder. Wolkenfrei, etwas blaß der Himmel, noch nicht geweckt durch feurige Küffe des Sonnengotts. Im nahen Gehölz cin Bogelruf eine Antwort- Stille. Nur mein Schritt, bumipf, empfindlich laut, daß ich behutsamer auftrat, den feierlichen Frieben nicht zu stören. it unendlicher Liebe tasteten die ersten Sonnen stpahlen über die Heide. Leise erzitterten die Birkenwipfel. Die Stämme recien sich sehnsüchtig der Sonne entgegen, als wollten fie die grünende Fülle zum Duntopfer bringen. In Diamantenherrlichkeit funfelte, blinkte und leuchtete die Heide auf, Glizernde Perlen hingen an den Wacholderbüschen. Lebendig wurde es im Heidefraut: gar ungelent und steif trabbelten und stelgten bunte Käfer in ihrem Ur wald herum. Rings bob ein einziges Summen an... Heibe

Erwachen.

Ein unübersehbarer violetter Teppich fcheint leicht gewellt über die Erde gebreitet zu sein. Schnurgerade weiße Spuren heben sich ab: Heidewege. Birken stehen in langen Reihen, schmächtige und stäm mige, immer sich wiegend, immer zart harfenb im Heidewind, Birken, deren dunkelgrün- weißer Stamm strahlend glänzt, wenn Sonnenlicht auf ihm spielt, deren frischgrünes Blattmert flatternde Schatten auf die rötlichblaus Erita wirft, Hier und da, einzeln, vom Wind zer fett, mitunter zu einem dichten Gebüsch verschlungen, zierlich- flein oder hoch aufstrebend, Wacholderbüsche und-bäume, die mit tausend gespenstischen Wesen und Schatten die Heide beleben, steigt Dämme. rung nieder.

Der Weg windet sich bergan: ein Heidehügel, gleich einem strahlenben roten Thron. Dünne graue Stämme wechseln mit Birken. Giftig grün die Blätter, fauftdide Dolden mit fnaltroten Erbsen in so großer Menge, daß die Zweige brechen müßten: Ebereschen. Seligtrunken wirfst du dich ins Kraut, läßt die Augen über die blühenden Weiten streifen, bis sie weit in der Ferne an den schwachen Umrissen eines Holzes haltmachen müssen oder sich verlieren, wo Heide und Himmel sich berühren.

Berge hat die Heide gewiß, Maulwurfshügel für Alpinisten- aber sie erschließen die purpurnen Heibeflächen, die grünen Wipfel­meere, die versteckten Wiesen. Vom Wilseder Berg   fah ich ferne im Rordoften die Türme Hamburgs  . Margarethe Steffens, ahoi! Sind die Seile flar zur Fahrt gen Jütland  ?!" Durch den Taten grund, einer Schlucht, wilbromantisch mit Wacholder bewachsen, stieg ich hinab. Als der Abend auf leichten Sohlen über die Heide ging, stand ich auf dem Wichenberg vor einem schlichten Gedenkstein für den einsamen Heidedichter und-jäger Hermann Löns  . Ich streckte mich ins Heidekraut: Schatten tanzten durch die Täfer. Wald und Feid fanten ir Dämmerung. Wacholderbüfche wurden zu Gespenstern

Die Ausgabe von Schuldverschreibungen.huge

Bis zum Höchstbetrage von 1200 millionen Reichsmart tann die Deutsche Rentenbank- Kreditanstalt ver. 8insliche Schuldverschreibungen auf den Inhaber aus­geben. Im Fall des Konturfes der Anstalt gehen die Forderungen Der Inhaber der Schuldverschreibungen den Forderungen der anderen Rontursgläubiger bor  , Das gleiche gilt bezüglich der Befriedigung aus jenen Krediten, Bie bie Anstalt aus dem Erlös der Schuldver­schreibungen gewährt hat. Die Inhaber der Schuldverschreibungen haben untereinander den gleichen Rang. Bezüglich des Anspruchs der deutschen   Landwirtschaft finden die für die Absonderungsberech tigten entsprechenden Vorschriften der Konkursordnung Anwendung. Die Organisation der Anstalt wird durch Sagung ge­regelt. Die erste Sagung wird erlassen von dem Aufsichtsrat baß ein Berwaltungsrat gebilbet. wird, ber aus 15 Mitgliebern be: der Deutschen Rentenbant. In der Satzung ist vorzusehen, steht. Fünf davon werden vom Reichsrat bestellt. Die Sagung be­barf der Genehmigung der Reichsregierung. Ift binnen drei Mo­naten nach Infrafttreten dieses Gefeßes eine Sagung nicht vorhanden, so wird sie von der Reichsregierung gegeben. Die Aenderung der Sagung bedarf der Genehmigung der Reichsregierung.nu

die rechte Stimmung, das Sterben zu lernen. Aber in mir jauchzte die Lebensfreude, daß ich die fröhlichen Lieder pfiff, die er, dessen Seele noch inner durch die Heide streift, in Freud und Leid geboren. Im Regen- grau in gran, was gestern noch rot und grün prangte- schritt ich ben schmalen Weg über das Schwarze Moor  ". Regungslos das Schilf, die Harnfräuter, all die andern Pflanzen, die das Moor zu einer Wildnis machen. Stumm trauernd die immer­grüne Rosmarin, trauemd über den zerfloffenen, ach fo furzen Maienblütenrausch. Nur das feins Rascheln der Regentropfen. Irgendwo schyreit ein Vogel auf, klagend. Alles Leben erstirbt im Moor. Rings ein großes, mildes Grab, fein Anfang, kein Ende.

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lange,

Drüde die Lippen auf volles, weiches Frauenhaar innig, ein töftlicher, süß- herber Geruch betäubt dein Blut. So ist der Atem der blühenden Eriba. Und stundenlang schreitest du durch diesen berauschenden Duft.

Wie sie sich alle ausgepugt hatten, die Heidjerburschen und- mädel, mit meinen expansionslüsternen Stiefeln und Hosen kem ich mir wie ber Dorflump vor. He, Wirt, dreh den Bierhahn nicht mehr ab!" Das Schifferklavier her. Dem langen Hinrich jucken die Finger!" und der Chor sang", als sollte der Himalaja   erschüttert werden. Aber nicht lange den Deerns wurde das Quecksilber in den Beinen warm. Tangjaal? Zwei volle Heuwagen wurden aus dem Scheunent­tor geschoben, ein paar Befen fäuberten das Partett", eine schmutzige Stallaterne mimte die leuchtende Fee, und das Schifferklavier stöhnte. Die Heidenacht summite mit. Wie oft find wir aus dem Tanzfaal" ohne Taftunterbrechung über den Hof auf die Heide gewalzt, Ann'marei, Käthe, Gustel? Miete muß fingen!" Miete fang, und Trudel, die Heide- Primaballerina, schwang den Rock und der Scheunenchor fiel ein:

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Sämen Elen Boddermelt Un fäwen Elen Klümpe,

Un wenn de Schoh verdrunken fünd, Denn danz id op de Strümpe! Trudchen, Budchen, Trippepopp! Wat fühst du nüdlich ut Mit dissen Wuschel- Ruscheltopp Un dine scheewe Snut!

Mascagni   und Schaljapin   in Berlin  .

Die Presse und das p. t. Publikum waren rechtzeitig unterrichtet, mit welchem Zuge der große Meister Mascagni   in Berlin   einzutreffen gebente. Und alles klappte: Empfang, Ansprachen, italienische Jungs frauen der ganze Rummel, wie er im kaiserlichen Deutschland   an der Tagesordnung war. Am Sonntag war im Adlon  , also in einem der ersten Luxushotels Berlins  , die Mascagni- Feier.( 3uvor aber hotten schon die Holzböcke den Komponisten ber Cavaleria rusticana gehörig interviewt und zu ihrem Bedauern festgestellt, daß er seine Löwenmähne nicht mehr trage. Ob er sich dafür einen Pudel hält, murde leider nicht offenbar.)

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Schärffte Mißbilligung durch die Parteiorganisation. Hannover  , 8. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Ortsvorstand der Sozialdemokratischen Partei Hannovers   hat am 6. September 1924 zu den Vorgängen im Rat­haus über den Abgang des Oberbürgermeisters Ge­noffen Leinert in eingehender Beratung Stellung genommen. Der Vorstand verurteilte, daß der Genoffe Leinert nicht die Partelinstanzen von feinen Absichten in kennt­nis gefeht hatte und spricht ihm wegen diefer Handlung und wegen des Inhaltes seines mit dem Ordnungsblock" abgefchloffenen wegen des Inhaltes feines mit dem Ordnungsblock" abgeschloffenen Vertrages die schärffte Mißbilligung aus.

men der Sozialdemokraten. Oberbürgermeister Leinert tritt nach dem Vertrage von seinem Posten zurück unter der Bedin­gung, daß ihm sein volles Gehalt als Pension gezahlt wird.

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Zentrum gegen Schutzzoll.

Es ist tein Geheimnis, daß ein großer Teil der Anhängerschaft des Zentrumss ein scharfer Gegner der Brotzölle ist. Als währeno des Wahltampfes die Leitung des Zentrums feinem Anhang unter dem Großgrundbesiz zuliebe den Ruf nach Schutzöllen auf­nahm, führte das im Rheinland fast zu einer Spaltung der Partei. Es ist nicht anzunehmen, daß sich ihre Stimmung heute geändert hat. Im Gegenteil, auch außerhalb des Rheinlandes spricht man sich jetzt in Zentrumstreifen gegen den Wahnsinn des beqb­fichtigten Brotwuchers aus. So hat die bayerische   Zentrums. partei, die bekanntlich als Teil des Zentrums im Gegensatz zur bayerischen Bollspartei begründet wurde, eine Entschließung ange­nommen, die sich gegen die Schutzollvorlage wendet. Die Leitung des Zentrums wird diese Stimmen beachten müssen, wenn sie es nicht auf einen neuen Parteitrach antommen lassen will.

,, Die Berliner   italienische Zeitschrift Cultura  " hatte eine große Zahl Berliner   führende Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes, der Musikwelt und der Presse geladen. Die Beranstaltung stand unter dem Protektorat des Berliner   italienischen Botschafters, des Grafen Bosdari. Man fah als Vertreter des abwesenden deutschen   Außen­als Vertreter der preußischen Regierung den preußischen Unterrichts­ministers Stresemann   den Staatssekretär Freiherrn von Malzahn, minister, den Generalintendanten der Staatsoper von Schillings, weiter viele prominente Persönlichkeiten des Berliner   Geisteslebens und der Berfiner und auswärtigen Preffe. Gegen Ende des Mahles begrüßte Freiherr   von Malzahn den italienischen Meister Pietro Mascagni   mit herzlichen und freundlichen Worten, indem er beson­ders darauf hinwies, daß Mascagni   längst der Unfere sei.. Er betonte, alsdann das übliche Geplätscher der Reden und fälligen Trinksprüche welche Erfolge Mascagni   in Deutschland   gehabt habe usw." Es ging Donstatten. Bietro dankte gerührt der Berliner   Bresse für den warmen Empfang und das große Interesse, das sie ihm bei seiner Anfunft durch Ausfrager, Zeichner, Photographen und sogar Kinoleute habe zubeil werden lassen.

So melden die offiziellen Berichte. Wir fönnen sie nicht nach­prüfen, da unser Musifreferent der Einladung zum Gratisschmaus nicht gefolgt war. Aber es wird schon stimmen. Der Reklametamtam ist also glänzend geglückt. Wenn die Berliner diese hochherzigen fie in Scharen in die Riesenautomobilhalle strömen, allwo ihnen­Bemühungen Mascagnis um Deutschland   richtig würdigen, werben ob sie etwas hören und sehen werden, ist Nebensache- Gelegenheit gegeben wird," Aida" in großer Kinoaufmachung mit pompösen eftzügen zu bewundern.

Es ist sehr fraglich, ob diese Methode, durch Maffen auf Massen zu wirken, höhere Gründe künstlerischer Rechtfertigung hat. Mit den von der Boltsbühne erstrebten und von den proletarischen Sprech­chören probierten Reformversuchen, die auf eine stärkere Anteilnahme der Zuschauer hinausgehen, hat sie nichts zu tun. Berdis Aida", tomponiert zur Eröffnung des Suezkanals und als Festspiel für die große internationale Welt damals mit orientalischer Pracht aufge­führt, macht der großen Oper alten Stils nur allzu viel zugeftänd­niffe. Hat das verarmte, hungernde Deutschland   mit seinen Hundert­taufenden von Arbeitslofen nichts Wichtigeres zu tun, als sich an folchem bravourösen Gepränge von Farben und Lönen zu berauschen und dafür große Summen hinauszuwerfen, die gleichzeitig feine Zahlungsbilanz verschlechtern?

Seitdem die deutsche Baluta wieder fest geworden ist, sind die Ronzertagenturen von einem rührenden Eifer erfüllt, uns aus­ländische Künstler vorzuführen. Auch der große Schaljapin   will verlangt ein dermaßen unverschämtes Honorar, daß nur andere fich herablaffen, nächstens bei uns zu fingen. Dieser Kehlkopfwucherer Bucherer werden die Blätze bezahlen können. Wir gönnen ihm natür­lich die Schröpfung der Neureichen von Herzen. Aber ist es nicht ein furchtbares Menetele!: hier Waffenarmut und nacter Hunger­dort unfünstlerisches Gepränge und Startum, als Begleiterscheinungen tapitalistischer Ueberkultur?

Das dramafische Theater heißt eine neue Zeitschrift, die im Schauspiel­Berlag Leipzig   als Monatsschrift für Theater, Literatur und Stünfte erscheint. Herausgeber find A. Angermayer und Paul Bech.