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Neue deutschnationale Hehe.

Die Kriegsschuldfrage als Ablenkungsversuch.

Die Deutschnationalen benutzen die Angelegenheit der Kriegsschuldfrage, um über die peinliche Erörterung ihres parlamentarischen Handelsgeschäfts hinwegzugehen. Ihnen ist die ,, Kriegsschuldlüge" lediglich ein Mittel zum Zweck. Sie haben die Kriegsschuldfrage zunächst benutzt zu einem parlamenta­rischen Handelsgeschäft als ob man Schuld und Nichtschuld verhandeln, als ob man durch Handel Ehre kaufen könne. Sie benutzen nun die Kriegsschuldfrage zu einem ganz gewöhn­lichen innerpolitischen Ablenkungsmanöver. Dazu ist ihnen diese Frage gerade gut genug! Die Kreuzzeitung " schrieb gestern abend:

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Die Reichsregierung hat jetzt zu zeigen, ob sie Manns genug ist, bei ihrem Worte stehen zu bleiben. Tut sie das nicht, so würde fie erstens vor aller Welt und vor allem vor dem deutschen Volke selbst als wortbrüchig dastehen, zum anderen aber würde ein Rüdzug in dieser Frage nichts anderes bedeuten als ein drittes Versailles, das das zweite des Londoner Pattes noch übertreffen würde."

Auf dieselbe Tonart sind die Kommentare der gesamten deutschnationalen Presse gestellt. Dies Spiel mit dem zweiten, dritten und so weiter Versailles ist von diesen Leuten, für die nationale Gesinnung ein Handelsobjekt, so widerlich, und die Heuchelei dieses Spiels nach den Erfahrungen vom 29. Auguſt so offenbar, daß es auf niemand mehr wirten wird. Hoffent­lich sieht die Regierung nach diesem Echo aus dem deutsch­nationalen Lager flar, worauf die Herrschaften es anlegen. Gegen diesen zweiten Schacherversuch mit den natio­nalen Interessen wendet sich die demokratische Presse mit aller Schärfe. Die Frankfurter 3eitung" veröffentlicht in Nr. 672 folgendes:

die

Nachdem die Deutschnationalen in der Kriegsschuldfrage| Danach kämen nur die Grenzmart, Oberschlesien und Schleswig- Hol das wahre Gesicht ihrer Politif gezeigt haben, sollte auch in stein in Frage. der Regierung Marg Stresemann fein Zweifel dar- Der Berichterstatter Abg. Dr. Preuß( Dem.) hatte der Regie­über sein, daß fie die politischen Erfolge der letzten Zeit aufs rungsvorlage einen eigenen Entwurf, der die Aufhebung aller Regie­Spiel segt, wenn sie sich mit diesen Politikern einläßt.rungspräsidenten vorfah, gegenübergestellt. Dieser Entwurf wurde von ihm in einer großen Rede eingehend begründet und es ent­wickelte sich im Anschluß daran eine Aussprache darüber, welche Auf­gaben denn der Berichterstatter eigentlich habe. Herr v. Eynern ( DBP.) ristierte einen scharfen Borstoß gegen Dr. Preuß, fand jedoch damit bei den übrigen Parteien und Rednern feinen Anflang. Trotzdem Eisher die Parteien in der General debatte ihre Meinting noch nicht dargelegt haben, ist doch anzunehmen, daß bereits am Dienstag die Einzelberatung aufgenommen wird.

Spahn, der Kettenschmied.

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Wir wiesen vor einiger Zeit auf einen im Gewissen" turz vor der entscheidenden Reichstagssigung erschienenen Artikel des deutschnationalen Hochschullehrers Spahn hin, in dem er in auf geregtester Weise gegen die Annahme der Dawes Ge­je ze schrieb. Einige Tage darauf schlug er sich bei der Abstimmung auf die Seite der deutschnationalen Jasager. Wie die Boffische Zeitung" meldet, steht der zitierte Aufsatz des deutschnationalen Ehrenmannes feineswegs einzig da. Er befämpfte, ebenfalls furz vor der Entscheidung, in einem weiteren Artikel die Jafager in außerordentlich heftiger Form. U. a. schrieb er:

Berschaffte unser Bolt ber Regierung bei Neuwahlen eine Zweidrittelmehrheit, so verdient es, die Retten 3 tragen, die man ihm um die Glieder zu schmieden sich an­schickt. Würden die Wahlen aber nur einigermaßen freie Wahlen sein, so ist es schwer zu glauben, daß das Bolt den Herren Stresemann , Ebert und Marr einen ihnen genehme ren Reichstag als den jegigen zur Verfügung stellt. Unser vermeintlich fo unpolififches Bolt hat bei flarer Formulierung der Wahllofungen auf außenpolitische Ziele hin bisher noch nie versagt."

Nachträglich hat Spahn seinen Umfall in einer bedeutsamen Er flärung in der deutschnationale Presse zu rechtfertigen versucht. Bon seinem Glauben an die Zugkraft der deutschnationalen Wahl­losungen wir in diesem Schreiben nichts mehr zu spüren. Er hatte über Nacht umgelernt und zog es, um sein Mandat zu retten, vor, den entscheidenden Hammerschlag zu tun, der die Sklaventette schloß.

Verhaftung in der Roten Fahne". Frik Apelt wegen Aufforderung zum Hochverrat sistiert. Der Chefredakteur der Roten Fahne", Friz Apelt, ist gestern abend gegen 11 Uhr beim Verlassen des Redaktionsgebäudes Mitte zugeführt worden. Die Sistierung erfolgte auf Grund eines von Polizeibeamten festgenommen und dem Amtsgericht Berlin­Haftbefehls des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Repu­blit wegen seit April dieses Jahres wiederholten Aufforderungen zum Hochperrat und zum Sturze der Republit.

München , 8. September. ( Eigener Drahtbericht.) Der kommu­nistische bayerische Landtagsabgeordnete Grönsfelder, der am 22. Juni wegen Teilnahme an einer geheimen fommunistischen Ber sammlung in Ingolstadt verhaftet und seitdem in Schuzhaft be­halten worden war, ist nach einer Mitteilung der Fränkischen Tages­

Poft" jetzt aus der Festung Niederschönenfeld entlassen worden. Reichsbannertag in Schleswig- Holstein .

Die Entwicklung der Schulen.nuffehen erregte, fand am Sonntag nachmittag in dem zwischen Ham­

Kultushaushalt im Hauptausschuß.

150 Ortsgruppen, oder 20 000 Mitglieder! Bad Oldesloe , 8. September. ( Eigener Drahtbericht.) Eine repu­blikanische Rundgebung, die weit über die Nachbargrenzen hinaus burg und Lübed gelegenen Kurort Oldesloe statt. Ueber 6000 Reichsbannerleute waren zusammengekommen, um Fahnenweihe der Oldesloer Ortsgruppe zu feiern und zugleich für und Altonaer Mitglieder des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold Republik und Demokratie zu demonstrieren. Die Hamburger kamen mit mehreren Extrazügen. Von Lübed waren etwa 800

die

" Raum haben wir London hinter uns und die dort erreichten Fortschritte auch parlamentarisch gesichert, da schaffen wir durch die Ankündigung der Kriegsschuldnote einen Zustand, der alle besseren Aussichten gleich wieder zu zerstören droht. Hier haben wir das erste Probestück der angestrebten deutschnationalen Mit­regierung. Eind wir den schweren Weg der Erfüllung und Verständigung in London gegangen, um uns fofort wieder von ihm abdrängen zu lassen? Gewiß nicht! Die ersten acht Tage haben be­reits gezeigt, daß dieser Weg nicht mit den Deutsch natio- deutlich. Scheinbar ist er um 82 Millionen gegenüber dem Haus Mann per Bahn und in 8 mit Reichsfarben geschmückten Lastkraft

Bürgerblodgeblinzel muß schleunigst ein Ende gemacht werden. Das deutsche Bolk kann nicht dulden, daß die deutschrationale Volkspartei auf Kosten gewichtigster Intereffen anderer ihre Partei zu retten fucht. Auch das schmutzige Handels­geschäft, mit dem die Fraktjon Hergt sich die für das Londoner Ab. kommen erforderliche Zweibrittelmehrheit erlaufen ließ, darf nicht aus der Chronik der letzten Wochen wegradiert werden. Man darf nicht die Meinung auffommen lassen, als ob es in der deutsch­nationalen Fraktion 50 Proz. von Rednern der Verständigungs­politik gegeben habe und andere 50 Proz., die unter Hergts und Bestarps Führung tapfer bei ihrem Mein" blieben. Gerade dies ist nicht bloß eine Frage politischer Moral über künftige Regierungs­bildung, sondern eine Frage der weiteren Führung unserer Außen­politik. Denn die Taktik ist von Hergt und Westarp offenbar diese: Sie wollen einen Kaufpreis für die 48 Jaſtimmen gegen die in Aus­sicht gestellten Ministersize sich nicht entgehen lassen. Sie wollen aber auch ihre Partei und den 3wed ihrer persönlichen Abstimmung mit Mein" nicht gefährdet sehen. Deshalb soll mit einem Bartet erfolg hinsichtlich der Kriegsschuldnote die nationalistische Erregung in den deutschnationalen Organisationen beschwichtigt werden. Deshalb würden sie fortdauernd genötigt sein, die Durch führung des Londoner Abkommens von innen her zu sabotieren und die äußerliche Beteiligung innerhalb einer Bürgerblockregierung er: träglich zu machen. Das ist der Grund, warum nicht verwischt werden darf, daß die Frattionsführer Hergt und Westarp mit Rein" gestimmt haben, jedoch erst, nachdem sie das Ja ihrer Gefolgschaft organi siert und gesichert hatten."

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Mufit. Dem Mitglied der Mailänder Stala, Fausto Ricci, geht ein großer Ruf voran. Der gründet sich auf eine große, durch bringende, bärenhafte Stimme, in der sich Bariton- Mitte mit tenor ähnlicher Höhe eint. Alles Dunkle, Gedeckte fehlt dem Timbre des Organs, das für uns messerscharf, ja, oft schrill tlingt. Immerhin eine außergewöhnliche Stimme, deren Pflege aber noch nicht vollendet ist. Legt man einen Maßstab an wie an Caruso, Battistini , Gigli, so fühlt man diese Fehler der Stimmbehandlung, das Ge preßte, Firierte des Tones, die grobschlächtige Art des Abreißens, das so gut vorbereitete, aber gar nicht von innerer Seele getragene Schluchzen, Lachen, Bibrieren, und zuletzt dieses Bollnehmen der Baden mit immer wieder nachgeschobenem Atem. Ein Gänger des Effettes, aber nicht des vornehmen. Kein Wunder, daß er seinem Publikum gefiel. Am besten gelangen ihm fünstlerisch die nicht dramatischen fleinen italienischen Lieder. Bei seinen Arien( Rigoletto, Othello) blieben wir, verwöhnt durch Bohnen, Schlusnus , falt,- Die in der Boltsoper neu engagierte Altistin Maria Schulz Dornburg gab als Carmen Broben einer mit Intelligenz und musikalischer Kultur gepaarten Bühnenfertigkeit. In Stimme und Spiel liegt beseelter Ausdruck, doch nicht gerade viel Sinnlichkeit; auch fehlt den Bewegungen der großgewachsenen Frau die Geschmei digkeit und Weichheit, die dem weiblichen Erdgeist zukommt. 3hr Partner Appels wirkte durch die Natürlichkeit seines Spiels bei guter Stimmdispofition start auf den Hörer, während ein Escamillo. in feinen Hals hineinfang und Micaela mit fleiner Stimme un angenehm tremolierte.

K. S.

Steter Tropfen höhlt auch den Niagara. Die grandiosen Nia garafälle laufen Gefahr, ihren Ruf als Sehenswürdigkeit der Welt zu verlieren. Diese Gefahr liegt in der zerstörenden Kraft der Wassermassen. Auch der festeste Stein vermag dieser Minierarbeit auf die Dauer nicht standzuhalten. Bedroht ist vor allem die fana­dische Seite der Fälle, wo die Wassermassen durch die gemaltigen Felsen von Goat Island, die den berühmten Hufeisenfall bilden, in zwei Arme geteilt werden. Der, das Flußbett bildende Felsboden besteht hier aus verhältnismäßig weichem Gestein und schrumpft jedes Jahr um 1% Meter ein, eine Erscheinung, die sichtlich eine Berminderung der Stärke des Gefälles zur Folge hat. Gleichzeitig wird durch die Aushöhlung eines tieferen Flußbettes die Waffer­masse tonzentriert. Diese Ümstände find geeignet, den großartigen Eindruck der Fälle zu vermindert. Da außerdem das Waffer die Neigung hat, sich nach links zu verschieben, ist nach Ansicht der Sach­verständigen der Tag nicht mehr fern, an dem von den östlichen, auf amerikanischer Seite liegenden Fällen nichts mehr vorhanden fein wird. Die Schäden sind, wie man sieht, groß und verschiedener Natur; denn abgesehen von der ästhetischen Seite und der drohen­den Schädigung des Touristenverkehrs bedingt die Kraftminderung der Fälle. einen enormen Berlust an Energie, durch den vor allem die durch die Glektrizitätswerte der Fälle gespeisten Industriebetriebe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Bühnenchronit. Leo Blech ist von der Großen Boltsoper für eine große Anzahl von Dirigierabenden und Neueinstudierungen gewonnen worden. Er wird seine Tätigkeit zunächst als Gast ausüben, doch besteht begründete Hoffnung, thn feft an das Institut zu binden. Er beginnt seine Tätigkeit Eleve erstmalig in Berlin die Leonore singt. cm 10. September mit einer Borstellung des Troubabour", in der Fanny

Der Hauptausschuß des Landtages beriet gestern den Haushalt des Kultusministeriums; teine erfreuliche Aufgabe! Denn das Elend der Zeit spiegelt sich in diesem Boranschlage sehr

Kulturfreudigkeit des preußischen Staates; fie erklärt sich zum größten Teil daraus, daß die Ausgaben für die Volksschulen jetzt zum großen Teil vom Staate, statt von den Gemeinden getragen werden.

Wirklich mehr belastet ist der Staat nur durch zirka 17 mil. lionen Mehrausgaben für die beiden christlichen Kirchen; diese Ausgaben find gegen 1914 beinahe verdoppelt und es ist ein Kleines Kuriosum, daß man die kleine Summe von 600 000 Mart für die jüdischen Gemeinden einfach gestrichen hat. Wir hören, daß das Finanzministerium diese kleinliche Nadelftichpolitik gegen unsere jüdischen Mitbürger, die doch alle für die christlichen Kirchen mitzahlen, gegen den Willen des Ministeriums Boeliz durch gesetzt hat.

So fommt es, daß jetzt 2,35 Prozent der gesamten preußischen Staatsausgaben den Rirchen zugute fommen, dagegen nur 1,6 Prozent der Wissenschaft und gar nur 0,19 Prozent der Kunst.

Wahrlich, eine moderne Berteilung der Ausgaben!

Die Besprechungen begannen mit einem sehr scharf betonten Angriff des Zentrums gegen das Minifterium; Lauscher, der rheinische Zentrumsführer, forderte tonfessionelle höhere Schulen, tonfeffionelle Lehrerbildung( das bedeutet aber, da die Bildung der Lehrer an den Universitäten stattfinden foll, tonfeffionelle Univerfi­täten) und die völlig unterschiedslose Unterstützung der fonfeffionellen Privatschulen. Natürlich unterstüßten ihn die Redner der Rechten; die Volksparteiler wehrten nur schwach die übertriebene Forderung ab und erst unser Genosse König sprach es flar und deutlich aus, daß non einem Rückfall in die konfessionelle Zersplitterung feine Rebe fein könne.

Seine frische Rede wirfte wie eine Dafe, als er auch die ewig wiederholten nationalistischen Redensarten, wie sie vom Abg. Deize( Dnat. Bp.) nach bewährtem Klischee vorgebracht wurden, mit dem freudigen Bekenntnis zur Zufammenarbeit der Bölfer be antwortete.

beim Kapitel Höhere Schulen" noch viel Gründliches gesagt werden Der Minister Boelig verteidigte seine Schulreform, über die muß. Er war im allgemeinen verbindlich und konnte gegenüber Königs Angriffen auf die vielen unwürdigen Berfassungs. feiern in unseren Schulen mit Recht darauf hinweisen, daß sein Erlaß eine würdige Feier gefordert hatte und daß der Geist der Lehrerschaft selbst Schuld an den mannigfachen Mißbräuchen sei.

Bezüglich der staatsfeindlichen Schülervereine zog er sich ganz hinter die Autorität der Eltern zurüd. Er will auch Werwolf und ähnliche Vereine durchaus freilaffen, obgleich ihre staatsgefährliche Richtung und ihre Erziehung der Jugend zur Gewalttätigkeit erwiesen ist.

Im übrigen fämpfen unsere Genossen noch immer für die end­liche Durchführung der vierjährigen Grundschule! Und beim Kapitel Boltsschulen wird dazu noch manch träftiges Wörtlein zu sagen sein.

Abg. Schuster( WP.) gab einen Ueberblick über die Zahlen des Efats. Der Anteil der Aufwendungen für das Kultusministerium an den Gesamtausgaben des Staates beträgt 16 Proz. gegenüber von rund 12 Broz, in früheren Jahren. Diese Eteigerung bedeute aber feine vermehrte Pflege fultureller Bedürfnisse, sondern lediglich eine Verschiebung in der Lastenbeteiligung zwischen Staat und Ge

meinden.

Kultusminifter Boelig erflärt, beim Abbau habe man im Ministerium und bei den Regierungen angefangen und sei dann zu den Schulen übergegangen. 9,9 Proz. feien bei den höheren Schufen, 9,6 Broz. bei den Boltsschulen abgebaut worden. Der Abbau jei noch nicht abgeschlossen. Erschrecklich sei, daß bie Zahl der Schultinder von 1912 bis 1923 um 946 653 zurüdgegangen sei. Die Berfaffungsfeiern in den Schulen feien im allgemeinen so verlaufen, daß zu Bedenten fein Anlaß war.

Die preußische Verwaltungsreform.

Beratungen im Ausschuß. wwwwww Der 22. Ausschuß des Landtages hat am Montag mit den der Regierungsvorlage, die von der Regierung sowie von allen Beratungen über die Berwaltungsreform begonnen. In Barteien nur als fleinere Reform angesehen wird, ist gesagt, daß die Regierungspräsidenten nur am Sitz der Oberpräsidenten auf gehoben werden sollen. Es würden damit nur zehn Regie selbst nach der Meinung der Regierung nur als ein erster Schritt zur rungspräsidenten verschwinden. Dieser Borschlag, der Reform betrachtet werden kann, geht dem Zentrum anscheinend noch zu weit; denn es hat einen Antrag vorgelegt, wonach der Ober. präsident nur da mit den Geschäften des Regierungspräsidenten be traut werden foll, wo die Provinz mur einen Regierungsbezirt hat.

wagen erschienen. Zahlreich, war die Lübecker Arbeiterjugend ver= treten. Auch Kiel hatte eine Abteilung, entfandt. Ebenso waren Reichsbannerleute aus vielen fleineren Städtchen und Ortschaften Schleswig- Holsteins anwesend.

Der Festzug hatte ein Ausmaß, wie ihn dieser reaktionäre Winkel, in dem bisher nur Stahlhelmleute Unterkunft fanden, noch niemals gesehen hatie. 5 Musittapellen( darunter diejenige der Ham­burger Kaiarbeiter) sowie mehrere Trommler- und Pfeiferforps mar­ichierten in dem mit etwa 80 Reichs bannern geschmückten Zuge, der das ganze Städtchen füllte. Die Hamburger, Altonaer und Eims horner Reichsbannertruppen trugen schmucks Ausrüstung, die übrigen die Reichsbannermüge. Die große Kundgebung für das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold, für Demokratie und Republit fand auf der waldumfäumten Bürgerpartwiese statt, mo insgesamt 10 000 Menschen versammelt waren. Hier marschierten die republikanischen Bataillone auf und legten das Gelöbnis ab, für die Einheit des Reiches, für die Berfassung und das Banner der Republit mannhaft einzutreten. Die Zeit, wo Monarchisten und Militaristen sich als Bertreter des deutschen Belles ausgeben können, sind ein für allemal vorbei. Die Reichsbannerleute, zum größten Teil gediente Soldaten, lassen sich den Dolchstoßschwindel nicht mehr gefallen. Sie werden für das Schicksal des Reiches fämpfen und sich nicht hinter, sondern vor die Republik stellen.

An Stelle des in Genf weilenden Generals Freiherrn v. Schöna ich hielt Kamerad Landahl Hamburg die Festrede. Ferner sprachen die Genossen Kabelig Oldesloe, Heitmann. Kiel und Biester- Böubüttel unter stürmischem Beifall. Ein Fackel­zug beschleß die denkwürdige Feier, die bewies, daß die Gauleitung des Reichsbanners einen guten Griff tat, den Aktionsradius ihrer Propaganda in großzügiger Weise auch auf die Provinz aus­zudehnen, zählt doch das Reichsbanner Schwarz- Rot­Gold in Schleswig- Holstein bereits 150 Drts. gruppen mit über 20000 Mitgliedern! Die Wider­facher der Republit waren fürchterlich erstaunt ob der ungeheuren schweizerischen Landsgemeinde gleich aufmarschierte und ein Treu­Maffe, die am Sonntag mittag im schönsten Sonnenschein einer bekenntnis für den neuen Staatsgedanken ablegte.

Ausschreitungen auf einem Stahlhelmtag. Braunschweig , 8. September. ( WTB.) Auf dem Landes. berbandstag des Stahlhelms Braunschweig, der gestern unter Beteiligung auswärtiger Stahlhelmgruppen vor sich ging, und an dem etwa 15 000 Stahlhelmleute teilnahmen, tam es ver­schiebentlich zu schweren Zusammenstößen mit politisch Andersdenkenden, insbesondere Kommunisjen. Auf ein Last automobil, auf dem sich auswärtige Stahlhelmleute nach dem Bahnhof begaben, wurde ein Sprengstoffattentat verübt, wobei mehrere Stahlhelmleute so schwer verwundet wurden, daß fie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. anderen Stellen der Stadt tam es beim Umzug der Stahlhelm­Teute zu Schlägereien, wobei verschiedene Personen verlegt wurden. Die Polizei mußte verschiedentlich mit blanter 23 affe eingreifen. Sie nahm mehrere Berhaftungen vor. Eine Gegendemonstration des Reichsbannees Schwarz Rot- Gold, welche in den Außenbezirken der Stadt abgehalten wurde, verlief ohne jeden 8 wischenfall.

An mehreren

Errichtung der Moldauischen Republik.

Ein Vorstoß gegen Rumänien . Moskau , 8. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Sowjet­regierung hat die Schaffung der Moldauischen Republit an der Grenze Bessarabiens beschlossen. Die neue Republik wird 400 000 Einwohner zählen. Die Errichtung des neuen Staates hat den Zwed, die Stellung Rumäniens in Bessarabien zu unter. graben.

Oppositionsbeschlüsse in Italien .

Rom , 8. September. ( Eca.) Die Parlamentsgruppe der oppositio­die Bildung gemeinsamer politischer Romitees im ganzen nellen Parteien hat den Vorschlag der Sozialisten, der auf Bande hinausging, abgelehnt. Gegen den Vorschlag traten in erster Linie die Katholiten auf, die ihre politische Autonomie nicht aufgeben wollten. Das oppositionelle Komitee nahm jedoch eine Resolution an, in welcher das Festhalten an den Beschlüssen Dom 27. Juni ausgesprochen wurde und in der die Fortsehung des Kampfes gegen die faschistische Regierung mit allen legalen Mitteln proflamiert wird. Dieser Beschluß ist gleichlautend mit der Forta feßung des Parlamentsbontotts.