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mit der Begründung, daß der faschistischen Miliz feinerlei Amtshandlungen im Eisenbahndienst zu stehen. Ein gleiches Urteil murde in erster Instanz von einem Turiner   Gericht in einem Prozeß wegen Beamtenbeleidigung gefällt. Interessant ist auch eine Entscheidung des Zivilgerichts von Alessandria  , wo die Verwaltung des Volkstheaters die Versicherungsgesellschaft zur Auszahlung der Versicherungs­prämie wegen des Niederbrennens durch Faschisten gerichtlich aufgefordert hatte. Die Versicherungsgesellschaft machte gel­tend, daß der Vertrag den durch revolutionäre und Bolts­bewegungen" veranlaßten Schaden nicht einbegriffe. Das Ge­richt verurteilte dagegen die Gesellschaft zur Auszahlung der Versicherungsprämie in der Höhe von 110 000 Lire und zur Tragung der Roften, mit der Begründung, daß den faschisti­schen Bewegungen die Merkmale einer revolutio­nären und Boltsbewegung nicht zukommen. Und zwar, weil an ihnen das Bolt nicht beteiligt war; weil sie langer Hand vorbereitet waren, nicht plötzlich herein brachen, sondern mit methodischer, fast strategischer Aus­führung erfolgten, nach ausdrücklicher und öffentlicher An­drohung; weil sie als unmittelbares 3iel die politische Rache, die Repressalien einer Fraktion gegen die andere hatten und als mittelbares( wenigstens der Absicht nach) nicht den Umsturz, sondern die Wiederherstellung der Ordnung, nicht die Abschaffung der Staatsgewalt, sondern ihre Besizergrei­fung durch andere". An der gerichtlichen Begründung ist mancherlei auszusetzen; immerhin zeigt sie aber, daß Mussolini  mit seinen Rechten der faschistischen Revolution" bei den Richtern feine Gegenliebe findet. Ein ähnliches Urteil ist auch in Turin   gefällt und vom Appellationsgericht bestätigt worden. Während sich so die Gerichte dem Einfluß des Knüppels, dem sie zweifellos eine Zeitlang unterlagen, entziehen, geht es auch bei den Gemeindewahlen den Faschisten nicht mehr nach Wunsch. Bekanntlich waren, als der Faschismus über Italien   hereinbrach, über 2000 der 8000 Gemeinden Italiens  in Händen sozialistischer Verwaltungen. Diese, wie die fleri­falen Verwaltungen, wurden gewaltsam zum Rücktritt ge zwungen; mancher Bürgermeister und Stadtrat hat die Weige­rung des Rücktritts mit dem Leben bezahlt. Dann wurden überall faschistische Kommissäre ernannt, was bei den Parla­mentswahlen sehr bequem war; die neuen Gemeindewahlen, nach faschistischem System, brachten natürlich Faschisten ans Ruder. In den Orten, die ihr Schicksal erst spät ereilte, finden nun jetzt allsonntäglich Neuwahlen statt, und diese ergeben seit der Ermordung Matteottis fast überall

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faschistische Niederlagen. In Orme   a errang am 31. August die antifaschistische Liste auch die der Minderheit reservierten Site. Auch hier verliert der Knüppel seine All­

macht.

In Faschistenfreifen glaubt man, daß es genügen würde, wieder mit Revolver, Knüppel und Rizinusöl zu werben, um fo start zu sein wie früher. In Wirklichkeit ist aber die Macht der faschistischen Einschüchterung gebrochen.

Die verlorene Marneschlacht. Deutschnationale Geständnisse zum 9. September. In der mehrtägigen Marneschlacht von 1914 brachte der 9. September die Entscheidung. Die Rechtspresse veröffentlicht aus diesem Anlaß friegswissenschaftliche Betrachtungen, in denen sie ausnahmsweise einmal die Wahrheit fagt.

In der Kreuzzeitung  " schildert der Major a. D. Wilhelm Magnus v. Eberhardt die bedrängte Lage Deutschlands  zu Beginn des Krieges. Siegen mußten wir- sonst kam der Untergang." Dann fährt er fort:

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Der 9. September 1914 brachte den Umschwung, von dem fich das deutsche Heer trotz großer örtlicher Siege und Erfolge nicht wieder erholen sollte. Er brachte, wie Oberstleutnant Müller- Loebnitz seine treffliche Einzelschrift über die Marneschlacht nennt, den Wendepunkt des Weltfrieges.-

| 3öfifch englischen Truppen zurüd. Den Deutschen   war der Nimbus genommen. Der Franzose erhielt zu seiner patriotischen Begeisterung das, was ihm noch gefehlt hatte, des Gelbstvertrauen. Auch von Montmort- Mareuil geht eine neue Epoche der Beltgeschichte aus.

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Der Berliner Lokal- Anzeiger" gibt aus der Schrift von Müller- Loebnitz ein Kapitel wieder, in dem dargelegt wird, daß die Deutschen   nicht mit einheitlicher Leitung in die Marneschlacht gingen und daß im Zimmer des Generals v. Moltke dieser Schlacht zuungunsten der deut fchen Waffen entschieden wurde. Er schließt:

Das war unser Schicksal! Was danach kam, die helden= haften Anstrengungen des deutschen   Boltes, das gewaltige Ringen Hindenburgs und Ludendorffs, der ganze vier­jährige Titanenkampf, es waren alles Versuche, das Marneschicksal nachträglich zu wenden, die ursprüngliche Schlieffen- Idee wieder auf zunehmen. Auch diese Versuche sind an der Marne   ge fcheitert, als im Juli 1918 nach dem heldenmütigen Uebergang bei Dormans die 7. Armee vor der feindlichen Uebermacht den Rück zug antreten mußte. Auch für die Marne   gilt das inhaltsschwere Wort des Dichters: Was du von der Minute aus geschlagen, bringt teine Emigteit zurüd!

Die Redaktion des Lotal- Anzeiger" selbst erklärt in einer einleitenden Bemerkung, daß der unglüdliche Ausgang dieser Schlacht, der für den ganzen Fortgang des Krieges eine so verhängnisvolle Bedeutung hatte, auf Fehler der Gesamtleitung zurückzuführen sei.

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So also lagen die Dinge in Wirklichkeit. Im August war das kaiserliche Deutschland   durch Fehler der diplomatischen Führung in den größten aller Kriege nach Tirpik hin­eingeschlittert" und im September hatte es durch Fehler der militärischen Führung die Entscheidungsschlacht dieses Krieges verloren.

Das Bolt aber, dessen heldenmütige Anstrengungen" auch der Oberstleutnant Müller- Loebniz anerkennt, wurde belogen und betrogen, das Bestreben der Sozialdemokraten, den verlorenen Krieg durch einen erträglichen Frieden bald zum Abschluß zu bringen, wurde mit einer wütenden annerio­nistischen Heze beantwortet, die Reaktionspolitik im Innern wurde fortgefeßt. Und als schließlich der unvermeidliche Zu­sammenbruch fam, versuchte man durch die Erfindung der vergiftenden Dolch stoßlüge die Schuld an allem dem Bolt selbst aufzuladen.

Ob die deutschnationale Presse nach ihren heutigen Ge­ständnissen noch wagen wird, die Dolchstoßlüge aufrechtzu­erhalten? Sie wird es, sie spekuliert auf das kurze Gedächtnis ihrer Leser. Darum ist es notwendig, daß diese Geständnisse von der republikanischen Bresse   festgehalten werden.

Tirpitz Nummer zwei. Aftenpublikation aus Tirpitschen Archiven. Wie der Verlag Cotta mitteilt, der das Erinnerungsbuch von Tirpik herausgebracht hat, wird Tirpitz diesem Buch eine Bublibation Don Dokumenten aus feinem Brivatarchiv nachfolgen laffen. In der Ankündigung darüber heißt es:

Aus Rücksichten verschiedener Art hat Großadmiral von Tir: pig die meisten der in seinem Besiz befindlichen Dokumente der Deffentlichkeit bisher nicht zugänglich machen können und auch in seiner ersten Publikation sich über wesentliche Borgänge Schweigen auferlegt. Nunmehr ist aber die Zeit gekommen, in der das deutsche   Volk ein Recht darauf hat, die Geheim aften rüdhaltlos zu fennen, aus denen sich das deutsche Schicksal der letzten zwanzig Jahre größtenteils erklärt. Großadmiral von Tir­pik hat sich deshalb zur Veröffentlichung seines Archios ohne Einschränkung entschlossen."

Auf den Inhalt dieser Dokumentensammlung darf man einiger. maßen gespannt sein. Die Frage ist, welchen politischen 3wed Herr von Tirpitz mit dieser Veröffentlichung bezweckt. Will er durch die Belastung anderer Männer des alten Regimes sich selbst weiß­waschen, will er sich damit als großer Staatsmann für die Kanzler

Am 9. September 1914 tamen die gefürchteten deutschen   Armeen zum erstenmal zum Stehen und wichen vor den franschaft der Republif in Empfehlung bringen?

Krieg in China  .

Von unserm an die Yangtsemündung entfandten Mitarbeiter

Hans Bauer.

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Beide Kriegsparteien lassen durch ihre Pressechefs so etwas gibts also in China   auch schon, wo wir doch glaubten, dies wäre eine der wenigen Errungenschaften der deutschen   Republit offiziell dementieren, daß Erich Ludendorff   um strategische Vorschläge an­gegangen sei. Die Chinesen scheinen für das völfische Prestige

Das letzte Dramenjahrzehnt.

Die Dinge liegen hier sehr einfach. In der Provinz Tichefiang bedürfnis gar kein Verständnis zu haben. herrscht der Militärgouverneur Lu Jung- hsiang. In Kiannfu ( Tschefiangs Nachbargebiet) hingegen herrscht Chi Hsieh- yüan. Nun ist es ganz klar, daß Lu Yung- hfiang nicht dulden kann, daß, wenn er hier herrscht, der andere General dort herrscht( und umgekehrt). Außerdem herrscht im Zentralgebiet Wu Pei- fu, wohingegen in der Mandschurei   Chang Tso- lin herrscht. Da aber nun Chi Hsieh- yüan mit Bu Pei- fu verbündet ist, den Lu Bung- hsiang schon immer nicht ausstehen kann, so ist es doppelt erklärlich, daß militärische Not­wendigkeiten ergriffen werden mußten. Nimmt man noch hinzu, daß Lu Yung- hfiang einen Rückhalt an Chang Tso- lin hat, so erhellt, daß der Kampf ein gerechter ist und feine moralische Fundierung als primissima tezeichnet werden kann. Die Tschefianger Neuesten Nachrichten" schreiben denn auch mit Recht, daß innerer Hader jetzt zu schweigen habe und der Göhe des Krieges der heiligen Sache zum Siege verhelfen werde, eine Ansicht, in der sie sich durchaus mit dem Mandschurischen Lokal- Anzeiger" berühren.

Die Siege nehmen inzwischen auf beiden Seiten einen unge hinderten Fortgang, und die beiderseitigen Truppen ziehen mit heller Begeisterung in die Schlacht, was leicht verständlich ist, da ja die Aussichten hüben wie drüben die besten sind und die Kriegsbericht erstatter drahten, daß die Sache an der Vangtsemündung gemacht werde und es auch im Norden rüftig vorwärts gehe. Die Soldaten find sich bewußt, daß sie schlimmstenfalls den Heldentot für ihren General sterben, der nach der verbindlichen Meinung der Kriegs­

dichter süß und ehrenvoll ist.

So ist das Bild, das die Kämpfe bieten, ein durchaus erfreu­liches, soll doch auch nicht verschwiegen werden, daß in den Haupt quartieren der Ernst des Krieges um so deutlicher zur Geltung tommt. Die Photographie Chi Hsieh- nüans, die heute in den Man­dschurischen Illustrierten Blättern" erscheint, zeigt den General in­mitten seines States bei angestrengtem Studium der mit Fähnchen übersäten Karten. Seine Stirn ist von tiefen Sorgenfalten bedeckt, die darauf hinweisen, daß er die Verantwortung fühlt, die ihm das Schicksal auch seines letzten Soldaten bereitet. Eine Grube auf der linken Bade deutet seinen Schmerz darüber an, daß er nur die großen Direktiven erteilen darf und nicht selbst im Feldgetümmel

meilen fann.

Es ist somit selbstverständlich, daß der Krieg in China   nicht mit einem lauen oder Verzichtfrieden enden darf, sondern nur mit einem Siegfrieden, der der Opfer auch wert ist, die die Militärgouverneure verlangt haben.

Man hat behauptet, daß jeder richtige Deutsche   in seinem Beben nicht, wie die nüchterne Statistik zeigt, die der Bibliothekar der einmal ein Drama geschrieben hat. Ganz so schlimm ist es nun doch Leipziger Deutschen   Bücherei Dr. Wilhelm Frels in einem Auffaz der Deutschen Rundschau" darbietet. Allerdings ist das Jahrzehnt, deffen dramatische Produktion er zusammenstellt, als Kriegsjahrzehnt nicht ganz normal, und wir dürfen annehmen, daß frühere fried­liche Jahrzehnte eine größere Dramenernte gebracht haben. Aber genau läßt sich das nicht feststellen, da dies die erste Statistik iſt, die nach den systematischen Sammlungen der Deutschen Bücherei einen tieferen Einblid gestattet. Im ganzen sind in den Jahren 1913 bis 1922 2139 Dramen gedrudt worden, wobei die für die Dilettantenbühne bestimmten Stüde   nicht mitgezählt sind. Im Kriege ließ das Dramenschreiben sehr nach, und es hat sich auch heute noch nicht auf die Borkriegshöhe gehoben, denn von den ge­brudten Stücken fallen 17 Broz. auf 1913, 13 Prog.   auf 1914; 1915 Kriege die Dramenerzeugung 1919 auf 12 Broz., betrug aber 1922 weist nur 4 Proz: auf, 1918 8 Proz. Dann hebt sich nach dem nur 11 Broz. der Gesamtfumme. Am zahlreichsten find die Schau­spiele vertreten mit 465 Stüden; Drama oder dramatisches Gedicht werden 311 genannt, 187 Lustspiele, 180 Tragödien; einfach Spiel nennen sich 166 Stüde   und Komödie 132 Stüde. Gegenüber der ernsten Muse tritt die heitere zurück: von den 2139 Erstdrucken sind nur etwa 450 luftig.

Dagegen steht sich bei den Uraufführungen die heitere muse viel günstiger, während beim gedruckten Drama das Berhält nis zwischen den ernsten und heiteren Stüden wie 4: 1 ift, fo ist es hier fast 1: 1. In dem Jahrzehnt von 1913 bis 1922 fanden insgesamt 3284 Uraufführungen deutscher   Dramen statt. Die höchsten Verbrauchsziffern weisen einige Städte unter 100 000 Einwohnern auf. Den Reford schlagen Meiningen   und Eisenach   mit je 1 Uraufführung auf 1000 und 1050 Einwohner, während als crfte Großstadt München   an 10. Stelle steht mit je 1 Uraufführung 4850. Das Thalia- Theater in Hamburg   verhalf 92 Stüden das Licht auf 3300 Einwohner, Berlin   an 18. Stelle mit 1 Uraufführung auf der Welt, dann kommt das Wiener deutsche   Boltstheater mit 64 Ur­aufführungen, und die drei folgenden Bläge werden von den Bolts­theatern: dem Leipziger   Battenberg  - Theater und dem Berliner  Luisen- Theater und Rose- Theater eingenommen. Was die behan= delten Stoffe anbetrifft, so spielt das älteste der angeführten Stüdeums Jahr 80 000 v. Chr." vor dem Untergang des vor geschichtlichen Weltteils Atlantis. In die älteste historische Zeit füh­ren einige altägyptische Dramen, und dann geht es die ganze Welt­geschichte durch bis in die Gegenwart. Die Renaissance wird be­jonders bevorzugt.

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Die innere Erfüllungspolitik.

Die Deutschnationalen bestehen auf ihrem Schein.

Die Erfüllungspolitik hat die Deutschnationalen in ihren Bann gezogen. Sie sind ihr verfallen, trotz aller Gegenmehr. 3war faßte der deutschnationale Landesverband Braunschweig  eine Resolution gegen die deutschnationale Reichstagsfraktion,

in der es heißt:

,, Wir erwarten, daß für die Zukunft die Parteileitung unbe­Dingt die Einheitlichkeit in der politischen Führung mit starker Hand erhält, damit insbesondere eine Fortfehung der Erfüllungspolitit unmöglich wird."

Das und vieles andere sieht nun zwar nicht so aus, als ob die Deutschnationalen in der Regierung die Linie der Politik der republikanischen Regierungen fortsetzen würden! Und doch fordern sie Erfüllungspolitik aber nicht äußere Erfüllungspolitik, sondern innere Erfüllungs politif.

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Sie fordern die Erfüllung des Paftes von Berlin  , der zwischen ihnen und der Parteileitung der Deutschen Volks­ partei   abgeschlossen worden. Sie wollen ihn erfüllt sehen: Bunft für Punkt, Wort für Wort. Dieser Schein ist ihre Rettung und ihre Zukunft, ohne die Erfüllung dieses Scheines find sie verloren, der wilden Wut der unentwegten nationa­liftischen Opposition preisgegeben. Sie laufen hinter der Res gierung her und schreien: unseren Schein, unseren Schein! Sie möchten eine Gewaltssigung, in der ein weiser, höchſt weiser Richter die Erfüllung ihres Scheines Punkt für Punkt zugestehen soll, und sie, die Antidemokraten, wollen den Reichs­tag zum Richter. Unserer Forderung der Reichstags= auflösung sehen sie die Forderung der Einberufung des Reichstags entgegen. Die Kreuzzeitung  " schreibt: ,, Nein, nicht Reichstagsauflösung, sondern sofortige Ein. berufung des Reichstages ist das Gebot der Stunde, da­mit die Bertretung des Boltes erfahre, was für eine Politik die Reichsregierung in der Kriegsschuldfrage betreibt, warum sie ihren Verpflichtungen zur sofortigen Notifizierung nicht nachgekommen ist, ob sie die Konsequenzen aus ihrer Handlungsweise ziehen will, die eine weitere Verminderung des Vertrauens im Lande und einen neuen deutschen   Prestigeverlust im Auslande zur Folge hat." Die Deutschnationalen möchten vor dem Forum des Reichstages die Regierung zur Verantwortung ziehen für die Nichterfüllung des Paktes von Berlin  . Aber sie wenden sich damit in doppelter Hinsicht an die falsche Adresse. Zunächst ist die Parteileitung der Deutschen Volkspartei  , die den Bakt mit ihnen geschlossen hat, nicht die Regierung, und selbst wenn haben sie deshalb noch lange nicht einen Schein, der die Re­sie mit Herrn Stresemann einen Batt geschlossen haben, so haben sie deshalb noch lange nicht einen Schein, der die Re­gierung verpflichtet. 3weitens: was geht dieser Batt den Reichstag an? Mögen sie immerhin flageführend vor das Plenum des Reichstages treten! Es wird sich herausstellen, daß die große Mehrheit die Beschäftigung mit diesem Paft, mit dem schmählichen parteipolitischen Handel, den die Deutsch­nationalen mit den nationalen Interessen getrieben haben, ablehnen wird. Für die innere Erfüllungspolitit wird sich schwerlich Gegenliebe bei einer Mehrheit finden. Reichstag   eine klare und ehrliche Politik nicht zu führen ist. Es wird sich aber auch herausstellen, daß mit diesem Einberufung des Reichstages: das tann nur die furge Ouvertüre zu seiner Auflösung sein.

Die Abschlußkontrolle.

Reibungsloser Verlauf der Revisionen.

Die Interalliierte Kontrollfommission hat am Montag mit der angefündigten Abschlußkontrolle in den verschiedensten Tei­len des Reiches gleichzeitig begonnen. Die Besuche galten zu­nächst einer Reihe von früheren Rüftungsfabriken und den Formationen der Schußp'olizei, Nach den vorliegenden Bes richten ist der erste Kontrolltag ohne jeden Zwischenfall verlaufen.

Nationalrat Joseph Scherrer- Füllematt von St. Gallen   ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Scherrer- Füllematt hat sich auf dem Gebiet der internationalen Friedensbewegung betätigt und war Erster Präsident der Internationalen Parlamentarischen Union.

Was die Höchstzahl der aufgeführten Dramatiker anbetrifft, so steht Georg Raifer mit 21 Uraufführungen an der Spize; ihm folgt Herbert Eulenberg   mit 18 Uraufführungen und Karl Stern­ heim   mit 13. Die Zahl von 10 überschreiten oder erreichen noch Karl Hauptmann   mit 12, Friedrich Sebrecht mit 10 und Helmuth Unger mit 10 Aufführungen. Gerhart Hauptmann   hat es nur auf 7. Uraufführungen gebracht, auf ebenso viel wie Sudermann, Hans Müller, Ludwig Thoma  . Was den Erfolg anbetrifft, so erreichten 100 und mehr Aufführungen insgesamt 43 Berte, unter denen sich nur 5 ernste Dramen befinden; Schönherrs Weibsteufel" und Schniglers Professor Bernhardi" stehen mit je 225 an der Spike. Etwa 200 Werte hatten einen ziemlichen Erfolg.

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Das Berühren der Gegenstände ist erlaubt!" Das neue wissenschaftliche Museum in Washington   hat Anordnung ge= troffen, die es dem Besucher gestatten, die Ausstellungsobjekte unter eigene Kontrolle zu nehmen, oder selber zur Ueberprüfung der neuesten Forschungsergebnisse durch das Experiment zu schreiten. Professor Michelsen, der bekannte Nobelpreisträger, stellt fogar fein Interferometer zum Gebrauch, damit jeder Besucher Lichtwellen­meffungen vorenhmen fann, und das ftaatlichste Wetterbureau gibt feine allerneuesten Erdbebenmeffer zur Benutzung frei. Natürlich ist auch Radio" in seinen neuesten Erscheinungen vertreten und zur Benutzung frei. Durch das neue Museumssystem: Das Be­rühren der Gegenstände ist erlaubt!" will das wissenschaftliche Schau­ber modernen Wissenschaft weden und stellungshaus das Interesse der Amerikaner an den Fortschritten Geschäft ist Geschäft! Mäzene für weitergehende, dauernde Ausgestaltung des Muſeums werben.

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Der Erdbeben- Gedenktag in Japan  . In Japan   gedachte man am 1. September im ganzen Lande in einer feierlichen Zeremonie des Jahrestages des großen Erdbebens, bei dem 90 000 Menschen, darunter auch viele Europäer, getötet oder verlegt worden sind. In Totio waren die Läden geschloffen. Die Fahnen auf den öffentlichen fleinen Prozessionen fanden zu den Tempeln statt. As es 12 Uhr Gebäuden waren mit schwarzem Flor umkleidet, und Hunderte von war, gaben Sirenen über ganz Tokio   das Zeichen für ein allge­meines Stillschweigen von einer minute. Es war ein ergreifendes und zugleich unheimliches Schauspiel, als auf den gel. lenden Schrei der Girenen hin die ganze Bewegung und der Lärm der Großstadt stockte und sich ein feierliches Schweigen über Lofio ſentte.

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Orgelfonzerte. Das nächste Drgellonzert von Balter Fischer findet im Dom am Donnerstag, 8 Uhr, statt. Programme, zum Eintritt berechtigend, an der Kaffe. Die Boltsbühne veranstaltet am Sonn­abend, den 13. und 20. Oftober, abends 7 Uhr, in der Alten Garnisonticche Drgelfonzerte, bei denen Günther Ramin   von St. Thomae Leipzig  Werte von Bach und seinen Vorläufern spielen wird.

Der Livius   und. Der Direktor der Nationalbibliothel in Neapel   soll be. ſtätigt haben, daß der Riviusjund echt ist. Der Senator Paes verlangt in einer Anfrage an den Senat, daß bald ein entscheidendes Wort über die Echtheit des Liviusfundes gesprochen und eventuell bie nötigen Gelder zur Verfügung gestellt werden, um eine würdige nationale Ausgabe zu bere anstalten.