Einzelbild herunterladen
 

die Presse wohl bald in einem Tone bemächtigen werde, daß S. M.| zum Bewußtein seiner wahnsinnigen Torheit tommen werde."

Und das war damals schon nicht mehr neu! Hatte doch Eulenburg selbst schon im Jahre 1894 über die Zustände in den obersten Regionen folgendes geschrieben:

Alles beißt sich, schlägt sich, haßt sich, belügt sich und betrügt sich alles zieht wohl noch an dem Staatswagen, aber nicht aus Liebe zu dem armen Kaiser(!!), der es wahrlich gut meint und der doch immer und unablässig mit einem selbstkonstruierten Löffel die Staatssuppe umrührt, die mit diesem Löffel niemals gar werden tann..

...

Ich habe öfter denn je vorher jetzt das Gefühl, in einem Irrenhaus zu leben. Verrüdie Borniertheit verrückte Wider­

-

fprüche verrückter Hochmut. Dalldorf  ! Dalldorf  ! Dalldorf  !" Bismard hat, weniger zärtlich, das Bild von der Säge geprägt, mit der der Kaiser immer an den Beinen seines Throns herumsäge.

Eulenburg liebte feinen Gönner, sah aber genau so gut wie alle anderen, daß der arme Kaiser", der liebe arme Raiser" eben nicht regieren tönne und daß seine Re­gierung mit einer Katastrophe enden müsse. Als Gegner der Militärpolitik, der Konservativen und Kriegstreiber hat er auf den Kaiser eher günstig als ungünstig eingewirkt. Das zog ihm aber wieder den Haß dieser Kreise zu. Aus der Kombination nationalistischer Strömungen und des Kampfs gegen das persönliche Regiment entstand die Kampagne, die 34 feiner politischen und gesellschaftlichen Bornichtung führte. Eulenburg war von seinen Gegnern beschuldigt worden, den Größenwahn Wilhelms zu fördern. Haller weist durch Zitierung verschiedener Briefe nach, daß Eulenburg zu mindest mitunter dem Kaiser ziemlich deutlich die Wahrheit gefagt hat. Dafür liefert er für die bekannte efelhafte Kriecherei der Hofgeneräle einen neuen Beitrag, indem er berichtet, ein militärischer Vortrag über Friedrich des Großen Niederlage bei Hochkirch   habe mit den Wor­ten geschlossen: Inter der Führung Ew. Majestät märe so etwas nicht vorgekommen."

14

Die Tatsache allein, daß Eulenburg mit diesem Geschmeiß auf ewigem Kriegsfuß stand, dient dazu, auf das Bild des Berstorbenen ein freundlicheres Licht zu werfen.

-

tag nicht der Faktor fein konnte, nicht das Rüdgrat gegenüber den Entgleisungen des Kaisers. Und das schien mir doch ein Beweis für die Richtigkeit meiner Empfindung zu sein, daß es ein ver= hängnisvolles Experiment gewesen sein würde, für die Ueberleitung dieses Kaisers in den parlamentarischen Staat zu optieren.

Man höre! Der Liebling des Kaisers erhebt gegen den Reichstag   den Vorwurf, er habe gegen den Kaiser nicht ordentlich seinen Mann gestanden!

Anarchie des Deutschen Reiches, die mit der Ent­Der Fall Eulenburg ist ein Kapitel aus der Geschichte der laffung Bismards begann und über tausend Krisen und Standale in den Krieg und den Zusammenbruch führte. Nur auf dem Untergrund eines völligen Bersagens des deutschen   Bürgertums sind damit hat Eulenburg recht alle diese entfeßlichen Dinge möglich gewesen. Und bis zum heutigen Tag hat dieses Bürgertum nicht begriffen, daß jeder deutsche   Patriotismus, der mehr ist als klingende Phrase, mit der Demofratie beginnt.

-

-

Auch heute ist Deutschland   auf dem Weg, in neue Kata­strophen hineinzutaumeln, weil das deutsche   Bürgertum in feiner großen Mehrheit alles vergessen und nichts gelernt hat.

Die starke Hand.

Regierungsziele der Deutschnationalen.

Die" Deutsche Zeitung" seht ihren Feldzug gegen die Führung der deutschnationalen Partei fort. Gestern morgen schrieb Herr Maurenbrecher, gestern abend Herr von Herzberg. Einig sind beide in dem Rufe: Fort mit Hergt! Was aber sonst zu tun sei, darüber sind sie nicht einig. Herr Maurenbrecher will nichts als demagogische Agitation, er rechnet auf die nächste Wahl, Herr von Herzberg will Regierungspolitik treiben. Bersteht sich, eine Regierungs­politik der starken Hand. Er schreibt:

Unser Standpuntt ist klar und unverrückbar: der westliche jüdische Parlamentarismus hat abgewirtschaftet; er hat sich als völlig unfähig erwiesen, das deutsche Volt aus dem Abgrund, in den er es geführt hat, zu retten, weil er international gebunden ist. Retten fann uns nicht der abgestorbene Parteifram, sondern allein die und die Kraft zur Befreiungstat hat."

Im September 1919 nachdem eingetroffen war, was alle, aber auch alle vorausgefagt hatten erhielt Eulenburg starte hand eines völkischen Diktators, der den Mut einen Brief eines Freundes, der ihn fragte, warum er nicht im Jahre 1895 mit holstein gemeinsame Sache gemacht habe. Gulenburg antwortete darauf in einem langen Schreiben, das in Hallers Buch vollständig abgedruckt ist.

Darin entlädt sich noch einmal der Haß gegen den alten Widersacher und vermeintlichen Urheber feines Unglücks. Eulenburg wirft Holstein u. a. nicht mehr und nicht weniger vor, als daß er einst Bismard geraten habe, den Kaiser Friedrich durch Giftmord beseitigen zu lassen! Was die Frage selbst beträfe, so sei er eben damals noch jung genug gewesen, um den Raiser als Re­genten nicht ganz hoffnungslos aufzugeben". Später habe er ebenso wie Holstein vorausgesehen, daß die Regie rung des Kaifers mit irgendeiner Katastrophe endigen werde". Der Kampf gegen den Kaiser aber würde die Gefahr einer Revolution und kriegerischer Ber­wicklungen durch Eingreifen des Auslandes hervorgerufen haben. Parlamentarisches Regime hätte Herrschaft des Bentrums und ,, vatikanische Unterhöhlung des proteftantifchen Raiserhauses" zur Folge gehabt. Ja, und war der Reichstag reif zur Herrschaft? Im Jahre 1908 mar infolge des be­rühmten Kaifer- Interviews des Daily Telegraph  " die No Dembertrise des persönlichen Regiments hereingebrochen, und hatte der Reichstag   nicht da versagt? Eulenburg schrieb an feinen Fruend:

Es zeigte sich darin viel weniger eine Loyalität der Vertreter des deutschen   Volkes als ein Mangel an Reife, ein Mangel an Klarheit. Ich erkannte daraus, daß der Reichs­

27

Scholem Aleichem.

Bon S. Meisels.

"

Das New Yorker Jüdische Künstlertheater führte im Carl­ Theater   in Wien   eine Romödie von Scholem Alejchem  , Schwer, ein Jud' zu sein", auf, ein aus einer Novelle nicht ungefchickt zu techtgezimmertes Stück voll leichten Scholem Alejchemschen Humors mit dem schweren jüdischen Seufzer als Schlüßeffekt. Der Einfall, einem Goi" für einige Zeit die Schwere des Judfeins aufzu bürden, um ihn solcherart von den Leiben der Juden zu überzeugen, ist an sich ausgezeichnet, wenngleich er scheinbar obenauf liegt. Das Thema Schwer, ein Jude zu sein", hat übrigens Scholem Aleichem  in seinen Werken häufig variiert. In einer feiner föstlichsten Hu moresten drelyt er den Spieß um und läßt einen Juden die Rolle des Goi  " spielen. Ein Jude steigt in ein Eisenbahnabteil und entdeckt zu seinem Entsetzen einen Mann auf der Bank ausgestreckt

cus.

liegend, über dessen Körper ein Blatt der Nowoje Wremja" ge­breitet ist. Der Jude ist schlau und kennt sich in solchen Dingen Er weiß: ein Mann, der während der Fahrt auf der Bank ausgestreckt liegt und die Nowoje Wremja" als Dede verwendet, farin nur ein Hooligan fein.( Die Nowoje Wremja" war im zaristischen Rußland   sozusagen das Zentralorgan der Hooligans.) Der Hooligan also schläft, aber er fann erwachen. Indes, ein Jude ist um guten Rat nicht verlegen. Rasch springt er aus dem Abteil, kauft eine Nummer der" Nowoje Wremja", setzt sich dann in einer Ede dem schlafenden Hooligan gegenüber, vergräbt Nase und Ge­ficht in die Zeitung und lieft fie mit Andacht, wie ein echter Hooli­

gan. Jezt fühlt er sich sicher. Mein Gott, wieviel Rollen muß nicht der Jude im Leben spielen, warum nicht einmal auch die eines Hooligans. Nach einiger Zeit erwacht der Marin, der auf der Bank ausgestreckt liegt, und entdeckt zu seinem Entsetzen, daß ihm gegenüber in der Ede ein Mann fitzt und die Nowoje Bremja" lieft. Ein Jude ich schlau und kennt sich in solchen Dingen aus. Er weiß: ein Mann, der in der Ecke eines Wagenabteils fißt und die Nowoje Wremja" lieft, farn nur ein Hooligan sein. Er finnt nicht lange nach, sondern greift beherzt nach seiner Zeitung, die er bisher als Schutzdecke" verwendet hatte, drückt sich damit in die andere Ede, vergrävt Nase und Geficht in das Blatt und begint es mit Andacht zu lesen, wie ein echter Hooligan. Sm Wagenabteil fitzen   nun zwei Hooligans einander gegenüber und tefen die Nowoje Bremja". Nach Schürzung dieses Knotens fommt die Katastrophe", das Erkennen. Beide Reifenden sind Suden, die im zaristischen Rußland   das Fürchten gelernt haben und überall Gespenster in der Gestalt von Hooligans sehen.-

Ich beging gewiß gegen den großen Humoristen ein Utrecht  , daß ich seine wundervolle Erzählung in diefe knappe Forin zwängte. Aber ich tat es aus dem Grunde, meil gerade diese Ge­schichte die Schaffensart dieses Schriftstellers am treffendsten cha

Die befreiende Tat der starken Hand des völkischen Dif­tators foll in der Ablehnung der Erfüllungspolitik bestehen, die die deutschnationale Reichstagsfraktion eben fünfzig­prozentig bejaht hat. Die klare Linie der Partei müsse, so sagt Herzberg, in der Ablehnung der Erfüllungspolitit um jeden Preis bestehen. Nur diesem Zwecke dürfe die Teilnahme der Deutschnationalen an der Regierung dienen.

Stellt man sich aber auf den Standpunkt derer, die da meinen, in der jetzigen Lage müsse man teilnehmen, um an die Macht au tommen und so zu retten, was noch zu retten ist, so muß man fordern, daß nur solche Männer in die Regierung gehen, die der lleberredungskraft eines Stresemann nicht unterliegen, die sich nicht mit einer Scheinmacht begnügen, sondern die auch die Kraft haben, entgegen dem Willen der Koalitions. brüder die Lüge von der Schuld Deutschlands  rüdsichtslos aufzudecken und damit den Schand. vertrag von Versailles   und das Dames Gut achten zu zerreißen."

Der Zweck des deutschnationalen Eintritts in die Regie­rung soll also sein:

1. Die Uebertragung der ganzen politischen Macht vom Parlament auf eine Parteidiktatur der Rechtsradikalen vorzu­bereiten;

2. den Kurs der deutschen   Außenpolitik zu wechseln, un an die Stelle der Erfüllungspolitif eine Politik der starken Hand", der Großmäuligkeit ohne Macht zu setzen, die Deutsch­ land   verhängnisvoll werden muß.

3. Bekämpfung der Kriegsschuldlüge und Zerreißung der

vatterifiert. Wir lernen daraus feine Spezialität fennen, die dar in besteht, die jüdische Tragik in Scholem Alejchemschen Humor cufzulösen. Die Sonne dieses Humors vertriecht sich gar zu oft hinter Wolken, und es regnet dann jüdische Tränen.

Durch gute Uebersetzungen ist Scholem Aleichem   in den letzten Jahren auch einem deutschlesenden Publikum bekannt geworden. Dennoch gibt es nur wenige, die wissen, wer eigentlich Scholem Alejchem   war und was es mit diesem Pfeudonym für eine Be­wandtnis hat. Scholem Aleichem  , mit seinem bürgerlichen Namen Scholem Rabinowiß, wurde im Jahre 1859 in dem Städtchen Bere­jaslaw im Poltawer Gouvernement   geboren. Wie die meisten dischen Schriftsteller ist auch er aus dem Bethhamidrasch( Talmud­schule) in die Literatur eingetreten. Er genoß eine streng jüdische Erziehung, und erst mit fünfzehn Jahren begann er, sich profanen" Studien zu widmen. Als Achtzehnjähriger versuchte er zunächst in hebräischer Sprache zu schriftstellern; er schrieb Artikel für zwei hebräische Tageszeitungen. Nachdem er einige Jahre das Amt

eines Stronrabbiners in einer Kleinstadt in Rußland   bekleidet hatte, trat er 1883 in die Reihe der jüdischen Schriftsteller. Schon nach furzer Zeit erwarb er sich einen Namen und einen ansehnlichen Leserkreis. In seiner ersten Schaffensperiode schrieb er:" Na­tacha", eine Novelle, Die Weltreife", eine Satire, Das Kontor gefchäft", ein Drama, Das Panorama", eine Liebesgeschichte, " Der Bräutigam als Dottor", ein satirisches Spiel, Wegen eines Hahns mit einer Heine", eine Erzählung, Ein Roman ohne Liebe", Ein Roman mit Liebe"," Das Bündel Blumen, Gedichte ohne Reime" und unzählige fleinere Humoresten, Geschichten, Sfizzen und Monologe. Seine Werke aus der letzten Schaffenszeit, die Seine Werke aus der letzten Schaffenszeit, die man als seine Meisterwerfe bezeichnen kann, find faft alle ins Deutsche übersetzt und sehr verbreitet, so daß sich deren Aufzählung erübrigt. Ferner schrieb er eine Geschichte der jiddischen Litera tur" und gab die Zeitschrift Die jüdische Boltsbibliothek" heraus. Echolem Alejchem   starb während der Kriegszeit in New York  .

27

Die Stellung Scholem Alejchems   in der jüdischen Literatur fäßt sich ganz genau beftimmen: er gilt als der zweitgrößte jüdische Schriftsteller der letzten Jahrzehnte. Er hat seinen Platz dicht hinter Mendele Mocher G'forim, dem bis jetzt unübertroffenen Gettoschilderer. Scholem Aleichem  , der sich als Jünger Mendeles bekannte, wandelt beffenungeachtet seine eigenen Wege. hat die heitere, humorvolle Note in die jüdische Literatur einge­Er führt. Er steht über den Dingen und lächelt; zuweilen lacht er fo herzhaft, daß jeder mitlachen muß. Und daß zum Schluß fast niemals der jüdische Scufzer fehlt, das macht ihn eben zum dischen Humoristen. Wenn wir von Scholem Aleichem   dem Hu­moristen sprechen, so denken wir in erster Linie an seine vielen Herz und Gemüt erheiternden fleinen Erzählungen, Stizzen und Monologe. Bezeichnend für diesen Schriftsteller ist das Pseudonym, das er sich gewählt hat. Scholem Aleichem  "( Friede sei mit euch!") ist eine althebräische Begrüßungsformel, die heute noch im Dften

|

von der republikanischen Regierung unterzeichneten Verträge in eine unlösbare Verbindung zu bringen.

Die Deutschnationalen bringen auf die Erfüllung der Zu­ficherungen, die ihnen gegeben worden sein sollen. Ihre poli­tische Taftit jetzt ist innere Erfüllungspolitit. Innere Erfüllungspolitik um damit die Politik der Befrei­ung durch Erfüllung zu durchkreuzen.

-

Fort mit dem Bürgerblock!

Selbst die DAZ. kann ihn nicht leiden.

Es passieren Zeichen und Wunder: das Stinnes- Blatt warnt vor dem Bürger blod! Freilich nur vor dem Namen, nicht vor der Sache. Es ist dahinter gekommen, daß der Bürger­blod bereits in weiten Boltstreisen start anrüchig geworden ist und deshalb kommt es auf den föstlichen Einfall, eine andere Barenbezeichnung einzuführen, um den Markt nicht zu schädigen...

Um das einigermaßen plaufiber zu machen, wird behauptet, der Name Bürgerblod sei von der Linfen   nur erfunden worden, um die gute Sache zu diskreditieren, und die übliche Gedanken­losigkeit der bürgerlichen Parteien ließe diese marxistische Klassen­fompferfindung ruhig passieren. In Wirklichkeit solle das Gebilde, das den Rittern von Ar und Erz vorschwebt, einen 3 usammen­schluß der Boltsparteien" darstellen gegenüber den " Klassenparteien" von links.

-

,, Volksparteien"? Sind die Stinnes, Beder- Hessen, Hugen­ berg  , Quaah, Klönne, Reichert, Schlange- Schöningen, Gof, Bis­mard, Lejeune- Jung, Leopold, die Stubendorff, 3apf, Sepp, Cremer, Gildemeister, Hugo ist dies Sammelfurium von Groß­grundbesitzern und Industriegewaltigen Volkspartei"? grundbefizern und Industriegewaltigen Bolkspartei"? Wenn ja: dann mögen sich die Arbeitnehmer beglückwünschen, daß sie diese Freunde des Zehn- und Zwölfftudentages, diese Ber­treter des Herrentums in Reinkultur endlich als Volk" entdeckt

haben.

Bisher freilich haben die Arbeitnehmer in diesen Parteien nichts anderes gesehen als die Berkörperung der Besikinter­eifen gegen die Intereffen des schaffenden Volkes. Sie selbst be zeichnen sich zwar als Bolts" parteien, weil sie das Volk als Wähler brauchen. Aber fie fühlen sich als gut bürgerliche Parteien im Gegensatz zur Arbeiterschaft, deren Aufstieg zu felbftändiger und entscheidender Mitbestimmung in Staat und Wirtschaft sie in der Seele haffen.

Deswegen streben sie zum Bürgerblod, der die Kapitals. interesser wahren soll. Und ihr junger Mann muß im Stinnes­blatt nach einer neuen Schuhmarte für die alte Ware suchen.

Stresemanns Antwort an Löbe.

Er kann sich zu nichts entschließen.

Der offene Brief des Genossen Löbe an den Reichsaußen­minifter, er möge seine bisherigen Erfolge durch schleunigsten An­trag auf Aufnahme in den Bölkerbund krönen", findet endlich in der Beit", offenbar auf Grund von Weisungen Stresemanns, eine Antwort. Sie ist selbstverständlich auch danach. Die Zeit" spricht von einem überstürzten Vorgehen Deutschlands  " und von einem Elltempo", die beide vermieden werden müßten!

"

Selbstverständlich fehlen nicht die Gründe, die an einem Ent­schluß hindern. Die deutschnationale Bresse liefert sie ja jeden Tag in jeder beliebigen Baht. Und da braucht die Streseman, cit" fie nur abzuschreiben. Nach dem alten Landsturmspruche: Nur immer langfam boran!" fann auch Stresemann die Staatsgeschide. leiten. Er beeilt sich nur, um mitzuteifen, daß er sich nicht über. eilen wolle. Denn noch ist der Bürgerblod ja nicht fertig. Und der fönnte, wenn er eines Tages doch noch in Erscheinung treten sollte, möglicherweise etwas ganz anderes beschließen, das mit Völker­ bund   und solchen Dingen gar feine Aehnlichkeit mehr hätte.

tag, den 23. September, nachmittags 3 Uhr, zu feiner Der Candiag tritt, wie nunmehr endgültig feststeht, am Diens­333. Sigung zusammen. Auf der Tagesordnung stehen nicht weniger als 23 Bunfte.

gebraucht wird. Mit Hilfe dieses Pseudonyms war es ihm mög­lich, fich selbst als wißige Figur in seinen Erzählungen einzuführen. Alle seine Gestalten begrüßen ihn mit den Worten: Scholem Alejchem  , Reb Scholem Alejchem  !", was man im Deutschen   etwa mit Guten Tag, Herr Gutentag!" übersetzen tönnte. Der Schrifts fteller nannte sich Scholem Aleichem  , seine Freunde und Verehrer aber nanten ihn den jüdischen Mark Twain  ". Als Scholem  Alejdem mehrere Jahre vor dem Kriege einmal in New York   einen Abend veranstaltete, an dem er aus eigenen Werfen las, drängte sich nach der Vorlesung ein fremder Mann aufs Podium und reichte ihm die Hand mit den Worten: Gestatten Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle, ich bin der amerikanische   Scholem Aleichem  . Ter Mann war- Mart Twain  . So feierten der freie Humor Ameritas und der gedrückte Humor des Gettos ihre Verbrüderung.

Der Bühnenverein verbietet Zola.  

vereins gegen das Renaissance- Theater erlaffen, indem es ihm die Aufführung der Therese Raquin" untersagte. Dieses Stück ist näm­lich von Emile Zola  , und Emile Zole   ist, falls wir uns recht besinnen. fein Unternehmer in leichtfertigen Stücken und fein Spekulant auf feguelle Reize gewesen. Wir wollen nicht hoffen, daß der Deutsche Bühnenverein Emile Zola   in die Kategorie jener zweifelhaften Auch­verfasser eingereiht hat, deren Produkte sonst das Trianon- und das Intime Theater erfüllten.

Ein ganz unverständliches Verbot hat die Leitung, des Bühnen­

Als die Ruhrbefeßung begann, hielt es der Bühnenverein für feine Pflicht, feinen Mitgliedern die Aufführung französischer Stücke zu verbieten, aus der immerhin verständlichen Erwägung heraus, daß Frivolitäten zu beklatschen brauche. Daß damit auch das ernſte das deutsche Publikum jetzt nicht gerade französische Cochonerien und französische   Drama getroffen wurde, war schon damals unerträglich. Die Boltsbühne, die dem Bühnenverein angehört, hatte deshalb in Der letzten Generalversammlung des Bühnenvereins den Antrag ein­gebracht, das generelle Berbot aufzuheben. Aus formalen Gründen wurde der Antrag nicht zur Debatte gestellt. Bon der Leitung des Verwaltungsrats aber wurde erklärt, als der dort wieder eingebrachte werde das Verbot nicht in Anwendung bringen, wenn ernsthafte Antrag der Volksbühne neuerdings abgelehnt war, der Bühnenverein werde das Verbot nicht in Anwendung bringen, wenn ernsthafte franzöfifche Literaturwerke zur Auffühung gebracht werden sollen. Die Boltsbühne hat daraufhin, um ein gutes Beispiel zu geben, und damit bei ihren Mitgliedern starten Erfolg erzielt. Selbstver in einer Matinee bereits ein ernſtes franzöfifches Drama aufgeführt ständlich wurde sie dafür von einer verlogenen nationalen Presse ver badytigt, als beabsichtige sie, die Arbeiterschaft mit dem nun glücklich Derbotenen franzöfifchen Schund weiter zu infizieren. Der Lokal. Anzeiger", der deutlich genug von der Boltsbühnenleitung der Wahr­beitsentftellung bezichtigt worden war, hat natürlich mit feinem Worte die Verdächtigung zurückgenommen.

fommenden Erklärung seines Verwaltungsrates gleichwohl das alte Es ist ganz unerfindlich, wie der Bühnenverein trog der entgegen Berbot in vollem Umfang aufrechterhält. Es ist anzunehmen, daß nur eines jener bekannten Mißverständnisse" vorliegt, durch die wir