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gereicht hat, sowie auf die Propaganda, die der Herr Minister für| Ernährung und Landwirtschaft für diese feine Vorlage in ganzen Reich betrieben hat. Bon nicht zu unterschätzendem Einfluß war auch die Freigabe der Ausfuhr für Getreide. Wenn die Preisprüfungsstelle irgendjemand auf die Anklagebant zitieren wollte wegen Preistreiberei, so müßte fie in erster Linie den Reichsernährungsminister erfassen.

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In dem Rundschreiben ist dann noch davon die Rede, daß die Spanne zwischen 100 Kilogramm Roggen und 100 Kilogramm Brot im Jahre 1912/13 nur 62,7 Pro3. betrug, während sie jetzt 101,4 Prozent beträgt. Daraus muß entnommen werden, daß die größere Differenz einen größeren Verdienst der Bäckereien darstellt. Das Reichsministerium hat hier sei es mit oder ohne Absicht vergeffen, auf eine ganze Reihe von Dingen aufmerksam zu machen. Zunächst sind die Frachtfäße um 50 bis 75 Pro 3. höher, als in der Borkriegszeit. Die Kohlen preise sind um mindestens 50 B 03. höher als früher. Im Zusammenhang damit sind wesentlich höher auch die Preise für Gas, Wasser und Elektrizität. Ganz abgesehen davon, daß alle Materialien, die man zum technischen Betrieb der Bäckereien braucht, ob sie nun aus Holz oder Eisen bestehen, wesentlich teurer find als in der Borkriegszeit, tommt dann letzten Endes noch hinzu, daß die Umsatzsteuer fünfmal, vielleicht auch noch öfter gezahlt werden muß, bevor der vom Landwirt verkaufte Roggen als Brot in die Hände des Konsumenten gelangt. Es dürfte be­fannt sein, daß in der Borkriegszeit Umfagsteuer nicht bezahlt wurde. Wir hatten dieser Tage Nachricht von einigen anderen Städten über Brotpreise und wollen zur Orientierung miteilen, daß das Rilogramm Brot in Effen 30 Pfg., in Mün­en 36 Bfg. toftet, während es in Berlin   bis jetzt nur 28 Pfg. gekostet hatte. Wir haben keinerlei Veranlassung, irgend wie für die Interessen der Kleinbädermeister einzutreten, aber bei den Mehlpreisen, wie sie seit Wochen nunmehr gezahit merden müssen und aus den Beröffentlichungen der Produktenbörse befannt sind, war der Brotpreis in Berlin   einfach nicht mehr zu halten; es mußten Erhöhungen stattfinden, und wenn das Ernährungs ministerium diese Brotpreiserhöhungen nicht wünscht, dann muß es eine andere Politit als in den lehten Monaten betreiben."

Ratastrophe der Neuwahlen zu bewahren, und jetzt komme| alles darauf an, in die Regierung hineinzugehen, um die Gefeße zu fabotieren. Ein deutsanationaler Redner in Magdeburg   hat das so ausgedrückt, man müsse in die Re­gierung eintreten, um eine entschlossene deutsch  nationale Befreiungspolitif" зи betreiben. Aehnlich, wenn auch etwas vorsichtiger in der Form, heißt es in einer Entschließung, die auf einer Frankfurter   Bersamm lung der deutschnationalen Vertrauensleute aus dem befegten Gebiet angenommen wurde. Hier wird als das Hauptziel der deutschnationalen Bolitik die ,, erträglichere Gestaltung der un­erträglichen und undurchführbaren Bestimmungen des Dawes Gutachtens" hingestellt. Liest man das so, dann flingt es ganz passabel. Wenn man aber bedenkt, daß damit der Re­gierung zugemutet wird, ihre Unterschrift unter das Londoner Brotokoll als une hrlich zu bezeichnen und in der Absicht, die Abmachungen wieder umzustoßen, an die Durchführung zu gehen, dann erkennt man das Be­denkliche dieses Verlangens.

Kampf gegen die Republik  , Kampf gegen das Londoner  Protokoll, das sind also die beiden Programmpunkte, mit denen die Deutschnationale Bartei in den Bürgerblod ein treten will. Unruhe im Innern, Konflikte nach außen, die alles Erreichte wieder fraglich machen müßten, sind die Fol­gen dieser Politik. Wollen die bürgerlichen Mittelparteien das in mühevollem jahrelangen Ringen Erreichte durch die deutschnationale Babanquepolitit wieder aufs Spiel setzen? Die Demokraten haben die Antwort gegeben. Sie lehnen ein Zusammengehen mit den deutschnationalen Feinden der Republik   und des friedlichen Wiederaufbaus ab, und der Borsigende der demokratischen Reichstagsfraktion, Abg. Koch, wiederholt diese Absage in den Bremer Nachrichten  " noch ein mal in offizieller Form. Bom Zentrum hat sich der Ab­geordnete Birth gleichfalls fchroff gegen jede Bürgerblod politik ausgesprochen. Er hat den größten Teil der Presse und die Jugendbünde hinter sich. Daß auch die Mehrheit seiner Partei hinter ihm steht, zeigte der Verlauf des Katholikentags und geht aus einer Vertretertagung des Wahlkreises Düffel Hier ist ein Urteil aus berufener Quelle über die ver- dorf- Oft von neuem hervor. Sie hat den Bürgerblod heerenden Wirkungen der 3011propaganda auf den grundsäglich abgelehnt und fich für das Reichsbanner Brotpreis. Wenn das Landbundministerium Ernäh- Schwarz- Rot- Gold eingesetzt. Düsseldorf  - Ost ist der Wahlkreis rungs- und nicht Interessentenpolitik treiben will, so muß des Reichskanzlers Marr. Wird die Parteileitung des Zen es schleunigst die 3ollvorlage zurüdziehen. Alles trums diese Zeichen verstehen? Es gibt heute nur zweierlei: andere ist ein Herumfurieren an Symptomen die Ber- entweder deutschnationale Katastrophenpolttif braucherschaft fann die hohe Rechnung für diese Kurpfuscherei gegen die Republif, gegen das Londoner   Protokoll, gegen bezahlen. Bölferbund und Frieden, eine Katastrophenpolitit unter der schärfften Kampfansage der Sozialdemokratie, oder eine Politik des Friedens und der loyalen Erfüllung, eine publit, wie sie die Weimarer   Berfassung geschaffen hat und Will man wie sie die Sozialdemokratie unterstüßen fann. wissen, wie das Volk darüber denkt, dann lösemanden Reichstag auf!

Gegen die Republik  , gegen die Erfüllung.

Aber

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Bürgerblock. Einer der deutschnationalen Jasager, Fürst Otto n. Bismard, hat am 11. September vor der Münchener  Bismard- Jugend eine Rede gehalten, in der er erflärte, jeder Nationalfühlende müßte auch heute noch das Sachver ständigen gutachten perurteilen und als un­tragbar bezeichnen. Der wesentlichste. Teil bes nationalen Programms fei der Kampf gegen die Weimarer Verfassung   mit dem Ziel der Wiederherstellung einer nationalen Monarchie. Dieses Bekenntnis entspricht durchaus der Ein ftellung der Deutschnationalen   Partei. Ihre Organisation ist ganz auf monarchistische Propaganda und Betämpfung der Republik   eingestellt. Was das bedeutet, wenn Bertreter der Deutschnationalen in die Regierung eintreten, ist flar.

Nicht so deutlich hat der deutschnationale Redner in München   zum Ausdrud gebracht, wie sich die Deutschnatio­nalen die Durchführung des antragbaren" Sachver ständigengutachtens denten, wenn sie an der Regie rung teilhaben. Aber auch darüber fann ein Zweifel heute nicht mehr bestehen. In der Deutschnationalen Partei herrscht eine Meinung darüber, daß die Jasager ihre Stimme dem Eisenbahngeset nur gegeben haben, um die Partei vor der

Der Yellowstone- Nationalpark  .

Aus Utah   wird gemeldet, daß ber amerikanische Yellowstone Bart, die große Gehenswürdigkeit Ameritas, von einer Riefen feuersbrunst mit der Vernichtung bedroht ist.

Der Yellowstone Nationalpark   liegt im Bergland der Nordwest ede des nordamerikanischen Staates Wyoming  , zwischen 44 und 45 Grad nördlicher Breite und 110 und 111 Grad westlicher Länge, etwa 2400 Meter über dem Meer und hat eine Ausdehnung von rund 9000 Quadratkilometern. Noch vor dreißig Jahren gehörte diefes Gebiet zum wildesten Westen, und selten hatte eines Menschen Fuß das Didicht des Urwaldes betreten. Selbst die Indianer hüteten fich, in die Wildnis vorzubringen, und nur einige Trapper hatten den Mut, sich den Weg ins Innere zu bahnen und den Urwald zu durchstreifen. 1871 ging als erster der ameritanische Staatsgeologe F. B  . Hayden mit einer wohlausgerüsteten Expedition daran, diefes Gebiet zu erforschen, das sich als Dorado einzigartiger geologischer Phänomene und der merkwürdigsten Landschaftsbilder entpuppen follte. Die Forschungsergebnisse der Haydenschen Expedition haben feinerzeit das Erstaunen und die Beachtung der ganzen Welt auf fich gezogen. Der Gelehrte hat in seinem großen Werk dieses Wun­berland geschildert. Er machte nach seiner Rückkehr dem amerika­ nischen   Kongreß den Vorschlag, das ganze Gebiet zum National­eigentum zu erflären. Diesen Gedanken machte sich der Kongreß zu eigen und erließ 1872 ein Gefeß, durch das dieses ganze große Ge­biet zum Nationaleigentum, bestimmt und reserviert als öffent licher Bart, zum Vergnügen und zur Wohlfahrt des Volkes für alle Beiten gewidmet, erhoben wurde. Der Nationalpart sollte aber nicht nur zur Freude der Menschen geschaffen sein, sondern er sollte auch Bilanzen und Tieren, die vom Aussterben bedroht waren, ein Asyl bieten, in dem sich Elche, Gazellen, Bergfchafe, Bären und andere Raubtiere ungestört bewegen follten. Fauna und Flora diefes ganzen Gebiets sollten in ihrer ursprünglichen Gestalt er­halten bleiben, und es wurden strenge Gefeße erlassen, die das Jagen, Holzfällen, das Berlaffen der Wege, das Bflücken von Blumen und Pflanzen, das Zerstören der Geifer und der heißen Quellen unter Strafe stellten. Ein starkes Militäraufgebot, das im Nationalpart feinen ständigen Siz erhielt, hält auf Beobachtung Diefer Geseke.

Der eigenartige Charakter des Yellowstone- Barks mird, ab­gefehen von seiner noch unberührten Fauna und Flora, bebingt durch die geologischen Erscheinungen vultanischer Natur, die der Landschaft ihr Gepräge geben. Das ganze Gebiet des Nationalparts und noch weit über dessen Grenzen hinaus beherrscht ein ungeheurer Bulkan, der zur Tertiärzeit tätig gewesen sein muß. Aschenregen und mächtige Lavaströme ließ er damals rings über das Land fluten. Man kann sich faum einen Begriff von der verheerenden Gewalt solcher Eruptionen maden; bie Auffchüttungen betragen nicht weniger als 600 Meter! In den Jahrtausenden oder gar Hunderttausenden, die feit den letzten Ausbrüchen vergangen find, ist diese riesige Wärmequelle noch immer nicht verfiegt; die vulta­nische Masse ist noch nicht erfaltet. Wenn auch heute kein Feuer­und Aschenregen mehr ausströmt, so ist doch im Inneren der Bui­tane noch, genügend Glut vorhanden, um das einsichernde Wasser zum Rochen zu bringen und als heiße Quellen und Geiser oder als Dampf wieder auszufcheiden. Dazu gesellen sich noch die für die

Bolitit auf der Grundlage der demokratischen Re­

Der Berliner   Abbau.

Die gespaltenen Demokraten.

In der Berliner Stadtverordnetenversammlung ist gestern die Entscheidung über den Abbau des Magistrats ge­fallen. Die Borgänge, die fich dabei abgespielt haben, sind von allgemeinem Interesse. Bis zum lehten Augenblick waren sich allgemeinem Intereffe. Bis zum letzten Augenblic waren sich die Bürgerlichen nicht im flaren, ob ihnen ihre Pläne gelingen würden. Mindestens der Abbau Bauljens, eventuell aber auch die anderen Abbauabsichten waren in ihrem Ausgang zweifelhaft; wenn die Kommunisten nach dem Ausspruch ihres Fraktionsredners ,, dem letzten Rest von proletarischem Solidari­tätsgefühl" Raum gegeben hätten. Sie zogen es vor, das nicht zu tun, und so verdankt das Bürgertum den Kommu nisten, allein den Kommunist en einen Sieg, an den es bis zur Entscheidung selber faum geglaubt hat. Wir ver­zichten darauf, über das Verhalten der Kommunisten Worte

absterbenden Bultane charakteristischen Ausstoßurigen von Schwefel­und Kohlensäure, die sogenannten Solfabare und Mosetten. Das Zischen und Brodeln in der Liefe, die Nähe der heißen Erde und das Aufsteigen der Wasser und Dämpfe gewähren Eindrüde, die umrergeßlich sind. Aehnliche Gebilde gibt es auf der ganzen Welt nicht mehr. Den Mittelpunkt des Parfs und gleichzeitig seine ers habenste Schönheit bilden die weiten Teraffen der Mammoth hot Springs  . Sie übertreffen alles, was man sich an Tropfftein- und Gintergebilden vorstellen kann. Die einzelnen Becken und Schalen der Tropffteingebilde ,, die den Rand der Bassins bilden und in allen Farben bes Spektrums schillern, find wie von Künstlerhand gefertigt; tiefblou und smaragdgrün strömt flares, kochendheißes Wasser aus den oberen Baffins über die Terrassen von einem Becken zum anderen Das Norris- Beiferbaffin, eine andere Sehenswürdigkeit, ist eine weiße Fläche von Kieselfinter, aus der Hunderte von heißen Quellen sprudeln. Die mächtigsten Quellen erreichen eine Höhe von 50 Metern. Der berühmte Fountain- Geifer zeigt sich regelmäßig alle zweieinhalb Stunden. Er gleicht einem gewaltigen Spring brunnen  , deffen flare Strahlen in die Lüfte steigen, herrlichen Wafferfünften in alten Schloßgärten vergleichbar. In die hohen Wasserfäulen malt die Abendsonne die herrlichsten Regenbogen. Von einzigartiger Schönheit ist die Höhe der Continental Divide, die Wasserscheide zwischen dem Atlantischen und Stillen Ozean, die eine Höhe von 2600 Metern aufweist. Von dort genießt man einen herrlichen Rundblid über eine Alpenlandschaft mit tief­liegenden Geen und den start aufsteigenden Schneebergen der Ab­forata und Teton Mountains. Selbst an den Ufern der ruhigen Bergfeen brodelt das unterirdische Element in Quellen oder Geisern und, was weniger angenehm ist, in Form fleiner Schlammvultane, die den Wanderer, der mit den stinkenden Schwefelwasserstoffgafen nicht gern in Berührung fommen möchte, zur Betrachtung dieser Maturerscheinung aus refpeftvoller Entfernung auffordern. Die Be­fucher des Naturschußpartes haben einen besonderen Sport er­sonnen: Aus dem eiskalten Wasser der Bergseen, die von Fischen wimmeln, angeln sie sich das ist die einzige Jagd, die auf diesem Gebiet erlaubt ist hängend, in einen am Rand des Gees liegenden Geiser. Nach einen Fisch und halten ihn, noch an der Angel menigen Minuten bekommen sie ohne besondere Anstrengung ihre Beute mundgerecht gefocht wieder.

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Der Höhepunkt der landschaftlichen Schönheiten des National­parts von Yellowstone aber ist der weltberühmte Canon des Bellow­stone- River, der ben Abfluß des gleichnamigen Sees bildet. Raschen Laufs strömt der kristallflare, tiefgrün gefärbte Fluß über das Hügelland dahin, um sich am Rande des Plateaus in grandiosen Wasserfällen in die Tiefe zu stürzen. Das romantische Waldtol verwandelt sich hier in eine tiefe, wilde Schlucht, die von fast fent rechten Wänden eingefäumt ist, auf deren Zinken wilde Adler horsten. In diesem Canon durcheilt der Yellowstone- River   das Vorgebirge bis zum Austritt aus dem Part. Die Wafferfälle er reichen eine Höhe bis zu 95 Metern, und in bunter Mannigfaltigkeit schimmern die verschiedenfarbigsten vulkanischen Gesteine unter dem weißen Schaum der Wellen. Es ist, als ob ein Regenbogen vom Himmel gefallen und an den Felsen in Stücke zerbrochen fei. Hier herrscht der sogenannte Gelbe Fels" vor, der Fluß und Park den Namen gegeben hat. Das bunte Gestein ist von dunklen Tannen bewachfen; smaragdgrün und silbern leuchtet der Strom, bis er diesen Part der herrlichsten Naturwunder hinter sich gelaffen hat.

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der Entrüstung zu gebrauchen; die Arbeiterschaft wendet sich zusehends von ihnen ab, weil selbst der Blindeste allmählich bes greifen lernt, messen Geschäfte die fommunistische Partei mit Hingebung und mit Erfolg betreibt. Die Arbeiterschaft hat das Treiben dieser besten Bundesgenossen der Reaktion mehr wie fatt.

Die Vorgänge im Berliner   Rathaus wären aber auch nicht möglich gewesen, wenn die Führung der demokratischen Rathausfraktion in anderen Händen läge. Zwar hat die demo­fratische Reichsparteileitung in einem Zirkularschreiben an ihre Organisationen sich gegen den Abbau von Republikanern ge= wandt. Aber die Berliner   Demokraten haben eine Füh­rung besonderer Art. Sie können sich glücklich preisen, als Reichstagsabgeordneten den Sozius der Firma Stin­nes gewählt zu haben, der erst dieser Tage noch sich offen zum Bürgerblod bekannte. Der Führer ihrer Rathausfraktion ist der enragierteste Treiber und Kulissen= schieber des Bürgerblods. Go tam es in der gestri­gen Sizung schließlich dahin, daß die demokratische Fraktion bei allen entscheidenden Abstimmungen vollständig aus= einanderfiel. Herr Merten an der Spike stimmte für den Abbau Baulsens, ein Teil seiner Freunde enthielt sich der Stimme, ein anderer Teil stimmte gegen den Abbau. Noch blamabler war für die Demokraten die Situation bei der Abstimmung über den Antrag auf Abbau der Stadtschulrats­stelle für Groß- Berlin. Diese Krähwinkelei war der Mehr­heit der demokratischen Fratiion offensichtlich doch zu peinlich. So blieb denn der Bürgerblockführer diesmal im Kreise seiner demokratischen Freunde in der Minderheit. Die Berliner  Demokraten werden wohl faum umhin fönnen, zu diesen eigen­artigen Vorgängen im Rathaus sich in ihrer Organisation zu äußern. Mit solchen Republikanern" ist die Republik   nicht zu halten.

Demokraten, blamiert waren die ganzen bürgerlichen Par­Blamiert waren am Ende aber gestern nicht nur die teien. Dadurch, daß die Stadtverordnetenversammlung mit Mehrheit den Abbau der Stadtschulratstelle ablehnte, zog fie einen diden Strich durch die saubere Rechnung des Bürger­blods. Nachdem auch der kommunistische Fraktionsredner Goß noch ausdrücklich betonte, daß ihr Eintreten für den Abbau der Person Paulsens aus rein politischen Motiven er. folgte, fann man wohl faum daran zweifeln, daß die richter­liche Instanz diesen Abbaubeschluß als ungefeßlich auf­heben wird. So wird der Kampf um Paulsen weiter gehen, weil er nicht ein Kampf um eine Person, sondern ein Kampf um ein Prinzip, weil er ein Kampf ums Recht ist.

Eine Bauerninternationale?

Angst vor dem Siegeszug der Sozialdemokratie. München  , 11. September,( Eigener Drahtbericht.) Der Christ­liche Desterreichische Bauernbund hielt vom 6. bis 8. September in Innsbrud eine Reichstagung ab, bei der auch Gäste aus Deutschland   und aus der Schweiz   anwesend waren. Die Be­ratungen waren meist vertraulicher Natur. Der bedeutsamste Vor­schlag, der auch eine längere Diskussion in einer öffentlichen Ver­fammlung hervorrief, war, die gesamte Bauernschaft internatio nal zusammenzuschließen zur Schaffung einer Einheits­front gegen alle Widersacher des Bauernstandes. Es wurde beson­ders darauf hingewiesen, daß gegenwärtig die größte Gefahr im Bestreben der Sozialdemokratie zu sehen sei, die Klein­bauern für sich zu gewinnen. Die fommende Internationale Bauern vereinigung müsse also in erster Linie auf den Kampf gegen die Sozialdemokratie eingestellt sein.

Der Reichsstädtebund eröffnete gestern in Bad Harzburg   feinte famtvorstandes. Zu der Mitgliederversammlung find über tausend 14. Mitgliederversammlung mit einer Sigung des Ge­Städtebertreter erfchienen, auch das Reichsministerium, die Re gierungen der Länder sowie zahlreiche Kommunalbehörden haben Bertreter entfandt, ebenso der Verband der preußischen Land­gemeinden und sonstige kommunalpolitische Vereinigungen.

Sardana.

Bon Hanns Erich Kaminfti

Barcelona, September 1924. Der General Primo de Rivera  , der in Spanien   die gottgefällige Ordnung wieder eingeführt hat, hat auch den fatalonischen National­tanz, die Sardana, verboten. Aus Anlaß irgendeines Festes war das Berbot jedoch aufgehoben, und so habe ich die Sardana tanzen gesehen. In einem Arbeiterquartier Barcelonas  , auf einer Straße der Peripherie, fern von den eleganten Boulevards des Zentrums,

meistertongreß anerkannt ist, wird nicht von den feinen Leute: Denn die Sardana, die noch von feinem internationalen Tanz­getanzt. Es ist der Tanz des Proletariats, das charakteristische Ver­gnügen des fatalonifchen Boltes, viel mehr als die Corrida( Stier kampf), die das Hauptvergnügen der Spanier ist.

fleinen Restaurant, in dem ich zu essen pflege, mit Leinenschuhen mit Schon zum Abendessen erschienen einige junge Leute in dem Strohfohlen. Wollen Sie eine Sardana jehen?"" Selbstver ständlich."

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Vor dem Café in der entfernten Straße finden wir nur mit Mühe einen Plaz. Jeder Tisch ist besetzt, die Mütter haben ihre Töchter zu Dutzenden mitgebracht( welch fruchtbares Land!), und auf allen Gefichtern ist Freude und Erwartung.

halb wild, halb melancholisch. Endlich beginnt die Musit, eine feltfame, faft afrikanische Music, Es gibt da ein Instrument mit spanisch Tenora oder Tiple. Schon haben sich zwei, drei bei den cinem Ton wie Bambus im Wind, ähnlich dem Sagophon, es heißt Händen gefaßt und einen Kreis gebildet, andere fommen hinzu, der Kreis wird größer, macht ein paar Schritte nach rechts, ein paar nach links, um sich dann immer schneller zu drehen. soviele eben da find, und es fommt gar nicht darauf an, ob es Die Sardana fönnen zwei, zehn oder fünfzig Personen tanzen, erotischen Andeutungen, alles bewegt sich lediglich aus Freude am Männer, Frauen oder Kinder sind. Man bemerkt nichts von Tanz, ohne einander auch nur anzusehen, nach dieser seltsamen Mufit, die weder ein Lanz noch ein Marsch ist.

Neben einem bunten Gemisch von älteren Arbeitern und jungen Biele große und kleine Kreise drehen sich so inmitten der Straße. ein Mädel tritt hinzu, fällt rasch in den gleichen Schritt Mädchen tanzen drei junge Leute, hingegeben und selbstvergessen; eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Java er hat und nun tanzen fie zu vieren, wobei es ganz gleichgültig bleibt, daß die Vierte ein Mädel ist.

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Sardana enthält die ganze Seele der Ratalanen, die sich als ein Ein harmloses, ein bißchen primitives Bergnügen. Aber die unterdrücktes Bolt fühlen, wie die Aegypter oder Flamen. Und dieser Tanz mitten auf der Straße ist nicht nur ein Vergnügen, fondern auch eine nationale Demonstration. romantische Demonstration, das letzte Stück Romantik in diesem Eine füdländisch modernen Barcelona  , durch dessen Straßen Fordantos fahren und dessen Rhythmus eher amerikanisch als spanisch ist.

Eine Tagung für naturgemäße Kinderpflege findet am 2. bis 5. Dltober im großen Saal des Vereins der deutschen   Ingenieure, Sommerftr. 4a, ftatt. Unter den Rebnern befinden sich der dänische Ernährungsforscher M, Sindhede, stuhls für Naturheilkunde in Jena  , Profeffor Emil Klein  . Kopenhagen  , ber Bitaminforscher Ragnar Berg   und der Inhaber des Lehr­