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viel verdankt, eine ganz ungerechtfertigte Ehrenkränkung zu­gefügt und hat damit aufs neue bewiesen, daß es nicht fähig ist, fein Amt unparteiisch auszuüben, sondern daß es ganz im Schlepptau der Deutschvölkischen segelt. Die thüringischen Demokraten sind schon vor dem Bekanntwerden des Ergebnisses der Revision aus der Re gierungstoalition ausgetreten. Bon einem Bürgerblod fann also in Thüringen   nicht mehr die Rede sein. Die thüringische Regierung tann sich nur noch auf die Stimmen der Deutschnationalen und der Bölkischen stützen. Sie ver tritt die äußerste Reaktion. Das war aber nicht die Absicht der bürgerlichen Parteien, als sie den sogenannten Ordnungsbund" bildeten und unter der Parole ,, Her mit der Ordnungsbundregierung!" in den Wahlkampf gingen. Die Deutschvölkischen hatten sich selbst ausdrücklich vom Ordnungs­bund ausgeschlossen. Die heutige Thüringer   Regierung ent­spricht infolgedessen nicht mehr dem Willen, dem die bürger­lichen Wähler in den Ordnungsbundwahlen Ausdruck ver­liehen. Sie sind geprellt.

Ein Appell an die Wähler Thüringens   würde heute wahrscheinlich ein ganz anderes Resultat zeitigen als das der Ordnungsbundwahlen, die unter dem erdrückenden Einfluß der Reichseretutive und der Reichswehr  besagung stattfanden.

ten, mird dagegen in einer größeren Zahl von Wahlkreisen| einem der ersten Beamten des Landes, dem Thüringen   sehr Kandidaten aufstellen. Sie muß dies sogar tun, weil die ge­meinsame Liste ja nur zwei Namen enthalten darf. Sie fann dabei soweit gehen, je einen Kandidaten in jedem der zehn Wahlkreise aufzustellen. Dann würden die Wahlkreise II, V, VI, VII und IX den dort aufgestellten Kandidaten sicher fein. Die nächste Aussicht hätten die Kreise III und IV, da­hinter folgten erst mit weitem Abstand die Kreife VIII, I und X. Statt dessen kann die SPD  . sich aber auch mit sieben oder acht Kandidaten begnügen und den beiden oder drei wichtigsten zu dem guten Wahlkreis noch einen der schwächsten hinzugeben. In der Art der Verbindung bestände Freiheit. Diese Freiheit führt unter den Kandidaten der gleichen Partei natürlich zu einem Kampf hinter den Kulissen, wie er zwischen den Kandidaten auch bei der Listenaufstellung stattgefunden hat. Dieser Streit kann durch kein System vermieden werden. Ob der Streit um den Plaz auf der Liste oder um den besten Wahlkreis oder die günstigste Wahlkreisverbindung geht: durch die gesetzliche Regelung kann er nicht beseitigt werden. Hier liegt der Bunft, wo man sich entscheiden muß. Der Kampf um den Plaz auf der Liste war unerfreulich. Der Kampf um den Wahlkreis wird es auch sein. Das neue vor­geschlagene System ist beileibe fein Wundermittel zur Lösung aller Wahlmängel. Sein Vorteil besteht aber darin, daß hier bei den Bewerbern mehr auf die Qualität der Person geachtet werden muß, ob sie auch geignet ist, an der Spizze eines Wahlkreises zu stehen, da es nur erste oder zweite Stellen gibt. Wer aufgestellt wird, muß sich im Wahlkreis im Wahl-. tampfe zeigen und für die Partei mit Erfolg kämpfen können. Das wird von verschiedenen Seiten unbequem empfunden. Sollen wirklich unbeschränkt Personen mit durchgeschleift wer­den, die nicht selber in der Lage sind, sich die Stimmenzahl der Partei zu erobern? Die Vorlage will nicht das Kind mit dem Badeausschütten. Sie läßt die zweite Stelle auf der Liste zu und ermöglicht damit in genügendem Umfange das Mitnehmen eines Kandidaten an bequemerer Stelle. Das ist vor allem mit Rücksicht auf die Frauen notwendig und zu begrüßen. Durch Aufstellung an erster Stelle in einem und an zweiter Stelle in mehreren anderen Wahlkreisen kann die Partei die Frauen durchbringen, die sie durchbringen will. Ja, es genügt, wenn sie die Frau'( oder den wahlkampf­schwachen, aber wertvollen männlichen Kollegen) in mehre ren Kreisen an zweiter Stelle aufstellt. Außer dem steht für diefe 3mecke nach wie vor die Reichsliste zur Ver­fügung. Manche Frau stellt auch an erster Stelle ihren Mann. Der Kern der neuen Wahlvorlage läßt sich auf folgende Formel bringen: In der Partei: Kampf um den Wahl Preis, nicht um den Plak   auf der Liste. Zwischen den Parteien: Kampf der wahren Kandidaten, nicht anonymer Listennummern!

Völkischer Reinfall.

Und eine Blamage der thüringischen Regierung. Weimar  , 18. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Anläßlich der Revision der Thüringischen Staatsbank läßt die Regierung mit teilen, daß die Revision nichts ergeben hat, was die Kreditfähigkeit der Bank in Frage stellen fönnte. Damit dürfte der Borstoß gegen Loeb parläufig erledigt sein. Das letzte Mort in diefer Angelegenheit scheint aber noch immer nicht gesprochen zu feit.

SKC

Das negative Ergebnis der Revision war vorauszusehen. Die Repifion erfolgte auf einen Vorstoß der völkischen Fraktion des thüringischen Landtags hin, die mit ihrem Antrag auf Entlassung des Juden und Sozialdemokraten Loeb nicht durchgedrungen war und die bei einer Revision Der Staatsbant ihrem Biel näher zu fommen glaubte. Sie hat sich getäuscht.

Für das thüringische Kabinett bedeutet das Re­jultat eine neue Blamage. Es hat durch seine Maßnahme

Aphorismen über die Landschaft.

Von Armin T. Wegner  .

Der Wanderer und die Landschaft.

Auf den Wanderer, der zum erstenmal eine Gegend erblickt, Berge, Wälder, das Meer, dringt die Landschaft wie etwas leber­mächtiges, oft Erdrückendes ein. Er kommt aus den Städten, von lärmüberströmten Straßen, ist gewohnt, Tausende von Menschen beieinander zu sehen, in steter Bewegung, umgeben von einem Kataraft lautreicher Gespräche, Schreie, Verwünschungen. Hier ist alles still. Massen gewaltiger Berge ruhen aneinander; aber sie reden eine stumme Sprache, Heere wandernder Bäume ziehen gedrängt die Abhänge hinauf; aber sie schweigen. So überkommt ein Kind das Wunder. Und auch die Dörfer, die Häuser reihen sich ein in dieses Bild der Landschaft; alles, was von Menschen verlaffen erscheint, was aus der Ferne gesehen mitschwingt in der großen Stille. Man denke an die nächtlich verlassenen Straßen der Riefenstädte mit ihrer erhabenen Einfamteit; es ist Furcht in diesem Genuß, Anbetung und

Bewunderung, vor allem aber ein tiefes Erstaunen. Wer hätte das nicht gefühlt, als er zum erstenmal unter die Kuppel der Peters­firche trat, als er zum erstenmal auf der Felsspiße von Capri im Sonnenglanz zu ertrinfen glaubte? Und in der Seele des scheiben den Wanderers wird dieses Bild der Landschaft über sich selbst hin­auswachsen zu unendlicher Größe. Vielleicht liegt in diesem 3wie. spalt zwischen dem Bild der Erinnerung und dem der Wirklichkeit die Enttäuschung begründet, die wir so oft beim Wiedersehen einer Landschaft empfinden. Und doch, wie arm sind wir, Kurzsichtige und Kurzhörige des Gefühls; denn dem bewußt Genießenden wird die ganze Tiefe einer Landschaft sich erschließen, erst menn cr fleiner wurde im Erstaunen, start genug, ein Atlas, das große Bild dieser Welt auf der Seele zu tragen, all die tausend Feinheiten auszutosten, die abseits und im Kleinen ruhen, wird er eindringen in die wahre Seele der Bandschaft. So wird seine Freude wachsen, je länger er im Schauen weilt, bis zuletzt wieder bas lebermächtige vor ihm steht, nur tiefer erfaßt in allem Unsagbaren und mit dem Schauder des Werdens wie in der ersten Stunde der Schöpfung.

Das Ewige in der Landschaft.

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Es gibt Landschaften, bei denen wir die Empfindung haben, Altvertrautes wiederzusehen, auch wenn wir sie das erftemal be. treten. Wem erging es nicht so, als ihn die Gondel das erstemal an die Biazetta von Benedig trug, als er durch die Städte und Wälder von Thüringen   wanderte zum erstenmal auf den Sonnenumfluteten Hügeln der Campagna sich verlief. Ist es uns nicht, als erblickten mir Rinderland wieder, trägt nicht alles das Antlig einer Baterstadt, in der wir unsere früheste Jugend ver. lebten, nur daß es so lange her ist, daß wir es fast vergessen haben? Es ist etwas, das unfere Seelen schon erblickten fast möchte ich

Ein agrarisches Schwindelmanöver.

Reichstagsabg. Genosse Keil schreibt uns:

Aus einem furzen Urlaub zurückkehrend, lese ich in der deutsch­nationalen Presse einen von der Berliner   Deutschen Tageszeitung ausgehenden Angriff auf mich als Borsigender des Steuer ausschusses des Reichstages. Da wird behauptet, ich hätte bisher die Beratung von Anträgen, die auf Steuer erleichterungen für die Landwirtschaft gerichtet find, durch Nichteinberufung des Ausschusses hintertrieben. Der wirkliche Sachverhalt ist folgender:

des

Der Steuerausschuß hielt seine letzte Sizung Ende Juli ab. Man stand damals vor einer Bertagung des Reichstages. Eine von mir veranlaßte Aussprache über den ferneren Arbeitsplan des Ausschusses führte zu dem Ergebnis, daß ich als Vorsitzender beauftragt wurde, die nächste Sigung nach dem Wieder­zusammentreten Plenums, nicht aber in der 3wischenpause, einzuberufen. Darauf habe ich, ohne den Termin der nächsten Bienarsizung abzuwarten, Einladung ergehen laffen zu einer Sizung am zweiten Tag der( damals noch unbe­stimmten) nächsten Tagung des Plenums. Diese Tagung begann dann am 22. Auguft. Die hiernach für den 23. August vorgesehene Sigung des Steuerausschusses wurde vereitelt durch eine auf dieselbe Stunde festgesetzte Sigung des Plenums. Während der achttägigen Augusttagung des Reichstages habe ich dann noch drei mal zu einer Ausschußfizung einladen laffen. Alle drei Versuche scheiterten, da jedesmal die Bollversammlung auf denselben Zeit punft einberufen wurde, an dem der Ausschuß zusammentreten sollte. Es war für alle Ausschußimitglieder selbstverständlich, daß Ausschuß und Plenum( in dem die Dawes- Gefeße beraten wurden!) nicht gleichzeitig tagen konnten. Die Ausschußsizungen fielen daher aus. Nach den vor mir eingezogenen Erkundigungen bestand bei den Mitgliedern des Ausschusses ohne Unterschied der Partei auch nicht der Wunsch, während der am 30. August begonnenen Parlaments ferien alsbald Ausschußsizungen abzuhalten, und bis zu dieser Stunde ist von feinem Ausschußmitglied der Antrag auf Ein­berufung des Ausschusses bet mir gestellt worden. Ich habe auch Grund zu der Annahme, daß die berufenen Vertreter des Reichs­finanzministeriums bisher nicht zu Ausschußberatungen zur Ber­fügung gestanden haben würden. Der Ausschuß wird auf den frühesten tunlich erscheinenden Termin einberufen werden.

Dies der wahre Sachverhalt. Der vorurteilslose Leser mag nun entscheiden, ob es sich bei der von der deutschnationalen Bresse gegen mich gerichteten Verdächtigung um mehr handelt als um ein agrarisches Schwindelmanöver.

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sagen, ehe wir geboren waren etwas Ewiges in der Landschaft, das in unser Blut überging durch die Worte und Bücher unserer Vorfahren, durch die Werte unserer Künstler, Heimatland, Kinder­land auf dem Entwicklungsgange der menschlichen Seele, der Seele der Menschheit. Darum dieses Entzücken und Staunen, das Stehen bleiben, Sinnen und Umschauen, wenn wir eine solche Landschaft zum erstenmal erblicken, die Freude und auch die Wehmut über diefes Wiedersehen denn es ist ein Wiedersehen!

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Das Buch in der Landschaft.

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aber wie­

Wie oft lächeln wir über den Reifenden, der mit einem Buch in der Hand durch das Land fährt, scheinbar blind gegen die Schön­heiten, die ihn umgeben. Aber ich meine, ein gutes Buch und eine schöne Landschaft sind unzertrennlich; beide heben sich und wachsen an Wert durcheinander. Die Stimmung der Landschaft fließt von außen in das Buch hinein, wenn auch nicht in jedes piele Bücher sind nicht im Freien erlebt und geschrieben! Die Land­schaft, auf die wir beim Lesen eines Buches bliden, prägt sich tiefer in unser Gedächtnis ein als eine, die wir gedankengleichgültig durch­wandern, so als schritten wir niemals allein, sondern mit einem ständigen und doch unaufdringlichen Begleiter, mit dem wir 3wie­sprache hatten. Sie ist gleichsam durchfeelter, durchbachter, und oft finden wir, wenn wir ein solches Buch nach Jahren wiederlesen, diefelbe Landschaft in unserer Seele wieder, und dieselbe Gegend tritt uns vor Augen. Es geht, uns damit, wie mit geliebten Men­fchen; fie tragen die Spuren erlebter Wanderschaften, die wir mit ihnen durchkostet haben, immer im Antlik... und wie sollten wir müde werden, diese alte und uns vertraute Schrift immer wieder von neuem zu deuten?

Einspritzungen in Leonardos Abendmahl". Das Abendmahl" Leonardo da Vincis  , eines der größten Wunderwerke der Kunst, ist bekanntlich fast vollkommen zerstört. um die letzten Reſte vor der völligen Bernichtung zu retten, führt man in letzter Zeit interessante Maßnahmen durch, über die in dem von Adolph Donath   herausgegebenen Kunstwanderer" berichtet

wird.

Die Zerstörung des Wertes fehte bereits sehr früh ein, denn fdjon 1517, 20 Jahre, nachdem es gemalt war, wird berichtet, daß das Bild Leonardos   Schäden aufweise, ob durch die Feuchtigkeit in der Wand oder sonstiges Mißgeschid fann man nicht fagen". Man schreibt heute den Verfall des Freskos sowohl der Feuchtigkeit wie der Vorliebe Leonardos   für alle möglichen Malversuche zu. Ueber die Feuchtigkeit heißt es im 17. Jahrhundert: An Schirofto­tagen wird das Bild so feucht, als ob der Regen es besprigt hätte." Die Mörche von S. Maria delle Grazie zu Mailand  , bei denen sich das Bild befindet, hatten einen Borhang darüber gezogen, aber diese Schutzvorrichtung verschlimmerte nur die Sache, da die Ausdünstungen auf die Leinwand zurückschlugen. Als dann die Franzosen bei der Besetzung Mailands   durch Napoleon   den Speise faal als Stall benutzten und nach dem Bilde mit Schmutz und

Die neue Städteordnung.

Inkrafttreten wahrscheinlich am 1. April 1925.

Der Landtagsausschuß für die Berwaltungsreform bes endigte am Mittwoch und Donnerstag die dritte Lesung der Städte und Landgemeindeordnung. Die Bertreter der sozialdemokratischen Frattion traten vergebens für die Beseitigung des Be­stätigungsrechtes bei der Wahl von Bürgermeistern und Stadträten ein. Auch die sozialdemokratische Forderung, die Bit. dung von Bürgermeistereien fünftig nicht mehr von der Bestimmung einer qualifizierten Mehrheit des Provinzialland­tags abhängig zu machen, fand feine Mehrheit, und so wird es aud weiterhin besonders im Osten Preußens schwer sein, leistungsfähige Gemeinden zu leiſtungsfähigen Gemeindeverbänden zusammen zu fügen. Ebenso scheiterte ein sozialdemokratischer Antrag, der die indirekte Wahl für Bürgermeistervertretungen beseitigen wollte. Die Städteordnung soll am 1. April 1925 in Kraft treten, und im Anschluß daran sollen ein halbes Jahr später Ge­meindewahlen in Preußen( auch in Berlin  ) durchgeführt werden.

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Neue Opfer der KPD  .

Leipzig  , 18. September.  ( WTB.) Der fünfte Straffenat des Reichsgerichts verurteilte heute das Mitglied der KPD.  , Krans führer Heinrich Rasche aus Hamborn  , der beschuldigt war, proletarische Hundertschaften ins Leben gerufen und sogenannte Terrorgruppen gebildet zu haben, die die Aufgabe hatten, Polizeis beamte zu überfallen, der Waffen zu berauben und nötigenfalls auch niederzumachen, wegen Vergebens gegen§ 7, Teil 4 und 5 des Gesetzes zum Schuße der Republik   und Vorbereitung zum Hoch­berrat zu fünf Jahren Gefängnis und 300 M. Geld= strafe. Die Geldstrafe und 8 Monate der Freiheitsstrafe gelten als verbüßt. Bei der Strafabmessung wurde dem Angeklagten zugute gerechnet, daß er aus freien Stüden ein Geständnis ab­gelegt hat.

Hannover  , 18. September.  ( BTB.) Bor dem großen Schöffen­gericht in Hannover   stand heute der fommunistische Bomben­anschlag zur Verhandlung, der im Dezember vorigen Jahres auf das Regierungsgebäude verübt worden ist. Die Deffentlichkeit war Gericht verurteilte nach mehrstündiger Beratung den Angeklagten während der ganzen Dauer der Verhandlung ausgeschlossen. Das Tischler Karl Rubbert wegen Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehr­verlust, Frau Hermine Meyer und deren Tochter zu je 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, den Former Bruno Ebensint zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis und den Arbeiter Erich Scheffler zu 1 Jahr Gefängnis. Der Arbeiter Karl Scharfbier wurde freigesprochen. Allen Berurteilten wurde die lange Unter­fuchungshaft angerechnet.

Erzberger  - Mörder Schulz festgestellt.

Budapest  , 18. September.  ( WTB.) Der Senat des Budapester  Staatsgerichtshofes hat heute mittag nach kurzer Beratung auf Grunb der vom Offenburger   Gericht zur Verfügung gestellten Beweise, sowie der Konfrontation zweier deutschen   Kriminalbeamten mit dem Verhafteten sich dahin ausgesprochen, daß der in Budapest  in Haft befindliche junge Mann, der sich Heinrich Förster   nennt, mit Heinrich Schulz   identisch ist, der des Mordes an Erz­ berger   bezichtigt ist. Der Gerichtshof hat sämtliche Aften sofort der Staatsanwaltschaft übergeben, damit sie in der Angelegenheit der Auslieferung von Schulz einen Antrag stelle; auf Grund dieses Antrages wird der Gerichtshof dem Justizminister ein Gutachten unterbreiten, dem die Anordnung oder Verweigernng der Aus­lieferung zusteht.

Das Ende einer deutschnationalen Lüge. Das preußische Innenministerium hat bem Kölner   Beigeordneten Meerfelb davon Kenntnis gegeben, daß der Oberreichsanwalt die Be hauptung deutschnationaler Blätter, er habe gegen Meerfeld   wegen seiner Londoner   Reise ein Ermittelungsverfahren eingeleitet, auf Anfrage des Ministeriums als unrichtig be zeichnet habe. Ein Verfahren gegen Meerfeld   sei nicht anhängig gemacht worden.

Eteinen warfen, wurde der Zustand noch beklagenswerter. Erst als man den Restaurator Luigi Cavenaghi   mit der Rettung des Bildes betraute, gelang es, wenigstens den weiteren Untergang zu ver hindern. Dadurch, daß elektrische Heizkörper in den Raum hinter dem Speisesaal angebracht wurden, und durch eine Durchbrechung der Wand, die dem Sonnenlicht den Zutritt zu dem Bild gewährte, wurde den Einwirkungen der Feuchtigkeit Halt geboten. Nach Caves naghis Tode aber war wieder guter Rat teuer, und jetzt hat man einen anderen hervorragenden Restaurator, Oreste Silvestri, mit der Fortführung der Arbeit beauftragt.

Silvestri verwendet, um die fich lösenden Bildteilchen auf der Band zu befestigen, eine feine Nadelfrize, wie sie die Aerzte für Injektionen benußen. Auf diese Weise wird durch Einspritzungen von Benzin erreicht, daß die Bildbeilchen wieder an der Mauer festfieben. Wenn das behandelte Stück des Bildes dann ganz fest it, fo erfolgt die Restaurierung dieses Teiles, und mit dieser un fäglich mühsamen und langwierigen Methode gelingt es, das Ge mälde wenigstens in seinem jezigen Zustande zu erhalten. Seine ursprüngliche Schönheit wird niemals wiedergewonnen werden tönnen.

Berstärkung des Staatsopernorchesters. Die Intendanz der Staatsoper schreibt uns: Die durch die Angliederung der Oper Staatsopernorchesters auf 190 Künstler ist nunmehr be am Königsplat" notwendig gewordene Verstärkung bes endet und die allmähliche Eingliederung der neugewonnenen Kräfte in Geist und Stil der Kapelle vollzogen. Es ist daher jetzt die Mög­lichkeit gefchaffen, fünftighin den Doppelbetrieb in beiden Häusern ohne Einschränkung in einer dem Charakter der Werke entsprechenden Beſegung durchzuführen. Ja es soll angestrebt werden, Opern, die eine ungewöhnlich starke Befehung verlangen, wie Nibelungenring oder die Werke von Richard Strauß  , genau nach den Vorschriften der Partitur, ohne die bisher übliche Einschränkung des Streichförpers, erflingen zu laffen, was zum vollen flanglichen Ausgleich der In­ftrumentengruppen wesentlich ist. Da der Orchesterraum der Staats­oper, der fon jeßt häufig zwang, wichtige Gruppen unter der Bühne und in den Seitengängen aufzustellen, hierfür nicht ausreicht, wurde durch zeitweise Entfernung der ersten Parkettreihe der nötige Gibz raum geschaffen. Aus Rücksicht auf die Verpflichtung den Abonnen­tegenheiten, die außer Abonnement stattfinden, in Erscheinung treten, ten gegenüber kann diese Neuerung jedoch nur bei besonderen Ge­erstmalig, in der Aufführung der Götterdämmerung  " am Sonntag, den 21. d. M.

Der Irrfum des Liviusfundes" endgültig aufgeklärt. Der vcm italienischen Unterrichtsminister mit den Nachforschungen über den angeblichen Liviusfund beauftragte Generalinspektor der Staats­archive ist von Neapel   nach Rom   zurückgekehrt, wo er eine lange Unterredung mit dem Unterrichtsminister hatte. Die Nachforschungen und vor allem eine von di Martino im Neapeler Staatsarchiv unterzeichnete Erklärung ergeben, daß Martino im Neapeler Staatsarchiv ein bereits bekanntes Schriftstück vom 23. Dezember 1332 gefunden hat, in dem König Robert von Anjou   befahl, daß dem Schreiber Paulino für die Abschrift von 10 Büchern des Titus Livius   über den mazedonischen Krieg eine bestimmte Summe ous gezahlt werde. Da Martino augenscheinlich in mittelalterlichen