Vom Bürgerblock niedergehetzt.
Genoffe Leinert zusammengebrochen. Hannover , 18. September. ( WTB.) Oberbürgermeister Seinert hat einen schweren Nervenschod erlitten, bec ihn verlaßt hat, auf längere Zeit ein Sanatorium aufzusuchen.
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Von der Hetze, die feit Jahren gegen Genossen Leinert im Gange ist, fönnen sich Außenstehende nur schwer ein Bild machen. Im Landtag gaben die Ka z und Genossen durch ihr Reffeltreiben ein Beispiel von der Art, wie man in Hannover gegen Leinert vorgeht. Dort verfolgte ihn neben Kaz auch der zähe Stadtdirektor Tramm mit seinem Haß. Dazu gefellte sich in den letzten Monaten das durch nichts gerechtfertigte und verwerfliche Haberfeldtreiben des sogenannten Ordnungsblods und der der Hanno veraner. Die näheren Freunde Leinerts wußten schon seit langer Zeit, wie sehr diese ständigen ehrenrührigen Angriffe an den Nerven und an der Gesundheit des scheinbar so start tonstituierten Mannes zehrten. Der widerlichen Heze, die sich in den letzten Wochen mit ihrer ganzen brutalen Gehäffigkeit austobte, war Genosse Leinert nicht mehr gewachsen. Er ist zusammengebrochen, und die Mannen vom Ordnungsblod mögen triumphieren: Wir haben es geschafft! Anständige Menschen werden sich angewidert von diesem Schauspiel eines bis zur letzten Roheit gesteigerten politischen Kampfes abwenden.
Leinerts Schreiben an den Ordnungsblock. Der Oberbürgermeister von Hannover Genosse Leinert hat, wie wir schon meldeten, die Unterschrift unter den Pensionsvertrag mit der Bürgerblockmehrheit zurückgezogen. Das Schreiben, das er zu diesem Zwecke an den Magistrat der Stadt richtete, hat folgenden Wortlaut:
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urteilung fie gefunden und wie man sie zum Anlasse genommen hat, meine Berson in verlegender Weise herabzuwürdigen.
Ich will die Verleumdungen, die gegen mich und hinsichtlich meiner Beweggründe ausgestreut worden sind, aus Reinlichkeitsgründen hier nicht wiederholen. Sie beruhen darauf, daß man gefliffentlich ausgestreut hat, ich und nicht die Rechtsmandats: gemeinschaft hätte die Anregung zu dem Vertrage gegeben, ich hätte mich somit für Geld verkauft.
Es bedarf feiner Ausführung, daß es sich bei diesen Anwürfen um die gewissenloseste Ehrabschneiderei handelt, die einem Menschen, gleichviel in welcher Stellung er sich befindet, zugefügt werden fann. Ich bin feineswegs gewillt, mich hiermit widerspruchslos abzufinden.
Eine Widerlegung dieser Anmürfe in der Deffentlichkeit scheint mir nicht anders möglich zu sein, als daß ich nunmehr durch die at beweise, wie wenig Einfluß die in dem Vertrage gegenüber dem jezigen Zustande mir zugebilligten Borteile auf meine Entschließung gehabt haben.
Ich ziehe deshalb meine Unterschrift unter dem Bertrage vom 2./4. September 1924 zu rüd und halte mich nicht mehr an ihn gebunden.
Dieser Willenserklärung liegen lediglich die mit meiner perfönlichen Ehre zufammenhängenden oben gekennzeichneten Momente zugrunde. Unberührt bleiben die sonst noch bestehenden materiellen und formellen Gründe, die wahrscheinlich ohnehin die Wirkungslosigkeit der von meinen Vertragsgegnern formulierten Bereinbarung zur Folge haben müssen; wobei im Augenblick die dem öffentlichen Recht angehörende Frage ungeprüft bleiben mag, ob die geboten haben, zur Entgegennahme meiner Erklärung überhaupt Vertreter der Rechtsmandatgemeinschaft, die mir den Bertrag an= legitimiert gewesen sind."
Ein Militärjustizskandal.
Aus Anlaß des mein Ausscheiden aus dem Amte betr. Abkommens vom 2./4. September 1924 hat in der Oeffentlichkeit und Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags über die auch in der Presse eine derartig verlegende und entstellte Kritik ein- politischen Morde fonnte am Donnerstag die übliche Beerdigungsgefeßt, daß ich zumal sie sich ausschließlich gegen meine Person taktit der Mehrheit nicht fortsehen. Denn was im Falle von Cze richtet und mir unlautere und eigennützige Beweggründe unter- falla der Berichterstatter, Genoffe Kuttner, enthüllte, ging selbst schiebt gezwungen bin, folgende Erklärung abzugeben: einem Teil der bürgerlichen Mehrheit auf die Nerven. Der Leut nant Czefalla hat im März 1919 den Rentier Abrahamsohn, einen 61jährigen alten Mann, der seiner Gesinnung nach bürgerlicher Demokrat war, und den deutschnationalen Klempnermeister Wallmann, einen eifrigen Anhänger der Monarchie, beide in der Holzmarktstraße zu Berlin wohnhaft, wegen Waffenbesizes standrechtlich erschießen lassen.
Das an mich gestellte, mich völlig überraschende Anfinnen, mein Amt zum 1. Oftober 1924 gegen Weiterzahlung meines Diensteinkommens zur Verfügung zu stellen, ist, das sei ein für allemal festgestellt, von den Vertretern des Ordnungsblods und anderer rechtsgerichteten Gruppen ausgegangen. Nachdem bereits durch das Abbauverfahren, insbesondere durch die verlegende Begründung des Abbaubeschlusses vom 4. Juli 1924 meine Nervenfraft auf eine harte Probe gestellt worden war, haben die Urheber des Vertragsangebots mich wissen lassen, daß sie den gegen mich im Gange befindlichen Kampf mit schärfsten Mitt in hemmungslos fortführen würden, und zu erkennen gegeben, daß sie nicht nachlassen würden, ehe sie ihr Ziel, mich zu beseitigen oder unmöglich zu machen, erreicht hätten.
Das Urteil über ein solches Verfahren, auf meine Entschlüsse einzuwirken, überlasse ich getroft allen gerecht und billig denken den Kreisen.
Durch die mir gegenüber ausgesprochene Drohung war mir klar geworden, daß meine Gegner von der Rechtsmandatsgemeinschaft tein Mittel zur Durchführung ihrer politischen Machtansprüche unversucht lassen würden, wenn ich nicht auf ihr Angebot, dessen geldliche Tragweite für meinen damaligen Entschluß gänzlich bedeutungslos war, eingehen würde. Ich stand daherbas betone ich an dieser Stelle mit aller Schärfe unter einem ftarten inneren, von der Gegenfeite abfichtlich erzeugten 3wang und habe unter diesem Drude, den die Gegner durch die Mit teilung von der Absicht eines neuen Abbaubeschlusses glaubten noch verstärken zu fönnen, meine Unterschrift geleistet.
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Nachdem ich am Sonnabend von einer Borstandssigung des Preußischen Städtetages, die mich vom 6. bis 12. d. M. von Han nover fernhielt, aus Gleimig zurückgekehrt war, habe ich aus der Breffe und mir gewordenen Berichten erkennen müssen, in welcher Weise sich die Bereinbarung ausgewirft, insbesondere welche Be
Schriftstücken nicht Bescheid wußte, so nahm er an, daß sich die Ab ſchrift des Bauling nicht nur auf die zehn wohlbekannten Bücher iber den mazedonischen Krieg beschränkte, sondern sich auf das vollständige Werk des Litus Livius bezog. Mortino machte dann mit unerklärlicher Leichtfertigkeit Freunden gegenüber die bekannten Angaben über den Fund. Profeffor Rine330 veröffentlichte die Nachricht in einer Zeitschrift, ohne daß Martino fie dementierte. Jezt hat er aber schriftlich zugegeben, daß er eine falsche Fährte verfolgt habe und förmlich alle feine früheren Behauptungen über das Vorhandensein von noch nicht herausgegebenen Büchern des Livius in Neapel zurüdgezogen.
Franzöfifche Lehrer für Reform des Geschichtsunterrichts. In non hielt fürzlich der zirka 70 000 Mitglieder umfassende französische Landesverband der Lehrer seinen ordentlichen Stongreß ab, auf dem u. a. die Frage des Geschichtsunterrichts eingehend behandelt wurde. Da der Ansicht zahlreicher Delegierter zufolge die Kinder der Primärschulen einem zu ausgiebigen Geschichtsunterricht nicht gewachsen sind und dadurch nur verwirrt und oft auf falsche Wegs geführt werden, trat der Kongreß dafür ein, daß im Geschichtsunterricht das Hauptgewicht auf die Zeit nach der Primärschule, d. h. auf den Fortbildungsunterricht gelegt werde. Die pädagogische Kommission des Verbandes wurde beauftragt, die nötigen Borbereitungen für die Herausgabe folgender Lehrmittel auf Kosten des Landesverbandes zu treffet. 1. Für die Kinder der Brimärschule eine furze, einfache und leichtverständliche Geschichte des Menschen und des menschlichen Fortschritts, die nur den 3wed haben soll, das Interesse des Kindes für die GeSchichte überhaupt zu wedan. 2. Eine ausführliche Geschichte der Menschheit für Erwachsene, der Haß gegen den Krieg, Menschlichkeit und Gerechtigkeitsliebe zugrunde liegen sollen.
Die internationalen Körperschaften werden in der Entschließung aufgefordert, alles zu tun, um in allen Ländern den Geschichtsunterricht in diesem Sinne zu beeinfluffen. Der Kongreß beschloß, die Resolution auch dem Völkerbunde und dem Internationalen Arbeitsamt zu übermitteln.
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Deutschlands Totengräber. In dem Werk Bölfer und Trachten Europas seit dem Altertum" sieht man, wie die" Mannheimer Bolts. stimme" feststellt, unter anderem einen Totengräber, angetan mit langer grauer Rutte, abgebildet. Auf einer Bruftseite trägt er als Zeichen seines Berufes ein großes Haten treuz. Dazu heißt es:„ Totengräber in den Katakomben Roms zur Zeit der Christenverfolgung."
Auf die Jeztzeit übertragen, müßte es also für unsere gröhlenden„ teutschen" Hakenkreuzler heißen:„ Toten gräber Deutsch lands zur Zeit der Judenverfolgung."
Der Kammerjänger Michael Bohnen ist an einer schweren Blutver giftung erkrankt, die er sich durch Verlegung mit einer rostigen Nadel zugezogen hat.
Volfsbühne. Ernst Barlach 3 Drama: Der tote Tag", das feinerzeit wegen eines Unfalls von Agnes Straub nach seiner Erstaufführung am Neuen Bollstheater abgefekt werden mußte, wird am 25. September in den Spielplan der Wolfsbühne, Theater am Bülowplak, übernommen. Unter der Regie von Baul Günther wirten mit: Johanna Koch- Bauer, Karl Ludwig Achat, Aribert Bäscher, Fränze Roloff , Starl Hannemann, Armin Schweizer, Bühnenbild: Leo Dahl
Der Fall hat früher schon viel Aufsehen erregt. Das Studium der Aften ergab nun, wie der Berichterstatter feststellte, daß Cze. falla nach seinen eigenen, vor dem Untersuchungsrichter gemachten Angaben auf Befehl seiner militärischen Borge. fetten, des Majors v. Lützow und dessen Adjutanten v. Bi bo, alsbald flüchtig werden mußte. Zu diesem Zwed hat ihm der Zahl meister des Freikorps Lükom ein volles Monatsgehalt und noch einige hundert Mart extra gezahlt. Nachdem dies geschehen, wurde gegen Czetalla ein Haftbefehl erlassen! In den Aften wird nun scheinbar Czekalla eifrig gesucht, in Wirklichkeit stand er mit dem Freikorps Lützow in engster Fühlung. Czekalla fagt u. a. darüber selber:
Ich habe auch einmal an das Freikorps Lüzow geschrie= ben, ob meine Wiedereinstellung nicht möglich sei, erhielt aber die telegraphische Antwort, daß dies vorerst nicht ginge. Das Freitorps wußte alio Don mir selbst meine Adresse.
Czekalla ist auch verschiedene Male persönlich beim Freikorps gemefen, um seine Angelegenheiten zu ordnen, hat auch bei einer dieser Gelegenheiten mit Major v. Lühom gesprochen. Dieser ließ ihm aber dann durch Hauptmann Gäde erklären, daß er ihn „ nicht gesehen hoben wolle".
Mit Empfehlungsschreiben vom Freikorps Lügow ausgerüstet ging der nach wie vor unter Haftbefehl stehende Czekalla nachein ander zu verschiedenen Freikorps und auch Reichswehrtruppenander zu verschiedenen Freikorps und auch Reichswehrtruppenteilen, die ihn unbedenklich einstellten. Der Haftbefehl hinderte ihn auch nicht, sich standesamtlich trauen zu lassen und eine Familie zu gründen. Aber es sollte noch bunter tommen. Im April 1920 ge= ein Bech!- auf der Rüdfeile die volle Adresse des Czekalla langte nämlich zu den Aften gegen Czetalla ein Brief, ber- weich trug: Czekalia, Holzminden , Hopfenstr. 26. Tatsächlich hat Czekalla, mie sich nachweisen läßt, zu dieser Zeit dort gewohnt.
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Nun war guter Rat teuer. Aber das Kriegsgericht des Gardefavallerieschützenforps mußte fich zu helfen. Es entsandie zwar, wie ber Berichterstatter aus den Aften nachwies, pro forma an das Freikorps Lützow also an die Stelle, die Czekalla zur Flucht verhoffen hatte eine Depesche, den Czekalla zu verhaften. Das Freikorps Lüzom reagierte nicht darauf, genau wie es das in Anfragen nach Tätern an das Korps gelangten. Damit ließ es auch sämtlichen anderen Fällen getan hat, wo derartige Weisungen oder das Kriegsgericht gut sein. Der Sachbearbeiter, Kriegsgerichtsrat Dangs begnügte sich, die Aften sich in wöchentlichen Abständen wieder vorlegen zu lassen, ohne etwas anderes, als die er neute Wiedervorlegung zu verfügen. Dies anmutige Spiel trieb er einen Monat lang, dann wurde es ihm über, und er tat überhaupt nichts mehr. Czekalla blieb auf freiem Fuße. So sah die Ausführung eines militärgerichtlichen Haftbefehls aus. In eindringlichen Worten hielt Genosse Ruttner dem Ausschuß vor, daß es einen Sturm der Entrüstung erregen müßte, wenn der Ausschuß auch angesichts dieser Ungeheuerlichkeit sich hinter formalen Bedenken verschanzen würde. Dies sah denn auch der Borsitzende, der dem Zentrum angehörende Abg. Göbel ein und formulierte einen Antrag, die Atten Czekalla dem Reichswehrministerium zur Kenntnisnahme und weiteren Beranlassung zu übersenden. Das war gewiß nicht viel, aber immerhin ein Fortschritt gegen das bisherige, auch von der Zentrumspartei mitgemachte Verfahren des Ausschusses, sich in solchen Sachen einfach für unzuständig zu erflären. Doch kam es zur Abstimmung über diesen. Antrag nicht mehr, weil durch die lebhaften Debatten die Zeit so vorgeschritten war, daß Bertagung der Verhandlungen eintreten mußte. Vor dem Fall Czekalla hatte der Ausschuß noch den Fall des Bachmanns Blumberg in Essen verhandelt, der den Magazin verwalter Steinicke angeblich auf der Flucht erschossen hat. Hier hatte das Oberlandesgericht Hamm das Verfahren eingestellt, obwohl ihm vorher ein Zeuge aus dem Kreis der Sicherheitsmannschaften dafür benannt worden war, daß die Erschießung des Steinide abgetartetes Spiel gewesen war. Der Berichterstatter rügte namentlich, daß das Oberlandesgericht diesen Zeugen von vornherein für unerheblich" erklärt hatte, ohne sich die Mühe zu nehmen, ihn überhaupt zu verhören! Die Ausschußmehrheit fand jedoch auch dies Verfahren durchaus in der Ordnung.
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Gustav Maltewiß, deutschnationaler Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender des Landesverbandes Pommern der Deutsch nationalen Volkspartei, ist gestorben. Er war bon 1900 bis 1918 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses , 1903 bis 1919 Mitglied des Reichstags, 1919 bis 1920 Mitglied der National veriammlung. Seit 1920 m. d. R. Sein Nachfolger wird der Rittergutsbefizer v. Bigewig- Kottow( Kreis Stolp ).
Parmoor- Stresemann.
Der Sozialdemokratische Parlamentsdienst" schreibt:
Die Affäre Barmoor- Stresemann beschäftigt immer noc) die Presse des In- und Auslandes. Wir glauben, es ist besser, über die Angelegenheit jetzt zu schweigen, nachdem im Augenblid Klarheit über den wirklichen Sachverhalt doch nicht zu schaffen ist und die Reichsregierung sich tatsächlich bereit zeigen soll, den Eindrud ihrer Dementiertatastrophe durch ein Eintrittsgesuch in den Völkerbund zu verwischen. Immerhin geben uns Aeußerungen der Zeit" erneut Anlaß, auf den peinlichen Berfall nochmals zurückzukommen. Das Blatt schreibt in sester Donnerstagausgabe u. a.:
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„ Der einfache Hinweis auf die Tatsache, daß damals diese Fragen( Völkerbund ) in London nicht berührt worden sind, hat nun zu Erörterungen geführt, für die die Verantwortung allein dem S03. Parlamentsdienft" zufällt. Man hat in Genf Lord Parmoor interpelliert und ihm vertrauliche Aeußerungen, deren Wortlaut für die Bresse nicht bestimmt war, mit der Frage vorgelegt, ob sie auch wirklich den Tatsachen entsprechen. Wir fönnen uns nicht denken, daß das, was Lord Parmoor vielleicht in seiner freundlichen Art den Ausfragern geantwortet hat, wörtlich wiedergegeben worden ist." Vertrauensbruches an die Adresse der Telegraphen Die Zeit" würde gut tun, den indirekten Vorwurf des Union zu richten. Sie hat die„ vertraulichen Aeußerungen" verbreitet und ihnen Eingang in die Weltpresse verschafft. Was 3. B. in Deutschland als Meldung der Telegraphen- Union zu lesen war, fonnte auch in Genf mit Quellenangabe ver trauensbruches des„ Soz. Parlamentsdienstes". Im übrigen nommen werden. Dazu bedurfte es nicht erst eines Beraber dürfen wir der Zeit" versichern, daß sie wieder einmal falsch denkt", wenn sie annimmt, daß die Aeußerungen Lord Barmoors nicht wörtlich wiedergegeben worden sind.
Das Auswärtige Amt hat sich inzwischen an den deutschen Botschafter in London mit dem Ersuchen gewandt, fich über die Affäre Parmoor- Stresemann zu äußern. Außerdem wurde die deutsche Gesandtschaft in Bern beauftragt, mit Lord Parmoor direkt Fühlung zu nehmen.
Deutschland und Völkerbundskontrolle.
Genf , 18. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Völkerbundsfommission für militärische Angelegenheiten hatte einen Plan in Aussicht genommen, der die Schaffung eines militärischen Kontroll organs des Völkerbundes für Bulgarien , DesterreichUngarn und Deutschland vorfah. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die Kontrolle Deutschlands schon jetzt dem Bölkerbund übertragen würde, wenn Deutschland im Bölkerbund wäre. Begen der sonderbaren Haltung der deutschen Regierung hat man den Blan aufgegeben. Es bleibt deshalb das Ergebnis der Kontrolle abzuwarten, ehe die Völkerbundskontrolle fommt. Eine entsprechende Entschließung wird dem Rat in der nächsten Sigung vorgelegt
werden.
Genf , 18. September. ( TU.) Das„ Journal de Genève" ver= öffentlicht heute der sogenannten brüftungsplan, der die Der Entwurf ist noch nicht endgültig, da er noch einer Nachprüfung zwo fgliedrige Unterfommission in den letzten Tagen beschäftigte. unterzogen werden soll. Mit allem Vorbehalt jeien daher folgende Gesichtspunkte hervorgehoben:
Die Unterzeichner erkennen ohne jeden Vorbehalt die Recht. auch die Rechtsprechung des Rates ist verbindlich. Während pregung des Internationalen Gerichtshofes ar; schwebender Streitfragen lain der Rat Maßnahmen treffen, um einen Ausbruch von Steitigkeiten zu verhüten. Der Rat entscheidet mit Stimmenmehrheit. Der Rat tann internationale Kontrollfommiffäre und Brivatpersonen einfeßen, um jeben, welteren Forts feinen Maßnahmen und Entscheidungen sich nicht unterwirft, be gang des Konfliktes zu verhindern. Als Angreifer wird der Staat, der feine Streitfrage dem Schiedsgericht nicht unterbreitet und feinen Maßnahmen und Entscheidungen sich nicht unterwirft, be
trachtet.
Sobald der Angreifer festgestellt ist, treten Sanktionen in Kraft. Die Verpflichtung jebes Mitgliedes des Bundes ist, sich loyal zu beteiligen. Die Unterzeichner dieses Vertrages verpflichten fich, durch wirtschaftliche Santtionen dem angegriffenen Staat zu Hilfe zu kommen. Der Rat beabsichtigt, einen Plan der wirtschaftlichen Blockade und der zu ergeifenden Maßnahmen aufwirtschaftlichen Blockade und der zu ergeifenden Maßnahmen aufgesetzt sind, die zur Ausübung der militärischen Maßnahmen zur zustellen. Der Rat kann die Erklärung der Staaten entgegenBerfügung stehen fönnen. Außerdem fönnen die unterzeichneten Staaten, nachdem der Angreifer feſtgeſtellt ist, die Gefaratheit oder
nehmen, in denen die militärischen Streitfräfte fest
einen Teil ihrer Streitkräfte gemäß einer vorher abgegebenen Berpflichtung einsehen. Die anderen Nationen dürfen die territoriale oder politische Unabhängigkeit nicht verletzen. Die Einführung ent militarifierter 3onen wird empfohlen.
Die Unterzeichner verpflichten sich, an einer internatio. nalen brüstungsfonferenz teilzunehmen, die möglichst bald einberufen werden soll. Das Programm hierfür soll vom Rat Kommiffion noch nicht einberufen ist, oder der von ihr vorgelegte vorbereitet werden. Wenn innerhalb einer festgesetzten Frist die Plan weder angenommen noch ausgeführt, ist, tann der Rat dieses feststellen, und jeder der unterzeichneten Staaten erhält seine Handlungsfreiheit wieder.
Genf , 18. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Arbeiter in gation Anweisung erhalten hat, keine bindenden Abmachungen einder dritten Abrüstungskommission stocken, da die englische Delezugehen. Besonders die Verfügungstellung der englischen Fotte für die Völkerbundsanktionen stößt auf heftigsten Widerstand. Die Abrüftungskonferenz soll diese Angelegenheit endgültig regeln. Das bereits mitgeteilte Benesch- Projekt soll die Grundlage für die Abrüstungskonferenz bilden.
Graf Reßler ist am Donnerstag nach Wildungen ( wo fich der Reichskanzler zurzeit aufhält) zur Berichterstattung gefahren.
Der Genfer Plan nur ein Vorentwurf. Bölkerbundsekretariats nimmt zu dem heute morgen durch das Genf , 18. September. ( WTB.) Eine amtliche Mitteilung des Journal de Genève" veröffentlichten Text Stellung. Sie dementiert nicht die Authenzität des Tertes, sondern erklärt nur, daß es sich um einen Vorentwurf handele, der dem Zwölferausschuß als Grundlage für seine Arbeiten unterbreitet wurde. Die Artikel des Entwurfes seien im Laufe der Diskussion geändert worden. Außer dem hätten olle das Schiedsverfahren betreffenden Artikel nur den Wert eines Schemas. Sie seien in den Vorentwurf nur aufgenommen worden, um später der endgültigen Artikeln, die in der ersten Kommission ausgearbeitet würden, Blaz zu machen.