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Der Groß- Berliner Finanzausgleich.

Die Verwaltungsbezirke im Haushaltsplan. Die Rote Fahne  " vom 9. September bringt zum Berfiner Haushalt 1924 eingehendes Zahlenmaterial, aus dem sie folgert, daß von einem sozialen Ausgleich zwischen den westlichen und östlichen Bezirken nicht im geringsten gesprochen werden könne und daß bei der Aufstellung des Haushalts für 1924 nicht foziale Beweggründe leitend waren, sondern daß die Klassenschichtung den Aus­schlag gegeben habe. Die Zahlen dieses Auffages sind in wesent­lichen Teilen falsch und trititlos nebeneinander ge­stellt. Zunächst ist der Gesamtbedarf der Bezirke in der Form errechnet, daß der Gesamtausgabe der ordentlichen Verwaltung die

Das Straßenbahnunglück bei Spandau  .

Widersprechende Darstellungen.

Ueber die Ursache des Straßenbahnunglücks bei Spandau  , das, wie bereits gestern mitgeteilt, 3 mei Todesopfer forderte, er halten wir von der Presseabteilung des Siemens- Konzerns und von der Berliner   Straßenbahnbetriebs- Gesell shaft m. b. 5. die folgenden einander widersprechenden

nahme. Genosse Glocke aber erklärte mit Recht, daß er feinen Anlaß sehe, das von ihm ordnungsgemäß verwaltete Borsteheramt nieders zulegen. Diefelbe Mehrheit aus Bürgerbloc und Kommunisten be­schloß dann auch ein Mißtrauensvotum gegen den Bürger­meister Genossen Kable. Darauf sollte in geheimer Sigung über den Abbau des Bezirksamts beraten werden, für den die Mehrheit zwei Sozialdemokraten, Bürgermeister Genossen Kahle und Stadtrat Genossen Bruns, vorschlug. Zu einer Entscheidung H. fam es nicht, weil die Beratung auf die nächste Sizung vertagt wurde, die nicht öffentlich sein soll. Bürgerliche und Kommunisten haben zusammen die Macht und werden ihr Mütchen fühlen. Die Brüder find einander wert

Darstellungen:

Von den Siemens- Werten wird folgendes als feststehen­der Sachverhalt mitgeteilt: Der Güterzug, der mit dem Wagen der Linie 55 der Straßenbahn zusammenfuhr, hatte das Gelände der Siemens- Werke längst verlassen. Er war von den Siemens­Werken der Staatsbahn ordnungsgemäß zur Weiterbeförderung bahnbeamten geführt und befördert. Die Reichsbahn war Trans­portführerin geworden und trug die Berantwortung für den Trans­port, der fich auf Anschlußgleis der Siemens- Werte nach Spandau  hin bewegte. Bei Dunkelheit wird die Straßentreuzung von den Siemens- Werken beleuchtet. Das geschieht durch zwei über

Ausgaben für eine Anzahl Houshaltsgebiete hinzugezählt ſind.ber Einen warmen Raum Ein gutes Buch übergeben. Der Zug wurde mittels Dampflokomotive von Reichs­

diese Sonderausgaben sind natürlich in den Zahlen der gesamten ordentlichen Verwaltung schon enthalten, fie werden also doppelt gezählt und doppelt gewertet.

wollen die kinderfreunde

dem proletarischen Kinde geben Hilf auch du mit daran!

Geldfendungen an die Zentrale der Kinderfreunde, Lindenstr. 3 der Mitte der Straße aufgehängte Beleuchtungskörper, welche je

Dorfkavaliere.

Sie waren alle betrunken.

Ferner ist beim Vergleich nicht von dem Bedarf der Bezirke ausgegangen, obwohl die Ueberschrift dies behauptet, sondern von der Bruttoausgabe. Diese Bruttoausgabe ift für gewiffe Ge­biete sicherlich die beste Vergleichsgrundlage. So z. B. bei den Schulen und beim Unterstützungswesen. In anderen Fällen und namentlich bei der Gesamtausgabe eignet fie sich nicht, da bei dem sehr verschiedenen Umfang der Einrichtungen in den einzelnen Be= zirken nicht die Ausgabe allein, sondern auch die Einnahme berück­sichtigt werden muß. Nur der gesamte Bedarf( Ausgabe nach Auf einem fetten Bauernhof in Hohenfeefeld ist Richtefest. Es Abzug der Einnahme) läßt erkennen, wie weit ein Ausgleich zwischen ist Mai und die Jugend tanzt. Das Freibier fließt und die Dorf­den Bezirken erfolgt ist, und ob die einheitlich zentral gehenden musikanten spielen. Um 2 Uhr nachts streiten die Dorfkavaliere Steuererträge einigermaßen gerecht für die Bezirke verwendet werden. um die Gunst, die Nachbarsmädchen nach Hause zu bringen. Wag Das wichtige Gebiet der Schulen schaltet die" Rote Fahneners Anna und Lorenzens Lina siken völlig beschwipst ausdrücklich bei ihren Betrachtungen aus. Ihre eigenen Zahlen in einer Ede. Beide sechzehnjährig, blond und brall. Der Dienst­würden auch erkennen lassen, daß die Industriebezirke des fnecht Wilhelm Futterlieb padt seine Lina auf die kräftigen Oftens und Nordens auf diesem Gebiet eine sehr viel stärkere Bauernarme und trägt sie in die Mägdetammer, in der auch Wag­Ausgabe aufweisen als die westlichen Bezirke. Das ist fein Wunder, ners Anna schlafen muß. Und Futterlieb blieb in der Kammer, und denn die Zahl der Schulkinder ist in den ersteren größer, und die Anna wurde auch gebracht. Was dann geschah, war furchtbar. Dich Höhe der Ausgaben kann nicht auf den Kopf der Bevölkerung, fon- Schuft trete ich tot," hörte man schreien. Mit durchstochener dern nur auf den Kopf des Schulkindes umgerechnet und ver Kehle fand man den Bauernsohn Alfred Wäsche röchelnd im glichen werden. Beim Unterstügungswesen ergeben die Mägdezimmer. Alles lag durcheinander, Rock, Schuhe, Brieftasche berichtigten Ausgabeziffern, daß auf den Kopf der Bevölkerung in und ein blutiges Messer, die Wände blutbespritzt, und voll den Bezirken Wedding  , Friedrichshain  , Prenzlauer Berg  , Mitte Grauen starrten die jungen Dinger schlafirunten auf all das Furcht rund 7-8 M. ausgegeben werden, in Kreuzberg  , Köpenid, Weißen bare. Gleich darauf starb der Schwerverletzte. Jetzt mußte fich see 6 M., in Tiergarten rund 5 M., Neukölln, Pantow, Reiniden- Futterlieb wegen vorfählicher Tötung verantworten. Die Kron­dorf rund 4% M., Charlottenburg  , Treptow   rund 4 M., Lichten zeuginnen  , die beiden sechzehnjährigen Mägde, über die Vorgänge berg  , Tempelhof  , Zehlendorf   M., während Schöneberg   in ihrer Kammer befragt, erklärten verschämt: Wir wissen doch Wilmersdorf  , Steglitz  , Spandau   zwischen 2 und 2% M. auf den von nichts. Wir waren doch so betrunken. Wir wissen doch Kopf der Bevölkerung ausgeben. Dies ist ficher teine ungerechte nicht, wie wir ins Bett gekommen find. Der Angeklagte, der einen Reihenfolge. Allerdings scheint die Lichtenberger Zahl verhältnis ruhigen, ftillen. Eindruck macht, will von dem erstochenen Neben mäßig gering, die von Tempelhof  , Zehlendorf   verhältnismäßig hoch. buhler zuerst angegriffen worden sein. Der Oberstaatsanwalt bean Indessen sind die Unterstügungsausgaben in feinem Bezirke will tragte gegen den Angeklagten zwei Jahre Gefängnis. Nach ganz türlich gewählt worden, sondern sie richten sich nach der Zahl der furzer Beratung sprach das Gericht den Angeflagten Unterstützten an einem bestimmten Stichtage. Für die Voraus- frei, da bei der Trunfenheit der Mägde schwer festzustellen fei, sehungen der Unterstützung und ihre Höhe gelten wer dort bei dem nächtlichen Kampfe der Angreifer war. Der An­natürlich in allen Bezirken die gleichen Grundsäge. geflagte wurde sofort aus der Haft entlassen. Ob ein Ausgleich zwischen den Bezirken erfolgt ist oder nicht, ergibt ein Bergleich der gesamten Bedarfszahlen der ordentlichen Verwaltung. Sie feien im folgenden ange führt. Dabei sind die Bruttoausgaben auf den Kopf der Bevölke­rung umgerechnet zum Vergleich danebengestellt.

Bezirk

Innenbezirke.

Kreuzberg  .

Wedding  

auf den Kopf der Bevölkerung Bedarf

Ausgabe

37,1

24,8

38,8

27,2

Friedrichshain  

39,7

26,4

Prenzlauer Berg  

39,2

27,5

Mitte

42,5

30,2

Tiergarten

39,9

27,8

#ngenbezirte mit mehr als 140 000 Einwohner

Charlottenburg  .

59,3

39,1

Meukölln

49,8

31,7

Schöneberg  

45,6.

28,8

: Lichtenberg

47,8

Wilmersdorf  .

47,5.

30,0 33,5

Steglitz  .

45,2

30,8

mit 70 000 bis 140 000 Einwohnern.

Spandau  

55,6

36,1

Bankow.

54,2

35,9

Reinidendorf

56,3

39,4

Treptowo

57,8

43,6

mit weniger als 70 000 Einwohnern.

Tempelhof  .

55,8

41,2

Köpenid

60,1

44,5

Weißensee

64,9

39,8

66,7

44,2

Zehlendorf  .

Die Anordnung der Bezirke na dh ihrer Größe ist die Bor-. ausfegung für eine brauchbare Kritik der Zahlen, denn die Erfah­rung lehrt, daß sowohl die Ausgabe wie der Bedarf verhältnismäßig um fo größer find, je fleiner die Bevölkerungszahl ist. Man fann Lichtenberg   mit Schöneberg   vergleichen, aber nicht mit Zehlendorf  . Diese Uebersicht zeigt, daß man im großen ganzen dem notwendigen Ausgleich näher gekommen ist. Gine Ausnahme scheint Charlottenburg   zu machen, dessen Zahlen sowohl in der Ausgabe wie im Bedarf die von Neukölln erheblich übersteigen. Aber man darf nicht vergessen, daß Charlottenburg  vor dem Zusammenschluß mit Groß- Berlin besonders günstige Ber­hältnisse gehabt hat, die ihm ermöglichten, viele Einrichtungen zu schaffen, die andere Gemeinden sich versagen mußten, und die man nicht um desmillen eingehen laffen tann, weil andere Bezirke fie noch nicht haben. Im Vergleich mit der Vortriegszeit hat gerade Charlottenburg   neben Alt Berlin   der neuen Gesamtgemeinde die größten Opfer gebracht. Die Gesamtausgaben Charlottenburgs   ohne Werte und ohne An leihen betragen heute noch nicht die Hälfte de ssen, was die selbständige Stadt Charlottenburg   1913 in ihrem Haushalt auswerfen fonnte. Man vergleiche dagegen die Zahlen etwa für Lichtenberg  , Neukölln, Pankow  , Reinidendorf, Weißenfee, wo die Gesamtausgabe über drei Biertel der Vorkriegszeit beträgt, und die Bezirke Treptow  , Tempelhof  , Köpenid, wo sie die Vorkriegsausgaben faft erreicht, bei Röpenid sogar übersteigt.

Gewiß ist auch der laufende Haushalt Groß- Berlins noch nicht vollkommen. Daß er aber wesentlich besser ist als seine Vor­gänger und daß er dem Ausgleichsgedanken in großem Maße Rech nung trägt, fann bei aller möglichen Kritik nicht bestritten werden.

Stadttämmerer Dr. Rarding.

Bürgerlich- kommunistische Kumpanei.

"

Im Kampf gegen die Sozialdemokratie gehen Bürgerliche und Kommunisten brüderlich Hand in Hand. Besonders deutlich tritt diefe Seelenverwandtschaft jetzt im Verwaltungsbezirk Kreuz berg hervor, dessen Bezirksversammlung durch den von Bürger­Fichen bejubelten Faufträmpfer Rintorf berühmt" geworden ist. Am Montag hatte die Bezirksversammlung eine außer ordentliche Sigung, in der die bürgerlich- kommunistische Kumpanei aufs neue in Action rat. Zu Beginn der Sigung tam der Vor­steher Genosse Glode auf jenen von Rintorf gegen un= feren Genoffen Lite perübten Ueberfall zurüd und erteilte Rintorf nachträglich einen Ordnungsruf. Weil Genosse Glode durchaus geschäftsordnungsgemäß die vorige Sigung wegen andauernden Lärms geschlossen hatte, brachten der Bürgerblod und die Kommunisten je ein Mißtrauensvotum gegen ihn ein. Der Bürgerblod zog das feinige später zurück und verhalf dann dem Mißtrauensvotum der Kommunisten zur An­

Zum Frauenmord bei Friedrichshagen  . Weitere Zeugenausfagen.

drei Glühlampen zu je 50 Kerzen enthalten. Beide Lampen werden durch einen gemeinsamen Schalter in Funktion gebracht. Die Lampen werden täglich im Laufe des Tages geprüft und bei Ein­treten der Dunkelheit eingeschaltet, was auch an dem Unglückstage der Fall war. Der Aufsichtsbeamte der Siemens- Werke hat sich außerdem nach dem Unglück an der Unfallstelle persönlich Lampen überzeugt, daß beide chriftsmäßig brannten."

davon

Dor:

Im Gegensatz dazu heißt es in der Darstellung der Stra Benbahngesellschaft:" Der von Berlin   kommende Zug der Linie 55 hatte vorschriftsmäßig an der vor der Gleiskreuzung mit hat von seinem Standpunkte aus die Annäherung des Güterzuges Der Fahrer der Güterbahn belegenen Zwangshaltestelle gehalten. in der Dunkelheit nicht bemerken können, weil der Zug, wie auch Beugenaussagen bestätigen, nicht beleuchtet war. Die Sicht war durch die wegen des Regens herrschende außerordentliche Dunkelheit start beschränkt. Als der Zug langsam weiterfuhr, wurde der Anhängewagen von der Lokomotive an der hinteren Plattform gefaßt. Die von den Siemens- Schuckert  - Werken zu bedienenden elektrischen Laternen am leberweg haben zur Zeit des 3usammenstoßes, wie ebenfalls von Zeugen befundet wird, nicht gebrannt. Die Schuldfrage fonnte noch nicht einwandfrei geflärt werden, sie wird in den nächsten Tagen durch einen örtlichen Termin am Abend nochmals geprüft werden. Es läßt sich aber schon heute so viel sagen, daß die behördlichen Vor­schriften, die für diese Gleistreuzung gegeben sind, nicht ausreichen."

Nach den Siemens- Werten haben die Laternen am Bahnüber­gang also vorschriftsmäßig gebrannt, nach den Zeugenbetun­Dungen bei der Straßenbahn nicht. Es wird Pflicht der Ver­fehrspolizei sein, die Wahrheit zu ermitteln.

*

Bon einem Leser wird uns geschrieben: Aehnliche Zustände, mie an jenem Bahnübergang in Spandau  , herrschen auch auf der Neukölln Mittenwalder Kleinbahn. Kurz vor dem Bahnhof Brih tommt der Zug plößlich hinter einem vierstöckigen Haus hervor und freuzt die Mariendorfer Allee. Nicht einmal eine Schranke ist dort vorhanden, obwohl der Bahnhof nur 100 meter von der Straße entfernt liegt und die Bedienung Wohl felten hat ein Mord so meite Kreise beschäftigt wie der dieser Schranke ohne Mehrkosten vom Bahnhofspersonal besorgt werden könnte. Wohl läßt der Lokomotivführer eine Glocke er­Friedrichshagener Luftmord. Besonders durch die Roheit, die Mutter tönen und diese wird auch von jedem Fußgänger gehört. Nicht in Gegenwart des eigenen Kindes zu ermorden, steht die Tat einzig in der Kriminalgeschichte da. Biele Zeugen gehört wird sie aber wegen des eigenen Geräusches von den Auto­melden sich bei der Mordtommiffion, um irgendeine Beobachtung mobilen und Fuhrwerken. Abhilfe dort ist dringend nötig. Bor mitzuteilen. Im den Verbleib der Frau llibre ch während ber zwanzig Jahren ging das wohl noch, bei dem heutigen Verkehr Zeit vom, 12 bis zum 21 September feststellen zu können, ist die follte die Polizei alle derartigen Kreuzungen untersuchen. Bhotographie des Knaben vervielfältigt worden, Auch 55 hat man eine ältere Photographie der Toten herbeigeschafft. Einer Die Waffe gegen England". der Zeugen machte Aussagen, die von besonderer Wichtigkeit fein fönnen. Es ist ein Mann, der die sogenannten Gedſerſtühle" auf dem Alexanderplatz   vermietet. Er gibt an, am Freitag, den 19. September, eine Frau mit einem auffallend flachsblonden fleinen Knaben in Begleitung eines Mannes auf seinen Stühlen fügen ge­fehen zu haben. Die Beschreibungen, die er von der Frau und dem Rinde gibt, paffen auf Frau Ulbrech/ und den fleinen Herbert. Der begleitende Mann war etwa 1,70 Meter groß und ungefähr 30 Jahre alt. Er trug einen dunklen Anzug, weißen Kragen und eine Ballonmige mit Bederschirm. Der Zeuge beobachtete, wie die drei an dem Gebäude der Ratswage porbei nach der Grunerstraße ein­bogen. Am Sonnabend sah er denselben Mann allein und fah an der rechten Gefichts- und Halsjeite Kragmunden, die er am Freitag noch nicht bemerkt hatte. Alle zweddienlichen Mitteilungen, besonders solche von Personen, die Frau Ulbrech mit ihrem Sohne in der Zeit vom 12. bis zum 21. September befchäftigt und beher bergt haben, werden an die Mordkommission Kriminaltommiffare Gennat und Wächter im Bimmer 105 des Polizeipräsidiums erbeten. In Anbetracht der Schwere des Falles ist eine Beloh- schieden worden war. Sein Verhalten habe einen großen Gesell­nung von 1000 Goldmart auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt.

Die schlagfertige Tänzerin. In der vorvergangenen Nacht bat die Tänzerin Lina M. aus der Ziethenstraße um die Feststellung eines Chauffeurs, mit dem sie in Zahlungsstreitigkeiten ge= raten war. Nachdem die Perfonalien ausgetauscht worden waren, griff die Tänzerin den Kraftwagenführer plöglich tätlich an. Als ein Bolizeibeamter dazwischentrat, schlug sie diesem ins Gesicht, worauf der Wachtmeister von seinem Gummitnüppel Gebrauch machte und der temperamentvollen Dame einen hieb verseßte, der fie veranlaßte, von weiteren Angriffen abzusehen.

Sprechchor für Proletarische Feierstunden. Uebungsstunde am Donners. tag, den 25. September, abends pünktlich 7, Uhr, in der Sophienschule, Beinmeifterstr. 16/17. Die Ausschußmitglieder kommen um 6 Uhr zur Sigung.

Das Rundfunkprogramm. Mittwoch, den 24. September.

Tageseinteilung. 10 Uhr vorm.: Bericht über die Kleinhandels­preise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. 10.15 Uhr vorm.: Erste Bekanntgabe der neuesten Tagesnach­richten. 11.35 Uhr vorm.: Funkbörse( Die Notierungen der Berliner  und Hamburger Produktenvorbörse). 12.15 Uhr nachni.: Kurzer Tendenzbericht der Berliner   Vorbörse( nur Montag bis Freitag). 12.55 Uhr nachm.: Uebermittlung des Zeitzeichens. 1.05 Uhr nachm.: Zweite Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Wetterdienst. 2.15 Uhr nachm.: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börse( nur Montag bis Freitag). 3 Uhr nachm.: Funkbörse( Die amtlichen Notierungen der Berliner   und Hamburger Produkten- und Vieh­böise; amtliche Devisen). 4 Uhr nachm: Funkbörse( Getreide cif. Hamburg  ; Berliner   Kolonialwaren- Großhandelspreise).

4.30-6.25 Uhr nachm.: Unterhaltungsmusik( Berl. Funkkapelle). 1. Ulanenattacke, Bohm. 2. Ouvertüre zu der Oper Der König von Yvetot", Adam. 3. Lagunen, Walzer, Joh.   Strauß. 4. Pensées d'automne, Labinsky. 5. Fantasie aus der Oper Der Prophet", Meyerbeer  . 6. Intermezzo und Valse lente aus Sylvia", Delibes. 7. Potpourri aus der Oper Die Glocken von Corneville", Plan­quette. 8. I love you, Foxtrot, Archer. Während der Pausen: Ratschläge fürs Haus. 6.30 Uhr abends: Die Funkprinzessin er­hafte Zinnsoldat, c) Die Nachtigall( Die Funkprinzessin: Adele zählt: Andersen  - Märchen. a) Der fliegende Koffer, b) Der stand­Proesler). 7.45 Uhr abends: Vortrag des Fräuleins Dr. med. Janno­witz Wie schützen wir unsere Kinder vor Infektionskrankheiten?" 8.30-10 Uhr abends: Aus neuen Operetten( Gräfin Mariza  ", Der süße Kavalier", Das Weib in Purpur, Die Frau ohne Kuß" Die tanzende Prinzessin"). Mitwirkende:' Dora Hrach, Eduard Kand, vom Deutschen Opernhaus, Charlottenburg  ; Hans Horsten: Kapellmeister Otto Urack  , früher an der Berliner Staatsoper. vom Schauspielhaus, Breslau  : ein Kammerquintett; Dirigent: Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansege, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theaterdienst.

Pfundnotenfälschungen eines ruffischen Kunstmalers. Bor dem Großen Schöffengericht Charlottenburg   begann der große Genfationsprozeß gegen den russischen Kunstmaler Iwan Grigorlewicz Miaffojedoff urid gegen die russische Tänzerin Malvine Vernici, die mit dem ersten Angeklagten feit 1909 zusammenlebt und als dessen Frau ausgegeben wird. Miasfojedoff ist beschuldigt, in den Jahren von 1919 bis 1922 englische 10- und 20- Pfund­Noten hergestellt und auch versucht zu haben, amerikanische 100- Dollar Noten anzufertigen. Frau Bernici soll diese gefälschten Noten in den Berkehr gebracht haben, wobei sie im Jahre 1922 auch abgefaßt wurde.

Kunstmaler. Der Borsigende vernahm den Angeklagten zunächst Miassojedoff wor im zaristischen Rußlarid ein sehr bekannter über sein Vorleben. Nach seiner ersten, nur wenige Morate

dauernden Ehe lernte er die Tänzerin Bernici tennen, die er aber

nicht heiraten konnte, weil die erste Ehe durch seine Schuld ge­schaftsstandal hervorgerufen. Mit den Bolschemisten habe er sich für die Dimitin- Armee die Greueltaten der Bolschewisten zu malen. Als die Bolschewisten wieder die Oberhard gewonnen, habe Tscheta zum Tode verurteilt worden. Er sollte mit er flüchten müssen, sei aber ergriffen worden und von der zehn anderen erschossen werden, wurde aber gerettet. Wie, das wisse er nicht. Nach allerlei Irrfahrten sei er dann nach Berlin  einem Bankgeschäft wechseln wollen, und da sei diese Note als gekommen. Hier habe seine Frau eine der Zehnpfundnoten in Fälschung erkannt worden. Er habe noch vier Noten übrig gehabt und auch die bei näherer Untersuchung als Fälschung erkannt. Nunmehr habe er sie gründlich studiert, um das Rätsel des Wasserzeichens fennenzulernen. Dabei sei ihm der Gedanke gekommen, die Noten so nachzumachen. Er habe jedoch nicht daran gedacht, jemand persönlich zu schädigen. Er habe dann gegen England eine große Waffe in der Hand gehabt, die ebenso wirte wie Kriegsschiffe und Kanonen. Der Angeklagte erzählte dann, daß er zusammen mit einem gewissen Manoff zuerst eiwa 30 Stück Zehnpfundnoten und dann etwa 18-20 Stüd 3wanzig­pfundnoten hergestellt habe. Die Anklage nimmt jedoch an, daß auch die aus der Krim   mitgebrachten Noten bereits dort von ihm ge­fälscht worden waren. Die Untersuchung in dem Verfahren hat Kriminalfommissar von Liebermann geführt. Ueber den Geistes­zustand des Miaffojedoff hat Medizinalrat Dr. Störmer ein eiч­gehendes Gutachten erstattet. Er sagt darin u. a., daß das, was der Angeklagte während der Bolschemistenherrschaft in Rußland   er lebt habe, alles übertreffe, was bisher an Menschenschicksalen in der Revolutionszeit dagewesen ist. Der Sachverständige kommt zu dem Gutachten, daß Miassobejoff abseits von dem gefunden Menschen stehe, daß aber Geiftesfrankheit nach§ 51 nicht vorliege. Landgerichts­Direttor Maeder verkündete nach sehr langer Beratung das Ur teil des Gerichts. Das Gericht hat angenommen, daß Miafsojedoff von dem Entschluß ausgegangen ist, falsche Noten herzustellen. Da rum hat es nur eine fortgesetzte Handlung angenommen. Mil. bernde Umstände glaubte das Gericht dem Angeklagten nicht verjagen zu können, da er durch die schweren Schicksalsschläge aus Sprechen sei. Immerhin ist die Handlungsweise eine so schwere, daß der ordentlichen Bahn gerissen worden ist, als minderwertig arzu das Gericht auf drei Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust erkannt hat. Ein Jahr sechs Monate wurden auf die Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. Die Angeklagte Bernici wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt unter An­rechnung von vier Monaten Untersuchungshaft.

zunächst sehr gut gestanden, Dann aber habe er sich bewegen laffen,

Versuchsweise Einstellung der Milchkartenausgabe. Das Er­nährungsamt der Stadt Berlin   teilt mit: Vom 1. Oktober d. 3. ab wird die Ausgabe von Milchkarten an die milchbedürftigen Gruppen der Bevölkerung, versuchsweise in der Erwartung eingestellt, daß die Milchhändler und Molkereibefizer nach Aufhebung des von