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r Beziehen Sie den... m größeren Posten, so dürfen wir Ihnen s« nach dem Umfang Ihrer Bestellung noch einen Rabatt gewähren. Einen größeren Rabatt räumen wir Ihnen auch ein, in Ihrer Zeitschrist bzw. Zeitung unentgeltlich «inen Aufsatz über den... zu veröffentlichen bzw. darüber eine redaktionell« Notiz zu bringen. Sollten wir nach Geschehenem durch Eingang von Aufträgen die Ueberzeugung ge- Winnen, daß Si« über einen entsprechenden für den Kauf des... in Frage kommenden größeren Leserkreis verfügen, so würden wir uns auch vorbehalten, Ihnen nach verösfenllichung des Aussahes einen Annoncenauftrog zu erteilen... Alles Nähere ersehen Sie aus dem anliegenden Prospekt. Aus dem beigefügten Prospekt ist nun wirtlich zu entnehmen,. daß der bezeichnete Apparat im Handel 2S0 M. kosten soll. Er wird also den Zeitungsredakteuren zu einem wefentlichermäßigten Preis, angeboten, in der ausdrücklichen Erwartung, daß dafür eine Reklamenotiz veröffentlicht wird. Mr haben in der Wiedergabe des Schreibens absichtlich die Bezeichnung des Apparates fort- gelassen, um nicht unfreiwillig die erstrebt« Reklame zu machen. Dos Schreiben der Firma Borsig ist v e r v i e l f ä l t i g t, woraus zu schließen ist, daß es gleichzeitig auch anderen Berliner Redaktionen zugegangen ist. Stinnes und Borsig können sich also brüderlich die Hand reichen. Sie versuchen es auf dem .nicht mehr ungewöhnlichen Wege", durch Angebot materieller Zu- Wendungen sich eine gefällige Presse zu oerschaffen. Wie hoch oder wie niedrig müssen sie die.Instrument« der öffentlichen Meinung" einschätzen, wenn sie glauben, daß sie für ein paar Zentner Kohlen oder für einen.Extrarabatt" auf irgendeinen neuen Apparat eine günstige Beurteilung ihrer Produkte herauslocken könnten l

Größenwahnsinniger Stahlhelm . Halle, 23. September. (Eigener Drahtbericht.) Anläßlich des Ludendorff-Rummels im Mai haben wir u. a. auf den offenbar schon damals beginnenden Größenwahn des Berkünders der .neuen Monarchie", des Etahlhelm-Oberstlemnants Düsterberg in Hall« a. d. Saale hingewiesen. Man hätte nach den Ereignissen der letzten Monat« annehmen sollen, daß dieser modern« Hiob be- veits die letzten Züge we, ab�r weit gefehlt! Seine Vorstellungen nehmen geradezu kaiserlich wirr« Formen an. Die immer mehr zu- nehmende Unwichtigkeit der unzeitgemäßen Stahlhelmcrganisation drückt« nämlich Herrn Düsterberg die Feder in die Hand, und er erließ folgenden mysteriösen Ukas: Stahlhelm, Landesverband Halle-Merfeburg. Hall«, den 12. September 1924. An das Polizeipräsidium, Berlin . Mit Rücksicht daraus, daß in nächster Zeit voraussichtlich auch Vertreter der Ententekommission in unserem Regierungsbezirk Halle-Merseburg größere Industrieanlagen besichtigen werden, bitte ich um möglichst baldige gefl. Uebersendung von Lichtbildern dieser Mitglieder in Uniform und Zivil, damit wir in der Lage sind, bei der berechtigien Empörung jegliche Ausschreitun- gen gegen diese Männer zu verhindern. Hochachtungsvoll gez. Unterschrift. Das Polizeipräsidium hat dieses Schreiben selbstverständlich nicht beantwortet, sondern an den Regierungspräsidenten Merseburg zu- ständigteitshalber weitergegeben. Er hat den Stahlhelmleuten fol- gendes erwidert: Der Regierungspräsident. Merseburg , den 19. September 1924. An den Vorsitzenden des.Stahlhelm", Landesverband Halle-Merfe- bürg, Herrn Oberstleutnant o. D. Düsterberg, Halle o. d. S. Der Herr Polizeipräsident in Berlin hat mir das an ihn ge- richtet« dortige Schreiben vom 12. September d. I. J.-Nr. 1959 zuständigkeitshalber übermittelt. Dieses Schreiben zeigt eine so vönige Berkennung der Stellung und Machtbefugnisie der Staatsregierung einerseits und der Stellung Ihrer Person bzw. der von Ihnen vertretenen Organisation andererseits, daß ich es mir versagen muß, auf den sachlichen Inhalt Ihres Schreibens ein- zugehen. Die Mahnahmen zu treffen, die zum Schutze der Mit- glieder der Kommission erforderlich find, ist ausschließlich Sache der Staatsregierung, die hierzu der Mitwirkung Ihrerseits nicht bedarf.(!) Dagegen würde ich es be- grüßen, wenn Si« die Mitglieder Ihrer Organisati»,, soweit Sie bei diesen mit der Möglichkeit irgendwelcher Ausschreitungen rech-

nen zu müssen glauben, auf die Sinnlosigkeit und S ch ä d, l i ch k e i t hinzuweisen und ihnen keinen Zweifel darüber zu lassen, daß die Regierung gegen alle derartigen Versuche rücksichts- los und mit den schärfsten Mitteln vorgehen wird. gez. Grützner. Die sachlich« Schärfe, die der neu« Regierungspräsident von Merseburg gegen Düsterberg und seine Kollegen fand, ist besonders deshalb erfreulich, weil die Spießgesellen um Düsterberg in letzter Zeit Morgenluft zu wittern glaubten und sich genau wie ihre kommunistischen Kollegen mit wühlender Emsigkeit gegen die Repu- blik betätigten. Wenn sie ihre fünf Sinn« noch beisammen haben, dürften sie aus der Antwort Grützners ersehen, welche Bedeutung ihnen zukommt. Ein kleiner Dämpfer. Im Preußischen Pressedienst lesen wir: Bei einer Reihe von sogenannten.Deutschen Tagen" oder ähnlichen Veranstaltun- gen haben Teilnehmer versucht, die vom Ministerium des Innern auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten ausdrücklich ver- botcnen öffentlichen Umzüge mit Gewalt gegen die Schutzpolizei durchzusetzen. Es sei hierzu festgestellt, daß tatsächlich zur Wahrung der Staatsautorität in allen Fällen, in denen diese Zuwider- Handlung gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vorgefallen sind, Strafanzeige gegen die Rädelsführer erstattet worden und auch bereits eins Reihe von Bestrafungen erfolgt ist.

tzitlers Gdügeber. Zahlte etwa Frankreich ? München . 23. September. (Eigener Drahtbericht.) Vor dem Amtsgericht München kam am Dienstag eine Beleidigungsklage Hitlers gegen Dr. P i t t i n g e r, dem Vorsitze.iden des Bundes Bayern und Reich", zur Verhandlung. Pittinger hat nämlich in einer Versammlung in Ausburg im März d. I. behauptet, daß Hitler und seine nationalsozialistische Bewegung von den Franzosen Geld erhallen habe. Das habe der englische Arbeiterführer M u r- r a y Herrn von Kahr im vorigen Herbst mitgeteilt. Der Ver- teidiger Pittingers stellte in Abrede, daß Pittinger von sich aus diese Behauptung von der Herkunft des Geldes aufgestellt habe. Pittinger habe lediglich in der Versammlung die Frage erörtert, von wem die Nationalsozialisten finanziert werden und habe dabei«in Gespräch Murrays mit Herrn v. Kahr wiedergegeben. In diesem Gespräch habe Murray dem Herrn v. Kahr erklärt, daß Hitler bzw. sei,« Partei französisches Geld erhalte. Auf den Einwand Kohrs, er halte das nicht für möglich, habe Murray weiter erklärt, er kenne persönlich den Mittelsmann in Paris , der das Geld sammle und über die Schweiz >nach München weiterleite. Der Verteidiger sagte weiter aus eigener Kenntnis, daß die französische Hochfinanz schon vor dem 8. November davon Kenntnis hatte, daß der Hitler- Putsch vom 8. auf den 9. November steige. Aus diesem Grunde haben dieselben Pariser Kreise auch ihre Schweizer Freunde ge- warllt, in diesen Tage, nach Bayern zu reisen, weil die Franzosen am 8. November die Grenze absperren würden, und zwar an der Mainlinie, wofür die Kommandos in Mainz bereits die nötigen Vorbereitungen getroffen hätten. Leider habe das Münchener Volks- gericht im Hitler -Prozeß die Ladung von zwei Zeugen, die in dieser Sache Auskunst geben sollten, abgelehnt. Er beantrage deshalb jetzt die Vernehmung dieser beiden Zeugen, und zwar des Legationsrales Knoch und des Herrn Dr. v. Gulat-Wellenburg. Das Gericht be- schloß demgemäß und setzte die Verhandlung aus.

Der hartnäckige Hürgerblock. Kassel , 24. September. (WTB.) Die Stadtverordnetenverfamm- lung beschäftigte sich in vertraulicher Sitzung erneut mit dem Ab- bau des Oberbürgermeisters Scheidemann und des Stadhats Ro s e n st 0 ck, sowie mit der Beanstandung des letzten Abbau- beschlusseS durch den Magistrat. In einem von der Rechten eingebrachten, zum Beschlüsse erhobenen Antrag erklärt die Stadt- verordnetenversammlung die Beanstandung in sachlicher und sor- meller Beziehung für unzulässig und behält sich alle Rechte vor Zum Vertreter der Stadtverordnetenversammlung, der laut§ 92 der Städteordnung die Rechtsmittel in Anwendung bringen soll, wurde der deutschnalionale parleiselrelär, Sladlvcrordneter Steuer, bestimmt.

dem Balkan aufs Spiel gesetzt wird, wenn eines Tages tat- sächlich der Faschismus in Bulgarien triumphieren sollte. Schon deshalb möchte man eine, wenn auch nur schwache Hoffnung hegen, und zwar die, daß angesichts der bestehenden Gefahren sich die demokratischen Elemente zusammenraffen und dem Faschismus den Weg zur Macht verstellen, den er schon fast beendet hat. Heftige Spannung in Bulgarien . Mailand , 24. September. (EP.) Wie die Blätter au» Sofia melden, herrscht in Bulgarien außerordentliche Spannung. Ganz Sofia hat das Aussehen einer Festung. Nach 8 Uhr abends hört der Straßenverkehr auf. Truppenabteilungen durchziehen die Siadt. Viel« Truppen werden nach dem Süden verschoben. Die Regierung Zankoff unterläßt nichts, um sich an der Macht zu halten. Der Kleinkrieg in der Provinz hat noch nicht aufgehört. Falschmeldungen über die Ermordung des bulgarischen Königs. Zu den Meldungen, nach denen König Borns von Bulgarien in seinem Palast in Sofia ermordet worden sei, wird von der Berliner bulgarischen Gesandtschaft mitgeteilt daß«in amtliches Telegramm aus Sofia eingetroffen sei, worin die Ermordung aus- deücklich dementiert wird.

Cfaüiistrl'e und presie. Stinnes' Kohlen und BorfigS Apparate. In Wien erscheint«ine Zeitschrift.Oesterreichischer Volkswirt". Deren volkswirtschaftliche Redaktion erhielt eines Tages von Hugo Stinnes Gesellschaft m. b. H.«inen Brief, den sie wegen seines Inhalts der Oeffentlichkeit übergibt. Er enthielt ein dreistes Bestechungsangebot in Watt« gewickelt. Hier ist das Schreiben: Wir benützen die Gelegenheit derOesterreichischen Kohlen- messe", um die Besucher derselben über die Eignung der inländischen Kohle, als Ersatz für die nach Oesterreich kommende ausländisch« Kohl«, aufzuklären. Zu diesem Zweck« haben wir größer« Mengen der st«irischen Kohle aus den Gruben der Oesterreichischsn Alpin« Montangesellschaft nach Wien gebracht und bei der Messe ausgestellt Gemeinsam mit der Oesterreichischsn Alpin« Montan- gesellschaft haben wir uns weiter entschlossen, den Mitgliedern der volkswirtschastlichen Redaktion kleine Mengen dieser steirlschen Sohle zur Erprobung derselben für Hausbrandzwecke zu überlassen und gestatten uns, Ihnen in der Beilage drei Anweisungen auf je 2<X> Kilogramm diesir Kohle zu überreichen, indem wir Sie bitten, diese Anweisungen in Ihrer volkswirtschastlichen Re- dakiion zur Verteilung zu bringen. Die gelegentlich der Der Heizung gemachten Ersahrungen sollen den Herren Redakteuren die beste Möglichkeit geben, sich ein richtiges Urteil über die Qualität der inländischen kohle zu bilden. Hochachtungsvoll Hugo Stinnes Gesellschaft mit beschränkter Haftung." 3 Beilagen! Das Blatt, das solche Kohlenanweisunger erhielt, teilt mit, es Hobe mit den Anweisungen Heizversuch« gemacht und könne bestätigen, daß sie vorzüglich gebrannt hätten. Die Idee der Hugo Stinnes Gesellschaft m. b. H. ist übrigens nach jeder Richtung entwicklungsfähig. Und andere Firmen be- mühen sich, ihr kräftig nachzueifern. Der Redaktion des Vorwärts" ging soeben erst ein Schreiben von der Firma A Borsig , Berlin-Tegel, zu, das uns einen ihrer neuesten «lekttischen Apparat« für einzelne Mitglieder unserer Redaktion oder Firma zu ermäßigten Preisen und unter eigenartigen Bedingungen anbietet. Also läßt die Weltfirma sich oernehmen: Hierdurch erlauben wir uns, Sie auf den von uns herge- stellten neuesten Artikel, auf unseren... aufmerksam zu machen, imdem wir Ihnen gleichzeitig empfehlen, diesen Apparat für Ihre Herren Chefs, bzw. Direktoren, leitenden Ange- st e l l t e n usw. zu beziehen. Bis auf weiteres bieten wir den Apparat wie folgt an: 1 kompl..... einschl.(fo<gt Bezeichnung des Zubehörs) zum Preise von Goldmark 140,. Der Preis versteht sich für Lieferung frei Bestimmungsort in Deutschland einschließlich Verpackung und ist bis auf weiteres ein Festpreis, sofortige Bestellung vorausgesetzt.

Unterwegs mit Heinrich Zille . Bon Rudolf Dante. Zille den Skizzenblock vor sich steht und zeichnet Berlins Kinder. Die ganz Kleinen mit den putzigen Lustballonköpfen, wie sie sich mit gierigem Mäulche.i es ist noch alles da und dicht vor ihrer Nase dieWurst de» Lebens" erschnappen, derweil ihre um ein Jahr älteren Geschwister schon allein im Rinnstein oder in einer zugigen Hofecke spielen dürfen. Di« Großen verkaufen mit Vätern Streichhölzer, und Line, das Fräuleinskind, ist mit Nachbors Paul der doch mit zerschossenen Augen aus'n Krieg kam nach derTauentzien" und hält die Mütze hin. Uebrigens ist sie seine Tochter, aber das wissen beide nicht. Di« Gesichter der Mütter kommen ihm so seltsam bekannt vor über Jahrzehnte weg. Das macht: er zeichnet schon die zweite Generation, indes die erste heut ausgewachsene Exemplare, deren großer Teil schon ihrMoabit " oder.Plötzensee" hinter sich hat bereits vor einem Vierteljahrhundert von der gleichen Straße her in sein Skizzenbuch gewandert ist. Und die Großmütter der Frauen hat er noch auf der Kellertrepp« in der Sonn« sitzen sehen und konnte den Allerkleinsten jetzt von ihren Urgroßmüttern erzählen. Zille hat sich an eine Hauswand gelehnt. Drüben an der Plumpe" werden ebenPlantschneese" undSchielewippe", zwei derb«, freche Vierjährig«, einer mächtigen Reinigung unterzogen, sintemal sie sich von oben bis unten mit Teer beschmiert haben. Run geht's mit Sand und Schrubber über sie her. Da vergißt Zille alles drum rum. Sein Bleistift kriegt zu tun. Eine Stimme,nich von Pappe", kommt hinter ihm au» einem Kellerfenster:Sie, Männeten, jehn Se uns man aus de L-attichte. So dünn sind Se doch nich, det wa durch Se durchkieken tönn'." Und Zill«, der stets Gefällig«, tut's, derweil er noch schnellein paar Jähren", di« dem nassen Schauspiel drüben beiwohnen, in sein Bild reinfingert und nundet janze Milljöh" beisammen hat. Zille hat eingepackt. Auch die Pfeif«, die inzwischen sowieso zehnmal ausgegangen war, verschwindet. Dafür saßt er nach dem Zigarrenfutteral. Eine von derjuten Sorte!" Er geht links an der Nikolaikirche vorbei, wo beim Waftenschmied im Schau­fenster dieeisernen Ritter" stehen und fürs Mittelalter und Wallensteins Lager" mächtige Reklame machen(und di« die Inter - alliierte Kommission noch nicht entdeckt hat). Es schlägt zwölf. Schöner, abgestimmter Klang! Dos lohnt sich schon, den Kopf ein wenig schief zu legen und zu horchen.Und denn die Häuseten, mit de schmale Brust und ne klcene weiße Katze immer hinter een Karnickel her und alles nischt wie holder Fried«, süß« Ein- tracht wenn die hellen Kirchenglocken laden zu Klimbim und Tanz..

Am Molkenmarkt überlegt Zill«. Soll er nun zu Landre oder zumNußbaum" gehen. Da biegt er auch schon nach rechts(was im allgemeinen nicht feine Sache ist), hat auch schon wieder am Wasser den Ski.zzenblock ans der Tasche geholt, weil da unten grad' 'n paar breithüftige Schifferweiber ihre große Wäsche in Spree - wasser spülen. Nochher kommt Zille auch richtig in der Fischerstraße an, je- nehmigt'n Schnäpschen und erzählt... Weil er nicht lange bleiben will, Hot er sich dicht an der Tür vor der Tete hingesetzt. Schon weiß man in der Gegend:Zille i» da!" Und imNußbaum" floriert's Geschäft. Welche sagen zu ihmProfesserchen" der Atademi« wegen. Einer fragt ihn, indem er Daumen und Zeigefinger miteinander reibt, ob denn auch hier:'n bißchen Pinkus-Pampus bei ist. Zille, verschmitzt über seine Brille weg, zieht die Unterlippe hoch.Neeee... et kost' nischt und et jibbt nischt bosta!" Als er geht, steht die ganze hemdeärmelig« Gesellschaft auf der Straße und guckt ihm nach. Daier Zille ist ihnen ja nicht bloßder Bildermann", ist ihnen'ne Art Unparteiischer, in dessen Augen und Herzen ihr bißchen erbärmliches Dasein zur Geltung kommt und der sich freut, wenn sie ihm mal'ne Postkarte schreiben. Einer meint, Zill« schaukele immer so nach einer Sett«. Sie lochen bis derNußbemmwirt", fast bös«, dazwischen fährt:So- wat is nich bei Zill'n; der hat eben bloß wieder halb Berlin in eene Tasche."

Der fixe Junge. Von Hans Bauer. Oswald Spengler hat in seinem letzten Werk, demAufbau des neuen Reiches dekretiert, daß derfixe Junge" das neu« Ideal zu sein habe. Der fix« Junge: das ist einer, der jeder Situation gewachsen ist, der sich in alles hineinfindet. Ich kenne denfixen Jungen"(wer kennt ihn nicht!). In der Schule war er fleißig ober es beschränkte sich sein Fleiß auf jene Arten von Arbeiten, die irgendwie auf das sichtbare Resultat der Zensuren von Einfluß sein tonnten. Für die literarischen Zirkel war er nicht zu haben. Beim Militär avanciert« er schnell, obgleich er für den Krieg wenig schwärmte und der Würde, die di« Achselstücke oerleihen sollten, mit Skepsis begegnete. Er behandelte sein« Untergebenen nicht schlecht, aber es fiel ihm auch nicht ein, die geringsten Opfer für sie zu bringen. Im Berufsleben organisiert er. Das Material, aus dem er formt, sind ein Finanzier auf der«inen und die Angestellten auf der anderen Seit«. Geht das Unternehmen pleite, so hat der Finanzier sein Geld verloren, gedeiht es, so haben seine Angestellten die Arbeit zu leisten. Der fixe Junge: der ist nie festgelegt. Der will nicht die Welt ändern, er stellt sich auf sie ein. Er jongliert mit den Energien. Er

will benutzen, nicht nützen. Er weiß um die Relativität aller Dinge und spielt die Absolutheiten gegeneinander aus. Er ist nicht über- zeugt: er überzeugt die anderen. Er ist bei nichts mit dem Herzen, aber er appelliert an sie. Der fixe Jungepaßt in die Welt". Er steht über ihren kleinen Eitelkeiten und hat keine Marotten. Der fix« Jung« ist ein Ideal: das der praktischen Vernünftigkeit. Und Oswald Spengler , sein Prophet, ist wie jener Bauer, dem Gott das Wetter nicht recht machen konnte und der von ihm deshalb den Austrag bekam, sich selber das Wetter zu machen. Da ließ der Bauer di« Sonn« scheinen und den Regen gießen, daß es eine Lust war. Und di« Aehren schössen in die Höhe und wurden groß und dick. Aber als die Zeit der Ernte kam, stellte ssch heraus, daß sie alle taub waren. Denn der Bauer hotte den Wind und den Sturm vergessen.

Förderung des Ehorgefanges. Der preußische Kultusminister bat soeben einen Erlaß über die Förderung des Chorgesanges an die Oberpräsidenten herausgegeben, der unter anderen folgende Bestimmungen enthält: Auf Grund der übereinstimmenden Berichte läßt sich erkennen, daß zum Unterschiede von den größeren Städten, wo der Chorgesang in den vorhandenen Fach- dirigenten feine natürliche Stütze und Führung findet, das Land unmittelbar auf die L« h r e r s ch a f t als Träger der musi- kalifchen Volksbildung angewiesen ist. Deshalb sollen möglichst an Orten, in denen es an geeigneten Dirigenten fehlt, solche Lehrer berufen werden, die die Befähigung zur Leitung von Choroereinen besitzen. Zur Förderung des heimatlichen Volksliedes werden in nächster Zeit landschaftliche Liederbücher erscheinen, die unter Förderung des Ministers vom Verband deutscher Vereine für Volkskunde und von der preußischen Valksliedkommission heraus- gegeben werden. Weiter hat der Minister die Kommission für das deutsche Volksliederbuch ersucht, ein V ol k s l i e der b u ch für die Jugend herauszugeben, das ebenfalls demnächst erscheinen wird. Da das Wettsingen meist nur zu äußerlichen, virtuosenhaften Kvaftentfaltungen führt, so muß eine staatlich« Unter- stützung von Wettbewerben unbedingt abgelehnt werden. In einzelner Provinzen haben Choroereine auch eine reiche k a r i- tatioe Mitarbeit durch Gesangsdarbietungen in Kranken- Häusern, Altersheimen und Gefängnissen entfaltet. Auch Konzerte auf öffentlichen Plätzen sind durch Chorvereine vielfach veranstaltet morden. Diese der allgemeinen Volksbildung dienende Tätigkeit soll künftig von den beteiligten behördlichen Stellen ganz besonders aufmerksam verfolgt und gefördert werden. Rudolf voa Lavan wird am 1 Oktober 7'/, Uhr in der Kunstausstellung Der Sturm', Potsdamer Str. 134»' einen Vortrag über.Tan». rhythmen und Tanzjormen' halten. Die.Tode, strahlen-»In Ddavlasiegebttde. Ter Physiker Richardson. der im Aujtiagi der amerilanischen Regierung die sogenannten Todes- strahlen untersucht hat. hat seinen Bericht dem Kongreß vorgelegt. Indem Berichte heißt eS. die genannten Strahlen seien nicht vorhanden; auch die Strahlen, mit denen die Deutschen die französischen Flugzeuge ,um Abstiea gezwungen haben sollen, bestehen nur im Reiche der Phantasie.