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andeutet, daß wir von mehreren Personen um Veröffentlichung er­sucht worden seien, so ist ihr auch hier wieder, wie so oft, ein fleiner " Irrtum" unterlaufen. Von den in dem Kommunistenblatt ge= nannten Personen haben wir nur einen Herrn Klinowski fennen gelernt, der allein bei uns war. Er gab an, daß auch eine Frau verhaftet worden sei, fagte aber nichts davon, daß man sie mißhandelt habe. Von dieser Mißhandlung er fahren wir erst jeht aus der Roten Fahne". Wir wundern uns, daß man uns nicht ebenso wie dem Kommunistenblatt das Attest mitgeteilt hat. Die verlogene Ausschlachtung gegen den Bor­märts" ist echt mostomitisch.

feien. Wie sehr haben Berichte über Kapitalflucht, Schlemmerei,| dem Wort Blödsinn" abzutu. Wenn die Rote Fahne" reaktionäre, monarchistische und militaristische Umtriebe bei uns, politische und gesellschaftliche Ungefchichichkeiten deutscher   Stellen die Sommlung von Millionen Dollar erschwert! Es verdient Er­mähnung: Die größten Beiträge stammen aus jüdischen Kreisen, un­geachtet des in Deutschland   fich austobenden Antisemitismus, 100 000 Doller allein Don Julius Rosenwald  , Chicago  ! Was tun eure Reichsten, die trog Krieg und Inflation nicht ver­armten, nicht entbehrten?" immer wieder hörte ich drüben die Frage. Die Antwort fonnte auf viel Gelbsthilfe hinweisen, 21 Mil­tionen Goldmark hat Deutschland   selbst, gegenüber etwa 53 Millionen ameritomischer Spenden, zum Speisungswert beigesteuert. Es gibt für uns fein wünschenswerteres Ziel! Wir haben die volle Wahrheit des Wortes erfahren, daß Geben feliger denn Nehmen, und unfeliger noch als Nehmen Bittenmüssen ist. Aber der Zeit­puntt, wo wir nicht mehr bitten wollen, ist nicht gleichbedeutend mit dem Tage der Einstellung unserer Kinderhilfsoftion.

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It fie etwa nicht mehr nötig? Die neue Dentschrift, ble des preußische Ministerium für Volkswohlfahrt dem Landtag vor­legt, gibt Antwort. Eine neue Entbehrungsperiode der Kinder ist angebrochen. Arbeitslosigkeit und geringe Einkommen wirten sich aus. Kartoffeln, Rüben, Kaffee- Erjak, minderwertiges Brot sind Hauptnahrung. In zahlreichen Städten 40 Broz. unterernährt, mit unter 50, 60 bis zu 90 Proz.! Ein Zehntel Einzuschulender zu der der tiefste Stand der Nachkriegszeit erreicht. Viermal so viel

tuberkulosefrante Kinder wie 1913!

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Vor kurzem hat die Genfer Internationale Ber: einigung für Kinderhilfe" eine Proflamation der Rechte des Kindes" veröffentlicht, zahlreiche Staaten aller Weltteite haben sie unterschrieben. Sie verficht primärste Lebens­rechte. Wir in Deutschland   konnten dieser Proflamation unsere Berfaffung gegenüberstellen, die weit mehr als dies dem Kinde ver­heißt, wir konnten auf unser neues Jugendwohlfahrtsgeseh hin­weisen, das überall, wo es im Ausland bekannt wird, als starter Aktivposten für das neue Deutschland   wirkt. Um so tragischer ist der Gegensah zwischen diesen Rechten und der allgemeinen Kinder­not. Wir stehen noch auf unabsehbare Jahre unter dem Drud schwerster Lasten fie dürfen trotz allem nicht daran hindern, einer ganzen jungen Generation Gefundung und Schutz zu geben. Hier ist die wirklich nationale Tat, die zugleich uns in der Achtung der Welt erhöht. Die erste und selbstverständliche Forderung, des Kine des, Anspruch auf Nahrung, verlangt Fortführung der Speisung aus deutschen   Mitteln, unter Erfassung aller Hungernden, der Vorschul­pflichtigen, Schulkinder, Jugendlichen, ouch der werdenden Mütter, benen es nie schwerer ward denn heute, sich der Mutterschaft zu freuen.

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Und so schön ein Kinderdantfest ist möge bald der Tag kommen, wo Kinder für Stillung ihres Hungers, für Erhaltung ihres Lebens nicht zu danken brauchen, wo inderhilfe" zu rücktritt hinter allgemein anerkannten Grundsätzen von Kindes­recht" und Gemeinschaftspflicht". Adele Schreiber  .

100 Jahre Friedrichwerdersche Oberrealschule. Aus den Kämpfen um eine neue Schulart. Die Friedrichwerderiche Oberrealschule, die bisher ihr Heim in der Niederwallstraße hatte und seit diesem Jahre in die leer gewor­denen Räume des Sophiengymnasiums in der Beinmeisterstraße übergesiedelt ist, feiert jetzt die 100. Wiederkehr ihres Gründungstages. Im Herbst 1824 wurde sie nach long­wierigen Verhandlungen und noch Heberwindung schwerer Wider stände als Berliner Gewerbeschule" gegründet, um jun­gen Leuten, die einen gewerblichen Beruf ergreifen wollten, eine höhere Borbildung zu geben. Sie fdyloß die alten Sprachen aus und machte die Mathematik, die Naturwissenschaften und die neuen Sprachen zu den Hauptmitteln ihrer Bildungsarbeit. Die Jubelfeier begann gestern in der Schulmula mit einer fest lichen Sizung, an der sich mit dem Lehrerkollegium und den Bertretern von Behörden viele frühere Schüler und Eltern jetziger Schüler beteiligten. Glückwünsche überbrachten u. a. vom Unter­richtsminifterium der Geheimrat Megner, Dom Magistrat der Stadt­rat Benede( ber zurzeit den beurlaubten Oberstadtschulrat Baulsen vertritt), vom Bezirksamt Mitte der Stadtrat Herrmann. Der jetzige Direttor Dichoff schilderte in seiner Festrede die Ent­stehung der Schule, die mit Erbitterung geführten Kämpfe", bei Denen ,, nicht Schulmeinungen. sondern Lebense richtungen, ja Weltanschauungen" in Frage famen. Er zeigte, wie die damalige Regierung das Verlangen nach dieser neuen Schulart zunächst von ihrem engen Gefichtsfreis aus be­handelte, wie veraltete und überholte Anschauungen erst allmählich Ser besseren Einsicht wichen, wie noch lange nach dem Zustande­kommen der neuen Schule über ihre Arbeit manche verständ nislofe Urteile geäußert wurden, die man heute nur mit Lächeln und Kopfschütteln fejen fönne. Uns fiel bei dieser Rückschau ein, daß wir auch heute in einer Zeit leben, die um Reues in der Schule ringt, um Neues, das von noch viel höherer Bedeutung ist, als der damalige Bruch mit der alten Lateinschule. Wie mag man, frogen mir hier, nach abermals hundert Jahren über die Beschränktheit und Nieder tracht urteilen, mit der die heutigen Vorfämpfer für die erstrebte neue Schule von ihren Gegner angegriffen und verfolgt werden!

So schwindelt das Kommunistenblatt.

Die Rote Fahne  " ist bemüht, eine in der Schönhauser Allee   am 9. September vorgefoninenen 3usammenstoß zwischen Belizei und Publikum in ihrer bekannten Art gegen den Vorwärts" auszuschlachten. Vor einigen Tagen brachte sie die Karikatur eines Polizeileutnants mit einem vom Blut schwer mißhandelter Personen triefenden Säbel und sagte dazu: " Der Borwärts" lehnte die Veröffentlichung einer Beschwerde der Betroffenen brüst ab, weil sein Parteigenoffe Richter dadurch schwer belastet würde." Das sollte so aussehen, als ob beim Vorwärts" irgendwer die Rücksicht auf den Polizeipräsidenten  Richter als Grund der Nichtveröffentlichung angegeben hätte. Selbstverständlich hat bei uns niemand etwas Derartiges gesagt, und wir lassen uns auch niemals in unserer Entscheidung über Ber­öffentlichung oder Nichtveröffentlichung von irgendwelcher Rücksicht auf den Polizeipräsidenten leiten. Die Rote Fahne  " veröffentlicht jegt unter erneutem Hinweis auf jenen Zusammenstoß ein ärzt= liches Attest, in dem festgestellt wird, daß der Körper einer mit­betroffenen Frau Hemp Merkmale von schweren Miß hand= lungen aufmeift. Hierzu bemerkt das Blatt:" Frau Hemp ist dem­nach sehr erheblich mißhandelt worden, nicht weniger die anderen ge­nannten Personen, die den Vorwärts" um Veröffentlichung des Standals ersuchten. Bon einem der Vorwärts"-Redakteure wurden die Angaben der Mißhandelten als Blödsinn" bezeichnet." Das foll wieder so aussehen, als ob wir die in diesem Attest gegebene Dar­stellung gefannt und als" Blödsinn" abgelehnt hätten. Keinem bei uns ist es eingefallen, Angaben über Mißhandlungen einfach mit

Noch einmal die Straßenbahnunfälle. Wer hat Schuld?

Man schreibt uns: Bei den zahlreichen Straßenbahnumfällen der letzten Woche ist von der Direktion der Straßenbahn eigentlich immer wieder nur betent worden, daß der Fahrer die Schuld trage und daß im Gegensatz zu der Behauptung der Fahrer die Bremsen der einzel­nen Wagen richtig funktioniert hätten. Diesen Behauptungen muß entschieden widersprochen werden. Ein gut Teil Schuld an den Straßenbahnunfällen trägt entschieden auch die Direktion der Straßenbahn. Der Betrieb. so wie er heute von der Direktion ein­gerichtet ist, enthält mehr Gefahrenquellen als früher. Bunächst einmal: Die Fahrzeit auf den einzelnen Linien ist zum Teil in nicht geringem Maße verkürzt worden, ohne daß für eine Berkürzung der Beitfolge der einzelnen Wagen Sorge getragen worden wäre. Dadurch würde der Ueberfüllung der Wagen vor­gebeugt und übermäßiger Aufenthalt an den einzelnen Haltestellen vermieden, so daß der Fahrer nicht mehr gezwungen wäre, die jetzt an den Haltestellen dauernd entstehenden Zeitverluste durch über­mäßig schnelles Fahren auszugleichen. An fich liegt die Verkürzung der Fahrzeit durchaus im Interesse des großstädtischen Verkehrs, und es wäre dringend zu wünschen, wenn eine einwandfreie Regelung der Zeitfolge die verkürzte Fahrzeit ohne Heraufbeschwörung von Ge­fahren einzuhalten ermöglichte. Bei dem schweren Straßen bahnunglüdam Nonnendamm in Spandau  ( wir haben im gestrigen Morgenblatt darauf hingewiesen, daß sich die einzelnen dabei Beteiligten direft widersprechen. D. Red.) muß darauf hin­gewiesen werden, daß an all den Stellen, wo sich sogenannte H- Tafeln, d. h. Gefahrentafeln befinden, diese am Abend nicht beleuchtet sind. Der Fahrer, der häufig die Strede ge­fahren ist, weiß wohl, wo H- Tafeln stehen und richtet seine Fahrt danach ein. Es gibt aber auch Fälle, wo die Fahrer nicht so genau Bescheid wissen, daß es durchaus notwendig erscheint, die Ge­fahrentafeln bei Eintritt der Dunkelheit zu be.

leuchten.

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Was das angeblich stets gute Funktionieren der Brem­fen bei Probefahrten anbetrifft, so muß betont werben, daß Probefahrten, bei denen ja meistens außerordentlich und sorg­fältig vorgegangen wird, feinen einwandfreien Prüfstein für das Funktionieren der Bremse abgeben. Außerdem tommt es vor, daß die Probefahrten mit leeren Wagen unternommen werden, während es doch selbstverständlich ist, daß der mit Bassagieren gefüllte, in der jeßigen Reit nicht selten überfüllte Straßenbahnwagen ganz anders auf die Bremse reagiert. Endlich muß auch noch darauf hingewiefen werden, daß der zu lange Dienst und die schlechte Be­zahlung die Sicherheit des Betriebes nicht gerade erhöhen. Das Fahrpersonal hat heute 13 bis 14 Stunden Dienst am Tage. Da­zwischen liegt, bedingt durch die Haltezeiten, eine Baufe von 1 bis Stunden den Tag über. Neben diesem Dienst muß aber auch noch die Zeit in Anschlag gebracht werden, die mit der Abrechnung auf den Bahnhöfen vergeht. Der Verbrauch an Nervenkraft ist bei den im Großstadtverkehr Tätigen so groß, daß selbst die achtstündige Arbeitszeit noch reichlich lang erscheint. Arbeitszeiten, wie sie hier gefordert werden, erhöhen das Gefahrenmoment in geradezu frevel­hafter Weise. Die Bezahlung des Personals ist überaus gering. Am Anfang erhält der Führer 53 Pfennig und der Schaffner 51 Pfennig die Stunde, nach einem halben Jahr erhöht sich dieser Lohn um 2 Pfennig pro Stunde.

Erdrufsch in der Fontanestraße. Als gestern nachmittag gegen 1% Uhr ein mit Ziegelsteinen beladener Laftkraftwagen mit An­hänger die Fontanestraße entlang fuhr, sanf plöglich vor dem Haufe Nummer 14 unter dem Anhänger der Boden ein. Es

Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 25. September.

Tageseinteilung. 10 Uhr vorm.: Bericht über die Kleinhandels­preise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. 10,15 Uhr vorm.: Erste Bekanntgabe der neuesten Tagesnach­richten. 11.35 Uhr vorm.: Funkbörse( Die Notierungen der Berliner  und Hamburger Produktenvorbörse). 12.15 Uhr nachm.: Kurzer 12.55 Uhr nachm.: Uebermittlung des Zeitzeichens. 1.05 Uhr nachm.: Tendenzbericht der Berliner   Vorbörse( nur Montag bis Freitag). Zweite Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Wetterdienst. 2.15 Uhr nachm.: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börse( nur Montag bis Freitag). 3 Uhr nachm.: Funkbörse( Die amtlichen Notierungen der Berliner   und Hamburger Produkten- und Vieh­börse; amtliche Devisen). 4 Uhr nachm.: Funkbörse( Getreide cif. Hamburg  ; Berliner   Kolonialwaren- Großhandelspreise).

4.30-6.30 Uhr nachm.: Unterhaltungsmusik( Berl. Funkkapelle). 1. Liebesduett Marina und Dimitri aus der Oper Boris Godunow  ", Mussargsky. 2. Ouvertüre zu Egmont", Beethoven  . 3. Klagendes Gedenken, Dvorák  . 4. Fantasie aus der Oper Die toten Augen", d'Albert  . 5. Ave Maria, Bach- Gounod. 6. Liebeslieder, Walzer, Joh. Strauß. 7. Potpourri aus der Operette Die schöne Helena  ", Offenbach  . 8. Mein letzter Gruß, Marsch, Herzer. Während der Pausen: Ratschläge fürs Haus". 7.45 Uhr abends: Vortragsreihe Berufsberatung". IV. Vortrag. Herr Oberregierungsrat Dr. Bogusat, Mitglied des Reichsgesundheitsamtes Psychotechnische Er­ziehungsprüfung im Dienste der Berufsberatung". 8.30-10 Uhr abends: III. Sonderveranstaltung der Funkstunde unter Mitwirkung von Herta Dehmlow, Kammersänger Georg Baklanoff, Maurits v. d. Berg, Prof. Georg Schumann  . 1. a) Ave Maria, Schubert­Wilhelmy, b) Rondo, Mozart- Kreisler( Maurits v. d. Berg, 1. Konzert­meister des Berliner   Philharmonischen Orchesters). 2. a) Im Abendrot, b) Der Tod und dás Mädchen, c) Seligkeit, Schubert  ( Herta Dehmlow). 3. Impromptu B- dur, Schubert  ( Prof. Georg Schumann, Klavier). 4. Arie aus der Oper, Der Maskenball", Verdi ( Kammersänger Georg Baklanoff). 5. a) Rondino, Beethoven­Kreisler, b) Spanischer Tanz, Sarasate  ( Maurits v. d. Berg, 1. Konzert­meister des Berliner   Philharmonischen Orchesters). 6. a) Verborgen­heit, b) Daß doch gemalt all' deine Reize wären, c) Weylas Ge­sang, d) Morgenhymne, Hugo Wolf  ( Herta Dehmlow). 7. Drei Stücke aus Dur und Moll a) Walzerträume, b) Ländler, c) Zur Jagd, Georg Schumann  ( Professor Georg Schumann  , Klavier). 8. a) Arie aus der Oper Rigoletto", Verdi, b) Das Credo des Jago way- Flügel: Kapellmeister Otto Ürack. Anschließend: Dritte Be­aus Othello", Verdi( Kammersänger Georg Baklanoff). Am Stein­kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30-11.30 Uhr abends: Tanz­musik.

| entstand ein etwa 2 Meter langes und einen halben Meter breites Loch sowie ein hohlraum von etwa 15 Rubitmeter Inhalt. Allem Anschein nach hat das aus einem defeft gewor= denen Rohr ausgeströmte Wasser das Pflaster unterspült. Die Stelle wurde sofort polizeilich gesperrt.

Die Ehe des Grafen Pfeil.

Die unerquicklichen Zwiftigkeiten zwischen dem Grafert Pfeil und seiner früheren Gattin, der Tochter des verstorbenen Hofbaurats Heim, des Erbauers der Stadtbahn, die schon zu wiederholten Malen die Deffentlichkeit beschäftigt haben, wurden jetzt wieder einmal vor der Straftammer des Landgerichts III   in lang= wieriger Verhandlung aufgerollt. Die frühere Gräfin Stephanie Pfeil ist jetzt mit einem Baron v. Romer verheiratet und hatte gegen ihren früheren Ehemann Strafantrag wegen schwerer Körper­verletzung gestellt. Der Vorfall liegt ebenfalls bereits fünfeinhalb Jahre zurüd.

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Im März 1919 war Graf Pfeil   in Begleitung seines Sohnes in der Wohnung seiner früheren Frau in der Giesebrechtstraße er­schienen, um die Herausgabe verschiedener ihm vom Gericht zuge­mit der Behauptung auf, daß sie bei dieser Gelegenheit von dem sprochenen Möbel zu verlangen. Frau v. Romer trat hinterher Grafen in Gegenwart ihres eigenen Sohnes schwer mißhan= delt worden sei. Sie hatte auch ein ärztliches Attest vorgelegt, nach welchem ihr Körper Spuren einer schweren Mißhandlung auf­wies. Das Schöffengericht Charlottenburg   hatte den Grafen Pfeil zu 500 M. Geldstrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte R.- 2. B. Bloch Berufung eingelegt, aber auch die Nebenklägerin hatte durch R.-A. Bahn Einspruch gegen das Urteil erhoben. Vor Eintritt in die Verhandlung legte der Vorsitzende des Berufungs­gerichts den Parteien nahe, endlich Frieden zu schließen. Die Ehe fei vor 17 Jahren geschieden und sie hätten doch wohl beide tein Interesse, immer wieder ihre schmutzige Wäsche vor der Deffent­lichkeit zu waschen. Die Nebenflägerin wollte aber unter feinen Umständen auf die Vermittlungsvorschläge des Vorfißenden ein­gehen und meinte: Wenn man schmutzige Wäsche habe, so müsse man sie auch waschen." Graf Pfeil   bestritt, sich an seiner früheren Frau vergriffen zu haben und bezeichnete deren Angaben als hyste­rische Erfindungen. Vom Gericht war Med.- Rat Dr. Stör mer geladen, um sich über den Geisteszustand der Nebentlägerin zu äußern. Diese ist im Jahre 1918 an schwerer hysterischer Psychose ertranft gewefen und war in der Irrenanstalt Dall­dorf untergebracht. Zur Zeit der Vorkommnisse war sie jedoch be= reits als geheilt entlassen. Von beiden Seiten waren zahlreiche Leumundzeugen geladen worden, durch die die ganzen unliebfamen Borkommnisse in der Chegeschichte des Baares aufgerollt wurden. In einer sehr peinlichen Situation befand sich der junge Graf Pfeil, der als Zeuge zwischen seinen leiblichen Eltern vor dem Gerichtstisch auftreten mußte. Nach seiner Behauptung hat der Bater sich feiner Ausschreitung gegen die Mutter schuldig gemacht. Diese habe der Vater sofort mit sehr häßlichen Vorwürfen überschüttet und alsbald um Hilfe geschrien. Sie wollte zum Fenster, um dieses mit einem Schirm einzuschlagen. Der Vater habe sie am Arm zurückgerissen, worauf sich die Mutter zu Boden geworfen hatte. Darauf hätten sich Vater und Sohn entfernt. Uebrigens hat der junge Graf Pfeil bei diesem Besuch feine Mutter zum ersten Male gesehen, da er noch sehr flein war, als die Che geschieden wurde. Die Nebentlägerin richtete an ihren Sohn zahlreiche Fragen, bei denen sie ihn mit Herr Die Verhandlung zog fich bis 3euge" und Sie" anredete. in die späten Abendstunden hin.

Die falsche Ehefrau.

Großes Aufsehen erregte im Dezember v. J. die Verhaftung einer Beugin wegen dringenden Verdachts des Meineides in öffent licher Gerichtssigung. In einem Strafprozeß gegen einen Bau­arbeiter Sch. wurde als Hauptbelastungszeuge eine Frau Erna se. bernommen, und der Angeklagte hatte einen Beweis gegen die Glaubwürdigkeit der Zeugin angetreten. Bei ihrer Vernehmung gab die Zeugin an, daß fie die Ehefrau des in demselben Hause mit Sch. wohnenden Buchhalters Hermann N. fei. Der damalige Angeklagte bestritt das und behauptete, daß fie mit seinem Freunde K. in wilder Ehe zusammenlebe. Trotz dringender Vorbaltungen blieb die Zeugin bei ihrer Behauptung und erklärte, daß sie seit Juni 1916 mit Hermann R. verheiratet sei. Als dann der angeba liche Ehemann in den Saal gerufen wurde, mußte er unter seinem Eide eingestehen, daß die Zeugin mit seinem Better gleichen Namens, einem verschollenen Decoffizier, verheiratet sei und seit dem von der Beugin angegebenen Beitraum bei ihm als seine Wirtschafterin und Geliebte wohne. Dieser Vorgang hatte jegt ein gerichtliches Nachspiel gegen Frau Erna K., die unterdessen wieder auf freien Fuß gesezt worden war, in Gestalt einer Antflage wegen wiffentlichen Meineides. Der Verteidiger machte für die Angeklagte den Milderungsgrund geltend, daß sie sich bei Angabe brus, bezichtigt haben würde. Das Schwurgericht kam zu der­Der Wahrheit selbst einer strafbaren Handlung, nämlich des Ehe­felben Auffassung und verurteilte die Angeklagte zu sechs Mo= aten Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Außerdem wurde ihr die Eidesfähigkeit abgesprochen.

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Wieder eine Denkmalenthüllungsfeier. Zehntausendmal ist uns in Wort und Schrift von den patentierten Nationalen versichert worden, und zwar zufälligerweise immer dann, wenn es sich um eine Ehrung der Republik   und des republikanischen Gedankens handelte, daß jezt keine Zeit zum Feiern sei. Sie selber aber strafen ihre eigenen Worte täglich Lügen. Bor uns liegt ein großes vierfeitiges auf gutem Bapier enggebrudtes Mitteilungsblatt des Denkmalausschusses zur Denkmalenthüllungs­feier des ehemaligen Garde Fußartillerieregi­ments, die am 27. und 28. September in Spandau   vor sich gehen foll. Niemand wird etwas dagegen einzuwenden haben, wenn es gilt, in würdiger, schlichter Form die Toten des Weltfrieges zu ehren. Was hier aber in Spandau   beabsichtigt wird, scheint alles andere als schlicht zu sein, und ob es würdig sein wird, muß abgewartet werden. Wie die Schlichtheit dieser Patentnationalen aussieht, dafür nur im Mitteilungsblatt hr Hinweis für den 28, September, an dem möglichst mit Uniform, Helm, Orden, Ehrenzeichen, Fest, Vereins­und Waffenabzeichen angetreten" werden soll. Heuchlerisch wird jedoch weiter in dem Mitteilungsblatt bemerkt, daß es nicht auf den Rock, sondern auf den Mann und sein Garde- Fußartilleristenherz antommt". Albern wirkt es heute auch, wenn man am 27. Sep­tember ausgerechnet die 54. Wiedertehr des Tages der Eroberung von Straßburg  " feiern will. Das Tollste aber fommt noch. Auch die der aktiven Reichswehr   angehörige Traditions­batterie beteiligt sich an dieser merkwürdig aufgezogenen Dentmal­enthüllungsfeier. Es heißt darüber in den Mitteilungen: Nach be­endeter Aufstellung: Anmarsch der Traditionsbatterie, darauf Ab­

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