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Selbstentäußerung treiben, wie sie grotester nicht ausgedacht| tiar. Die Deutschnationalen müssen flipp und flar er 1 merden tonn. klären, daß sie gewillt sind, loyal an der Durchführung der Die Germania " fordert daher von den Deutschnationalen, vom Reichstag beschlossenen Dowes- Gefeße mitzuarbeiten. Bei den fie müßten sich ,, präziser als sie es gestern getan, zur bisherigen Politik der Mitte befennen und ihre Bereitwilligkeit aussprechen, auch zusammen mit der Sozialdemo tratie eine Regierungsumbildung vorzunehmen".
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Wir haben nicht das geringste dagegen, daß den Deutschnationalen die entsprechenden Fragen gestellt werden. Bielleicht veranlaßt diese Herren ihr unwiderstehlicher Drang, in die Regierung zu kommen, auch noch zu einem Treueschwur zu Schwarzrotgold und Republik . Vielleicht begeistern sie fich diesem Ziel zuliebe noch für die Er füllungspolitik und befehren sich am Ende noch zum perfemten Margismus". Bis jetzt sind aber in ihrer Bresse noch feine Anzeichen einer solchen Wandlung wahrzunehmen, und heute noch gibt die Kreuz- Zeitung " auf die fieben Fragen des demokratischen Abgeordneten Erfelenz eine Antwort, die an großmäuliger Unverschämtheit ihres gleichen sucht. Von einer Außenpolitif, wie sie die Demofraten betrieben wissen wollten, fönne ,, natürlich feine Rede fein". Glaubt die, Germania " ernstlich, daß die Sozialdemokratie mit der Kreuz- Zeitungs"-Partei gemeinsam Bo
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litif machen tönnte?
nun beginnenden Verhandlungen, die vom Reichskanzler alsbald ergeleitet werden sollen, wird den Deutschnationalen ein Bro. gramm vorgelegt werden, dem sie ihre volle Zustimmung geben müßten; anderenfalls ist ein Zusammenarbeiten unmöglich."
Wo Deutschnationale regieren...
In Mecklenburg- Schwerin hat die deutsch national. voltsparteilide Roalition die sozialdemokratisch- demofratische abgelöst. Nun herrscht Brandenstein mit volksparteilicher Hilfe und unter wohlwollender Duldung durch die Bölkischen. Welche Wirkungen diese Regierung politisch ausgelöst hat, ist schon oftmals besprochen worden. Aber auch kulturell fäßt die Reaktionsregierung die wichtigsten Einrichtungen des Landes verfallen. Das Professoren- Kollegium der medizinischen Fa fultät der Universität Rost od wendet sich in einem Not fchrei an die Deffentlichkeit, in dem die furchtbare Lage der Uni persitätsfliniten erschütternd dargestellt wird. Trotz aller Bemühungen der Universitätsbehörde hat sich die deutschnationalvolksparteilich- völkische Regierung nicht bewogen gefühlt, die notWenn die Stimme der Germania " die Stimme des wendigen Mittel zur Ausgestaltung der Kliniken der Landesunivers Zentrums ist, dann steht fest, daß 3entrum und Demofität zu beschaffen. Aus den Schilderungen des Professoren fratie den ,, Volksgemeinschafts"-Schwindel der Volkspartei Kollegiums werden in einem Bericht der„ Berl. Tagebl." folgende nicht mitmachen und den Bürgerblod ablehnen. Tatsachen herausgegriffen: Dann aber hat der Bürgerblock feine Mehrheit im Reichstag, ist er parlamentarisch nicht lebensfähig. Jetzt schon steht fest, daß die Volkspartei wieder einmal ohne Not eine be= stehende Regierung ins Wanten gebracht hat, ohne im mindesten zu wissen, was an ihre Stelle zu setzen sei. Im Bunde mit den Deutschnationalen ist sie den Parteien in den Rücken gefallen, mit denen sie der Form nach auch heute noch zu einer ,, Arbeitsgemeinschaft der Mitte" verbunden ist. Zentrum und Demokraten machen jetzt mit der Loyalität der Bolkspartei dieselben Erfahrungen, die die Sozialdemokratie schon im vorigen Jahr gemacht hat.
In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, ob es nicht höchste Zeit wäre, mit dieser Krisenschieberei von hinten herum zu brechen. In parlamentarisch regierten Ländern gilt die Regel, daß eine Regierung bleibt, wie sie ist, solange fie nicht in öffentlicher Parlamentssigung in einer entscheidenden Frage unterlegen ist. Diese Regel ist entschieden viel gesünder als die Gewohnheit, die sich in Deutschland eingenistet hat, Regierungen auf dem Wege fraktioneller Balastrevolutionen und dunkler Machenschaften hinter den Kulissen zu erledigen. Die widerlichen Erscheinungen, die ein solches Treiben zur Folge hat, werden dann auf das parlamentarische System" abgeschoben, mit dem sie nichts zu tun haben. Was jetzt in Deutschland praktiziert wird, was wir seit dem 29. August schaudernd erleben, ist gar kein Parlamentarismus, sondern eine etelhafte Schachermachei und ein Beweis mehr dafür, daß man in der Republik und unter dem parlamentarischen System Politik nur mit Parteien treiben tann, die den Geist der Republik und der Demokratie in sich aufgenommen haben. Erst wenn diese Erkenntnis aus dem Bolt heraus in die Bolksvertretung fräftig hineinwirft, wird die innere deutsche Krile ihre mirkliche Lösung finden.
Die Verhandlungen mit den Parteiführeru. Wie die Telegraphen- Union von unterrichteter Seite erfährt, merden die Führer der Regierungsparteien nach den bisherigen Dispofitionen des Reichskanzlers am morgigen Donnerstag nachmittag empfangen werden. sprechungen werden sich dann in den folgenden Lagen Verhandlungen mit den Führern der Deutschymationalen und der Sozialdemo= tratie duschließen. Ein genauer Zeitpunkt hierfür läßt sich aber erst nach dent Empfang der Führer der Regierungsparteien sagen.
Die Erklärung ,, unklar".
An diese Be=
Köln, 1. Oktober. ( Mtb.) Zu dem Ergebnis des deutschnationalen Bertretertags schreibt die Kölnische Bolkszeitung":" Die in der Entschließung gekennzeichnele Stellung der Deutschnationalen ist un
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Weißglitzernde Conne liegt über der elsässischen Ebene. Noch einmal nimmt der Spätsommer alle Kraft zusammen und glüht durch das Land, tocht die Trauben und dörrt die Felder aus. Wie in den schwülsten Hundstagen steden die blauen Bogejengipfel in flimmerndem Dunst Schläfrig und stumpf grüßen die Burgen icts Tal hinab. Ueberall hängen Trifoloren wie welte Blumen. Im Schatten räkeln sich faul und gähnend französische Soldaten mit den Olivengesichtern der Provence ,
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Die„ Boffische Zeitung" hat vor einigen Wochen ausgesprochen, daß das Elsaß für Deutschland endgültig verloren fei auch fulturell, und daß die Elsässer sich ungefähr völlig dem französischen Leben und Denken angeglichen hätten. Sie macht dabei den glei chen Fehler, den die Fremden" seit 50 Jahren machen, indem sie glaubt, die eisässische Bourgeoisie, die wohlhabende Stadtbevölke. rung, sei bas elsässische Volk. Das ist aber ein großer Irrtum. Zwar ist im Elsaß seit 1918 mancherlei französiert worden. Die jungen Damen in Stcbt und Städtchen schminken sich grauenhaft, und die übrige Bevölßerung schimpft ebenso grauenhaft darüber. Wenn man mit Puder und Schminke das Geficht eines Boltes verändern kann, dann sind Straßburg und Kolmar heute ebenso französische Städte wie Nantes oder Rouen . Hört man aber hinter den alten und jungen Borträtmalereien den groben Fluch eines waderen Bauersmannes, tann fann man noch daran zweifeln, ob Malkasten und Budertopf allein ein Volk verändern können. So eine elfäffische Dame, die sich das ganze Gesicht weiß wie ein Ziriusflown pubert, dann die Lippen und Banger mit blühendem Rot überpinfelt und schließlich die Augenhöhlen schwarz auslegt, fieht aus wie eine schwarzweißrot angemalte Schleiereule. Man ist bei ihrem Anblicke versucht, sich Ludendorff oder Graefe oder gar Ahlemann in dieser aufreizenden Kriegsbemalung vorzustellen.
Im übrigen hat sich aber Strasburg gar nicht verändert. Wie einst schreitet der junge Gocthe auf seinem Sockel frei und leicht ins Leben, und wie einst schaut die herrliche Majestät von Erwins Münster auf das Bolt herab. Diesem Wahrzeichen der alten deut fchen Reichsstadt können Buder und Schminke nichts anhaben. Und wie einst schallt aus den Waschkähnen der Ill das aufgeregte Geschnoiter der Waschfrauen im fingenden Tone des Straßburger Platt. Oben, aber verzieht der alte Fischart unter seinem Meisterhute höhnisch sein Bauerngesicht und wiederholt durch die Jahrhunderte feine faftigen ige über die welschen Godelhähne". Wo einst Wilhelm ber Großvater auf seinem Gaul saß wie eine Großmuiter auf dem
Stuhl, da blühen Rhododendren.
E falendert man durch das alte Straßburg und gedenkt der Beit, om die Pfeiler des Münsters alte deutsche Lieder zur mitternägigen Stunde ertiangen. Die Zeiten sind vorbei. Die
Die chirurgische Klinit leidet dermaßen fortgesetzt unter Ueberfüllung, daß es in der Klinik selbst nicht mehr möglich ist, hygienische Verhältnisse aufrechtzuerhalten. Die Klinit besitzt außer dem Hörsaal, in dem auch die Operationen vorgenommen werden müssen, nur ein Zimmer von 20 Quadratmetern als im= provisierten Operationsraum, der nur Platz für einen Tisch bietet. Die Gefahr der Infektion und die Schwierigfeit, die Instrumente fauber zu halten, ist somit in beiden Räumen fehr groß. Für die Vorbereitung der Kranken zur Operation dient wieder nur ein gleid) großer Raum, in dem täglich bis zu 15 Rrante( Männer, Frauen und Kinder) für die Operation vorbereitet werden müssen. Ebenso fläglich wie die Verhältnisse in den Operationsräumen find die Zustände in der Poli flinit und in der Röntgenabteilung. In einem Raume von 15 Quadratmetern Fläche müssen oft bis zu dreißig Kranfe jeden Alters und Geschlechts auf Abfertigung harren.
Klagen und Beschwerden von Kranken und Aerzten über zu frühzeitige Entlaffung oder gar Abweisung von Kranten gehören zu den täglichen Erscheinungen. Oft fommt es vor, daß Krante felbst in den späten Abendstunden wegen Plazmangels abgewiesen und als Obdachlose an das Polizeiamt verwiesen werden müssen. Unerträgliche Zustände bestehen auch in der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Die Kranten sind hier nach dem Zeugnis der Profefforen fast so schlimm dran wie Gefangene.
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Wie in früheren Verhandlungen und Mitteilungen zur Sprache tam, sind insgesamt zwei Millionen Marf erforderlich, um die Universitätsflinife wieder zu Anstalten zu machen, die den Anforderungen der Zeit wenigstens entfernt nachfommen. Obwohl die deutschnationale Regierung von ihren sozialdemokratischen und demotratischen Vorgängern einen Ueberschuß von drei Millionen Gold mart übernahm, fah fie offenbar feinen Weg, den Landestiiniker, die allerdings weniger den wohlhabenden Kreifen zugute fommen, beizufpringen. Inzwischen hat durch Steverschenfungen an den Großgrundbesitz und andere Maßnahmen die Regierung es ver starben, den Ueberschuß von drei Million n auf etwa das Doppelte tranten von den Künifen meiter abgem tiefen werden, meil an Defizit umzumandeln. Gleichzeitig ater müssen die Lungen. fich fein Raum jhoffen läßt. Die Professorenschaft weift in ihrer Dentschrift nach, daß infolge dieser ungeheuren Mißstände MecklenWährend in der ersten Hälfte dieses Jahres auf 100 000 Einwohner burg einer der übelsten Typhusherde Deutschlands ist. Preußen 9,1 und Baden nur 1,4 Typhusfronte hatte, weist Med
lenburg deren 20,3 auf.
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Der neue Kommunist im Reichstag. Wie dem Kölner Kommu nistenblatt aus Berlin mitgeteilt wird, ist dem Kölner Stadtverord neten, Volksschullehrer Knab, auf Grund der oberschlesischen Reichstagswahlen ein Siz für Oberschlesien auf der Reichslifte übertragen worden.
deutschen Studenten find fort, und der Franzose fingt nicht. Aber da ist noch die alte Beinstube, ein altdeutsches Patrizierhaus mit Butzenscheiben, wo der Liter Wein eine Mark kostet. Hoch lebe die daß ich eine beutsche Zigarette rouche und spricht mich leise an: Rentenmark ! Und hoch lebe der elfäffische Wein! Der Kellner sieht, Sind Sie von drüben?" Auf meine bejahende Antwort fährt er fort:" Für uns ist hier nicht mehr viel Ins, die Franzosen sind mit dem Gelde nicht so großzügig, wie unsere deutsche Kundschaft einst war."
Dann bummele ich durch die alten Gewerbslauben, die jetzt gut französisch arcades" heißen, über den Hohen Steg, der in la haute montée umgetauft ist, und durch die Meisengaffe, jet la rue de la mésange genannt Die Elfäffer lachen borüber. Es ist ja überhaupt ihr einziges unbestrittenes Recht, über den ganzen nationalistischen Trödel zu lachen; denn sie fenen ganz genau jedes der beiden Nachtarvölker, die sich seit Jahrhunderten um den Besitz dieses schönen Landes geftritten haben.
Maffary- Premiere. ( Nollendorf- Theater.)
Stahlhelm und Völkische.
Das Durcheinander in der völfischen und nationalen Bewegung wird sehr deutlich durch einen Aufruf illustriert, den, nach einer Veröffentlichung der völtischen Mecklenburger Warte", die Bundesleitung des Stahlheim an ihre Ortsgruppen versendet. Un alle Stahlhelmführer!
Die Vorgänge bei Gelegenheit der Tagung der Nationalsozia listischen Freiheitspartei in Weimar und die im Anschluß daran veröffentlichten Aufrufe des Generals Ludendorff, in denen zum Austritt aus den nationalen Verbänden Stahlhelm, Wehrwolf, Jungdo usw. und zum Eintritt in den nationalsozialistischen Frontring aufgefordert wird, geben der Bundesleitung Beranlassung, nochmals ausdrüdlich zu betonen, daß eine Beteiligung von StahlhelmFormationen an Beranstalhmgen politischer Parteien fünftig unbedingt unterbleiben muß. Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß unsere Kameraden dem Vorfizenden der Nationalsozialistischen Frei heitspartei auf Paraden Ehrenbezeigungen erweisen und ihm zujubeln, während er gleichzeitig öffentlich dazu auffordert, unsere Organisationen zu zerschlagen. Die Bundesleitung bedauert es grundfäßlich, daß der große Feldherr Ludendorff sich in die Parteifolili? begeben hat. Noch mehr bedauert fie es aber, daß durch das Vorgehen der Nationalsozialistischen Freiheitspartei erneut Verwirrung und Unordnung in den nationalen Kreisen hervorgerufen wird. Die Bundesleitung erwartet von allen Führern, daß sie nunmehr durchgreifen. Wer trotz Handschlags und Eides von uns gehen will, foll gehen. Eine reinliche Scheidung ist besser als der fekige Zustand. Nicht mit verlogenen Phrasen, sondern durch ungeheure Opfer, Selbst- und Manneszucht werden wir Deutschland befreien tönnen, nicht durch monatliche Neubildung von irgendwelchen Berbänden mit den schönen Namen, sondern auch Festigung, Aubau, Berbefferung der bestehenden Organisationen. Der Stahlheim, Bund der Frontsoldaten, wird getreu feinen seit sechs Jahren verfolgten Richtlinien unbeirrt seinen geraden Weg weiter verfolgen und wird auf überparteilicher und überfonfeffioneller Grundlage auch ferner alle die deutschen Männer unter seiner Fahne sammeln, die guten Willens sind und das Vaterland über die Partei stellen.
Dieser Befehl ist in taftvoller, aber eindeutiger Weise sämtlichen Rameraden bekanntzugeben.
Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. gez. Franz Seldte , Bundesvorsitzender.
Der Aufruf gibt den Deutschvölkischen Veranlassung, die„ re inliche Scheidung", von der in ihm gesprochen wird, in dem Sinne zu propagieren, daß alle nicht völkisch zuverlässigen Leute aus dem Stahlhelm hinausbefördert werden. Die Bundesleitung des Stahlhelms wird gegenüber diesen Oberdemagogen sicher feinen leichten Stand haben; die Geister, die sie rief, wird sie so leicht nicht
los werden.
Anleihe- Schwankungen.
An der Börse setzten sich die heftigen Schwankungen für inländische Anleihen heute fort. Die gestern von einigen Blättern als Folge des Anleihesturzes gemeldeten Insolvenzen liegen auch heute noch nicht völlig far. Man handete heute Kriegsanleihe mit 760-770, 3wangsanleihe mit 17-17%, Schuhgebietsanleihe mit 8%-8%, 23er K- Schäße mit 350-360, später mit 330, 24 dergleichen mit 750-770, 3½proz. preuß. Konsols eröffneten mit 14%-14% und wurden mit 13% genannt. An den Effektenmärkten fetzte fich allgemein eine leichte Befestigung durch, die vom Montanmartt ihren Ausgang nahm. Zur Befestigung der Industriewerte tragen wesentlich die Meldungen über einen günstigeren Stand dir privaten Anleiheverhandlungen, sowie der Beginn der deutsch - fran zösischen Handelsvertragsverhandlungen bei.
tägliches Gelb, Bromille, Mountstredite 1½ Prozent monatlich. Die Geldmartilage zeigt eine wesentliche Erleichterungs Die Lage der Devisen ist unverändert.
Bericht über den füdwestdeutschen Republikanerlag in Nr. 458 Ihres Der badische Staatspräsident Dr. Köhler schreibt uns: In den gefchätzten Blattes schreiben Sie, daß nach den Begrüßungsreden der badische Staatspräsident Dr. Köhler gesprochen habe, der der Barteirichtung nach den Demokraten angehört". Ich lege Wert auf die Feststellung, daß ich nicht der Demokratie, sondern wie mein Freund Dr. Wirth dem 3entrum angehöre." Wir hatten den bedauerlichen Fehler, der sich in unserem Vorbericht von der Mannheimer Tagung eingeschlichen hatte, bereits im Hauptbericht am Montag aus eigenem berichtigt.
seinen alten Ruf als Schlagerkomponist. Nicht leicht für die Maffary, dieses Kanonenschiff ohne musikalische Treffer in den Hafen des Erfolgs zu steuern. Sie tut es dennoch, weil sie eben auch dem schwächsten Körper ihr Blut gibt, weil sie aus nichts ein Etmas, aus Halbem Ganzes macht, weil sie lächeln und sprechen und fingen und tanzen fann, weil sie ein unendlich graziöses, liebenswürdiges, musikantisches Geschöpf ist und weil eben, wo sie sieht gut aufgelegten Partner hatte, da Gitla fo fomisch war wie der und geht, Kunstatmosphäre gedeiht. Da sie in ir I einen besonders einstige Thielscher, da die kleine, wienerisch lustige Lya Percival, da Picha und Stieba ihrerseits für Stimmung sorgten, so wurde auch die Zurückhaltung des Bublifums besiegt. Ein Lustspielerfolg, ein Erfolg der Maffarn und ihrer kontrapunktischen Partner, nicht der Operette.
R. G.
Dem Märkischen Museum find in der letzten Zeit für viele Zweige der kulturgeschichtlichen Abteilung wertvolle Erwerbungen geglückt. Auf zwei der wichtigsten, die für die Geschichte Berlins von Bedeutung sind, sei hingewiesen. Die eine ist eine Miniatur. Sie stellt Henriette Bogel bar, jene unglückliche Frau, mit der Heinrich von Kleist am 21. November 1811 in den Tod ging. Dies Bionis, das erste bisher bekannt gewordene, ist fünftle= überlieferung gut beglaubigt. risch nicht gerade hervorragend, aber als Porträt durch Familiens Bei der anderen Erwerbung handelt es sich um zwei Stücke. Es find Kreidezeichnungen von udwig Pietsch aus dem Jahre 1853, die Lina Dunder und ihre Schwester Betty Tendering darstellen. Jene, die Gattin des Bolitikers und Verlegers Franz Dunder, war eine burch Geist und Klugheit ausgezeichnete Frau, um die sich ein Kreis von hervorragenden Persönlichkeiten, Schriftstellern, Künstlern, Gelehr worden vin" schildert Pietsch ihren Salon und spricht dabei einten u. a. gebildet hatte. In seinem Buch Bie ich Schriftsteller ge
mals im Dunderschen House verfehrten, gehörte Gottfried fommene fünftlerische Aufträge waren. Zu den Männern, die da Keller, und seit einigen Jahren wissen wir, daß der Dichter eine leidenschaftliche Neigung zu Betty Tendering gefaßt hatte, die nicht erwidert wurde. Tiefe Spuren hat das Erlebnis in seiner Bossie hinterlassen, wie allein die Gestalt von Dortchen Schönfund im Grünen Heinrich" beweift. So fnüpfen fich an diese beiden Bilder, die ein Vermächtnis der vor kurzem verstorbenen Frau Marie Magnus, Tochter von Lina Dunder, find, reiche und tiefe Erinnerungen.
Aus der„ Geliebten Sr. Hoheit" hätte man die Haupt figur eines satirischen Lustspiels machen können. Der Grundeinfall ist wißig genug, um ein Sprechstück zu tragen. Folgendes nämlich gefchicht: Die Tänzerin Tamara und ihr gerissener Impresario Arel erfinden sich zur Erhöhung des Ruhms und der Sensation einen Prinzen ais Liebhaber. Der schickt täglich Blumen und Telegramme. Reklame. Der Adjutant des Prinzen will die verwegene Frau zur Natürlich alles bestellte Arbeit. Aber es wirft im Zeitalter der Rechenschaft ziehen, verliebt sich aber in sie, nachdem er den Scherz gemacht hatte, fich felbft ais Hoheit einzuführen. In Nizza ift Bergehend von den beiden Borträtzeichnungen, die ihm fehr willlobung. Dort erscheint auch Frizi Massary, oder vielmehr die Tänzerin, oder vielmehr die noch fehlende polnische Fürstin, in die sich eine nie verlegene Frau schnell verwandelt. Der Betrug ist offenbar, die ganze Welt weiß von der vermeintlichen Liebschaft des Prinzen, der nun wissen will, wer sich für ihn ausgegeben hat. Um Strafe von dem Geliebten abzuwenden, bezeichnet Frizzi die Hoheit selber als den richtigen Liebhaber. Schließlich aber will sie, daß der Attentäter gegen Zusicherung freien Ehegeleites fich felbfi bezichtige. Das ganze Leibregiment meldet sich schuldig. Das weitere, auch den Sturz die Treppe hinauf, fann man sich denken. Nicht aber, daß Bernauer und Desterreicher, die beiden Komparative, diefe Geschichte mit viel Wiz und Komit zu einer wirklich lustigen Angelegenheit gefteigert haben. Ein famoser Text, leider eine ganz schlaffe Musik von Gilbert. Ein bißchen Cavalleria, ein wenig Buccini, dazwischen Schaltersche Töne und taum ein feierlich, und diese gesangliche und rhythmische Schwere lastet seibst schlagerechtes Da capo- Stüdchen. Alles auf Stelzen, seriös, gebildet, auf den Walzern. Eine Verlegenheitspartitur, fchon beim ersten Erscheinen alt und vergilbert. Der hochbegabte Komponist der Bol nischen Wirtschaft" und der Madame Pompadour " befinne sich weniger auf die Restaurierung seines Namens Winterfeld als auf
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Bilderdiebstahl in Düsseldorf . In der Nacht vom 29. zum 30. September wurde in der Städtischen Kunsthalle ein großer Diebstahl ausgeführt, wobe die Diebe act der wertvollsten Bilder aus den Rahmen schnitten und mit gehen hießen. Gestoblen wurde: Bildnis einer Dame in weißem Gewand bon Knaus, ovales Bruftbild einer älteren Dame in braunvioletter
Taille von Bautier, schwärmerisch zum Monde aufblicenses Mädchen
mind. Forsthaus im Walde von Buchholz, Brustbild her Elec am Feniter bon Hasen clever, Räthchen von Heilbronn patra von Arnold Bodlin, brei nadie Männer von Marees. wie Startoffelernte von Mar 3iebermann. Auf die Ergreif mg Täter find 20 000 M. Belohnung ausgesetzt.