Ansicht der Deutschrmtionalen um esnen gutenZweck handelt, der das Mittel heiligen(!) soll, wollen wir im Augenblick nicht deutlicher werden, um das Spiel nicht zu stören. Wenn aber später den Parteigenossen des Herrn Hergt der Vorwurf gemacht wird, sie hätten, um dies uad das zu erreichen, mit den Sommunisten bewußt und planmäßig zusammengearbeitet, so soll sich der Parteivorsitzende Exzellenz Hergt nicht hinter die Aus- rede verstecken, er habe keine Kenntnis von diesen Vorgängen gehabr. Die Erklärungen des Ludendorff-Blattes beziehen sich teils auf allbekannte, teils auf geheimnisvolle Vor- gänge. Daß die Kommunisten bei der Beratung der Dawes-Gefetze mit Ludendorff undHergt in einer Front gestanden haben, weiß ja jeder-' mann. Da gab es nicht nur ein gleichmäßiges Aufftehen und Sitzenbleiben nach einheitlichem Kommando, da sah man auch quer durch den Reichstagssaal die Kuriere herüber- und hinüberschießen von der Rechten zur äußersten Linken und von der äußersten Linken zur Rechten. Da standen die K o e n e n und Schulz- Bromberg in stundenlangen Ge- sprächen beieinander, da rühmte der deutschnationale Herr O u a a tz den kommunistischen Herrn Rosenberg, was der gesagt habe, hätte er selber nicht besser sagen können, da machte der völkische Herr v. G r a e f e den Kommunisten seine Komplimente, wie aufrichtig er sie„als Gegner" schätze. Daß die Kommunisten bei diesem Geschäft die dummen Teufel waren, versteht sich am Rande. S i e waren es, die den Deutschnationalen die Kastanien aus dem Feuer holten. Immer wieder beriefen sich die Deutschnationalen auf die Machtstellung, die ihnen die Bundesgenossenschaft der Kom- munisten verschaffte. Als der„B o r w ä r t s" die Auflösung des Reichstags forderte, rechnete ihm die„K r e u z z e i t u n g" vor, bei Neuwahlen würde es ja doch nicht gelingen, Deutschnationale und Kommuni st en nebst Böl- kischen unter ein Drittel der Gesamtzahl der Abgeordneten herabzudrücken. Die Kommunisten waren in der Hand der Deutschnatio- nalen der Revolver, mit deren Hilfe sie ihre Erpressungen ver- übten. Mit diesem Revolver in der Hand versuchten und ver- suchen die H e r g t und T i r p i tz sich ihren Eintritt in die Re- gierung zu erkämpfen. Auf dem deutschnasionalen Vertretertag hat dann Herr Hergt die Forderung aufgestellt, Deutschland dürfe nur gemeinsam mit S o w j e t r u ß l a n d in den Völkerbund eintreten. Wir haben damals sofort die auf- fällige Uebereinstimmung dieser Forderung mit der kommu- nistischen Auffassung festgestellt. Run behauptet das„Deutsche Tageblatt", daß damit die Tatsachen des deutschnational-kommunistifchen Zusammenspiels keineswegs erschöpft seien, sondern daß gerade jetzt wieder auf diesem Gebiet sehr merkwürdige Dinge vorgingen. Die Last des Beweises für diese Behaup- tung fällt dem„Deutschen Tageblatt" zu. Rur soviel steht jetzt schon fest: Die Deutschnationalen sind entsetzlich dumm, es gibt aber trotzdem eine Partei, die sich von ihnen über- tölpeln läßt, und das sind die Kommunisten. Sollte es also wahr fein, daß die Kommuni st en mit den Deutsch - nationalen ein geheimes Geschäft abge- schloffen haben, dann kann man jetzt schon Gift darauf nehmen, daß sie die Betrogenen dabei sein werden. Arme, unwissende Arbeiter aber sind es, die für diese blödsinnige Po- litik zu büßen haben! Was die Sozialdemokraten mit ihrem Verhalten in der Reichskanzlei bezweckt haben, ist so klar, daß es selbst ein so dummer Mensch wie Höllein unbedingt verstehen muß. Die „Rote Fahne " spekuliert aber darauf, daß es noch dümmere gibt, und denen redet sie vor, die Sozialdemokratie lehne sich danach, sich mit den Deutschnationalen„in ein Bett zu legen". Eine höchst unvorsichtige Aeußerung! Sie hat uns veranlaßt, die Bettdecke ein wenig zu lüften, und wir glauben, man hat ganz deutlich gesehen, wer darunter steckt. Austenpolitische Zukunftsmusik. Die„N-otionalliberale Korrespondenz" hat jüngst ironisch fest- gestellt, daß„Alljuda" offenbar seinen Einfluß auch auf die
K r e u z z ei t u n g" ausübe und sie boshafter Weif« zu immer neuen Unsinigkeiten verleite. Trotz dieser Warnung fährt aber die New J orker„Kehilla " fort, in dem führenden deutschnationalen Blatt ihr Unwesen zu treiben. Daß die„Kreuzzeitung " dem Reichskanzler wegen seiner„Daily-Expreb"-Jnterviews„kläglichen Ton", „unglaublich Schwäche" und„voreiligen Rückzug" vorwirft, mag noch hingehen. Aber daß das führende Blatt der Möchte-g«rn-Re- gierungspartei sämtliche Nachbarn Deutschlands ohne weiteres als„R a u b st a a t e n" beschimpft, das zeigt doch allzu deutlich, wie weit oder wie wenig die Deutschnationalen geistig disponiert sind, in der auswärtigen Politik die Linie der Vernunft einzuhalten. Hat nicht übrigens die„Kreuzzeitung " erst neulich vom„Räuber Herriot" und vom„Mörder Macdonald" gesprochen? Der„Räuber Herriot", der„Mörder Macdonald", die„Raub- staaten" Frankreich , England usw., das ist der Ton, der von der kommenden Regierung angeschlagen werden muß, wenn er nickst von der deutschnationalen Presse als„kläglich" befunden werden soll. Aber wie werden die Resultate sein? Ist„klaglich" dafür überhaupt noch ein Wart?! potsüam erregt sich. Die Stadt Voltaires will keinen Franzosen sehen. Bekanntlich will die Liga für Menschenrechte am Montag abend in Potsdam eine Kundgebung veranstalten, in der neben dem Genossen P a u l L ö b e auch der Pariser Professor Victor Bäsch eine Ansprache halten soll. Nachdem die bayerische Staatspolizei dem französischen Gelehrten seinen Vortrag in Nürnberg verboten hat, fühlen sich die Potsdamer Frioericianer in ihren Rechten geschmälert. Sie glauben, es wäre ihr alleiniges Vorrecht, sich vor der Mitwelt bloßzustellen. So hat denn gestern in der Stadtverordneten- Versammlung die gesamte Rechte gegen die Zulassung des französischen Redners Protest erhoben und beschlossen, den Magistrat aufzufordern, beim Polizeipräsidenten v. Zitzewitz auch ein Verbot durchzusetzen. Wir können nicht glauben, daß der preußische Minister des Innern eine solche Schädigung des guten Rufes der Stadt Potsdam dulden wird. Man pflegt in Preußen doch immer von dem„Geist von Potsdam " zu sprechen. Da man nicht an- nehmen darf, daß der G a m a s ch e n d i e n st als Geist ver- schrien wird, so bleibt nur die Vermutung übrig, daß der «Geist von Potsdam" in Wirklichkeit jener Geist sei, der i n Sanssouci sich auswirkte, wo bekanntlich der alte Fritz mit dem französischen Philosophen Voltaire und einer ganzen französischen Tafelrunde hauste und wo kein offizielles Wort'in deutscher Sprache gesprochen wurde. Es würde dem- nach eine Blamage nicht nur für das heutige Potsdam, sondern auch für das vergangene sein, wenn in der Stadt Voltaires und des alten Fritz ein französischer Friedensfreund nicht eine Rede in deutscher Sprache halten dürfte. Wir fürchten, daß bei einem Verbot sich die„Erregung" der Potsdanler Stadtväter noch steigern würde, denn es ist anzunehmen, daß sich ob solchen Unverstandes sowohl der alte Fritz wie Voltaire im Grabe umdrehen würden. Und das wäre eine Katastrophe!_ �lngft vor dem Reichsbanner. Die Völkischen richte» eine» Spitzeldieust ei». Die völkischen Monarchisten und Bürgerkriegsmacher sehen in dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold nicht mit Unrecht ihren gefährlichsten Gegner. Ihre Methoden, das Reichsbanner zu bekämpfen, werden iminer skrupelloser. Da die Mittel der Ver- leumdung und der Verächtlichmachung wirkungslos geblieben sind, geht man jetzt zu einer neuen Taktik über. In Nord, und Mitteldeutschland versucht man durch die infamsten Provo- kationen das Reichsbanner zu Gewalttätigkeiten zu verleiten, oder man unterstellt einzelnen Mitgliedern des Reichsbanners, da die Provokationen an der Disziplin des Reichsbanners scheitern, willkürlich derartige Gewaltakte. Allerdings Lügen haben kurze Beine und so konnte in einem Fall in Altona sogar festgestellt werden, daß nicht Mitglieder des Reichsbanners, sondern Stahlhelmleute die Schießprügelhelden waren. In Süddeutschland scheint die Absicht zu bestehen, das Reichsbanner durch Spitzel überwachen
zu lassen. So veröffentlicht unser Nürnberger Parteiorgan, die „Fränkische T a g e s p o st",«inen Geheimerlaß der unter Füh. rung des aus den Novemberbräutagen bekannten Hauptmanns Heiß stehenden„R« i ch s f l a g g e", in dem es heißt: An alle Kreisleitungen, Abstritte, Unterabschnitte und Bc- zirksgruppen! Aus vielen Bezirken eingelaufene Meldungen wie auch persönliche Beobachtungen bestätigen das überraschend schnelle Anwachsen und organisierte Auftreten des R e i ch s- bonners„Schwarz-Rol-Gold". Ganz besonders auffallend ist hierbei, daß durch geschickte Reklame das Reichsbanner auch in rein ländlichen Bezirken festen Fuß fassen konnte. Da derinnereFeind in vielfachem Gegensatz zur oater- länd'.schen Bewegung weniger laut und unvorsichtig zu arbeiten gewohnt ist. wird es schwer werden, möglichst zuoerlässige An- gaben über vtamen der Führer, Stärke und Zusammensetzung der Gruppen, Tätigkeit, Bewaffnung, Depots usw. zu erfahren. Die dem bloßen Zufall überlassenen gelegentlichen Beobachtungen allein werden auf keinen Fall ausreichen, hier muß also wiederum ein syslemolischer Erkundungs- und Ueberwachungsdiensi organi. flert werden." Im offenen ehrlichen Kampf mit geistigen Mit- teln fühlen sich die oölkifchen Monarchisten unterlegen. Sic haben von vorpherein mit den erbärmlichsten Mitteln der Lüge und der Verleumdung gekämpft und sie steigen immer tiefer in den Sumpf herab. Helfe, was helfen kann! Selbst Provokation, Ge- walttat und Spitzelei müssen herhalten. Aber auch dies« Me- thoden werden den Siegeszug des Reichsbanners nicht aufhalten. Gerade der Geheimerlaß legt«in beredtes Zeugnis dafür ab. Die Zeiten der Schwarzweißroten sind vorbei, die Zukunft gehört dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. der Republik , die in dem Schreiben unmißverständlich als der innere Feind be- zeichnet wird. Marx dementiert. Wolffs Bureau meldet: Aeußerungen des Reichskanzlers gegen- über einem Korrespondenten des„Daily Expreß " werden in einigen Blätter» dahin kommentiert, daß die deutsche Regierung auf ihr Memorandum zum Eintritt in den Völkerbund keine Antwort erwarte. Diese Annahme ist durchaus irrig. Zweck des Mc- morandums ist, wie der Reichskanzler dem Korrespondenten gesagt hat, der deutschen Regierung Gewißheit über einige Punkte zu vor- schaffen, deren Bedeutung für die Stellung Deutschlands zum Völker- bund ausschlaggebend ist. Eine Stellungnahme der Regierungen, denen das Memorandum überreicht worden ist, zu den Einzelheiten der deutschen Darlegung würde voraussichtlich nur erfolgen, wenn unser Standpunkt n i ch l anerkannt werden sollte. Die deutsche Rc- gierung erwartet indes, daß ihre Auffassung von den im Völker- bundsrat vertretenen Mächten geteilt und deren Zustimmung zum völlig gleichberechtigten Eintritt Deutschlands in den Völkerbund ihr zur Kenntnis gebracht wird. Wie bekannt, sind die befragten Re- gierungen gebeten worden, ihre Ansicht der deutschen Regierung schriftlich mitzuteilen. Es kann daher keine Rede davon sein, daß der Reichskanzler auf das Memorandum keine Antwort er- warte. jattee wieder Oberbürgermeister! Dorkmuad. 3. Oktober,(TU.) Wie verlautet, hat Reichsinnen- minister Dr. Jarres den Wunsch geäußert, sein Ministeramt nieder. zulegen und den früher von ihm bekleideten Posten eines Oberbürgermeisters von Duisburg wieder anzutreten. Die Bssatzungs- behärde hat dem Minister zwar die Einreise in das besetzte Gebiet gestattet, nicht aber die Wiederaufnahm« feiner Dienstgeschäste. Augenblicklich finden mit der Besatzungsbehörde Derhandlün- gen über diese Frage statt, deren Verlauf als aussichtsreich be- zeichnet wird. Der deutschnationale Reichstagsabgeordnete BecÖjoId Krüger. Hoppenrade ist, wie ein Abendblatt meldet, von seiner Partei ge- nötigt worden, seine politischen Funktionen aus, wie es scheint, ehrenrührigen persönlichen Gründen niederzulegen. Krüger gehörte seit dem Jahre 1920 dem Reichstag , dem Prooinzial- landtag, dem Prooinzialausschuß der Provinz Brandenburg , dem Kreistag des Kreises Osthavelland und der Gemeindevertretung Hoppenrade an. Er ist Amtsoorsteher, Vorstandsmitglied des Bran- denburgischen Landbundes und stellvertretendes Mitglied des preußi- fchen Staatsrats.
Ich sterbe nie. Von Iwan Heilbut . Ich habe einen Mann gekannt— es ist wirklich wahr—, der glaubte bis zum Ende nicht, daß er einmal sterben sollte. Ach, Un- sinn, sagte er, ich sterbe nie. Einmal kam er unter einen Autobus zu liegen. Ach, Unsinn, sagte er, und zog die Beine an und machte es sich bequem— nun, und dann stand er auf. Als er 88 Jahre alt war, konnte er sich eines Morgens nicht erheben.— Nanu? sagte er. Da holten seine Leute den Arzt. Der Arzt schickte den Pfarrer. — Ihr seid wohl oerrückt, sagte der Mann und drehte dem Pfarrer die andere Seite zu. Am Abend war er bereits ein stiller Mann. Ich blickt« ihm in« Gesicht. Seine Mienen sprachen deutlich: Unsinn, ich bin nicht tot, ich sterbe nie. Jetzt liegt er schon lange Jahre in der Erde, sein ErßMrest. Ich persönlich bin fest überzeugt, daß er noch lebt. Wenn solch ein Kerl etwas sagt— dann stimmt's.
»Tolkening" im Dramatischen Theater. Tllltening ist ein Pastor, sanft, von pazifistischem Gemüt. Er wohnt an der russischen Grenz«, dort, wo es noch tief« Wälder gibt, Elch«, Wölfe und leidenschaftliche Frauen. Mit feiner Frau, einer van der eben geschilderten Art, haust er in einem Turme über der Welt, deren Seelsorger er ist. Den religiösen Bedürfnissen seiner Gemeinde genügt er. Den erotischen seiner Frau keineswegs. Er ist kein Kämpfer, kein Starker, ein Leidender vielmehr und ein Verzichter. Er ist der durch Zivilisations- und landläufiges Christentum degenerierte Mann. Sem Freund, der Arzt, sieht es und weiß, woran es diesem Menschenpaar fehlt. Der Pastor pflegt die Läm- mer, die Pastorin zwei gefangene Wölf«. Eine sehr deutliche Sym- bolik. Eines Tages entläßt sie die Wölfin aus dem Käfig. Während Pastor und Arzt hinausgehen, um das Tier zu erlegen, läßt sie sich, brennend nach lange entbehrter Gewalt, vom Wolfsmännchen die Ketoe durchbeißen— in ihrem Schlafzimmer. Nicht einmal„Tor- kel, der wilde rothaarige Mann, ein freier Jäger vor dem Herrn, mit dem sie schon ein Rendezvous verabredet, hätte ihr genügt. Auch er war dieser Frau zu wenig Wolf. Das ist Tolkenings erstes Erlebnis. Sern zweites Erlebnis: er hat ein« Tänzerin geheiratet. Jenes Mädchen, das er einmal, als Jüngling, überfallen und so leiden- schaftlich defloriert lialle, daß er ihr das Kreuz brach. Er ließ sie liegen. Ein gebeimiiiovvller„Dr. Schleier" pflegte sie gesund und führt« sie der Tanzkunst zu. Man muß sich das' so vorstellen, daß der Frau schwach geheiltes, aber bewegliches Kreuz, der für den Dcmz notwendigen Biegsamkeit des Körpers Ursache ist. Toltening ist bestrebt, seine Frau durch eine wohllautende gehoben« Sprach«
von der sündhaften Tanzbühne„ins Haus" zurückzuführen. Sie soll„lieber eine gut« Hausfrau und Mutter" werden— hätte ein prosaischer Mann gesagt— und das fortgeschritten« Parkett hätte mitleidig über ihn gelächelt. Tolkening aber ist durch seine edle Sprache vor dem Verdacht, ein Spießer zu sei», jambisch geschützt. Cr ist gewissermaßen ein metaphysischer Spießer. Denn ein merk- würdiger älterer Herr besucht ihn immer in seinen einsamen Stun- den, ein„Geheimrat Sinsam", von dem man sofort weiß, daß sein bürgerlicher Titel und Zylinder nur irdische Attrappe sind. Dieser Mseitige Geheimrat weiht Tolkening in die Mystik der geistigen, reinen, der Engelswelt ein. Von ihm erfährt man, daß jener „Dr. Schleier" eigentlich der Teufel ist. Und so weiß man es: Tolkening ist der Vertreter des göttlich-sittlichen Prinzips auf Erden »md fein Schicksal ist es, durch das Mittel der Frau gegen den Teufel zu kämpfen. Im ersten Stück unterlag er. Jetzt siegt er. Er um- armt seine Frau nach langer Zeit offenbar zu heftig, ihr schwaches Kreuz bricht und sie stirbt, dem Teufel entrissen, den Engeln wieder- gegeben. Im dritten Stück ist Tolkening aus irdischen Bindungen heraus- gehoben, ebenso wiß sein Widerpart. Hier erscheint der Teufel als Teufel, Tolkening als frommer Wanderer mit dem Glorienschein. Diese naive Bildlichkeit ist auch notwendig, denn«s handelt sich hier um ein naiveres Milieu. Der Kampf geht um ein einfaches Bauern- mädchen, den der Teufel schließlich verliert. Tolkening gewinnt ihr« Seele, verjagt den Teufel und bleibt auf der ganzen Linie siegreich. Wenn dies« drei Stücke zu End« sind, weiß man nicht, ob ihr Verfasser Alfred Brust es ehrlich meint mit seiner dramatisierten Ueberzeugung: daß das Göttliche in diesem naiven mittelalterlichen Sinn das Reine, Anti-Fleischliche bedeutet,— oder ob er nur ein Märchen erzählen wollt«. Es gelang ihm nämlich nicht, uns zu bekehren. Das mußte einem Dramatiker gelingen, der das ungeheure Wagnis unternimmt, gegsn«ine herrschende Weltanschauung eine eigene, von der Mehrheit der bewußt lebenden Menschen bereits über- wunden«, zu propagieren. Das mußte ihm wenigstens in einem Einzelfall, dem von ihm behandelten, gelingen. Aber es ist keine Leidenschaft, die mitreißen könnte, keine Tragik, die wir begreifen könnten, und also sind wir nicht überzeugt. Es fehlt in den beiden letzten Stücken an dramatischem Tempo, sonst wären wir wenigstens für eine kurze Stund« Mitlebende, wenn auch nicht Mitgerissene. Und obwohl die Regie Karl Vogts bemüht war, zu straff«», lnrisch-fließendes zu konzentri«ren, brach doch das larmoyante Ele- ment der Dichtung immer durch. Di««infachen, eindrucksvollen Bühnenbilder Eugen Schüfftans waren nicht imstande, die weich«, konturenlose Begebenheit zu umgrenzen. Theodor L o o s gab in der Rolle Tolkenings das reine, glorios« Mätyrertum. Im ersten Stück hatte Maria Eis als Pfarrersfrau«in paar kraftvolle Moment«. Dann überwuchert« Pathos bei allen. Es gab«ine sehr bewegte Steigerung: den Anmarsch der Bauern im letzten Stück. Aber auch nqch einig« solcher Augenblick« konnten nicht den pein- lichen Eindruck oerwischen, daß hier viel und billiges und über- deutlich gesagt wurde. Wenn im ersten Stück sehr ausführlich und wiederholt Vorträge über die Frauen gehalten wurden, in denen die Ueberzeugung ausgesprochen ist, daß sie sich fürchten wollen, wenn sie lieben sollen, daß sie„geraubt" sein wollen, daß sie das Uni-
malifch-Furchtbar« lieben— so ist man versucht, dem Dichter zu sagen:„Wem erzählen Sie das, Herr?" Autor, Regisseur und Darsteller ernteten starten Applaus. Sie verneigten sich._ ist. Auf dem Wege zur EiaheitskurzschrM. Das Reichs- k a b i n e t t stellte mit Befriedigung das Zustandekommen der Cinheitskurzschrift fest und ersuchte die Reichsressorts, der alsbaldigen Berwendung der Kurzschrift in ihrem Geschäftsbereich näherzutreten. Das Reichsminffterium des Innern wurde ersucht. im Benehmen mit dem Sparkommissar, der die Einführung einer einheitlichen Kurzschrift vom Standpunkt der Verbilligung und Ver- einfachung der Verwaltung befürwortet, hierfür das weitere zu veranlassen und zur Erleichtsrnng der einheitlichen Durchführung Richtlinien aufzustellen. Ein Wolkenkratzer K> Rom. Den größten Wolkenkratzer der Welt wollen jetzt die Römer bauen. Die Verhandlungen darüber finv bereits im Gange. Der Plan, der von dem italienisch-argen- tinischen Architekten Palanti stammt, sieht ein Gebäute von 60 Stock- werken vor, 330 Meter hoch und 3000 Meter Front. Ex enchält 4500 Zimmer, 100 groß« Säle,«ine stattliche Konzerthalle, ein Thtrter und ein Gymnasium für das Training von Kämpfern bei den Olympischen Spielen . Der Architekt ist«in Faschist und das 0e- bäude soll von der faschistischen Regierung errichtet werden. Die Pläne werden jetzt in der Bibliothek des Auswärtige» Amtes aus- gestellt. Die Schwierigkeit ist nur, genügende Kapitalien für einen solchen Riesenbau zu finden: aber auch ein genügend großer Bau- platz im Mittelpunkt der Stadt wird nicht leicht zur Verfügung stehen._ ErNauslilhnmgeu d« wache. Areik.: Staatjth eatcr:.Wallen- News Lager»..Plcealamini".— Sairn.: S t a a t S t h« a t e r:.Wallen- N-wS Tod».— Deutsches Op-rnhau»-.ffigaro« Hochzeil».— Nellon-Th.:.Harem auf Reisen». Schlotzparktb.:„Der Jongleur'.- Montag: Dramatisch«, Theater;.Methusalem" Urania . Vorträge. Theater: S.. S..-.Siidammla II»; 8.— 12.:.Der' Polizei, und BlindenfShrhund»; 7.— 12.:.Wciahren der Berge"; 8.„?lll. Berlin».— kleiner Saal: ö.— 12.:.Nagapal,»; S.:.Werden d-S Menschen": 6.:.Moderne MenschentenntniS»; 8.;.Aegyhien». 9.;„Indische Malerei»; 10.:.Wie soll man Okkultismus studieren?» 11.„DaS Königsgrab des Tut anch Aman». Volksbühne Die Erstaufsührung von Friedrich Wolfs, Tragödie auS den Bauernkriegen.Der arme Konrad» findet im T h e a l e r am Bülowplatz am 14. Oktober statt. Ein Konzert de» Männerchor».Aichle. Georg ioia" findet unter Leitung Wilh. Knöchels Sonntag. 5., abends 7 Uhr, in der Alten Earnisonlirche statt. Zur Auisübrung gelangt:.Deutsche Messe» von Fran, Schubert . Kartinpreis teinschl. Text): 1 M. ver deutsche verein sür Versicherung, wisferischaft feierte am Donnerstag sein Loiähriges Bestehen in einer Jubiläumstagung, die von sührenden Persönlichkeiten der Behörden, der Wissenschaft und des Auslandes beschickt war. Dem Verein gehören insgesamt 377 törperschastliche und 910 Person- lichc Mitglieder an, unter denen sich 200 Ausländer befinden. Die Tätigkeit des Verein« wurde in zahlreich«» Ewckwtmschadreffen und w mehreren Referaten gewürdigt.