»Otterngezücht/ Dcutschnationale Pastoren über das Zentrum. Seit die Deutschnationalen m chrem Siegeslauf zur Futterkrippe einigen unbequemen Fragen begegnet sind, sind sie völlig aus dem Häuschen geraten. Zwar muß ein Komiker im„Lokal-Anzeiger" versichern, daß die Parteien der Rechten nicht über die„Zwirnsfäden der Herren Müller, Wels und Hilferding " stolpern würden. Aber in dem Blatt der konfervativ-orthodoxen evangelischen Pastoren kommt — trotz Mumm— der Groll über die Schwierigkeiten desto ungehemmter zum Ausbruch. Dort ist zu lesen, daß weite Kreise der Deutschnationalen sich nach den Reichstagswahlen die Führung der Partei anders vorgestellt hätten, als wie sie sich tatsächlich gezeigt hat. Zwar hätte die Führung auch nach dem„Schwächeanfall vom 2 9. August" noch anders auftrumpfen können, wie sie is getan hat, aber, sagt der „Reichsbote" weiter: Man hat den Eindruck, daß die Deutschnationalen bei den Der- handlunFen in einen Sumpf gelockt und von Sozialdemo- kraten, Demokraten und Ultramontanen planmäßig einge- kreist worden sind. Die Deutschen Volksparteiler, die die Heran- ziehung der Deutschnationalen einleiteten, haben es wohl shrlich gemeint... Aber der Reichskanzler Marx hat diese Absicht mit seinem ins Spiel geworfenen Programm der„Volksgemeinschaft", wie-er sie oersteht, von vorherein durchkreuzt. Das ganze fei eine„abgefeimte Machenschaft-" und das klägliche Resultat nur zu erklären durch die„über- triebene Sucht" der Deutschnationalen,„aus der Opposition herauszukommen". Den„Zumutungen eines Marx, Wirth, Erkelenz und des sozialdemokratischen Klüngels" dürfe sich eine nationale Partei nicht länger aussetzen, sonst verliere sie da« Vertrauen gerade ihrer zuverlässigsten Anhänger. Um die Sache ganz klar zu machen, wird in dem gleichen Blatte der deutschnationalen Pastoren mit dem Zentrum ..christlich" geredet. Wenn das Zentrum sich als christliche Partei bezeichne, so sei das eine„erbärmlich« Heuchelei", ein Zusammengehen mit Sozialdemokraten „ein politisches Verbrechen". Und dann wird der Stifter der christlichen Religion selbst angeführt, um für die Deutschnationalen Zeugnis abzulegen: Jesus Christus hat die Heuchler mit Recht„Otterngezüchl" ge- mannt und mit„übertünchten Gräbern" verglichen. Unser Heiland wendet sich mit Abscheu von denen, die sich nach ihm nennen, ober denen, die sein Evangelium auszurotten trachten, den Weg . zur Herrschaft bahnen. Wenn das Zentrum trotz allem noch nicht begreifen sollte, wie die Deutschnationalen über es denken, dann fügt der„Reichsbote" der Vorsicht halber noch einen olttestmnenta- rischen Spruch an: Da kommt alle Hoffart her, wenn ein Mensch von Gott ab- Mt. und sein Herz von seinem Schöpser weichet. Sirach 10. 14. Wir überlassen es dem Zentrum, zu sagen, was es von -'den frommen Brüdern in Christo hält, die von ihm als vom „Otterngezücht" und„übertünchten Gräbern" reden. Für uns gewinnt die Sache eine besonders spaßige Note, wenn wir uns erinnern, daß die Hergt und Westarp und Mumm alles aufbieten, um mit demselben Zentrum gemeinsam eine anti- sozialistischen Kampfregierung zu bilden. Denn daß es ihnen ohne die Zsntrumsfraktion gelingen würde, glauben sie doch wahrscheinlich selbst nicht, so niedrig man ihre Intelligenz auch einschätzen mag. Inzwischen häufen sich auch die Angriffe der Volks- Partei auf das Zentrum. Nachdem dieser Tage die„Natio- nalliberale Korrespondenz" gegen angebliche Aeußerungen von Zentrumsblättern in der Provinz polemisiert und dabei scharfe Spitzen gegen Marx eingeschmuggelt hatte, weist die „Germania " darauf hin, daß das einzige dort genannte Blatt, die„Augsburger Postzeitung", überhaupt nicht zum Zentrum, sondern zur Bayerischen Volkspartei gehöre. Im übrigen aber setzt die„Germania " der Bolkspartei ausein- ander:
Laßt Sie Toten ruhen! Länger als zwei Jahrzehnte ist«s her, daß die Amerikonerm Jsadora Duncan nach Europa kam, um die Tanzkunst zu refor- Mieren. Ich habe sie damals tanzen gesehen und reden gehört, und der Eindruck war: Theorie gut. Praxis miserabel. Van ihrem Ziel, der Ueberwmdung des Balletts durch die natürliche ungezwungen« Anmut des rhythmisch bewegten Körpers, blieb ihr Tanz sehr weit entfernt. Dieser Tanz suchte antiken Vorbildern Attitüden nachzu- bilden, die keineswegs.natürlich und ungezwungen waren, und durch Bewegungen eines schon damals schwerfälligen Körpers unorganisch M!teinandsr verbunden'wurden. Auffallend war namentlich der Mangel an rhythmischem Gefühl und tänzerischer Phantasie. Vorige Woche sah ich die Duncan im Blüthnersaal wieder. Wenn ihr Tanz vor zwei Jahrzehnten unbefriedigend erschien, so erschien er jetzt unerträglich, absolut undiskutabel. Es ist das Über- Haupt kein Tanz, es ist die pathetische Pantomimik einer mittel- mäßigen Schauspielheroine alten Stils, süßlich, flach und unempfunden in der Bewegung, kraß effektvoll in einigen erklügelten Posen. Gegenüber diesem blechernen Dilettantismus ist das alle Ballett nach tausendmal im Recht. Selbst wenn es sich in so schwächlichen Formen präsentiert, wie das russische Ensemble des Herrn Michael M o r d k i n, das im Deutschen Theater einen Tanzabend gab. Der Star Mordkin selber ist nichts weiter als ein banaler schöner Mann, dem nicht nur das Temperament, sondern auch die technische Bravour fehlt, mit der die russischen Tänzer ihr Publikum zu verblüffen pflegen. Auch die zierliche Puppe Lydia Seme- n o w a bleibt hinter dem Durchschnitt ihrer balletticrenden Lands- männinnen weit zurück. Aber in der Julia B e t e f i lernten wir immerhin eine echt« Künstlerin kennen, der tänzerisches Vollblut durch die Adern rollt, vi« den Rhythmus jeder Bewegung erlebt und auch rein akrobatische und dekorative Formen mit Seele zu durchglühen weiß. Ist das Ballett eine absterbend«, ein« Epigonenkunst, von der kein Pfad und keine Brücke in entwicklungsträchtlge Zukunft führt? Der heute noch gepflegte Ballettstil ist es sicher. Aber wie mar es in dessen Blütezeit? Rudolf von Laban , der Begründer des modernen Tanzes, sprach vorige Woche im„Stur m" über„Tanz. formen und Tanzrhythmen". Er sagte, all- tänzerische Be- wegung gehe ursprünglich aus der natürlichen Bewegung hervor, aus dem Gehen, Laufen, Hüpfen, Fafstn, Schöpfen usw. Diese werden im Laufe der Zeit immer abstrakter gestaltet, bis sie ihr inneres Leben verloren haben. Dann fetz« eine Gegenströmung ein,. die aber über das Ziel hinausschieße, indem sie das künstlerische Stil- dement verachte und nur naturalistisch sein wolle. Dir Zukunft der Tanzkunst werde eine Aereinigunq der neuen Kräfte uno der alten Tradition bringen. Dabei wies Laban auf die Charaktertänze des alten Balletts hin, die«inen viel weiteren Begriff umfaßten, als die modernen schauspielerischen oder pantomischen Typen. Er nannte den„Pas de Chasieur"(Jägertanz), der die ganze Welt des freien, im Walde lebenden Mannes, den Menschen und das M lieu, zum Ausdruck brachte, während im„Pas de Rai"(Königstanz) die Enge,
Man sollt« es kaum für möglich halten, daß sich die ' offiziöse Korrespondenz einer Partei, die sich doch gewiß noch zur Regierungskoalition rechnet, zu solchen Bemerkungen hin- reißen lassen kann. Ist das die Rache dafür, daß Dr. Strefemaun nicht allein, ohne den Reichskanzler, vor Wochen nach London fahren kouuke? Diese Andeutung ist sehr deutlich. Aber die„Ger mania " versichert, daß sie unter Umständen noch deutlicher werden könne! Es wiederholt sich jetzt das Spiel, daß noch jede Gemein- schaft mit der B o l k s p a r t e i durch das Verhalten der Kettensprengergesellschaft in sich selbst aufgelöst wurde. Auch die neue Verbrüderung der Volkspartei mit den Deutschnatio» nalen wird den gleichen Weg gehen, wenn sie überhaupt zu- Itande kommen sollte. Die Partei Stresemanns ist und bleibt >ie unzuverlässigste politische Gruppe/ die sich nur denken läßt. Allgemein bricht die Ueberzeugung sich Bahn, daß durch das Verhalten der Stresemänner nicht nur eine Regierungs-, sondern auch eine Reichstagskrise herbeigeführt ist. AuflösungderReichstagsist deshalb die Forderung, die nicht nur von Sozialdemokraten gestellt wird, sondern auch im Zentrum immer lauter erhoben wird. Macht Schluß mit dem Gaukelspiel— gebt dem Volk die Möglichkeit, über Krisen- macher und Futterkrippencmwärter zu Gericht zu sitzen! Haben sie oder haben fie nicht? Di«„Expreß-Korrespoitdenz" teilt aus Paris mit, daß bei H e r r i o t„schon vor einiger Zell Sondierungen in der Richtung stattgesunden haben, wie er sich zu einem Eintritt der Deutschnationalen in di« Regierung stellen würde". Diese Bemerkung gibt einem Konkuircnzorgan der„Expreß- Korr.". der„Telegr.-Univn", Denmlasiung, von einer„französischen Verleumdung" zu sprechen und aus angeblich„autoritativer Seite" der Deutschnationalen die Versicherung zu bringen, daß bei den letzteren von solchen Sondierungen bei Herriot nichts bekannt sei, daß sie nicht gebilligt werde, und daß die Deutschnattonalen ihre Haltung zur Regierurrgsbeteiligung ändern wür- den, wenn etwa von der anderen Seit« solche Sondierungen vor- genommen worden seien. Warum denn so empfindlich? Haben die Deutschnationalen nicht auch seinerzeit in England sondiert, als sie T i r p i tz zum Reichs- kcmzler machen wollten? Und hat Hergt das nicht offen zugegeben?
Die Reichsregierung tagt. Wie die TU. erfährt, ist die R e i ch s r e g i« r u n g heute mittag zu einer Sitzung zusammengetreten, die sich unter dem Borsitz des Reichskanzlers mit der Frage beschäftigen dürste, in welcher Form demnächst Schritte in der Frag« der Regierungsumbildung erfolgen sollen.
Abrechnung mit Geisler. Eine Veranstaltung, wie die des letzten Sonntags, dürfte das sonst so stille Eichwalde an der Könlgswusterhausener Bahn wohl so bald nicht gesehen haben. Zu vielen Hunderten waren die Reichsbannerleute, jung« und alte, aus Berlin mit Fahnen zu einer Saaldemonsttatton erschienen, die dem Reichstagsabgeordneten G« r s l e r in Eichwalde galt. Di« Verleumdungen Geislers hatten die Eichwalder Reichsbannermänner derart empört, daß sie mit dem Verleumder einmal gründlich Abrechnung halten wollten. Man hatte Geister zu der Versammlung eingeladen und ihm freies Geleit zugesagt, aber er fand plötzlich ein Haar darin, sich einer Versammlung von unbewaffneten Männern zu stellen, trotzdem er sich— auf wessen Kosten eigentlich?— mit einer Schutzgarde von etwa SV Landjägern hatte umgeben lassen. Geisler kniff und nicht einer seiner Freunde fand den Mut, den Geschäfts- führer oller vaterländischen Verbände herauszupauken. Redakteur Fritz Ebert hatte in der Versammlung des Reichsbanners die Abrechnungsred« übernommen. Er gab«inen Ueberblick von dem Werden der Republik an, als ein Graf Westarp sich ongstbebend von den sozialdemokratischen Voltsbeauftragten den Keleitbrief erbettelte. Er kennzeichnete das Derhalten jener
das Konoenttonell-Gebunden«, gestaltet wurde. Hier seien im alten Ballett Keim« enthalten, die noch heute fruchtbringend benutzt werden könnten. Ich glaub«, daß die Phantasie des Tanzkünstlers Laban den Forsther Laban beeinflußt hat. Wir kennen ja die alten Tänze gar nicht, wenigstens gibt es kein Mittel, uns eine lebendige Borstellung vcn ihnen zu machen. Es ist möglich, daß sie das enthielten, was Laban in ihnen sieht. Aber beweisen läßt es sich nicht. Und schließlich: haben wir zur Befruchtung des modernen Tanzes einen Pas de Roi oder einen Pas de Chasieur nötig? Besitzen wir nicht schon dm Tanzsttl, der dm modernen Tänzer befähigt, die ganze Welt seiner Empfmdungm, Gefühle und Stimmungen zu gestattm? Einen Tonzstil, der das Ideal verkörpert, das Laban selber für das höchst« der Kunst unserer Zeit aufftellt: die Befreiung des einzelnen durch das Auswirkm des rhythmischem Körpergefühls und di« Schöpfung des volkstümlichen Masienkunstwerks? Laban war es, der die Grundlagen dieses Stils gelegt hat und der allen Ballettkunst definitiv dm Todesstoß versetzte. Lassm wir die Toten rühm und geben wir nicht den literarischm Snobs neu« Nahrung, denen die„Mode" des modernm Tanzes, desim Wesen sie nie begriffm habm, schon zu lange währt und die bereite rüstig am Werke sind, durch reaktionäre Quertreibereien den sicheren Gang der Entwicklung zu hemmen und zu verwirrm._ John Schikoweki. Toller-Ieier Ser proletarischen Jeierstunüen. Am gestrigen Sonntagmittag wurde im Großen Schauspielhaus Ernst Toller gefeiert, obschon er selbst nicht anwesend war und die Ruf« nach ihm nutzlos verhallten. Mit emem schönen Orgel- Präludium begann die Feier. Darm spieltm Geig«, Cello, Harfen und Orgel Handels Largo. Ein Rezitator— kein Programm, kein Sprecher verriet feinen Namen— ließ Tollers Gefangenen. gedichte an unser Herz rühren, rief uns die blutige Schmach baye- rifcher Ordnungsbestialität ins empört« Hirn zurück. Nun sollte Alfred Ker r sprechen. An seiner Statt erschien ein anderer Redner, dessen Name nicht mitgeteilt wurde und der nach seinem Anzug zu schließen, erst im letzten Augenblick hatte«inspringm müsien. Er schilderte mit stark sozialrevolutionären Akzenten Tollers Leben und Schaffen. Wieder Musik und nun das große Ereignis der Feier- stunden: der Sprechchor unter A. Floraths unsichtbarer Leitung: Nachthimmel, erstes Morgengrauen. Kaum erkennbar dunkle Mmfchenscharen, gedrückt, geknechtet, sorgenbeschwert, aus- stiegsehnend. Das künden Tollers Rhythmen, die sie melodisch ertönen lasien, die Männer, Fraum, Kinder. Kampfgeist erwacht, Rebellion springt aus, ein Alter führt das Wort, entrollt die rot« Fahne und des Jubels Signale ertönen, das Volt steht auf, der Sieg ist d«, Freiheit und Schönheit sind unser, der Masse Mensch. Heller Sonnenschein fällt aus die oorgebrochenen Arbeiter. Arbeite- rinnen, Arbeiterkinder, umgleißt rote Fahnen und Kleider und in die„Internationale" klingt das Maschinenstürmerlied und was sonst an Toller-Gedichten der Sprechchor hinreißend geboten, triumphie- rend aus. Leider entstand hier eine Zeitdifferenz zwischen Chor und begleitender Orgel, die bei dem Nichtvorhandensein eines sicht-
Ofsiziere, die in den ersten Monaten von Ergebenheit und Treue- gelöbnissen für die neu« Staatsform trieften, deren Geschwätz man allzu leicht geglaubt hatte und die bereits im März 1920 die Zeit für gekommen sahen, die Republik abzugurgeln. Er kennzeichnete nicht minder scharf das Verhalten der obersten Heeresstelle, die ge- rad« um die Zeit der Verfasiungsfeier den Soldaten der Reichs- wehr oerbot, sich an der Feier zu beteiligen und dasselbe Verbot weder vorher noch nachher bei anderen sich„national" nennenden Veranstaltungen für nötig hielt. Und als dann der Tag von Halle kam, da glaubten viele, daß nun auch die Hiller-Banden den Norden Überfluten würden. Aber gerade der Tag von Halls hat endlich Klarheit gebracht, und nach dieser Klarheit war plötzlich auch das Reichsbanner da. Die Aufgabe des Reichsbanners ist es, dem Vaterland zu dienen, es kenne nur«inen Feind: den Gegner der Republik ! Sodann ging Ebert zu Deisler über. Der Begründer des Reichsbanners, Oberpräsident Hör- sing, habe einen Herausforderungsbrief an Geisler geschrieben, dessen furchtbare Wucht den Geforderten erdrücken werde. Es frage sich, ob es Zweck hat. sich mit einem solchen Menschen weiter zu bc- schäftigen. Er hat heute, den Stempel aufgedrückt bekommen, er ist erledigt und tot für uns. Er mag laufen.(Minutenlange stür- mische Zustimmung.) Der Redner streift dana kurz die verleumde- rischen Behauptungen Eeislers in bezug auf das Reichsbanner und sagt: Wir republikanischen Soldaten, die wir bis zuletzt im Schützen- graben gelegen haben, wir haben die Einheit des Vaterlandes ge- rettet. Wir republikanischen Parteien haben dem Volk die großen, in ihren Ausmaßen und ihrer Bedeutung heut« wohl kaum ganz verstandenen Derfasiungsrechte gegeben. Wir haben die Pflicht, diese Rechte bis zum äußersten gegen die zu verteidigen, die das Do!- wieder wie einst rechtlos und zu Sklaven machen möchten. Die Führer der Parteien haben jetzt den Opfermut und den Idealismus der Republikaner aufgerufen. Wir rufen zurück: Seid nicht nur Führer der Parteien, seid auch Führer der Republik . Wir warten auf euren Ruf!(Stürmische Beifall.) Darauf kennzeichnete der Versammlungsleiter Buch er t noch einmal kurz das Verhalten Gcislers und wies darauf hin, daß eins andere edle national« Größe in Eichwald«. der Architekt B o t t t e, sein Mannesehrenwort schnöde gebrochen hat. Bottie war dabei erwischt worden, wie er am Derfassungstag Plakate abriß. Darauf kroch er demütig winselnd zu Kreuz und versprach, 100 Rentenmark für die Armen zu zahlen. wenn die Republik ihm sein« Gemeinheit verzeihen und sie nicht an die Oeffenllichkeit bringen würden. Bottke hat fem Versprechen nicht gehalten und die Armen haben nichts bekommen. So sehen in Wirtlichkeit die«hohen sittlichen Charaktere" der Deutschnattonalen und Völkischen aus. Mit Em- pörung und unter dem Beifall der Anwesenden wies Buchert ferner darauf hin, daß allein zum Schutz, der nicht nötig war, an die S0 Landjäger aus dem Kreis Teltow in dem fried- lichen Eichwalde zusammengezogen seier. Di« Republikaner müßten mit aller Entschiedenheit gegen ein« derartig« Verschwendung von Staatsmitteln zum Schutz eines einzigen Menschen protestieren, und der Landrat von Teltow , Herr von Achenbach, werde im Reichstag Red« und Antwort stehen müsien, wie er dazu gekommen, den ganzen Kreis von polizeilichem Schutz zu entblößen. In der Aussprache stammelt« ein Kommunist wirres Zeug. Die Versammlung zwang ihn zum Abtteten. Der Sozialdemokrat Klein kennzeichnete den Geisler weiter als«inen Menschen, der vor einiger Zeit aus Amerika gekommen sei, um im Auftrag der Arbeitgeber für das Taylorsystem Propaganda zu machen. Er fang« ober alles so dumm und tölpelhaft und unwisiend an, daß er bei der Arbeiterschaft glatt abgefallen sei. In seinem Schluß- wort mahnt Ebert die Alten und di« Jungen zum Zusammen- halten, zur treuen Kameradschaft und zur Einordnung. Die Re- ättion habe die Zeit verpaßt. Es sei für sie zu spät. Aber dennoch gelte es, größte Wachsamkeit zu üben. Sodann'zogen die Reichsbannerleute pflichtgemäß mit ringe- rollten' Fahnen in Spaziergängertrupps zu dem Ort, wo der Eeisler wohnt. Sie fanden das Haus von etwa dreißig Landjägern und Schutzpolizisten vor einer nicht vorhandenen Gefahr„geschützt" und machten sich ihr« eigenen Gedanken darüber!
Ribok gestorben. Blättermeldunge« aus Konstanttnopel zufolge ist dort der fvanzösische Vertreter der Meerengenkommisiion und frühere Ministerpräsident Alexander Ribot im Alter von 31 Iahren gestorben.— Ribot stand«in halbes Jahrhundert zm Vordergrund der stanzösischen Politik und war noch in den ersten Kriegsjahren Mitglied des französischen Kabinetts.
baren Dirigenten nicht mehr ausgeglichen werden konnte: ob selbst ein Dirigent diesen großen und schwierigen Apparat— die Orgel ist links seitwärts oben— noch herumwerfen könnt«, ist fraglich. So schloß dig schöne Feier mit einem Mißklang. Er konnte aber die freudig gehoben« Stimmung der dankbaren Hörer nicht beein- trächtigen. Für die Zukunft aber wttd zu ttachten sein, derlei zu oermeiden und auch durch Programme wenigstens die Musik- und Chorstücke, wenn schon nicht die Einzelkräfte zu bezeichnen. R. B.
Mo öoch öle?uöen! Schreien, schreien über so viel hinter- List'ge Iudentücke möchte man: Ach, sie haben unserm Sündendinter Ganz gewiß was in die Wurst getan! Woher hätte dieser hochverehrt« Recke sonst denn seinen Durchfall, h«? Weil er gor zu oft das Methorn leerte? Davon kriegt man doch nicht Diarrhöe! Darum seinen pot de ohanibre sandtt er An di« Profesiores hochgelahrt, Ob chr Spürsinn nicht, ihr vielgewandter, Ein Indizium darin gewahrt. Bald indesien kam zurück die Kunde: Keine Spur von Gift. (Na, Gott sei Dank.) Doch es zeigte sich an dem Befunde, Daß Patient am Wechselfieber krank. Jetzt ist alles klar: es hat das Fieber Arturs Eingeweide perturbiert, Well der Löb, der Iud', der Attenschieber, Ihm nicht seine Wechsel diskontiert! O. K o« st« r.
Sammlung von Regerlledern. Die Merkmale einer Nasse, so- weit ihr Seelenkeben in Frage kommt, finden ihren besten Ausdruck in ihren Liedern. Man hat in Amerika lange genug gezögert, die» für di« Nsgerlieder anzuerkennen und so gehen die meisten von ihnen in Dörfern und auf Plantagen immer nur noch von Mund zu Mund. Um dies« nicht in Vergessenheit geraten zu lasien, Hot man beschlossen, sie zu sammeln. Zu dem Zweck haben sich gleich- zeitig zwei Gesellschaften gebildet, eine in Chorleston von Weißen und ein« in Nichmond von Negern: letzter« mit dem Hauptzweck, die religiösen Gesänge ihrer Rasi« in einer Sammlung zu vereinigen. Avalole Aronce, Ausland erheblich verschlimmert Wie die Pariser Morgenblälter ouS TorrnS berichten, hat sich das Befinden von Ana tote France so verschlimmert, datz eS zu den schlimmsten Befürchtunzen?ln- last gibt Di« Düsseldorfer DUder-Dlebe ermittelt Die beiden Diebe, di« vor einigen Togen im Düsseldorfer Kunnpalast mehrere wertvolle Gemälde aus dem Rahmen geschnitten hatten, sind m emem A m st e r d a m e r Hotel ermittelt worden.