antrag auffassen, oder ob sie den: Verlangen der Opposition stattgeben wird. Aber damit noch nicht genug: Entschließt sie sich, den Antrag auf Einsetzung einer Tommission als Miß- trauensvotum aufzufassen— was geschieht dann? Wird die Krone in diese m Fall dem Rat Macdo- nalds, das Unterhaus aufzulösen, statt- geben? Das steht keineswegs fest, denn die Auflösung des Unterhauses auf Grund der Lappalie Campbell-Haftings wäre ohne Beispiel. Oder wird die Krone einen Regierungswechsel ohne Neuwahlen durchzuführen oersuchen? Wird in diesem letzteren Fall Macdonald die- Geschäfte so lange führen, bis die irische Gesetzgebung unter Dach ist, oder wird die Bildung einer liberalen Eintagsregierung notwendig, da die Konfer- vativen der irischen Lösung, wie sie von der Parlaments- Mehrheit gewünscht wird, entgegengesetzt sind? All diese Möglichkeiten werden sich in den nächsten Tagen entscheiden, dürfen indes den Blick nicht von der Tat- fache ablenken, daß die Regierung auf jeden Fall ent- weder schon im Laufe dieser Woche oder im Laufe des No- vember fallen wird. Es ist keine Kunst, eine Minderheits- regierung in diese Situation hineinzumanövrieren, und es war von jeher nur eine Frage der Zeit, wann für die Regie- rung Macdonald dieser Augenblick gekommen sein wird. Er ist nunmehr da. Das Ob ist entschieden, das Wann noch offen. Daß sich die Regierung mit einem Male vor zwei entschei- dende Fragen gestellt sieht, beweist, daß die Situation im parlamentarischen Sinn für die Entscheidung reif ist. Roch kann die Arbeiterregierung allerdings bestimmen, ob sie die Entscheidung schon in wenigen Tagen oder erst im November herbeiführen will. In den Kreisen der Labour Party herrscht angesichts der Tatsache, daß ihr Aufmarsch zum Wahlkampf weiter fortgeschritten ist, als der der beiden anderen Parteien, die Meinung vor, daß es das taktisch Klügere wäre, jegliche Art von Erklärung der bürgerlichen Parteien in Sachen Campbell-Hastings als Mißtrauensvotum zu betrachten, die Entscheidung zu forcieren, den König von der Notwendigkeit der Auflösung zu überzeugen und sich dem Land zu stellen.
Potsdamer Marneschlacht. Die„Nationalkommunisten" weine«. In den nationalistischen Kreisen herrscht tief« Betrübnis. Zum ersten Male haben sie in Potsdam kennen gelernt, daß.Gummi- knüppel nicht nur für renitente Kommunisten da" sind, wie Severing ihnen im Landtage angekündigt hatte. In Potsdam »kochte die Volksseele", wenn man den großspurigen Kundgebungen der nationa- listischen Verbände Glauben schenken wollde. Man muß sich in Er- innerung rufen, mit wie hohen Tönen all die Verbände ihr« Aktivität angekündigt hatten. In einer einzigen Nummer der»Potsdamer Tageszeitung" waren nicht weniger als f ü n f I n f« r a t«, in denen zur Störung der Friedenskundgebung aufgefordert wurde. Der „Stahlhelm " z. B. macht« bekannt: „Laut Zeitungsnachrichten soll Montag abend ein Franzose in Potsdam die Schuld Deutschlands am Kriege erneut verkünden. Der Stahlhelm wird diesen Schlag gegen deutsche Ehre in Pots dam nicht zulassen." Auch der Iungdeutsche Orden war natürlich zur Stell«. Er verkündet«: „Ein Franzose soll am Montag w u n s« r m Potsdam reden. Vir werden den Weg finden, um diese unerhörte Veleidl- gung abzuwehren. Wer fernbleibt, ist nicht wert Potsdamer zu sein. Haltet euch bereiti" Was ist aus alledem geworden? Als der Staat wirtlich ein. mal seine Machtmittel«infetzte und die Schupo zum Schutze einer genehmigten Versammlung ausmarschieren ließ, da standen die ganzen großspurigen Kadetten schmollend bei- seit« und schimpften über die„Schmach", daß«in deutscher Minister ein« Versammlung unter seinen Schutz stelle und daß das „Reichsbcnmer Schwarz-Rot-Gokd" sich zu einer Schutztruppe der/ Franzosen entwickele! Sie hatten prahlerisch versprochen, auf jeden Fall das Auftreten französischer Redner in der Stadt Voltaires zu verhindern und mußten sich, da sie sich den Grünen und dem
Nichts mehr geht... Von Lux. Der Wind geht scharf; Sturm. Di« Fischer fahren auch morgen nicht hinaur.... Träge torkelt so ein Iungmann in Wasserstiefeln an der Terrasse vorbei. Achtert ein büschen noch oben.... Der Spielsaal.... Just, da flammt das Licht auf. Noch ist niemand da. Ich ziehe den Regenmantel um mich, luge durch den Spalt, den der unvor- sichtig« Diener ausließ.... Lässig steht der junge, elegant« Croupier, gelehnt an die Bande des Grünbezogenen, zündet sich«in« Zigarette cm. Di« schöne Croupier«, die ihm Abend für Abend gegenüber- sitzt, um vom Spielfeld zu ihrer Rechten wegzuhorken, was der Bgnk gehört, lächelt in einem Anflug von Trübsal.... In der Art, wie der sonst so blasiert tuende Kollege ihr den Blick erwidert, liegt «in« Tragödie begraben, deren Schlußakt begonnen hat, denn dt« Saison nähert sich ihrem Ende____ Er öffne: die gefüllte Kassette.... Die ersten Spieler kommen, blicken hinein: noch leer.... Ziehen sich zurück zu des Vorraums Ledersessel und Lektüre. Joden Abend dasselbe Versteckspiel. Keiner will der Erste sein, Schwächen offen gestehen.... Der Croup«r kennt das... wartet, bis der Vor- räum gefüllt. Dann schallt seine affektiert näselnde Stimm« im leeren Saal: „Meine Damen, mein« Herren, das Spiel kann beginnen." Die Anstandspause, ehe der Erste oder die Erste— wir leben uns so langsam ins Zeitalter der Gleichberechtigung hinein— die Schwelle überschreitet, füllt er mit dem Verteilen des Handwerks» zeugee. Di« Diener reichen die Harken, häufen dl« Spielmarken blau , rot, violett, weih. Sowie sie sich wie die Pagoden oft- und westwärts postieren, fetzen sich die Ersten. Jetzt wird's eilig. Denn die Stuhl- reihen für Dauerspieler sind beschränkt,— und die Nacht ist lang. Noch eine Stunde und kein Apfel kann mehr zur Erde. Schweigend wird gesetzt, gewonnen, verloren. Denn das Verlieren ist immer das Letzt«. Nur die Stimme des Spielleiters tönt ermunternd, wenn ihm die Ansätze nicht üppig genug:„Es kann noch gesetzt werden, doch gleich geht es ab dafür!" Sein« rleinen Faltenaugen bohren sich in diesen und jenen, locken, wenn er ein Opfer entdeckt:„Guten Tag, Madame," mit einem schnellen Blick auf die Runde von Schwarz und Rot. die sich bereit» verlangsamt, und mit markierter Berneigung fortfahrend:»Sie können setzen, noch— geht—" Geschmeichelt ob so viel Aufmerksamkeit, sie, sie allein während der sonst doch verbotenen Runde, setzt die weißgekleidet« Taube und wird des Falken Opfer. Roch warm von ihrer Hand, harkt er mit warmem Blick den Zwanzigrentenmarkfchein fort. „Ein neues Spiel! Versuchen muß man das Glück!" Wie die Krähen hocken sie aufeinander, gierig Einharken und Zuschieben ver-
Reichsbanner gegenüber sahen, irgendwohin verkriechen! Es blieb ihnen nichts übrig, als in einer besonderen Versammlung durch einen abgedankten General und durch den völkischen Jungdo- führer Medem auf Seoering, Reichsbanner und noch einiges schimpfen zu lassen. Ganz in diesem Stile sind auch die Berichte der Rechtspresse über di« Blamage von Potsdam gehalten. Von der deutfchnotionalen Stinnes-Zeitung über die„Kreuz." bis zur„Deutschen Zeitung" herrscht nur ein Ton der Entrüstung darüber, daß Potsdam Grüne gegen die.„Vaterländischen" sah. Wenn die Schutzpolizei gegen die Kommunisten aufgeboten wird, erscheint es diesen Blättern ganz in der Ordnung, aber wenn sie auch— um im Stil« des Reichs- wehrministeriums zu reden—„nationalkommunistische Haufen" zurückweisen muß, dann finden es dies« Rationalkommu- nisten als ein« unglaublich« Belästigung. Dieselben Blätter, die sonst nicht laut genug nach polizeilichem Schutz und nach Staats- autorität rufen können, ergehen sich heute in erschrecklichen Schilde- rungen von der Unmenge der grünen Polizei und der Kriminalbeamten, die in Potsdam zum Schutze der Versammlung aufgetreten sei. Dos Ganze ist jedoch nur eine große„Eampouflage", um den Reinfall der Nationalkommunisten zu verdecken. Je mehr die Nationalsozialisten schimpfen, desto osfener wollen wir anerkennen, daß die Polizei in der Abwehr des völkischen Terrors in aller Ruhe ihr« Schuldigkeit getan hat und daß sich ihr Zusammen- wirken mit den Mannschaften des Reichsbanners durchaus tadellos abwickelt«. Da» einzig«, was die Terroristen erreichten, war, daß der Wirt des Konzerthause, gegenüber der Liga für Menschenrecht« wortbrüchig wurde, sein Lokal mit Ketten(?) absperrte und daß er wahrscheinlich erst durch das Gericht zu einer Konventionalstrafe verurteilt werden muß. Im übrigen glaubt di« Rechtepiesse ihre Verachtung nicht schärfer ausdrücken zu können, als wenn sie schreibt, daß di« Versammlung, die ja verhindert werden sollte, in einer„sozialdemokra- tischen Kneipe" oder wie es in einem anderen Blatt« heißt, in einer„Kneipe der USP." abgehalten werden mußt«. Das Gewerk- fchaftshaus, di« Stätte der Arbeiterorganisationen, ist für dies« Burschen immer nur die„Kneipe"!' Auch das muß man festhalten! Der„dumme August." Selten Hot sich die völlige Gesstesoerwondtfchaft der Kommunisten und der Deutschvölkischen so kraß offenbart wie anläßlich der gestrigen Veranstaltung der Liga für Menschenrecht« in Potsdam . Schon in der gestrigen„Roten Fahne" wurde ganz im Etil der „Vaterländischen Verbände" geg«, Prof. Bosch gehetzt, der als „Agent des französischen Imperialismus" beschimpft wurde. Ebenso hetzt« das Koinmunistenblatt gegen das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, das nach dem Vorbild der„Deutschen Tageszettung" als Nollet-Gard« bezeichnet wurde. Dies alles wurde in einem Augenblick geschrieben, wo die„Vaterländischen" zu einer Kraftprobe in Potsdam rüsteten und auch der kommunistische „dumme August" hätte einsehen müssen, daß alles darauf ankam, den frechen Vorstoß der NationaKisten zurückzuweisen. Die Kommunisten jedoch zogen es vor, den Völkischen zu Hilfe zu eilen, getreu ihrem Prinzip, der Reaktion die Steigbügel zu halten. Heute ist die„Rote Fahne" genau so enttäuscht über den Erfolg der Friedenskundgebung in Potsdam wie ihre deutschnationalen Bundesgenossen und such: ilrem Aerger durch erneutes Schimpfen auf Prof. Bäsch und auf das„Zieichsbanner Rollet" Lust zu machen. Es genügt wohl, wenn wir diese ncuest« Leistung de» dummen August niedriger HSngenI Das Redeverbot für Dasth in Sapera. Alüucheu. 7. Ottober.(TU.) Zu der gestrigen Erklärung des Professors Bäsch, daß er trotz des Verbotes der bayerischen Staatsregierunig auch in Nürnberg sprechen werd«, erfährt die TU. von zuständiger bayerischer Stelle, daß zwar die Verfamm- lung der Liga für Menschenrechte in Nürnberg nicht verboten, aber dem Profevr Bäsch unter keinen Um- ständen erlaubt ist, in Nürnberg öffentlich aufzu- treten und zu sprechen. Dem französischen Professor steht es lediglich stei,<üs Privatmann nach Nürnberg zu fahren.
folgend. Ein dicker Gauner mit hervorragend häßlicher Vifage, der andauernd gewinnt, ziehi den Einsatz zurück, als mehrere seine No mitbenutzen wollen. Der ander« soll ihm nicht sein Pech aufharken. Selbst der schlimmste Gottesleugner wird am Spieltisch ober- gläubisch.... Und wie der Gauner setzt! Doch jetzt verliert er.... Di« Bank geht mit dem Wind«.... Eines Arbeiter, mühevoller Wochenverdienst... in drei Minuten ist er dahin; ein zweiter, dritter folgt. Noch hat er Haufen vor sich liegen von den schönen, bunten Spielmarken.... So sitzen hier viel« Abend für Abend im rauchigen Raum, während draußen das Meer sein altes gewaltiges Lied rauscht. Sie sehen nichts, sie hören nichts als Harken oder Zu- schieben.... Berechnen nur Chancen, wenn sich die Roulett« ver- langsamt. Doch der Spielleiter paßt auf. Sanft aber fest ermahnend, daß die Bank oerdienen will:„Mein Herr! Nichts— mehr geht!!" Der markiert den Beleidigten, läßt sich den Gewinn auszahlen, geht. Nach den merkwürdigen Ehrenkodexen der bürgerlichen Welt gilt als unfein, wer sich«inen Gewinn auszahlen läßt und damit geht. Verspielen des arbeitenden Volkes Blut und Schweiß am Spieltisch gtlt für vornehm, erlaubt. Und der, der Erholung bitter nötig hat, der für jede Woche ein Lebensjahr dahin geben möchte, um das blaue Meer zu sehen, in seinem silberweißen Sand die müden Glieder einmal ruhen zu können, quält sich am Schlot oder sonstwo, daß dies« feinen Fleiß verspielen können, feinen Verzicht auf da» blau« Meer.... Ein junger Mann setzt waghalsig, gewinnt, verliert, verliert, ge- winnt. Seine Augen folgen stier, fast bewußtlos den Bewegungen der Roulette. Bald gehen seine Verluste in die Substanz, wie e» so schön heißt. Denn er zog gelassen di« golden« Uhr heraus, der Be. gleiter gibt ihm lächelnd fein« Brieftasche:... Alle übrigen Spieler oerschwinden aus dem Gesichtstreis. Man hat nur noch Augen und Ohsen für di« No des jungen Mannes. In zwei Stunden ist er fertig. Schnell entfernt er sich mit dem Begleiter. Das Schlimmst« hinterher sind nicht so sehr die Verluste, als di« Augen der Nach- schauenden. Mark« Tier entblößt sich in Frack und Seidenrobe.... Zwei Tage später schlendere ich zum Bahnhof, mir eine Fahr- karte besorgend.... Da wird vor mir ein Leichentransport geregelt. An verbotener Stelle badet« sin Wagehals, ertrank..... Ich bespreche mich mit dem Gepäckträger über die Abholung meines Ge- päcks am anderen Morgen. Frage beiläufig nach dem Ertrunkenen. Sohn eines Pastors. „Dot sünd nu drei in dies« Jahr." „Aber die Stelle ist doch bekannt, und die große Warnungstafel steht doch auch noch. Die Strömung lockt sie vielleicht dort, das wird es fein..." Da lächelt der Gepäckträger eigentümlich. Doch der jung« Post- beamte, der eben den Briessack für den Abendzug bringt, pfeift und sagt, die Stimm« des näselnden, blasierten Croupiers nachahmend: „Nichts— mehr geht!I... So gehen wir—*
Deutschnationale Mohrenwäsche. Rettungsversuche im Landtag. Der Landtag setzte heute di« zweit« Beratung de» Haushalt« de» Innenministeriums fort. Die Niederlage, die sich di« Deutsch - nationalen bisher mit ihren Angristen gegen den Innenminister geholt haben, veranlaßt« sie. einen ihrer besten Redner vorzuschicken. Herr v. d. Osten zog alle Register. Er glaubte, wenn er die Tat- jachen einfach auf den Kopf stelle, das Haus verblüffen und so die Niederloge der Deutschnationalen etwas verwischen zu können. Zu- nächst machte er ein« Verbeugung vor Ludendorff , der gestern vom Rodner des Zentrums, dem Abg. Dr. Heß an den Pranger gestellt worden war. Herr v. d. Osten meinte, man müsse unterscheiden zwischen dem Politiker und dem General Ludendorsf. Der General habe Ostpreußen gerettet und sich um Deuifchland un- sterbliche Verdienste erworben.(Gelächter und Zuruf links: feine Soldaten!) Her? v. d. Osten suchte dann das Zentrum mit dem alten Popanz der Religionsfeindschaft der Sozialdemo- kratie zu schrecken. Dann versuchte er, seinen Parteifreund Reaen- born herauszureißen. Er erklärt«, di« Deutschnationalen seien nicht grundsätzlich gegen die Verwendung von Außenseitern in der Ver- waltmig. aber sie müßten doch über eine gewisse Kenntnis und Vi!- dung für ihre Positton versügen. Sa habe man es schon unter dem alten System in Preußen gehalten.(Heiterkeit.) Der Innenminister habe betont, er wolle die Autorität des Staates nach allen Seiten hin schützen: zugleich aber wolle er für die Förderung des Reichs- b anners mit allen Kräften arbeiten.(Zuruf links: Soll das ein Widerspruch sein?) Di« Unterdrückung des aktiven Widerstandes während des Ruhrkricges sei ebenfalls kein Ruhmesblatt für die Groß« Koalition.(Stürmischer Widerspruch bei der Mehrheit.) (Schluß im Morgenblatt.)
Hitlers auslänöische Gelüer. Das Ende eitter Beleidigungsklage. München . 7. Oktober.(WTB.) Vor Jahresfrist hatte Adolf Hiller gegen Stefan Großmann eine Beleidigungsklage er- hoben, weil dieser im„Tagebuch" behauptet hatte, die national- sozialistische Bewegung werde größtenteils mit aus- ländischem, darunter französischem Gel de großgezogen und erhalten, ver„Allgemeinen Zeitung " zufolge, wird nun dieses Verfahren durch Gerichtsbeschluß eingestellt. Hitler habe die Kosten zu tragen und dem Beklagten die entstandenen Aus- gaben zu ersehen. * Neben der Beleidigungsklage gegen Großmann hatte Hitfcr aus demselben Grunde eine zweite Klage gegen den Vorsitzenden des Bundes„Bayern und Reich". Dr. Pittinger, angestrengt. In dieser Sache kam es am 23. September zur Verhandlung. Pittinger erklärte sich bereit, den Wahrhertsbeweis anzutreten und beantragte di« Ladung zweier wichtiger Zeugen. Das Gericht entsprach dem Gesuch. Sollt« Hitler unter dem Eindruck dies:» Prozeßverlaufes die Klage gegen Großmann zurückgezogen haben? Jedenfalls gbt der bedingungslos« Rückzug Hitlers zu der Vermutung Anlaß, daß die Behauptungen Großmanns, die die nationalsozialistisch« Bewegung aufs äußerste kompromitttteren, den Tastachen entsprechen.
Kommunistische Knüppeltaktik. Mißglücktes Attentat in Hamborn . Hamborn , 7. Oktober. (TU.) Zu Tumultszenen kam es gestern in einer Versammlung der Sozialdemokratischen Partei Hamborns, in wÄcher der Reichstagsabg. C r i s p U n sprach. In dem dichtgefüllten Saal hatte sich eine Sturm. kolonn« der Kommunistischen Partei, meist junge Burschen im Alter von 17 bis 20 Iahren, eingefunden. Sie brüllten kurz nach Beginn der Dersammlung den Redner med« und schlugen mit Gummiknüppeln und sogenannten.Hampelmännern" um sich. Mehrere Personen wurden schwer verletzt. Zwei mußten blutüberströmt aus dem Saal getragen �oerden. Die SPD. - Leute setzten sich kräftig zur Wehr und ihren vereinigten Anstren- gungen gelang es, die Kommunisten aus dem Saal« zu werfen. Der Abg. Crispien, der dann sein« Rede fortsetzen tonnt«, kennte nach Schluß der Versammlung nur unter starkem Schutz fein« Parteigenossen das Lokal verlassen, da die Bedrohungen seiner Person auch auf der Straße fortgesetzt wurden.
Zum Gedächlnis Sponklnls. Zu ein« Gedächtnisseier anläßlich de» ISO. Geburtstages des italienischen Komponisten Gaspare Spon- tinis hatte am Montag abend die Direktion der Zeitschrift„Cultura " und die Leitung des romanischen Seminars in di« neue Aula der Universität eingeladen Als erster Redner begrüßte der ttolienische Botschaft« Graf B osda ri die Gäste. Prof. Schünemann«m- warf dann«tn plastisches Lebensbild des italienischen Komponisten. Werke au« Mozart , aus Sponttniz„Vestalinnen" und schließlich ein« Schöpfung Mascagnis gaben Eindruck von dem Zusammen- wirken deutscher und italienischer Musik. Mascaani selbst diriaierle da- Orchester. „Der Polizei- und Blindensührhund" heißt«in Dortragsthema. das die Urania neu aufgenommen hat. Zuerst sieht man den bekannten Schäferhundsilm, der Dank der Mitarbeit des Berliner Polizeipräsidiums, der Hundeausbildungsanstalt Grünheide und des deutschen Schäferhundvereins hergestellt werden konnte. Durch den persönlich anwesenden berühmten Polizeihund Jack wurde sodann das Publikum belehrt, daß der Film in seinen Bildern nicht zu viel «zählte und nichts in falscher Hermushebung unterstrich. Das Tier arbeitete itt einer ihn: doch gänzlich unbekannten Umgebung voll- kommen ruhig und sicher, nahm, weil es nötig war. unbeirrt seinen Weg durch den Zuschauerraum und schreckt« auch nicht davor zurück, ein« lang« Leiter zu erklettern. Erhebend und tief ergreifend zu- gleich war ferner die Arbeit des Dlindenführhundes Hertha . Instinkt. sicher führte das Tier seinen blinden Herrn, gab auf jeden Befehl genau acht, unterschied die Richtungen links und rechts und war stets besorgte Vorsicht. e. b. Die Wcckadora. Die spanische Frauenbewegung hat gegen einen Erlaß d« Regierung, der einen ganzen Berufszweig den Frauen entzieht. Protest erhoben. Es ist dies der Beruf der Stier. kämpferin. Seit einiger Zeit haben sich die Frauen beim Stier- kämpf wohl schon in unt«gcordn«ten Rollen betätigt, langsam haben sie«ine solche Geschicklichkeit und einen solchen Mut dabei entfaltet, daß heute ein Stern„Reoerte" sich als Matadora in der Oeffenttichkeit zeigen wollte. Das Publikum nahm diese Ankündi- gung mit großer Begeisterung aus und man erwartete, daß die Arena bis auf den letzten Platz gefüllt fein würde. Aber«benlo eindrucksvoll, wie diese Vorbereitungen vor sich gegangen waren. ebenso jäh war die Enttäuschung, di« einfetzte. Denn die Behörden «ließen einen D?sehl, der folgendermaßen lautete:„ObwoU der Beruf des Toroador der Mitwirkung des weiblichen Geschlechts bish« durch kein Gesetz verboten war, so bildet dies« doch einen AnMick, der so aller Kultur, allem Gefühl und ollem seinen Emp- finden des weiblichen Geschlechts widerspricht, daß in Zukunft all« Veranstaltungen oerboten werden, bei welchen Frauen als Stier- kämpferinnen austreten." Analole Arance liegt Im Sterben. Der Todeskampf von Anatole France dauert an. Der Dichter hat da« Bewußtsein verloren und scheint nicht ,u leiden. Schlichung der Budapest « Lnwersitöl? Der UnterricktSmInist« er- klärte, daß der Legitimationszwang, der von den nationalistischen Dtudenieu gegenüber den anderen Studenten geübt werde, ungesetzlich sei. Falls diese Zustände anhielten, werde er sich gezwungen sehen, die Unioerfität zu schlichen, wodurch alle Studenten den Verlust eines ganzen Studienjahre« hätten.