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koppeln, der nur die Verlängerung des Kapitalismus zu för- dem geeignet fei. Der Krieg hat nun allerdings das politische Gesicht Europas insofern geändert, als jetzt in ganz West- und Mitteleuropa demokratische Staatssormen herrschen: es liegt nur an der Arbeiterklasse, sie mit demokratischem und sozialem Inhalt zu füllen. Abgesehen davon, ist aber zu be- denken, daß ein Vergleich Europas mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika leider nicht möglich ist, sehr zum Schaden unseres Erdteils. Dort ein zusammenhängendes Wirtschasts- oebiet mit einer Mischbevölkerung, die sich zur amerikanischen Nation mit einheitlicher Kultur und Staatsaussassung mit erst beginnenden sozialen Gegensätzen entwickelt hat. Hier ein Gewirr von etwa dreißig Staaten mit fast ebenso vielen selb- ständigen Wirtschaftsorganisationen mit verschiedenartigen 5i.ulturaussassungen, mit jahrhundertealten geschichtlichen und nationalistischen Ueberlieserungen belastet. Und dieser Wirr- warr wird noch kompliziert durch die scharfen sozialen Gegen- sätze und durch die Zerklüftung der proletarischen Bewegung. Selbst wenn es gelänge, die wirtschaftlichen Interessen der ver- schiedenen europäischen Länder miteinander auszugleichen, bliebe noch genug politischer Unrat übrig, um die Verwirk- lichung von Pan-Europa zu erschweren. Es ist aber trotzdem bemerkenswert, daß nicht nur Publi- zisten, sondern auch Wirtschaftspolitiker bei ihren Untersuchun- gen der gegenwärtigen Verhältnisse zu ähnlichen Ergebnissen kommen wie die Wortführer der pazifistischen Ideen. So fordert der Kölner Professor Bruno K u s k e in einer Schrift über dieBedeutung Europas für die Weltwirtschaft�(Oskar Müller-Verlag, Köln ), daß die europäischen Völker ihre end- losen und unfruchtbaren nationalen Auseinandersetzungen be- enden und an eine positive Zusammenarbeit gehen sollen. Es fei Zeit, von einem europäischen Gesamtsystem zu reden: dieses Problem müsse ebenso ernst verfolgt werden, wie früher das Problem der nationalen Einigungen. Die Sozialdemokratie, so können wir in diesem Zusam- menhange feststellen, arbeitet von jeher daran, durch die Demo- kratisierung der staatlichen Einrichtungen und durch die Ver- wirklichung der sozialistischen Forderungen die Möglichkeit zur Zusammenarbeit der Völker zu schaffen. Wir erinnern daran, daß sich auf den internationalen Kongressen der sozialistischen Parteien und der Gewerkschaften keinerlei natio- nalistische Tendenzen hervorwagen, und daß hier wiederholt und eindringlich die Wege zur Pazifizierung unseres Erdteils aufgezeigt worden sind. Insofern berühren sich Arbeiter- bewegung und Pan-Europa-Bewegung. Die beiden Strömun­gen können sich ergänzen, indem der Sozialismus der pazifisti- schen Idee den realen Inhalt gibt und sie so aus der Sphäre der gedanklichen Spekulation zur erfolgverheißenden Wirklichkeit heraushebt.___ Schlechte Seiten für Putschisten. Ruth F-ischcr auf der Wacht. DieRote Fahne " zu lesen ist seit langem kein Ver- g n ll g e n mehr. Es fehlt den Kommunisten seit ihrem Ab- rücken ins anarchistisch-putschistische Lager jeder revolutionäre Schwung. Das sich überschlagende Geschimpfe auf die Sozial- demokratie wirkt nicht. Man empfindet keine Neigung, auf die Gemeinheiten, die bei derRoten Fahne" zum täglichen Brot gehören, irgendwie zu reagieren. Das Verkommen der kom- munistischen Bewegung in solch wüster ebenso bemmungs- wie geistloser Hetze zeigt die gänzliche Ausweglosigkeit, in die man sich hineinmanövriert hat. Die Kommunisten werden in ihrer eigenen Bewegung die Folgen ihrer Taktik wahrscheinlich noch viel besser spüren als wir. Wenigstens entnehmen wir das aus dem halb fatalistisch, halb elegisch gestimmten Artikel, mit dem 'Äuth Fischer den heute tagenden Bezirksparteitag der Berlin -Brandenburger Organisation begrüßt. Sie bekennt offen, daß die Zeit des Aufftiegs der kommunistischen Be- wegung vorbei ist, daß eine neue Situation gekommen ist: Die Umstellung auf die neue Situation ist nicht leicht. Das wirkliche Sich-hinein-Stsllen m die neue Lage erfordert die ganze Energie, und die Schwierigteiten liegen nicht nur in der außer- ordentlich schweren Lage der Arbeiterklasse im allgemeinen, sondern auch in den großen Schwächen, die unserer Partei noch anhaften.

Die rechten Abweichungen der Komintern sind nicht erledigt durch die Beschlüsse aller Kongresse und Parteitag«, sie liegen in der Zeit. Das Geschäft der 2. Internationale, Törichte einzufangen für ihre Jllufionspolitik, strahlt aus bis in manche Außensphären unserer Bewegung. Viele Unsicherheiten im Betriebe, den Sozialdemokraten gegenüber, viele Schwankungen in der Kommu- nalarbeit, viele Passivität im täglichen Kampfe sind nichis anderes, als die Ausstrahlungen, rechter Abweichungen, die heute ideologisch nicht mehr k r i st a l l i e r t find, die aber unter der Oberfläche glimmen. Diese rechten Ab- weichungen und Strömungen, die überall deutlich spürbar sind, sind nach wie vor nichts anderes als liquidatorische Bestre- bungen: Ziquidata-isch« Bestrebungen, die aus den Schwierig- leiten der gegenwärtigen Periode die revoluiionäre Lösung für dieses Menschenaller nicht mehr für möglich ansehen und auf dem Umwoge über eine falsch verstandene Cinheitsstonttaktik, die ein Bündnis mil der Sozialdemokratie vorschlägt und Anschluß cm den Linksblock der pazifistisch maskierten bürgerlichen Parteien ist, suchen. Di« Beriin-Brandenburger Organisation wird Wache stehen müssen darüber, daß die Prinzipien unserer Bewegung, für die die Berlin -Brandenburger Organisation fünf Jahre gekämpft hat, die jetzt endlich in der deutschen Pgxiei durchgesetzt sind, erhalten blei- ben und fester und n«fer in den Mitgliedschaften verankert werden." Wir sind sicher, daß Ruth Fischer , wenn ein weiteres halbes Jahr verflossen ist, noch viel mehr als heute wird feststellen müssen, wie dierechten Abweichungen"im Zuge der Zeit" liegen. Die Neigungen zu einerfalsch ver- standenen Einheitsfronttaktik", zumEingehen auf pazifistisch- demokratische Illusionen" werden zunehmen, weil allein die sozialdemokratische Taktik den Bedürfnissen der Arbeiterschaft entspricht. Ruth Fischer landet an einer anderen Stelle ihres Artikels bei der Forderung, sich der materiellen Interessen der Berliner Metallarbeiter und der Angestellten der Berliner Verkehrsbetriebe anzunehmen. Wenn weiter nichts von der Weltrevolution übrig bleibt, dann sollten die Kommu- nisten hoch lieber so einsichtig sein, ihre Finger davon zu lassen. DieGewerkschaftsbonzen" versieben diese Dinge wirklich besser als sie. Und derZug der ZeiU ist mit der gewerkschaftlich- reformistischen Arbeit und nicht mit der Maulrevolution der moskowitischen Phantasten._ Der Dolus eventualis. Während des Reichstagswahlkampfes hatte der Genosse Studt- Dt.-Krons bei Zurückweisung der sogenannten Dolchstoßlegende und anderer Vorwürfe mangelnden vaterländischen Pflichtgefühls sozial- demokratischer Arbeiter und Juden auf den auch von deutschnatio- naler Seit«(Vruhn in derWahrheit" vom 10. November 1918) zugegebenen Umstand hingewiesen, daß unverhältnismäßig viel Großgrundbesitzer währerd des Krieges sich als Heimkrieger betätigt hätten. Zum Beweis verlas er ein« Liste von IL der größten Be- sitzer des Kreises Dt.-Krone, die fast während des ganzen Krieges reklamiert waren. Di« Herren fühlten sich wegen des angeblich von Studt gebrauchten Ausdruckes Drückeberger beleidigt und strengten Privatklage gegen ihn an. Obwohl in der am 9. Oktober stattge- fundenen Derhar.dlung vor dem Schöffengericht Dt.-Krone(ohne Schöffen nach Gebrauchsmuster Em m inger) durch die Beweis- aufnähme festgestellt wurde, daß der Ausdruck Drückeberger nicht gefallen fei, und die Tatsache, daß die Kläger reklamiert ge- wesen seien, von diesen zug-- geben wurde, Genosse Studt also nur Tatsachen, deren Wahrheit feststand, bshauptet hatte, er­folgte dennoch eine Verurteilung zu 50 M. Geldstrafe, indem das Gericht unterstellte, die Versammlung habe die Kläger als Drücke- berger angesehen, und das fei der von Studt bsabstchttgte Zweck gewesen. Di« Verurteilung erfolgte auf Grund des Paragraphen 186, obwohl nach diesem nur bestrast worden kann, wer nicht erweislich wahre Totlachen behauptet. Der totgeglaubt« Dolus evevwalis ist also wieder auferstanden. Damit der Name des Richters, der ihn galvanisierte, nicht unver- dientermaßen ins Meer der Vergessenheit verstnke. sei auch sein Name hier verkündet. Es ist der Amtsgerichtsrat Dr. Dorn- bluth in Dt.-Krone. Gegen das unverständliche Urteil wird selbstverständlich Be- rufung eingelegt. Vielleicht gibt es doch noch Richter, auch in Ost- «lbien.

�anütagszufammentritt in Thüringen » Einsetzung eines Untersuchungsausschusses. Weimar . 11.-Oktober.(Eigener Drahtbericht.) Der thüringische Landtag ist zu Donnerstag, den 16. Oktober, auf Antrag der sozial- demokratischen Fraktion«inberufen worden. Auf der Tagesordnung steht u. a. der sozialdemokratische Antrag auf Einsetzung eines Unter- suchungsausschusses zur Prüfung der gegen den Staatsbankpräsiden- ten Löb ergriffenen Maßnahmen. Aufhebung des O. November als Feiertag. Weimar , 11. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Wie wir hören. beabsichtigt die Thüringische Regierung dem Landtage eine Vorlage «inzureichen, die den 9. November als Feiertag beseitigt. Das Reichsbanner in Thüriugeu. Weimar . 11. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gcld in E i s« n a ch, das am Sonntag seine Banner weihe begeht, sind die Teile des Programms, die sich in der Oefscntlichkeit abspielen sollten, wie die Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal, das Platzkonzert und Umzüge vom thüringischen Ministerium des Innern verboten worden. Die Feier nzird sich daher nur in geschlossenen Räumen abwickeln lassen.

Lanübunö-politik. Mecklenburg sperrt seine Grenze«. Die Landbundregierung in Schwerin treibt Land- bundpolitik natürlich. Jetzt hat sie mittels Betoratmachunz im Regierungsblatt die Einfuhr von Schlachtvieh aus Dänemark , Schweden und Norwegen kurzerhandgrundsätzlich verboten". Es soll nur noch«ine Einsuhr nach Prüfung von Fall zu Fall solchen Personen oder Firmen bewilligt werden, die eine von der Regierung des Bestimmungslandes für eine b«- stimmt« Anzahl Tier « ausgestellt« Einfuhrerlaubnis haben. Das bedeutet natürlich nichts anderes, als daß vor allem die Landbündler in Mecklenburg-Schwerin nun jede Konkur- renz, die ihnen bisher aus Dänemark und Skandinavien erwuchs, los sind, und daß sie nun völlig unabhängig von jeglicher Kon- turrenz die Diehpreise bestimmen. Das Fleisch, das auch m Meckleu- bürg bisher schon außerordentlich hoch im Preis« stand, wird weiter steigen. Die Schweriner Regierung versucht, ihrer Maßnahm« einen volkswirtschaftlichen Mantel umzuhängen, indem sie sich bei ihrer Bekanntmachung auf g 7 des Reichsviehseuchengesetzcs bezieht. Nach dem gerannten Paragraphen kann allerdings ein solches Verbot der Einfuhr von Vieh aus dem Ausland erfolgen, aber nurzum Schutze gegen Gefahr" der Emschlepprmg von übertragbaren Viehseuchen . Natürlich soll es sich um eine besonder« Gefahr handeln, denn das Biehseuchengssetz verbietet schon ganz allgemeip die Einfuhr von Tieren, die seuche- oder ansteckungs v« r d ä ch t i g sind. Wieso soll nun auf einmal eine besondere Gefahr entstanden sein? Nach wie vor wäre mit den allgemein gültigen Vorschriften auszukommen gewesen. Aber, wie gesagt, die Landbundregierung betreibt Landbundpolitit. lind die Verbraucher ha der.'s zu zahlen.

Für Fechsnbach und die politischen Gefangenen tu Nieder- schöuenseld. Die Deutsche Liga für Menschenrechte hat in einem neuen Austuf die Aufmerksamkeit wieder wachgerufen für dos Schick- sttt des unschuldig im Zuchthaus sitzenden Fechenbach und der poli­tischen Gefangenen in RlederschLncrfcld, unter denen sich auch Erich Mühsam befindet. Der Strafvollzug wird an diesen Gefangenen so ausgeübt, daß ihnen nur 50 Ps. Zulage pro Tag ausbezahlt werden, auch wenn größere Mittel bereitständen. Wenn deshalb Angehörige Briefen drei Zehnpfcnnigmarken Rückporto beilegen, um die zugestandenen täglichen 50 Pf. nicht zu schmälern, so be- schlagnahmt der die Aussicht führende Staatsanwalt eir« der Marken! Die Nester an den Zellen nistender Vögel werden mt- fernt, weil es nach der Gefängnisordnung demStrafvollzug wider- spräche, im Haufe der Buße Vögel zu dulden!" Den noch vor- handenen 15 Gefangenen fehlt warme Winterkleidung. Auf dem 23. Weltfriedenskongreß sind durch Versteigerung der vom Polizei- Präsidenten in Potsdam beschlagiahmten Plakate über die Pots- damer Versammlung, die er wieder herausgeben mußt«, 573,60 M. für die politischen Gefangenen in Bayern gesammelt worden.

Sie wohnt hoch im Noröen. Von Iwan Heilbut . Welch eine reizende Bekanntschaft habe ich da geinacht! Ich stand im Tiergarten an jener Brücke, wo die Löwen liegen, wohl, weil sie die Brücke bewachen sollen. Da kam sie da hergetrippelt, an jeder Hand einen kleinen Bruder, zeder ein unglücklicher Wasserkopf. Nur sie selber strahlend vor. Froh- sinn, besorgt wie«ine Mutter, voll von launigen Einfällen wie eine junge, überglückliche Frau. Sie ist sechs Jahr« alt. Sie heißt Erna Schumann. Sie wohnt hoch im Norden aber trotzdem geht sie barfuß. Sie stellte sich an mein« linke Seite. Ich bemerkte sie, aber ich sagre nichts. Darauf ging sie hinter mir an mir vorbei und stand mir dann zur Rechten. Ich sagte nichts. Mein Himmel, was soll man zu solchem zierlichen Menschenkind mit nackten Füßchen reden? Die Zunge müßte leicht sein wie ein Schmetterlingsslügel, und jeder Laut ein Klang, der in der Lust fliegt. Darauf wandte sie mit einem reizenden Ruck den Kopf zu mir in die Höhe. Na?" sagt« sie. Na?" sagte ich. Ihr« Brüder ergötzt»» sich inzwischen damit, auf die Löwen zu klettern.Reiten, Löwenreiten!" riefen sie. Di« Schwester stand ihnen bei. Sie furcht« dem Bruder auf den Löwenrücken zu helfen, indem sie ihr Köpfchen gegen den Teil des Reiters stemmt«, den ich einem gebildeten Publikum nicht nennen darf. Endlich stieg sie selber mit bedeutend besserer Gewandthett auf, aber nachdem sie eine Weile gesessen und sich hatte betrachten lassen, sagte sie einfach (zu mir): Du, ich falle in's Wasser." Dabei neigte sich ihr Körper auf die Seite. Ja, Liebe, warum steigst du denn hinaus?" gab ich nur lächelnd zurück. Sie wollt« mit Gewalt meine Bekanntschaft machen das Wasser war nur ein Dorwand, ich merkte das wohl. Aber nun lag sie bereits so schräg, daß sie hinuntersallen mußte. Das nenne ich Sympathie! Unsere Bekanntschaft beginnt damit, daß sie für mich in's Wasser geht. Hall mich fest," ruft sie kläglich,ich falle, ich falle." Ich greif« sie an ihrem Kleid. Dann hebe ich sie vom Löwen herunter. Die beiden kleinen Wasserköpf« spielen und tollen un- betßtzunert, sie sind guter Laune. Ich heiße Erna Schumann," sagt dos Fräulein, dem ich das Leben gere tel habe,ich wohne Chausseestrah«, ich habe noch drei Brüder, all« noch kleine. Du, hast du Geld?" Ja, weun ich fortgehe, schenke ich dir Geld." Wieviel schenkst du mir dann?"

Darüber muß ich noch nachdenken," Schenke miir drei Mark." Das ist mehr, als ich besitze." Was?" Warle nur ab!" Sie spiell mit den Wasserschädeln, die toben wie toll. Du, waim gehst du denn fort?" Gleich, meine Liebe. Fürchte nichts, du sollst es haben auf Heller und Pfennig." Was?" Zwei Damen gehen vorüber; sie finden es unerhört von den Kindern, daß sie beim Klettern so wenig die Kleidung schonen. Ich kenne deine Cllern," sagte die eine,ich kenn« dich." Und die andere:Warte du nur!" Das kleine Mädchen steht da und rührt sich nicht. Di« süßen Wasserköpfchen haben nichts begriffen. Die Damen gehen weiter. Der Teufel soll sie holen," sage ich. Sie kennen dich nicht, Erna, spiele nur weiter." Was? Sie kennen mich gar nicht, was?" Nein, sie kennen dich nicht." Kommt zum Frühstück!" sagt Erna Schumann und greift nach einer Tüte, die sie an den Löwensockel gelehnt halle. In der Tüte befindet sich eine Bananenschale. Sie erklärt den Brüdern, von welcher Seite der Schale man sich ernähren könne, sie macht chnen umständlich die Bewegung der Zunge vor. Di« Brüder blicken interessiert auf die Vorführung. Aber sie begreifen nichts. Sie ver- suchen das Kunststück nachzumachen, und ivenn es einem gelingt, einen Rest des Fleisches von der Schal« zu lösen, stößt er einen Freudenschrei aus. Wieviel kcstet eine Banane?" frage ich. Ich weiß nicht," sagt Erna Schumann. Und nach einer Weile: Sehr viel." Ich fange an, meinen Geldbestand zu überdenken, Gehst du bald fort?" fragt Erna Schumann. Ja. ja, ja, gleich." Ich habe noch Brüder." Sie lächelt mich immerwährend an. Da," sage ich. Die beiden Brüder schießen daraus los, sie hält das Stück auf der flachen Hand. Dann fliegen alle drei an mir vorbei. Sie laufen um die Wette. Sic rennen, klein, in der Ferne. Bananen!" rufen sieBananen!" lkrstavssübrmigen der Doch«. ITtont Dranutt. Th.: ,M e l h u s a I e rn*. Diensl. Volksbühne:Der arme Konrnd": Deutsches.:Die heilige Johanna": Schlohpark-Th. :Der Jongleur". !Ml!w. Renaissance-Tb.:ThereseRaquin". Donneret Easino- Theater:�atan Weib". Sonnab. Gr. Schauspielhaus:An Alle"; Th. amKursürstend.:.Herr Pipagran sährtnach Pari«".

wolletisteiti' im Staatstheater. Einmal im Jahre hat ein Staatstheater die Pflicht, Schiller zu spielen. Aber ach! selbst, wenn wir denWallenstein " aus- führen, finden wir keine Beziehung mehr zu ihm. Er ist uns Wallenstein . Zu wenig des Ewig-Güitigen ist in seiner und der Piccolomini Tragik. Zu viel ist in leinen Gestalte.i der Gebund.'ii- heit an bürgerliche Gesetze und Gefühle, zu wenig fließen sie mit der historischen Atmosphäre zusammen, in die sie gestellt sind. Um- ivege hemmen den dramatischen Ablauf. Rhethorik hält auf. Wir haben ein hellhöriges Ohr für hohle Klänge und ein schärferes Aug' für den leeren Faltenwurf. Nur die Regie eines I e ß n e r kann Schiller erlösen. Jeßners Wallenstein man sah gestern dasLager" undDie Piccolomini" ist, obwohl ein Kompromiß aus Tradition und Gegenwart, keine Koalition, sondern eine Synthese. Es gab schim- mernde Rüstungen, polternde Graubärte, Masken, untermalenden Trompetenschall, sentimentale Jugend und so manche Deklamation. Aber es gab vor allem knappe dekorattve und dromatnrgische Archi- tektur, modernes Raumgefühl und viele Streichungen fast immer glückliche. Eins hindernde Detailausstattung, eine heroische Maske­rade aber das inmitten eines Raumes, der die konzentrierte Ein- fachheit ermöglichte. Es war ein Kompromiß. Aber imLager" und in denPiccolomini" muh rauschende Buntheit vorherrschen.- Cesar K l e i n s Bühnenbilder waren entstanden aus der Tendenz, den Raum durch den Schauspieler gestalten zu lassen. Diese Masken verloren sich manchmal im Raum, oder sie verwirrten sein« Gesetze. We Generale sind biderbe, handfeste Kerle, der Idealist ist eir schimmernder Pathetiker, der Jüngling istedel undeniflcmr.nt", der Diplcmat istintrigant",höflich" und in Gold und Seide ge- kleidet. Es ist ein Stück überlieferter Schiller, aber ganz besteit von den Reminiszenzen, die uns mit ihm, mit der Schul« und mit dem alten Theater verbinden. Es ist das geläuterte Schema der Schillerschen Welt. Zu dieser Aufführung waren die besten Schauspielerträfte ent- boten wie man gut« Trupper in ein« gefährliche Schlacht schickt. So konnte es nicht fehlen, daß sich starke Momente voll drama- tischer Spannung entluden: zum Beispiel: wenn Werner Krauß als Wallenstein die Szene betrat, den Raum beherrschend, innig. verhalten und groß, und, trotz der Maske, die Gestalt aus dem Wort formend, den pathetischen Vers menschlich vereinfachend. Agnes Straub lGräfin Terzky) hatte einige reich«, voll« Mo- ment«. Wie konnte sie in zwei, drei Auftritten die ganze Vielfalt des reifen Weibes so enthüllen, daß sie doch verborgen blieb: die Zärttichkeit, die Liebe. Bereitschaft zum Verrat, höchste Treue, Lächeln, Drohung, liebenswert und gefällig! Leonhard Stecket (als Kapuziner inWallensteins Lager") gelang es, als dsm ein- zixen in dieser Häufung von Typen, eine Gestalt zu sein. Und wie nahe log doch gerade hier die Gefahr, Type zu bleiben. Um dieser Gefahr zu entgehen, oerschmähte Alexander Granach als kroa- tisch er General Isolani äußere Charakterisierungsmittel nicht. El« behinderten die Entfaltung des eigentlichen Jfo'ani, des Harmlos- Naiv-Gefährlichen. Granachs Leistung bleibt in der Erinnerung haften. aber nur infolge der sorgfältig nuancierten äußeren Aus»