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Abendausgabe

Nr. 483 41. Jahrgang Ausgabe B Nr. 242

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife find in der Morgenausgabe angegeben Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-295 Tel- Moreffe: Sozialdemokrat Berlin

5 Goldpfennig

Vorwärts=

Berliner Dolksblatt

13. Oktober 1924

Berlag und Anzeigenabteilung: Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Borwärts- Berlag Gmb. Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-2507

Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

3.R.3 im Funkbereich Amerikas .

Die Fahrt über den Ozean.- Mittags der halbe Weg zurückgelegt.

3.R. 3 ift am Sonntag früh zum Amerikaflug aufge-| wir über Basel deutschen Boden." 11,45 Uhr vormittags überflog ftiegen und hat in den Mittagsstunden die Azoren bereits 3. R. 3 die Loire in Richtung Bordeaux , passiert, die er in gerader Linie von Friedrichshafen aus er­reichte. Er hat damit etwa die Hälfte der Gesamtftrede zurüd­gelegt. 3. R. 3 befindet sich jetzt schon im Bereich der ameri­gelegt. 3. R. 3 befindet sich jetzt schon im Bereich der ameri­fanischen Küstenfuntftationen.

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3m£ uftigiff.( Eigene 3.- Funkmeldung.) 3. 3 fichtete um 2 Uhr Loire , um 4 Uhr die Garonne - Mündung, nachdem zuvor Basel- Belfort- Cyon überflogen. Schiff und Maschinen in bester Ordnung. Um 6 Uhr richtete 3. 3 ein weiteres Funt­telegramm nach Berlin , daß jedoch wegen der zeitweisen Stö rung des Senders im Luftschiff nicht einwandfrei auf­genommen werden fonnte. Soweit fich das Telegramm entziffern ließ, befand sich 3. 3 um 6% Uhr über dem Golf von Biscaya. Berlin , 13. Oktober. ( Eigene Funkmeldung.) 3. R. 3 funtie heute morgen 4 Uhr 15 Minuten nach Friedrichshafen , daß ein Biertel des Weges von der Nordede Spaniens nach den Azoren um die angegebene Zeit zurückgelegt sei.

Der Abflug von Friedrichshafen .

Gestern früh hat der Amerika- 3eppelin seine Ueberfahrt an getreten. Tausende von Menschen hatten sich schon in frühen Morgenstunden auf dem Flugplay eingefunden, um ihm das Geleit zu geben. Echon am Abend und die ganze Nacht über trafen Schaufuftige mit der Eisenbahn, mit Kraftwagen und zu Fuß ein, so daß umfangreiche Absperrungs- und Sicherheitsmaßnahmen durch geführt werden mußten. Um 5 Uhr morgens trat die Besatzung des Luftschiffes, begleitet von ihren Angehörigen, in der Halle zu fammen, wo seit drei Uhr nachts an dem Karmachen des Schiffes gearbeitet wurde. Ueber dem Flugplah lag undurchdringlicher Nebel, so daß vom Luftschiff überhaupt nichts zu sehen war. Plölt hörte man durch den Nebel zwei scharfe Glodenfignale und darauf rernahm man das Summen der Motoren. Um nicht zuviel Feuchtig= feit aufzunehmen, mußte das Schiff so schnell wie möglich aus der 150 Meter hohen Nebelschicht heraus. Die Abfahrt wurde daher fehr befhleunigt. Das Luftschiff war schnell im Nebel verschwunden, Der breite Strom der Zuschauer begab sich jetzt nach der Abfahrts: ftelle. Die Spigen der Stadt und anderer Behörden wollten por Abflug des Schiffes noch Abschiedsansprachen halten, fonnten ihre Absicht edoch nicht ausführen, da das Luftschiff plöglich im Nebel nerschwunden war. Es fanden feineriei begeisterte Rundgebungen statt, ba niemand, außer den direkt neben dem Schiff Stehenden, den Abflug des Schiffes wegen des dichten Nebels sehen konnte.

An Bord des 3. R. 3 befinden sich außer der 26 Mann starten deutschen Befagung auch vier amerikanische Offiziere: Kapitän Steel, der Kommandant des Flugplazes Lakehurst, Kapitän Klein, Major Renneben und Leutnant Krans. Bon beut her Seite nehmen an der Fahrt teil: Führer Dr. Edener, stell vertretende Führer Lehmann und Flemming, Wachoffiziere : Bittemann und v. Schiller , Höhensteuermäneer: Bra und Sammt, Seitensteuermänner: Scherz und Mary, Funker: Specht , eademig und Freund, Fahringenieur: Siegle, Fahrmeister: Belfer und Groezinger, Segelmacher: Knorr , Maschinisten: Auer, Christ, Fischer, Leichtle, ang, Matin, Kiefer, Pfaff, Schwendt , Thasler, Tiel mann und Pabst.

Der Verlauf der Fahrt.

Ueber die Fahrt des 3. R. 3 liegen folgende Eingelmeldungen vor: Berlin , 12. Oftober,( TU.) Nachdem 3. R. 3 um 6,35 Uhr zu feiner Amerifafahrt aufgestiegen war, überflog er um 7 Uhr Kon­ stanz und flog in südwestlicher Richtung weiter. Um 8 Uhr er­schien er über Bofel zur gleichen Zeit funfte 3. R. 3: Das Wolkenmeer unter uns löst sich allmählich auf. Soeben verlassen

Aus dem Reichstag . Fraktionsberatungen, aber keine Vollsitung. Der Aeltestenrat des Reichstags tritt heute nachmittag um 5 Uhr zusammen, um die Tagesordnung der nächsten Plenarsizung des Reichstages festzusehen. Schon jetzt steht fest, daß am 15. Oftober, wie ursprünglich beabsichtigt war, der Reichstag sich noch nicht persammeln wird. Die nächste Plenarsizung findet frühestens am 17. Oktober statt.

Wie die Telegraphen- Union erfährt, werden die Be­sprechungen der Regierungsparteien mit dem Reichskanzler am Dienstag Dormittag 10 Uhr wieder aufge nommen werden. Zur gleichen Zeit tritt Bur gleichen Zeit tritt auch die Zentrumsfrattion zusammen, während die Fraktion der Demokraten erst auf 12 Uhr einberufen worden ist.

Der Unterausschuß des Aufwertungsausschusses nimmt feine Arbeiten am 16. Ottober wieder auf. Er hofft, fie am 17. Oftober zu Ende führen zu können, so daß dann dem Plenum sofort Bericht erstattet werden kann.

Wirth gegen den Bürgerblock. Eine Rede auf dem Zentrumsparteitag. Offenburg ( Baden) 13. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag fand hier ein Bezirksparteitag des Zentrums statt. Der frühers Reichskanzler Dr. Wirth hielt das politische Referat, in dessen Berlauf er erflärte, daß die bisherige Bolitit nicht durch eine neue Rechtsschwenkung Deutschlands in Gefahr gebracht werden dürfe. Der Gedante des Bürgerblods sei ber unglüd. feligste, den man hätte erfinden fönnen. Die große Aufgabe der Bartei fet, eine Brüde zu schlagen zwischen Befit und Arbeit.

Paris , 12. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) 3. 3 hat am Sonntag morgen um 8 Uhr 40 Minuten Belfort in Richtung nach Südwesten überflogen. Kurz nach 3 Uhr wurde er über der Mündung der Garonne signalisiert. Ein in Bordeaux aufgefangener Ordnung fei und alle Maschinen glänzend funktionierten. Funkspruch des Luftschiffes meldet, daß an Bord alles in befter Berlin , 12. Oftober.( TU.) Funtspruch von 3. R. 3: Ber. ließen 24 Uhr nachmittags europäisches Festland über der Gironde. mündung . An Bord gute Stimmung. Danach hat das Luftschiff i neunstündiger Fahrt rund 1000 kilometer zu rügelegt, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 Kilo­meter in der Stunde bedeutet. Aus einem gleichzeitigen Funt spruch geht noch hervor, daß das Wetter bisher schön war und die Maschinen in bester Ordnung find.

Die Richtung, welche 3. R. 3 über Frankreich verfolgte, ist folgende: Belfort- Clermont- Ferrand- Roche . fort- Bordeaux .

Ueber der Bucht von Biscaya .

Die amtliche Funkstelle Norddeich verbreitet heute furz nach 7 Uhr folgende Meldung: 2. 3. 126 zeitweise Sender störung. Standort 6 Uhr nicht einwandfrei erhältlich. Nach unvollständigem Telegrammtegt um 4 Uhr westeuropäischer Zeit stehen über der Mitte der Biscana- Bucht.

3. R. 3 hat 9 Uhr 36 Minuten nachmittags, mitteleuropäischer Zeit, Berlin , 12. Oftober,( TU.) Die Funkstelle Norddeich teilt mit: Rap Ortegal passiert. Das Zeppelin- Luftschiff hat ſomit, be­günstigt durch die Witterung, den sonst so stürmischen Golf von Biscaya überquert. Nahezu ein Biertel der Fahrt nach New York ist damit zurückgelegt. Da 3. R. 3 füdwestliche Richtung beibehielt, geht die Fahrt wahrscheinlich über die Azoren und Bermuda- Inseln, so daß mit der. Ankunft an der ameri kanischen Küste Dienstag nacht gerechnet werden kann. meldet: Nach schneller Fahrt gegen 8 1hr passiert 2. 3. 126 in nord Berlin , 13. Oktober. ( TU.) Ein Funfspruch vom 3. R. 3 westlicher Richtung Spanien mit einer Geschwindigkeit von etwa

90 Kilometer. An Bord alles wohl. Die Fahrt verläuft gut.

Berlin , 13. Oktober. ( TU.) um 2,30 Uhr früh teilt ein amt licher Funtspruch mit: Der Standort des 3. R. 3 ist um 12 Uhr 12, Grad westlicher Länge. An Bord alles wohl, die Maschinen sind nachts auf der Linie: Nordede Spaniens nach den Azoren im in Ordnung.

Die Vorbereitungen in Amerika .

New York , 13. Oftober.( Durch Funkspruch.) Wie aus Late. hurst gemeldet wird, erklärte der Kommandant von der Luftstation fang des 3. R. 3 getroffen seien. Mehrere hundert Mann Pafehurst, daß alle Borbereitungen für den Emp. feien für die Bandung des Zeppelin in Bereitschaft, Eine Feierlich gleich nach der Ankunft in den Schuppen gezogen werden, von feit sei nicht geplant. 3. R. 3 werde, falls der Wind günstig sei, bem das Publikum ferngehalten werden soll, bis das Wasser stoffgas durch heliumgas erfekt sei. Der Luftkreuzer werde noch unter der Obhut der deutschen Besatzung und der ameri tanischen Beobachter bleiben, bis verschiedene Probefahrten erfolgt feien, in denen die Tauglichkeit des Zeppelin unter den neuen Ver­hältnissen festzustellen sein werde. Wann die deutsche Besagung ab­gelöst werde, sei unbestimmt, da vorläufig fein Heliumgas vorrätig sei und die Beschaffung eines neuen Borats erst nach weiterer Geld­bewilligung durch den Kongreß möglich fei.

Berlin , 13. Oftober.( TU.) Gegen drei Uhr morgens trat 3. R. 3 mit der ameritanischen Funtstation der Radio Corporation, Marion" in Verbindung. Damit hat eine Um leitung des Funtverkehrs stattgefunden.

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Frankfurt a. M., 13. Oftober.( mtb.) Der Demokratische Provinzialparteitag Hessen Nassau hat an die demo fratische Reichstagsfraktion folgendes Telegramm gerichtet: Der Parteitag des Wahlkreises Hessen- Nassau erwartet von der demo. fratischen Reichstagsfraktion eine sofortige offizielle Erklärung, daß sie den Bürgerblod unter allen Umständen ablehnt.

Stadtverordnetenwahl in Pirna . Glänzender Aufstieg der Sozialdemokraten Nieders gang der Völkischen und Kommunisten. Dresden , 13. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Auf Grund einer Anfechtung durch die Sozialdemokraten fand am geftrigen Tage eine Wiederholung der Sabtoerordnetenwahl in Birna statt. Während bisher 18 bürgerliche Kandidaten 7 Sozialdema­fraten und 10 Kommunisten sich gegenüberstanden, ergab die gestrige Wahl einen Umschwung nach links. 10 Sozialdemokraten, 7 Kommu­nisten und ein Vertreter der Kriegsbeschädigten, der der Sozialdemo­trafle zuzurechnen ist, stehen 17 bürgerliche Stadtverordnete gegen­über. Auffällig ist, daß die Deutschfojialen( völfifche Richtung) einen völligen Zusammenbruch erlitten. Während sie bei der letzten Wahl 1644 Stimmen und 4 Mandate zählen fonnten, erhielten sie gestern nur 520 Stimmen und 1 Mandat. Auch der Rüdgang der tommunistischen Stimmen ist auffällig. Trotz müſteſter Agitation gegen die Sozialdemokratie erhielten die Kommunisten gegen 4024 Stimmen bei der Hauptwahl nur 2317 Stimmen, während die Sozialdemokraten ihre Stimmenzahl von 2827 auf 3564 erhöhen fonnten und 3 Mandate gewannen, die sie den Kommunisten ab­nahmen. Der Erfolg ist um so höher zu merten, als die Sozialdemo fratte in der schärfften und verleumderischsten Weise von rechts und fratte in der schärfften und verleumderischsten Weise von rechts und lints angegriffen wurde. Noch am Wahltag zogen die Kommunisten mit großen Blafaten durch die Straßen, die die Aufforderung ent­hielten, nicht die Lifte der Sozialdemokraten zu wählen.

Anatole France gestorben.

Der Dichter und das Proletariat.

Anatole France , der große französische Dichter und So­zialist, ist in der vergangenen Nacht um 11 Uhr 25 Minuten in Tours aus dem Leben geschieden.

Dieser bürgerliche Mensch wurde ein sozialer Dichter. Der an Frankreich Gebundene, französisch Bedingte wurde ein fosmopolitischer, ja, mehr, ein fosmischer Schriftsteller. Der im Jahrhundert der Naturwissenschaften Geborene war ein Hu­manist. Dieser große Spötter war ein glühend Gläu biger. Aus vielen Gegensäßen schuf er eine Synthese. Aus einer einheitlichen Weltanschauung zauberte er mannigfaltige Buntheit. Die feine Klugheit hinderte ihn nicht, weise zu sein. Seine tiefe Weisheit hinderte ihn nicht, naiv zu sehen. Seine große Menschenfenntnis erschütterte nicht seine Güte. Und schließlich: sein hohes Alter bewahrte ihm die ewige Jugend. Wer aus so vielen Kontrasten bestand, wer so viele Kontraste einheitlich band, bei dem wundert uns der letzte scheinbare Widerspruch auch nicht: daß Anatole France leben bleibt, ob­wohl er tot ist.

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Er ist einer der wenigen bürgerlich Kultivierten, aus bürgerlicher Kultur Stammenden, mit bürgerlicher Kultur Ge­säugten, die auch in der neuen Welt, in unserer Welt, leben werden. Was führte ihn zu uns, was verbindet ihn mit uns?

Seine Gerechtigkeit! Was machte ihm zum sozialen An­fläger, zum sozial Leidenden, zum Verteidiger der gefnechteten, zum Staatsanwalt gegen die herrschende Klasse? Die Ge rechtigkeit! Er war gerecht und deshalb schrieb er, litt er, spottete er. Der Sozialismus seines Herzens wuchs aus seiner Gerechtigkeit.

Er war der einzige bewußte Künstler, dessen Wirkung elementar werden konnte, trop intellektueller Beimischungen. Er war der einzige Tendenzschriftsteller, dessen Didaktik or­ganisch aus dem Dargestellten wuchs. Seine Tendenz war: Gerechtigkeit.

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Er war ein Bürger, der seine Klasse verriet und an uns. Er war ein heiliger Ueberläufer, ein geweihter, weihe­Bize: fie stattet ein Individuum mit den feinsten, reichsten voller Berräter. Die Geistesgeschichte der Menschheit liebt derlei Gaben und Erbschaften der bürgerlichen Kultur aus

damit

es seine Vorfahren, sein Milieu, seine Gesellschaft verrate, ver­spotte, verderbe. Ein solches Experiment der Geistesgeschichte war war neben Lassalle Anatole France .

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Bürgerlich ist er in der Art seines Lebens, in der Technik seines Schreibens, in der subtilen Feinnervigkeit seines Emp­findens, in der graziösen Ironie feines Blids. Diese Eigen­schaften waren Produkte, Ergebnisse der alten aristokratisch­bürgerlichen französischen Kultur. Aber alle diese Elemente galten einem Zweck: sie waren dem Dienste der neuen Menschheit geweiht, jener Klasse, die morgen feine mehr sein wird, weil sie eben die neue Menschheit sein wird: dem Prole­tariat. Sein ganzes Erbe schenkte France den Enterbten.

Auf zweifache Weise bereitete France die neue Welt vor: durch Negation der bestehenden Beltordnung und poetisch ver­arbeiteten Schmerz über die Unterdrückten. Er wurde der Ber­spotter der großen, der oberen Welt, und der Troubadour des fleinen Mannes. Er wurde der epische Minnesänger des Proletariats.

Eine feste, flare Linie verfolgt sein ganzes literarisches Schaffen. Dieser Dichter zeigt ein flares Profil. Dieser Dichter war ein Fertiger, als er anfing. Er wurde ein Bollendeter, als er aufhörte. Er schwankte niemals. Er wuchs natürlich, wie ein Baum. Er wurzelte in der Aufklärung. Er gebieh im Humanismus. Er fonnte also nicht anders sein, als: europäisch.

Man kann seine Wurzeln bis in das Reich Voltaires hinein verfolgen. Von der Aufklärung hatte er das edle Pathos und den großen univerfalen Spott, der sich am fleinen Objekt aus­wirkt und die Ganzheit trifft. Von der Aufklärung hatte er die revolutionäre Diftion. Und wie der Dichter der Aufklärung die erste, die bürgerliche Revolution vorbereitet hat, so half France , die zweite, die proletarische Revolution vorbereiten. Wie Voltaire eine aristokratische Erziehung genoß und ver arbeitete, um die Aristokratie zu besiegen, so verwendete France das bürgerliche Erbe, um den Bürger zu verhöhnen. Wie Voltaire bei den Jesuiten in die Schule gegangen war, um die Kirche zu bekämpfen, so lernte Anatole France das Dogma, die gewaffnet zu fein. Selten ist durch das angenehme Mittel ber Mystik, die Geschichte der Kirche, um gegen ihre Uebergriffe Belletristit" so viel revolutionärer Zündstoff in Europa aus­gestreut worden. Anatole Frances Epit ist pamphletistischer Epit. Jede seiner Erzählungen ist ein Kampfruf- an uns

"

gerichtet.

der noch mehr: er wurde ein Proletarier. Die bürgerliche Deshalb ist er unser. France war fein Proletarier, son­franzöfifche Welt wird ihn mit allen Ehren bestatten. Sie wird so tun, als wäre er der Ihrige gewesen. Er wird in den For men des Bürgertums begraben werden, wie er in bürgerlichen Formen gelebt hat. Aber er hat für uns gelebt. Und also ist er für uns gestorben.

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Als der bedeutendste Schriftsteller feines Bolles, als der ideale Repräsentant des französischen Geistes in der Gegenwart, von einem Weltruhm umstrahlt, so erschien Anatole France an feinem 80. Ge­burtstag. Seine Landsleute haben ihm, dem schlichten France Thibaut, der einft fühn seinen Bornamen, zugleich den Namen feines Baterlandes als Schriftsteller cenahm, die vertrauliche Bezeichnung Bère France" zuerfannt, wie sie früher den Patriarchen ihrer Dich­tung Bater Hugo" nannten, und der fleine Mann fpricht gar noch