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familiärer von ihm als von Monsieur Anatole". Solche Volkstüm­lichkeit hatte ein durchaus nicht volkstümlicher" Dichter erreicht, ein scharfer, alle Vorurteile vernichtender Denter, ein in seinen tiefften Absichten schwer zu verstehender Kulturkritiker und Psychologe, ein aufs höchste verfeinerter und raffinierter Stilist.

Eine gewaltige, fast allumfassende Bildung spricht zu uns aus seinen Werken. Besonders ist er im Irrgarten der Geschichte" zu Hause und hat sidy aus seinen Lieblingsepochen einen großen Teil feiner Stoffe geholt. Ein feiner Kenner und Beseeler der Antike, stellt er doch mit Vorliebe nicht die Reifezeit griechischer Kultur dar, sondern ihren interessanten Berfall, jene grandiose Zwielichtstimmung, da über dem Abendrot der alten Götter schon die Sonne des neuen Gottes aufgeht. Dann reizte ihn auch das geheimnisvolle Fortleben der Heidnischen im christlichen Mittelalter, und er erzählte von St. Satyr, der dem frommen Abt begegnet, von der Teufelinnen Venus und allerlei antifen Sput. In der neueren Geschichte war es die Theologie, deren Probleme ihn anzogen. So hat er in seinem meisterhaften Roman Thais" die Belehrung der schönen Dirne durch den Mönch Paphnucius geschildert, um den Asketen seibst in die Sünde zurückfinfen zu lassen, hat in seiner zweibändigen Geschichte der Jeanne d'Arc   ein ebenso streng fritisches wie psychologisch fein zergliederndes Krankheitsbild weiblicher Frömmigkeit geboten. In seinem besten Buch aus dem 18. Jahrhundert, der Bratfüche zur Königin Pedauque", dem sich aus dem Nachlaß des philofophierenden Haupthelden die Meinungen des Jerome Cognard" anschließen, hat er in alle Abgründe des Ancien régime   hinabgeleuchtet und doch auch dabei das freie Lachen Rabelais  ' angeschlagen. Sein Werk Die Götter dürften" enthält ein höchſt lebendiges Gemälde aus der Revo­lution. Trotzdem war France   weder ein Historiker noch ein Geschichts­gläubiger. Vielmehr seht er wie Goethe   gewichtige Zweifel in die Möglichkeit, die historische Wahrheit zu ergründen, und hält alle Quellen für unzuverlässig, wie er das in seiner tiefsinnigen Erzählung " Butois" dargetan. Dieser Butois ist ein wesenloses Phantasie geschöpf, durch eine Notlüge zufällig entstanden, und doch glaubt die ganze Stadt an fein wirkliches Dasein. Mit einer gestaltenden Praft, die an Swifts berühmtes Märchen von der Tonne gemahnt, ist hier das Trügerische aller lleberlieferung gekennzeichnet. Was wir für Geschichte halten, das ist im besten Falle ein Mythos, höchstens eine Wahrheit", von Menschen für Menschen erdacht, und im Hirn der Menschen verschiedener Zeiten spiegelt sie sich so verschieden artig, mie etwa die Religion Riquets, des Hundes von Herrn Bergeret sich von der seines Herrn unterscheidet.

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Die ewige Zweifelfrage Was weiß ich?" und das Lächeln der Paradorie geben jedem geschichtlichen Bilde Frances ein persönliches und schillerndes Kolorit. Aber Kälte und Unsicherheit können tro dem nicht aufkommen; dazu war viel zu viel Wärme und natürliche Güte in allem, was er schrieb. In einer vielgenannten Stelle hat er einmal zu Zeugen und Richtern des Lebens und der Kunst die Ironie und das Mitleid aufgerufen. Ironie und Mitleid sind zwei gute Ratgeber; die eine macht uns mit ihrem Lächeln das Leben liebenswert, die andere mit ihren Tränen macht es uns heilig". Dies große und freie Mitleid stempelte den Skeptiker und Ironifer erst zum eigentlichen Dichter, ließ ihn zum Verteidiger einer Welt­anschauung werden. Durch diese Kraft des Mitfühlens und Mit­leidens war Anatole France   aus unfruchtbarer Spötterei und taten­loser Abwehr zu mannhafter Stellungnahme in den Kämpfen der Zeit aufgewachsen. Der Verächter des Kolportageschreibers" Zola, der fonservative Feind der Menge wurde in dem Augenblick der Dreyfus- Krise zu einem Volksmanne, der Seite an Seite mit Zola ftritt, zu einem Politiker, zu einem Sozialisten.

Republikanischer Tag in Dessau  .

Dessau  , 12. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) In

Gonabend und Sonntag ein von der Landesgrunau fand am

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Anhalt  des Reichsbanners Schwarz Rot Gold veranstalteter Republikanischer Tag statt, der sich zu einer überwältigenden Kund­gebung für die Republik   gestaltete. Die Feier, die mit der Weihe von 15 Reichsbannerfahnen verbunden war, wurde am Sonnabend durch einen imposanten Fa de 13 ug eingeleitet, der auf dem Marsche durch die Stadt Gegenstand stürmischer Huldigungen der Einwohnerschaft war. Schon dieser. Fackelzug und ein sich anschlie­

Chor der Sixtinischen Kapelle.

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Uns foll es gleichgültig sein, ob diese künstlerische Reise der römischen Kirchenchöre von der Kirche geduldet werden dürfte. Priester und Chorfnaben im Meßgewand scheinen uns nicht auf das profane Potium der Philharmonie zu gehören. Aber wir wollen nicht päpstlicher als der Papst sein. Schon die eine Tatsache gibt dem Wandercher recht in seinem Tun, daß er unter der Führung des Monsignore Raffaele Casimiri   Werke aufführt, die bei uns nicht zu hören sind und die an Reinheit, Schönheit, Linie, Gehalt ihres gleichen suchen. Sie zelebrieren nach einem lateinischen Gruß an Deutschland   Gesänge des 16. Jahrhunderts aus der römischen, spanischen, flämischen Schule, Meisterstücke von Palestrina  , Bittoria, Laffus und immer wieder Balestrina. Der Besitz der römischen Ba­silifen an Manuskripten Palestrinas, des einstigen päpstlichen Kom­ponisten, ist überreich, thre Pflege dieser durchsichtigen Werke be­rühmt. Gilt es doch, den größten katholischen Kirchenmusiker aller Beiten zu ehren. Offertonien und Motetten erklingen da, von denen der Fachmarn nur etwas aus der falten Literatur, der Laie gar nichts kennt. Chöre eines kontrapunktischen Zeitalters, das an Gesetz und Regel mehr forderte als an affektivem Ausdruck. Es ist tatsäch­lich, als ob Wort und Text, als ob die Kirche selber tönend geworden wäre, so edel, schlicht, rein klingt diese kontrapunktische Ver­schlungenheit der Stimmen. Ein unglaublicher Reiz liegt in dieser

| Bender erhebender Festakt vor dem Rathaus hatte sich einer under­gleichlich größeren Beteiligung zu erfreuen als eine die Republik  herausfordernde Stahlheimdemonstration, die am 14. September in Dessau   als anhaltischer Frontsoldatentag abgehalten worden war. Dem eindrucksvollen Vorspiel am Sonnabend folgte am Sonntag die Hauptveranstaltung, die allein im Festzug des Reichsbanners schäßungsweise 10000 Mann auf die Beine brachte. Die Weiherede bei dem Fahnenaft hielt Professor Waentig- Halle. Die Anteilnahme aller republikanischen Bevölkerungsfreise war groß. Stellenweise wurde der Festzug mit Blumen überschüttet. Bahlreiche Häuser zeigten Flaggenschmuck in den Farben der Republik  . Von irgendwelchen Zwischenfällen ist im Gegensatz zum Faschistentag nichts befannt geworden. An ihm fam es zu wüsten Ausschreitungen nationalistischer Elemente gegen die Republikaner  . Die glänzende Disziplin der Verteidiger der Republik   machte auch auf die Gegner einen tiefen Eindruck, so daß der Reichsbannertag in Deffau als ein großer Erfolg für die republikanische Sache gebucht

werden kann.

Stahlhelm zertrümmert Fensterscheiben.

Neue Rüpeleien in Halle.

Halle, 13. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Anläßlich des infolge endgültigen Verbots durch den Regierungspräsidenten ver­unglückten Stahlhelmsporttages fanden gestern morgens und abends zwei versammlungen statt, in denen besonders der Stahlhelmhäuptling Oberst a. D. Düsterberg in wüster Weise gegen das Boltsblatt" hezte, auf dessen Forderung das endgültige Berbot sämtlicher Veranstaltungen unter freiem Himmel zurüd­zuführen ist. Die Polizei hatte während des gestrigen Sonntags in den Straßen der Stadt ein wachsames Auge gehabt, so daß es zu irgendwelchen faschistischen Aeußerungen nicht tam. Dagegen hat fie trotz des vor einiger Zeit veranstalteten Schaufenster zu irgendwelchen faschistischen Aeußerungen nicht tam. Dagegen hat angriffs auf die Voltsblattbuchhandlung in der Großen Ullrich­Straße teine Maßnahmen zum Schuh der durch Faschistenrüpeleien gefährdeten Gebäude getroffen, so daß es den Stahlheimern ein leichtes war, vergangene Nacht unbeobachtet sämtliche Schau­fensterscheiben im Gewerkschaftshause, in dem sich auch das Boltsblatt" befindet, zu zertrümmern. Ein nationa­liftischer Versuch, dieses Attentat den Kommunisten in die Schuhe zu schieben, ist deshalb nicht möglich, weil im Gewerkschaftshaus auch die tommunistische Verlagsbuchhandlung zur Miete ift.

Aehnliche Attentate, wie gegen das Gewerkschaftshaus, haben die Stahlhelmleute nachts auch gegen die Lichtreklame der Geschäfts­stelle des Mitteldeutschen Kuriers" und die Geschäftsstelle des Klaffenfamps" gerichtet, wo sie die Fensterscheiben zertrümmerten.

Aushebung eines Waffenlagers.

Am Sonntag vormittag beschlagnahmte die Abteilung 1a des Polizeipräsidiums in einem Hause in der Grenzstraße in Berlin  ein reichhaltiges Waffenlager der KPD  . Außer zahl­reichen marktgängigen Pistolen und Birschbüchsen nebst reichlicher Munition wurden auch selbstgefertigte Handgranaten und zehn Munition wurden auch selbstgefertigte Handgranaten und zehn felbstgefertigte Sprengbomben von demselben System gefunden, das bei dem Potsdamer Attentatsversuch fest­gestellt wurde.

Stegerwald gegen Arbeiterpolitik. Das Jubiläum der chriftlichen Gewerkschaften. Köln  , 13. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag fand in Köln   anläßlich des 25jährigen Bestehens der Christlichen Gewerk­fchaften eine große Rundgebung statt, in deren Verlauf Steger wald als Hauptredner wiederholte Angriffe gegen die Sozialdemokratie und die heutige Demokratie richtete. An­schließend sprach der deutschnationale Abgeordnete Behrens, der u. a. den Versuch machte, für die Christlich- nationale Boltsgemein fchaft" zu werben. Der Vorsitzende Imbusch wandte sich in seinem Schlußwort gegen die Bestrebungen gewisser Kreise, den wirtschaftlichen Wiederaufbau auf Kosten der Arbeiter­fchaft durchzuführen. Die Erwartung, daß der Jubiläumstag der Christlichen   Gewerkschaften auch eine flare Stellungnahme zu der erstrebten Bildung des Bürgerblods herbeiführen würde, ist

nicht eingetreten. Immerhin hat aber auch die Sonntagstagung trotz aller Vorsicht gezeigt, daß jene Gegenfäße, die sich in den letzten Wochen besonders start in der Reichstagsfraktion des Zentrums miederspiegelten, auch innerhalb der Zentrumsgewerkschaft mit ihrem deutschnationalen Anhang vorhanden sind.

Minister Severing   für das Reichsbanner.

Rede auf dem Republikanertag in Kiel  .

Kiel  , 13. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Kameradschaft des Reichsbanners Schwarz Rot Gold feierte am Sonnabend und Sonntag unter der Beteiligung von Delegationen aller Orte Schleswig- Holsteins   ihre Bonnerweihe Die auswärtigen Gäste, unter denen sich auch der preußische Innen­minister Genosse Severing   befand, wurden am Sonnabend abend von faceltragender Jungmannen des Reichsbanners am Bahnhof empfangen und durch ein Fockelspalier nach dem etwa eine Viertel­stunde entfernt liegenden Gewerkschaftshaus geleitet. Die Egmont's Ouverture von Beethoven bildete den Auftakt des Festes. Dann hielt Genosse Karl Severing  

seine erste Rede für das Reichsbanner:

Wir feiern heute das Fest einer neuen Organisation. Ich weiß, cs gibt viele, die da sagen, wir litten an einer Ueberorgani einigung sei nicht notwendig. Alle, die feit 1919 fich an meine fotion des Verwaltungs- und Vereinslebens und eine neue Ver. Adresse gewandt haben mit der Mitteilung, daß sie, wenn es er­forderlich sein sollte, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, bereit sind, mich zu unterstützen, habe ich mit Mißtrauen behandelt und die 1920 tamen, waren unsere Feinde, die das Gegenteil getan haben von dem, was sie vorgaben, und wenn man durch die Erfahrung skeptischer gestimmt wird, bleibt man es eine geworden bin und heute wiederhole ich, was ich im Preußischen Weile. Heute muß ich aber bekennen, daß ich, was diese Vereini­gung des Reichsbanners anlangt, von einem Saulus zum Paulus Landtag wiederholt gejagt habe, heute benutze ich jede Gelegenheit und stelle meine ganze Kraft zur Verfügung, um das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold zu einer starten, leistungsfähigen Organisation in Deutschland   zu machen. Es scheint, daß wir in Deutschland   nicht ohne polizeiliche Bevormundung aus­kommen. Die Polizei ist start genug. Die polizeilichen Aufgaben nung folgende: allein ausführen zu können und Ihre Aufgabe ist nach meiner Mei

Die Selbstschutzorganisationen, die sich im Jahre 1920 gegründet haben und die vorgaben, durch ihre Existenz und Täfigfelt die Aufgaben der Polizei zu unterstützen, diese Organisationen haben im Laufe der letzten Jahre von Deutschland   in der Welt ein Zerrbild gegeben, das richtiggestellt werden muß. Sie haben in ihrer Organisation nicht nach den Satzungen gelebt, Satzungen, die da lauten: die Aufgabe der Polizei gegen jede Ruhe­störung zu unterstüßen. In diefer Bereinigung selbst haben sie zu innerem Kampf und zur Rüstung zu äußeren Kriegen aufgerufen und wir haben alle Veranlassung, diese Richtung auf das entschiedenste zu bekämpfen. Deutschland   hat in diesem Kriege so viel Opfer an Gut und Blut gebracht, daß es sich nicht den Lurus innerer politischer Zerrissenheit gestatten kann, wie den Beginn neuer Kriege mit den ehemaligen Feinden. Nun bin ich nicht der Meinung, daß durch die Diskussion mit dem Stahl­helm, Jungdeutscher Order und Werwolf schon der Bürgerkrieg ent­fesselt wird, ich bin auch nicht der Meinung, daß die Pläne ent. lassener Oberleutnants, die sie im stillem Dachtämmerlein gesponnen haben, uns schon einen Krieg mit Franfreich bringen. We in politisch- kritischen Zeiten Organisationen, die vorgeben, 300 000 Mitglieder in Deutschland   zu haben, sich mit ähnlich großen Organisationen zusammenfinden und Entschließungen annehmen, in denen zur Dittatur aufgefordert wird, wenn solche Organisationen die Presse, die ihnen zur Verfügung steht, benutzen, um in die Welt hinauszuschreien, daß sie eine Umfehr der politischen Verhältnisse in Deutschland   wollen unter Ausschluß der Margiften und Juden, wenn sie durch diese Pressebeeinflussung im Auslande den Eindruck er­weden, als ob hinter ihren eine Macht steht, dann wird es aller höchste Zeit, daß wir dem Auslande zeigen, daß diese Leute nur einen großen Mund und eine gefügige Feder haben.

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold darf kein andersgefärbter Stahlhelm jein, fein andersgefärbter Jungdeutschorden, das Reichsbanner muß eine beffere, eine höhere Organisation fein. erfüllen. Das deutsche Ziel, unsere Verfassung, ist nicht so, wie es Wir haben deutsche Ziele und Menschheitsziele zu sein soll, fie steht auf dem Papier, fie ist mit einem Rahmen um­spannt. Wir wollen das Papier hier nicht beschreiben, wir wollen

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Der Harem auf Reisen." Das Nelson Theater am Analphabetentum in den Bereinigten Staaten. Es gibt in den Kurfürstendamm   ist eine Klasse für sich. Es gehört zu den Kunst- Vereinigten Staaten so viele Wahlberechtigte, die nicht lesen und tempeln, bei deren Anblick schon sich das Portemonnaie in der schreiben können, daß sie, wenn sie organisiert wären, bei einer Tasche gewöhnlicher Sterblicher ängstlich zusammenframpft. Es ist politischen Wahl den Ausschlag geben tönnten. Nach den Angaben das Theater, wo das füße fieine Mädel die Hauptrolle und das Geld der National Education Association  " sind unter einer wahlberech gar keine Rolle spielt. Es trägt den fünstlerischen Bedürfnissen tigten Bevölkerung von etwa 50 millionen nicht weniger als 4 333 111 der geschwollenen Kreise Rechnung, die täglich von der schweren Analphabeten. Das Volkszählungsbureau fommt zu einer Gesamt­Sorge bedrückt werden: Wie schlage ich den Abend tot? Das Nelson- zahl von 4 931 905 Analphabeten( einschließlich der nicht Stimm­Theater als Kabarett und als Operettenbühne spielt für die Welt, berechtigten), doch wird versichert, daß die Zahl in Wirklichkeit wahr. in der man sich abends nicht langweilt. Der Harem auf Reisen" schienlich doppelt so hoch ist, da die mit der Zählung betrauten Be­heißt die Novität. Die Librettospezialisten Rudolf Schanzer   und hörden sich auf die Aussagen der Gezählten verlassen, ohne sie nach­aufgelösten Harem erfunden, der die Sensation eines Kurfürsten­Ernst Welisch   haben da eine höchst amüsante Handlung von einem zuprüfen. damm- Kabaretts Flamingo bildet. Rudolf Nelson   hat dazu eine weich schmelzende, leichtfüßige Tanzmusik tomponiert, deren Schmiß, Rhythmus und melodiöse Leichtheit das Trommelfell aufs ange­nehmste streichelt. Nelsons Instrumentation ist apart und stellen weise sogar ulbig. Selbst die Kindertrompete wirkt scheimisch im Orchester mit. Ein Shimmy- Lied: Wenn Du meine Tante siehst, ich laß fie grüßen. Heute komm ich nicht mehr nach Haus," wurde ist Uebermut und Laune und die Ausstattung eine mondäne Märchen­fofort von dem angeregten Publikum mitgefungen. Die Borstellung pracht. Herr Jean Aumond hat mit freudigent Sinn für Farbe und Glanz glitzernde Bühnenbilder und Duftgemenge von reiz vollen Kostümen geschaffen, ohne je titschig zu werden. Käthe Erlholz, die mit Dezenz gewagte Dinge auszusprechen weiß, Willi Schäffers  , der es ohne Degenz tut, Fritz Steiner, der im Tanz die Elastizität eines Gummimenschen entwickelt, und über unsere ist, aber die Freude und Frohsin verbreitet. leste zu einem schönen Erfolg. Im ganzen eine Welt, die nicht die Dgr.

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ein Viertel der Bevölkerung nicht lefen fann; in manchen davon Es gibt in den Vereinigten Staaten 110 Provinzen, in denen übersteigt der Prozentsatz die Hälfte. Die im Ausland geborenen Analphabeten 1763 740 an der Zahl- wohnen hauptsächlich in Industriestaaten, wo das Schulwesen gut ist, und da viele der frag­lichen Personen im vorgeschrittenen Alter stehen, so löst sich de Frage mit dem Verschwinden der älteren Generation allmählich ist ein Problem der ländlichen Bezirke, besonders im Süden. Es Leute ab. Das Analphabetentum bei der einheimischen Bevölkerung von selbst. Viele Städte halten einen eigenen Unterricht für solche gibt 1842 161 Neger, die nicht lesen und schreiben gelernt haben, und beinahe ebensoviele Weiße des Südens ist die Bevölkerung so unwissend wie in Spanien  , Ruß­1763 740. In vielen Gegenden land oder Peru  .

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Alstese, die Mensch und Werk umkreist, die aus alter Meister mujit ein Duhend brillant gewachsene Mädchenbeine verhalfen der Bur- größer als die der weiblichen: nach den amtlichen Angaben 2 540 209

auch im Munde dieser vereinigten Chorsänger zu uns dringt. Man fühlt, daß diese Männer und Knaben innerlich verwachsen sind mit einer scheinbar abgeschiedenen Zeit. Die meisten Chöre werden, um bie Kraft der findlichen Stimmen zu vermehren, eine Terz höher transponiert, und das klingt herrlich wie Engelsorgan. Weniger schön die spitzen, falsettierenden Tenöre und die wenig wuchtigen Bässe. Und dann: Der Maestro di capella ist schon zu modern für jene Welt der affettlosen Schönheit. Die Willkür seiner Lempi ist kaum zu billigen; und zwischen den dynamischen Polen   fehlen die Bwischenglieder. Er hetzt gern auf einen Effekt zu, der aber durch Inpräzision der kunstvollen Bewegung in Mittelstimmen gar nicht stande tommt. Deffenungeachtet ist, wenn das Ohr sich an das Selle s Klangs gewöhnt hat, soviel Ergreifendes, höchst Disziplinieries, Wundersames, Eigenartiges in diesen Gesängen, daß allen, denen Kunfteindruck nicht dasselbe ist wie Genießen einer Sensation, cin Besu ter nächsten Abende dringend empfohlen werden soll.

Kurt Singer.  

cuijde vemen in Paris  . In Paris   ist ein neues Nealistisches Theater gegründet, das Anjang November eröffnet wird. Moderne deutsche   Dramen werden ein Großteil des Spielplanes cinnehmen. Die ersten drei zur Aujung fommenden deutschen   Dramen werden Georg Kaisers Bon Morgen bis Mitternacht", Arnold Bronnens Die fatalaunische Schlacht" und August Stramms Sancta Susana" sein.

Die Bruckner Gedenkfeier, die vom österreichisch- deutschen Bolts­bund und der Brudner- Bereinigung in der Wandelhalle des Reichstags veranstaltet wurde, brachte neben der von uns bereits mitgeteilten Ansprache des Reichskanzlers Dr. Marr einen Vortrag von Prof. Dr. Fleischer über Bruckner   als Mensch und Musiker. Seine Werte waren aber zu matt und vermochten wede: über den Menschen noch auch über den Musiker Charakteristisches zu sagen. Da der Redner sich außerdem nur zu den Stühlen wandte, auf denen der gliedern der Reichsregierung faßen, waren seine Ausführungen in Reichspräsident Ebert neben dem Kanzler und mehreren Mit­der großen Wandelshalle faum zu hören. Der Bruckner  - Chor sang unter Leitung von Dr. Felig M. Gaz das salvum fac populum ( Rette dein Volk) und das Benedictus aus der F- Moll- Messe, die besonders flar die Eigenart des musital schen Schaffens von Bruckner  erkennen läßt. Chor und Dirigent gaben sich alle Mühe; viele For: die Solisten ließen manches zu wünschen übrig. Um die ganze Ber derungen, die man stellen muß, blieben aber unerfüllt, und namentlich anstaltung gew ffermaßen schmackhafter zu machen, hatte man sie mit einem falten Büfett in Verbindung gebracht und einen zweiten Teil ihr angehängt mit Rezitation und Gesang. Aber der kalte Raum ließ einen ungetrübten Genuß nicht aufkommen. R. F.

Merkwürdig genug ist die Zahl der männlichen Analphabeten gegen 2 391 696.

Eine Familie mit fünf lebenden Generationen. Dieser Tage hat eine Frau in der französischen   Stadt Spy einem Kind das Leben ge­fchenft; die Mutter ist 18 Jahre alt. Die Großmutter des jungen Erdenbürgers zählt zurzeit erst 34 Jahre, da sie bereits mit 15 Jahren geheiratet hot; die Urgroßmutter ist 60 Jahre, die Ururgroßmutter 80 Jahre alt. Ururahne, Urahne, Ahne, Mutter und Kind erfreuen fich einer ausgezeichneten Gesundheit, was das Beste für die Zukunft erhoffer läßt. Auch die Verwandten väterlicherseits haben es zu hohem Alter gebracht. Das beneidenswerte Baby besitzt einen Ur großpater, eine Ururgroßmutter und zwei Ururgroßväter.

Bollsbühne. Friedrich Wolf's   Tragödie aus den Bauernkriegen Der arme Stonrad" tommt Dienstag, den 14., im Theater am Bülow plat unter der Leitung von Frit Holl zur Erstaufführung.

Wieder einer. Der bekannte Arbeiterdichter May Bartels ist aus der KPD.   ausgetreten. Er muß also von seiner einstigen Schwärmerei für gründlich geheilt sein. Mostau, das er allerdings wesentlich Ihrisch und stimmungsmäßig erlebte,

Berliner   Briefmarten- Ausstellung. Anläglich bes 75. Geburtstages ber ersten deutschen   Briefmarte und des 50jährigen Bestehens bes bom General namhafte deutsche Philatelisten vom 2. bis 9. November im ehemaligen postmeister Heinrich Stephan   begründeten Weltpoftvereins veranstalten Breußischen Herrenhause eine Briefmarkenausstellung. Zur Ausstellung gelangen nur Alt- und Neudeutschland.