wahlen in Pirna . Die Zusammenhänge zwischen dem symptomatischen Auftreten eines Delegierten, der ,, reformistische" Forderungen erhebt und dem Rückgang der KPD. infolge ihrer ,, radikalen" Abstinenzpolitik wird vielleicht selbst den Kommunisten nicht verborgen bleiben. Sicher aber beginnt die Arbeiterschaff immer mehr, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sie läßt die Kommunisten reden und schließt sich wieder in den Gewerkschaften und in der Sozial demokratie zusammen.
die Arbeiterregierung, jenes Moment der Müdigkeit mit dieser| trübliche Betrachtung über den Ausfall der Stadtverordneten -| die politische Aktion sich notwendiger erwiesen habe als die Doktrin, Regierung in der Wählerschaft zu erzeugen, auf das gestützt man allein eine Regierung wie diese erfolgreich im Wahlkampf schlagen könnte. Allerdings, im vorigen Wahlkampf schwang noch so etwas wie fair play mit der Labour Party mit. Sie schien keine unmittelbare Gefahr zu sein. Heute ist sie das Zentrum des gesamten Kampfes, hinter das das Ringen zwischen den beiden bürgerlichen Parteien gänzlich zurückzutreten scheint. Das bedeutet, daß täglich in Millionen und Millionen Zeitungsblättern das Wert Macdonalds zerstückelt, verkleinert, verdächtigt, daß täglich Macdonald ein geradezu phantastischer Apparat gegenübersteht, dem die Arbeiterpartei trog ihrer guten technischen Vorbereitung für den Wahlkampf selbst nichts als Idealismus und Begeisterung und ein beinahe unbegrenztes Vertrauen zum gesunden Menschenverstand des durchschnittlichen Engländers entgegensetzen kann, der ihn befähigt, durch all den falschen Schein und den aufdringlichen Lärm hindurch die wirklichen Werte zu erkennen.
Die große Gefahr.
Scholem fürchtet ,, reformistische Abirrungen". Man soll sich durch große Worte niemals täuschen lassen. Forderungen" marschieren in den Spalten der Roten Fahne" dugendweise auf. Das Bündnis mit Sowjetrußland", die ,, proletarische Rätemacht", die Bollsozialisierung" -wer fennt nicht all die täglich wechselnden Parolen sie werden nach wie vor mit dem nötigen Tamtam und mit entsprechender Aufmachung in die Welt posaunt. Aber es fehlt hinter all diesen Barolen, hinter all dem lärmenden Geräusch die Zuversicht, die sichere Ueberzeugung, daß die Entwicklung diesen von der KPD. propagierten Weg gehen würde. Der Kommunismus war und ist eine vorübergehende Erscheinung der Kriegspsychose, er erlebte ein letztes fünftliches Aufwallen infolge des Währungsverfalls. Jest stirbt er Die Sorgen und Möte der„ linken" Führer, der Scholem und Ruth Fischer , wollen nicht enden. Am Sonnabend und Sonntag fand in Berlin der Bezirksparteitag Berlin- Brandenburg der KD. statt. Die Berichterstattung der ,, Roten Fahne ist denkbar dürftig. Man könnte verstehen, daß die Kommunisten aus Illegalitätsgründen die Namen der Diskussionsredner verbergen. Sie gehen aber darüber hinaus, fie beschränken sich auf allgemeine Redensarten. Man begreift die Gründe dieser vorsichtigen Zurückhaltung, wenn man in einem offiziösen Artikel Scholems folgenden Angstruf zu Geficht bekommt:
a b.
,, Daß die jehige Situation große Gefahren reformistischer Abirrungen in sich birgt, zeigte sich fymptomatisch auf dem Parteitag, durch die Rede des Delegierten Bolze. Er verlangte, daß die Partei in den Mittelpunkt ihrer Propaganda als„ Reffungsprogramm" ein Steuerprogramm zur Abwälzung der Dawes- Casten auf die Bourgeoisie stelle. Der Parteitag lehnte es einmütig ab, den Weg zu beschreiten, den Genosse Bolze ihm wies. Das Rettungsprogramm des Proletariats ist und bleibt die Berwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung durch das siegreiche Proletariat, wie es gefordert wird in der programmatischen Erklärung der Partei, dem„ Sachverständigen
gutachten der Arbeiter".
Der Bezirksparteitag lehnte es einmütig ab, an die Stelle dieses Programms einen Ersatz für die felige 51 prozentige Sachwerterfassung zu setzen. Der Bezirksparteitag zeigte, daß sie in ungeschwächter Kampfstellung gegen linte und rechte Ab= weichungen ihre Aufgaben erfüllen wird."
190 n.
Scholem hat schon Recht. Die Anregungen des Delegierten Bolze auf dem kommunistischen Bezirksparteitag find in der Tat symptomatisch". Von Scholems Reden über die Diktatur des Proletariats wird kein Arbeiter satt. Die Arbeiterschaft drängt nach unmittelbarer politischer Betätigung, nach unmittelbarem politischen Einfluß, und sie wird wenig Neigung verspüren, sich durch die Reden der kommunistischen Führer davon abhalten zu lassen, ihren politischen Einfluß auch jetzt schon zur Geltung zu bringen. An einer anderen Stelle der Roten Fahne" findet sich eine be
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Der deutsche Friedenspreis.
Die Namen der Preisträger.
Das Preisgericht des deutschen Friedenspreises hat nunmehr sämtliche Preise endgültig festgesetzt. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß den Preisrichtert selbstverständlich die Namen der Bewerber nicht bekannt waren, als es seinen Spruch fällte. Es sind zur Verteilung gelangt:
Ein halber erster Preis: Dr. E. David, M. d. R., Darmstadt , 2500 Dollar; ein halber erster Preis: Dr. W. Riedner, Solln bei München , 2500 Dollar; ein zweiter Preis: Dr. G. Jodleder, Berlin- Steglitz, 1500 Dollar. 35 Anerkennungspreise von je 100 Dollar: Justizrentmeister E. Wieth struc, Wittenberge ; Dr. Karl Neuer, Regensburg ; Pfarrer Dr. Franz Breger, Kaffel; Dr. Heinrich Stephany, Berlin ; Bantbeamter Leo Behrendt, Breslau ; Dipl.- Ing. W. Büttner, Oldenburg ; Dr. P. Ardens, Berlin - Lantwig; Regierungsrat Dr. Otto Fisch, Regensburg ; Generalmajor a. D. Freiherr von Schoenaich, Reinfeld ; Universitätsprofessor Dr. K. Duntmonn, Greifswald ; Reichsminister a. D. Dr. B. Dernburg, Berlin- Grunewald; Dr. H. Rogge, Neustettin; Universitätsprofessor Dr. R. Laun, Hamburg ; Minister präsident a. D. 5. Graf Lerchenfeld- Köfering, Berlin ; Regierungsrat H. Bachmann, Ludwigshafen ; Dr. A. Ma che. Zittau; Dr. Hans Wehberg, Berlin ; Dr. R. Schneider, So ligen; Staatskaiarbeiter A. Sommer, Wandsbek- Hamburg ; cand. theol. 2. Jensen, Jork ; Lehrer G. Dirks, Herford ; Dr. Rud. Wörner, Frankfurt a. M.; Dr. F. Kästner, Berlin ; Chefredakteur G. Bernhard, Berlin ; stud. jur. G. Kopsch, BerlinNeu- Tempelhof; cand. jur. W. martstahler, Berlin ; Studienrat Dr. 2. Brauns, Elbrich, und Mitarbeiter; Schriftstellerin Anna Rieve, Berlin ; Kaufmann Ph. Schneider Wierz, Falkensee b. Spandau ; Dr. H. Bornschier, Berlin ; Journalist Dr. H. G. Kaminski, Labiau ( Ostpreußen ); Mathilde Piel ftider, Dresden ; Dr. med. A. Frand, Briefen; Dr. F. stud. Twardowski, Berlin Schmargendorf ; 5. Dauzenberg, Bonn. ,
DOM
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phil.
daß selbst ausgesprochene Dogmatiker der Fraktion, wie Guesde und Baillant, sich dußende Male der Notwendigkeit gegenüber gefunden hätten, bürgerliche Ministerien zu unterstützen. Es bedürfe wohl taum eines Nachweises, daß, wenn jezt durch die Schuld der Sozia listen das Kartell der Linken auseinanderfliege, wenn unter dem Drude des linken Flügels die sozialistischen Abgeordneten sich weigern würden, weiterhin an der Verantwortung einer Mehrheit teilzunehmen, die ohne sie ohnmächtig sei, um sich in die frühere Isolie rung zurückzuziehen, die sozialistische Partei den Zusammenschluß nach der Mitte provozieren würde, der alle Hoffnungen vom 11. Mai begraben und der Republik gefährlich werden würde. Man dürfe nicht vergessen, daß das Kartell nicht das Werk von Kongreßbeschlüssen sei, sondern, daß es in dem Drängen der massen selbst seinen Ursprung habe, daß in dieser Frage die Führer den Truppen gefolgt seien und diese es nicht verstehen würden, wenn nach gemeinsam erfolgtem Siege die sozialistische Partei den Verbündeten von gestern in den Rücken fallen
würde.
Türkischer Protest gegen England.
Paris , 14. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Der Matin" veröffentlicht eine längere Erklärung des türkischen Geschäfts= trägers in Paris , der die englische Darstellung der Ursachen des neuen Konflikts um Mossul als den Tatsachen zuwiderlaufend bezeichnet. Der englische Vorwurf, daß die Türkei den status quo verlegt und die provisorische Grenze überschritten habe, widerspreche der Wahrheit. Es seien im Gegenteil britische Streitkräfte, die zusammen mit den von ihnen ausgerüsteten und unterstützten kurdischen Banden sich seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages fortgesetzt Grenzverlegungen hätten zuschulden kommen lassen. Insbesondere hätten am 9., 12. und 14. Geptember englische Fliegergeschwader türkisches Gebiet bombardiert, wobei drei Soldaten getötet und ein Dugend verletzt worden seien. Am 7. August sei der Gouperneur der türkischen Provinz Fafari von kurdischen Banden, die unter dem Schuhe englischer Flieger operierten, angegriffen und nach furzem Kampfe gefangen worden. Es sei ganz offenbar, daß die Engländer sich der Kurden in gleicher Weise bedienten, wie seinerzeit der Griechen in Kleinasien . Die Türkei werde unter feinen Umständen auf Mofful verzichten, das von einer rein türkischen Bevölkerung bewohnt fei und zu den Gebieten gehöre, die im Nationalpatt als integraler Bestandteil des türkischen Reiches bezeichnet werden.
Wie das Blatt weiterhin mitteilt, habe der Präsident des Bölkerbundsrats, der belgische Außenminister Hymans, auf eine an ihn Der Inhalt der preisgekrönten Arbeiten ist von uns bereits gerichtete Frage, ob der Völkerbundsrat in dem drohenden Konflikt wiedergegeben worden. zwischen den beiden Parteien zu vermitteln versuchen werde, jede Antwort abgelehnt.
Die Sozialisten und Herriot . Auseinandersetzungen in der franzöfifchen Partei. Paris , 14. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Auf einer vom Bezirksverband der sozialistischen Partei des Seine- Departements( Groß Baris) am Sonntag nachmittag abgehaltenen Konferenz, auf deren Tagesordnung die Vorbereitung der bevorstehenden Gemeindewahlen stand, übte die auf dem äußersten linken Flügel der Partei stehende Gruppe 3yroms fi, die feinerzeit bereits gegen das Zusammen gehen der Partei mit bürgerlichen Gruppen bei den Wahlen somie gegen die Kartellpolitik in scharfer Opposition stand, an der Taktik der Fraktion heftige Kritif. Ihr trat Longuet auf das Entschiedenste entgegen. Er erklärte, daß die Politik der Unter= stüßung des Ministeriums Herriot bisher einen vollen Erfolg gezeitigt habe und daß die Fraktion entschloffen sei, sie auch weiterhin mit Maß und Ziel fortzuseßen. In der Diskussion wurde von mehreren Rednern zum Ausdrud gebracht, daß die Bartei einen schmeren Fehler begehen würde, wenn sie wegen des Budgets das Minifterium Herriot fallen lassen und damit dessen ficheren Sturz veranlassen würde.
Die Diskussion auf der Bezirkskonferenz hat in einer Ausein andersetzung, die am Montag von Paul Faure im„ Peuple " eingeleitet und heute von Frossard im Deuvre" fortgesetzt wird, ein Nachspiel gefunden. Frossard weist nach, daß zu allen Zeiten ein Nachspiel gefunden. Frossard weist nach, daß zu allen Zeiten
Englands Stellung zur türkischen Note. Condon, 14. Offober.( WIB.)„ Times" berichtet, daß die fürkische Antwort auf das britische Ultimatum vom letzten Donnerstag, in dem die unverzügliche Zurückziehung der Streiffräfte gefordert werde, die in das britische Mandatsgebiet in Meso potamien eingedrungen seien, im Foreign Office sorgfältig geprüft werde. Man könne nicht sagen, daß die türkische Note jede Hoffnung auf eine friedliche Regelung, die für beide Teile befriedigend wäre, zerstöre. Die britische Regierung werde jedoch wahrscheinlich erflären, daß die von Angora angeführten Beweisgründe nicht angenommen werden könnten.
Neuer Steckbrief gegen Schulz.
Budapest , 14. Oftober.( Ill.) Der Untersuchungsrichter erließ einen neuen Stedbrief gegen Beinrich Schulz, der, wie bekannt, aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, und sofort spurlos verschwand. Bor seiner Entlassung legte er vor dem Untersuchungsrichter das Geständnis ab, daß er Erzberger ermordet habe. Schulz wird nunmehr neuerlich verfolgt.
Budapest , 14. Oktober. ( TU.) Wie aus verläßlicher Quelle verlautet, hat die Regierung die Landesverweisung des stedbrieflich verfolgten Schulze- Förster beschlossen.
Der Ueberdramatiker Iwan Goll spielen lehren und dann die Sägeſpäne der kaputten Puppen wie- land stritten fich verschiedene Stadtoberhäupter um diese Ehre, in
Das Dramatische Theater, voll von Idealismus, Kulturwillen und jugendlicher Begeisterungsfähigkeit hat den schönen Mut, als sein fünftes Bühnenwerk Iwan Golls satyrisches Drama " Methusalem oder der ewige Bürger" aufzuführen. Allen wirtschaftlichen Nöten zum Trok bleibt es damit seinem Grundfaz treu, sich den Niederungen des Geschäftstheaters fernzuhalten und wahrhaft lebendiges Theater zu sein. Es will Bestandteil des Geistes seiner Zeit werden. Der Regisseur fühlt nicht die Pflicht, Nuancen des Abgespielten zu zeigen, sondern will sich am Unerprobten versuchen. Daß er es kann, bewies gestern der Spielleiter Friedrich Neubauer, der mit Methusalem " eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte und sie auch bewältigte. Mit seinem ersten Bühnenwert. den Possen Die Unsterblichen", die der 29jährige Jwan Goll vor vier Jahren herausbrachte, wollte er tätig in den Kampf zum neuen Drama, zum Ueberdrama hineingreifen. Das Drama sollte nicht advokatorisch herausfordern, beschreibend, Leben nachahmend, es sollte vielmehr schöpferisch sein. Er meint, daß es noch andere Welten als die der fünf Sinne gibt: Ueberwelt. Ohne ins Mystische, ins Romantische oder Clowneske zu verfallen, soll sich der Dichter mit dem Ueberfinnlichen auseinandersehen. Gell ruft:„ Wir wollen Theater. Wir wollen unwirklichste Wahrheit. Wir suchen nach dem Ueberdrama." Er sucht auch nach einem heutigen Ersatz wesentlicher Bestandteile des Dramas der alten Griechen, des Kothurns und der Maste. Ein solcher Ersatz sind ihm äußerlich das Grammophon, das Plakat, der Film, innerlich karikaturenhafte Uebertreibung, freies Walten über die Zufälligkeiten des Lebens eines Menschen. Er will den Menschen auf die Bühne bringen. Auch der Tod ist ihm ein Zufall, über den er sich hinwegsetzt. In Methusalem " wird einer erschossen, was ihn nicht hindert, im nächsten Bild springlebendig von neuem aufzutreten. Es hat keinen Zweck, die Handlung der Satyre Methusalem" nachzuerzählen. Eine fortlaufende Handlung mit Steigerungen, Höhepunkten und einem Abschluß ist für Iwan Goll Hetuba . Es sind nebeneiandergereihte Bilder aus dem Leben des millionenschweren. Unternehmers und Urbürgers Methusalem, der eine Schuhfabrik besitzt, und seiner Umwelt. Die Personen sind nur Requisiten. Was sich auf der Bühne abspielt, soll das Leben sein. Der Student tritt in dreifacher Ausführung auf, als das Ich, das Du und das Er, die miteinander in heftigem Widerstreit liegen, die Großmutter beugt sich aus ihrem Bilderrohmen heraus, die ausgestopften Tiere des Wohnzimmers werden lebendig und sprechen. In den„ Unsterblichen" bewegen sich Anfchlagsäulen als handelnde und sprechende Wesen. Wie sagt Goll: Um fein Flemmer, fein Pazifist und fein Heilsarmist zu sein, muß der Dichter Euch ein paar Burbäume vormachen, damit Ihr wie
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der Kinder werdet. Denn was will er: Euch Puppen geben, Euch der in den Wind schütten." Und er hat die Rabarettfähigkeit Purzelbäume zu schlagen, auch in der Sprache. Er will grotest sein, aber nicht um zum Lachen zu reizen. Er sagt:„ Die Kunst soll den Menschen wieder zum Kind machen. Die Monotonie und die Dummheit der Menschen sind so enorm, daß man ihnen nur mit Enormitäten beikommen fann. Das neue Drama sei enorm."
Die gestrige Aufführung des Dramatischen Theaters war enorm. Es hatte technisch nicht die Möglichkeit, die Satyre so bunt, so filmbewegt, so foboldhaft zu bringen, wie es dem Dichter vorschwebt. Und erreichte doch eine immense Bewegtheit, mit laternamagica- Bildern, mit clownhaftem Geschminte und grotester Gewandung der Schauspieler und mit einer genial zusammengestellten lärmenden Jazzbandmusik. Der Abend war wild- schäumend, in feiner Grellheit unvergeßlich, eine lobenswerte Tat des jungen Theaters. Golls Methusalem ist nicht das Drama der Zukunft, aber ein Versuch, ein Wille zur Lat . Es ist falsch, anzunehmen, daß sich das Theater mit den aufgeführten Stücken identifiziert. wie ein Museum die Erzeugnisse seiner Zeit aufstapelt, soll ein dramatisches Theater Ausdruck des Zeitwillens sein.
Die zahlreichen Darsteller fönnen nicht sämtlich mit Namen aufgeführt werden. Ein Lob für alle: sie wollten dem Dichter gerecht werden. Es ist ihnen gelungen, vor allem Julius E. Hermann als Didwanst Methusalem , Hubert v. Meyerind als automaten hafter Bahlenmensch Felix, Gustav Fröhlich als bolschewistischer Student, Liesl Neumann als überspannter Backfisch Ida, und Emilie Unda als Familienrequifitentante Emmi. Noch ein Wort über das Publikum: Es war eine erfreulich verständige und verständniswillige 3 chauerschaft, als aber in clownhafter Manier fireifende Arbeiter auf der Bühne die Internationale" anstimmten, erschien ihr das als unzulässiger Ult. Es ertönte unwilliges Zischen. Für die folgenden Aufführungen sei der Direktion empfohlen, im Programm ein erklärendes Vorwort anzufügen. Ernst Degner.
Jackie
oder der Verderb eines Wunderkindes. Jackie Coogan lernte man fennen mit seinem ersten Film, der wundervoll war, dann folgte der zweite, der war sehr schön, der dritte fam und wurde als gut befunden, auch der vierte war für ein neurjähriges Kind respektabel. der fünfte Film fiel ab, war eine Enttäuschung, und man fühlte, daß mit diesem Kind vorderhand nicht mehr viel zu machen sein würde, da jeder Film( in anderer Gewandung) immer wieder dasselbe bringen mußte. Das erkannte man auch rechtzeitig in Amerita und nahm das Kind auf eine Welt. reise mit. Diese wurde ein unerhörber Triumph und wird das Ende dieses Wunderfindes wenigstens als solches bedeuten. Bei der
Abreise war der Bürgermeister von New York am Schiff, in EngBaris brachte man Jackie im Palais Bourbon unter, da dieses Rino nur wie ein König wohnen darf, ein Heer von verrückt ge= wordenen Journalisten und Photographen jagt Tag und Nacht hinter dem Kleinen her, in Rom wurde er von Mussolini und sogar vom Bapst in Audienz empfangen, und jekt weilt er in Athen , wo er sich die Akropolis betrachtete und meinte, fie gebe eine gute Ruliffe für feinen nächsten Film.
Man muß sich fragen: ist die Welt verrückt geworden? Man nenne mir einen Mann von Bedeutung, dem es heute gelänge, auf einer Rundreise von den Spizen aller Länder und selbst vom Bapst in Privataudienz empfangen und gefüßt zu werden und von Musso lini den Faschistenorden zu erhalten! Ist es nicht ein Unding, daß sich jetzt namhafte' amesitanische Verleger um die Memoiren Jackies bemühen, die dieser kaum zehnjährige Junge geschrieben haben soll, ist es nicht ein Unding, daß dieser Junge in zwei Jahren drei Millionen Dollar verdiente? Gott behüte uns davor, daß er Deutsch land einen Besuch abstattet.
Und was foll aus diesem Wunderkinde werden? Fachleute haben mir erklärt, daß Filme ähnlich denen, die Jadie bisher drehte, schwer unterzubringen feien, da er außer seinem lieben Lachen und seinen niedlichen Bewegungen faum etwas zustande bekomme. Und später? Wirkliche Rollen fann men heute nur spielen, wenn man was gelernt hat. Es wäre vielleicht besser, dieses Wunderkind, das nicht mal richtig schreiben fann, auf die Schule zu schicken, statt sein
bißchen Talent in künstlich hochgezüchtetem Größenwahn zu er
stiden.
Der Nationalpark der Zehntausend Rauchsäulen". Der jüngste amerikanische Nationalpart", der als geschüttes Naturgebiet erklärt wurde, ist die vulkanische Gegend um den Berg Katmai im Süden von Alaska . Wie in der Leipziger Illustrierten Zeitung" mitgeteilt wird, ist diese gänzlich öde Gegend, das sogen.„ Tal der zehntausend Rauchfäulen", erst von der Expedition entdeckt worden, die die Wirfungen des furchtbaren Erdbebens von 1912 studierte. Durch den Bulkanousbruch, dem diese Naturmerkwürdigkeit ihr Dasein verdankt, wurde der ganze Charafier der Gegend vollkommen verändert, Tier- und Pflanzenleben gänzlich vernichtet. Der neue Nationalpart besteht aus Tausenden von kleinen Bulkanen, die zumeist in regelmäßigen Reihen angeordnet sind und Rauchsäulen ausstoßen. Biele diefer Rauchsäulen haben cine Höhe von 300 bis 400 Metern. Der Boden ist infolge der Anwesenheit von heißen Quellen wärmer als die Luft und strömt unsichtbaren Dampf aus.
Die Juryfreie Kunstschau in Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof ist täglich von 10-4 Uhr geöffnet.
Ein Ca ar von Gundolf . Friedrich Gundolf läßt jezt seinen Büchern über Shakespeare, Boetbe und Stefan George ein neues Wert folgen, „ Cäsar, Gefchichte seines Rubmes". In dem Buthe ſtellt er bar, wie Casar als mythische Gestalt, magischer Name und gefchichtliche Berfon in den ver floffenen zwei Jahrtausenden gesehen und benrteilt worden ist, also die Weltwirkung von Cajars Gestalt in der politischen, der Geistes- und Kunstgese