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lichen Aufgaben in den Vordergrund stellen. Dieses Kom­promiß enthält aber zugleich die Ablehnung der von Steger nald gewünschten politischen Rechtsorientierung. So heißt es in den Grundsägen und Zielen, die auf der Kölner   Tagung angenommen wurden:

Die erstrebte Gleichberechtigung und Gleich. wertung des Arbeiterstandes in Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ist noch nicht erreicht, sie muß noch er arbeitet werden.... Die christlichen Gewerkschaften bleiben nach wie vor partcipolitisch neutrale Organisationen, die den chriftlichen, fozialen und nationalen Staat bejahen, und in diesem Sinne die Forderungen der Arbeiterschaft gegenüber dem Staat in der Deffent­lichkeit zur Geltung bringen."

In diesem Sinne wurden eine Reihe von Entschließungen gefaßt, und zwar in der Frage der Erwerbslosenfürsorge, der Ar­beitszeit, wobei die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens gefordert wurde, der Lohnfrage, der Arbeitsgerichtsbarkeit und der gleichberechtigten Wirtschaftsvertretung der Arbeiterschaft im Sinne des Art. 163 der Reichsverfassung. In der Frage der Arbeitszeit gab der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns eine Erklärung ab, in der er die baldige Ratifizierung des Abfom= mens von Washington   und die Rückkehr zum Acht­stundentag ankündigte.

Inzwischen ist es Herrn Stegerwald der die Tagung vor­zeitig verließ, um nach Berlin   zurückzukehren, gelungen, seinem Standpunkt in der Zentrumsfraktion des Reichstags zum Siege zu verhelfen. Wie der fommende Bürgerblock das Bersprechen des Reichsarbeitsministers einlösen wird, darüber kann es einen Zweifet nicht geben. Im übrigen fann man abwarten, wie sich die christ­fichen Gewerkschaften stellen werden zu der Revanche, die Steger­wald gegen sie in Berlin   genommen hat.

Der Konflikt im Rechtsausschuß. Rat tagt mit den Kommunisten und Sozialdemokraten. Der Borsitzende des Rechtsausschusses des Reichstags Abg. Iwan Rah( Komm.) hatte zu gestern nachmittag eine Sitzung des Rechts­ausschusses anberaumt, trotzdem in der letzten Sizung des Aus­schusses die Vertreter der Deutschnationalen, der Deutschen Volks­ partei  , der Demokraten, der Bayerischen Volkspartei  , des Zentrums und der Wirtschaftsvereinigung erflärt hatten, daß sie unter diesen Umständen keine Sigungen mehr abhalten wollen. Der Vertreter der Nat.- Soz. Freiheitspartei im Ausschuß hatte das Protestschreiben. nicht mit amberzeichnet, aber vorgestern mit den übrigen protestieren­den bürgerlichen Parteivertretern den Ausschuß verlassen. Zur geftrigen Sigung waren lediglich die Kommunisten und die Sozialdemokraten vollzählig anwesend. Von den übrigen Barteien war nur der Abg. Fahrenhorst( Nat.- Soz.) erschienen, der sofort nach Eröffnung der Eizung die Beschlußfähigkeit des Ausschuffes anzweifelte. Abg. Sänger( Soz.) erklärte darauf an Hond der Geschäftsordnung des Reichstags, daß man zwischen Ge­fhäftsfähigkeit und Verhandlungsfähigkeit unterscheiden müsse. Der $ 29 der Geschäftsordnung spreche mir davon, daß die Ausschüsse tefchlaßfähig sind, sobald die Mehrheit der Mitglieder anwesend ist. Von der Verhandlungsfähigkeit eines Ausschusses spreche die Geschäftsordnung nicht. woraus zu schließen sei, daß die Berhandlungsfähigkeit nicht angezweifelt werden könne. Der Aus fchuß trat auch in die sachliche Verhandlung ein. Es folgte eine Aussprache über den Stand der Berhandlungen des vom Aus­schuß beschlossenen Gejeges über Wiederaufnahme des Verfahrens bei den Urteilen der bayerischen Volksgerichte. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Der Ausschuß nahm dann einen Antrag auf Aufhebung der Berordnung über die Rechte der Preise an. Vom Abg. Dr. Herzfeld( Romin.) wurde festgestellt, daß von den Anwesenden niemand die Beschußfähigkeit angezweifelt habe und infolgedessen der Beschluß durchaus rechtswirtsam sei. Der Vorsitzende Abg. Kaz( Komm.) beraumte alsdann für heute( Mittwoch) nach mittag 4 Uhr eine neue Sigung des Rechtsausschusses an.

In der ofteberschlesischen polnischen sozialdemokratischen Partei ift eine Spaltung eingetreten. Die Abgg. Bichula und Borys sind aus der Partei ausgeschloffen worden. Sie werden voraussichtlich ihre Kreistagsmandate nieberlegen müffen, da sie ein Schriftstid unterzeichnet habent, demzufolge fie ihre Mans date nur folange ausüben dürfen, als fie Mitglieder der polnischen Sozialdemokratie sind.

straße 19-23, öffentlich zugänglich am Mittwoch, Donnerstag, Frei­tag und Sonnabend( 15.- 18. Oftober), nachm. 3-5 Uhr, außerdem Mittwoch und Sonnabend, vorm. von 10-1 Uhr und auch Sonn­tog, den 19., von 10-2 Uhr. Alle wissenschaftlichen Beamten der Archivabteilung sind in diesen Stunden zugegen, um die nötigen Er­läuterungen zu geben und etwaige Fragen zu beantworten.

Ein Notschrei Edermanns. Schon aus dem Briefwechsel Eder­manns mit dem Erbprinzen Karl Alexander hatte man erfahren, daß der treue Sefretär Goethes, dessen Dasein man sich immer als ein behagliches Idyll vorzustellen gewohnt war, in feinen letzten Jahren mit bitterster äußerer Not zu kämpfen hatte. In der letzten Nummer der Zeitschrift Bimini" veröffentlicht nun 3. Petersen zwei Briefe, die ein wahrhaft erschütterndes Zeugnis von den Ent­behrungen und Demütigungen ablegen, denen Edermann ausgefekt mar. Die Briefe sind an den Hofrat Marshall gerichtet, einen Schotten, der die Prinzessin Sophie nach Weimar   begleitet hatte, wo er Sekretär der Erbgroßherzogin wurde. Der erste stammt wahrscheinlich aus dem Winter 1852/53. Geliebter Freund," schreibt Edermann, ich bitte um Ihren Rath. Ich bin wieder in der er­bärmlichsten Noth, indem ich am letzten Thaler zehre. Zudem drücken mich verschiedene Rechnungen, die auf Bezahlung warten. Was soll ich anfangen? Das Unglück ist, daß der Erbgroßherzog mich vorigen ganzen Sommer ohne alle Hilfe gelaffen, welches nun nach­wirft. Ich bin diefes Leben ganz überdrüffig Dem Prinzen will ich nichts sagen, denn mich ärgern die unnüßen Worte. Biel­leicht erlaubte die Erbgroßherzogin, daß Sie mir 50 Thaler auf ein halbes Jahr aus ihrer Casse vorschöffen. Ich schreibe diese Beilen in vollkommenen Ueberbruß und Verzweiflung. Dabei soll ich diesen Abend bei der Großherzogin   zum Thee, und ein heiteres Gesicht machen. Denken Sie nach, wie Sie mir rathen und helfen. Ihr getreuer Edermann." Der zweite Brief ist vom 21. Juli 1853 datiert; Ederman schreibt darin: Vorigen Winter war ich in Ge­fahr mich zu verbluten, wenn Ihre treue Sorgfalt mich nicht ge rettet hätte, und jetzt komme ich in Gefahr zu verhungern, wenn Sie nicht abermals mein schützender Engel fein wollen. Go lange ich auf literarischen Gewinn zu rechnen hatte, fonnte ich nothdürftig auskommen, indem der Schriftsteller de Bibliothekar und Prinzen­lehrer allenfalls zu nähren im Stande war; jetzt aber, wo mir seit Jahr und Tag alle anderweitigen Hülfsquellen verfiegt sind, komme ich aus der Noth und dem Jammer nicht heraus. Meine ganze Boarschaft beläuft sich auf etwas über 4 Thaler und habe vor dem 1. Oktober von H. Schrickel nichts Weiteres zu erwarten. Denten Sie sich meine Lage! Ich möchte doch wissen, was die Engländer fagen würden, wenn es über furz oder lang in den Zeitungen hieße: der Freund Goethes und Lehrer des Großherzogs sei in dem berühmten Am- Athen   verkommen und verhungert. Ich befinde mich schlecht, theurer Freund, und muß wegen ziemlicher Kopf­schmerzen aufhören." Dieser Notfchrei blieb anscheinend nicht ohne Wirkung. Edermann fonnte in den folgenden Monaten einen Er. holungsaufenthalt an der See nehmen; aber sein Leben war nur noch furz bemessen, er starb am 3. Dezember 1854.

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Die Belfehung von Anatole France  . Die Leiche von Anatole France  ist einbalsamiert worden. Sein Gehirn wurde entnommen und ein abbrud des Gefichtes hergestellt. Die Beifegung erfolgt am Freitag morgen in Tours.

Ein Jahr Rentenmark  .

Die Helfferich- Legende.

Am 15. Offober v. J. wurde die Verordnung der Reichs regierung über die Schaffung der Rentenmart erlaffen. Die Geldzeichen sind erst einige Wochen später in den Verkehr gelangt. Die Schaffung der Rentenmart bedeutete den Ab­schluß der furchtbaren Inflationsperiode, die den Mittelstand enteignet, über die Arbeiterschaft Not, Hunger und Arbeitslosigkeit gebracht hat und die die konsequente Fort­führung der Helfferichschen Finanzpolitik im Kriege ge­wesen war.

Natürlich lassen sich die Rechtsradikalen die wundervolle Gelegenheit nicht entgehen, um ihr ,, Berdienst" und das ihres verstorbenen Führers Helfferich um die Rentenmart zu preifen. Dieselben Leute, die den Krieg durch ihren Mangel an Opferbereitschaft zum Verlieren gebracht haben, dieselben Leute, die sich an der Inflation so maßlos bereicherten, spielen sich jetzt als Volksretter und Volksbeglücker auf. Was ist die Wahrheit?

Helfferich hat seinerzeit den Entwurf einer Roggen mart zur Diskussion gestellt und durch seine dienstfertigen Freunde in den Aemtern vertreten lassen. Die Roggenmart hätte die deutsche Währung vom Getreide preis abhängig gemacht, hätte sie also der Willkür der landwirtschaftlichen Erzeuger und der Spekulanten am Produktenmarkt ausge­liefert. Das war ihr grundlegender Fehler. Die Idee der Be la ftung des Sachbesizes, auf der die Roggen­mart nach Helfferichscher Meinung sich aufbauen sollte, war die Sozialdemokratie schon mehrere Jahre vorher ge­alles andere als originell. Die Belastung der Sachwerte hat fordert, um durch eine vernünftige Erfüllungspolitik und durch die Sanierung der Staatsfinanzen das Unheil der Ruhr belegung abzuwehren. Deutschnationale Hasardeure waren es, die damals zu den entschiedensten Bekämpfern einer solchen Finanzpolitit gehörten und den Kampf um die Ruhr frevent­lich heraufbeschworen. Wie wenig der Teil des Rentenmark­planes, der die hypothetarische Belastung der Landwirtschaft und Industrie betrifft, geistiges Eigentum Helfferichs war, geht . a. daraus hervor, daß etwa zur gleichen Zeit eine ganze Reihe von Projekten ähnlicher Art auftauchte, unter denen das des industriellen Minour besondere Beachtung fand. Helfferich hat sich überdies geweigert, seine Bater­fchaft an der Rentenmaré anzuerkennen, als diese auf die Goldbasis gestellt wurde. Erst später, nachdem ihr Erfolg trotzdem offensichtlich wurde, ließ sein Gedächtnis und das seiner Freunde nach und mit demselben Augenblick entstand die Rentenmark legende.

Genosse Hilferding   war es, der der Uebergangs­währung die brauchbare Form gegeben hat und der zugleich mit der Sanierung des Staatshaushalts die Schaffung des wertbeständigen Geldzeichens in seiner jezigen Form durch­gesezt hat.

Daß später das ,, Rentenmarkwunder" eintrat, daß die Mark tatsächlich stabil blieb, war feineswegs eine Folge der besonderen Eigenart der Rentenmart. Deckung für die Rentenmark sind bekanntlich die Rentenbriefe, fest verzinsliche Anleihepapiere. Man kann die Leute in Deutsch  land zählen, die diese Dedung jemals zu Geficht bekommen haben. Man hat sich eben um sie nicht gefümmert. Insofern unterschied sich die Rentenmart überhaupt nicht von der Papiermart. Daß fie ftabil blieb, war nicht eine Folge ihrer Deckung durch Hypotheken, das war vielmehr der Erfolg der überaus geschickten Geldpolitik des jetzigen Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht und es war weiter eine Folge der Tatsache, daß der Reichshaushalt mit ihrer Einführung faniert, die Aufnahme schwebender Schulden unferbunden wurde. Den gleichen Erfolg hätte man, wie ge­fagt, mit der Papiermart erreichen können. Berhindert wurde das damals durch das jammervolle Versagen der Reichsbank unter der Führung Havensteins und durch die Weigerung des Befizes, die notwendigen Steuern aufzubringen. Die Reichsbant hat mit dem Amtsantritt Schachts, der Besiz erst mit dem Zusammenbruch der deutschen   Wirtschaft umgelernt. Aber noch jetzt ist es zum allergeringsten Teil die Schuld der Großverdiener, wenn die Währung gehalten wird. Der größte Teil der Reichsfinanzen und der Verpflich tungen aus dem Dawes-Abfommen wird durch die Darin hat sich bis jetzt wenig geändert. Steuerkraft der arbeitenden Massen aufgebracht.

In diesen Tagen treten die Gesetze über die neue Gold­währung in Kraft. Mit ihr hört die Zettelwirtschaft end­gültig auf. Sache der Arbeiterschaft aber wird es sein, jetzt um die gleichmäßige Berteilung der Lasten zu kämpfen und dem Schwindel entgegenzutreten, der jetzt über die Ent­stehung der Rentenmark   planmäßig verbreitet wird.

Echternacher Springprozession.

Die endlose Tagung des Aufwertungsausschusses.

Der

regeln. Oberster Grundsaz, an dem er unbedingt festhalten werde, sei: Keine Ausgabe ohne Dedung! Klar müsse man sich auch darüber sein, daß jede Erhöhung des Zinssatzes oder der Auf­wertungsquote bei Hypothefen zur Steigerung der Mieten führe. Im Augenblid aber sei die rasdje Steigerung der Miete auf Friedenshöhe wirtschaftstattisch höchst bedentlich. Abg. Keil( Soz.): Die Ausschußverhandlungen gleichen der Echternacher Springprozession, wobei nur zweifelhaft ist, ob man jeweils zwet Sdyritte vorwärts und einen zurüd, oder einen Schritt vorwärts und zwei zurückmacht. Der Redner stellt tie Frage an den Minister, wie er sich zur Inanspruchnahme der entschuldeten Landwirtschaft für Aufwertungszwecke stelle. Minister Luther   antwortete, auch diese Frage sei ein Be­standteil des allgemeinen Steuerproblems.

Die weitere Erörterung, an der sich Vertreter aller Parteien be­teiligen, drehte sich nun um die Frage, ob man unter Hinweis auf die Erklärungen des Ministers vor den Vollausschuß treten fönte mit der Erflärung: Non liquet( Es ist nicht klar!). Abg. Hergt( Dnat. Bp.) schlug vor, die Entscheidung des Unteraus­schusses darüber, ob er seine Tätigkeit einstellen und ohne positive Vorschläge in den Vollausschuß zurückkehren wolle, bis zur Borlegung der angekündigten Regierungserklärung zu verschieben und die Berhandlungen bis dahin zu vertage. Reil( Soz.) widersprach diesem Borschlag und lehnte es ab, sich an der Blamage, die ein Non liquet in der breiten Deffentlichkeit her­vorrufen würde, zu beteiligen. Der Unterausschuß müsse versuchen, ohne Berzug Antwort zu geben auf die ihm vorgelegten Fragen. Dabei fönne er der ihm nicht mehr unbekannten Stand­punkt der Regierung würdigen.

der Ausschuß an. In einer Sizung am Donnerstag soll nun ver Dieser Auffaffung schloß sich im weiteren Verlauf der Debatte sucht werden, die Antwort zu formulieren, die der Unterausschu auf die vom Bollausschuß gestellten Fragen geben will.

Abänderung der Abbauverordnung.

nahm am Dienstag den Entwurf eines Gesetzes zur Abände Der Zweiundzwanziger Ausschuß des Preußischen Landtagss rung der Personalabbauverordnung hinsichtlich des abbaues von Wahlbeamten an. Nach längerer Debatte, in ber auf den groben Mißbrauch der PAB. zu politischen Zweden hingewiesen worden war, beschloß der Ausschuß, dem Landtag zum§ 53 Abs. 1 der PAB. folgenden Zusatz vorzuschlagen:

Der Beschluß, durch den ein Magistratsmitglied, Bürger­meister oder Beigeordneter einstweilen in den Ruhestand gesetzt wird, bedarf zu feiner Rechtswirksamkeit der Zustimmung der Aufsichtsbehörde. Versagt diese die Zustimmung, so entscheidet auf Antrag der Stadtverordnetenversammlung das Staatsministerium." Dieser Beschluß soll sinngemäß Anwendung auf die Ber liner Bezirksämter finden. Zunächst war vorgesehen, das Gesetz zur Abänderung der PAV. mit Wirkung vom 1. September in Kraft treten zu lassen. Da aber der deutschnationale Abg. Ebers­bach höhnisch die Frage stellte, warum man denn nicht gleich den 8. Februar, den Termin des Infrafttretens der PAB., statt des 1. September vorgeschlagen habe, beantragten unsere Genossen sofort, den 8. Februar als Termin für das Infrafttreten des vor­liegenden Gesetzes festzusehen. So wurde auch mit Mehrheit be schloffen. Das Schönste aber war, daß nun der Abg. Ebersbach wohl oder übel mit entseßlich saurer Miene für den 8. Február   stimmte. Wer anderen eine Grube gräbf

Das Gefeß im ganzen wurde gegen die Stimmen der Deutsch­nationalen und der Deutschen Boltspartei angenommen.

Regie und Räumung.

Dortmund  , 14. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Bon unterrich­teter Seite wird mitgeteilt, daß die von der französischen   Besazungs­behörde für den 20. Ottober in Aussicht gestellte militärische Räumung der Dortmund  - Hoerder Zone fich aus technischen Gründen um zwei oder drei Tage verzögern wird.

Paris  , 14. Ottober.( Eigener Drahtbericht.) Der Intran figeant" behauptet, daß die definitive Liquidation der fran­3ösisch belgischen Eisenbahnregie in den besetzten Ge­bieten am 16. November stattfinden wird. Die llebergabe des gesamten Bahnnetzes, das bereits vom 27. Oftober ab für Rechnung der Deutschen Reichsbahngesellschaft betrieben wird, soll an diesem Tage mittags 12 Uhr erfolgen. Bereits am 19. Oktober werden die Linie Lünen  - Dortmund   sowie die Bahnhöfe von Limburg   und Eschhofen   an Deutschland   zurückgegeben. Die 80 000 von der Regie beschäftigten deutschen   Eisenbahner werden von der Reichsbahn­gesellschaft übernommen, während die französischen   Eisen. bahner und Hilfsbeamten am gleichen Tage das befekte Gebiet verlassen werden.

Zeppelin- Werke bleiben in Friedrichshafen  .

Friedrichshafen  , 14. Oftober.( WTB.) Von der Leitung des Luftschiffbau- Zeppelin wird uns mitgeteilt: Die von der Bresse ge­brachte Nachricht, daß die gesamte Tätigkeit des Luftschiffbau­Zeppelin nach Amerita verlegt werden sollte, trifft nicht zu. Die Sachlage ist vielmehr folgende: Der Luftschiffbau- Zeppelin hat in den Bereinigten Staaten eine Neugründung gemeinsam

Unterausschuß des Aufwertungsaus. fchusses, der in seiner Dienstagfizung mit der fachlichen Durch beratung der ihm vorgelegten Fragen zum Abschluß zu tommen mit der Goodyear Tire   and Rubber Cy. in Atron( Ohio  ) ins gedachte, griff zum soundso vielten Male auf allgemeine Erörte- Leben gerufen, die unter dem Namen Goodyear Zeppelin Corpora tungen zurüd, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Zunächst be tion den Bau von Luftschiffen in Amerika   aufnehmen soll. Zu tannte der Demotrat Dernburg, daß ihm die von ihm selbst diesem Zwed ist geplant, einen fleinen Stab von Ingenieuren beantragte und vom Ausschuß beabsichtigte zurück datierung dahin zu entfenden. Die Fortführung der Arbeiten in den Zeppelin­der Aufwertungsvorschriften auf den 1. Juli 1922 nachträglich die Werken in Friedrichshafen   wird dadurch nicht beeinträchtigt. Ein größten Sorgen bereite. Die wirtschaftlichen und rechtlichen Kon- enges Busammenarbeiten beider Werften ist vorgesehen. sequenzen einer solchen Rückwirkung seien unabsehbar. Staatssetre: Dr. ing. h. c. Ludwig Dürr   wird wie seit 25 Jahren technischer tär Joel vom Reichsjustizministerium trat diesen Bedenken bei Direktor in Friedrichshafen   bleiben. Als technischer Leiter der und verwies besonders auf die Lage, in die der Gläubiger gerate, neuen Werft ist Chefkonstrukteur des Luftschiffbau- Zeppelin Dr. ing. wenn das von ihm hypothefarisch beliehene Grundstück nach Rüd zahlung und Löschung der Hypothek den Besitzer gewechselt hat. Die Karl Arnstein   vorgesehen. Abgeordneten Emminger( Bayer. Vp.) und Wunderlich ( D. Bp.). bestritten die Berechtigung der Bedenken nicht, hielten aber doch am 1. Juli 1922 fest.

In feiner ganzen Breite wurde fodann das Aufwertungsthema wieder aufgerollt durch den nach längerer Abwesenheit im Ausschuß wieder erschienenen Finanzminister Dr. Luther. Er hielt es für unmöglich, den Gedanken der Rückwirkung mit den allgemeinen Gedankengängen, von denen sich die Aufwertungsfreunde leiten lassen, zu vereinbaren. Wo ein Recht erloschen sei, gebe es nichts mehr aufzuwerten. Der Minister riet dem Ausschuß, feinen Beschluß zu fassen, ohne die Erklärung der Regierung vor sich zu haben, die er nach der Stellungnahme des Kabinetts zu einer von ihm ein. gebrachten Vorlage hoffe vorlegen zu können. Ueber den In­halt dieser Borlage machte der Minister feine näheren Mitteilungen, es ist aber anzunehmen, daß in ihrem Mittelpunkt der fürzlich be­fanntgegebene Plan der Gewährung einer Rente an bedürf tige Selbstzeichner von Kriegsanleihe steht. Die Aufwertungsfrage lasse sich, erklärte Dr. Luther weiter, auch nicht unabhängig von den großen Steuerfragen, besonders vom Finanzausgleich zwischen Reich, Ländern und Gemeinden

Volle Anleihezeichnung in 12 Minuten.

New Bort, 14. Oktober.  ( WEB. durch Funkspruch.) Die Subffription auf die deutsche   Anleihe wurde 12 Minuten nach Er­öffnung bei offensichtlich starter Ueberzeichnung geschlossen.

Die Nachfrage nach der deutschen   Anleihe war so groß, daß einige bedeutende Firmen, die Zeichnungsstellen waren, fich ge zwungen fahen, jede weitere Zeichnung abzulehnen, weil der auf fic entfallende Anteil bereits verkauft war. An der Fondsöörse wurden anmähernd 350 000 Dollar zu 94% Proz. bis 92% Proz. umgesetzt.

Condon, 14. Offober,( WIB.) An der heufigen Fondsbörse wurde das erste Geschäft in der deutschen   Anleihe über 5000 Dollar 3u 94% Pro3. und das zweite Geschäft über 50 000 Dolla 94% Proj. abgeschlossen.

Rücktritt der schwedischen Regierung.

Stodholm, 14. Oktober.  ( WEB.) Das Kabinett Trygger hat seine Demiffion eingereicht. Der König ersuchte die Mitglieder des Kabinetts, vorläufig die Regierungsgeschäfte weiter zu führen.