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Sürgerblockbeschluß Kanzlerkrise? Btaii Entscheidung neue Verschiebung und Verwicklung. Man könnte versucht sein, den heutigen Tag einen Tag der Entscheidungen zu nennen. Heute wird die demokratische Neichstogssraktion entscheiden, ob sie wie das Zentrum ihre prinzipielle Zustimmung zur Regierungserweiterung nadj rechts aussprechen soll oder nicht, ob sie damit dem Bürger- block auf die Beine helfen soll oder nicht. Es erscheint völlig ausgeschlossen, daß die Demokraten dem Zentrum folgen und ihr politisches Ansehen preisgeben. Ob eine Partei versteht, ihre politische Würde zu wahren, kann für das Wesen des politischen Kampfes von größter Bedeutung sein. Wird man von einer Partei, die ihre Wurde preisgibt, ideales Wirken für ideale Zielsetzungen erwarten können? Die Zentrckmsfraktion hat diese gebotene Grenze nicht be- achtet. Die Folgen kann sie heute in der deutschnationalen Presse sehen,ilmfall des Zentrums"(Tag")Rückzug des Zentrums"(Lokalanzeiger")anmutigen Reigen, in dem die jetzigen Regierungsparteien aus Scheu vor der Reichs- tagsauflösung ein Jongleurspiel um die Verantwortung treiben" (Kreuz-Zeitung  ")Verschiebung von Entscheidung und Verantwortung"(Deutsche Tageszeitung") das ist das Echo auf den Beschluß des Zentrums. Oder gar dieDeutsche Zeitung": Es gibt wahrlich kein Wort, das zu stark oder auch nur stark genug ist zur Kennzeichnung des Kuhhandels, den die Parteien des Seritschen ReichstagsRegierungsumbildung" zu nennen be- lieben. Ueberzeugungen was sind Ueberzeugungen?: man proklamiert sie vor dem Wähler als Wahlparole und pfeift auf sie, wenn sie ein wenig Verantwortung bedingen. Welche Gründe leiten sie denn, si« all«, die beteiligt sind an dem .hin- und Her-Kompromisieln im Reichstag  «? Di« Sorge um Minister- sessel,«in bißchen Angst vor den Wählern und das Bestreben, ja nicht etwa selbst eine Entscheidung treffen zu müssen, ja nicht irgend- wie zu handeln, ja nicht irgendetwas zu tun, möglichst dem anderen alles zuzuschieben, was etwa irgendwelche Folgen hoben könnte. Man kann gewiß über diese Auslassung derDeutschen Zeitung" mit Achselzucken hinweggehen. Wenn es eine Partei gibt, die auf Ueberzeugungen pfeift und die Wähler betrügt, so die Deutschnationale, die den schmählichsten perlamentarischen Kuhhandel mit Ueberzeugungen getrieben hat. Aber daraus spricht die Genugtuung, daß auch andere in den Sumpf hinein- gehen, in dem sie selber sind. Das Zentrum ist mit seinem Beschluß von gestern auf dem besten Wege, sich aus das Niveau der Deutschnationalen herabziehen zu lassen und seine mo- rolisäze Position gegenüber den Deutschnationalen aufzugeben. Es war einer der prominentesten Zentrumsfuhrer, der vom Fingerspitzengefühl in der Politik sprach. Darauf scheint man sich nicht mehr zu oerstehen. Man fühll das Bedauern und Unbehagen darüber aus den vorsichtig gewogenen Ausfllh- rungen derGermania  " über die Zentrumstaktik heraus. Werden die Demokraten mehr Fingerspitzengefühl haben? Berliner Tageblatt undVossische Zeitung" nehmen als selbst- verständlich an, daß sie fest bleiben und denanmutigen Reigen" nicht weiter schlingen werden. DasBerliner   Tage- blatt" schreibt: heuie werben nunmehr die Demokraten das entscheidende Wort zu sprechen haben. Allerdings werden sie lediglich das wiederholen können was sie bisher schon immer wieder aus innen- und außenpolitischen Gründen betont haben, daß eine«in- ieitigs Erweiterung der Regierung nach rechts, durch Einbeziehung der Dsutschnotio-nalen, daß also die Bildung eines Bürgerblocks für ü« nicht in Betracht kommen könne." DieVossische Zeitung" läßt ebenfalls keinem Zweifel Raum: Auf den Schultern der Demokraten ruht mithin tn« Last der Entscheidung. Es kann wohl nicht zweifelhast sein, wie sie ausfallt. Im Demotratischen Klub hat der Reichstagsabgeordnete Ludwig
Haas erst vorgestern erklärt:Mit den Grundprinzipien der Demotratischen Partei ist die Teilnahme am Bürgerblock nicht zu vereinen." Anders konnte ein De- mokraj gar nicht sprechen. Und anders kann heute der Entschluß der demokratischen Fraktion nicht ausfallen." Es ist die allgemeine Ansicht, daß die demokratische Reichstagsfraktton die Regierungserweiterung nach rechts ablehnen wird. Die Sitzung der Demokraten, die um 2% Uhr beginnen wird, soll im wesentlichen nur die Formu- lierung der ablehnenden Antwort der Demokraten vornehmen. Es wird jedoch versichert, daß die beiden demokrati  - schen Minister aus dem ablehnenden Beschluß keine Konsequenzen ziehen, sondern im Amte vsr- bleiben würden. Herr G e ß l e r würde dann im Bürger- block Wehrminister bleiben. Diese Entscheidung würde also auch keine Entscheidung sein, sondern aufs neue das Zentrum vor die Frage stellen, wie es seinen Beschluß von gestern aufgefaßt wissen will. Genügt ihm das Verbleiben der demokratischen Minister im Amte trotz der Ablehnung der Fraktion, um die Reglerungserweiterung nach rechts vorzu- nehmen, oder macht es feine Entscheidung von der Zustim- mung der demokratischen Fraktion abhängig? Und wenn es sich mit dem Verbleiben Gesilers im Amte begnügt, wird es nicht eine Kanzlerkrise haben? DasBerliner Tageblatt" hat mit wenigen Worten erbittertes Ringen in der Zentrumsfraktton angedeutet. Es berichtet, daß unter den 13 Stimmen der Minderheit auch die Stimme des Reichskanzlers Marx war. Wird Herr Marx gegen seine Ueberzeugung die Führung des Bürgerblocks übernehmen wollen und können? Werden die Deutfchnatwnalen, die sich mit der Reichskanzler- schaft von Marx abgesunden hatten, jetzt nicht die Kanzlerfrage erneut aufwerfen? Wird die Krise nicht damit nun erst recht in die Länge gezogen? Die neue Kanzlerkrise wird neue Verwicklungen nach sich ziehen. Krise über Krise! Der Gang der Verhaudluugeu. Die Lage ist noch ungeklärt. Im Verlauf der Verhandlungen über die Regierungsumbildung fand heut« morgen um 11 Uhr ein Empfang der Führer der M i tt e l p a rt e ie n durch den Reichskanzler statt. Um die Mittagszeit erfolgte ein« B c- sprechung der Minister über die politische Lage. Die auch iür die Haltung des Zentrums wichtige Beratung der Demo- traten ist für heute nachmittag%3 Uhr angesetzt. Um 3 Uhr tritt dann die Fraktion des Zentrums und um 5 Uhr die der Deutschen Volkspartei   zusammen. Um Uhr erfolgt dann abermals ein« Besprechung des Kanzlers mit den Führern dar Mittelparteien. Die Entscheidung wieder beim Zentrum. Eca. meldet: Der vorstand der Zentrumsstaktton im Reichs tage trat heute vormittag 11 Uhr zu einer Sitzung zusammen, an der auch der Reichskanzler Marx teilnahm. Räch dem gestrigen Be­schluß des Zentrums hatten sich die Vertreter der Partei mit den demokratischen Parteiführern in Verbindung gesetzt und aus den mit ihnen gepflogenen Perainugen feststellen müssen, daß der Abend­beschluß des Zentrums keine Aenderung in der Hat- tung der Deutsch  -Demokratischen Fraktion herbei­führen werde. Die Demokraten sind nach wie vor der Ansicht, daß die Bildung eiuss Sürgerblocks schwere innen- und außen- poliklsche Gefahr tu sich berge, und daß eine Beteili- gung au ihm für die DemokraSsche Fraktion unmöglich fel. Die Zeutruwsfrakttou wird sich also in ihrer heutigen Rachmiliags- fitzung vor ein« neue Situation gestellt sehen. Reichskanzler Marx hat gegen 12 Uhr mittags die Vertreter der Regierungsparteien empfangen nnd zwar zuerst von der Volks­partei Abg. Dr. Scholz nno Dr. C u r l i n s, vom Zentrum die Abgg. Fehrenbach. v. Gnerard und Becker- Arnsberg und von den Demokraten Soch. Erkelenz   nnd Heß. Die Befprschnagen waren nur von kurzer Dauer und trugen rein iufor- motorischen Charakter. Auf Grund dieser Besprechungen fand eine
Sernarö Shaw  :Die heilige Johanna". Im Deutschen   Theater. Auch der selige Anatole France   war der Ansicht, daß die Jung- au von Orleans  , verbrannt im Jahre 1431 als Ketzerin, ein schmöch- iiges, aber liebenswürdiges Mädchen gewesen ist. Si« hat es nicht 5<r dient, daß sie auf den Scheiterhaufen geschleppt wurde, ober auch nicht, daß man sie zur Heldin lärmender Melodramen macht«. Sechs Wochen lang wurde sie in Poitters untersucht, ob ihr« Mädchenehre wirklich ganz unverletzt sei. Hebammen, Witwen und Ehefrauen der höchsten Kreis«, ein adliger Verein echter Jungfrauen beteiligten sich an dieser Prüfung, die durchaus zugunsten der Kandidatin ausfiel. We>m die hohen geistlichen Herren trotzdem das lothringische Bauern- Mädchen, das in Orleans   den schwachen Franzosenkönig Karl VII.  «krönt und die Engländer in ihren Schlachten besiegt hatte, mit dem zroßen Kirchenbann belegten und der weltlichen Rache auslieferten, so ist sicher dieses Stück Weligeschichte ein Trauerspiel, in dem die Tugend unterliegt und der losterhafte Fanatismus triumphiert. Bernard Shaw   zeigt dieses Trauerspiel von neuem. Der Eng- : ander läßt der Jungfrau ihre Visionen und Halluzinationen. Er leugnet nicht, daß st« mit der heiligen Katharina und St. Michael oerkehrt hat. Aber dieser Umgang hat weder ihrer Heiterkeit, noch ihrem gesunden Menschenverstand geschadet. Si« war ein« Heilige und zugleich eine A.nilleristin. Man denke, sie hat als 18jährig«s Mädel Könige gcleitn, berühmt« französische Generale abgekanzelt rnid ein ganzes Konzil verschlagener Priester wie dumme Jungen behandelt. Man darf solche» Mädchen nicht ohne weiteres den Irren- ärzten ausliefern. Der aufgeklärte Brite zeichnet sie denn auch gor nicht wie«in« Zauberin. Sie verfügt unter allen französischen   Feld- Herren und unter allen englischen und gallischen Pfaffen über den gesundesten Verstand. Was sie rut, ist eigentlich nur, daß sie die Schlafmützen aufweckte und damit einen Krieg gewann, den man 'chon verloren glaubte. Shaw   hält wenig von der Extase, wenn er die tragische Chronik der Jungfrau in sieben Bildern dichtet. Nur einmal, als sie in der Knthedcolc von Reims   das große Stunden- geläut vernimmt, zittert sie, aufgelöst von Schwärmerei und Himmels- jübel. Sonst redet sie mit Soldaten und Pfaffen derbe, klar und klug. In der mächtigen Szene, die ihren Tod besiegelt, verteidigt lie sich ohne Prophetendünkel oder theologisch« Mätzchen. Shaw   führt seinen Prozeß gegen die Richter Johannas geduldig, geistreich, unendlich menschenfreundlich. Er hütet sich davor, gegen «inen Fanatismus, der schon begraben ist. das Dogma seiner eigenen absoluten Ungläubigkeit zu donnern. Indem er das Fröhliche an Johanna rühmt, und dos Närrische in ihrer angenehmen Gottes- krpnkheit alz   nicht störend verbrämt, befriedigt er die Dcniunft, ohne oer ärztlichen Klugheit Abbruch zu tun. In Amerika   spielte man das Stück zuerst, dann in London  , wo die exotischen Besucher von Wembley   monatelang ihren Beifall spen- deten. Es hat sich da auf englischer Erd« ein Aufführungsstil heraus-
gebildet, der dem Geschmack der Wembley  -Pilger aus fünf Kon- ttnentsn entsprach, der aber nicht zu loben ist. Man sah in der heiligen Johanna vor allem die lockende Hosenrolle für eine Schau- spielerin mit hübschen Beinen. Westausstellungen brauchen immer solche Hosenrollen-Attraktionen. Max Reinhordt, nun endlich wieder in Berlin  , ist der Mann, um solche Gefahren und solche Ge- schmacksbedrohung herauszmvittern. Er ist ober auch der Mann, um für sich und seine Schauspielerin solche Chance auszunutzen. Er hat denn auch beides getan. Er fft immer noch ein Regisseur, dem sein Weltruf gegönnt werden darf. Den großen Moment, den ein- zigen, den Shaw erftndet und zuläßt, um die übermenschliche Natur seiner Jungfrau zu charakterisieren, diesen besonderen Moment der Extase läßt er sich allerding« nicht entgehen. Doch alles Dramatische, das an der Oberfläche zu packen ist, wächst großartig, anschaulich und bewegend aus seinem erfinderischen Gehirn. Die Bühnemnasse reißt er in ein kostbares Scheinleben hinein. Alle stille Schönheit, oll« rührende Jungfräulichkeit sind der heiligen Johanna geschenkt, weil Elisabeth Bergner   sie spielt. Sie blieb lieblich und irdisch, sie ließ wenig ahnen von der lothrin- gischen Visionärin, die sich in der Jungfrau oon Orleans vorbirgt. Reinhardt hat nicht versucht, ihrem Talent Tieferes zu entreißen. So gefiel Fräulein Bergner allen, die nur ihre Anmut sehen wollten. Sie war-n sehr zahlreich, Deutsche   und Lanvsleute Bernard Shaws, die sich vereinigten, um Max Reikchardt und Elisabeth Berg- ner immer wieder an die Rampe zu rufen. MaxHochdorf.
Eine Sauerntragöüie in üer Volksbühne. Warum die Volksbühne ein« Tragödie aus der Zeit der Bauern- kriege des sechzehnten Jahrhunderts auf dm Spielplan fetzt, ist klar. Aufbäumen geknechteter Massen gegen grausame Herren, Lodern des Schmerzes stzrbender Menschen. Explosion des Hasses zur slam- menden Leidenschaft, Aufgehen eines neuen Zeitalters für solchen Stoff ist das Haikett einer Volksbühne das geeignete Forum. Warum sie aber Friedrich Wolfs TragödieDer arme K o n r a d" auewählt, ist weniger verständlich. Es gibt doch einen Götz von Berlichingen  ", und es gib? einenFlorian Geyer  ". Gewiß, jeder Dramatiker hat das Recht, einen alten Stoff von sich aus zu behandeln. Aber auf das Wie kommt es an. Gewiß, Friedrich Wolf  packt den Stoff an anderer Stelle, er versucht eine Brücke zu schlagen zwischen Hcrrenstandpunk: und Knechtbewußttein, er begründet psychostgisch den Gegensatz zwischen zwei Weltanschauungen, die ein- mal zusammenkommen werden, aber vorläufig in zwei verschiedenen Sprachen reden. Friedrich Wölk, ein« Hoffnung de  ? Kwis« um Paul Kornfeld  , die den Menschen aus eine? rnechznisierlen Welt wiederfinden wollen begründet zu langatmig:md redet zu vt.'l. Was wir von einem Drama verlangen, ist Bewegung. Was wir von einer levolyttonärsn Tragödie verlangen, ist stürmisches Borwärlsdrängsn. Im..Annen Konrad" schleppt sich trotz zabireichm Szenenwechsels die Handlung mühsam von Ereignis zu Ereignis ermüdet statt mit. zureißen und findet keinen Kontakt mit dem Publikum. Gutgewollt,
...-..* Sabinettssihvng Ml. Die Fruffionssihttng der DemakrÄen findet schon um K3 Uhr stakt. Die Bürgerblockgegner im Zentrum. In der Sitzung der Zentrumsstaktton von gestern abend, die den Beschluß faßte, eine Bürgerblockregierung zu bilden, stimmt«!? folgende 13 Abgeordnete gegen diesen Beschluß: Marx. Wirch, Frau Teusch, Beusch, Andre. Ulitzka, Schwar-. Dr. Brüning, Ivos, Tremmel. Diez  , Jmbusch, Esser. Das Elberfelder Zentrum gegen den Bürgerblock. Elberfeld  . IS. Oktober. Die Elberfelder Zentrum spartet hat an die Reichstagsfraktion folgendes Telegramm gerichtet: Einseitige Erweiterung der Regierung liegt nicht im Interesse von Baterland und Partei und führt zur baldigen Reichstagsaui- lösung. Wenn Regierungsbiidung im Sinne der Bolksgememschast unmöglich, alles daransetzen, um die alte Koalition zu er­halten. Unter allen Umständen muß die Politik des alten Kurses unter Führung Marx' als Reichskanzler sichergestellt werden. Ein kommunistischer Rekorü. Sie verschlafen ihren eigeuen Anti-Leinert-Antrag! Auf der Tagesordnung der heutigen Landtagssitzung stand der Antrag der Kommunisten auf Absetzung des Präsideitten L e i n e r t. Er wurde von den K o m m u n i st e n n i ch t b e- gründet und von dem Hause mit allen gegen die vier an- wesenden Kommunisten abgelehnt. Der Reinfall der Komunisten, die die Angelegenheit so vollständig verschlafen hatten, daß sie sich nicht ein- mal zum Worte meldeten, wurde vom Landtag mit stürmischer Heiterkeit aufgenommen.
Die kommunistische Taktik. Ruth Mischer fürchtet die Liquidierung der KPD  . Allmählich veröffentlicht dieRote Fahne  ", wenigstens bruchstückweise, den Bericht über den Berliner   Bezirksparlei- tag, nachdem er wahrscheinlich sorgfälttg daraufhin durchge- prüft ist, ob seine Veröffentlichung für die Mitglieder zuträg lich ist. Der Bericht enthält ein spaltenlanges Referat von Ruth Fischer  : noch deullicher als sonst ichon spürt man aus diesem Referat die steigende Unsicherheit und Angst der kommunistischen   Führer über die polittsche Eni wicklung, die ihren Erwartungen so wenig entspricht, die viel- mehr die Reihen der eigenen Partei mit deutlich wahrnehm- barer Unsicherheit erfüllt. Ruth Fischer   versucht des längeren auseinanderzusetzen, daß die pazifistische Entwicklung keines- wegs sichergestellt, sondern Gott sei Dank vor­läufig noch schwer gefährdet sei. Vor einer Festigung der pazifistischen Tendenzen graut.es nämlich den waschechten Kommunisten, als wenn das für die Arbeiterschaft die sürchter- lichste Gefahr wäre. Noch viel schlimmer aoer erscheint ihr die Möglichkeit, daß angesichts der Bürgerblockbildung in Deutschland   die Sozialdemokratie naturgemäß die Führung der Opposition in die Hand nehmen würde. Daß die KPD  . dafür nicht in Betracht kommt, wird indirekt von der kommunistischen Führerin ohne weiteres zugestanden. S'.e sagt darüber: Nun möchte vi« SPD. ein« neue L'ni« einschlagen und einen Linksblock in Deuffchlard schaffen, dessen Kern natürlich die Sozial- demokratte ist. Da die Sdealisisrungsmöglichkeiten gegenwärtig sehr klein sind, wirft derVorwärts" das Wort vomArbeiterblock" aui. Dazu gehört die Liquidierung der KPL denn man braucht große Parteien in Deutschland  , ist das Argument der SPD  . Solch eine Polttik der SPD.   birgt die Gefahr der Förderung der illusiauÄcn Auffassungen über den demokratischen Weg zur Plachk. Wenn die KPD. sich nicht ganz klar abgrenzt hiergegei, wird sie in kurzer Zeit erledigt sein. Denn dann werden unsere eigenen Betriebszellen uns sagen: Wir wollen un, nicht mit der SPD. herumschlagen. Wir wollen nicht in die Gefängnisse wandern und Flugblatt?? oerteilen. Was ihr oerlangt, Hot mit legalem Leben nichts mehr
aber nicht gekonnt ist das Drama um den Konrad, den Idealisten, d:r den Adel nicht wie einen tollen Hund niederlchlagm, sondern ihn von den Menschsniechten�der Bauern überzeugen will, der die Hoffnung nicht aufgibt, daß auch in der Brust eines Herzogs ein fühlendes Herz schlägt. Interessant, aber nur interessant ist in der Tragödie ein Narrenspicl, das die Bauern unter sich aufführen und in dem sie sich der quälenden Sorgen im Mummenschanz entledigen. Die'es Narrenspiel, das vom Herzog verboten werden soll, gibt den Auftakt zur Revolte. Unter der Regie Fritz Holls wurde aus dem langatmigen Siück ein« immerhin cindrucksoolle Aufführung. Der Herzog Ulrich des Gerhard Ritter   war eine prachwolle Mischung zwischen on- weichlichtem Helden und Menschen mit ritterlichem Herz. Knapp seine Gesten, aber eindrucksam auch in der Extase. Demarmen Konrad" verlieh Adolf M an z die Züge eines fmiatilchin Märtyrers mit brennenden Augen und«indringlicher und zuweilen erschüttern- der Inbrmist der Stimm«. Am Schluß rief man den Dichter. Dgr.
Die Bevölkerung der Welt. In dem letzten halben Jahrhundert ist in der Volkszcchl der einzelnen Kulturländer eine gewaltige Ver­änderung vorgegangen. Damals stand Frankreich   mit 38 Millionen Einwohnern als das volkreichste Land Westeuropas   an der Spitze. Dann lam Deutschland   mit 37 Millionen und Großbritannien   mit 30 Millionen, während die Vereinigten Staaten   eine Bevölkerung van 36 Millionen besaßen Nach den neuesten Sdatisttken ist Frank- reich weit zurückgeblieben. Es hat nur 1 Million Einwohn: r mehr als vor SO Jahren, während Deutichland ttotz feiner Verlust« durch den Verfailler Vertrag mit 64 Millionen angesetzt ist. dos Bereinigt- Königreich von Großbritannien   mit 49 Millionen. Die Bevölterung der Vereinigten Staate«? ist auf 110 Millionen gestiegen, hat sich seit 1800 ver-22-facht, seit 1850 vsrsecbseinhakbfacht. Die Bevölkc- rimg der ganzen Weit wird aus 1800 Millionen geschätzt, von denen 500 Millionen auf Europa   kommen, 900 Millionen auf Asien  . 20!) Millionen auf Nord- und Südamerika, 150 Millionen auf Afrika  , Australien   hat nur mit Einschluß der Inseln des Sttllen Ozeans etwa 7 Millionen.
Volksbühne. Für die erste diesjährige Tanjinstinee, die am S o n n- a g. den 2. November, imTbeater am Bülotvplatz i'iatt- findet, ist Gret Palucca.di« frühere erste Meisterschüierin der Maro Wigman, und eine der stärksten Begabungen der modernen Tanzbiihne, gewonnen worden. Thcakerchronik. Da« Thaliatheater, dessen zeitiger Direktor nur eine Nottonzession bat es ist ein Industrieller, der nicht vom Fach Ist lind keine Dauerlonzeifion bekommen soll teilt mit, dah es keineswegs ge­schlossen wurde. Die Operette.Zigeunertiebe' geht täglich in Szene. Da«.Dramatische Theater-' ist nun endgültig dem Bühnenoolks- bund überliefert. DaS wird in der merkwürdigen Umschreibung mitgeteilt Die Leitung de« BübnenoolkZbundeS gestattet Herrn Generalsekretär Kerst, Herrn Dielerle in den nächsten Wochen in der Leitung de« Tbcater« zu initer stützen. Eine Ucficniohrne de« Theaters durch den Bühncnvollsbund ist nicht ersolgt. Daß durch die geplante Zu>ainme»arbe!t die tünstlerüchen Ziele des Tbcater« energisch gefördert werden, ist eine kühne Annabin?. Herr Gerst kann sicher nicht die kühne Problematik de« Theater  », die bi« zu verstiegener Akrobatik führte, mitmachen. I'