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obenauf kommen, oder, ihr Streben präziser formuliert: sie suchen den neuen Besitz aus seiner eben erst errungenen Po- sition herauszudrängen. Ob sie Sieger bleiben in diesem Ringen, ist eine politische Frage, deren Lösung zu ihren Gunsten weitere Entscheidungen nach sich ziehen muß, u. a. auch.die über die Frage der Rückführung des Beamtentums aus der fortschrittlichen Entwicklungslinie in die Bahnen starrer Bureaukratisierung. Die wieder zur Herrschaft drängende Schicht gebraucht die Bureau- kratie zur Aufrechterhaltung ihrer Position. Darum die ungeheuren Anstrengungen, unter Anwendung von Brutalität und aller mit den Gründen des Staatsinter- esses umkleideten Falschheiten die letzte gewerkschaftliche Re- gung abzutöten. Dasselbe Prinzip, das für die geistige Ent- rechtung sowie die wirtschaftliche Niederhaltung der freien Abeitnehmer in Anwendung kommt, lebt wieder auf in dem Prozeß der Entmannung des Beamtentums, nur die Methoden unterscheiden sich. Wie unheilvoll die systematisch betriebene Minierarbeit in der Beamtenschaft gewirkt hat, beweist die Tatsache, daß es gelungen ist, die breiten Massen allerdings erfolgreich erst durch die Hilfeleistung desorientierter Massen- führer von dem nach der Revolution instinktiv als richtig erkannten und auch in der Praxis beschrittsnen gewerkschaft- lichen Bahnen abzudrängen. Jetzt erst hat die geheimrätliche Bureaukratie leichtes Spiel, sich wieder in den so lange Zeit leer gebliebenen Sattel zu schwingen. Sie hält die Gefahr, daß der einzelne sich von demApparat" distanzierte, daß er Mensch wurde außerhalb des Dienstes und damit den Dienst vermenschlichte, für gebannt. Sie glaubt sich am Ziel, Bürger- block ist ihre letzte Sehnsucht, denn er schafft die Atmosphäre, in der stagnierende Kultur, will sagen Schliff, Formalismus gedeiht. Diese Bureaukratie ist adäguat in Geist und Gesin- nung den Männern des Bürgerblocks. Sie wittern einander. Sie bilden eine Gesellschaft auf Gegenseitigkeit mit dem Ziele der Sicherung eigener Positionen. Weil sie herrschen wollen, müssen alle Nichtgesellschafter dienen. Und dennoch: die Entwicklung läßt ihrer nicht spotten. Sie drängt nach Persönlichkeit und Freiheit, warum nicht auch in den Reihen der Staatsbediensteten. Ein bürgerlicher Poli- tiker, Alfred Weber  , schrieb schon 1310: Es wird sine wichtige Folge fein, wenn durch eine neu ge- lchaffene Wertung der lebendigen Kraft im Menschen, durch die neue Lebensatmosphäre, die sich daraus ergibt, die metaphysische Ver- klärung des Beamten in sich zusammenbricht. Sie muß das: denn sie ruht ja auf der dann zerstörten Transpomerung aller Werte in bloßes Objektives. Und sie muß viel mit sich hirainterzieherv, für uns vor allem jenes Götzenbild, das sonst nur eine demo- kratische Revolution beseitigen kömüe, jenen deutschen theokratisierten Bureaukraten. Und noch ein anderes Wort dieses Mannes aus jener Zeit mag, hierher gesetzt, denen als Signal und Wegweiser gelten, die so gern gleichgültig, ,ob aus Beauemlichkeit oder Eigensucht dieandern" führen lasten, auch wenn sie, um des Prestiges willen, nach außen die Führerrolle mimen: Es ist mir unzweifelhaft, alle diefe öffentlichen Funktionäre «erden sich einmal mit den anderen, den privaten.finden"... der Komplex der Ingenieure, Techniker, Kaufleute usw.. die im Apparat stehen und w ihm heut wohl die wichtigste, modernste Arbeit tun, sie alle sind schon heut organisiert, und ihre Organi- latlon, die ihre neue Lebensstellung zu untermauern sucht, wird irgerdwcwn einmal der Attrattionsschwarpunkt der Organisationen. auch der Staatsbeamten werden... Es wäre wunder- dar, wenn sie s.chie ungeheuer große, breite Mittelmaste dar Be- nMerung") sich dann nicht auf sich selbst und auf die eigene Kraft besinnen sollte, jene ungeheure Kraft, die sie m Wirklichkeit in der Pension sverficherung und um andere Dinge beim Staat zu betteln, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen sich entschließen sollte und damit jenen wichtigen Schritt tu» sollte, den wir hie? einmal die rechtliche Emanzipation der Beamte», der Staats- und Privatbeamten, nennen wollen. Gesellschaft hat, und wenn sie dann nicht, statt wie heut, um die Diese aboluten Wahrheiten hat auch die Rovemberrevo- lution nicht zur Tat reifen lassen. Vielleicht entwickelt der
Takt. Bon Paul Gutmann. Der Sprachgebrauch offenbort mitunter wunderbare psycholo- gliche Feinheiten, so zum Beispiel, wenn er für den Rhythmus in der Musik und sin zartes, rücksichtsvolles Benehmen unter Menschen da« gleiche Wort anwendet: Takt. Die Wiedergabe eines Musik- stücks erfordert die genaue Beachtimg des vorgeschriebenen Zeit- maße«, so wie da« Austreten unter Menschen von einem Maß ge- regelt wird, das dem allgemeinen Feingefühl zugrunde liegt. Der Takt stt sowohl dos Knochengerüst der Musik wie das Grundgerüst der menschlichen Geselligkeit. Ohne ihn herrscht ollgemeine Anarchie. Dieser geheimnisvolle Zusammenhang zwischen Kunst und Gesellig- keit. den die Sprache andeutet, ist aber noch weitergehend, als es llch auf den ersten Blick vermuten läßt. Di« Zeit unserer Klassiker in Must? und Dichtung war zugleich die Blütezeit deutscher Gesellig- keit. Der Takt der Sitten, der aus dem freien Spiel der Kräfte enffprang. bildete dos Entzücken der Fremden, die vor etwa hundert Iahren die deutschen   Kulturstätten: Wien   und Weimar   besuchten, während in Preußen damals wie später der befohlene Takt, der Parademarsch, gepflegt wurt*. Eine Zeit, deren Bestreben dahin geht, das ungebundene Wirken der Kräfte, das nur in sich selber Maß und Gesetz tragende Geistes- leben zu mechanisieren, eine solche Zeit wird auch bestrebt sein, den Pulsschlag des alltäglichen Umgangs in Regeln und Formen zu schnüren, die nicht mehr der anmutvollen Wahl des einzelnen über- lassen sind. Was der Parademarsch im militärischen Drill bedeutete, da? war der Komment im studentischen Leben, oder allgemeiner, in der sich zur Oberschicht zahlenden Klasse. Dos frei« menschliche Empfinden wuede ausgeschaltet, und das' Benehmen mußte sich einer mehr oder minder geheiligten Schablone anpassen. Der Leutnant und der Korpsstudent wurden, wie kheinrich Mann imUntertan" gezeigt hat. die anerkannten Vorbilder gesellschaftlicher Bildung. Im Verkehr von Mensch zu Mensch bedeutet Gefühl alles. Ich kann dem andern nur gerecht werden, wenn ich mich in feine Empfindungen versetze und aus st« in meinen Aeußerungen Rücksicht nehme. Es kann einer ein sehr anständiger Mensch sein, aber ohne dieses Feiiwnpsinden, dieses Sicheinfuisten in die Seele des Nächsten wird er beständig Gefahr laufen, den anderen zu verletzen. Diel- 'eicht will er das: dann ist er ein Egoist oder Rohling, den die Gesellschaft zurechtzuweisen hat. Bielleicht hat er den besten Willen und kann ihn nicht geltend machen: dann stt er eben unfähig, ein bedauernswerter Tölpel. Der roh« Mensch erzeugt Widerspruch, also nnmerhi-r etwas Aktives der Taktlose lähmende Peinlichkeit. Er iel't sich bald vereiistomt. von feiner Umgebung mit Mißtrauen oder Feindseligkeit betrachtet, und weiß nicht einmal, wie er dazu ge­wannen ist. Der Fall Deutschlands   unter Wilhelm dem Zweiten.
Bürgerblock auf negativen Wegen die Wärmemengen, die nun einmal vorhanden fein müssen, wenn ein Werdeprozeß mit positiven Ergebnisten gezeitigt werden soll.
Das Dilü ües Sürgerblocks. Nichts gelernt«od nichts vergeffe». Klassenkampf von oben. Das Wesen des Bürgerblocks, seine Ziele, seine treibenden Kräfte finden wir scharf und rücksichtslos bloßgelegt in folgenden Ausführungen: Nichts gelernt nnd nichts vergesse». Worum geht das Ringen, das vorerst nur in den Fraktion?- zimmern sich abspielt? Die Deutschnationalen drängen mit aller Kraft in die Regierung, weil sie das Gefühl haben, daß sie sich vielleicht für Jahrzehnte ausschalten, wenn sie bei der mm beginnen- den Wiederausbauarbert nicht dabei sind. Damit ist nur ein beschei- derer Teil der Hintergründe angedeutet, um die jetzt gerungen wird. Es geht um viel mehr. Nämlich: letzten Endes geht es um die Frage, ob Deutschland  , ob die Länder wieder regiert werden sollen im ausschließlichen Interesse der großen Land- Wirtschaft, der großen Industrie, vor allem der Schwerindustrie, des Handels und aller derer, die im alten wilhelminischen Staat das Ideal ihrer politischen Beschränktheit gesehen hoben. Und es geht nicht nur um die Interessen, sondern um die ganze Ideo- logie dieser Schichten, die von niemand treffender beschrieben und gegeißelt wurden als von Rathenau  . Es geht um die Wiederein- führung des wilhelminischen Untertanenstaates, der in den Krieg hineintorkelte und ihn torkelnd verlor. Es handelt sich um die auf kaltem Wege«inherschreitende Gegen- revolution, die just vor Jahresfrist versuchte, aus revolutionärem Wege ans Ziel zu kommen, nun aber glaubt, sie werde auf legalem Wege erreichen, was sie haben will. Es bildet sich der B l 0 ck d e r Hochschutzzollner für Getreide und Eisen. Der Block der sozialen Reaktion drängt ans Licht. Der Block der R e. akti on in der inneren Verwaltung greift nach der Macht. Der Block der kulturellen Reaktion, die sich unter dem Ehrennamenchristlich" verbirgt, zeichnet sich ab. Die unteren Volksschichten sollen wiederum von allem Einfluß ausgeschlossen werden. Der Abbau der demokratischen und sozialdemokratischen Beamten ist ja schon lange im Gange. Kurz gesagt: alles, was durch das schwere Erlebnis des Krieges und dann durch die Revolution in Deutschland   geändert wurde, soll beseitigt werden. Das war der tiefer« Grund, warum die Reichsiagswahl bei der Gelegenheit der Londoner   Abmachungen vermieden wurde, vermieden wurde durch die gutmütige Blindheit der republikanstchsn Minister Die Wahl im August-September hätte die Linie gestärkt, jetzt hofft man, mit oder ohne Wahl leichter zum Ziele zu kommen. Der Klassenkampf von oben. Um die Beseitigung der Republik   handelt es sich gewiß vorerst nickst. Nein, zunächst soll bei der Re i chs p r ä s ide n te n wa h l im Mai-Juni 1825 der höchste Posten des Reiches mit einem Ver- trauensmann des Bürgerblocks besetzt werden. Vielleicht findet sich die Reaktion sogar mit der republikanisch-demokratischen Form ab, wenn sie im übrigen ihren Untertanenstaat wieder erhält. Vielleicht bereitet sie alles so vor, daß früh oder spät der Uebergang zur Monarchie nur noch eine schmerzlose Nebensächlichkeit ist. Wer will das heute sagen Vielleicht schlägt sie alle demokratischen Kräfte mit Gewalt und Diktatur nieder. Vielleicht hofft sie auf den Ermüdungszustand vieler Teile der Demokratie: Eines stt gewiß: Der Klassenkampf von oben ist so systematisch vorbereitet, daß man anscheinend sogar schon die Personalien geordnet hat für dieReinigung" der Reichsministerien. Ter Unruhestifter in der deutschen   Politik. Infolge einiger Reden Strese mann s ist die Deutsche   Volts- partei eine Zeillang in den Geruch gekommen, eine Mittelpartei geworden zu sein. Auch Demokraten haben sich dadurch täuschen lassen. Wer iiefer sah. erkannte das innere Wesen der Volkspartei schon daran, daß sie stets auf die rechte
Eine Verkümmerung des Gemüts muß eine Herabsetzung auch der geistigen Kräfte eines Volkes zur Folge haben. Die Pflege des Takts ist Sozialismus im edelsten Sinne des Worts, stt freiwilliges Sicheinfügen in den vielgestaltigen Organismus der millebenden Menschheit. Aber wir erleben mit Schaudern, wie die Gesellschaft mehr und mehr auseinanderfällt, wie keiner mehr dem andern Rück- ficht schuldig zu sein glaubt, und das Leben wirklich zum bloßen Hin- und Herlaufen einer Tierherde wird. Alle Instrumente toben durcheinander, die Paube sucht die Posaun« zu übertönen, und das zarte Geigenjolo erstirbt in der allgemeinen Katzenmusik. Hand in Hand mit dem Völkerbund müßte ein Menschenbund entstehen, auf dessen Fahne in goldenen Letiern das WortSoziales Gewissen" leuchten sollte.
Neues von der Allankis. Die Frage nach der Herkunst der frühesten Bewohner Europas   wird wieder einmal mit demProblem der Atlantis  " in Verbindung gebracht, jenes längst versunkenenErd- teils" zwischen Afrika   und Amerika  . Diesmal ist es ein Engländer, Lewis Spence  , der die Frage neu aufrollt. Die Erzählung Platos auf Grund der alten ägyptischen Ueberlieferuiig ist bekannt: auch das Eindringen lehr früher Kulturvölker ins Mittelmser durch die Säulen des Herkules. Auch d-e Geologie, Ozeanographie, Archäo- logie, Anthropologie fordern das einstige Bestehen einer großen Landmasse in der Mitte des heutigen Allanttschen Meeres. Spence will nun, entsprechend teilweisen llntergangskatasrrophen oieser Atlantis, drei Einwanderungen flüchtig gewordener Atlantiden fest- stellen: vor rund 25 000 Jähren die Menschen vom Aurignac   oder Ero-Maznontypus: vor 15 000 Iahren die Magdoleniens, vor 10 000 Iahren. die Azilians: bald darauf dürfte die Atlantis endgültig ver- schwunden ftin. Die Einwanderung der beiden ersten Gruppen, vielleicht auch noch der dritten, geschah zu Lande. Nach Traditionen der Mßya und Qmtschua sind auch deren Borfahren von der Atlantis eingewandert. Die merkwürdige Ashnlichkeit ägyptischer und perua- nischer Megaiithdauten läßt sich nur so deuten und nicht etwa durch eine Verbindung über den Pazific hinweg. Wie stand es nun mit der Kulturhohe der Allantis? Spence will die letzte Entwicklung etwa mit der Höhe der zentralamerikanischen Kultur zur Zeit der Eroberung in Vergleich setzen. Das würden jene Msgalithbauten erklären. Oder stammten etwa auch die Menschen von Aurignac  von kultivierten Vorfahren und hatten nur durch Erdkatastrophen (Untergang der Atlantis. Eiszeit) das Erbe verloren? Niemand wird es j« erfahren: die Atlantis liegt unter dem Meere verborgen. S00 Meilen nördlich der Azoren   rn 1700 Faden Tiefe finden sich versunkene vultaniiche Gesteine das Denkmal eines Welt- Unterganges? Große Volksoper" undDeutsches Opernhaus". Der große Coup, den die Volksoper vor hat, das Deutsch  « Opernhaus   in ihre Hand zu bekommen, dürste auf Schwierigkeiten stoßen. Sie hat zwar von dem Mitgüede des Aussichisrats Littznann ein Paket Aktien des Opernhauses übernommen, ober von dem Aufsichtsrat wird bestriiten, daß Herr Littmann über diese Aktien verfügen könne. Andererseits läßt der Berliner Magistrat mitteilen, daß er mit den Geschäften der
Seite fiel, sobald Strefemann einmal nicht in der Frcftten war. Seitdem sie in der letzten Wahl 20 Sitze verloren hat, seitdem ihr die Industrie keine Wahlgelder mehr gibt, hat sie ihr inneres Wesen wieder offen gezeigt: die Volkspartei ist eine Rechts. partei, keine Mittelpartei. Ihre Führer stehen im Lande überall an der Spitze, wo es gilt, demokratische oder sozialdemotra- tische Beamte abzubauen. Ihre Führer im Reichstage winseln nur so vor den und für die Deutschnationalen. Und sie behaupten ent- schlössen zu sein, einen Wahlkampf zu erzwingen, wenn man nicht gc- horsam den Bürgerblock apportiere. Strefemann aber, um nicht allen Boden unter den Füßen zu verlieren, muß heute ebenso tapfer den Büvgerblock predigen, wie er vor Jahresfrist und noch vor einigen Monaten die Grcße Koalition verfocht. Was ihm mit ge- wohnter Geschicklichkeit gelingt." Wir haben diesen Ausführungen nichts hinzuzufügen. Sie stehen in der demokratischenHilfe", herausgegeben von Anton Erkelenz   und Gertrud Bäumer  .
»Kameraü Leopold. Oder: Seltsame Wandlunge» eines deutschnationale« Ministerkandidaten. Halle, 18. Ottober.(Eigener Drahtbericht.) Ueber den deutsch  - nationalen Ministerkandidaien Leopold weiß unser Halleschss Parteiorgan, dasV 0 l t s b l a t t", folgende interessante Einzelheiten in feiner heutigen Nummer mitzuteilen: Leopold war nach der Revolution aus einem undefinier- baren Drange heraus unter die Wirtfchaftsrevolutio- näre gegangen und pries das Lob und den Richm der Gewerk­schaften mit allerdings damals noch nicht deutschnationalen Backen In einer Broschüre, die im Jahre 1919 erschien, sprach er von denreifen, organisatorisch geschulten und nüchtern denkenden Kreisen der Gewerkschaften", in denenlebendiges Verantwortungs- gefühl" lebe. Er sprach von derUmsicht und Fähigkeit der Arbeiter- führer" und bedauerte, daß noch viele ungeweckte Kräfte in der Arbeiterschaft ruhen, die früheraus irgendeinem Grunde sich nicht hätten entwickeln können". Er, der damals noch bescheidene Berg- ofsessor, postulierte mit stärkstem Nachdruck die Berechtigung des gewerkschaftlichen Kampfes, indem er ausführte: Um die Macht der Arbeiterschaft zu verkörpern, sind nach wie vor die Gewerkschaften da. deren berufene Führer zudem im Reichswirtschaftsrat und in den zentralen Arbeitsgemeinschaften die Möglichkeit haben, in den Grenzen des berechtigten Kampfes die Macht der Arbeiterschaft nachdrücklich st zur Geltungzubringen." Ja, Herr Leopold formulierte sogar wie ein Vorkämpfer des freigewerkschaftlichen Klassenkampfes dessen Ziele, indem er schrieb: Das Kampfziel ist eine gesunde Selb   st Verwaltung. der Siegespreis ein Gebäuse der deutschen   Wirtschaft, in dem es nicht mehr Unterdrücker und Unterdrückte, nicht mehr Ausbeuter und Ausgebeutete, in dem es nur noch Arbeitskame- r a d e n gibt." Diese prächtigen Worte haben Herrn Leopold in Mitteldeutschland  den TitelKamerad Leopold" eingebracht. Die Bergarbeiter wissen allerdings, warum sic ihn Kamerad Leopold" nennen. Seit­dem nämlich die Riebeck-Montan-Werke in die Hände von Stinncs übergegangen find, hatKamerad Leopold" die große Wandlung vorn freigewerkschaftlichen Vorkämpfer zum Stdines- Generaldirektor mit starker Ellenbogen kraft vollzogen. Als Generaldirektor der Stinncs- 21.-®. hatKamerad Leopold" in der für die Bergarbeiterschast Mitteldeutschlands   entsetzlichen Hunger- und Inflationsperiode das schöne Wort geprägt: Fori mit den toten sozia­ listischen   Gewerkschaflen, die kein Verständnis für die volkswirsschast haben," d. h. für den Zehn- und ZwAfstundentag und andere Stinne-- Liebenswürdigkeiten mehr. Kamerad Leopold" hat also den Wechsel feines Brotgebers glänzend ausgenutzt, um semer Gesinnung ein neues Kleid zu geben. Unter seinem Regime haben die Bergarbeiter Mitteldeutschland  » in der Inflatiorsperiode und danach bis auf den heutigen Tag die Brutalität rückfichts» loser Unternehmerwillkür kennen gelernt. Der ehe- malige Verteidiger des gewerkschaftlichen Kampfes ist zum fchärssten Feind der Emanzipation der Arbeiter geworden, zum rückfichlslosesten Herold der über jede Menschenkraft hinweggehenden Ausbeutung
Volksoper nichts zu tun hat und an dem Aktienerwerb unbeteiligt sst. Das Tollst« cm diesem Wirrwarr ist, daß die rechtmäßige Eigentümerin des Deutschen Opernhauses, die Stadt Ehcrrlotteni mg (nunmehr Berlin  ), in ihrem eigenen Haufe nichts zu sagen hat. Hoffenllich wird dafür Sorg« getrogen, daß endlich klare Verhältnisse zwischen Stadt und Betriefcsaktiengefellschaft geschaffen werden und die persönlichen Treibereien und Spekulationen in diesem städtischen Theater aufhören. Die Luftjagd nach der entführten Gattin. Em interessante? Lustdrama, dessen einzelne Akte in verschiedenen Ländern spielen. wird in Pariser Blättern erzählt. Die Prager   Polizei erhielt vor kurzem von der Lemberger Polizei die telephonische Mitteilung, daß ein kleiner Zweidecker, dessen Beschreibung gegeben wurde, in der Richtung nach der Tschechoslowakei   gesichtet worden sei. Das Flug- zeug führte einen Ungarn   namens Viktor Szimvn, der mit der Frau eines polnischen Geschäftsmannes geflohen war. Die Prazer Polizei spähte also eifrig in die Lust und entdeckte auch wenige Stunden später das Flitgzeug. das in einiger Entsfrnuag von einem anderen verfolgt wurde. Die wilde Jagd ging in ZickzackWgen durch die Luft und bot ein aufregendes Schauspiel, bis schließlich die erste Maschine bei dem tschechoslowakischen Ort Kbell landete, gefolgt von dem anderen Flugzeug, dem der Führer und ein keiner aufgeregter Herr, der Mann der entführten Frau, entstiegen. Der erzürnte Ehemann bedrohte den Entführer mit dem Revolver, als die Polizei eingriff und nach den Pässen fragte. Das war der Höhepunkt des Dramas, denn der unglückliche Ehemann hatte sich in der Hast der Verfolgung mit keinem Paß oersehen, während der Ungar und die Frau ihre Flucht sorgfältig vorbereitet hatten. Sie dursten daher vor den Augen des Betrogenen ttiumphievend wieder ihr Flugzeug besteigen, während der Paßlose zurückgeha'ten wurde. Später wurden dann die Entflohenen in Budapest   oerhaftet. Ersklwiführaugen der Doch«. Dienst. Staatsoper:.Zwingburg"! Renaissance-Thcnter:.Thereie Raguin": ErogeS Schtulcrelhau»: An Alle". Mttw. Theater am Kmfürstendgmm:Herr Pipagran. llraula-vorträge. Täglich:Besabren der Berge". Moni, bi« Sonnab.:.Zeppeline üb-rLandnnd Meer». Sonnt.. Diene-!.. Denn.. Sonnfld.:.Alt-Berlin'. Mittw. 7 Uhr: Jnayat Khan über .Das Ziel des Lebens'. Der Alännerchor Ariedenao-Sieglltz. Mitglied de« D. A.®, B.. per- anitalttt fein Herbit-Konzert am Sonntag, 7 Uhr, im Reform, Realghmnniinm Friedenau. Schwalbacher Str. Mitwirkende: Aljred Lichtenflein, Ftö-en- oirtuoS, am Flügel: Otto Schumacher. Da« Gastspiel t«, Diaghil««- balleN» in der Groben VolkSoper ist bis einichlieflich Sonnabend, den LS. Oktober, verlängert. Ts weiden auch noch Neuaufsührungen, so StravlnskhZPetruschta', gebracht werden. Lehrausträg« für Feitunaskunde. Dr. Mohr, der Leiter der Bressc- stelle am Preußischen Zkultusminiftcrium sowie des Deutschen Institutes für ZeitungZwissenschast, hat einen 2« h r a u s t r a g sür Svitematik imd Geschichte des Zeilungswesens erbalten. Er wird über das ZeitungSwesen des 18. und 19. Jghrdunderts lesen und Ucbuiigen in Zeilungskunde. Be- richterstuilunz und Redaktion abdalten. Borleiungen ähnlicher Art finden in Leipzig  , München  , Köln  , Freiburg  , Kiel  , Hamburg  , Breslau  . Bonn   und Göttingen   statt.