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Erzberger. Rathenau und Scheidemann und der Organisation Consul aufzudecken. Die wahrdaft Schuldigen an diesem Atten- tat, die intellektuellen Urhebei�sind lediglich wegen eines Der- stoßes gegen Vereinsgesetze und Polizeivorschriften angeklagt worden. Die angeklagten Kommunisten haben die volle Strenge des Gesetzes gefühlt. Die Straffustiz soll den Staat schützen gegen hochver- räterische Angriffe und Putschvorbereitüngen. Das Strafrecht enthält bindende Vorschriften fiir die Behandlung Hochverräte- rischer Unternebmungen. Vom formalen Gesichtspunkte aus zwingt das Recht die Strafjustiz, gegen die Kommunisten und ihr Treiben einzuschreiten. Das Recht zwingt aber auch zum Einschreiten gegen die gleichen Umtriebe durch rechtsradi- kale Organisationen. Die Praxis der deutschen Straf- justiz ist die folgende: sie folgt dem Zwang des Rechts zum Einschreiten gegenüber den Kommunisten, aber sie versteht es, sich dem Zwange des Rechts zu entziehen beim Einschreiten gegenüber rechtsradikalen Hochverrätern. Gegenüber den Kommunisten wird der f o r m a l e Standpunkt beachtet, gegen- über rechtsradikalen Hochverrätern wird politische Justiz geübt. Jede Stimme, die am 7. Dezember für die Sozialdemo- kratie abgegen wird ist ein Protest gegen die Justiz- Verhältnisse, wie sie heute in Deutschland bestehen! Der Geist des Bürgerblocks beherrscht die deutsche Justiz. Mit wenigen Ausnahmen zeigen die deutschen Strafgerichte eine erschreckend politisch-dürgerliche Anstellung. Das Problem der Klassenjustiz, die Ursachen der«inseitig bürgerlichen Ein- stellung der Gerichte braucht nickst im einzelnen erörtert zu werden. Die Erziehung des deutschen Richtertums, die Nach­wirkung der Traditionen der deutschen Justiz aus der Zeit des kaiserlichen Deutschlands lassen freiheitlichem Geiste und un- befangener Objektivität wenig Spielraum. DerFallRiet- Hammer spricht Bände. Wer wie der Reichsanwatt Niet- Hammer jeden nationalistischen Phrasendrescher als verdienten Vaterlandsfreund anspricht, wer die nationalistische Phrase als Cntschuldigungsgrund für die Teilnahme an einer hochver- räterischen Organisation ansieht, aus deren Gedankengängen abscheuliche politische Morde hervorgewachsen sind, darf nicht den Anspruch erheben, als Muster rwllendeter Objektivität zu gelten. Die Voraussetzung, dah der deutsche Richter unbeein- flußt bleiben soll von seiner Klassenzugehörigkeit, von den Einflüssen, die auf ihn in seiner Ausbildungszeit in Schule und Universität eingewirkt haben, von seiner politischen Partei- zugehörigkeit und politischen Tradition trifft leider in allzu vielen Fällen nicht zu. Die Mehrzahl der deutschen Richter unterliegt der Einwirkung dörselben Motive, die die rechts- stehenden Politiker heute zum Bürgerblvck hindrängen. Das Echo, das der Prozeß gegen die Organisation Consul in der deutschnationalen Presse gefunden hat, ist der deutlichste Beweis dafür, daß der Kampf gegen den Putschismus in erster Linie gegen die Deutschnationalen ge- führt werden muß. Fanatische Begeisterung für die Organi- sation Consul, Haß und Beschimvfung gegen das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und gegen die deutsche Demokratie sind die Begleitmusik der deutschnationalen Preffe. Würden die Deutschnationalen aus den Wahlen vom 7. Dezember gestärkt hervorgehen, so würde der Mut der rechtsputfchistischen Ver» bände erneut wachsen. Dann könnte in ganz Deutschland jene halb offene und halb versteckte Förderung rechtsputschisti- scher Organisationen allgemein werden, wie sie unter dem Regime Kahr in München erfolgt ist. Die E r f a h r u n g e n von Bayern könnten sich dann aus ganz Deutschland aus- dehnen. Dann würde auch der Tag nicht mehr fern sein, wo in Deutschland die Strasjusttz zu einer politischen Praxis über- gehen würde, die die Praris von heute an Einseitigkeit noch weit übertreffen würde. Dann wird es strafwürdig sein, für Republik und Demokratie einzutreten. Der Anfang ist gemacht mit der unerhörten Verteidigung der rechtsradikalen Bestre- bungen durch den Reichsanwalt Niethammer. Diese Per- spektiven müßten sich eröffnen, wenn am 7. Dezember die

Gerhart Hauptmann in Utopien. Von Pe-ter Homecher. Wohl von jeher hat Gerhart Hauptmanns Phantasie das Reich der Utopie umflogen. Der Staotsroman log dem Dichter von.Vor Sonnenaufgang " nah«, und das Auge des vom Krieg« erschüttert«» Dichters desJndigodhi" blickt sehnsüchtig hinüber noch seligen Ge­filden reiner Menschheit. Aus dieser utopischen Sestimmthert ist nun Gerhart Hauptmanns neuestes, bei S. Fischer erschienenes Werk her. vorgegangen:.Die Insel der Großen Mutter oder das wunder von Ilv lies Darnes", der Roman vom Werden, Aufblühen und wieder Zerfallen eines unter abenteuerlichsten Bedingungen entstandenen Stoatsgeb'ldes. Im Stillen Ozean ist auf einer Lustfahrt, die ein« bunte internationate Globetrottergesellschaft vereinigte, das Riesen- schiffKormoran" untergegangen. Eine Frauenschar, unter der sich als einziges männliches Wesen ein Knabe von zwölf Iahren befindet, hat sichdurch Boot« auf eine Insel gerettet, ein zauberhaftes Eiland unter ewig heiterem, fruchtsegnendem Himmel. Sich selbst überliesert, von der Hoffnung auf baldig« Rückkehr in die Kulturwelt abge- schnitten, beginnen die Frauen, nachdem das erst« Entsetzen dem stär- leren Lebenstrieb« gewichen, sich In der neuen Heimat einzurichten. Kluge Köpfe, nüchtern und praktisch gerichtet, übernehmen dl« Führung, und d'e Anfänge eines neuen Gemeinwesens werden bald sichtbar. Und das Merkwürdige geschieht: von der' reinen Natur um- geben, wandeln sich diese Gesellschaftswesen der alten Welt bald zu einem neuen, naturhaft schönen starten Geschlecht voll mütterlicher Bereitschaft, breit de? Befruchtung hingelagert wie der reiche Boden der Insel. Wie die erste Sicherung gewonnen, steigen nun aus der Einsamkeit Dinge auf, d'e dem Frauenstaat ein« andere Richtung und eine Entwicklung geben. Die Männerlosigkeit öffnet ihre Seele dem Traum und dem Märchen, macht sie empfänglich für die phan- tastische Saat mystischer Spekulatton und okkulter Verwirrung. Und eines Tages fühlt sich eine der Frauen,«ine Theosophin aus der Blavctsky-Gefolgschaft, gesegnet vom Gotte. In der Tat gibt sie einem Knaben das Leben. Die nüchterne Präsidentin denkt wohl an jnsen nun l)eramvachsenden Knaben, der einst mit aus dem Schiff- bruch gerettet wurde. Aber sie erkennt die Bedeutung des Mythos, und die Frage nach der Herkunft des Kindes wird untersagt. Der Keim der Religion ist gegeben, und damit die Ueberführung der Notgemeinschaft zum Staat«, der, von einer höheren Idee über- krbnt, seine eigene Form ausbildet. Der Gott Mukalmda läßt sich immer wieder zu den Menschentüchtern hcrab. Di« Nachforschung nach einer natürlichen Ursach« solcher Fruchtbarkeit ist als tabu erklärt. Und das Reich der Großen Mutter blüht und gedeiht. Aber in der Ausbildung des Staates unter dem mütterrechtlichen Mythos liegt auch schon der Keim de« Zerfall». Die Gesellschaft erstarrt in der Konventton des reinen Frauenstaate». Unglücklicherweise erzeugt Mukalmda nicht nur Mädchen, sondern auch Knaben. In diesem

Wahlentscheidung für den Bürgerblock ausfallen würde, was freilich niemand erwarten wird. ch Das ZielderReaktionbeiden Wahlen am 7. DezemberistderBürgerblock. Die Deutschnatio- nalen wollen eine Mehrheitsbildung mit den rechtsstehenden und nach rechts hin neigenden bürgerlichen Parteien zustande bringen. Sie wollen, daß der 7. Dezember ihnen den festen Standpunkt gibt, von dem aus sie den Hebel ansetzen können, um die demokratisch-parlamentarische Verfassung aus den Angeln zu heben. Was auf dem Wege des politischen Handels nicht möglich war, soll auf dem Wege über die Wahl erreicht werden. Für den Bürgerblock, für Schwarz-Weiß-Rot, gegen Schwarz-Rot-Gold ist die Parole der Deutschnationalen . Gestern schrieb Graf Westarp in derKreuz-Zeitung ": Wer sich ernstlich das Zi-l fetzt, die Macht der Sozialdemokratie im Reiche und in Preußen dadurch zu brechen, daß er sie aus dem unmittelbaren und mittelbaren Einfluß auf die Regierungsgewalt verdrängt, der kommt nicht um die Notwendigkeit herum, daß die D« u t s ch n ati on a len auch weiterhin ernstlich eine Re- gierungsmehrheit mit Volkspartei und Zentrum sowie den kleineren Parteien der Bayern und der Wirtschaft- lichen Bereinigung werden erstreben müssen, für die der 7. Dezember sichere zahlenmäßige Unterlagen schaffen soll." Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, so ist die Voraus- setzung, daß die Deutschnationalen sich bei den Wahlen min- destens in der alten Stärke behaupten. Die Bürgerblockpläne sind gescheitert, wenn am 7. Dezember die Rechte Mandate einbüßt ein Fall, der höchstwahrscheinlich ist. Die Nieder- läge des Bürgerblocks ist aber zugleich eine Niederlage der einseitigen politischen Strasiustiz in Deutschland . Gelingt es, die politische Stellung der Reaktion so zu schwächen, daß sie in absehbarer Zeit nicht mehr darauf rechnen kann, in Deutsch - land ans Ruder zu kommen, so wird ein entscheidender Schritt für die Besserung der deutschen Iustizverhältnisse gewontten sein. Die Strasiustiz in Deutschland hat sich nicht als zweck- mäßiges Mittel erwiesen, um die v�rfassungsfeindlichen und hochverräterischen Organisationen zu bekämpfen. Was die Strasiustiz, was der Staatsgerichtshof nicht erreichte und nicht erreichen konnte, muß durch das Volk selbst, muß am 7. De- zember durch die Wähler erreicht werden. Sieselb st sind derStaatsgerichtshof, derdie Republik und die Ver- fassung zu schützen hat gegen ihre Feinde von rechts und von links.,

Sürgerblock und Reichspräsident. Rache für verschmähte Liebe. Wochenlang war es das höchste Ziel der Deutschnatio- nalen, vier der Ihren vom Reichspräsidenten E b e r t zu Ministern ernannt zu sehen. Die Herren trugen nicht das ge- ringste Bedenken, die erstrebten hohen Reichsämter von diesem Staatsoberhaupt anzunehmen und in seine Hände den Eid auf die Verfassung von Weimar und die Farben Schwarz- Rot-Gold abzulegen. Nicht im entferntesten dachten sie daran, ihren Eintritt in die Regierung etwa von der Bedingung ab- J längig zu machen, daß der Reichspräsident vorzeitig von einem Amt zurücktrete. Es ist daher nicht ganz logisch, wenn die Deutschnatio­nalen, nachdem der Bllrgerblock an der Festigkeit der Demo- traten gescheitert ist, ihre Angriffe gegen den Reichspräsi- denten richten: ja es liegt ein Stück unfreiwillige Komik darin, wenn sie jetzt auf einmal seinen vorzeitigen Rücktritt fordern. Diese Forderung scheint uns ebenso ernst gemeint zu sein w i e d e r E i d, den sie vor ihm ablegen wollten. Denn die Deutschnationalen gerieten in nicht geringe Verlegenheit, wenn sie jetzt einen Kandidaten für die Reichspräsidentenschast nominieren müßten. In der.Kreuz-Zeitung leistet sich mm Graf Westarp den Satz: Ob die Nachricht zutrifft, daß vier große Parteien Herrn

reinen Mütterstaate aber hat der Mann nur Raum als Bcfruchter, und man sucht die Bedrohung, die der heilig gesprochenen Idee von den heranwachsenden Knaben droht, zu begegnen, indem man diese in einem anderen Teil der Insel ansiedelt. Nun entsteht, in nächster Nähe des alten Gebildes, aber durch strengstes Tabu von ihm ge- trennt,«in reiner Männerstaat, der allmählich zu einer Gefahr für den immer mehr in semer Künstlichkeit erstarrenden Fraucnstaat wird. Di« Burschen fordern ihr Recht. Die Mütter oerweigern es ihnen. Da brechen die Empörer ein, mrd der Tempel Mukalindas,' des frucht- spendenden Gottes, loht in Flammen auf. Anarchie wütet zerstörend im Reich der' Großen Mutter. Am Anfang war die Natur; dann kam die Künstlichkeit des mythos -erzeugten Gebildes, und nun herrscht wieder die Natur; aber nicht mehr segnend, helfend, sondern dämonisch, in Orgasmus. jBrand und Vernichtung. Ein merkwürdiges Buch, dies«Geschichte aus dem utopischen Archipeiagus"! Drei Strebrmgen in Hauptmanns Wesen haben es gebildet: jene utopische Traumsehnsucht, die Hauptmann von jeher «igen war; das bukolisch« Element in ihm, die Verknüpfung mit dem ursprünglichen Zustand der Natur und im Gedanklichen, der Eros - glaube, der Glaube an den mystischen Zeugungssinn des Lebens, aus dem bereitsder Ketzer von Soana" entstand. Wie jene krugtragende Frau a-rn Schluß der Ketzernovelle steigen die Mütter aus Urzeit empor. Am schwächsten sind die gedanklichen mythischen Teile des Werks. Sie verschwimmen nebelhast. Aber Gerhart Hauptmanns Bildhauerhände sind stark genug, um Szenen und Figuren in schönem Relief zu vollenden. Di« Landschaft hat Leben, hat Duft und Atem, und von maenhcm Bilde, ob märchenhaft mondig oder sonnen- beschienen deutlich, mag das Aug« sich nicht anwenden. Das Spiel der Ironie, das über dem Ganzen schwebt, gibt einen feinen Reiz der Leichtigkeit. Gewiß gehört das Werk nicht zu den gesegnetsten des Dichters, und durch manche Passagen muß man sich durchquälen. Aber das Schön« an ihm ist von bester Art, und um seinetwillen soll uns diese Dichtung teuer bleiben.

Der Kampf um das Deutsche Opernhaus. Alle Welt beklagt sich, daß unser« Komödiendichter in dieser an Komödienstoffep so reichen Zeit versagen. Spielen sich nicht täglich vor unseren Augen die spcmliungsreichsten, ulkigsten, grvteskesten Sachen ab(von dem deutschnattonalen Kasperletheater und dem Stresemann-Marionetten- spiel ganz abgesehen)? Was ist das wieder für ein höchst ergötz- liches Lustspiel, das sich zwar nicht im, aber um das Deutsche Opern- Haus abspielt! Zwei Parteien, nein, zwei oielgliederige Cliquen (mit zahlreichen Reben-, Uebev- und UntercNquen) raufen sich um das Haus, das, wohlgemerkt, keiner von beiden gehört, sondern der Stadt Berlin . Wütend prallten die Jnteresien gegeneinander. Keine Intrigue der alten Komödie ist zu veraltet, kein Figaro-Schlich je ausgespielt, um hier nicht neu probiert zu werden. Auf jeden Trumpf der einen Partei setzt die andere zwei neu«, und die Trümpfe scheinen in diesem Spiel unerschöpflich. Hatte nicht Herr Lange, der große Impresario der Volksoper, eben die Aktienmehr-

Ebert aufgefordert haben, zurückzutreten, damit die Präsidentenwahl mit den jetzigen Wahlen verbunden werde, ist zweifelhaft. Graf Westarp weiß genau, daß die Nachricht, die er zum Zweck der Verhetzung als Gerücht in Umlauf bringt, u n- wahr ist. Darum identifiziert er sich nicht mit ihr, sondern bezeichnet sie alszweifelhaft", verbreitet sie aber doch. Daß eine solche Kampfesweise unehrlich ist, ist u n zweifelhaft. Gras Westarp behauptet weiter, daß die Rechtserweite- rung des Kabinetts an der demokratischen Ge- sinnung des Reichspräsidenten gescheitert sei, und beruft sich dafür auf eine nicht näher angegebene Stelle im Vorwärts". Nach der Verfassung ernennt der Reichspräsi- dent die Reichsminister auf Vorschlag des Reichskanzlers. Der Reichskanzler war aber mit dem Vorschlag, Deutsch- nationale zu Ministern zu ernennen, an den Reichspräsidenten gar nicht herangetreten. Wollte der Reichspräsident dennoch Deutschnationale zu Ministern ernennen, so mußte er erst obgleich für eine Regierung mit den Deutschnationalen gar keine Mehrheit da war Herrn Marx entlassen und einen anderen Mann zum Reichskanzler ernennen. Ein Reichspräsident nach dem Herzen der Deutschnationalen hätte gewiß so gehandelt auf die Gefahr hin, daß sich die so ent- standene Regierung durch einen S t a a t s st r e i ch am Leben erhalten hätte. Nach der sicheren Niederlage, die stö bei den Wahlen zu erwarten haben, könnten die Deutschnationalen nur auf diese Weise ans Ziel ihrer Futterkrippensehnsucht gelangen. Darum ihr Schrei nach einem neuen Reichspräsidenten . Der neue Geist. Krenz-Zeitung" gegen deutschnationale Landtagsfraktion. DieKreuz-Zeitung " wendet sich mit außerordentlicher Schärfe gegen den Beschluß des Landtages, die offizielle A u flö s u n g für den 6. Dezember anzusetzen. Sie bemerkt dazu: Es gibt also Diäten auch für die Monate November und De- zember. Es gibt. 422 Abgeordnete. Jeder Abgeordnet« erhäl: monatlich 562,50 Goldmark. Dem Volk« wird also von diesem ver- flossenen, völlig erledigten Porzellan» und Prügellandtag noch über sein« Lebensdauer hinaus«in« Diätenilast von 474 750 vicrhun- derlvierundsiebzigtmisendsiebenhundertundfllnfzig Mark aufgebür­det! DesriM kommt, scheint's, vom Fressen. Die Neinen Angestell, ten des Landtages haben schwer um jede Pfennig-Zulage zu kämpfen. Das ist republikanischer Geist! Das find die Zustände der Republik ! Man merkt es den Zeilen an, daß sie den Zweck haben, die Antragsteller zu beleidigen und bei ihren Wählern unmöglich zu machen. Das muß um so mehr auffallen. als der Antrag von dem jetzigen Vorsitzenden der Deutsch - nationalen Partei, Abg. W i n ck l e r, sowie den Mitgliedern der deutschnationalen Landtagsfraktion H o f f m a n n- Münster, L ü d i ck e- Spandau und G r ä f- Anklam unter­zeichnet war. Wenn demnach die unflätige Polemik derKreuz-Zeitung " einen Sinn haben soll, so kann es nur der sein, einen neuen Führer st urz herbeizuführen und die Kandidaten- l i st e für die L a n d t a g s w a h l e n einer grundlegen- den Aenderung zu unterziehen. Unerklärstch bleibt dabei allerdings, daß der neue Vor- sitzende und die angegriffenen Mitglieder der Landtags- fraktion sich diese Tonart ihres amtlichen Parteiorgans ge- fallen lassen. Oder sind die Gegensätze im deutschnationalen Lager schon soweit gediehen, daß man sich nur noch im K a- s ch e m m e n st i l miteinander unterhält? Jedenfalls bedeutet die Attacke derKreuz-Zeitung " einen Auftakt zum Wahlkampf, zu dem man den Deutschnationalen gratulieren kann._

von de? Volkspartei za den Völkischen. Nach demDeutschen Tageblatt" hat der früher« Bo'kspartei- Abgeordnete Becker. Potsdam seinen Uebertritt zu den Völkischen vollzogen.

heit des Charlottenburger Hauses an sich gebracht? Zwar behaup- tet« die Betriebsaktiengesellschaft des Opernhauses, hier lägen Schi«- bungen vor, die Aktien gehörten gar nicht dem Veräußerer Littmann und man fürchte Hern, Langes Prankenhieb nicht. Aber immerhin, Herr Lange regierte die Stunde. Plötzlich wendet sich das Blatt. Baurat Ahrens, der Prot- agonist des Aufsichtsrates des Deutschen Opernhauses, kauft die Mehrheit(85 Prozent) der Aktien der Volksbühne auf. Der Hieb sitzt, es ist ein« Abfuhr schlechthin. Jetzt kommandieren die Char- lottenburger den Lange-Betricb und da dieser die Mehrheit in ihrem Haus« darstellt, auch ihren eigenen wieder. Ist das nicht zum kugeln? Die Gegenpartei operiert zunächst mit nur retardierenden(aufhatten- den) Bühnenmitteln: die Darmstädter und Nationalbank, die die Volksopcraktien befaß Herr Lang« ist nicht fein eigener Herr könne nicht darüber verfügen, und Herr Hirsch Rubin, den Baurat Ahrens gegen die Volksoper als Bevollmächtigten losläßt, fei ein früherer Maren und Aufsichtsrat der Dolksvper,«in chubiofer und bankrotter Herr, der auf Kosten der Dolksoper(ufw.) Herr Lang« wird dabei nicht stehenbleiben. Wie wird er die Gegenpartei auf- neu« herabfetzen? Alles wartet gespannt auf die Entwicklung. Inzwischen muß man sich an die Zwischenspiel« halten, die in reicher Fülle die Haupthandlungen umrahmen. Da ist Herr Litt- mann, von Beruf Bergwerksdirettor; er ist oder war der bestrittene Eigentümer des Aktienpakets, das Herr Lange getauft haben soll. Ltttmcmn soll es für ein Butterbrot erstanden haben von einer Bank, der es nicht ferne stand. Und so wurde er der Miicen(Gott , wie billig ist das heutzutage) des Deutschen Opernhauses. Vor allem pro- tegierte er eine gewisse Sängerin, die ihn mehr am Her'.m lag als das ganze Opernhaus. Man sagt, daß diese Dame von 5)«rrn Litt- mann di? Verfügung über seine Aktien erhielt und sie an Lange nur unter der Bedingung verkauft«, daß sie eine gut honorierte Primadonnenstellung erhielt.(Mein Gott, was die Leute alles reden. Aber schließlich muh doch auch jeder für sich sorgen, und Herr Lang« wird auch mit Primadonnen fertig.) Und nun gar Hetr Rubin, auch ein Mäcen, der die Dolksvper begönnerte, um feinen eigenen Kredit zu heben(sagt die Lange. Partei). Setzt, da der Kredit hin ist. geht er zur anderen Partei.... Indes, das sind alles Sachen von gestern und vorgestern. Wer weiß, was in dieser Dauerkomüdie bereits inzwischen wieder vor- gegangen ist. Unsere heutig« Kritik muß hier abbrechen. Ab-r die Leser sollen mit ihrem Beifall für alle Mitspieler schon jetzt nicht geizen. Ein Sammelplatz deutscher vaterlandsmüden. Aus Bruns- büttelkoog, am Ausgang des Nordostleekanals w die Elbe . Mündung, wird berichtet: Auswanderungslustige und Vaterlands- mA>e pflegen feit langem hierher zu kommen, da. wie sie meinen. hier leicht auf einem Schiff Stellung zu bekommen und somit Mög. lichkeit zum Auswandern vorhanden sei. Seit länger als einem Jahr bevölkern Massen von Männern und Jünglingen die Straßen und Plätze am Nordosts eecc>nol. Die Hauptzufammenkunftsstätten find die Fähren und ihre Gebäude. Vom vornehm Geklei. deten bis zum Zerlumpten sind hier Leute zu sehen. Di« Ankömmlinge, die meist zu Fuß wette Strecken zurückgelegt haben, sind enttäuscht; denn e» sind kein« Aussichten vorhanden cm! Erlangen von Stellungen als Schistsbedienteste. Noch geringer ist