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In dieser Tonart ist der ganze Aufruf gehalten, an einigen Stellen noch unsinniger und noch blutrünstiger. Selbstverständ­lich schließt er mit dem Rufe: Es lebe die deutsche Re­volution!" Wenn ein folcher Aufruf Sinomjews in England ver­breitet wäre, so würde der Führer der Arbeiterregierung sicher das als eine Einmischung indie inneren Berhält niffe des Landes ansehen und dagegen eine geharnischte Note vom Stapel laffen.

Höchstwahrscheinlich würde dann aber die Sowjetregierung erklären laffen, daß jeder Sinomiew Brief grundsäß­lich als gefälscht" zu gelten hat und daß ihm deshalb feine Bedeutung beizulegen ist. Deshalb weiß man auch in Deutschland nachgerade, mas man von Sinomjem- Briefen und Aufrufen zu halten hat. Man legt sie stillschweigend zu den Akten der Fälscher zentrale! ers de

deshalb dafür sorgen, daß jeder Ausfall aus der Umfah­Steuer durch Befigsteuern gedeckt wird. Die Mietsteuer ist von der Sozialdemokratie stets bekämpft worden. Sie hat ihre Ersetzung durch eine Wohnungsbauabgabe und die Ber­mögenssteuer auf die großen Bermögen gefordert. Nachdem inzwischen aber die Mieten wesentlich erhöht worden sind, ent­hält jezt die Beseitigung der Mietsteuer die Gefahr, daß die erhöhte Miete in die Taschen der Hausbefizer fließt. Das mollen die bürgerlichen Parteien. Es zu verhindern, verlangt bas dringende Interesse der Arbeiterklasse, vor allem auch deshalb, weil sonst alle Mittel zur Bekämpfung der Wohnungs­not fehlen. In diesem Jahre sind jedoch etwa 50 000 Wohnun­gen gebaut und damit zum erstenmal die Wohnungsnot erfolg­reich befämpft worden. Die Sozialdemokratie verlangt die Ermäßigung der Lohnsteuer. Niemals haben die Kommu­nisten einen Finger frumm gemacht, um das zu erreichen. Nach der Beendigung der Inflation im November 1923 hat die Sozialdemokratie verlangt, daß nicht 12 M., sondern 20 M. Wochenlohn steuerfrei ist. Die Kommunisten haben sich überhaupt nicht gerührt. Wenn dieses Ziel erreicht wird, und Eine Entschließung des Zentrumsparteitags. die Befizenden stärter als bisher zu den Steuerlaften heran­In der Zentrumspartei gelangte folgende Entschlie gezogen werden, ist das Interesse der Arbeiterklasse durchaus gewahrt. Denn ebensowenig wie in Rußland fann in Deutsch- bung, die vom Reichsminister a. D. Bell verlesen wurde, zur ein land das Arbeitseintommen von allen Steuerlaften befreit stimmigen Annahme: Der Reichsparteitag des Zentrums spricht dem Reichs 6. Die Kommunisten wollen Sicherstellung der Ernäh- anzler Marg und der Zentrumsfraktion des Reichstages, die rung der Induftriebevölkerung durch Beschlagnahme der Ernte fich geschlossen hinter ihm gestellt hat, fein volles Bertrauen bei ben Großagrariern. Die Erfahrungen der Zwangswirt aus und gibt der zuversichtlichen Erwartung Ausdruck, daß die Einig schaft haben gelehrt, daß damit die Ernährung nicht sicher feit und Geſchioffenheit unserer Wähler bazu beitragen werde, der gestellt, sondern gefährdet wird. Die Versorgung der In Geltung und Form zu verschaffen. Ausgehend von dem erftrebens bewußten Politik der Mitte auch dem zukünftigen Reichstag buftriebevölkerung mit Nahrungsmitteln ist am besten durch werten hohen Ziel der Volksgemeinschaft, ist die Zentrumspartei be­den freien Grenzverkehr zu erreichen. Daher bekämpft die reit, mit allen Parteien die Regierungsbildung zu den freien Grenzverkehr zu erreichen. Daher bekämpft die Sozialdemokratie die Agrarzölle. Sie ist auch hierbei führend übernehmen, die bereit sind und die Gewähr dafür bieten, daß gemesen und hat die Kommunisten im Schlepptau gehabt. bie vom Reichskanzler verfolgte innen und außenpoli tische Linie innegehalten wird.

werden.

7. Die Kommunisten verlangen fofortige Unterſtügung der Kleinbauern durch wirtschaftliche und finanzielle Hilfs­maßnahmen". Genau so unbestimmt drücken sich die Groß­agrarier aus, wenn sie die Kleinbauern als Stimmvieh brauchen. Die Sozialdemokratie hat in ihrem großen Antrag über die Neuregelung der Agrarverhältnisse im einzelnen die Wege gewiesen, wie den Kleinbauern zu helfen fei. Nur fie allein hat sich auch gegen die übermäßige Steuerbelastung der Kleinbauern gewendet.

Der Antrag der Kommunisten hat lediglich agitatorische Bedeutung. Soweit er Brauchbares enthält, ist er nur eine fehr verspätete Aufnahme sozialdemokratischer Anträge.

Russisches Kommando.

Politik der Mitte!

Burgfrieden mit dem Zentrum? Verhandlungen zwischen Zentrum und bayerischer Volkspartei.

Haushaltsbolschewismus in Bayern .

Die Landwirtschaft für Steuerfreiheit. nationalen für Pumpwirtschaft.

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Die Deutsch Der Finanzminister

droht mit dem Rücktritt. München , 28. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Als die Land­wirtschaft nach Stabilisierung der Währung in größerem Umfange zu Steuern und Abgaben herangezogen wurde, seßten in Bayern unter Führung der Landesbauernfammer und der in ihr maß­gebenden Abgeordneten der Bayerischen Bolkspartei jene bekannten Treibereien zur Sabotierung der Steuerzahlung ein. Unter wohlwollender Duldung der Regierung Knilling nahm diese Agitation immer größeren Umfang an und führte nicht selten zu Drohungen mit Steuerstreif.

Seitdem Held Ministerpräsident ist und damit die Berantwortung für den Staatshaushalt übernommen hat, übt sich die Tätigkeit der Bauernführer in Anträgen, die sie in letzter Zeit duizend­meise im Landtage eingebracht haben. Die Annahme und Durch führung dieser Anträge würde die Landwirtschaft in Bayert nahezu völlig steuerfrei machen und dem soeben mühsam balancierten Haushalt ein Defizit von 50 Millionen Marf bringen. Dagegen wandte fich der Finanzminister om Montag abend in der Sigung des Finanzausschusses mit bemerkenswerter Schärfe. Er nannte die Methode der Bauernführer, die sich in der Hauptfadye aus Angehörigen der Bayerischen Volkspartei , der der Finanzminister selbst angehört, und aus Deutschynationalen zusammensetzen, den reinsten Haushaltsbolschewismus. Die Durchführung der Anträge hätte unbedingt den Ruin des Staates zur Folge. Auf das Entschiedenste lehnte der Finanzminister ab, wie das die des Staates aus Anleihen zu beden. Das sei eine Pumpmiri­Deutsch nationalen verlangen- die laufenden Ausgaben schaft, die unbedingt die trostlose Zeit der Inflation wieder herauf­beschwören würde. Wenn die Mehrheit des Landtages darauf be stünde, diese Anträge oder nur einen Teil durchzuführen, so werde er sich diesen Beschlüffen bis zuletzt entgegenstellen und nötigen. falls bie Folgen ziehen.

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Verleumdungen gegen Ebert. Meineidsverfahren gegen völkische Zeugen.

Die Stellungnahme des Finanzministers, in der er durch die fozialdemokratischen Redner unterstüßt murbe, machte im Landtag oußerordentliches Aufsehen, zumal man bisher nicht gewohnt war, daß die Regierung gegen ihre eigene Mehrheit im Landtag auftritt, vor allem in derart scharfer Weise. Bet ben Darlegungen des Finanzminifters war zum Schluß, München . 28. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Wie man jetzt als er mit feinem Rücktritt drohte, auch der Ministerpräsi. erfährt, befaßte fich die Bayerische Boltspartei in ihrer Landesausschußfizung am Sonntag wegen des bevorstehenden Wahl- dent anwesend. Wie verlautet, billigt das Gesamtkabinett die Hal­tampfes faft ausschließlich mit ihrem Berhältnis zum Reichs- tung des Finanzministers. Die Beratungen über die bäuerlichen zentrum. Der linte Flügel verlangte troß der organisato- Bolfchewiſtenanträge wurden für einige Tage ausgesetzt. rischen Schwierigkeiten unbedingt eine Berschmelzung mit dem Zentrum schon für diesen Wohlkampf, eine Forderung, der sich der rechte Flügel, insbesondere die abgedankten aus Altbayern aufs heftigste widersetzten. Unter der Führung des Ministerpräsidenten Berhandlungen über eine eventuelle Verschmelzung eingeleitt Berhandlungen über eine eventuelle Verschmelzung eingeleitt werden. Zu diesem Zweck wurde eine Abordnung bestimmt, die am Dienstag mit dem 3entrum auf dem Parteitag in Berlin rerhandeln sell. Die Verhandlungen bezmeden einen sogenannten Burgfrieden, wonach Bayern bei den Wahlen ohne Kampf gegen das Zentrum bleibt. Strittig ist vor allem die Pfalz . Hier besteht das Zentrum nach wie vor auf der Wiederaufstellung des abgeordneten Soffmann Ludwigshafen , während die Bayerische Bolfspartei die Pfalz auch für sich in Anspruch nimmt. Doch ist anzunehmen, daß hier eine Berständigung erfolgt

Wahlbefehl an die deutschen Kommunisten. Die blutrünstigen deutschen Sowjetgehilfen des Bürger- eld gelang es jedoch, durchzusehen, daß mit dem Zentrum sofort blocks rutschen auf Grundeis. Ihre phrafenhaften Erklärungen, felbft menn fie in fetteste Fettschrift in die Welt geschrien mer­den, locken feinen Hund mehr heute hinter dem Ofen hervor. Da nun aber die Reichstagswahlen auch den deutschen Kom­munisten die schwere Aufgabe zuweisen, ihre Kindertrompeten politi? vor den enttäuschten Wählern zu rechtfertigen, so haben ie sich nach Hilfe umgesehen. Sie wird ihnen rechtzeitig: Sinomiem und das Erefutivkomitee der Kommunistischen Internationale veröffentlichen einen Aufruf au ben zu beutschen Wahlen, einen Aufruf, ber eima burch fol­etwa genbe Kraftmeierei gefennzeichnet wird:

Die bemokratischen Gemalttaten gegen bie revolu tionäre Arbeiterbemegung sind der Ausdrid ber erbärmlichsten Angst ber Sozialdemokratischen Partei und her nationalistischen Bour geo fie vor der Revolufion, vor der Bolschewifierung der Sommn­niftischen Partei und der Organisierung der Revolution durch den Bortrupp des renolufionären Proletariats.

Die Verfolgung der Kommunistischen Partei Deutschlands durch bie regierenden Sozialverräter, das ist die Antwort auf die Bolschewisierung der Kommunistischen Partei Deutschlands , auf die Verstärkung ihres Einflusses auf die Maffen. Das ist die Antwort darauf, daß die Kommunistische Partei die Führerin des deutschen Proletariats wird.

Das kleine Bündel.

Bon Teha teha.

Wir saßen im Wagen vierter Klasse. Neben mir ein älterer Mann, ber ziemlich ärmlich geflendet war und den Einbrud ermedie, als habe er bittere not hinter sich. Er sieht fortwährend zum Fenster hinaus, ohne indessen größeres Interesse am Bandschaftsbild zu nehmen. Auf ber Bant legt ein kleines Bündelchen, nicht größer, wie man es zum Einmidein eines Baares Schuhe braucht. Außerdem hat er noch einen Papptasten bei sich, der aber leer zu sein scheint. Es kam eine sehr gequälte Unterhaltung zu gange, im Verlauf beren der Mann erzählte, daß er fiebzig Jahre alt sei und nun auf Wanderschaft gehen müsse, da zu Hause nichts mehr für ihn los ist. Dies sprach er mit großen, ins Leere blickenden Augen, die mehr erzählten als fein Mund. Ich betrachtete mir seine Hände, die von harter Arbeit predigten. Man fah es den beiden berben Fäusten an, daß sie vor feinem festen Griff zurückschrecken, daß fie fich ohne Beschäftigung sehr überflüssig portamen. Aus seiner Rocktasche schaute eine Pfeife, für die er scheinbar wegen Mangel an Labat feinen Gebrauch hatte.

Ich mußte immer wieder diese Augen betrachten, bie so viel Leid widersp egelten.

Dann holte er perstohlen, daß es niemand merken möchte immer fleine Stüden trodenes Brot aus dem Pappfaften. Er sprach nur ganz wenig, man merkte, daß es ihm lleberwindung foftete zu reden. Nur die lange Fahrt im hereinbrechenden Dunkel, bei schlecht beleuchtetem Wagen ließ ihm das Sprechen doch leichter werden.

Go hörte ich von ihm, daß er seit langer Zeit schon in feinem Bett mehr geschlafen habe, weil er mit seinen 70 Jahren nirgends eine Arbeit erhalte.

Und haben Sie gar feinen Menschen daheim, der Ihnen helfen fönnte?"

Niemand," sagte er. 3mei Kinder, die selbst nichts zu be'ßen haben, und eine Schwester, die im Armenhaus lebt. Ich hatte mir über 4000 m. gespart, aber es ist ja alles hin."

Es flang müde und verzagt. Ich stellte mir den Mann im Kampf um das Leben vor, er mußte bald genug scheitern.

Dann steg er aus. Wir redeten noch, mährend er hinabfletterte. Neue Fahrgäste schoben sich herein, er schwankte aus der Halle. Als wir schon weit weg waren, sah ich mit Schreden, daß sein fleines graues Päckchen liegengeblieben war. Mir tat es meh, daß dem Wermsten nun auch noch d'ese Habfeligkeiten genommen waren. Dann besah ich mir den fleinen Fund, der in ein blaues Tuch eingewickelt mar. Es fühlte sich sehr we ch an. Ich pacte es auf: Es enthielt nichts wie eine Tuchhose, die sehr abgetragen schien, ein buntes Hemd und Bapiere, die dazwischen lagen. Der Umschlag enthielt die Sterbe­rfunde se ner Frau, die pol zeiliche Abmeldung Auf Banderschaft", eine Invalidenkarte Nr. 28 und einige Briefe. Es war vielleicht nicht

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Bismarck verzichtet!

Wie die Deutsche Zeitung erfährt, hat Fürst Bismard bas Angebot seines Landesverbandes Weser Ems, wieberum für ben Reichstag zu bandidieren, abgelehnt,

Der Kongreß der fatholischen Arbeiter- und Arbeiferinnen­vereine in Bamberg gestaltete fich durch Reden der früheren Reichstagsabgeordneten Joos und Andre und des Diözefan präies Bohr München zu einem Bekenntnis für die Reichs. berfassung und Schwarz Rot Gold.

ganz in der Ordnung, daß ich sie las, indeffen der merkwürdige Zu­fall mag die Neugierde entschuldigen, fie zeigte zugleich, daß ich einen ganz hervorragenden, einen edlen Menschen als Reisegefährten ge­habt hatte. Einer der Briefe lautete:

Sehr geehrter Herr Neubert.

Sie fönnnten mich in die größte Berlegenheit bringen, wenn Sie von mir verlangten, Ihnen auch nur in annähernd der gleichen Weise eine Gegenleistung bringen zu fönnen wie die Thre. As gestern abend Ihre Tochter erschien, um in Ihrem Auftrag bas mert volle Dokument zu überreichen, glauben Sie mir, daß uns das Weinen näher stand als das Lachen. Sie hatten mich mit diesem Papier in der Hand, Sie hätten eine leichtsinnige Tat ausnügen tönnen, um Borteile zu ziehen. Daß Sie es nicht getan haben, ja, daß Sie das Papier zurückgeben ohne jedes weitere, dieses ist ein so herzlicher Beweis Ihres Edelmutes, daß wir gar nicht genug danken fönnen. Geben Sie uns die Möglichkeit, sehr verehrter Herr Neubert, Ihnen zu zeigen, wie sehr wir Ihnen verpflichtet sind. Insbesondere bitten wir Sie, wenn Ihre wirtschaftliche Lage es nötig macht­Ihre Tochter sprach sich darüber nicht aus, uns mal in Anspruch nehmen zu wollen. Unterschrift."

Ich grübelte lange barüber nach, was hier wohl zugrunde lag, das fleine Bündel enthielt aber me'ter feine Auskunft.

Ich übergab den Fund einem Beamien. Hoffentlich hat der Mann feine paar Sachen wiederbekommen, es dürften feine einzigen Wertobjekte gewesen sein. Id) merde den alten müden Greis, ber mit siebzig Jahren auf die Wonderschaft geht, meil b'e Heimat tein Brot für ihn hat und er zu stolz ist, um betteln zu gehen, nicht mehr aus dem Gedächtnis los. Mit wie wenig fönnte so einem Beteran der Arbeit geholfen werden!

Sonderbare Abgeordnete.

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verbreitet worden, aus einem Urteil der Straffammer in Sonne In einem Teil der völkischen Presse ist umlängst die Behauptung berg gegen einen Obermonteur Bertuch seien Vorwürfe_gegen verbreitet worden, aus einem Urteil der Straffammer in Sonne­die Lebensführung des Reichspräsidenten während feines Weimarer Aufenthalts im Winter 1918/19 zu entnehmen. das vorerwähnte Straffammerurteil wegen Untlarheit der Begrün­dung unter Bemängelung der tatsächlichen Feststellungen aufgehoben dung unter Bemängelung der tatsächlichen Feststellungen aufgehoben und die Sache zur Neuverhandlung in die Berufungsinfianz zurüdverwiesen. Gegen die Zeugen, auf deren Aussagen in der Berufungsinstanz die jetzt bemängelten Feststellungen beruhen. ift inzwischen ein gerichtliches Strafverfahren wegen Meineides eingeleitet morden.

Durch Urteil vom 24. Oftober hat das Oberlandesgericht Jena

Neuwahlen auch in Braunschweig ? Die fozialistische Frattion hat bei ber Bandesversammlung einen Gefeßenimurf einge bracht, wonach sich der Landtag am 6. Dezember auflösen und bie Neumahlen am 7. Dezember stattfinden sollen.

Sommunishnverhaffung. Der ehemalige fommunistische Reichs tagsabgeordnete Georg Renzler ist in Mannheim ver haftet worden.

Das Journaliffengefet. Der im Auftrag des Reichsministers Jarres vom Ministerialrat Hängfchel ausgearbeitete Entwurf eines Journalistengefeges ist nunmehr den Spizenverbänden der deutschen Breffe zur Begutachtung überfandt worden.

wurden. Ein Mann, der mehrere Male zum Tode verurteilt war und doch ins Unterhaus fam, war James O'Kelly. Er hatte ein Abenteurerleben in allen Teilen der Welt geführt, hatte das Leben der Kaiserin von Brasilien gerettet, war in den tubanischen Wirren als Spion zum Tode verurteilt und im lekten Moment von dem amerikanischen Ronful gerettet morden, hatte in Kanada , Merito und Algier im Gefängnis geseffen. Als er dann schließlich nach Eng­land zurüdkehrte, wurde er ins Unterhaus gewählt. Ein anderer Abgeordneter, A. Lynch. wurde 1903 megen Hochperrats zum Tode verurteilt, weil er im füdafrikanischen Kriege auf feiten der Buren gekämpft hatte. Die Todesstrafe wurde fofort in lebenslängliche Buchthausstrafe verwandelt, aber bei der Amnestie im Jahre 1907 wurde er freigelaffen und dann bald ins Unterhaus gemählt. Am häufigsten find irische Politiker, die im Kampf für ihr Vaterland Barlament gekommen. So wurde F. K. O'Brien bei einem irischen von englischen Gerichten abgeurteilt waren, aus dem Gefängnis ins Aufstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Tode durch den Strang verurteilt. Da er aber bei einer Feuersbrunft großen Heldenmut an den Tag legte und mehrere Frauen und Kinder rettete, wurde er zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt. Später erlangte er die Freiheit wieder, wurde ins Parlament gewählt und faß lange Zeit unter den englischen Gesetzgebern.

Das fünffliche Petroleum. Aus Paris wird gemeldet: Die Erfindung eines industriell vermeribaren synthetischen Betroleums, die von der Presse mit viel Reflame verbreitet war, wird in indu ftriellen Kreisen mit großer Stepfis aufgenommen. Die Journée industrielle" hat eine hochstehende wissenschaftliche Persönlichkeit ge. bei weitem noch nicht spruchreif fei. Insbesondere feien die Angaben, fragt und die Erflärung erhalten, daß die Angelegenheit industrielf wonach das synthetische Petroleum billiger sei als das natürliche, vollständig aus der Luft gegriffen.

Immerhin: bas fünftliche Betroleum ift da!

Ein neues Theater wird, wie wir hören, demnächst in Berlin unter der dramaturgischen Leitung Dr. No Shermanns gegründet werden. Es bandelt sich um ein Gegenstück zum Bariser Théatre Curréaltite", das unter der Direttion van Golls im Frühjahr 1925 eröffnet werden fol. Unter dem Namen Ueberrealistiides Theater" wird es die neue dramatische Literatur der europäischen Nationen untereinander bermitteln. Spielplanänderung. Im Theater i. d. Stöniggräter Strake findet die Erstaufführung der neuen Komödie von Flers und Caillavet Der Mann ohne Moral" bereits Freitag statt.

Es ist eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Gesellschaft, die fich nach der großen Lotterie eines Wahltampfes in den Barlamen ten zufammenfindet. Größere Gegenfäße werden wohl nie von den gleichen Wänden umschlossen, als es in den Häufern der Boltsver tretung der Fall ist, in denen der Konservative mit dem Revolutio när, der Krösus mit dem habenichts zusammenfigt. Aber nicht nur Menschen mit seltsamen Arschauungen, sondern auch solche mit den fonderbarsten Schicksalen werden zu Boltsvertretern gewählt. Das englische Parlament, das fte der Welt, ist in seiner langen Ge- Borträge. Die Deutiche Rinotechnische Gefeilschaft Schichte an fonderbaren Abgeordneten reich gewesen, und nicht felten hält ihre 38. ordentliche Sigung Dienstag, 8 Uhr, Berlin NW. , Commer find sogar Männer direkt aus dem Zuchthaus ins Unterhaus ge ftraße 4a ab. Dibl- Ing. Fris Kaufmann spricht über Regie und tommen. Bon folchen außergewöhnlichen Bolksvertretern plaudertechnik des Films". Gäste willkommen. num eine englische Zeitschrift Da gab es blinde Abgeordnete, unter armlose Abgeordnete und wenigstens zwei, die keine Beine hatten. benen der bedeutendste der Generalpoftmeister Fawcett war, dann So fam Arthur Kavanagh, dem beide Beine fehlten, jedesmal zu den Sihungen auf dem Rüden feines Dieners. Farbige, darunter rein­raffige" Steger, find zu Bertretern des englischen Bolts erforen worden. Und es waren nicht nur politische Verbrecher, die gewählt

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Ein neuer Nordpolfing? Eine neue Expedition nach dem Nordpol wird von den norwegischen Leutnants Larsen und Liedrichson organ fiert. Die beiden Offiziere pinnen im kommenden Sommer mit zwei bon big­bergen aus ftartenben Flugzeugen den Nordpol zu erreichen. Bom näid lichen Ende Epißbergens beträgt die Entfernung zum Nordpol nur 1200 Seemeilen, die in adt Flugstunden zurüdgeleat merben tönnen. Berband lungen über die Finanzierung und Ausrüstung der Expedition, deren Zeiter Raould Amundsen werden soll, werden in London geführt