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Macdonald wiedergewählt.

London  , 30. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) 8 Uhr abends lag in London   folgendes Ergebnis vor: Konjer­vative 393, Arbeiterpartei 149, Ciberale 40, Unab­hängige Liberale 4, Genossenschaftler 5, Konstitutionelle 3 und Kommunisten 1 Sih. Bisher find 595 Abgeordnete gewählt, 20 Sige stehen noch aus. Die Konservativen haben bis 8 Uhr 149 Sige gewonnen, die Arbeiterpartei 40 verloren und die Liberale Partei 110 verloren. Die Konservativen hatten bis 8 Uhr abends 191 Sitze mehr als alle übrigen Parteien zu­sammen. Eine ähnliche sprunghafte Veränderung der Zu­fammensetzung des Parlaments ist schon 1906 einmal erfolgt, als die Liberalen ihren großen Sieg über die Konservativen erfochten und mit 376 Abgeordneten in das Parlament ein­30gen. Fast alle kabinettsmitglieder sind wieder­gewählt, auch der Premierminister Macdonald mit einer 2100- Stimmen- Mehrheit.

Bevorstehender Rücktritt der Regierung. Condon, 30. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Wie sehr der Zufall bei dem englischen Wahlfyftem das Wahlergebnis entfchet­dend beeinflußt, beweist am besten die Tatsache, daß 3. B. um 3 Uhr nachmittags das Berhältnis der abgegebenen Sitmmen der einzelnen Parteien folgendes war: Konservative rund 5% Millionen, Arbeiter­partei 4 millionen, Liberale 2 Millionen. Da zu diesem Zeitpunkt noch rund 200 Wahlkreise ausstanden, erschien der Beweis für einen außerordentlichen Stimmenzuwachs der Arbeiterpartei bereits er­bracht. In einer großen Anzahl dreiediger" Wahlkreise ist der Arbeiterkandidat von der dritten Stelle an die zweite gerückt. Macdonalds Sohn und Baldwins Sohn find als kandidaten der Arbeiterpartei mit fleiner Minorität unterlegen. Macdonald ist um 6 Uhr abends aus feinem Wahlkreis Aberavon zurückgekehrt. Voraussichtlich werden die Mitglieder der Arbeiterregierung noch in den späten Abendstunden zur Besprechung über die politische Cage zufammentreten. Das Kabinett wird wahrscheinlich den Zusammen­fritt des neuen Unterhauses nicht abwarten, sondern noch Ende dieser Woche zurücktreten.

Eine spätere Meldung spricht bereits von 5 Millionen Stimmen für die Arbeiterpartei. Das ist die größte bisher er­reichte Stimmenzahl der britischen   Arbeiterpartei.

Macdonald jubelnd empfangen.

Condon, 30. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Macdonald wurde bei seiner Ankunft auf der Station Paddington   unbe­schreiblich enthusiastisch begrüßt. Er machte phyfisch den Einbrud, von den Anffrengungen des Wahlkampfs sehr erschöpft zu fein. Bon der morgigen Sigung des Ministeriums wird die Entscheidung über den Zeitpunkt des Rüdtritts erwartet.

Die Niederlage der Liberalen.

Condon, 30. Oftober.( Gigener Drahtbericht.) Das bisherige Er. gebnis der Barlamentswahlen wird natürlich nicht nur in ben 3ei tungen, sondern auch in den politischen Zirkeln sehr lebhaft kom­mentiert. Im Mittelpunkt der Besprechungen steht merkwürdiger weise weder der Sieg der Konfernativen noch der Mandatsverlust der Arbeiterpartei, fondern die in England als vernichtend ange: fehene Niederlage der Liberalen. Daß die Arbeiter par tei trog des heißen Kampfes ihre Wähler an der Stange hat halten fönnen, gilt überall als Beweis der festen Macht der Arbeiter­partei. Man sieht in dem bisherigen Wahlergebnis ein Anzeichen Der Rückkehr zum 3 weiparteien system und glaubt, daß in Zukunft das Pendel der parlamentarischen Macht, das sich sonst zwischen Konservativen und Liberalen bewegt hat, fortan zwischen Den konservativen und der Arbeiterpartei fdwingen wird. Daß die liberale Bartei jemats wieder in die Lage fom­men wird, der Arbeiterpartei den Rang abzulaufen, hält man für vollkommen ausgeschlossen.

Der Erdeutsch der Deutschnationalen.

Wer kommt wieder?

Die Presse der Rechten hat bisher nicht gewagt, ihren Lefern die Wahrheit über Hamburg   zu sagen, über die ge­waltige Niederlage, die die Deutschnationalen, die Völkischen, die Kommunisten erlitten haben. 56 000 Stimmen haben die Rechtsparteien verloren, 36 000 ihre fommunistischen Bundes­genossen! Wie das den Lesern sagen? Wie sag' ichs meinem Kinde?

Nun macht die" Deutsche Zeitung" den Anfang. Durch tagelanges Brüten über das Hamburger Resultat hat sie glück­lich herausgefunden, daß nach diesem Vorspiel ein erflecklicher Teil der deutschnationalen Abgeordneten nicht wiederkommen wird: Gleichwohl darf man sich der Gefahr nicht verschließen, daß die Weiterentwidlung vom 4. Mai 1924 zum 26. Dt bieſem Falle tober 1924 fymptomatisch werden kann für das Reich. In diesem Falle aber würden im kommenden Reichstag abermals 100 Sozialdemokraten fitzen  , dagegen nur etwa 12( ftatt 34) Nationalsozialisten und 78( statt 106) Deutsch nationale!"

Das haben die Deutschnationalen nun glücklich heraus­gerechnet, und sie müssen sich betrübt eingestehen, daß ihnen die Wähler davongelaufen sind. Um so eifriger interessieren sie sich jetzt für die Zusammensetzung der Kandidatenliste. Die Bombe von Hamburg   dient den deutschnationalen Neinsagern als Argument für die Abfägung der Jasager. Die Deutsche Zeitung" schreibt:

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Um die Nichtwähler wieder zu Wählern zu machen, muß ihnen also die unbedingte Gewähr gegeben werden, daß in Zukunft schlechthin väitisch nationale Politit getrieben. wird und nicht irgendwelche Parteipolitif. Sie werden nur solchen Männern ihre Stimme geben, zu denen sie das Ver. frauen haben, daß sie zielentschlossen ihren eigenen Weg gehen, un­beirrt durch parlamentarische Rücksichten. Alles kommt also an auf die Zusammensetzung der Kandidatenlisten." Darauf fommt es ihnen jetzt an. Ein großer Teil der deutschnationalen Reichstagsabgeordneten kommt nicht wieder -men soll es treffen? Das verschärft die Rauferet der Deutsch  nationalen um die Liften. So eröffnet die Deutsche Zeitung" eine Generaloffensive:

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,, Nun hören wir das faft Unglaubliche, daß es doch eine Stelle gibt, wo man den Ernst der Lage zu verkennen scheint. Und diese Stelle ist das ist das Fürchterliche dar­an diejenige Parteiinstanz, welche den Beruf hätte, das feinste Gefühl für die Strömungen zu zeigen, die das nationale Leben durchfluten. Es heißt, daß Kandidaten, die das Vertrauen ihrer Wahlkreise verloren haben, auf die Reichsliste gesetzt werden sollen darunter der verhängnisvolle Professor oefch und ähnliche politisch schwankende Gestalten. Wenn der­artiges geschieht, wäre die Katastrophe unvermeidlich....

Es gilt, einen Entschluß zu fassen, ob die Partei auch weiterhin gewillt ist, die Wege zu wandeln, die sie so offensichtlich von der stolzen Höhe des 4. Mai zum Harafiri des 29. Auguft geführt haben, oder ob sie nun den Schlußstrich machen wird unter die bis herigen Jammerfeligkeiten und politischen Un­

ehrlich feiten.

Die Reichsliste wird zunächst der Grabmesser dafür sein, ob und in welchem Umfange die nötige Reform an Haupt und Gliedern ernstlich gewollt ist.

Es muß nochmals den verantwortlichen Männern der Deutsch­nationalen Partei gejagt werden, daß es so unmöglich geht, und daß die Gebulb ihrer vöttisch gerichteten Wähler jedenfalls erschöpft ist. So dich ein Glieb ärgert, so raise es ab und wirf es ins Feuer!"

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London  , 30. Oftober.( WTB.) Asquith erklärte in einer Neben der Reichsliste die Wahlfreislisten! Aus Kur Rede, er habe durchaus nicht die Absicht, sich aus dem öffent- hessen läßt die Deutsche Zeitung" sich eine Zuschrift senden, lichen Leben zurückzuziehen und er werde sich wieder auf- in der entrüftet gegen die Absicht protestiert wird, den Herrn stellen laffen. Die Liberalen feien nicht niedergeschlagen, sie von Lindeiner dort unterzubringen, aus Weser   Ems müßten die Entscheidung im Geist von Sportsmännern an läßt sie die Abfägung der Jasager Bismard und Hart nehmen. Er bedauere das Ergebnis der Wahlen als einen ernsten und des Parlamentariers schlechthin" Henning verlangen. Schlag für die liberale Partei. Mit solchen Sorgen und Kandidatenhändeln belastet, gehen die

Der Erbfeind und die Erben.

Bon Elie Ha.

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Ueber die Toten soll man mur Gutes reben-wenn man fann. Ueber Stinnes fonnte man nicht einmal Gutes reden, als er noch lebte. Er hatte die Gewohnheit, zu dementieren, wenn man ihm etwas Sympathisches zumutete. Nun er tot ist und in der Walhalla  der verstorbenen Großindustrie, erfährt man, daß er in Paris   eine französische Filmgesellschaft gegründet, finanziert und besessen hat: die Ciné- France". Einer der größten Filme, den diese Gesellschaft herausgebracht hat, behandelt das Leben des franzöfifchen Helden fönigs Henri des Vierten. Es ist die Art der Großindustriellen, Nationalhelden zu felern. Manchmal sind es deutsche, es können auch französische sein. Wie's trifft! Dieser französische   Heros hat dank der Finanzierung des Herrn Etinnes fogar eine Filmlänge von acht tausend Metern erreicht. An dem Riesenwuchs dieses Franzosen. fönigs ist neben Stinnes auch noch die franzöfifche Regierung mit einigen Subventionen beteiligt.

Man sieht also den Erbfeind" mit dem vaterländischen" Deutschen   Schulter an Schulter mitten in der Internationale, der " Branche". Als ein dritter Bundesgenosse kommt noch der Matin" hinzu, jenes französische   Blatt, das sich zwar durch sein Niveau sehr bedeutend, burch seine Gesinnung nicht fehr merkbar von den deutschen   patristischen   Zeitungen unterscheidet. Ja, niemand anderer wie der Matin"! Denn der Hauptattionär vom Matin" ist der Hauptaktionär von der Bathé- Freres- Filmgesellschaft". Und diese vertreibt die Filme der Stinnes- Gesellschaft Ciné- France". Go macht der Matin" Reflame für die Stinnes- Filme! Für das Geld des Herrn Stinnes! Für den Gewinn des Herrn Stinnes! Und es ereignet sich das nicht sehr seltene, aber selten sichbare Moment einer Verbrüderung zwischen dem Erbfeind und den Erben. Denen des

Stinnes nämlich.

Aber die Deutsche Allgemeine Zeitung" beeift sich nicht, diese Geschichte ihren patriotischen Lesern mitzuteilen. Sie wird sich mit Recht hüten. Denn man würde dann vielleicht merken, wie man

Kriege finanzieren fann gegen Frankreich  ; indem man zuerst Frankreichs   Filme finanziert. Man amüsiert das Bolt, uns es dann

föben zu können.

Stinnes selbst ist tot. Es läge nahe, vor der Majestät des Todes zu schweigen. Wäre diefer nicht so ohnmächtig gegenüber dem Kapital. Mächtig ist er nur, wenn er sich mit Proletariern abgibt, um sie zu Helden" zu machen. Auf einem Ehrenfeld   hat er es leicht, Massen zu treffen.

Sm Sanatorium begegnet er nur einzelnen.

Der 13, Verlegertee der Landsberg   Kunst- und Buchhandinng, Surfürften. damm 201, indet am 1. November, Sonnabend, 4%, Uhr, in der Gandel", Sellevneite. 4, fe Bett Beilag des Feuerreiters flatt. GB fefeft: Heinrich Eduard Jacob  , Rudolf Leonhard, Fränze Noloff, Hans Sochaczewer, Georg Bivier. Eintritt frei.

Der Kongreß von Concord. ( Oktober 1774.)

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Deutschnationalen unter dem niederschmetternden Eindrud ber Hamburger Wahl in den Wahlkampf. Ahnungsschwer heißt es am Schluß der Zuschrift aus dem Wahlkreis Wefer- Ems an die Deutsche Zeitung":" Biele werden deshalb am 7. Dezember zu Hause bleiben."

Bei uns aber geht jeder Mann und jede Frau zur Wahl! Drauf und dran: Parole Hamburg  !

Preisabbau und Steuerfrage.

Beratungen der Reichsregierung.

Im Reichsfinanzministerium fanden schon seit längerer Zeit Beratungen über neue Steuer milderun­gen statt. Diese Milderungen sollen, wie auch in den Lohn­verhandlungen der Eisenbahner von dem Verwaltungsrat der Reichsbahn zum Ausdruck gebracht wurde, einen Teil der ge­planten zweiten Preisabbauaktion darstellen. Am Freitag nehmen die Bertreter der Länder an den Beratungen im Reichsfinanzministerium teil. Das Ministerium bestreitet in zwar, daß die Besprechungen mit den Vertretern der Länder auch der Steuermilderung gelten. Ein solcher Zusammenhang bleibt aber unbestreitbar, da vom Finanzministerium für den Sonnabend positive Mitteilungen über den Umfang und die Art der Steuermilderungen angekündigt worden sind. Eine be= sondere Schwierigkeit für die Steuermilderung liegt darin, daß gegenwärtig fein Reichstag vorhanden ist. Man wird sich aber wahrscheinlich auch hier, ähnlich wie das für die Ratifizierung des Handelsabkommens zwischen Deutschland   und Deutsch­österreich geplant ist, mit den§ 48 der Reichsver­fassung helfen. Allerdings kommt die Anwendung des§ 48 nur für ganz bestimmte Steuern in Frage.

Justizskandal im Hitler- Prozeß.

Privatpersonen als Zuhörer der Geheimfizungen.

München  , 30. Oktober.  ( Eigener Drahtbericht.) Man erinnert sich, daß es im großen Hitler- Broz: ß einige Sensation machte, als die Verteidigung davon Kenntnis gab, daß ein gewiffer Oberst Schraubenbach als ehemaliger Generalſtäbler Dinge aus den geheimen Sigungen, denen er merkwürdigerweise beiwohnen durfte, gegen Bezahlung einem geriffenen Ver= leger mitteilte und zu diesem Zwed auch einen Vertrag abge­schlossen habe. Diese Angaben der Verteidigung veranlaßten die Münchener Post" damals, eine außerordentlich scharfe Satire auf den Oberst Schraubenboch und die Gepflogenheiten des Hitler­Gerichts zu schreiben. Das bewog den Herrn Generalstäbler zu einer Beleidigungsflage, da er inzwischen nachweisen konnte und nach­gewiesen hatte, daß die Angaben der Berteidigung nicht richtig waren. Diese Beleidigungsklage wurde am Donnerstag vor dem Amtsgericht München   dindgeführt und der verantwortliche Rebat­teur unseres Parteiblattes zu 300 M. Geldstrafe verurteilt, nachdem der Richter es abgelehnt hatte, ein Beweisangebot des Verteidigers des Peklagten entgegenzunehmen, weil ihm die ganze Angelegenheit schon hinreichend geklärt schien.

Der Prozeß interessiert aber vor allem deswegen, weil man endlich erfuhr, in welcher Eigenschaft der seinerzeit vieígenannte Generalstabler Schraubenbach den geheimen Sitzungen im Hitler­Prozeß, die nicht nur aus Gründen der Landesverteidigung, sondern auch aus politischen Gründen das Licht der Deffentlichkeit zu scheuen hatten, beiwohnen fennte. Schraubenbach gab nämlich selbst an, es fei unrichtig, daß er als Vorsigender eines Ehrenrats bayerischer Generalstabsoffiziere beim Prozeß zu= gegen gewesen sei. Er sei zweiter Borsigender der Generalstabs­vereinigung, der auch verschiedene Angeklagte damals ongehört haben. 2 us diesem Grunde habe er um eine Zuhörerfarte nachgesucht. Um die Erlaubnis zur Anwesenheit in den Geheim= fitungen habe er nicht nachgesucht, sei aber erfreut gewesen, daß er zugelassen wurde. Danach steht feft, daß Schraubenbach als voll­ständige Privatperfon, lediglich als zweiter Borsitzender des General­stäblervereins, den geheimen Verhandlungen eines Prozesses mit einer derartig politischen Tragweite beiwohnen konnte. Der Jufil;- minifier wird alle Veranlassung haben, sich auch mit dieser neuesten Untiefe des standalöfen Hitler- Gerichts zu befaffen.

diesjährige Tagung in Weimar   ab. Charakteristisch für die Aus­führungen der vier Redner war, daß sie sämtlich in Anlehnung an Schopenhauers eigene Stellung der Universität gegenüber heftig Front machten gegen profefforale Weltmeisheit und Ratheberphilo­sophie. Leider brachten sie selbst nicht eigene freifchöpferische Ge danken, die über das Niveau der angefochtenen Brofessorenphilofopie hinausgegangen wären. Am höchsten standen die Ausführungen des Gefretärs der Gesellschaft Dr. Franz Modrauer- Dresden, der gerebe in der Schopenhauerschen Weltablehnung den Anfang tultureller Er­neuerung fieht. Seine Darlegungen, daß die Weltentwicklung vom Individualismus zum Sozialismus und damit vom Chaos zum Kosmos führt, waren auch soziologisch interessant. Mehr als ge­wagt waren die Versuche eines anderen Redners, aus Schopen­hauers Welt als Wille und Vorstellung" ein psychoanalytisches Weltbild oder vielleicht besser Seelenbild zu konstruieren im An­schluß an die Theorien Freunds. Besser glückten die Ausführungen des letzten Referenten bei seinein Vergleich Rontscher und Schopen­hauerscher Ethik, in dem er Rants Petegorifchen Imperativ als ratio­nalistisch, Schopenhauers auf Mitgefühl begründete Ethit als aus ben Tiefen des unbewußten Gefühlslebens geschöpft aufzeigte. Schön fionaltheater, Sie eingeleitet wurde durch Stücke aus Nietzſches " Schopenhauer   als Erzieher". Niehsches Kompofitionen, von an­deren( darunter Ansorge) für den Vortrag eingerichtet, find inter­essant deshalb, weil sie die künstlerisch schöpferische Bielseitigkeit des Dichterphilosophen aufs neue dartun. Eigene musikalische Bedeutung

Revolutionen find nicht äußerliche, tatastrophale Ereignisse, fon. dern langfame, unmerklich wirksame Umstellungen im Denten und Fühlen der Bölfer. Erst wenn der Abstand zwischen dem neuen Empfinden und den veralteten Zuständen eine gewisse Größe er reicht hat, entlädt fich nicht immer! die Spannung in gewalt­famen Ereignisse, ohne daß sich oft felbst dann die Mithandelnden der revolutionären Tragweite ihres Tuns bewußt find. So war es gewiß auch der Fall bei jenen Männern, die im Oftober 1774 aum Kongreß in Concord  ( Massachusetts  ) zusammentraten, und damit den ersten Lebensaft einer neuen Republik   bekundeten, die heute, nach 150 Jahren, der mächtigfte Staat der Welt ist. Großbritannien  , damals von einem feiner Macht sicheren Abets­flünget regiert und unter der Herrschaft einer habgierigen auslän­dischen Dynastie, führte foftspielige Kriege, für deren Koften das gänglich unbeteiligte Bolt auftonimen mußte. Als es das nicht mehr fonnte, follten die erst recht unbeteiligten Anftebler Neuenglands  herangezogen werden. Bereits das Stempelsteuergesetz von 1768 hatte ernste Unruhen hervorgerufen. Besonders in dem damaligen Vorort der Kolonie, Boston  , regte sich lauter Widerspruch. Militär laß zu einer Schießerei, bei der viele Bürger getötet wurden. wurde gelandet. Am 5. März 1770 fam es aus unbedeutendem An­eußerlich war die Rube hergestellt; int Herzen blieb, vielen wohl unbewußt, ber Bunich nach Nache für das Bostonmaffater". Dann tam bas bekannte Teefteuergesetz von 1773. Die Stadtbehörde ver. weigerte die Ausladung der Kisten, die Regierung bestand darauf, da mit der Landung die Einfuhrabgabe fällig wurde. Am 16. De ember warfen als Indianer verfleidete junge Leute die Kisten ins Das Mar in ordenkmel Schillers am Gendarmen Waffer; ein toller Streich, aber gewiß noch feine Revolution, wie manche Geschichtsschreiber es darstellen. Wieder landete Militär. markt, hergestellt von Reinhold Begas  , ist burch eine von der Tief­über diesmal ging man weiter. Unerhörte Eingriffe in altgewohnte baubeputation beauftragte Steinfegfirma in unsachgemäßer Weise Gelbstverwaltung erfolgten: Die Gerichtsbeamten wurden der nit der Zimmermannsraspel, Starborantum und Salzsäure behandelt britischen Behörde unterstellt, Kapitalverbrechen zur Aburteilung worden, wodurch die Oberflächenbearbeitung des Künstlers verloren­außer Landes, nach Nova Scotia   ober England, verwiesen. Vergegangen ist. Wir erheben Einspruch gegen einen berartigen Van­sammlungen der Bürgerschaft wurden verboten. Endlich fiel der Balismus, der sich an einem der besten Denkmäler Berlins  entscheidende Schlag, am 1. Juni 1774 wurde der Hafen von Boston   vollzogen het." geschlossen; auch nicht das fleinste Boot, feine Fähre durfte mehr

verfehren. Ginfuhrhäfen wurden Marblehead   und Salem  , letzteres auch Hauptstadt. Aber der Geist der Ansiedler ließ sich nicht beugen. Sie verweigerten jeden Handelsverkehr mit England; erhielten er Gage wußte sich nicht anders zu helfen, als den Massachusetts   Ge nrutigenden Zuspruch von Nachbarn und Fernstehenden. General neral Court( Brovingiairat) in Salem   aufzulösen. Die Mitglieder traten noch im selben Monat in Concord, außerhalb der Besetzungs zone, wieder zusammen, und ihre nunmehr illegal gewordene Ver fammlung nannten sie Rongreß". Diesem ersten Provinzialfongres folgten andere, aus ihnen ging der Allgemeine Rongreß der 13 Ber einigten Staaten von Amerika   hervor. Es fam der Krieg, es fam die Freiheit. Am 17. März 1776 verließ der letzte britische   Soldat die Stadt Bofton, bie Wiege der Republik  ..

Tagung der Deutschen Schopenhauer- Gej jajaft in Weimar  . Am 26. und 27. Oftober hielt die Deutsche   Schopenhauer- Gesellschaft ihre

tann man ihnen faum zumessen.

H. L.

Kommunale Kunstpflege". Der Vorstand des Vereins Berliner   Künstler hat an die Tiefbaudeputation des Mogi­strats Berlin   folgendes Schreiben gerichtet:

Radio bei den Estimos. Auch die Estimos find jetzt mit den Wundern des Rundfunks bekanntgemacht worden und erblicken barin einen neuen starken Bauber, den der weiße Marin sich dienstbar gemacht hat. Aber auch dem Polarforscher, der sich in der Einsam Möglichkeiten. Bon diesen Rundfunkfreuden im höchsten Norde't feit des ewigen Eises vergräbt, bietet per Rabicapparat ungeahnte erzählt Kapitän Donald Mac Millan, der fürzlich mit seinem Schoner" Bowdoin" nach einem Aufenthalt von 15 Monaten in der Arktis   nach New York   zurückgekehrt ist. Kein Tag und keine Nacht ist in dieser buntler Winterzeit des Nordens vergangen, an dem wir nicht Neuigkeiten aus aller Welt erfahren hätten," erzählt

er.

Hawai  . Ja, wir konnten die Stimmen unserer Freunde erkennen. Wir hörten die Radiostationen von England, Deutschland   und Die Eintönigkeit der Polarnacht ist gebrochen. Radio hat die ganze Welt erobert. Der Radio- Apparat ist die wertvollste Ausrüstung, die der Polarforscher mitnehmen tain. Er wird dadurch instand gesetzt, seine Uhr genau bis auf eine Zehntelsekunde zu stellen, er