oder Versetzung oder auf Bewilligung einer Abfindungssumme erkennen. In dieser Neuordnung der Beendigung des Dienswerhalt- nisses der Reichsbahnbeamten missen sich, wie deutlich erkenn- bar ist, Elemente aus dem Betriebsrätegesetz mit sol- chen aus der Personalordnung und aus den Erfahrungen mit beiden Gesetzen. Aber ebenso unverkennbar ist, daß hier ein Notbehelf vorliegt, der eine Aufgabe lösen soll, die durch das Beamtenrätegesetz längst hätte gelöst werden müssen. Es ist daher selbswerstänolich, daß dieser Notbehelf nur so lange Geltung haben kann, wie nicht durch ein Beamtenrätegesetz etwas anderes, Besseres bestimmt wird. Die Anordnungen der Personalordnung dürfen die Regelung des Entlassungsschutzes durch ein Beamtenvertretungsgesetz nicht vorweg- nehmen, denn manche Bestimmung der Personalordnung ist überhaupt nur verständlich und erscheint nur annehmbar unter dem Gesichtspunkte, daß es sich hier um eine vor- läufige, durch eine plötzlich eingetretene Situation bewirkte Regelung handelt. Das gilt z. B. für die Zusammensetzung des Einspruchsausschusses. Diese Zusammensetzung mag um ihrer Einfachheit willen zunächst zweckmäßig erscheinen, weil diese Ausschüsse eigens für die Reichsbahn- b e a m t e n geschaffen werden müssen, und diese Regelung mag gelten, solange die Ausschüsse nur für sie bestehen. Sie ist aber nicht mehr annehmbar, sobald Schiedsorgane dieser Art für die Beamten oller Verwaltungen kraft Gesetzes obligatorisch ein- geführt werden, und die in der Personalordnung vorgesehenen Ausschüsse sind nicht einmal geeignet, solchen Organen als Vor- bild zu dienen. Die Reichsbahngesetze sehen jedoch«ine umfassendere Per- sonalordnung vor, als der Entwurf sie darstellt. Dieser Ent- wurf gibt daher auch zu erkennen, daß er zunächst nur die dringendsten Aufgaben einer Personalordnung erfüllen will, denn er erwähnt zahlreiche weitere, in der Zukunft zu er- lassende Vorschriften, die nach dem Gesetz nur Bestandteile der gesamten und endgültigen Personalordnung sein können. Die wichtigste unter ihnen ist die L e s o l d u n g s o r d n u n g. Ebenso wie die vorläufige Personalordnung müssen auch ihre Ergänzungen, die stets ein wesenllicher Bestandteil der gesamten Personalordnung sein werden, mit derü Hauptbetriebs- rat, dem Hauptbeamtenrat und den beteiligten Gewerkschaften verhandelt werden. Das gilt sowohl für die ersten Entwürfe dieser Vorschriften wie für alle Abänderungen, was wiederum für die Besoldungsordnung eine besondere Bedeutung bat. Diese Verhandlungen über die Desoldungdordnung werden große Aehnlichkeit mit Tarifverhandlungen haben, allerdings mit dem sehr wesentlichen Unterschiede, daß die vertretenen Gewerkschaften keinen gesetzlichen Anspruch auf den Abschluß einer Vereinbarung über den Inhalt dieser Beso dungsordnung haben, den sie nötigenfalls auf dem Wege des Schlichtungsverfahrens geltend machen könnten. Auch an dieser Stelle klafft eine Lücke, die durch die Reichsbahngesetze in die alten Rechte der Beamtenschaft gerissen wurde, die aber auch durch diese Art von Verhandlungen ohne volles Mit- bestimmungsrecht der Beamtengewertschasten nicht geschlossen werden kann. Denn vor dem Inkrafttreten der Reichsbahn- aefetze konnten die Beamten die Wahrnehmung ihrer Inter- cssen von der Volksvertretung erwarten, die heute keinen Einfluß mehr auf die Gestaltung der Besoldung der Reichsbahnbeamten hat. Dieser Verlust kann nicht wettgemacht werden durch Beratungen, bei denen das Schwergewicht der Entscheidungen ganz bei der Verwaltung liegt. Auch an diesem Punkte zeigt sich also, daß die Umgestaltung der Reichsbahn in eine Gesellschaft gewisse Konsequenzen auf rechtlichem Gebiete unabwendbar macht. Und auch an diesem Punkte sind die berechtigten Forderungen der Beamten hin- sichtlich einer Reform der rechtlichen Stellung ihrer Gewerkschaften durch die gegenwärtig geübte und im Rahmen des gegenwärtigen Rechtes mögliche Regelung der Dinge nicht erfüllt./ Geradezu grotesk klingen, wenn man die Neuordnung der Personalverhältnisse bei der Reichsbahn unter dem Gesichts- punkt einer völlig neuen Entwicklung betrachtet, die sich in der Richtung auf eine Steigerung der wirtschaftlichen Leistungen
Moöernes volkssiück. Georg Kaiser , der emsigste Komödienschreiber unserer Zeit. hst eins seiner ersten Bühnenwerke«Großbürger Möller� zu einem ebenso spannenden wie heiteren Lustspiel.David u>n d Goliath"' umgebaut. Das leicht entzündliche Publikum des Wallner- Theatsrs hatte bei der gestrigen Erstaufführung seine helle Freude daran. Es war entzückt und spendete der Komödie lauten Beifall, Der Einsall, der dem Spiel zugrunde liegt— übrigens euch von anderen als von Georg Kaiser behandelt—, ist wirtlich sehr lustig. Die ganz« Kleinstadt gerät in Aufruhr. ciS'bic Nachricht eintrifft, daß der kleine Beamte Möller dm Haupttreffer von 800 000 dänischen Kronen gemacht hat. Er spielt das Los mit vier anderen Teilnehmern aus seiner Familie. In die größte Aufregung kommt der reichste Mann der Stadt, der skrupellose Geldrafser und Großbrauer Magnussen. Ein feines Plänchen fädelt er«in, um sämtliche fünf Anteile des Gewinnes an sich zu bringen. Um erschrocken heiratet er sogar Tante 3uel,«in« dürre Spimn wachtet von alter Jungfer, die ebenfalls am Los beteiligt ist. Aber der kleine Beamte Möller ist ihm über. Der David besiegt den Goliath. Cr hat nämlich seit zehn Jahren das Los nicht mehr gespielt, und diese unumstößliche Tatsache geheimgehalten. Dt« auf den Gewinn begonnenen Unternehmungen der Familie Möller sind allein durch den Nimbus des Reichtums wohlfundiert und florieren bestens. Lackiert ist nur der Raffke Magnussen. Aus dieser Fabel macht«in routinierter Dramentechniker wie Kaiser natürlich nicht nur ein« Anekdote, die man sich einen Abend lang erzählen läßt und bis zum nächsten Tag vergißt. Er stellt ein bißchen konstruier!«, aber doch lebensechte Typen hin. Da ist Möllers Schwester, die nach Bekanntwerden des Treffers atemlos hereinstürmt und ihr« Losbeiträge nachträoltch entrichtet, die sie zehn Jahre lang nicht bezahlt hat, da ist eine ganze Korona klein- licher Menschen, deren Schwächen bloßgelegt werden. Auch sonst ist die Komödie typischer Georg Kaiser . Sie hat zwar- nicht den eigenen kurzen telegrommartigen Stil des Dichters, der gedanken- beladen« Wort« hinknallt. Aber auch in diesem Erstlingswerk zeigt sich Kaisers Vorliebe für Kitsch. Kitschig ist das Gelübde des reichen Brauerfohnes. er werde nur ein armes Mädchen heiraten. Dies nrnte Mädchen ist natürlich die Tdchter des Scheingewinners Möller, die er schließlich doch heimführen darf, weil dt« Geschichte vom Haupttreffer Bluff war.„David und Goliath" ist eben ein richtiges Aolksstück und— es ist besser als die üblichen. Der Regisseur Emil Lind ließ auf Effekte hin spielen. Das ist bei einer Karferschen Komödie keim Vorwurf. Kaiser will starke Bühnenwirkungen. Und die kamen bei der Aufführung heraus. Hauptstützen de« Abends waren Albert Steinrück und Heinz Salfner. «te inrück verlieh dem Beamten Möller herzenswarme Züge.
des Unternehmens bewegt— geradezu grotesk klingen dann die Bestimmungen des Entwurfes zur Personalordnung über die A r b e i t s z e ßt. An der Spitze dieser Bestimmungen steht ganz im Stile versunkener Zeiten und Berhältnisse der Satz: „Jeder Beamte ist oerpflichtet, seine volle Arbeitskraft in den Dienst der Gesellschaft zu stellen." Das mag für den Beamten-Untertan des wilhelminischen Zeitalters am Platze gewesen sein, klingt aber heute wie ein Echo aus Gräbern. Und darum ist der diesem Satz zugrunde liegende Gedanke un- anwendbar für den Beamten, der in einem auf höchste Wirt- schaftlichkett gerichteten Verkehrsunternehmen auf schwierigem Posten steht und die Verantwortung hat für die S i ch e r h e i t von Menschenleben und Sachgütern. Wir ver- mögen uns praktisch nicht vorzustellen, wie dieser Beamte Tag für Tag seine„volle Arbeitskraft" bis zum letzten Atemzuge „in den Dienst der Gesellschaft stellen" soll. Aber diese Bestimmung zeigt, daß dies« Entwurf einer Personalordnung Köpfen entsprungen ist, die völlig befangen sind in den Vorstellungen eines eigentlich schon historisch ge- wordenen und nur noch aus äußerlichen politischen Gründen fortlebenden Beamtenrechts. Es wird der ganzen Aufmerk- samkeit und Zähigkeft der Gewerkschaften der Reichsbahn- beamten bedürfen, wenn diese Trümmer beseitigt und auf ihrem Platz ein neues Haus errichtet werden soll, das auch für die schwergeprüften Reichsbahnbeamten wohnlich ist. Und wenn auch der unmittelbare Einfluß des Reichstages auf die Besoldung�- und anderen Dienstverhältnisse der Reichs- bahnbeamten-Geringer geworden ist, so wird dennoch auch ihre Stellung in oer Zukunft sehr wesentlich beeinflußt werden durch eine zeitgemäße Reform des gesamten Be- amtenreiytes. wie es nur pon der Sozialdemo- k r a t i e zu erwarten ist. Auch daran mögen die Reichsbahn- beamten in diesen Wochen der Wahlbewegung denken. Die Personalordnung der Reichsbahn. Von unterrichteter Stelle wird mitgeteilt: Nach Z 19 de» Reichs- bahngesetzes sind di« Rechts- und Dienstverhältnisse des Personais der Reichsbahngesellschaft durch ein« Personal- ordnung zu bestimmen, die die Gesellschaft unter Beachtung der Gesetze zu erlassen hat. Die Personalordnung soll insbesondere Bor« schristen über Einstellung und Laufbahn der Reichsbahnbeamten, die Dtenstbezeichnungen und Dienstbezüge, die Bestimmungen über Ine Arbeitszeit usw. regeln. Dos Reichsbahngesetz urtd das Reichsbahnperfonalgefetz haben auf verschiedenen Gebieten der Gesellschaft größer« und den Boomten geringere Rechte gegeben, als sie m den Rechtsbeziehungen zwischen Roichsverwaltung und Reichs beamten bestehen. An diesem Zustand ist auch die zu erlgssjne Personal ordnung gebunden. DI« wesent- lichstm Einwendungen der Gewerkschaften und des Personal» gegen die beabsichtigt« Personal ordnung richten sich— nach der Meinung der beamteten Stell«— gegen die neu- geschaffene Gesetzesregelung: ganz unbegründet sei, so wird weiter ausgeführt, die vielfach verbreitete Annahme, daß die bisherigen Grundlagen des Berussbeamtentmn» durch einen Uebergang zum Angeftelltenrecht beseitigt wurden oder daß die Gesellschaft dazu übergehen wolle, das unkündbar« Beamten- Verhältnis nach und nach in ein kündbares umzuwandeln. Im -übrigen werden aus Anlaß der Verhandlungen mit den Personalvertreillngen und den Gewerkschaften verschiedene berechtigt« Wünsche noch Berücksichtigung finden. Der neue Ent- wurf der Personalordnung bringt zum Ausgleich für gesetzmäßige Minderungen der Reichsbahnen auch wesentlich« Bergünsti- g u n g e n im Vergleich zu den Reichsbeomte». Di« Bearbewmg der Psrs rnolordnuwg ist im übrigen noch nicht abgeschlossen.
Der Zerfall üer Nationalsozialisten. F�ttschritte der Grossdeutscheu Volksgemeinschafte»».— / Spaltung in Mecklenburg . München . 1. November.(ZVL.) D« Großdeutsche Dolke- gemeins chaft hat gestern eine Versammlung abgeholt!!« mit dem Thema:„Bestrafte Treue.— Die Mohren, die ihre Schuldig« keit getan." Landtagsabgeordneter Streicher nahm«ingehend Stellung zu den Ausschlußbeschlüssen- Mit dem Namen Ludendorff
Em phantastisch verstiegener Lebsnsphilosoph, der«ine heilige Aus- gebe darin steht, seine Mitmensck)en glücklich zu machen und wenn es auch nur eni kurzes Scheinglück ist. Den Brauer Magnussen spielte Salfner als grotesken und brutalen Kvasthuber, fast«ine Aabarettfigur, aber dmhau« in den Rahmen der Komödie passend. Erfrischende Typen stellte» noch Rudolf B l ü m n« r und Gertrud Wolle hin. Besonders die spitzigen, halbverfchämten Bewegungen. das altjüngferliche Getue in� Gehärden und Sprache der Gertrud Wolle als Tante Ivel waren von unglaublich tomischer Wirkung. Das Publikum rief begeistert den Autor, in dessen Namen sich der Regissein' Lind bedankt«. Ernst Degner.
ver Mann ohne Moral. Da» imnose Verbot, französische Dramen m Oeutichlaiw aus» zuführen, das der Bühnenoerern zur Stütz« der Ruhrattion«rneß. ist-rufgehoben Run kann sich der Strom der seichten, aber poprikiorten Schwank«, der in allen Variationen erschöpften Ehe. Bruchtomodien wieder über die deutsch :« Bühnen ergiehen Das Theater in der K o m mo n d a n te n st ra ß e eröffnet den Reigen mit dem„Mann ohne Moral" von de? bekannten und er- probten Firma Flers u. Caillaoet(denen wir übrigens die treffsichere Satire des«inst von Brahms gespielten„Königs" ver- danken). Es ist natürlich auch ein Ehebruchsttick mit den gewohnten witzigen Pointen und überraschenden Wendung«»- Aber die Ver- fast« hatten daneben den Ehrgeiz, sa etwas wie«in Problem auf- zuwerfen, eine Moralfrag« zu stellen und an einem Hahnrei mit ' Gemüt tragikomische Seiten aufzuzeigen und die Narretei des offi- ziellen Sittenkodexes zu demonstrieren. Herr Brotonneau, das Muster eines Bureauvorstehers in einer Bank, der peinlichst« und gewissenhafteste Mensch, kommt zum erstenmal in seinem Leben zu spät, weil er eben seine Frau bei einem Ehebruch mit einem seiner Ümergebenen erwischt hat. Er trägt sein Geschick mit Ruhe, er läßt den odelstolzeii. aufgeblasenen Nebenbuhler nicht maßregeln. Er ordnet olles in Güte. Er alimentiert seine Frau und läßt sie zu ihrem Liebhaber.ziehen. Ihm aber erblüht ein echtes Liebes- glück. Ein junges Mädchen, dos den ernsten, braven Mann schon längst verehrt, beweist ihm, daß er seiner selbst willen geliebt werden kann. Und als das Verhöltms feiner ersten Frau, die ihren unaus- stehlichen Charakter bald auch dem Siebhaber bewiesen hat. in die Brüche geht, wird er ihr Freund und Berater. Er hat mit seiner Güte alles aufs beste geordnet. Aber die Welt duldet keinen wahr- hast guten Menschen Er kommt in den Ruf eines Mormonen: sein Chef mahnt ihn aber, daß ein ordentlicher Beamter die Gesetze der bürgerlichen Moral nicht übertreten darf. Und er muß sich selbst über, zeugen, daß er für das Glück nicht geschaffen ist. sondern für seinen Beruf, der ihn zur Pflichtmaschine und zum Repräsen- tavten der; Gesellschaft gemacht hat. Wehmütig verzichtet er und nimmt seinen Drachen wieder zu sich. Herr Roberts verstand es, diesem leidenden Philosophen die Weihe des tragikomischen Charakters zu geben. Er. verinrmrlichte ihn und macht« aus einer Figur einen Menschen. Ida Wüst , die
werden Dinge gedeckt, die eine Schande seien. Esser gab Mitteilung von einem Briefe Hitlers vom Anfang April 1924, worin dieser sagt: Wer Esser nud Streicher besudelt, besudele ihn selbst. Er stelle sich jederzeit hinter eine Reichsführerschaft, die verspricht, sofort zurückzutreten, wenn Hitler dies wünsche. Der einzige Mann, dem er das Recht zugestehen könne, ihn aus der völkischen Be wegung auszuschließen, sei Hitler . Zum Schluß teilte der Versamm-. lungsleiter mit, daß sämtlich« Sektionen Münchens hinter der Großdeutschen Volksgemeinschaft stän- den, ebenso auch Augsburg , Nürnberg , Bamberg , Lindau . Memmingen . Di« nationalistischen Organisationen Bremens , Erlangens und Stuttgarts feien heute zur Großdeutschen Volksgeme'mschast übergetreten. ♦ Während so die Rationalistische Freiheitsparte, in Bayern von den„Großdeutschen" bedrängt wird, ist e» auch in M eckten> bvrn zu einer Spaltung gekommen. Ashnlich wie in Nürnberg hat sich in Schwerin unter der Führung des bisherigen Ratio- nalsozialisten Körner ein Direktorium ousgdan, dem es gelungen ist.«inen Tetz der nationalsozialistischen Anhängerschast abzuspalten, Die Gruppe ist stark genug, um«in eigenes Parteiorgan, den„Vortrupp" herauszugeben. verlumpung. Die Sprache der Kaschemme. Die„Rote Fahne " scheint ihre Leser als Lumpengesindel ein- zuschätzen. Di« Subjekte, die sie fabrizieren, scheinen von der An- nähme auszugehen, daß der Zuhälterjargon die Sprache sst, die unaufgeklärte Arbeiter am besten verstehen. So wagen sie ihren kommunistischen Lesern folgende Betrachtung über die englische Wahl vorzusetzen: „Die Bourgeoisie wählte sich berufenere Vertreter und drängte die 2. International«, die sie neun Monat« hindurch wie ein« ausgehalten« Maitresse„gebrauchte", in den Stand der Zweigroschen- Gelegenheitshur« zurück." Sage mir, wie du redest, und ich will dir sogen, wer du bist,
Ieüem Wähler eine Zeitung. „Die Detttschnationale Zeitung schlechthm*. Die Verwirrung in der Deutschnationalen Partei ist so groß, daß die Anzahl der in Berlin erscheinenden Zeitungen den Deutschnationalen nicht mehr genügt, um allen Schattie- rungen der deutschnasionalen Politik gerecht zu werden. Jc weniger Wähler, um so mehr Zeitungen. Wenn schließlich jeder Wähler seine eigene Zeitung hat, besteht kein Anlaß zur Unzufriedenheit mehr und die Krise der Deutschnationalen ist auf die einfachste Art von der Welt behoben. So ist die deutschnationale Parteileitung dazu überge- gangen, die„Nationalpost", ein bisher im Verborgenen blühendes Wochenblättchen, als Tageszeitung herauszugeben, Sie firmiert als„Die deutschnationale Tageszeitung Groß- Berlins". Geleitworte von Winckler, Lindeiner- Wildau, Laverrenz und S t e t n i g e r nehmen sie als offizielles Parteiorgan in Anspruch. Steiniger begrüßt sie mit folgenden Worten: ■„Die Deutschnationalen Groß-BerNns warten schon lang« aus eine Tageszeitung, die sich ir cht scheut, deutschnationale Politik schlechthin zu verbreUen, Mit Blättern, die nur eine freundliche Haltung einnehmen, ohne sich voll und ganz zu den wesent- lichen Forderungen der Partei zu bekennen, ist dieser auf die Dauer nicht gedient.'" Für diese Zeitung trägt also die deutschnationale Partei- leitung die Verantwortimg. Als Herausgeber zeichnet Herr L a v e r r e n z. der unentwegteste Vertreter der Neinsager und des Rechtsradikalismus. Graf Westarp verzapft seine bisher in der„Kreuz-Zeituna" wöchentlich abgeladen« Weis» heil in der neuen Zeitung in Fortsetzungen. Deutschnationale Politik schlechthin! Was ist das nun? Richtung Hergt? Richtung deutschkonservativ? Richtung Laverrenz? Richtung„Deutsche Zeitung"? Richtung Scherl- presse? Die Auswahl ist groß. Aber vielleicht kommt es so: jeden Tag eine andere Richtung.
Frau Brotonneau, gab der Komödie den nötigen Schuß Brause- pulver, und Annie Mewes, etwas befangsn noch als das liebend« Mädchen, die Dosis SentimentLlität. Die Premiörentiger aber mein- teil Hände klatschend, sie hätten«, anders gemacht— als dfeser Herr Brotonneau.__ K H. D ö s ch« r, Ein« AnMole-Arance-Ausstelluag. Eine Ausstellung, die dem Gedächtnis des verstorbenen großen französischen Schriftstellers ge- widmet sst rindet in den Foyer-Räumen der Pariser Tomedi e Franyaise statt Sie umfaßt Erstausgaben. Porträts. Handschriften und Manuskvipte, Korrekturen Briefe sowie Autogravhen aller Art des verewigten Meisters Besonders interessant sind Dokumente aus der frühesten Jugend von Franc«, di« erkennen lassen, mit wie großer Genauigkeit«r feine eigenen Schicksale in den schönen Büchern geschildert hat, die er seinem Jugendleben gewidmet- Der zeitlich früheste Ausstellungsgegenstand ist ein« Bleistiftzeichnung, d:« den späteren Dichter im Alter von fünf Jahren darstellt. Auch Zeich- nungen des Knaben selbst aus dieser Kirtd�izeit sind zu sehen, und st« wustrieren di« Zellen aus seinem Buch vom„Keinen Peter", in dem er erzählt, daß«r schon mit vier Iahren eifrig gezeichnet Hab«. und zwar ausschließlich Sakdaten. Andere Erinnerungen beleuchten ferne Schülerzeit, und die Zeugnisse aus dem College Stanislas. das er besucht«, lassen erkennen, daß Franc«, der später eine so universelle Gelehrsamkeit besaß, kein guter Schüler war. Sehr zahlreich sind die geistvollen Widmungen, die er in Gcschenkexemplare seiner W-rkc eingetragen Hot urd die ebenso auf den Inhalt der Bücher wie ans seine perfönltchen Beziehungen zu dem Beschenkten Rücksicht nehmen, Weshalb mau uichk zum Mars fuuke« kann. An dm Tagen der maßen Marsnähe wurde häufig die Möglichkeit besprochen, aus dm Mors funkentelegraphisch Nachrichten zu sendm und, falls auf dem Mar» erdenöhrltche Menschen leben mit funkmtelegraphischen Einrichtungen, mit diesen«inen Gedankenaustausch herbeizuführen, Wie jetzt ab« der norwegische Physiker L. Legard zur Beruhigung der Gemüter berichtet, ist das Sendm von funtentelegraphifchen Nachrichten auf den Mors ein« glatte Unmöglichkeit. Seine For- schungen haben ergeben, daß sich in dm oberen Schichten der Atmo- sphäre«in« Hüll« au« Teilchen festen Stickstoffes befindet. Diese Hülle hat eine starke Reflexion der aus sie von unseren Rodlw stationen aus anftreffmden Wellen zur Folge und verhindert deren Verlust in dm Weltenraum hiitou«. Sie werden also immer wredsr zur Erde zurückgeworfen, zwischen deren Oberfläche und der Stick, swffstaubhüll« Htgelzaitm, wodurch erst die drahtlose UeberseetÄc- graphie ermöglicht wird. Erftau'sühruvgen der Woche. Dicusl Dramatijchk« Thealer: ,(S u i f■ kartck..Demetrius-, Renaiffance-Theater:„'S c i 6 3 i c u f e[*.— Mittw. Luftfpiclbaus:.Geld« i e H e u".— Freit. Th. o. Sin fürten• dämm:»Der Gott der Rache".— Sonnob. Berliner Theater:.Cloelo- Uraula-vorkräge. Tialich:„Die Reise um die Welt" fmit der Ueberfahrt des g. R, 126). Täglich außer Mittwoch u. Freitag:„Qm Reich« der Komik-. Mittwoch? Uhr:„D a S K ö n i g s g r a b". Professor de Uaamoiio, der bekannte Freibeitölamvier. der in Salamanea über griechische Literatur lach wurde durch ein königlich«» Dekret feweS Bültens enthoben, Ali Begründung gibt daS Dekret an. der Professor Hobe die Universität ohne Erlaubnis verlassen, fein Lehi stuhl sei daher»IS vakant betrachtet und durch einen Nachfolger besetzt worden.