gangenen Monaten enorm gesteigert. Im Jahre 1924 foftete im Monatsdurchschnitt an der Berliner Börse:
Durch
1913
1 Tonne Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. schnitt Roggenmehl.... 226 221 218 203 198 214 229 288 209 mehr als Roggen 89 86 82 72 70 78 81 95 45 Proz. 64 64 60 55 55 57
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| Deutschland, Frankreich , England u. a.) zugenommen haben. I gehabt hätte, in der Reichskanzlei gingen Sachen vor, die dem Es ist soweit eine Voraussicht möglich ist wahrscheinlich, Staaisinteresse zuwiderliefen darin teine pflichtwidrige Handlung daß wir bis etwa Mitte nächsten Jahres hohe Getreidepreise des Innenminiffers zu erblicken sei, in dieser Behauptung also auch behalten werden, wenn auch die augenblidlichen leine Beleidigung oder Ehrenfränkung des Ministers läge Preise in Deutschland fpetulatio überstei- bleibe nur die Frage übrig, ob nicht die Bezeichnung der Handlungs gert und einer Senfung fähig sind. Die Ursache weise Geverings als landesverräterische Bestrebun55 50 27,5 bieſer fretulativen Uebersteigerung ist die Hoffnung, daß Ge- gen" als Beleidigung zu betrachten sei. treidezölle fommen werden. Diese Hoffnung durch die Wahl von Sozialdemokraten beseitigen, heißt also: die Getreidepreise senten.
Weizenmehl..... 260 257 258 237 225 243 281 323 269 mehr als Weizen 97 90 84 75 79 83 82 101 70 54 Proz. 60 48 46 51 52 41 45,5 35 Jm Durchschnitt mar in dieser Zeit für Roggenmehl der Mahllohn" prozentual etwa doppelt so hoch wie vor dem Kriege: der„ Mahllohn" für Weizenmehl rar prozentual nicht ganz so viel, aber immerhin im Durchschnitt um die Hälfte höher als 1913. Dieser Tatsache ist es zuzufchreiben, daß mit Ausnahme des Mai und Juni Roggenmehl immer teurer mar als vor dem Kriege, obwohl die Roggenpreise bis einschließlich August unter den Vorkriegspreisen lagen. Die Preissteigerung für Weizenmehl ist nicht so fraß wucherisch ausgeprägt, was das interessante Moment ergibt, daß das Mehl und Brot der armen Leute stärker Bucherobjekt gewesen ist als das Mehl und Brot der weniger Armen.
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Für diese spezielle Mehlverteuerung sind die verschieden ften wirtschaftlichen Gründe" angegeben worden. Daß fie allesamt nicht für eine sozusagen natürliche Erklärung anusreichen, beweist der eine Umstand, daß in England und Amerika der ,, Mahllohn" für Weizen heute noch nicht mehr ausmacht als im Borkriegsdeutschland. Es kommt zu der Mehlverteuerung durch die erste Hand" eine weitere Berteuerung durch Zwischenhändler, von denen die amtliche Statistit behauptet, daß sie heute das Mehl von der Börse bis zum Bäder um 16 Pro3.( im Durch schnitt der ersten neun Monate dieses Jahres) verteuern ( gegen nur" 10 Proz. vor dem Kriege).
Die Brotpreise sind statistisch schwer zu erfassen. Es gibt so viele Qualitäten Brot, daß zuverlässige Bergleiche faum anzustellen sind. Für die Verbraucher ist ein Urteil über Brotpreise ebenfalls schwierig; Brotpreise tönnen anscheinend gleich bleiben, und es fann doch durch Gewicht verminderung und Qualitätsverschlechte rung eine Berteuerung eingetreten sein. Berteuerungen solcher Art sind besonders heimtückisch, weil sie den Berbrauchern die wirkliche Lage verheimlichen. Noch vor nicht allzu langer Zeit mußten die Bäder für die gebräuchlichste Sorte Brot Gewichts- und Breistaren aushängen, die amtlich abgestempelt sein mußten. Damals toftete beispielsweise ein fiebenpfündiges Roggenschrotbrot 52 Pf. Zuletzt vor dem Kriege( 1913) foftete in Berlin im Durchschnitt des Jahres ein Kilogramm Roggenbrot 28% Pf. Nach der amtlichen S'atistit foll es vom Februar bis August dieses Jahres gleich mäßig etwa 27% Pf., also weniger als 1913 gekostet haben. Nach den hier voraufgegangenen Mitteilungen über die Getreibe und besonders über die Mehlpreise muß man nach diefen amtlichen Angaben annehmen, daß in der jüngsten Gegenwart die Berliner Bäcker sich mit weniger Verdienst begnügt haben als vor dem Kriege. Daß fie das in der Zeit Der allgemeinen Ueberspannung des Gewinnstrebens in Wirt lichfeit nicht taten, darf man als sicher voraussehen. Es wird auch hier so sein, daß die amtliche Statistitbie inzwischen allgemein angezweifelt wird auch bezüglich der Brotpreise mesentliche Tatsachen( z. B. Qualitätsverschlechterungen) nicht beadtet hat. Inzwischen sind übrigens die Brotpreise luftig am Steigen, was dem gedankenlosen Konsumenten dadurch Derborgen bleibt, daß meist nicht die Preise erhöht, sondern die Gewichte vermindert werden.
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Verhinderung des Brotwuchers durch Wahl von Sozialdemokraten heißt aber auch: die beab fichtigten weiteren Preissteigerungen für Brotgetreide unmöglich machen. Getreide-, Mehlund Brotwucher erteilen also die Lehre:
Wählt sozialdemokratisch!
Nachklänge aus dem Ruhrkampf.
Beleidigungstlagen des Ministers Severing.
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Das Große Schöffengericht Berlin- Mitte hatte sich heute Dor mittag mit einer Reihe von Beleidigungsflagen zu beschäftigen, die die Staatsanwaltschaft auf Grund von Zeitungsartikeln des" Deutschen Tageblattes" gegen die deutschvöitischen Abgeord neten Bulle, Stelter und den Major Weberstädt angestrengt hatte.
Die erste Klage richtete sich gegen den bisherigen Abg. Stelin Nr. 59 dieser Zeitung war ein Artikel erschienen mit der lleberter, den verantwortlichen Schriftleiter des Deutschen Tageblattes". schrift:" Ermittlungsverfahren gegen Cuno?" In diesem Artikel hieß es, daß Minister Severing trog ber heißen Bemühungen des Reichstanzlers. die Freundschaft des preußischen Innenministers zu gewinnen, gegen Cuno, dem er nun einmal nicht traut, burch ein Heer von Polizeibeamten ein Ermittlungsverfahren an geftrengt habe, das mit den Vorgängen im Ruhrrevier in enger Berbindung stehe.
tische Lage, wie sie sich vor und während des Ruhrkampfes ent Der Angeklagte Stetter erfläfte hierzu, nachdem er die pofiwidelt, noch einmal furz geschildert hatte, daß bekanntlich zwischen Reichstanz er Cuno und Minister Severing in der Frage des Ruhrtampfes politisch ein so scharfer Gegensatz bestanden habe, daß außen- und innenpolitisch die Folgen diefer Meinungsverschieden. heiten sich in unheilvoller Weise ausgewirkt hätten. Das Deutsche Tageblatt habe eines Tages davon Kenntnis erhalten, daß bei einem Major Snethlage. der der völkischen Bewegung nahe stand, ein Beamter der Berliner politischen Bolizei erschienen fei, um eine aussuchung abzuhalten. Major S. fei darüber sehr ungehalten gewesen und ber Beamte der politischen Bolizei habe darauf hin erklärt, daß gegen Snetblage feiner lei Verdacht bestehe. Vielmehr wünsche Minister Severing durch die Haussuchung festzustellen, Bulegt vor dem durch die Haussuchung festzustellen, wer hinter dem Heinz stehe, der befannilich im Abwehrkampfe an Ruhr und Rhein eine erhebliche Rolle gespielt und der mit anderen Kreifen zusammen bei feinen Handlungen das Einverständnis der Reichsregierung besessen habe. Minister Severing sei, so habe der Polizeibeamte erklärt, durch den Reichskanzler Cuno nicht über die Absichten der Reichsregierung im Ruhrrevier unterrichtet gewesen, und so habe er fest. stellen wollen, wer denn eigentlich hinter Heinz stehe, mit dem major Snethlage Verbindung hatte. Der Bolizeibeamte habe noch erklärend hinzugefügt, er fönne das, mas er Don Minister Severing gefagt, ruhig behaupten, meil Severing gegen die Beamten der politischen Polizei die zuviel müßten, nicht vorzugehen vermöge. Ueber die Hausfuchung habe Major Snethlage bann ein Brotokoll auffezen laffen und eine Abschrift dieles Protokolle babe bie Unterlage für ben Artikel des Deuschen Tageblattes" gebildet. Der Berteidiger, R.-A. Dr. Sad, mar der Ansicht, daß eine Formalbeleidigung des preußischen Innenministers nicht vorliege und daß dem Angel'agten der Schuh des§ 193 zugebilligt werden müsse. Erster Staatsanwalt Binber stellte den Antran, daß durch Bernehmung von Zeugen dem Angeflagten Gelegenheit gegeben werden solle, den Wahrheitsbeweis zu führen, da der Borwurf, ber gegen Minister Severing erhoben worden sei, er habe gegen den damaligen Reichstanger ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, oder er habe eine Intrige gegen Cuno gesponnen, aller ten Beweisanträge ab. Es stellte sich auf den Standpunkt, Nach längerer Beratung[ ehnte das Gericht die geste II. bak, wenn Minister Severing ein Ermittlungsverfahren gegen den Reichstanzler Cuno wirklich eingeleitet häfte, well er den Berdacht
Die lekte Entwicklung der Getreide- und Mehlpreise macht es notwendig, daß die Brottonsumenten fie scharf im Auge behalten. Der eigentliche Grund der hohen internationalen Brotgetreidepreise in der Gegenwart und jüngsten Bergangen heit ist durch eine infernationale Bertnappung der Vorräte und eine Fehlernte in vielen Ländern gegeben. Gleichzeitig soll der Verbrauch in eini gen Ländern( besonders start in Japan , meniger start in
Forderungen der Jugend.
Bon Rudolf 3 meg.
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Düde Herbstgreise auf Bartbänten in der legten Sonne zitternde Erinnerungen fallende Blätter: es wird einem selber canz welt und nebelig zu Sinn, menn man in allen Zeitungen baron fiest. Als ob mir noch im geruhigen Zeitalter der Gartenlaube und der Kleinstadtromantif lebten, als ob nicht Aufgaben brängen, und als ob's nicht auch junge Menschen gäbe, die schon Beitungen lesen dürfen. Bon ihrer Luft und ihren Nöten mollen die hören und sich spiegeln fönnen in dem, was der LagesIchreiber ihnen sagt.
Alles stimmt zur Tätigkeit: die furzen Tage wollen genoffen fein mit der spärlichen Sonne, mit dem Farbenglanz ihrer hellen Stunden. Und der künstliche Tag, den wir uns drinnen schaffen, fccft zu verstärkter Arbeit, zum Leben unter Menschen und in Sälen. Laufend Anforderungen zur Lat! Zum Träumen ist weder Zeit noch Stimmung.
Jede Aufgabe fordert heute rasche Entscheidung, auch die tleinste: über den Fahrdamm zu gehen( nicht nur die, ein Kabinett zu bilden). Was wird aus unseren Jungen, wenn sie nicht schon in ihrem Streise fich üben fönnen, selbständig über Zeit und Arbeitskraft zu verfügen? Welchen Bildungswert hat eine Schule, die( wir wollen uns nichts vormachen!) heute genau noch so wie unfere vor 25 Jahren ihren Opferr den Stoff tischfertig vorfekt, ber zu bewältigen sei, und nicht fragt ob er in das Leben heutiger Jugend past? Die Wahlen mahmen aufs neue: Nie wird der Mensch reif zu so früher Verantwortung, menn Schule und Elternhaus nicht endlich mal ihre eigene Berant. mortung erfennen.
Man muß den Mut haben, gegenüber den müden Herbstgreisen in der Erziehung( und sie sind oft noch jung an Jahren!) die alte Forderung stets neu zu wiederholen: aßt unsere Jungen * ei! Das heißt nicht: Ueberlaßt sie unvorbereitet der Straße. s heißt: Macht eure Augen auf. Lehrer und Eltern, beobachtet, was eure Kinder gern lernen und leisten wollen, wohin ihr Inter effe fie zieht. Es liegt oft so weit ab von jedem Lehrstoff der Schulpläne, daß ein gewissenhafter Lehrer es nicht über sein Beamtenherz bringt, den Frager zu befriedigen. Die Eltern aber find zu müde, zu nervös, auf ihn einzugehen. Und so erlischt mit dem Interesse in dem Jungen auch der Glaube an den guten Willen der Großen, ihm zu helfen, verdrossen wendet er sich ab und lebt jein Leben auf der Straße, da er sein eigenes Leben nicht leben barf.
Und das sind dann die unselbständigen Herdenmenschen, Arbeitstiere des Kapitals, die feinen Sag deutsch reden, nicht auf treben und sich nur in der Masse behaupten fönnen, die Menschen, die ritiflos Schlagwortparolen folgen und in einsamen Stunden schmerzpoll empfinden, was Schule und Elternhaus an ihnen
berbarb.
Eine Schmach iff's, daß diefer einfache Gedankengang nicht längt unsere Bildungsarbeit beherrscht. Darum, wenn bie bürger liche Schule verjagt, möge das tämpfende Proletariat in den ent
scheidungsschweren Tagen, die mir jetzt durchleben, erkennen, mas es feinen Söhnen und Töchtern schuldig ist, daß die Lebens gemeinschaftsschule seine Schule ist und das wich tigste Rampfgiel feines Rulturprogramms. Ver geßt nicht im Wahlkampf die Zukunft und das Glüd eurer Kinder! Macht diesen Kampf zugleich zu einem Kampfe um die Schule der Zukunft!
Das
Münchener Theatermuseum, das durch die Schauspielerin Clara Die Entwicklung des Münchener Theatermuseums. Biegier gegründet wurde, hat sich in der letzten Zeit reich entwickelt großer Bedeutung sein werden. Wie der Konservator des Museums und befigt einzigartige Schäge, die für die Theaterwissenschaft von Dr. Franz Rapp in der Monatsschrift der Münchener Boltsbühne Das Welttheater" mitteilt, ist die Bibliothet auf mehr als 20000 Bände angewachsen und stellt ein unvergleichliches Material zur Erforschung des Theaters und seiner Geschichte dar. Aus dem Nachlaß des Baumeisters Gottfried Semper find deffen Pläne und Zeich nungen für seine Theaterbauten in das Museum gefommen, und es die neben Plänen der bedeutendsten europäischen Theatergebäude ist allmählich eine reiche Architekturabteilung entstanden, plastische Modelle von Zuschauerhäusern und Bühnenräumen umfaßt. Auch eine bühneni chnische Modell'ammlung ist im Entstehen, die Bühnenmaschinerie, Bühnenbeleuchtung usw. veranschaulicht. Der interessanteste Teil des Theaters, der sich überhaupt in einem Theater erfassen läßt, ist das Bühnenbild: die Gestalt des Schauspielers und die Zauberwelt der Szene. Die Sammlungen des Theatermuseums befizen eine große Anzahl originelle Dekorationsentwürfe, a dekoration von der Renaissance bis zu dem modernen Expressionis mus verfolgen. Daneten steht die Bildnissammlung, die Norbanus Serer, der in Pompeji ein Standbild erhielt, bis zu den viele hunderte von Borträts zählt und von dem antifen Schauspieler Großen der Gegenwart führt. Der Bücherei ist das Archiv angegliedert, das Dokumente und Manuskripte aus der Theatergeschichte umschließt. Das Museum ist weiter in kräftigem Gedeihen und wird lo fein Ziel erreichen, eine Samme stätte der Zeugen großer fünft lerischer Vergangenheit und die Werkstatt froh schaffender Zukunft zu sein. Künstlicher Zuder. Die Nachricht. daß es Prof. Baly in Liver pool gelungen ist, Zucker aus Kohlensäure und Wasser herzustellen, hat begreifliches Aufsehen erregt und die Hoffnung erwedt, man werde nun bald nicht mehr auf die Zuderrübe und das Zuckerrohr angewiesen sein. Aber diese Erwartungen gehen, wie in ,, Reclams Universum" ausgeführt wird, viel zu weit. Die Entdeckung Bains ist zwar wissenschaftlich sehr interessant, aber praktisch vorläufig ganz bedeutungslos, da zur Herstellung des fünftlichen Suders große Mengen Energie in Form von ultraviolettem Licht gebraucht werden, die das Verfahren unter den heutigen Umständen ganz une rentabel machen. Bain hat schon seit Jahren an dieser Aufgabe gearbeitet. Seine Synthefe des Buders erfolgt in zwei Stadien: zunächst wird aus Kohlensäure und Waffer unter dem Einfluß utravioletter Strahlen Formaldehyd gebildet; es vollzieht sich ein Bore gang, wie er sich auch bei der Zuckerbildung der Pflanze unter
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Der Erste Staatsanwalt schloß sich der Auffassung des Gerichts an, bat, dem Angeklagten den Schuh des§ 193 zu versagen und beantragte gegen Stelter eine Geldstrafe von 300 m. R.-A. Dr. Sad erinnerte an das disharmonische Verhältnis zwischent Severing und Cuno. Das Reich habe damals die Ruhrlabotage ausdrüdlich geduldet und unterstüßt, es habe fogar einen eigenen kommissar dafür eingelegt, Don brei oder vier auf direkten Wunsch ausgeführt habe. dem Heinz feine Aufträge erhalten und von diesen
Das Urteil.
Der Angeklagte wird zu einer Geldstrafe von 300 m. und zur Tragung der Koffen des Verfahrens verurteilt. Minister Tageblatt" zu publizieren. In der Behauptung, daß Minister ring ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Reichsfanzler Cuno eing leitet hat, um festzustellen, inwieweit der Reichskanzler Cuno am paffiven Widerstand beteiligt war, fonnte eine Beleidigung nicht erblickt werden. Anders ift es mit dem Vorwurf, daß fchuldig gemacht habe. Die Worte„ Landesverrat“ und„ Hochverrat" find heute im politifchen Kampf Scheidemünze geworden vor, daß die Worte von ihrer ursprünglichen Bedeuund die Parteien werfen fich gegenseitig so häufig diese Vergehen fung viel verloren haben. Trokdem mußte sich der Augeflagte bewußt sein, daß es für den Minister Severing beleidigend war, wenn ein solcher Vorwurf gegen ihn erhoben würde. Zweifellos hatte der Angeklagte beim Schreiben des Artikels die Absicht der Beleidigung und§ 193 fonnte ihm nicht 3ugebilligt werden.
Severing wird das Recht zugestanden, das Urteil im Deniden
Auf eine Kopie hin die große Staatsaffäre!
Condon, 5. November. ( WIB.) In dem amtlichen Bericht des Kabinettsausschusses zur Untersuchung der Echtheit des Sinowjew - Briefes heißt es, der Ausschuß habe es, nachdem er Bertreter der beteiligten Regierung stellen gehört habe, unmöglich gefunden, auf Grund des ihm vorliegenden Beweismater als zu einer positiven Schlußfolgerung zu gelangen. Der Originalbrief jei nicht vorgelegt und von teiner Regierungs. ftelle gesehen worden, und die ganze Aktion sei auf Grund eines Schrifftüdes unternommen worden, das nichts weiter als eine kopie darstellen sollte. Ceider sei es dem Ausschuß in der kurzen ihm zur Verfügung stehenden Zeit unmöglich gewefen, fich Beweismaterial zu verschaffen, das die Angelegenheit weiter aufflären tönnte.
ministerium der größten Weltmacht so leichtfertig arbeitet, auf Sollte man es für möglich halten, daß das Außeneine Kopie hin, die ebenso gut teine Ropie oder auch die Ropie einer Fälschung sein kann, eine scharfe Note an eine andere Regierung zu richten, mit der man foeben einen jahrelangen Feindlichkeitszustand beendet hat? Und daß man diese Note bem gutgläubigen und überarbeiteten, in der Wahlkampfheze stehenden Minister zur Unterschrift unterschiebt, um sie dann schleunigst zu veröffentlichen?
Jawohl, diefe unglaubliche Leichtfertigteit ist begangen morden als Mittel des Wahlkampfes pon oppositionellen Beamten gegen die Partei des Ministers. Wenn das nicht Amtsmißbrauch if, so gibt es feinen! Der Bolschewistenschreck war längst das Haupttampfmittel der Konservativen gegen die aco Arbeiterregierung, die den Bertrag mit Sowjetrußlsab ge fchloffen hatte. Der ewigen Butschheze Mostaus verdankt die britische Reaktion jene Stimmung großer Boltsteile, die jetzt die Arbeiterregierung gestürzt hat.
Wenn die tonservative Regierung, die im Entstehen be griffen ist, auf Anstand und dienstliche Korrektheit hält, dann Office in Disziplinaruntersuchung zu ziehen. Tut sie es nicht, müßte ihre erste Aufgabe sein, die Schuldigen des Foreign so dürfte ihr das im Unterhaus schmere Stunden bereiten und den Anfang des Umschwungs im Lande bewirken.
Mitwirkung des Chlorophylls abspielt. Die Kondensation des For madehyds zu Zucker ist dann eine Recttion, die schon vor fast 30 Jahren von dem Münchener Physiologen Löw verwirklicht wurde. Immerhin ist die Bainsche Entdeckung ein Fortschritt auf dem Wege zur fünstlichen Herstellung der Nahrungs- und Genußmittel; aber die Verwendung des tünstlichen Zuders im täglichen Leben wird erst dann möglich ein, wenn zu seiner Erzeugung größere und bil. ligere Energiemengen zur Verfügung stehen werden als bisher.
Die Elettrisierung Tibets . Tibet , das Reich des Dalai Lama , des noch vor einem Bierteljahrhundert von Europäern nur mit größter Gefahr betreten werden fonnte und ein verbotenes Land" mar, wird jezt der modernen Zivilisation mehr und mehr erschlossen. Das Land wird nicht nur mit Telephonen und Telegraphen ausgerüstet, sondern es soll auch elektrische Beleuchtungsanlagen erhalten, für die man die bebeuterden Wasserkräfte des Berglandes benuken will. Natürlich sind es englische Ingenieure, die von In Leipziger Illustrierten Zeitung" berichtet wird, ist im vergangenen dien aus diesen Kulturfortschritt ins and tracen. Wie in der ben. Die Legung der Leitung verursachte in dem waldlosen Hoch Jahr der Kupferdraht bis nach der Hauptstadt Lhassa aeleitet worgebirge, das durchgehend mehr als 4000 Meter hoch ist, große Schwierigkeiten; sie wurde aber in der kurzen Zeit von 5 Wochen durchgeführt, wobei sämtliche Arbeiten unter der Führung zweier englischer Ingenieure und einiger indischer Monteure von den Bauern der einzelnen Gebiete geleistet wurden. Die Bauern musten diefe Arbeiten ohne Entschädigung machen, denn in Tibet ist der Frondienst noch an Stelle von Steuerzahlung üblich. In Chessa ist man auf den telephonischen Ansch'uß den man jetzt befigt, sehr stolz, und die Lamas benutzen jede Gelegenheit, um zu belepho nieren. Am begeistertſten ist der Dalai Lama selbst, der sich jetzt von Chaffa verständigen kann. Jezt wird in der Nähe von Chaffa ein seiner Sommerresidenz aus mit seinen Ministern und Beamten in großes Elettrizitätsmert gebaut; die einzelnen Teile werden auf Efelrücken über die Berte geschafft Die ganze Antage wird von Söhnen des Landes ausgeführt, denn der Dalai Lama hat eine ganze Anzahl von Tibetanern nach Europa geschickt, um sich in der Elektrotechnik auszubilden.
Arno- Holz - Abend. Heinz Ludwig rezitiert am 12. Robember, abends 8 Uhr, im Saal der Berliner Sezeffion aus Arno Solz's Bledschmiede" und Phantasus". Einleitende Worte bierzu spricht Friedrich Bendel
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Das Druffche Opernhaus veranstaltet, Beginnend mit dem 14. November. eine Serie pon Parsifal Aufführungen. Der Vorverkauf für alle Vorstellungen hat begonnen.
Das Nachflager von Granada " im Berlirer Rundfunk Die Sende spielbühne der Funfitunde bringt am Sonntag, den 9., in der RundfuniGranada" von Konradin Streuter. Das Werk gelangt wiederum bearbeitung von Cornelie Bronsgeeit Das Nachtlager bon Bronsgeest, Lehmann, Sistemann und Strauß, fomie dem Chor der Staats. in erster Befegung mit Frene Eben und den Herren Stieber, Balter. oper und dem Drchester der Philharmonie unter Leitung Otto Urads zur Aufführung.
,, Neues Bauen ." Ueber dieses Thema spricht am 8, abends 8 Uhr, Dr.#bolf Behne in der Aula Georgenstr. 30/31