Siegesftibel einstimmen zu lassen. Sie hat gewisse, von eng- lischem Kapital abhängige, im Interesse der Auslands- engländer sprechende Organe zitiert. Von der Stimme der er- wachenden Nationen selbst, von den Stimmen der Eingebore- nsn selbst war jedoch nicht die Rede. Es ist aber wirklich nicht anzunehmen, daß diese Völker ihre nationalen Ziele für das Linsengericht der ihnen von Baldwin in Aussicht gestellten Vorzugszölle verkaufen werden, so wenig sich innerhalb der Nationen die Proletarier ihren Willen zur Umformung der Eesellschafr und Wirtschaft durch staatliche Sozialpolitik abkaufen ließen. Eine solche„starke" Regierung Va�dwin bedeutet also in ihrer psychologischen Auswirkung aus die Wähler von gestern, auf die Anonymen, die ihr nunmehr zur Herrschaft oerholfen haben, dasselbe wie eine apathische Regierung Baldwin. Auch hier Abbröckeln der Arbeiterwähler, die unter dem Einfluß der Presse mitgelaufen sind. Es ist so auf Erund der Analyse der Voraussetzungen, auf denen die Regierung Baldwin beruht, beinahe mit mathema- tischer Bestimmtheit vorauszusagen, daß der Labour Party in einer größeren oder geringeren Anzahl von Iahren auf ähnliche Weise eine Mehrheit in den Schoß fällt wie diesmal Baldwin.
Das Glück bei Wmckler. Der neue Parteivorsitzende änftcrt sich. Die Deutschnationale Partei» deren Ideal die..große Führerpersönlichkeit" ist, hat bekanntlich nach der Adfägung Hergts Herrn Dr. Friedrich W i n ck l e r, M. d. L-, zu ihrem Vorsitzenden erkoren. Herr Winckler gehört zwar seit 1893 dem Preußischen Landtag an und war auch von 1993 bis 1911 Reichstagsabgeordneter, doch hat er in einunddreißig Iahren seiner politischen Wirksamkeit noch nie eine Rede ge- halten, die Beachtung gefunden hätte. Man weiß von ihm nur, daß er ein Vierteljahrhundert lang den preußischen Inn- lern geholfen hat, das Dreiklassenwahlrecht zu ver- tejdigen, das jedem Staatsbürger sein Wahlrecht nach seinem Geldsack zumaß, die Arbeiter aber völlig entrech- t e t e. Jetzt erklärt die Deutschnationalc Partei in ihrem Aufruf, daß sie die politische Gleichberechtigung der Arbeiter anerkenne. Urkund dessen hat sie Herrn Winckler zu ihrem Borsitzenden gemacht. Dieser Herr Winckler hat also jetzt im deutsebnationalen Parteivorstand eine Rede gehalten, die von TU. rvieder- gegeben wird und von der man schon sagen muß, daß sie als Sammlung von Plattheiten und Albernheiten wirklich eine ausgesuchte Leistung darstellt. Nach� bitteren Klagen über den Reichspräsidenthn, der in allen Krisen seine Stellung für Zwecke seiner Partei eingesetzt habe(den Text kennt man!), kam Herr Winckler auf die Lon- doner Verhandlungen zu sprechen und führte aus: Die Sozialdemokratie und ihre Schleppenträger, wußten nichts anderes wie:„Annehmen, annehme n!" Di« raffinierte Polint der Franzosen bedrohte anderer'eits unser« Brüder und Schwestern Im besetzten Gebiet mit noch ärgerem Terror und ganz Deutschland mit erschwerten wirtschaftlichen Lasten. Und wle anders wären die Verhandlungen dort Aelausen, wenn wir sie geführt halten! Es wird wohl das traurigste Kapitel in der Deutschen Geschichte bleiben, daß es im deutschen Volke Parteien gab. die das B<- fenntnis de r Kriegsschuld für ihre Parteszwecke au»- nutzen.(!) Das Kabinett Marx hat bei den Verhandlungen im August unserer Partei zugestanden, den Widerruf der Kriegsschuld- lüge amtlich b kanntzugeben. Als aber von Paris nur mit dem Finger gedroht wurde, da knickte man zusammen.(!) Die Schicksalsfrage unseres Vo'kes wurde wieder zum S p i e l b a l l der Parteien berab�ewürdiat.(!) ... Der etwaige Antrag Deutschlands auf Aufnahme in den VSlkerbund schelut jetzt die Gelegenheit für den Widerruf de» Knogsschuldbekenntnisfez bieten zu sollen.(?) Solcher Antrag wird jedoch voraussichtlich noch lange nicht ohne die größten Bedenken
Durch Sick und dünn. Konzerlumschau von Kurt Singer . Di« Mut steigt; Mustk allabendlich in sämtlichen Sälen Berlins . Wer«inen Blick hat für wirtschaftliche Dinge, merkt allerdings den Unterschied gegen früher. Tie vielen Absagen im letzten Augen- blick, die gelichteten Säle selbst bei höchstrangigen Beranstaltunac»,, die Füllung der Lokal« durch Freibillettler— all das beweist, daß auch eine musikalische Kultur, wie st« in Berlin existiert hat. unter den geschästlichen Mißständen leiden muh. Dabei scheint es für di« Oucmtität überhaupt keine Grenzen zu aeben, und unser« Auf- nahmesähigteit droyt schon zu«inerj�eü erschöpft zu sein, wo sonst die Saison zu beginnen p'legle. Wir pilgern durch gefüllte und leere Säle, durch Licht und Finsternis, durch dick und dünn, durch die Musikdarbietungen der herrlich Bcsesseten wie ourch die Be- langlosigteiten der lieblichen. Aber da wir das Recht haben, den Veranfta'tungen von großem Format beizuwohnen, fühlen wir auch die Verpflichtung, uns einmal gründlich zu langweilen, oder in den Konzerten der Nichtetiketlierten Gutes zu erhorchen. So muß man sich einmal mit einem einzigen von fünf Abenden des RoschQuar- tetts begnügen, muß mit einem Blick, mit einem einzigen Satz bei dem Requiem von Verdi(der bekannten Leistung des Kittelschen Chores) es sich genug fein lassen, man muß sich dazu zwingen, ein Battistini -Konzert zu versäumen. An einem Abend der besonderen Still«, der ein Abend der größten Erqutckung werden sollt«, sitzen wir im Phllharmo» nischen Konzert bei F u r t w ä n g l e r. Er ist m größter' Gebelaun«, scheint sich allerdings bei der Ouvertüre zu den„Ge- schöpfen des Prometheus"(Beethoven ) noch zu schonen. Die Hauot- nummer des Abends war die ä. Sinfonie von Bruckner» Dieses Werk, das der Meister selbst sein kontrapunktisches Meisterstück nannte, eröffnet den tiefsten Einblick in das Leiden, den Schmerz, ja das Martyrium eines verlassenen Genies. Ein einziger großer Zug von Tragik, selbst im Scherzo nicht von Freude oder Heiter- keit durchleuchtet, zieht durch das großartig gesteigert«, schwierigste >md kolossalst« Werk Bruckners. Je sparsamer und einheitlicher die Thematik des Werkes ist, um so schw«r«r wird für den Dirigenten die Ausgab«, aus d«m Geist der Sinfoni « heraus und ohne in Selbstgefälligkeiten zu verfallen, L«ben. Muß. Abwechslung etwa in den durch Pausen. Einschnitt«, Interjektionen zerstückelten ersten Satz zu bringen. Diese für di« Wirkung des Werkes unerläßliche Elastizität der Auslegung trifft Furtwängler wie kein Zweiter. Er findet auch die in den Tönen lagernde Inspiration zum Gesang und zur Sehnsucht der Geigenmelodie. Dieses Melos liegt nicht, wie in anderen Sinfonien, offen da; es muß gesucht, gefunden und nach. empfunden sein. Furtwänqler gelang dies im l. Satz, und ein« der sprödesten Sinfonien Bruckners wurde vielleicht zum ersten Male in Berlin in einer herrlichen Verbindung von Realismus und idealistischem Sinn« freigelegt. Den Schluß'atz mit dem be- rühmten Bläserchoral, jener unerhörten musikalisch- religiösen In- spiration, dirigiert heut««in Jeder, mancher sogar tiefer, ruhiger. Die Steigerung bis zu dieser Apotheose des Künstlertums zu brin- gm. ist nur wenigen befchleden, und zu diesen wenigen gehört Wik-
gestellt werden können, so sehr auch die Ausnahme Deutschland » für die deutsche Irredenta(I!??) gewünscht sein mag. In allen diesen und anderen Schicksalsfragen unseres Bolkes wollen deshalb wir Deutschnationalen nun endlich mitiaten, e n t s ch e i- dend mirraten. Wir nehmen zur Ehre der Deutschnationalen' an, daß es selbst dort Leute gibt, die sich schämen, wenn sie chren Parteivorsitzenden einen solchen Unsinn reden hören. In- mitten dieses Unsinns wirkt der Ausruf:„Wie anders wären die Berhandlungen dort gelaufen, wenn wir sie geführt hätten", durch seine unfreiwillige Komik geradezu erschütternd. Jawohl, sie wären„anders gelaufen", aber frage nur nicht, w i e! Herr Winckler hat nicht die Pflicht, eine politische Intelli- genz zu sein, er hat nicht die Pflicht, etwas von Außenpolitik zu oerstehen. Deswegen hat er aber noch nicht das Recht, Deutschland w blamieren, wie es geschieht, wenn der Vor- sitzende einer bisher groß gewesenen Partei ein solches Zeug znsammenschwätzt. Nun will Herr Winckler mit leinen Mannen gar die außenpolitischen Verhandlungen führen und„entscheidend mit raten". Gnade uns Gott !
Lanübunö- Dämmerung. Allerhand Intimes aus Pommer«. Im Pommerschen Londkmnd steht es seit einiger Zeit mehr als trüb« aus. Di« kleinen Bauern sehen immer mehr ein, daß sie nur von dem vorwiegend großagrarisch orientierten Pommerschen Landbund als beitrazzahlend« Faktoren gewertrt und im übrigen mächtig übers Ohr gehauen werden. Den Ton in der Leitung der e-inzelncn Kreisgruppen geben rar die Junker an und sie wissen es trefflich einzurichten, baß die mit den Kleinbauern und mittleren Landwirten sympathisierenden Landbundangestellten nach und nach an die Wand gedrückt werden. Typisch für diese Zustände im Landbund sind die Vorgänge in der Kreisgrupp« Greifenbcrg i. P. Hier hatte sich die Affäre des Landbund>St«uerb«raters St lehr ereignet, war- über der«Vorwärts" Ende Juli d. I. berichtet«. Die genasführten und ausgeplünderten Bauern' hatten sich tn großer Zahl von dem Landbund abgewandt und in anderen Kreisen hat nicht minder ein« Bauernflucht ob der bei dem„Fall Stiehr" zutage getretenen Landbundmißwirtschaft«ingesetzt. Inzwischen hat nun in der Kreisgruppe Gveifenberg der sich selbst als„Sparkommissar" be, zeichnend« Geschüsteführer Dr. Spiller gewirkt. Als erster verfiel dem Abbau der Buch. stellenleiter Wedderkopf, der so viel Courage aufbracht«, die Inter » essen der durch Stiehr geschröpften Bauern gegen die Großagrarier zu vertreten. Wie dieser Mann beseitigt wurde, dos wird noch besonder» ein Prozeß wegen Beleidigung und Verleumdung enchüllen, den Wedderkopf gegen«in« intrigierende Landbund grüß« angestrengt hat. Weiter wurden Kassierer. Verslchmmgsagen. ten und andere Angestellte mit zum Teil vierzehnt ägi> ger Kündigungsfrist entlassen. Einige weiter« An- gestellt« kehrten dem Landbundbureau feiwillig den Rücken. Nach dieser Eeneralveontgung dürft« der Liebling der Großagrarier, Herr Dr. Spiller, die Gewißheit hoben, daß nunmehr die paar noch vcr- bleihenden und neuen Angestellten kein« Neigung mehr haben, die Interessen der Bauern den Interessen der Groß- a g r a r i e r voranzustellen. In dieser Richtung herrscht also wieder „nationale Ordnung"! Etwa» anders steht es aber mit der Frage, wie die Bauern das schneidige Vorgehen des Herrn Dr. Spiller aufnehmen werden, so- weit sie nicht schon dem Landbund die weiter« Gefolgschaft versogt haben. I Einen Aufschluß darüber, daß die Bauernschaft nicht länger gewillt ist, sich vom Landbund als melkende Kuh behandeln zu lassen, gibt«in Rundschreiben des Pommerschen Landbundes (Kroisgruppe Greifenberg in Pommern) an f ä m t l ich e(!) Vuch- sdellenteilnehmer, das vom 3. Oktober 1924 datiert. Darin heißt es u. a.:
Helm Furtwängler . Rur meide er künftig di« Striche! Lieber«in kürzeres Programm, als Herzschnitte! Wie eine Perle, die man in einen Achatblock eingesetzt hat, wirkt demgegenüber dos bekannte Klavierkonzert /z-Dur von Mo- zart. Kein Geringerer als Artur Schnabel spielt« es, und es muß gesagt werden, daß das Zlndant« mindestens kaum je so herz- erquickend geklungen Hot; auch in den Ecksätzen war keine Roi« ohne Bedeutung, ohne daß man eine besonder« Akzentuierung gehört hätte. Vielleicht nur im Presto hätte man sich ein« innerlich be- schwingtere Darbietung denken können. Schnabel, der jetzt ganz wieder zu uns, zu Berlin und Deutschtand, zu gehören scheint. wurde außerordentlich gefeiert. Zu den Unbekannten gehört der Dirigent Artur Hart- mann. Man lernte ihn in seinem Konzert mit den Philhormo- nikern als einen leidlich sicheren, doch noch unpersönlichen Diri- genten kennen. Man möchte ilm allerdings lieber an einem an- deren Werk beurteile», als bei seiner eigenen Tondichtung für großes Orchester opus 19. Wenn der Zdarneval in Brasilien wirk- lich ein Gepräge hat, wie er in dieser sinfonischen Fantaste Hart- monns Klang wird, so versteht man in Brasilien nicht, Karneval zu feiern. Mit der einleitenden BolksmelodI« findet man sich ge- miß gern ob. obgleich sie reichlich ordinär klingt. Die Verarbeitung, die Dariationenreihe, die sich zudem noch mit berühmten Schumann- sehen Titeln zu schmücken weiß, ist ein« so plumpe, aller Erfindun- gen und Inspirationen auch im rein Orchestralen abholde Musik, daß man an dem Geschmack de- Mannes verzweifeln müßte, wenn er nicht bei Schumann, Mozart und Weber besser« Einsicht und größere Feinheit gezeigt hätte. Er begleitete Sabin« Meyen sehr geschickt. Diese jung« und für den Koloratur gefang außer- ordentlich begabte Künstlerin entfesselte mit der Arie der„Königin der Nacht" groß« Beifallsstürme. Wir haben dasselbe mit derselben Arie und mit derselben Künstlerin in den letzten Jahren schon so oft erlebt, daß wir sie biten möchten, endsich ihr Repertoire zu erweitern. Da sie großes Bllhnengeschick hat. so sollten die Opern- Häuser sich dies« Kraft zu sichern versuchen. Dieses stereotype Ariensingey von Stimmen, dze auf die Bühne gehören, Ist nicht dazu angetan, einen Künstler in sich zu festigen. Das Buxbaum-Ouartett mit Robert Pollack, an der ersten Geig« musiziert« außerordentlich fein und mit gesundem In- stinkt, technisch solide und ausdrucksgewandt. Das Streichquartett L-Dur von ZenVinsky wirkt in seiner modernistischen Berschroben- heit und mit seinen eigentümlichen Streicherklänaen überall dort, wo eine burleske oder groteske Stimmung getroffen werden soll. Leider bleibt dies« aufjermvsikalische Nuance auch dort bestehen, wo man von Bau und Inhalt eines Quartetts anderes verlangen sollt«. Andante und Allegro, Variation und Romanze verwirren, statt Sammlung zu geben, machen verdrießlich, statt glücklich. Ein überlanges Programm von Hans Baer ließ uns die Strawinskn-Tänze entgehen. So hörten wir mir Chopin , dessen Duft und sinnliche Geistmkeit dem jungen Pianisten nicht wefentich zu siegen scheint. Mit der guten und sogar brillanten Teehnik allein ist es hier nicht nemo cht. Uebrigens dürfte es ungewöhnlich sein, daß so bebannte Werke, wie Walzer von Chopin , nicht aus- wendig gespielt werden. Joseph Coleman geigt eine» der übsichen Programm«
.Nachdem«tu Pell uiilmi' IVMWBar«U nMI«taMk Hl bis zum 30. Juni 6. 3 fällig g-wrfeiwn vuchsteaendettrSg» b» , zahlt hat, so daß neben den Porlotosten iwch hohe Zinse» für die ausstehenden Forderungen erwachsen stnd, ist monneh» nach einem Beschluß der Buchst« llenkommission der anliegend««» rechnete Beitrag nebst Unkosten für Bücher ufto.»nler allen Um- ständen sofort und spätesten» di» zum 18. Oktober 19 2 4 hierher zu zahlen. Sollte da» Geld bi» zu diesem Zeitpunkt nlcht«ingegange» sein, so müssen wir zu unserem lebhasten Bedauern zo den äußer» sten Mitteln greisen und unter allen Umständen die Delträge us«. aus dem Zivilprozeßwege durch unseren Rechisanwalt einklagen. Es ist nicht angängig, daß ein Teil der Mitglieder durch unentwegtes Richtbezahlen ihrer bei uns entstandenen Schulden die pflichtbewußten Mitglieder schädigt und den Landbuud selbst schsießlich zugrunde richtet." Der Brief ist von dem„Sparkominlssar" Dr. Spiller wttev- schrieben. Di« Dauernschaft tut recht damit, den Herren„von" und „zu" ihr« Gefolgschaft zu kündigen und sich nicht mehr ol, Mittel zum Zweck von den Großagrariern gebrauchen zu lassen. Ter „stolze Bau" des Pommerschen Landbundes ist längst brüchig geworden und er wird völlig zusammenbrechen, wenn die Beiträge der Bauern und kleinen Landwirt« aufhören zu fließen. Di« Zustände in der Kveisgruppe Greifenberg !. P. sind keineswegs ohne Gegenstück in anderen Kreisen, Ueberall im Pommer- schen Landbund waltet der Abbau, besser Zusammenbruchs- k o m m i s s a r. E» paßt ganz in dreien Rahmen, wenn von der Kreisgruppe Greifenhagen berichtet wird, daß dort ebenfalls nicht nur Angestellt« entlassen, sondern weiter zur Ausmerzung des durch den Roggenschein-Rummel entstandenen Defizit» kürzlich Bureaueinrichtungen unter den Hammer kamen. Klubsessel, Schreibtische, Schreibmaschinen usw. wurden öffentlich versteigert. Auch hier weigern sich die zu oft schon genarrten Bauern die Kosten für die Landbundstreiche aufzubringen. Sekennt euch zur Republik! Eine Anstandspflicht der Beamte«. Wenn es sich in der Kaiser zeit ein Staatsbeamter herausgenommen hätte, an einer ontimonarchistischen Veran- staltung teilzunehmen, so hätte man ihm den Prozeß gemacht. Die Republik ist in diesem Punkt, wie in vielen anderen, viel duldsamer und hat den Beamten eine lange Schonzeit ge- währt. Aber wo das Staatsinteresse geschädigt wird, hört die Duldsamkeit auf. Es ist deshalb zu begrüßen, wenn daspreußischeJnne n m i n i st e r i u m dafür sorgt, daß über das Verhältnis zwischen Staatsbeamten und antirepubli- kanifchen Kundgebungen volle Klarheit geschaffen wird. In einer amtlichen Kundgebung des preußischen Jnnenmini- steriums heißt es: Wiederholt sind Beamte bei Vereinsfestlichketten, Gedenkfeiern, Verbandstagungen und ähnlichen Veranstaltungen, zu denen sie al» Bertreter ihrer Behörden entsandt waren, durch Entschließungen der Dersammeltcn, Bekenntnisse zum monarchistischen Gedanken, gemeinsamen Gesang verhetzender Lieder, Ergeben- heits- und Begrüßungstelegramm« und dergleichen in«ine Loge ver- setzt« worden, die sie in Widerspruch mit ihren Pflichten gegenüber der verfassungsmäßigen Staatsform zu setzen und in den Verdacht unangemessenen Verhalten, vor der Oeffentlichkeit zu brin- gen geeignet war. Zur Vermeidung derartiger Unzuträglichkeiten ersucht der Minister des Innern tn einer Berfüg.ung die ihm unterstellten Behörden der allgemeinen und der inneren Denval- tung. sich vor der Beteiligung an solchen Tagungen und dergleichen über den Charakter und mutmaßlichen Per» lauf der Veranstaltung eingehend zu vergewissern und sich nur in solchen Fällen zu beteiligen, In denen die Gewähr. be» steht, daß die erwähnten Möglichkeiten nicht zu gewärtigen sind. i Die Verfügung spricht Selbstverständliche, aus.. Es ist eine entehrende Lage für einen Beamten, dem Verdacht ausgesetzt zu sein, gegen eine Verfassung, auf die er den Eid geleistet hat. zu arbeiten. Allerdings, wenn man sieht, wie manche hohe Beamte des R e i ch e s diese ihre Pflicht auffassen, erkennt man, wie notwendig derartige Ver- fügungen stnd.
(Tart'mi, Mendelssohn und SalonstLcke). Er ist«in selbstbewußter, in den Griffen und im Strich sehr sicher« Spiel«, dem«in« Zu- kunft zu winken scheint. Ella Pancera bringt von ihr« Auslandstournä ein reiches, überreiches Programm mit, das von Prahms bis zu Rtemann. von Liszt bis Ravel reicht. Frau Pancera verbindet Eleganz und Kraft des Anschlags, sie weiß Uis in Stimmungsgedichten lagernde fein zu nuonieren, was sie besonders an dem japanischen Zyklus von Riomonn erwies. Auch für die Impression istik der Franzosen und ein« Gelegenheitsarbeit von Paul Ertel bringt st« den notwendigen delikaten Schwung auf. Auf ein sehr eigcnarsiges und für ein opus 1 sogar außer- ordentliches Streichquartett von Paul K le tz t i lverden wir das nächstemal im Zusanunenhang mit anderen Kompositionen des jungen Musikers eingehen.
Ver Urwald im Film. Die Natur und ihr unerschöpfliches Leben dem Menschen zu«schließen, wird immer ein« der schönsten Aufgaben des Films sein. Leider sind solche Film« n cht so populär wi« die sensationellen Spielsilm«, und so wird auf diesem Gebiete nicht gerade viel gcle'siet. Um so dankbar« muß man dah« erfolg- reichen Vorstößen sein, um so mehr, wenn st« uns den dun Neu ge- heimnisvollen Urwald in seiner phantastischen Romantik, mit feiner merkwürdigen Tier- und Pflanzenwelt vor Augen führen. Der Afrikareisende Hans Schomburgi hat im vorigen Jahr ein« Filmexpedition nach Liberia unternommen und mit Hilfe feines Operateurs Karl Lieberenz. der ein eigenes Verfahren zur Eni- wicklunq des Films an Ort und Stell« der Aufnahme eingeführt hat. zum erstenmal d e Wunder des Urwalds im Film festgehalten. Eine Vorführung in den Kammerlichtspielen oermiUell« un- die höchst interessant« Bekanntschaft damit, wobei der begleitende Vor- trog Schomburgks den Genuß erhöhte. Die Hauptstadt der freien Regerrepublik Liberia , Monrov a, der der Ausgangspunkt der Expedition ist, macht freilich«inep höchst merkwürdigen Eindruck. Der europäische Firnis ist hl« dick aufgetragen: ein Umzug der schwarzen Freimaurer im Bratenrock und ein« forsch gedrillte männlich? und weibliche Jugendwehr muten uns wenig afrikan'sch an. Aber einige Me'len tiefer ins Land hinein herrscht schon echtes Negerleben und statt europäischer Zivilisation umfänat uns der richtige Urwald. Wie hier gewandert wird, m't dem srfwialen Kanu auf den Flüssen, üb« Alfenbrücken und durch das D'ckicht, wird besonders anschaulich vorgeführt. Da» Tierleben wird m't der Kamera eingesangen. Im Gegensatz zu den meisten anderen tiermörderischen Expeditionen wurde' außer Krokodilen kein Ti« getötet. So belauschen wir di« nest«bauenden Webervögel, sehen die weißen Re'her. d'e wie seltsame große Blüten auf hrem Schlaf» bäume sitzen, Frische, die auf dem Lande wandern, Kletteraffen, die kühnste Snrünft? vollführen, zahlloses Wassergevögel, das stillhält bis zum letzten Augenblick, das selten« Zwergs ußpftrd, das un. heiml'chc Gewimmel der Treib«rame sen, die alle? ihnen In den Weg Kommend« vernichten, die Schimpanstn Susi, die jetzt im Zoologischen Garten mit anderen Tierarten das Andenken an die Expedit on wachhält, und vieles ander« wird un» vertraut. N cht wenig« int«- «ssont aber stnd die Bilder aus den Negerdörfern, die auch in die wirtschaftliche Tätigkeit(Kaffee-, Piassawagewmnung) Einbl cke ge-