Nr. 526 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Der Rechtsbruch des Paulsen- Abbaus.
Die gekränkte Stadtverordnetenmehrheit läßt die Sizung auffliegen.
eine einfache Berwaltungsmaßnahme,
In der Berliner Stadtverordnetenversammlung| Benede habe schon den Vorsitz in der Schuldeputation innegehabt, gab es wieder Krach. Gestern machten ihn nicht die Kommunisten, da lag es nahe, ihm, der aus dem höheren Schulwefen hervor sondern die Deutschestionalen. Mostowiter und Schwarzweißrote gegangen fei, dieses Dezernat zu übertragen. Dadurch wurde es stehen in diesem Punkt einander nicht nach. Bei der Besprechung möglich, Herrn Helmke das lange verwaiste Dezernat für das Fach der von der sozialdemokratischen Fraktion an den und Berufsschulwesen zu übertragen, wodurch zugleich die Ersparnis Magistrat gerichteten Anfrage wegen der Stellenfchie frage verlesen, antwortete Oberbürgermeister Böß: Es handelt sich einer Stelle erreicht wurde. Nachdem Genosse Dr. Weyl die Anbung Benede Helmfe stießen die Gegenfäße aufeinander. Oberbürgermeister Böß wollte Helmtes Abschiebung an das Fachschulwesen als einfache Verwaltungsmaßregel" hinstellen. Ihm erwiderte Genoffe Dr. Weyl, daß dabei die Berwaltung des Fach- ie eins für das höhere Schulwesen, das Fach- und Berufsschuldie aus der Sachlage gegeben war. Wir haben drei Schuldezernate, fchulwesens nicht gewinnen kann. Unser Redner zeigte den 3u wefen und das Gemeindeschulwesen. Da Herr Benede selbst höherer sammenhang mit dem Abbau des Oberstadtschul Schulbeamter ist und weil es fich nur um eine vorläufige rats Paulsen. Als er die Auffassung unterstrich, daß Paul Regelung handelt, war es leichter, ihm das höhere Schulwesen zu sens Abbou ein schamloser Rechtsbruch sei, erhoben übertragen, nicht so leicht, ihm das Fachschulwesen zu geben, weil Pfarrer Koch und seine Leute ein wütendes Geschrei. Genosse Bent er alle anderen Schuldezernate auch zu leiten hatte. Unter diesen fette ihnen auseinander, wieso der Abbau unseres Genossen Baulsen Umständen, da es sich hauptsächlich bloß um die Fortführung der gegen die Vorschriften der Abbauverordnung verstößt. Sie ließen laufenden Geschäfte handelte. hat es der Magistrat für fachlich noch den Oberbürgermeister antworten, dann aber forderten sie Ber - richtig gehalten, zu verfahren, wie er verfahren ist. Genosse Dr. tagung, weil die Versammlung durch den Vorwuf des schamlofen die Mitteilung, daß es sich um eine vorläufige Regelung Wenl: Das einzige Erfreuliche an der uns erteilten Antwort war Rechtsbruches beleidigt worden sei. Biele von ihnen hatten handelt. Wir kennen nun die„ sachlichen" Gründe, die der Maschon entrüstet" den Eaal verloffen, um Beschlußunfähigkeit herbeigistrat gehabt hat, aber sein Vorgehen hat draußen im Kreise der zuführen. Die Rechte brauchte den krach und war ent- Direktoren der höheren Lehranstalten und bei den fintsorientierten schlossen, ihn durchzusetzen. Der Vorsteher Genosse Saß schlug vor, politischen Parteien, die Demokraten einbegriffen, Aufsehen und Die Gizung zu unterbrechen, damit aus dem Stenogramm der Entrüsting erregt. Jedenfalls ist merkwürdig, daß diese Wortlaut der Ausführungen Weyls festgestellt werden könne. Herr umbesegung gegen den Willen von Heimte und Roch frakeelte, das sei ein unerhörtes Verfahren“. Schließlich ließ gefunden hat( hört! hört!); er befand sich damals in Urlaub. Eine ohne ihn davon vorher in Kenntnis zu legen, statt der Vorsteher über den Vertagungsantrag abstimmen und die solche Brüskierung eines Beamten, der sein Dezernat mit Umsicht Schreier um Roch hatten dann das Vergnügen, die Sigung in Be- und Erfolg geführt hat, fann unsere Billigung nicht finden; ein schlußunfähigkeit enden zu sehen. An diesem Streich be: folches Vorgehen der vorgelegten Behörde kann die Arbeitsfreudig teiligte sich fast die gesamte bürgerliche Mehrheit, auch das Zentrum; feit der Beamten nicht steigern. Dazu kommt aber noch, daß die nur die Demokraten machten nicht mit. Maßnahme gegen Helmie nur zu verstehen ist, wenn man sie in Berbindung bringt mit dem Abbau des Magistrats; fie steht in un mittelbarer Beziehung mit dem
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Der Vorsteher Genosse Haß gab zu Anfang der gestrigen Stadtverordnetensizung eine Anzahl von Dringlichkeitsanträgen und Anfragen bekannt. Der Antrag unserer Genoffen, die Reinigung des Schiller- Denkmals betreffend, wurde ohne Aussprache sofort angenommen, ebenso ein An= trag der Demokraten, den Magistrat zu ersuchen, in Sachen des Entwurfs einer neuen Verkehrsordnung keine Beschlüsse zu faffen, so lange nicht die städtischen Körperschaften nach Anhörung aller beteiligten Interessententreise ihre Entscheidung ge troffen haben. Auch ein Antrag der Deutschnationalen, den Magistrat um die unverzügliche Bereitstellung von Mitteln zu ersuchen, um die durch die Hochwasser am Rhein und Main Ge: schädigten zu unterstützen, fand feinen Widerspruch; die Ab. stimmung wurde verschoben. Unter den Anfragen befand sich eine der Kommunisten, die zu wissen wünschen, weshalb der von ihnen an Stelle von Dörr präsentierte Stolt noch immer nicht in den Auffichtsrat der Straßenbahn- Betriebs- 3. m. b. 5. berufen ist. Für den aus der Versammlung ausgeschiedenen Stadtv. Prenzzel ist Oberstudiendirektor Hildebrand( Dem.) eingetreten.
Der Fall Helmke- Benede.
Zur Verhandlung gelangte zunächst die Anfrage unferer Genossen vom Oktober:" Durch Beschluß des Magistrats ist der bisherige Dezernent für das höhere Schulwesen, Herr Magistratsoberschulrat Dr. Helmke, der im Berufsschulwesen noch nie tätig gewesen ist, gegen seinen Willen mit der Leitung des Berufs- und Fachschulwesens betraut worden; der Studienrat und unbesoldete Stadtrat Benede dagegen hat neben der Gesamtvertretung des Stadtschulrats und seinen sonstigen Dezernaten im besonderen die Leitung des höheren Schulwesens erhalten. Welche sachlichen Gründe haben diese Maßnahme veranlaßt?" Der Vorsteher verlas eine der Ver. fammlung hierzu vom Magistrat zugegangene Zuschrift, wonach durch den Abbau mehrerer Magistratsmitglieder eine neue Ver teilung der Dezernate notwendig geworden sei. Herr
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Der Mittelweg.
Bon Sir Philip Gibbs . Soweit fonnte Bertram ihnen nicht folgen. Er bestand schon darauf, daß Irland nur Recht auf Home Rule hatte, er glaubte noch an das Band zwischen den beiden Ländern. Auch England hatte sein Recht auf Sicherheit und Freiheit, aber das war unvereinbar mit einer irischen Republik an der Seite, welche ihm seine Verbindungen zur See abschneiden fonnte. Eine irische Republik wäre der Todesstreich für Englands alten historischen Stolz und sein innerstes Gefühl.
Christy lachte über dieses Argument. Englands alter historischer Stolz und seine innersten Gefühle werden über kurz oder lang einen gehörigen Stoß erleiden, mein Kind! Diese antilen Schäße fann es sich nicht mehr leisten. Es muß sehen, daß es mit den neuen Erfordernissen einer Welt, die durch diesen Besitz der alten Kaste zugrunde gerichtet worden war, Schritt halten kann. Das alles gehörte in die Rumpelfammer! Soich überlebter Unsinn mußte durch den Geist der Kameradschaft und des gefunden Menschenverstandes unter den Völkern ersetzt werden oder wir alle gehen zugrunde. Es darf nicht mehr heißen: My country, right or wrong", auch nicht: Für Kaiser und Baterland", sondern einzig und allein: Im Dienste der menschlichen Familie!"
Ich aber glaube an Patriotismus," beharrte Bertram, und dieses Glaubensbekenntnis. das er in Joyces Kreisen nie hätte laut werden lassen, weil es so selbstverständlich war wie die Luft, die man atmete, schien hier Christy und seine Freunde zu verwundern und zu belustigen.
,, Patriotismus ist der Fluch des Menschengeschlechtes gewesen von jeher!" sagte Henry Carvell, der bekannte Kriegsberichterstatter, der mehr vom Kriege gesehen hatte als sonst jemand in ganz England. Er war ein robust gebauter, breit Schultriger Mann mit weißem Haar und frischem Geficht. Er sprach mit lächelnder Berachtung von Bertrams Einfalt oder Unwissenheit. Patriotismus ist nur ein Ueberreft der alten Stammrivalität, dieses Ersatzes für die Höhlenmenschenmoral, als noch jeder Orang- Utang sein eigenes Lager und seine Weiber gegen alle anderen derselben Art verteidigte. Ich habe gesehen, wie solch Patriotismus: Ich bin stärker als du, dies ist mein Gebiet, sich als Blutvergießen und Brutalität vom Zambesi bis an den Rhein ausgewirft hat."
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Dagegen protestierte Bertram mit Heftigkeit. Hierin bin ich aber ganz anderer Ansicht. Wenn Sie den Patriotis
( Unruhe rechts.) Meine politischen Freunde betrachten diesen AbAbbau des Stadtschulrats Paulsen. bau als einen schamlosen Rechtsbruch.( Großer Lärm rechts und Rufe: Zur Ordnung! Der Lärm dauert an.)... ich wiederhole: Bevölkerung halten diesen Abbau für einen schamlosen RechtsMeine politischen Freunde und darüber hinaus weite Kreise der bruch!( Erneute große Erregung und Lärm rechts; stürmische Rufe: Zur Ordnung! Zur Ordnung! Vorsteher Genosse Haß: Der Redner hat kein Mitglied der Versammlung gemeint; ich habe keine Veranlassung zu einem Ordnungsruf. Lärmender Widerspruch rechts; Rufe: Unverschämtheit! Die meisten Mitglieder der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei verlassen den Saal.) Nach der Erklärung des Staatsministeriums darf der 2 b- bau eines Beamten auf Grund der Personalabbauverordnung nur erfolgen, wenn dadurch in dem Betriebe unmittelbar oder mittelbar eine Stelle erspart wird. hoben die, die den Abbau Paulsens gar nicht rasch genug betreiben fonnten, ganz außer acht gelassen. Und da hat man sich wohl überlegt, wie diese Maßregel mit dem Staatsministerialbeschluß in Einlang zu bringen wäre. Und so hat man das Rätsel gelöst, indem man Helmfe, den Altphilologen und Humanisten, zum Fachschulwefen tat, dem er fremd ist, und Herrn
Benecke, den Liebling der Götter und des Oberbürgermeisters, auf den Posten für das höhere Schulmesen beförderte; damit war auch die Stelle eines Obermagistratsschulrats erspart. Maßnahme erscheint uns als eine Maßregelung. Auch Diese sonst ist hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen; zuerst wurde berichtet, daß der Magistrat seinen Beschluß einstimmig gefaßt habe; dann aber mußte berichtigt werden, daß die sozialiftischen Mitglieder dagegen gestimmt hatten. Oberbürgermeister Böß: Die vom Borredner geübte Kritik ist sachlich unbegründet. Es handelt sich eben nur um eine vorläufige Regelung, die Frage der Ersparnis spricht hier noch gar nicht definitiv mit. Dem Ma
mus ableugnen, so streichen Sie damit die menschliche Natur und einen ihrer stärksten Triebe aus."
,, Ich leugne sein Vorhandenseir durchaus nicht ab", ermiderte Henry Carvell etwas ungeduldig ,,, ich flage ihn an! Was für eine Tugend sehen Sie in ihm?"
,, Die Liebe zu allen uns so vertrauten Dingen im Leben. Treue halten den Ideen seines eigenen Volkes, seinen Ehr begriffen usw. Für all dieses werden die Menschen noch immer im legten Graben sterben."
,, Warum denn sterben?" fragte Christy lächelnd. ,, Warum überhaupt in Gräben friechen? Warum nicht lieber die Sachen mit den anderen besprechen, deren Ideen höchst wahr scheinlich genau die gleichen sind?"
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,, Gewiß," stimmte Henry Carvell bei. Leider ist jede nationale Erziehung-ob in einem afrikanischen Stamme oder einem europäischen Staate nichts als die Suggestion für primitive Gemüter daß nur ihre Gemeinschaft, einzig in der Welt, den wahren Glauben befizt. Die Stammesfitte wird zum einzigen Ehrbegriff. Und mit mörderischem Missionärseifer muß dieser Glaube der anderen Menschheit aufgezwungen werden. Sei es deutsche ,, Kultur", britische„ Gerechtigteit", französische Freiheit", oder sonst etwas. Britische Gerechtigkeit ist etwas sehr Gutes," sagte Bertram ,,, wir glauben an ehrliches ,, Spiel."
,, Auch in Irland?" fragte Christy, und Bertram schwieg. Nein immerhin, seit ungezählten Jahrhunderten hatte die britische Gerechtigkeit in Irland so ziemlich versagt. Und seit dem Kriege war sie völlig in den Schmutz gezerrt worden. Diese Unterhaltungen bei Christy hatten Bertrams ganze Lebensanschauung gewandelt, ihn immer weiter von Joyces Standpunkt und dem ihrer Freunde abgezogen.
Alle diese Männer aus den verschiedensten Berufen unter fchieden sich von einander in tausenderlei Art, waren sich nie einig über Einzelheiten, hatten endlose Auseinandersetzungen über Worte, Zitate, Ideen und Tatsachen. Aber Bertram, als Outsider und jünger als sie, schien doch in ihnen allen so etwas wie einen Generalnenner für ihre Charaktere und Eigenschaften zu entdecken.
Was verband denn diese Männer mit so unsichtbaren Fäden? Kein Parteiglaube, denn manche nannten sich Liberale, andere Sozialisten, wieder andere Individualisten und andere lehnten jede Bezeichnung ab. Auch kein Kastengeist, denn sie gehörten durch Geburt und Erziehung ganz verschiedenen Schichten des englischen Lebens an.
Eine seltsam gemischte Menge! Was also zog sie zu
Freitag, 7. November 1924
gistrat hat es durchaus ferngelegen, in die lediglich der Kompetenz der Versammlung unterstehende Abbaufrage einzugreifen; es handelt fich um eine einfache Verwaltungsmaßnahme, die eine vorläufige Ersparung herbeiführen soll. Herrn Helmke, der nicht in Berlin war, ist von der Absicht dieser Umbesetzung Mitteilung gemacht worden, denn auch den Schein einer Maßregelung hat der Magistrat vermeiden wollen. Die Maßnahme hat mit Politik gar pflichtung, jedem zum Munde zu reden; ich versichere, daß sich die nichts zu tun.( Lachen und Zurufe links.) Ich habe nicht die VerDinge, wie angegeben, zugetragen haben. Kirchner( Dnat.): Dr. Weyl hat die ganze Versammlung beleidigt. Der Vorsteher hat ihn nicht gerügt. Wir beantragen Bertagung. Der Vor te her bittet, diesen Antrag etwas zurückzustellen, bis er das bezweifelt die Beschlußfähigkeit. Stoch( Dnat.): Das Vorgehen des Stenogramm der Weŋlschen Rede eingesehen habe. Borstehers ist unerhört. Wir können seiner Bitte nicht entsprechen. Durch Auszählung wird die Beschlußunfähigkeit festgeftelt. Woche fällt der Wahlbewegung und des Parteitages der Deutschen Die Sigung muß abgebrochen werden. In der nächsten Volkspartei wegen die Sitzung aus.
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Die neuen Reichsmarknoten. Besichtigung der ersten Probedrucke.
Kirchner
In etwa zehn Tagen werden die ersten Noten der neuorgani fierten Reichsbank richtige", d. h. goldgedeckte Banknoten, in den Verkehr gelangen. Die Scheine über 10, 20, 50 und 100 Reichsmart sind im Druck; Proben davon wurden gestern der Presse vorgelegt. Im Notendruck hat ja die Reichsbank während der Inflation außerordentlich viele Erfahrungen sammein können. Die neuen Kennzeichnung des Wertes vor allem mit einer ganzen Reihe finden. Sie sind handlich, in mattgetönten Farben, bei deutlicher Scheine dürften auch im allgemeinen den Beifall des Publikums von Schuhmertmalen gegen Fälschungen versehen. Unerfindlich jedoch ist, warum auch die neue Reichsbank wieder auf Holbein den Jüngeren zurüdgreift und seine Porträts auf die neuen Scheine druckt. Die Noten der Vorkriegszeit waren wenigstens insofern aftuell, als sie im Wasserzeichen den Kopf des Monarchen trugen. Etwas mehr an Röpfen" aufzubringen, dazu dürfte die Republik doch wohl imstande sein.
Mit besonderem Nachdrud betonte ein Vertreter des Reichsbankdirettoriums, daß in den neuen Satzungen der Reichsbant jede Gewähr gegen ein Sinken der Technik, die bei der neuen Note angewandt wurde, machte Direktor Reichsmart gegeben sei. Interessante Ausführungen über die Helmberger von der Reichsdruckerei. Das rasche Tempo, in dem die Scheine hergestellt werden müssen, machte es notwendig, auf den Buchdrud zurückzugreifen, obgleich der Kupferstich eine größere Garantie gegen Fälschungen biete. Auf die Gefahr, daß Falsifikate entstehen, muß man sich in Deutschland besonders deshalb einstellen, weil während der Inflation fast das ganze Buchdruckgewerbe Notendruckaufträge hatte, die Kenntnis von Notenfabrikation also weit verbreitet ist. Die Entwicklung der graphischen Technik und der Photographie verbot es, die Scheine in einfachen, grellen Farben auszuführen. Es ist z. B. heute schon möglich, auf photographischem Wege den blauen Hundertmarkschein aus der Vorfriegszeit ohne irgendwelche weitere Technik nachzuahmen. Daher wählte man jetzt diese matten, irisierenden Farben der neuen Scheine, deren Grundton Fünfziger Lila und beim Hunderter Blau ist. Der Tausender, der beim Zehner Blaugrün, beim Zwanziger Gelbbraun, beim erst später in Verkehr kommen soll, wird wie vor dem Kriege braun aussehen. Daneben trägt die Vorderseite die Inschrift„ Reichsbanknote... Zehn Reichsmart... Ausgegeben auf Grund des Bankgesetzes vom 30. August 1924... Berlin, den 11. Oktober 1924" Rückseite der Scheine zeigt ein feinzergliedertes Guillochen- Wert, und Unterschriften und Stempel des Reichsbanfdirektoriums. Die ineinander übergehende und ineinander verschlungene Kreise, die in einem schwer nachahmbaren System verflochten sind. Das Papier ist aus reiner Gespinstfaser, nämlich aus der besonders wertvollen Ramiefaser unter Zusatz von Leinen hergestellt und sehr haltbar. Alle Scheine haben auf der Vorderseite einen Auftrag von Faser. Ueber die ganze Fläche der Scheine läuft ein Wasserzeichen, das im Bogen das Wort Reichsbant" zeigt und darunter den heraldischen
einander und flößte ihnen diese gemeinsame Art und das gemeinsame Ziel ein?
Bertram glaubte des Rätsels Lösung in dem Worte Toleranz" gefunden zu haben. Diefe Leute waren in dem, was andere Menschen entzweit, Religion, Raffe, sozialer Umgebung, wundersam tolerant. Sie fannten feinen Rassenhaß. Bu einer Zeit, als das englische Volt, besonders die Frauen, das Feuer des Hasses schürten gegen die Hunnen", die solche Todesqualen über die Welt gebracht hatten, bezeichneten Christys Freunde den Frieden von Versailles als einen Schimpf wegen seiner harten Bedingungen für den geschlagenen Feind und wüteten gegen die Fortsetzung der Blockade, welche die Deutschen gezwungen hatte, die Demütigungen und Ungerechtigkeiten dieses Friedens hinzunehmen.
,, Das ist etwas Neues in unserem Ehrenfoder," sagte Henry Carvell ,,, gegen Frauen und Kinder Krieg zu führen." Er und seine Freunde glaubten sogar, daß das deutsche Volk durch eine großmütige Behandlung veranlaßt werden könnte, seinen Militarismus aufzugeben und sich mit einer friedlichen Demokratie in Europa zu verbinden.
Es gab Zeiten, wo sich Bertram bei solchen Reden unbehaglich fühlte, ja sich fast als Verräter vorfam. Diese Leute waren ja zu tolerant. Sie schienen manchmal für die Leiden des deutschen Boltes empfindlicher zu sein als für das Opfer ihres eigenen. Er stritt deswegen mit ihnen und wurde jebesmal geschlagen, weil er vor ihrem Begriff von Ritterlichkeit, ihrem Glauben an den gemeinen Mann", ihrem Vertrauen in den endlichen Sieg der Vernunft einer gebildeten Demofratie, ihrem Haß gegen jede Grausamkeit die Waffen strecken mußte.
Nein, Toleranz war nicht das bindende Glied zwischen diesen Männern, denn sie waren leidenschaftlich intolerant gegen Unwissenheit und Dummheit an hoher Stelle. Was sie aber alle zu verbinden schien, war der Haß gegen die Grausamkeit, die an den Geringen dieser Welt, Männern, Frauen und Kindern, an primitiven Raffen, ja sogar an Tieren begangen wurde. Sie waren Pazifisten durch Instinkt und Erziehung, glaubten mehr an die Macht des Geistes als an physische Kraft, mehr an Freiheit als an Unterdrückung, mehr an Selbstbestimmung als an Disziplin.
,, Disziplin ist der Tod," sagte Christy, und als Bertram dieses Wort für eine Lästerung erklärte, gab er schließlich zu, daß Selbstdisziplin", auf gegenseitiges Verständnis und freien Willen begründet, etwas Notwendiges sei, aber jede ,, äußere" Autorität verwarf er. ( Fortsetzung folgt.)