Einzelbild herunterladen
 

T

welche vor Jahrzehnten einmal gemacht wurden. Für die Ein-| stellung der Soizaldemokratie zur Landwirtschaft sind nun diese Theorien der Vortriegszeit nicht maßgebend, sondern das, was die Partei seit der Revolution für die unteren Schichten der Landbevölkerung getan hat, und in dieser Be­ziehung fann gefagt werden, daß gerade die Sozialdemokratie an der Spize derjenigen Parteien steht, welche fich für die Interessen der Bodenbearbeiter gegenüber den Grundeigen tümern eingesetzt hat.

um so zu verhüten, daß so viele fleinbäuerliche Stimmen für| die Deutschnationalen abgegeben werden. Westlich der Elbe wird die Deutschnationale Volkspartei sowohl in den Städten mie auch auf dem Lande bei den kommenden Wahlen erheb fiche Stimmenverluste erleiden, weil hier die unteren Schichten der Bevölkerung nicht so geistig rückständig find wie im Often und infolge befferer Aufklärung das standalöse Berhalten der Deutschnationalen in den letzten Monaten zu würdigen wissen. Im Often Deutschlands wird es weit schwieriger sein, die geistig rückständige Landbevölkerung den Deutschnationalen Es ist mir flar, daß die Sozialdemokratie in der gegen abspenstig zu machen. Hier stehen vor allen Dingen den wärtigen Zeit nicht im Sturm die Herzen der Landbevölfe Deutschnationalen der gewaltige Apparat des Landrung wiedergewinnen wird, sondern daß planmäßige Agi­bundes und auch die großen Geldmittel der Junker zur tationsarbeit auf der einen Seite und Eintreten für die Be Berfügung. lange der Bodenbearbeiter in den Parlamenten auf der anderen Seite schrittweise zu dem Ziele führen werben, melchem mir bereits in Dänemarf erheblich nähergekommen find, nämlich die Berbindung der Arbeit in Stadt und Land zum gemeinsamen Kampfe gegen Reaktion und brutalen Befigegoismus.

Für die Kleinbauern hatte man am 4. Mai mie auch bei dieser Wahl die ausgezeichnete Wahlparole der Schutzölle. Der einfache Mann auf dem Lande ist natürlich viel leichter davon zu überzeugen, daß durch den Schutzzoll das Fleisch non 30 auf 60 Pf. pro Pfund steigt, als wenn man den Ber fuch macht, ihm mit den Theorien von Professor Sering die noltswirtschaftliche Schädlichkeit der Zollvorlage flarzumachen. Die Agitation der Deutschnationalen auf dem Lande ist ganz auf die Gefühle der Leute zugeschnitten. Was man tat­fächlich im Reichstage in wirtschaftlicher Beziehung für den Kleinbauernstand tun will, darüber schweigt man sich be­zeichnenderweise aus. Vor allen Dingen werden acht schuß und das Siedlungsgefeß von den Deutschnatio­nalen auf ihren Bersammlungen und in ihren Flugblättern niemals ermähnt; denn was alle Landbedürftigen haben möchten, Land, das tönnen und wollen ihnen die Deutsch nationalen nicht versprechen, und hier muß die Agitation der Sozialdemokratie einsetzen.

Es muß den Landbedürftigen gefagt werden, daß die Sozialdemokratische Partei sich vor zwei Jahren mit aller Energie für die Bachtschuhordnung im Reichstage eingesetzt hat, daß wir im Rahmen der Reichsverfassung ein neues Bodenrecht anstreben und das Siedlungs. gesetz im Sinne der Landlosen und Landbedürftigen durch führen und verbessern wollen. Agrarreformen wie sie in Ruß land, Rumänien und Litauen durchgeführt wurden, lehnen mir in bem mirtschaftlich hoch entwickelten Deutschland ab. Defto mehr wollen mir aber für rigorose Durchführung einer planmäßigen Giedlung eintreten und die Bächter gegen Entziehung des Landes und wirtschaftlich nicht gerecht fertigte Bachipreise schützen. Auch in der Steuerfrage fönnen wir die Stimmen der Kleinbauern gewinnen, indem roir für eine einheitliche gleichmäßige Besteue rung von Groß- und Kleinbetrieb eintreten und die Buch führungskünfte der Landbündler als Grundlage der landwirt Ichaftlichen Besteuerung ein für allemal ablehnen.

Die Grundlage aller menschlichen und tierischen Ernährung bildet in Deutschland das Getreide. Von diesem Gesichts­punkte aus muß eine Stabilisierung der Getreide. preise angestrebt werden. Dies liegt Jowohl im Intereffe der Erzeuger wie auch der Berbraucher. Der Landwirt braucht einen festen Getreidepreis, um Produktionspolitik auf lange Sicht treiben zu fönnen und der Verbraucher einen stabilen Brotpreis, um entsprechend seine Lohnforderungen zu stellen. In diesem Jahre foftete der Roggen pro Zentner im März 6 M. und im Oktober 12,50 m. an der Berliner Börse . Solche Breisspannen nüßen selbstverständlich Großhandel und Schiebertum zur Bereicherung aus, den Schaden davon hat die Gesamtheit und vor allen Dingen auch der Landwirt, der da burch gezwungen wird, ebenfalls zu spekulieren und zu ichieben. Die 3ollvorlage der Reichsregierung, welche die Borfriegszölle schematisch wieder einführen will, gewährleistet die notwendige Stabilisierung der Getreidepreise nicht und ist deswegen abzulehnen.

Immer wieder versuchen es unsere Gegner auf dem Bande, die Landwirtschaftsfeindlichkeit der Sozialdemokratie Damit zu beweisen, daß sie Beschlüsse zitieren, welche von Barteitagen der Borkriegszeit gefaßt oder Aeußerungen füh render Persönlichkeiten der Gozialdemokratie wiedergeben,

Arbeiter, Parteigenossen, Republikaner!

Der Wahlkampf tobt auf der ganzen Linie und die Feinde der Republif machen die größten Anstrengungen, um das Volk zu über­fölpeln. Um dies zu verhindern, dürfen wir Ihnen in der Agitation auch in der Provinz Brandenburg nicht zurüdstehen. müssen ihnen überall und bei jeder Gelegenheit träftig entgegen treten. Dazu bedarf es großer Mittel. Deshalb fordern wir jeden Republifaner und vor allem jeden Parteigenoffen auf, nicht eng­herzig zu sein und zu geben was in feinen Kräften steht. Schidt freiwillige Beiträge an den Kassierer der Bezirksorgani. fation Brandenburg, den Genoffen Richard Schmidt, Berlin S. 68, Lindenstr. 3( Postichedfonto 86 773) ein. Die Bezirtsleitung.

"

Jch hatte....

Ich

Hergt als Kamerad a. D.

Erzellenz Hergt hat am Freitag die Gnade gehabt, die Fahne einer deutschnationalen Arbeiter" gruppe in Charlotten burg zu weihen. Dabei hat er, wenn man dem Bericht der Ill. glauben darf, fich allerhand Scherze über die Bedeutung der Reichsfarben Schwarz- Rot- Gold geleistet und schließlich auch einiges über die Arbeiterfrage gesagt:

Die Stellung der Partei zu den Arbeitern sei in den Worben gegeben Ich hatt einen Kameraden" und in gleichem Schritt und Tritt".

Das ist fast so schön wie jenes andere Wort Hergts: Ich möchte beinahe sagen: Hier stehe ich...!" In Wirklichkeit hatten" die Kriegstreiber einftmals Arbeiterkameraden. Sie haben sie schmählich verraten. Sie haben ihnen den Achtstundentag zu rauben gesucht, sie wollen ihnen durch Sch u 33511e bte ohnehin erbarmungs­würdigen Einkommen noch weiter schmälern, so daß sich die Zunahme ihres Wohlstandes mit der Berelendung der Kame raden Arbeiter" tatsächlich in gleichem Schritt und Tritt" bewegt! Exzellenz weiß für die sogenannten Arbeiter im deutschnationalen Lager immer die richtig verschwammene Losung zu finden!

Zurück zur Sozialdemokratie!

Der Wahlkampf im Rheinland .

Söln, 15. November.( Eigener Drahtbericht.) Die Wahltätigkeit in der oberen Rheinproping hat nunmehr in allen Gebieten tat träftig eingefeßt. Im Gegensatz zu der Wahlperiode im Frühjahr find die sozialistischen Wahlversammlungen maffenhaft befucht Die Stimmung ist überall vorzüglich. Ein besonders beachtens merter Umschmung ist bei dem lintsrheinischen Braunfohlengebiet festzustellen. Dort war bekanntlich durch den verlorengegangenen Streit im Jahre 1923 die Arbeiterschaft zeitweilig fehr start radi

Pafifiert morben. Unter den Radmehen biefer verlorenen Streits murde auch noch die Wahlschlacht für die Maimahl geschlagen. Wie aus den verschiede ten Versammlungen, die bisher im linksrheinischen Brauntohlengebiet stattfanden, übereinstimmend mitgeteilt wird, ist dort die Stimmung sehr zugunsten der Sozialbemo. tratie ausgeschlagen. In diesen massenhaft besuchten Ver fammlungen haben fommunistische Führer, die noch während des leßten Streits in der kommunistische 1 Bartei eine her. vorragende Rolle spielten, ihren Hebertritt zur alter Sozialdemokratie erflärt und betont, daß ihnen wie tau fenden von Arbeitern von der radikalen Phrasenpolitik der Kommunisten die Augen geöffnet worden seien. Besonders betonten diese zur Sozialdemokratie Zurüdgefehrten, daß in der Reihen der fommunistischen Arbeiterschost sehr wenig Berständnis für die Haltung der fommunistischen Partei in der Frage der Er­füllungspolitit vorhanden sei. Gerade im Rheinland , das unter den Folgen der Befagung und unter den Ausweisungen im Jahre 1923 start litt, empfinde man in fommunistischen Kreisen immer stärfer, wie falsch die Politik der Partei in der Frage des Londoner Abkommens gewesen sei. Benn heute die Ausgewiesenen, unter denen sich eine ganze Reihe von Arbeitern befanden, die früher in ber fommunistischen Bartei mitgearbeitet hatten, wieder in die Heimat zurüctehren to unben, bann sei das ein Erfolg ber deutschen Sozialdemokratte und ihrer Politik der Er füllung. Wenn nicht alle Anzeichen täuschen, wird der 7. Dezember auch im fintsrheinischen Braunkohlengebiet und in der ganzen oberen Rheinproving der Spruch, den die Wählermassen am 4. Mai ge­fällt haben, start zugunsten der Sozialdemokratie torrigieren,

Hauptmann an die Demokraten.

Die Demokratische Partei in Anhalt hatte den Didier Gerhart hauptmann zum Donnerstag als Redner in den veranstalteter vaterländischen Abend in Dessau eingeladen. Hauptmann, der zur geit in 2ugano meilt, sollte von dort mit einem Juntersflugzeug abgeholt werden. Er mußte dieses Berlangen jedoch zu feinem eigenen Bebauern ablehnen. In einem Brief, den er an der Bürgermeister von Dessau , den Demokraten Hesse, richtet und in dem er seine Absage begründet, läßt er gleichzeitig durchbliden, auf welcher Seite er zu finden ist, wenn jemals der Kampf zwischen Besitz und Arbeitnehmerschaft in die Formel Bürgerblod gefaßt merder follte. Hauptmann fagt:

Ich stehe dort, wo die artburgjugend, mo Frik neuter und wo, mit seinen legten Gedanken Bismard geftande 1 hat. Ich stehe unter benen, bie belehrbar sind und die aus dem überaus grauenvollen, vergangenne Kriegsereignissen eine Lehre ge zogen haben. Unter denen, die eher, je lieber, den ganzen Jammer erneuern wollen oder unter denen, die ihn vergessen haben, stehe ich nicht. Freilich habe ich auch mit jenen nichts gemein, die in aller Ewigkeit den Budel geduldig hinhalten wollen.

Bohin haben die Butschereien der Heißfporne unser Bolf in den letzten Jahren geführt? Dorthin, wo ein weiterer Schatt es in den Abgrund gestürzt hätte. Nein, der Genesende braucht Schonung und Ruhe und ich bin gewiß, daß unser Bolk, unser Land augenblidlich ein genesendes ist.. Die joge. nannten Deutschnationalen föntten viel zum ineren Frieden beitragen, wenn sie endlich davon abstünden, die weit über. wiege de Mehrzahl ihrer nationa gesinnten deutschen Mitbürger allein schon dadurch zu degrabieren, daß sie sich deutsch­national" nennen.

Stresemanns Charakter.

Eine staatsanwaltliche Klage.

Köln , 15. November.( Eigener Drahtbericht.) Gegen den ver antwortlichen Rebafteur unseres Kölner Parteiblattes der Rhei nischen Zeitung", den Genossen Rebatteur Trim born, ist von der Kölner Staatsanwaltschaft ein Offizialverfahren eingeleitet morden, meil er durch einen Artikel, in dem die Politik des Herrn Reichsaußenministers Stresemann als caratterlos zeichnet murde, Herri Stresemann beleidigt haben soll. Auf den Ausgang dieses Prozesses, der für die politische Tätigkeit des wond. Lungsfähigen Herrn Stresemann allerlei Interessantes bringen wird, darf die Deffentlichkeit mit Recht gespannt sein.

bea

blinden Frau in buntler Rammer, vier Treppen hoch im Hinterhaus, ich

Othello " im Deutschen Theater.& ift ein mohlgenährter, jo, in Hüften und Müdenforijah wurde in der Bertraute Schuft. Er

Drei Künstler fordern Ruhm und Prüfung heraus: Franziska Si 13, bia Desdemona, Friz Kortner, der Othello , als Jago, Walter Frand

Soriner ist ein hochbegabter Schauspieler, aber ein Roman #ter, ber nicht in die Rolle hineinfriechen, sondern feit eige.tes Temperament in ber Rolle austoben möchte. Muß er wirkliche Bestien, wie etwa den Shakespearefchen Caliban, oder einen richtigen, tolen, langschwänzigen Teufel von Grabbescher Erfindung spielen, dann überrascht er durch die Menschlichkeit, die er ben Untieren einflößt. Soll er aber ein Mensch sein, ganz von Leiden heimgesucht, wie etwa bas elende Frauenopfer Macbeth oder der früppel Set­mann in der Größenwahatragödie Hidalla", dann macht er aus der erfnidten Kreatur ftets ein allzu viehisches Wesen. Er bann eben richt die Grenzen halten. Als Othello steht er mitten zwischen der Bestie und dem Menschen. Es spricht zu seinen Gunften, daß er mehr zum Menschen hinüberneigt. So ist das Erfreulichste an diesem Mohren, daß er ihn weder in Kleidung noch im Ton und Bemegungen mit erotischem Buschtlepperprunt ausstattet. Dieser renezianische General wird durch Kartner zu einem geraden, auf richtigen und bebauernswerten Mann, der durch allzu große Leicht fertigkeit im Berfehr mit verdammten Ohrenbläsern zu einem Mörder und Tollhäusler wird. Alles Liebenswürdige verrät sich, wenn dieser Othello um Desdemona wirbt. Man glaubt ihm eher, daß er äbchenherzen gewinnen fan als Seeschlachten gegen die Türfen. Bielleicht gewann er darum gerade die süße Desdemona. Denn wäre er ein Feldherr von heroischem Vollblut gewesen, dann hätte er sich wahrscheinlich nicht durch das liebe Antlig ber Desdemona um feinen Verstand bringen lassen. Shakespeare muß das gewußt haben. Othello ist nur ein Liebhaber, er ist gar fein Held. Die Tragit Desdemonas liegt darin, daß fie in Othello den Groß­admiral von Venedig fehen und umarmen mollte. Fräulein Kinz mollie gar nicht, daß Othello sich vor ihr fürchte. Sie ist ein inniges Temperament. Begegnete man ihr in modernen Rollen, dann er­quidie ihre Munterfeit. Man fragte sich, ob auch ihre Tränen echt frin mürden Nun, die Tränen dieser Desdemona quellen vor­fäufig noch aus Bornen, die etwas theatralisch zu erschließen find. Fräulein Kinz wagt es noch nicht recht, in die Tragit geradeaus hineinzugehen. Ihre Baghaftigkeit erzeugt aber Weinerlichkeit. Der Busammenbruch ihres Glides geschieht nicht so, daß ein stattliches Menschenfind bahingeht, sondern nur ein wimmerndes Büppchen. Ene folde Desdemona gewinnt eher die Teilnahme der Psychiater a's der Kunstfreunde. Dieser Erfolg wurde aber vom Tragiter

nicht beabsichtigt.

Kerr Frand braucht sich nur im Kreise herumzudrehen, und man merkt, daß ihm das Intrigante trödklein gut figt. Seit einem

Jahrzehnt spielt man den Hallunden Jago nicht mehr als mageren schon gepolsterter Schuft. Der geniale Schwede Forsell hat diese manier begründet. So wird dem biffigsten und niederträchtigsten Lügner der Weltliteratur viel von seiner Gemeinheit genommen. Natürlich wird er noch nicht unschuldiger badurch, daß er eit wenig wie ein Clown wirft. Der pfiffige Jago wird immer die schred. lichste Ausgeburt des Shakespearefchen Gehirnes sein. Sollte Shale fpeare, der Hoffchauspieler ihrer britischen Majestät, den sie wegen Wildbieberei einmal ins Loch stedten, und der unter einer Here von Cheweib litt, wirklich folden Ausbund von Zuchthaustüchtigkeit wie diesen Bago gefannt haben? Dann ist Shakespeare ja bas un feligste Genie gewesen, das alle Jahrhunderte zur Welt brachten Mag Hochdorf.

meg!"

-

Heinrich Zilles Lebenslauf.

Wer als Mitglied in die Berliner Afademie der Stünfte gewählt wird, muß einen Lebenslauf einreichen. So befigt die Akademie eine Sammlung von Selbstbiographien ihrer Künftier. In diesem Jahre worden. Den Lebenslauf, den er als Neugewählter daraufhin der ist nun Heinrich Zille von seinen Kollegen für atademiereif erachtet Akademie einreichte, veröffentlicht jetzt Runst und Künstler". Bille schreibt da: 1872 lernte idy Lithograph und ging die Woche zweimal abends in den Unterricht zum alien guten Professor Hosemann in die Kunstschule, die damals in der Akademie war, ebenso zweimal die Woche zum Professor Domschte, Anatomie, der sehr grob mar und die vollste Klasse hatte: Menn Se noch nich mehr fenn', dann ezen Se sich mit ihr Brett uff die Treppe un nehmen nich hier die hoffnungsvollen Jünglinge, die bald nach Italien wollen, den Blaz aber die Klaffe war übervoll, die jungen Beute freuten fich über den alten Herrn, ber so wie der olle Schadow sprechen fcute. Der alte Hosemann ließ mich in feiner Wohnung, Luisen. ftraße, am Neuen Tor, ganz gern feine Sfizzen und Zeichnungen ansehen und auch abmalen, lagte aber: Gehen Sie lieber auf bie Straße raus, ins Freie, becbachten Sie felbft, das ist besser als nachmachen." Es ist nich: gerade heiteres, von wenig Sonne er helltes Feld, das ich mir wählte: der fünfte Stand, die Bergessenen! is tind bei En behrungen aller Art aufgewachsen, machten die Hogarth chen Stiche, die ich als Junge in den Pfennigmagazinen entbedte, großen Eindrud auf mich; id verglich den Inhalt der Bilder mit dem Leben, dos ich um mich sah. Mein Vater war der älteste Infasse des Schuldgefängnisses, ben die Gläubiger schon jahre lang fefthielten, bis das Gefch über die Wechselhaft" fiel. Aus buntem Tuch und Pelzresten verstand Mutter Schweinchen, Hunde, Razen, Mäuse ufm. plastisch darzustellen, wobei die Schwester und ich bis in die Nacht hinein halfen. Dann wurden die Tierchen auf ausgezadte Zuchläppchen genäht und gingen als Tintenwischer in die Welt nachmittags, nach der Schule von mir verhandelt, in den fleinen Schreibwarenläden im Osten Berlins . Für die Bewohner im Osten Berlins . Für die Bewohner fm Hause gab es auch viel zu tun. Vom verfoffenen Kommoden­tischler im Keller bes Borderhauses bis zur rohrstuhlflechtenden

-

***

den Monat einen Taler, ben ich mir selbst verdiente. Das Schen Die Woche ging ich zmeimal in den Zeichenunterricht; das foſtete und Erleben in den Kinderjahren half wohl später manche Bildchen gestalten. Ich bin bei meinem Miljöh geblieben. fo 1872 fernte ich Lithograph. In dem Haus mar bas alte berühmte Ball lofal Das Orpheus. Zum Frühstüc mußte ich Bier holen, das fonnten wir von den Kellnern des Drpheus", die eine eigene Kantine baiten, bekommen Da lagen noch be runtene Männer und Weiber in den Nischen und Logen, die Glücklichen der Gründerzeit, die die Ernie der Kriegserfolge con 1870/71 einheimften. Ich fam_mal bazu, wie sich die Steliner eine besoffene dicke über den Stuhl gelegt hatten und auf deren entblößten einen Laueritat Hoppten. Bet diesen Lithographen wurden die deutschen Heerführer und Fürsten dugendweise in allen Größen fabriziert. Heiligenbilder, Madonnen mit blu'enden Herzen, der Gefreuzigte usw., die dann in ben Wohnungen armer Beule, rechts und fints neben dem Re. aulator hinein. Der Lehre folgte die Gehilfenzeit; ich tam in gute ertstätten. Nach der Militärzeit ging ich zum graphischen Ges merbe über, da hat mit das etwas Reidhmenfönnen geholfen, gute Arbeit zu machen. Mancher Beitrag für Bei: ungen war entstanden. stehen. Im Often und Norden Berlins verstanden sie mich gleich, Nach und nach lernten die Leute sehen, urteilen und mich ver als meine Gestalten im Simpliziffimus" und der Jugend", en erften Zeitschriften, die mir gnädig waren, auftauchten. Seit 1907 bin ich nicht mehr im graphi'chen Gewerbe und tomte mich mit dem, mas mir am Herzen lag, nun ganz und gar befassen.

Dazu schreibe ich das, was das volfische Blatt der Fridericus" foot: Der Berliner Abort- und Schwangerschaftszeichner Heinrich Bille ist zum Mitglied der Akademie der Künste gemählt und als solches vom Minister bestätigt worden. Verhülle, o Muse, dein Haupt."

-

-

Erffaufführungen der Woche. Dienstag: Die Romödie: Aimée" Tris Freitag: b. id. Königgräger Straße: Der Zolater büne: 51fe in der Nach f". Antimes Th.: Einafter. Urania - Borfrage. Täglich außer Mittwoch:" Die Bunder bes Amazonenstromes". Sonntag 6%, Sonnab. 8: 3m Reiche der Romit". Mont. 7, Dienst. 7. Mittw. 8: nayaiban( indischer Bbilofoph). Mnt. 8: Colin Roß : Das Beltbild nach dem Kriege". Mittw. 6: Jerufalem". Freit. 5: Alt- Berlin". Das Berliner Sinfo le- Orcheffer veranstaltet am Sonntag 8 Ubr im Blutbner Saal unter Leitung von Dr. Kopsch einen Lijat Bagner Abend. Solift des Abends ist Walter Kirchhoff .

Johann D. Trebicz veranstaltet Sonntag 4,12 Uhr im Theater am Kurfürstendamm augunsten der Berliner Sugenbpflege einen Bormittag. Es mirten mit Elisabeth Bergner und Guten R15bfer.

Eine außerordentliche Generalversammlung der Großen Bo'tsoper ift auf ben 6. Dezember von dem Hauptattionär, Baurat Franz Ahrens , einberufen, ber hierzu durch den Registerrichter ermächtigt ist. Die Tages orbnung lautet: Einfegung eines Untersuchungsausschusses und Suspen

bierung bes Generalirtendanten anne

Schließung der Prager Techaifd en Hochschule. Begen der Rundgebungen bes nationalen Teiles der Studentenschaft der Brager Technischen Hochschule gegen Brofessor 2e on ließ der Rektor die Hochschule schließen.