ein Automobil mit jungen Faschisten, die den wachthabenden Polizisten den Revolver vor die Brust setzten, den Kranz ergriffen und fortschleppten, um ihn später in den Tiber zu werfen. Jeder fühlt, daß die Faschisten Matteotti nur dadurch ehren können, daß sie sein Andenken zu beschimpfen suchen. Höhere Ehre kann der Faschismus heute niemand mehr er weisen. Nicht die Wichte, die die Blumen des Toten stahlen, haben eine Profanation begangen....
Tirpitziade.
Der Mann, der nie geschwankt hat.
Da der Meffias der Deutschnationalen bisher noch nicht erschienen ist und sich im Dunkel der Anonymität hält, nehmen die Deutschnationalen vorderhand mit Herrn Tirpitz vorlieb. In Ermangelung anderer Führereigenschaften besitzt er wenig stens einen stattlichen, langen und wohlgepflegten Bart. Die Wahrheitsliebe, die politische Ehrlichkeit und die innere Aufrichtigkeit stehen bei ihm jedoa, im umgekehrten Verhältnis zur Länge feines Bartes. Für die Deutschnationalen mag das eine Empfehlung für einen politischen Führer sein. Die Ehr lichen im Lande, denen Politik Ueberzeugungsfache ist, wenden sich von solchen Führerpersönlichkeiten" mit Entrüstung und Berachtung ab.
I der offenen und versteckten Reaktionäre und Menarchisten, die in ihr immer noch ihr Unwesen treiben. Aber sauber ist fie, fauberer als das alte Regime, wegen dessen Fäulnis Herr Tirpik unter die Sozen gehen wollte, denen er das Ende am Laternenpfahl vorausfagt. Wir danken bestens für eine Neuauflage jenes verfaulten Systems, vor allen Dingen, wenn Männer von der politischen Unmoralität und der Charakterlosigkeit des Herrn Tirpik darin den Ton angeben sollten. Herr Tirpiz ist derrechte Mann für die Deutschnationalen. Die Partei, die die Verkörperung der politischen Gesinnungslosigkeit ist, die schmutzigen Handel treibt mit ihrer Gesinnung, fonnte feinen besseren Vertreter der Charakterlosigkeit aufs Schild heben, als Herrn Tirpitz.
Der einzig wahre Jakob.
Die Kommunisten haben durch den Abgeordneten Repossi eine Darlegung der politischen Lage geben lassen, die auch scharfe Ausfälle gegen die Opposition enthielt und mit den üblichen Unterbrechungen angehört wurde. Sie werden an den ferneren Sizungen nicht teilnehmen. Ihr Versuch, die Opposition zu sprengen durch den Vorschlag der Bildung eines Gegenparlaments, ist verunglückt; die Abgeordneten der Opposition haben es abgelehnt, zu dem Antrag Stellung Die Deutschnationalen haben Herrn Tirpik in Hamburg zu nehmen. Bewußt oder unbewußt tun aber die Kommu eine Wahlrede holten lassen. Sein Thema war die Erläutenisten dem Faschismus meitere Botengänge, Jmmer hereinspaziert, meine Herrschaften, hier ist zu sehen der indem sie versuchen, die Arbeiter zu einer gewaltung der schwarzweißroten Wahlparole. Sammlung der Reaktion im famen Aktion aufzureizen, was heute der Regierung sehr checht Bürgerblod, Wiederaufrichtung des einzig wahre Jakob, der was che chtfwarzweißrote, desser gelegen fäme. Aber die zahlreichen, oft sehr ungeschickten reaktionären Regierungssystems der Borkriegs- Farbe einzig echt ist und nicht abgeht." Lockspiel, die die herrschende Partei unter die Arbeiter zeit sind die Ziele, die er aufgestellt hat. 3 um ersten: schickt, haben diese gewißigt gemacht. Dem faschistischen Lod. Herr Tirpik hat es gewagt, mit folgenden Worten die Dolch spizelbetrieb fehlt heute die sachkundige Leitung Cesarino stoßlegende zu erneuern: Roffis.
Die Giolittianer werden, wie die" Stampa" befannt gibt, an den Kammerarbeiten, namentlich an der Beratung des Budgets, teilnehmen, ohne sich als Bestandteil der Mehrheit zu betrachten. Die faschistischen Abgeordneten, die dem Berbande der Kriegsteilnehmer angehören, haben sich vorläufig örtlich von den Faschisten getrennt, indem sie sich in der Kammer, wo heute so viel Bläge frei sind, auf die obersten Bänke der Linken gesetzt haben. Die Opposition bleibt meg. Die Faschisten sind unter sich. Wenn der heutige Bizepräsident der Kammer, Giunta, noch die Gepflogenheit beibehält, mit dem Revolver in die Kammer zu kommen, so fann er ihn nur gegen die Seinen anwenden. Mussolini hat sich, bei aller theoretischen Berachtung des Parlaments, mit vieler Mühe eine Barlamentsmehrheit geschaffen, und glaubte, daß sie start wäre, weil sie zahlreich ist; heute ist die Mehrheit gar zur Einstimmigkeit geworden, aber die Kammer ist moralisch beschluß unfähig und fühlt das.
Dabei geht seit dem 4. November eine neue Welle der Gewalttätigkeit durch das Land. In Pontremoli sind am 11. November Kriegsteilnehmer geprügelt mor den, In Velletri ist der Sitz des Kriegerverbandes verwüstet worden, in Figline Valdarno ist dem fatholischen Berein und dem Kriegerverband ein gleiches geschehen. Aus dem öden Einerlei dieser kleinen Erzesse hebt sich der Tot Ich I ag heraus, den am 12. November der frühere faschistische Abgeordnete Imperato in Castellamare begangen hat; im Berlauf einer politischen Diskussion schoßerden Faschistenführer Cofonza tot, der revisionistische Grundsätze vertreten hatte. Mussolini soll in einem Interview mit der„ Chicago Tribune" gesagt haben: Ich bin es, der die Faschisten zügelt. Wenn ich wollte, würde die Opposition wie Staub weggefegt werden. In meiner Rede in der Kammer werde ich fund tun, wie sehr die Faschisten Gefangene sind. Die Opposition zittert vor Angst und man telephoniert mir, um Schuß zu fordern. Die Oppositionellen wissen, daß es ohne mich feine Opposition gäbe. Der Pressedienst des Ministerpräsidenten der verwaist ist, folange Cesarino Rossi sizt- gibt bekannt:„ Die von der ,, Chicago Tribune" Mussolini zugeschriebenen Worte haben Deine Grundlage. Das ist tein Dementi, sondern nur ein Urteil über die Aussprüche des Ministerpräsidenten, ein Urteil, das sich übrigens das Publikum bereits ohne die offiziöse Note gebildet hatte.
Die
General Dawes unterzog sich einer Bruchoperation. Aerzte bezeichnen den Zustand als gut, er ist jedoch gezwungen, zwei Wochen im Hospital zu verbleiben.
Merito gegen Japan . Alle ausgedehnten Fischerei- Konzeffionen, die Japaner an den Küsten Niederfaliforniens innehatten, find von dem Bundesgouverneur für nichtig erklärt worden.
Dreihundert Jahre sind verflossen, seit der Mann die Welt verlaffen hat, den wir als den Schöpfer der theofophischen Mystik und damit als denjenigen betrachten, der zur Philosophie der Neuzeit hinüberleitet, Jakob Böhme . Im Mittelalter, wo es überhaupt um die Wissenschaften schlecht bestellt war, batte, zu mal unter der Herrschaft der Kirche, die Philophie sehr wenig geleistet und in der Scholaftit, die auf die Dauer noch sehr reaktionär wurde, ihr höchstes erreicht. Als aber im Zeitalter der Reformation das Geistesleben einen großen Aufschwung nahm, regte sich auch die philosophische Spekulation und freie Denter traten auf, so in England Baco von Verulam, in Italien Giordano Bruno , in Deutschland Bakob Böhme.
,, Es ist möglich, daß wir in jedem Fall den Krieg gegenüber der gewaltigen llebermacht nicht voll siegreich hätten beenden können;" in den Abgrund sind wir aber nur gestürzt durch die Revolution, die in jahrelanger planmäßiger Vorbereitung uns die moralischen und mili.ärischen Waffen vernichtete."
In diesem Wahlkampf haben die Deutschnationalen bis her an Wahlschwindel Erfledliches geleistet. Dieser Schwindel des Herrn Tirpitz ist jedoch das Unehrlichste und Unmoraliſchſte, was auf diesem Gebiete bisher vorgekommen ist. Er behauptet: in den Abgrund sind wir gestürzt nur durch die Revo lution. Wir zitieren aus seinen Kriegsbriefen: tier), den ich ongedeutet habe, der in Berlin schon überall befannt " Durch den Zusammenbruch hier( im Großen Hauptquarift, find allein die furchtbaren Opfer ohne Erfolg gebracht worden und ist Deutschland in eine überaus gefährliche Lage gekommen. 1les ist legten Endes der Spielerei zu verdanten. vielleicht rettet uns das Volk und seine Kraft. Mit dem bisherigen Kasten- und Klaffenwesen ist es vorbei. Sieg oder Niederlage, wir tetommen die reine Demokratie.( 20. September 1914.)"
,, Ich teile Deinen Glauben an unser Bolt, aber die Gefahr liegt nahe, daß wir erst durch eine Revolution durch müssen an Stelle der Evolution."( 3. Januar 1915.)
Herr v. N. hat vollständig recht: Es ist ein unerhörtes mitverschuldet Bersagen unserer Oberschicht, durch die Spike. Ich habe das ja die ganze Zeit jahrzehnte lang fommen sehen. Wie oft hatte ich Dir gefagt: Wie die Kata ftrophe einmal tommen wird, wüßte ich nicht, sie müßte aber tommen. Deshalb ist es so fürchterlich, mit dabei 3 fein bzw. dazu zu gehören."( 26. März 1915.)
Das Versagen der Oberschicht, die unerhörte Mißmirt schaft des alten Regimes, der Wahnsinn eines Psychopathen, der sich als Selbstherrscher von Deutschland fühlte, das hat uns nach dem Zeugnis des Herrn Tirpitz im Kriege in den Abgrund geriffen. Und nun die Anklage gegen die Revo lution! Herr Tirpit soll schweigen. Er ist nicht der Mann, der Revolution Borwürfe zu machen.
Zum Zweiten: Er will die Regierung der Deutschnationalen:
"
Wir wollen für unseren Stact die Errichtung einer ernsthaften, fachfuridigen, festen Regierung, die nicht dem Staatsbürger Rechte verspricht, die nicht geachtet werden können, die nicht utopischen Pro grammen nachfliegt. Wir wollen endlich eine saubere Ber maltung, in der die Sachkunde vorherrscht und nicht die inner politische Einstellung."
Der Mann, dessen Unmoralität in der Politik sich im ersten so schlagend zeigt, besitzt die Kühnheit, der republikanischen Verwaltung vorzuwerfen, daß sie unsauber sei. Jawohl, die republikanische Verwaltung hat ihre Schwächen! Sie hat zu kämpfen mit der politischen Korruption, mit der Sabotage
göttlichen Ungrund", das Ewig Eine" einzudringen. Alle Dinge bestehen bei ihm in Ja und Nein. Das Ja" ist Kraft und Liebe, ist Wahrheit Gottes und Gott selber, doch bedarf auch dieser des Mein", das den Gegenwurf" des Ja oder der Wahrheit bildet. Ohne Unterschied, ohne Gegenfah, ohne Entzweiung ist feine Erkennt nis, kein Bewußtsein möglich. Nur am anderen, an seinem Gegenfake wird etwas sich flar und bewußt. Kein Ding mag ohne Widerwärtigkeit sich selbst offenbar werden. Das Nichts sehnt sich nach dem Etwas und diese Sehnsucht bewirkt, daß das Ewig- Eine sich differenziert. Mit dieser Entzweiung begründet Böhme die Dreifaltigkeitslehre. Zusammen mit der göttlichen Dreieinigkeit biden ihm sieben Quellgeifter" das große Mysterium. Auch diese geistlose Welt" bedarf auf die Dauer der Widerwärtigkeit, und so entsteht die wirkliche Welt", die das Böse in ihrem Schoße trägt. Zum Ausdrucke kommen läßt Böhme die Entzweiung oder„ Schiedlichfeit" auch in dem Sündenfalle Lucifers und in demjenigen Adams, auch in der Menschwerdung Christi und in der Natur, hofft dabei auf ein Weltende, wo das Böse ausscheidet und die Materie verflärt wird. Sein Wahlspruch ist nach Johannes: Unser Heil im Leben Jesu Christi in uns". Solche Lehren erscheinen uns heute noch reichlich orthodor. Daß sie vor dreihundert Jahren auch in der lutherischen Kirche als teherisch verfolgt wurden, zeugt von der unbarmherzigen Strenge des damaligen Buchstabenglaubens. Mar Schütte.
Als armer Bauernfohn wurde er 1575 in Alt- Seidenberg bei Görlig geboren, erhielt einen dürftigen Dorfschulunterricht, hütete anfangs das Vieh, lernte dann als Schuhmacher und trat die übliche Wanderschaft an. Zeitig regte sich in ihm eine lebhafte Bhantasie und der Hang zum Grübeln. Mit Begier verschlang er alle Bücher, deren er habhaft werden konnte, darunter Werke des großen Refor mators der Medizin, Paracelsus , deren mystische Fassung ihn besonders anzog. Von Hause aus visionär veranlagt, hatte er oft Wahnvorstellungen, in denen er göttliche Erleuchtungen sah. 1594 ließ er sich in Görlig als Schuhmachermeister nieder, verheiratete fich und führte eine schlichte, ehrfame Lebensweise, war überhaupt den Theatern vom Ministerium des Innern Vorschriften gemacht Was alles am Bußtag verboten ist. Für den Bußtag sind in feinem ganzen Auftreten bescheiden und anspruchslos. Doch regie worden, die man im preußischen Freistaat des 20. Jahrhunderts sich in ihm der geistige Drang, und so trat er als Schriftsteller auf für unmöglich halten sollte. So wurde dem Staatstheater die Aufund ließ seine ,, Aurora oder die Morgenröte im Aufgana" und dann eine große Reihe weiterer Schriften erscheinen. führung von„ Wallensteins Tod" und Strindbergs kron: Die kühnen Gedanken darin riefen den Zorn der lutherischen Ortho- verboten. Daß es sich hierbei um ernste künstlerische Schöpfundorie hervor. Der Pastor Gregorius Richter verdammte sie von der Kanzel aus, und der Magistrat verbot Böhme das fernere gen handelt, deren Vorführung auch der fündhaftesten Büßer nicht Schreiben. Bolle sieben Jahre, eine Zeit, die er selbst seinen Sabbat auf Abwege zu lenken imftande ist, sollte auch den Herren des genannt hat, gehorchte er, glaubte dann aber wieder innere Stimmen Innenministeriums bekannt sein. Der Minister selbst, Genosse zu vernehmen, hielt in seinem Hause Erbauungsstunden ab und Severing, ist erst heute vor einer Reise zurückgekehrt. Es scheint verfaßte neue Schriften, fo Bon der Geburt und Bezeich= clso, daß hier wieder einmal eines jener Meister- Stücke vorliegt, zu clso, daß hier wieder einmal eines jener Meister- Stüde vorliegt, zu nung aller Wesen" Gegen die vielen auf ihn gerichteten deren Bollführung man die Abwesenheit des Ministers zu beAngriffe wehrte er sich tapfer, wurde auch einmal zu einem Kollo- ugen pflegt. quium nach Dresden berufen und behauptete sich hier mit Erfolg gegen die sächsischen Theologen. In Görlig beschloß er am 17. No vember 1624 seine Tage
So groß war der Haß der Kirchenpartei gegen ihn, daß es Schwierigkeiten machte, ihm ein ehrliches Begräbnis zu ermöglichen. Seine Werte entgingen in Deutschland mühsam der Verfolgung, fanden dagegen in England und Holland , wo man ihn als den ,, deutschen Philosophen" ehrte, starfe Verbreitung und haben bis in die neueste Zeit ihre Bewunderer gehabt, zu denen im neunzehnten Jahrhundert u. a der Philosoph Schelling und die modernen Mystiker gehören. Ihre verworrene Sprache und die zahlreichen, oft über ladenen Allegorien, deren er sich nach Art des Paracelsus bedient, erschweren ihr Studium, auch haben die Anschauungen viel befremdliches, so bei den durchgreifenden Gedanken der Selbstunterscheidung und Entzweiung. Durch mystische Erleuchtung sucht Böhme in den
Volksbühnen- Konzert. Je leerer die Säle bei den Privattonzerten der Musiker, desto voller, strahlender das Haus der Volks. bühne bei den fonntäglichen Morgenmusikandachten. Man freut fich dieses Anblicks, und es strahlt von den Hörern sofort eine besondere Stimmung, ein besonderes Gemeinschaftsgefühl aus. Diesmal gab es musikalisch feine Probleme zu lösen, sondern es galt rur zu hören, sich hinzugeben und zu genießen. Die frohgelaunte Rosamunden" Ouvertüre von Schubert( eigentlich die zur" Zauberharfe") gab unter S3 ells schwungvoller Beitung den Zauber ihrer jugendlichen Heiterfeit her. Josef Wolfsthal spielte das Men delssohnsche Biolinkonzert außerordentlich fein, sicher, gesanglich, virtuos. Sein Geigenion flingt in edelster Sinnlichkeit durch den Roum, und die Technit ist schlackenlos. Mähme er den Mittelfah ein wenig fyneller, so fame man über das Allzufüße des Andante besser
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Waschecht oder nicht.
So rief Herr Stresemann vor seiner Wahlbude. Das erbost seinen Konkurrentei Mag Maurenbrecher von der völkischen Bude und er schreit in die Menge:
"
Glaubt ihm nicht, ich bin der einzig wahre Jakob, er heißt
,, Aber es ist ein Fluch unserer deutschen Politik, daß solche flaren Frontstellungen immer wieder dadurch durchquert und verwirrt werden, daß Parteien da sind, die in der Tat längst ichwarzrotgelb gehandelt haben, nun im Wahlkampf aber plößlich wieder schwarzweißrot reden wid unter Das ist in Wahrheit politischer Diebstahl, politische schwarzweißroten Fahnentücher und Bismard- Bildern paradieren. Falschmünzerei, Betrug der Wähler und Irre. führung des nationalen Instintts, der eben wieder mächtig fich zu entfalten beginnt."
So schrien Gustav und Mag vom Morgen bis zum Abend, und
jeder wollte Jakob heißen.
Laßt uns weggehen, damit wir nicht betrogen werden. Die Menge aber sagte: sie werden beide nicht Jakob heißen.
Die Hetze gegen den Reichspräsidenten.
Landesverratsschwindel und kein Ende. Rechtsanwalt Genosse Wolfgang Heine fchreibt uns: Der Termin gegen den Redakteur der Mitteldeutschen Zeitung" und Staßfurter Tageblatts" Rothardt, der vor dem Schöffengericht Magdeburg am 28. November stattfinden sollte, ist auf. gehoben und auf den 10. Dezember und die folgenden Tage verlegt worden.
Die völkische und deutschnationale Presse knüpft allerhand Berdächtigungen daran und behauptet, die Sozial. demokratie wollte der Verhandlung vor der Reichs= Herrn Reichspräsidenten Ebert bereits im Oktober dagegen Bertagswahl entgehen. In Wahrheit habe ich als Vertreter des wahrung eingelegt, daß die Hauptverhandlung infolge von kurz wahrung eingelegt, daß die Hauptverhandlung infolge von turz vor dem Termin angebrachten Verschleppungs= anträgen des Angeklagten auf Ende November verschoben wurde, und habe das Gericht gebeten, den Termin vorzuverlegen,
womöglich noch in den Oktober. Dies konnte das Gericht nicht machen, weil die von dem Angeklagten angegebenen Zeugen erst
ermittelt werden mußten.
Die neuerliche Verschiebung wurde erforderlich, weil der als Zeuge unentbehrliche Reichstanzler a. D. Fehrenbach auf Bochen hinaus als Mitglied des Staatsgerichtshofs in dem Lör racher Prozeß beschäftigt ist, und dort nicht abkommen fonnte. Uebrigens hat der Angeklagte Rothardt bereits neue Schriftsätze eingereicht, die wenn sich das Gericht auf diese Weiterungen einließe, zu neuen Verzögerungen führen müßten.
Jaghlul Baicha, der ägyptische Ministerpräsident, war zurückgetreten, bleibt jedoch nach großen Wolfskundgebungen für ihn auf seinem Posten.
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Hauses und das mit Recht. Nicht als ob Szell als Konzertdirigent nicht seinen Mann stellte. Es ist von einer souveränen Sicherheit, Die aber auch ein gut Quant nüchterner Sachlichkeit in sich schließt. Ein Mittelmaß an Tempo ist ihm fremd. Er möchte rasen oder still sein. So dehnt er dos Tschaikowskysche Melos, das doch in sich fchon genug Breite, Süße, Oberflächlichkeit hat, ins Uferlose, ohne ein monotones, wenn auch wirkungsvolles Chroma variieren zu fönnen. Das wäre die Aufgabe des Dirigenten, Geist vorzutäuschen, wo feiner ist, Gefühi darstellerisch zu erfezet, wo es in Wieder holungen erlahmt. Ein so geistiger, ein so persönlich durchdringender Kapellmeister ist Szell nicht. Man fann es bei seiner Jugend nicht verlangen. An den Etüßen des Wortes und der Szene, also in Theater, weiß dieser musikantische Mann zu Bedeutung aufzusteigert. Dort ist er eine der erfreulichsten und zielsichersten Begabungen Berlins .
K. S.
Staatsoper: Cosi fan tutte ". Bor zwei Jahren eine Einstudierung und jetzt wieder. Das beweist, wie wenig Zugkraft eine der föstlichsten, leichtesten, genialsten Schöpfungen Mo3 arts auf ein großes Publikum ausübt, beweist also die vollendete Abgeſtumpftheit der Menschen gegenüber einem einfachen Spiel. Dagegen hilft nicht die allerbeste Aufführung, und die jetzige in der Staatsoper ist vortrefflich. Einmal, we'l da ein stilvoller Regisseur am Wert ist( örth) der mit geradezu eleganter Man er das Puppenhafte des Stoffes mit der grazilen Geläufigkeit der Musik verbindet; baut, das die Stimmen von oben her zart flingend macht und e'ne ein Maler( Bankok ), der ein fle nes Theaterchen auf dem Theater fofette Symmetrie der Bilder und Figuren schafft. Zuletzt, nein, zuerst, ein Kapellmeister( S3e11), der jeder Note ihre Bedeutung Wie er die Rezitative phantasievoll und gutgelaunt umspielt, färbt, und doch Beweglichkeit, Wiz, Laune als Grundton anffingen läßt. schillernd macht, wie das kleine Orchester mitgeht, liebt, fleht und flegt- föftlich. Die letzte Frage, die nach den Mozartfängern, word in der graziößesten aller Frauen, in der spig- gelentigen Stimm fertigkeit der Jurjewskaja in bejahendem Sinn beantwortet. Frau Marherr schon ist ein wenig schwerfällig, doch lebt fie fich schnell und geschmeidig ein. Dworsky ist nicht Tauber und Sp ifer, fein Bender. Beide spielen wirkungsvoll wit'g und tönen im Ensemble nicht recht durch. Fleischer, sehr gebenfig, spielgewandt, die Knepel sehr bewußt, immerhin drollig genug, um das Sp'el dauernd im Tempo zu halten. Künstlerisch also ein großer Erfolg. Da man aber nicht fagen kann:„ Das hat die Welt noch nicht gefchen", so wird nächstes Jahr eine neue Einstudierung notwendig fein. K. S.
Der Berliner Volfschor( M. d. DASB.) veranstaltet am Buẞtag, abends 7½ in der Singakademie am Kastanienwäldchen unter Leitung feines Dirigenten Dr. Zander einen Brahms Abend, an dem Frau Lotte Roschüß( Gesang), Herr Theodor Fled( Klavier) und die A- capella- Vereinigung des Voltschors mitwirken. Einlaßtarten an der Abendkae.
Juryfreie Kuuftschau. Hermann Sandluhl veranstaltet eine letzte ausstellungsgebäude am 18., 11 Uhr vormittags. Wiederholung seiner Führung durch die juryfreie Kunsschau im Landesbis einschl. Sonntag, 30. November, täglich von 10-4 Uhr geöffnet. Die Ausstellung bleibt 2 Uhr Herbstausstellung der Berliner Seze, fion ist am Bugtag von 11 bis
Die
hinweg Er hatte den größten Beifall des gespannt horchenden 2 Uhr geöffnet. Er hatte den größten Beifall des gespannt horchenden