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In zwei Instanzen freigesprochen. Nachtlänge zum Ausnahmezustand in Thüringen . Als die Reichswehr in Thüringen einrückte, nahm sie auf eine De tunziation hin im Schulgebäude der Gemeinde Langenberg in Thüringen eine Durchsuchung vor, bei der ein Maschinengewehr und mehrere Gewehre auf dem Dachboden gefunden wurden. Bei den damaligen Rechtszuständen reichte dies, aus, um den Schuldiener, Genossen Ente, in Schuhhaft zu nehmen. Fast einen Monat ist Getoffe Ente feiner Freiheit beraubt gemejen, dann wurde er entlassen. Hinterher wurde auch noch ein Strafper fahren gegen ihn eingeleitet, das wenigstens die Möglichkeit gab, die ganze Haltlosigkeit der gegen Ente erhobenen Beschuldi gungen darzutun. Auf Grund des Gesetzes zum Schutze der Republit wurde er angefragt, ein Waffenlager" in Gewahrsam gehobt und der Behörde von dem Aufbewahrungsort nicht Kenntnis gegeben zu haben. In der mündlichen Verhandlung vor dem Schöffengericht Gera ( Reuß) stellte sich zunächst auf Befragen der Belastungszeugen heraus, daß die Schäfte von vielen Gewehren, die gefunden wurden, völlig faputt gewesen sind, ob auch das gefundene Maschinengewehr unbrauchbar war, fonnte in der Berhand ung nicht festgestellt werden. Ente sollte eines Nachts um 2 Uhr geschen worden sein, wie er mit einer brennenden Lampe aus dem Schulhause fam. Auf Befragen der Belastungszeugen durch den Verteidiger stellte sich aber heraus, daß niemand die nächtliche Spufgestalt erfannt hatte. So fiel die garize Antiage in fich zusammen und sogar der Staatsamalt mußte die Freisprechung beantragen, da dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden fonnte, daß er von der Aufbewahrung der affen im Schulgebäude Kenntnis hatte.
Blumenstand.
Jeden Tag führt mich mein Weg an ihm vorbei. Manchinal faufe ich ein paar feufchweiße Astern oder ein paar glührote Nelten und bringe fie ciner, die sich dann freut..
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Autos fnattern um die Straßenede, Wagen frachen, Troms läutfuhrwerken mühsam ihren Weg dahin, Leiber quirlen angst hastend durchs Gewühl und immer an derselben Stelle emne dicke, vollbäckige Frau mit fleinen, großen, zarten, starten Blumen. Diese bunten Duftgebüsche, das ist wie Lichtmeer im nächtigen Schacht, wie heller Kristoll zwischen graugelben Steinen, wie zarte Frauenhand cuf rauhem Männergesicht, das ist wie reines Kinderlachen im häßlichen Gefreisch der Zeit. Es ist so qualvoll, durch die Straßen der Stadt zu gehen, es ist so schön, so tröstlich, ein Fleckchen zu wissen, das geheiligt ist. Kein großmächtiger Quaderbau und doch ein Tempel! Leidende Hirnmaschinen, die ihr ewig rast von Arbeit zu Bergnügen, von Vergnügen zu Arbeit, die ihr zwiespältig wurdet im lächerlichen Taggeschehen, die ihr feine Muttergottesbilder habt und kein Symbol, das nicht eben doch verlogen wäre, Menschen ihr, betet vorm Blumenstand! Und schenkt die schönsten der Blumen den Frauen, die ihr liebt! Auch das, ihr zeitgehezten Brüder, auch das ist Religion
Mister Ettlinger.
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Heiratsschwindler, Mädchenhändler und Borer- Champion.
In Neukölln hat sich ein eleganter Gentleman, der sich Mister Ettlinger aus Milwaukee nannte, an eine reiche Bauernfamilie, in der eine heiratsfähige Tochter war, herangemacht. Ein mißtrauischer und vorsichtiger alter Onfel aber hat den ganzen Schwindel, denn ein solcher war es, zur Entdeckung gebracht.
Antrag auf Wiedereröffnung der früher mit Pferdeomnibussen bes fahrenen Linie 28 Kaiser- Friedrich- Play- Moabit. Hier soll eis Autoomnibusverkehr eingerichtet werden, der durch die Blücher -, Königgräger, Budapester Straße, Charlottenburger Chaussee. Brüdenallee, Hansaplay, Leffing, Strom, Turm und Beußelstraße bis zum Bahnhof Beußelstraße gehen soll. Die Linie würde den vom Hansaviertel lebhaft gewünschten Ersatz für die frühere Straßenbahnlinie 17 bieten.
Frauen und Wahl.
Genosse Pastor Frante sprach in einer Charlotten burger Frauenwahlversammlung, die sehr gut besucht war. E: wies auf das dummdreifte Geschwafel nationalistischer Agitatoren hin früher sei alles beffer gewesen"; man müffe sich deshalb zurückfagte der Redner, daß der Alltagsfampi heute härter ist; wer jebod) sehnen. Das hieße also: Rückfehr zum alten System. Richtig ist, fagte der Redner, daß der Alltagskampf heute härter ist; wer jedoch Wechsel im Regime daran schuld ist, sondern der verlorene Krieg. der Wahrheit die Ehre geben will, muß eingestehen, daß nicht der Der teilweise Uebergang der Macht in die Hände des Volkes hat den heutigen Niedergang niemals verursacht; ihn haben wir den„ glor= reichen" Errungenschaften des Krieges zu verdanken. Daneben gibt es aber auch einen Aufstieg des tätigen Voltes, das nicht mehr den Launen der Junker untertänig ist. Die Gegenwart darf nicht schlechter gemacht werden, als sie ist, hat sie doch den unteren Schichten mehr Freiheit und Würde gegeben. Der Bera sailler Bertrag hat für Deutschland den verabscheuungswürdigen Militarismus abgeschafft; wir können heute die Jugend zu Samaritern der Barmherzigkeit erziehen, was sicher eine beffere Zukunft bedeutet als die Aussicht auf den Heldentod". Der Referent ging dann zu den aktuellen politischen Fragen über, erklärte ihre Bedeus tung für das Proletariat und legte den Frauen ans Herz, der Sozial demokratie am 7. Dezember ihre Stimme zu geben, denn sie allein fämpft wahrhaft für Frieden und Brot. In der Diskussion ergößte ein fommunistischer Jüngling die Versammlung mit den aus Moskau gelieferten Phrasen, bis heftiger Unwille ihm Schluß gebot. Die Genossinnen des Bezirk Prenzlauer Berg hatten eine gutbesuchte Frauen- Wählerversammlung veranstaltet, in der die Genoſſin Wurm sprach. Sie ging davon aus, deß durch den Ausfall land in Zukunft eine friedliche Entwicklung und damit einen der Reichstagswahl die Frage entschieden werden muß, ob DeutschAufstieg nehmen soll, oder ob neue Verwicklungen einen weiteren und vielleicht endgültigen Niedergang bringen sollen. Trotz aller Kritik, die die Deutschnationalen, wie auch die Kommunisten am Londoner Abkommen geübt haben, fonnten doch beide Barbeien feinen anderen weg zeigen, wie aus dem Reparationselend herauszukommen ist. Bei der Jagd der Deutschnationalen nach Ministersesseln handelte es sich darum, den Schlüssel der Gesezgebung in die Hand zu bekommen, um die Lastenverteilung aus dem Dames- Gutachten nach ihrem Willen zu regeln. Auf welche Weise das geschehen soll, ersehen wir aus ihren Forderungen nach Schutzzöllen und nach einem Verbot für die Einfuhr von Lebensmitteln. Sie verfolgen damit ihre alte systematische Aushungerungspolitik dem nehmen. Genoffin Wurm forderte die Frauen auf, mitzuhelfen bei arbeitenden Bolt gegenüber. um ihm die Kraft zum Kampf zu. der Arbeit zur Befreiung der Arbeiterklasse. Das Haus, das Heim Sozialismus auswirken fann: an unserer Jugend kann schon die ist das Gebiet der Frau, wo sich ihr Befennermut zum Aufklärung beginnen. Wenn jebe Frau und jede Sozialistin in dieser Weise wirkt. braucht uns um den Ausfall der Wahl nicht bange seitt. Reicher Beifall lohnte der Referentin. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie schloß die eindrucksvolle Bersammlung.
Man hätte meinen sollen, daß mit dieser Freisprechung die Mister Ettlinger" war, wie er erzählt, vor furzem erst aus Sache für die Staatsanwaltschaft erledigt gewesen wäre. Aber wozu gibt es eine Berufungsinstanz! In Thü- Amerifa nach Deutschland gekommen, um hier einige Geschäfte zu ringen wergen unter der jegigen reaktionären Regierung solche erledigen. Außerdem wollte er sich aus„ Germany " eine Bady" mitnehmen. Drüben habe er große Marmorbrüche. Auch sei er Prozesse durch alle Instanzen getrieben. Der Staats- begeisterter Sportsmann und sei als solcher auch hier im Sportpalast anwalt, der selbst die Freisprechung beantragt hatte, veranlaßte eine wiederholt in Borkämpfen aufgetreten. Sein Manager befinde fich nochmalige Verhandlung vor der Berufungsinstanz, dem Land- augenblicklich in Paris , um für ihn abzuschließen und wenn er, gericht in Gero. In dem neuen Termin beantragte der Ver- Mister Ettlinger, fich hier verheiratet habe, werde er mit seiner treter der Staatsanwaltschaft fogar, obwohl die Beweisaufnahme jungen Frau ebenfalls nach Paris gehen, dort einige Kämpfe ausrichts Neues ergab, 3 Monate Gefängnis!!! Er behaup fechten und endlich nach Amerika heimkehren. Das alles machte auf tete, es sei„ tein Zweifel"( so sagte er dreimal), daß Genosse Ente die Mädchenherzen großen Eindruck, der durch sein Auftreten noch bas Waffenlager gefannt habe. Der Verteidiger trat diesem An- verstärkt wurde. Mister Ettlinger wohnte nämlich in einem trage entgegen. Er machte fein Hehl daraus, daß das Verhalten allerneuesten Mode gekleidet. In der letzten Zeit blieben die Geidgroßen Hotel Unter den Linden und ging stets nach der Der Staatsanwaltschaft, die in erster Instanz selbst Freisprechung befendungen seines Managers aus Paris sowie die feiner Marmorantragt und dann doch Berufung eingelegt hat, recht eigentümlich werfe in Amerifa aus. So fam es, daß ihm die Eltern seiner augenblidlichen fei. Offenbar folle eine Verurteilung erzielt werden, um den anLiebe in Neukölln immer wieder Geld zur geflagten Sozialdemokraten feines Amtes als Schuldiener entheben Verfügung stellten. Trotz alledem herrschte citel Freude in der zu können. Dazu dürfe sich das Gericht nicht hergeben! Das Land- Familie über das Glüd" der Tochter. Nur ein alter Dnfel wollte das Glüd nicht recht glauben und wandte fich gericht Gera wies dam auch die Berufung der Staatsanan das Dezernat zur Bekämpfung des internationalen Mädchenwaltschaft auf Kosten der Staatsfasse zurüd. So erfreulich das handels. Kriminalkommissar Johannes Müller und seine Beamten Resultat ist, für den Monat Schuhhaft, den Genoffe Ente hat ver- beobachteten jest Mister Ettlinger, und da auch sie die Ueberzeugung büßen müssen, ist damit kein Schadensersatz gewährt. Die Reichs- gewannen, daß an dem„ smarten Amerikanee" nicht alles echt sei, mehr bleibt die Entschädigung schuldig und die Steuerzahler haben nahmen sie ihn fest. Auf dem Polizeipräsidium wurde er im besten Die Kosten des Prozesses zu tragen. Das Rechtsgefühl ist und bleibt amerikanischen Englisch angeredet, er erklärte jedoch, gut Deutsch zu rerlegt. Im meiteren Verlauf der Verhandlungen stellte es sich heraus, daß sein englischer Wortschatz fich auf Ves, Sir", No, Sir", Germany " und" Lady " beschränkte. Auch sein borerisches Rönnen ist nur sehr gering. Als ihn nämlich einter der Beamten zu einem kleinen Gange aufforderte, fagte er, er werde sofort einen blutigen Maispudding" aus ihm machen. Die Sache fam aber anders, denn nach 3 Sefunden Kampf war der Champion- treibungen, jekt ist die Zahl überhaupt nicht mehr zu schäken. TägBorer Mister Ettlinger fnod out. Im Erkennungsdienst stellte man an Fingerabdrücken fest, daß er ein 37 Jahre alter Berbrecher Rolf Scholz war. Jezt blieb ihm vor Schreck das Yes, Sir" im Halse stecken. Er bestreitet aber, mit dem internationalen Mädchenhandel irgendwie in Verbindung zu stehen. Mitteilungen, die dazu dienen können, noch mehr Licht in das dunkle Leben Mister Ettlingers zu bringen, nimmt Kriminalfommiffar Johannes Müller im Polizeipräsidium in der Magazinstraße entgegen.
Rechtspflege und Politik.
Erörterung im Republikanischen Anwaltsbund. Bor Mitgliedern des Republikanischen Anwaltsbundes, von dessen Eristenz leider immer noch zu wenig Anwöl'e Senntnis haben, sprach gestern im Bereinshaus Deutscher Ingenieure
Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Rübell über das Then a Rechtspflege und Politik".
Die Ausführungen des Vortragenden tonnte einen Republifaner in femer Weise befriedigen, und in der sich an den Vortrag anschließenden Debatte fam das auch wiederholt zum Ausdruck. Der gonze Bortrag war im übrigen so matt angelegt, daß der deutsch nationale Rechtsanwalt Dr. Bloch, der als Gaft der Versamm Jung beiwohnte, bezeichnenderweise fagen fonnte:„ Den Bortrag hätte der Kollege Nübell auch im deutschnationalen Anwaltsverein halten fönnen." Es tan nicht unwidersprochen bleiben, wenn Rechtsanwalt Nübell die Rechtspflege, wie sie früher war, über allen Klee lobte und sich scharf gegen Sondergerichte der Republik , namentlich gegen die Buchergerichte wandte, ohne die Gründe zu berücksichtigen, die diese Rechtsprechung notwendig machten. Böllig unerwiesen bleib seine Behauptung, die Sondergerichte hätten auf die Rechtsprechung der Geschworenen einen verderblichen Einfluß cusgeübt. An der Emmingerschen Justizreform" üble cuch Nübell scharfe Kritik. Die Abschaffung der Schwur gerichte nannte er geradezu eine Gefahr. Demgegenüber plädiette Rechtsanwalt Nübell für die Aufstellung eines neuen Strafgesetzbuches, das vor allem die Rechte des Ange: flagten erweitert und das die Frage des politischen Verbrechens neu regelt. Die Besetzung der Kammern müsse ei te andere werden. Seiterfeit erregte es, als Rechtsanwalt Nübell erwähnte, daß heute noch bei der Neuherausgabe der Strafgefeße im Strafgesetzbuch die Paragraphen übernommen werden, die ron der Beleidigung des Landesherrn handelt. Der Herausgeber hat allerdings in einer Randbemerkung dazu ge schrieben:" Diese Paragraphen sind heute unpraktisch."
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In der Debatte wurde vor allem von verschiedenen Rednern betont, daß die Rechtspflege vor dem Kriege nicht nur nicht vorbildich, sondern hundsmiserabel gewesen ist. Man machte darauf aufmerksam, daß die frühere Rechtspflege mit ganz ungerechtfertigter Schärfe gegen Sozialdemo= fraten und gewerffchaftlich Organisierte vorging. Mat erinnerte an den famosen Paragraphen aus der Gewerbe: ordnung, mit dessen Hilfe man das Streitposten stehen unmenschlich hart bestrafte. Bon anderer Seite wurde in der Debatte mit Recht darauf hingewiesen, daß an den vielen Fehlurteilen der letzten Jahre gegen politisch linksgerichtete Angeklagte nicht die Sondergerichte schuld find, sondern der Richterstand, der bis zu 99% 10 Broz. deutsch nationalist. Mit Recht wurde auf den unglaublichen Zustand hingewiesen, daß am Reichsgericht. tein Rechtsanwalt zugelassen wird, der Berliner und Jude ist. In diesem Zusammenhang wurde auch der unerhörte Fall des Justizrais Dr. Landsberg aus Posen in Er. innerung gebracht. Dieser Anwalt, außerordentlich tüchtig in seinem Fach und besonders beliebt bei seinen Kollegen, wurde, as dle Bo'en in Bosen die Herrschaft antraten, heimatlos und wollte sich in Leipzig niederlaffen. Man lehnte ihn ab, natürlich weil er Jude ist, und zur Begründung der Ablehnung fagte man ein fach: seine ganze Art paßt uns nicht. Ein bezeichnendes Schlag licht auf die Gesinnung der Richter warf die Mitteilung eines Anwalts, aus der hervorging, daß das Rammergericht auf seinen amtlichen Briefen feit geraumer Zeit zum Schließen der Briefe weiße Oblaten verwende, weil ihm die Siegel mit dem neuen Adler der Republit unangenehm sind. Alle Redner der Debatte waren darin einig, daß der neue Reichstag die Rechtspflege reformieren müsse.
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tönnen.
Wiederaufnahme des Meineidsprozesses Eggert?
Der vom„ Schwurgericht"( was man heute so nennt) vegen Meineids zu zwei Jahren Zuchthaus vernrteilte Stadt rat Eggert hat bekanntlich die Revision zurückgezogen, so daß das Urteil des Schwurgerichts III rechtsfräftig geworden ist und Eggert demnächst dem Zuchthaus in Brandenburg zugeführt werden dürfte. Wie uns Rechtsanwalt Dr. Johanny mitteilt, barf aus der Zurüdnahme der Revision teinerlei Saulb eingeständnis Eggerts gefolgert werden. Eggert hat fich den Darlegungen der Verteidigung nicht verschlossen, daß das Revisionsverfahren wenig Aussicht auf Erfolg habe, da das Reichsgericht bekanntlich bei Schwurgerichtsurteilen nur die formelle Seite des Verfahrens nachzuprüfen hat. Es würde dadurch nur die Untersuchungshaft verlängert werden. Inzwischen ist Rechtsanwalt Dr. Johanny bemüht, weiteres Beweismaterial 3 fammenzutragen, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens durch zulegen. Inzwischen haben Justizrat Dr. Ludice- Spandau und Rechtsanwalt Johanny, die beiden Verteidiger Eggerts. Schritte eingeleitet, um bis zur Erledigung der Nachprüfung des Prozesses im Wiederaufnahmeberfahren die Unterbrechung der Haft im Gnadenwege durchzusehen.
Raubüberfall eines falschen Gasrevisors.
Am Montag erschien kurz nach der Mittagszeit in der Wohnung des Bankbeamten Buhh, Kameruner Str. 19, ein Gasrevisor, der den Verbrauch ablesen wollte. Frau Buhh war allein in der Wohnung. Da der Gasrevisor aber mit allem, was für seine Arbeit erforderlich ist, ausgerüstet war, zweifelte sie nicht an seiner Echtheit und ließ ihn ein. Sie zeigte ihm auf dem dunklen Korridor den Gasmesser, an dem sich der Mann auch sofort zu schaffen machte. Als sie nach einiger Zeit auf dem engen Korridor an ihm vorbei ging, erhielt sie plötzlich einen Schlag auf den Kopf, der sie fofort besinnungslos zu Boden stredte. Erst nach mehreren Stunden erholte sie sich und sah nun, daß der Verbrecher Hier hatte er einen verin den Borderzimmern gewesen war. schlossenen Schreibtisch geöffnet, die Papiere herausgerissen, nach Geld gewühlt und schließlich auch 150 M. gefunden. Mitteilungen, die bazu dienen können, diesen Verbrecher unschädlich zu machen, niment das Polizeirevier und das Raubdezernat im Bolizeipräsidium Berlin entgegen.
Mehr Autobusse.
In Zehlendorf sprach die Landtagsabgeordnete Genofsit Marie Kunert vor gut besuchtem Saal und auch vor sehr viel bürgerlichen Zuhörern über den ominöfen§ 218 StGB. Bereits vor dem Krieg gob es in Deutschland jährlich 500 000-800 000 2b
lich sterben 10-15, jährlich über 5000 Frauen an den Folgen vo
Gegent
Eingriffen, die sie in ihrer Not und Berzweiflung an sich selber Wille sein, der die Frauen immer wieder treibt, trek Drohungen vornehmen. Es muß doch ein ungehenrer und ununterbrücbarer mit Zuchthaus so zu handeln. Die Nationalen behaupten ſchlanimeg, das geschehe aus reiner Vergnügungssucht und Veraniwortungslosigkeit, weil die Frauen ihre Zeit lieber im Kino und auf dem Tanzboden als in der Familie verbringen möchte, eine finnlose und freche Berhöhung der proletarischen Frauen. Denn was sie tun, tun sie aus schreiender und unerträglicher Not. Es ist unerhört, wie man mit den Frauen umgeht. In Württemberg wurde geradezu ein Refieltreiben gegen sie veranstaltet. zweitaufend wurde ein Strafverfahren eingeleitet, davon tamen 600 in Boruntersuchung und 6 wurden schließlich verurteilt. Wegen dieses lächerlichen Ergebniffes wurden 2000 Frauen monatelang in Angst und Unruhe gestürzt. Im Parlament stehen sämtliche bürgerliche Parteien einschließlich der Frauenvertreter der Aufhebung des§ 218 ablehnend gegenüber. Die Sozialdemokratie ist die einzige Partei, die konsequent ist und den Frauen Rettung bringen kann. Jede Frau handelt in ihrem und ihrer Familie Interesse, wenn fie am 7. Dezember die Sozialdemokratie wählt. Die Genoffin Dröscher unterstrich und verstärkte den Vortrag durch die packende und erschütternde Darstellung von Episoden aus ihrem eigenen Leben.
Aufhebung einer fommunistischen Geheimverjammlung.
21m
gestrigen Montag abend ist eine fommunistische Geheimversammlung in der Ebersstraße in Schöneberg durch Polizeibeamte aufgehoben worden. Der Exekutivbehörde war befannt ge worden, daß eine Anzahl führender Kommunisten, zum Teil Mitglieder der Parteileitung, die augenblicklich von den Gerichten gesucht werden, in einem Lofal in der Ebersstraße zu einer Versammlung zusammenkommen wollten, die offiziell als Wahlversammlung ange setzt war. Die Polizei stellte die Personalien einer Anzahl Kom munisten fest. Es wurden eine Anzahl Wahlaufrufe fomie Briefe beschlagnahmt, die, anscheinend unter einer Decadresse, in dem Lokal deponiert worden waren.
Praktische Altershilfe. Die Vermietung preiswerter gut eingerichteter möblierter 3immer weist ständig unentgeltlich nach innerhalb des Bzirts Prenzlauer Berg , die Kleinrentnerfürsorge Prenzlauer Berg , Danziger Str. 64, of 1 Tr., Zimmer 119, Sprechstunden werktäglich von 9 bis 1 Uhr.
Seinen 60. Geburtstag begeht morgen Genosse Karl Reddemann, Gustav- Müllerstr. in Schöneberg ( 79. bt.), und gleichzeitig fein 25 jähriges Parteijubiläum. Genosse Redbemann hat sich lange Jahre hindurch politisch und gewerkschaftlich außerordentlich rege betätigt.
Hunderte von Toten auf Batavia.
Zu dem Erdbeben in Wonosobo( Batavia) wird gemeldet: Die 3 ahl der Toten in Modjo Tengeh beträgt 170, in Bandingen, Linbangan und Gajangan 288, in Wonoroto 48, in Pefir 41. Noch imaner steigen aus der See schwefelhaltige Gese auf. Der Erdboden ist noch fortdauernd in Bewegung. Genietruppen wurden entfandt, um Fahrstraßen zu den durch des Erdbeben abgeschnittenen Gegenden zu schaffen.
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für Groß- Berlin
Am 20. November wird die Auto omnibuslinie 8 nach Wilmersdorf durch die Kaiserallee bis zum Kaifer plag verlängert. Am gleichen Tage erofigt eine Berlängerung der Linie 5 durch die Hauptstraße, Rheinstraße und Schloßstraße bis zum Rat2inie B, deren augenblickliche Führung vom Köllnischen Fischhaus Steglig. Ferner wird beabsichtigt, am 20. November die Parteinachrichten. markt durch die Roß- und Dresdner Straße zum Morigplay dem Bedürfnis nach einer direkten Verbindung der Prenzlauer Auze einerseits und Neuköllns andererseits mit dem Spittelmarkt nicht mehr entspricht, über den Spittelmarkt zu führen, falls die Zustim mung der Hauptverkehrsstelle rechtzeitig erteilt wird. Die beantragte Berlängerung der Linie B in Neukölln bis zum Ringbahnhof Raiser- Friedrich- Straße wird, sobald die Hauptverkehrsstelle zue ftimmt, erfolgen, wenn die ersten neuen Wagen der Gesellschaft angeliefert sein werden. Außerdem liegt der Behörde ein Antrag auf Berlängerung der Linie A vom Gesundbrunnen durch die Brinzen- 135. Abt. Starow. Mittwoch, vorm 9 Uhr, treffen sich die Genossen bei Klig Parkallee und Bollantstraße bis Pankow Kirche vor und schließlich ein
fiets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof, 2 Trep. rechts, au richten. 2. Kreis Tiergarten, 9.- 13. Abt. Sandzettel und Streifen zum Kleben für die Bersammlung am Freitag, den 21. Nov, find sofort bei Schmidt, Wicleffstr. 17, abzuholen. 21. Abt. Die Genossinnen und Genossen treffen sich am Bußtag früh 8%, Uhr bei Kroll, Utrechter Str. 21 zum Bistenabschreiben. Alle schreibgewandten Genoffen müffen erscheinen. 26. Abt. Mittwoch, den 19. November( Bußtag), 7% Uhr, Zusammenkunft sämt Itcher Mitglieder bei Wichmann, Weißenburger Straße 1. Vorwärtsleser find herzlich eingeladen
grafenstraße, zur Flugblattverbreitung in Lindenberg.