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Aber von all dem ist in den Bußtagsgedanten bes ,, Lotal zeiger" nichts zu finden. Die Epistel richtet sich gegen olejenigen, die durch ehrliche Erfüllungs- und Friedens­politit ihrem Lande und der Welt die Katastrophe eines neuen Krieges ersparen wollen! Bußtagsgedanten eines Unbuß­fertigen. Bußtagsgedanten eines Unbußfertigen auch in der Deut schen Tageszeitung", in der es unter dem Leitspruch, Aendert Euren Sinn!" heißt: Bohl wollten und müßten wir ein einzig Bolt von Brüdern sein, in feiner Not uns trennen und Gefahr, aber wir erleben es in diefen Wochen besonders schmerzlich, wie der Partet. hader bei der Vorbereitung auf die großen Bolkswahlen uns aus. einanderreißt und nur die tiefe Kluft offenbart, die Bolts. genossen unüberbrüd bar trennt."

Sehr schön gesagt von einem Blatt, das im weiten Um­

freis die gemeinste und gehässigte Feder führt! Sehr schön gefagt von dem offiziellen Organ einer Partei, die es als ihre Hauptaufgabe betrachtet, die stärkste Partei im Reich, die Sozialdemokratie, aus der Boltsgemeinschaft auszustoßen und damit den größten Teil des Boltes zu entrechten! Die Deutschnationale Partei ist es gewesen, die das Bolk in schwarzweißrote und schwarzrotgelbe" gespalten hat, die Deutschnationale Partei ist doch jeder Butschpartei nachgelaufen, die den Bürgerkrieg vorbereitete. Sie hätte allen Anlaß, Einkehr zu halten. Aber auch die Betrach fungen der Deutschen Tageszeitung" sind nichts als heuchle­rische Phrasen. Wie die Partei per Unbußfertigen aus der Charakterschwäche der anderen din politisches Geschäft zu machen versucht, fo mißbraucht sie auch die religiösen Gefühle zu einer Wahlmache, die so erbärmlich ist, wie sie selbst, und morgen wird die Schuh und Lügenheze gegen den Reichspräsidenten  , die Beamten der Republik   und die Unter­minierarbeit gegen den Staat fortgesetzt werden, die durch die Bußtagsheuchelei eine furze Unterbrechung erfahren.

Eine volksparteiliche Abrechnung mit Herrn v. Kemniz. Politische Nackttänze. Herr v. Remniz, der kaiserliche Erdiplomat, der von der Boltspartei zu den Deutschnationalen hinübergewechselt ist, bestreitet seine Wahlagitation im Kreise Frankfurt   a. d. D. mit der Behauptung, unter dem Regime des voltsparteilichen Ministers Dr. Boelig seien in den Schulen Radttänze in erheblichem Umfange eingeführt worden. Ein volkspartei licher Gegenkandidat, Herr Dr. Falz, ist, über diese Behauptung starf aufgeregt, sogleich nach Berlin   zu Herrn Dr. Boelig ge­fahren und hat von ihm die beruhigende Erklärung erhalten, daß nur der einzige Fall Roch vorgekommen sei, der ein fofortiges Einschreiten des Ministers zur Folge gehabt hätte. Herr Falz veröffentlicht diesen Tatbestand in einem offenen Brief an Herrn v. Kemniz, den die Zeit" abbruckt. Er schließt mit folgenden Säßen:

9. November gefallenen Oberlandesgerichtsrat von der Pforten night im Sinne Bubenborffs und feiner engeren Freunde. Trotzdem Pöhner im Jahre 1923 durch seine Arbeiten mit dem am ( Grundlinien der Verfassung des tommenden nationalsozialistischen Staates) Hervorragendes geleistet hatte, vermochte er es nicht, den Birrmarr in der völlischen Bewegung in Bayern   zu beseitigen und das Durcheinander in ein Geleis zu bringen. Als Ludendoris dana Straffer an Stelle Hitlers   in die Reichsführerschaft berief und fich dadurch in bewußten Gegensatz zu Hitler   setzte, zog dieser alle Boll­machten zurüd und lehnte im Prinzip alle Verantwortung ab. Es fam sehr bald zu Zusammenstößen zwischen Ludendorff   und Böhner, da man wiederholt aus den der Reichsführerschaft nahe­stehenden Kreisen Pöhner den Vorwurf machte, daß er zu wenig attiv fei, daß er nichts für die Organisation tue und die notwendige Säuberung nicht durchzuführen in der Lage sei. Pöhner richy.ete deswegen einen Brief an die Reichsführerschaft, in welchem er sich entschieden gegen diese Vorwürfe wehrte und ausführte, er müsse es ablehnen, sich terrorisieren oder Vorschriften machen zu lassen, felbst dann, wenn der Versuch hierzu von Ludendorff   ausgehen follte. Die Gegenfäße Böhner- Ludendorff und der mangelnde Ein­fluß Böhners bewirkten dann schließlich, daß Pöhner jede Mitarbeit in der Bewegung ablehnte.

Weiterhin wird aus den Protokollen der Beratungen, die mit Hitler in Landsberg   gepflogen wurden, festgestellt, daß Hitler noch niemals die Reichsführerschaft Ludendorff- Graefe­Straffer für sich als bindend anerkannt habe, daß er vielmehr die erste Gelegenheit, die fich ihm bot, benutzte, um die Verhandlungen mit Ludendorff und Straffer abzubrechen. Diese Gelegenheit bot ihm die Aufziehung der Großdeutschen Boltsgemeinschaft durch Effer urid Streicher, wo die Reichsführerschaft von Hitler   ver­langte, er folle durch ein Machwort die Tätigkeit Effers unter­binden. Das lehnte Hitler   entschieden ab und machte dabei aus der Abneigung gegen Ludendorff   fein Hehl..

Ich darf mir erlauben, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß in dem vorliegenden Fall nicht nur eine von Ihnen vielleicht ge­glaubte Tatsache behauptet worden ist, sondern daß Sie, wenn dies der Fall gewesen wäre, die Pflicht gehabt hätten, nach meinem mehr. maligen Einspruch die angeblichen Tatsachen nochmals nachzuprüfen. Berle umbungen weiter zu verbreiten. Sie haben das nicht getan, sondern halten es für richtig, schwere Herr Minister Dr. Boeliz ist, wie Sie, Herr v. Kemniz. wissen müßten, in der Lage, Sie auf Grund des Gesetzes zum Schuße der Republit zur Berantwortung zu ziehen. Ich nehme an, daß das der Herr Minister auch tun wird. Daß Sie, Herr v. Kemnih, nicht die freund. lichsten Gefühle für Herrn Minister Dr. Boelitz hegen, ist im übrigen verständlich, da Sie vor nicht zu langer Zeit bei einem Besuch im Krl'usministerium von Herrn Minister Dr. Boelik durch eine unmißverständliche Geste dahin belehrt worden sind, daß die Unterredung mit ihm zu Ende sei und daß sie nur noch die Möglichkeit hätten, das Kultusministerium auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Das Tut Buße!" der deutschnationalen Bresse vom chart in der Weltbühne" merkwürdige Dinge erzählt. Im Ueber Herrn v. Kemniz hat vor ein paar Monaten Schwindel! Bayerische Klassenjuftiz!" 19. November war an die anderen" gerichtet. Die Deutsch  - Jahre 1905 plante Fürst Hohenlohe die Errichtung einer großen nationale Partei wird ihren Bußtag am 7. Dezember er Badeanstalt nebst Spielhölle auf Madeira  . Die portus giesische Regierung erhob jedoch gegen die Errichtung der Spielbank Einspruch. Die deutsche   Regierung verlangte von der portugiesischen die Zurücknahme dieses Einspruchs und be­auftragte ihren Geschäftsträger in Lissabon  , eben Herr von Remniz, der portugiesischen Regierung diesen Wunsch vorzu tragen. Und Herr v. Kemniz ging hin und stellte ein Ultimatum!

leben. Jedem das Seine!

Unnötig!

Deutschnationale Wahlparolen.

Herr Hergt, der sich aus der deutschnationalen Führertrife nach dem Westen geflüchtet hat, ist auf seiner Wahlreise in Duis­ burg   und Düsseldorf   gelandet. In Duisburg   prägte er den Gaß:

ju verhindern."

Der jetzige Wahlkampf ift unnötig. Er dient nur dazu, den Eintritt der Deutsch   nationalen in die Regierung Herr Hergt fagt es. Die Wähler werden dafür sorgen, daß Herrn Hergts Prophezeiung ausnahmsweise einmal eintrifft. Auch insofern ist der Wahlkampf sehr nötig.

In Düsseldorf  , dem Wahlkreis des Reichskanzlers Marg, fragte

Herr Hergt:

Warum, Herr Reichstanzler, fönnen Sie nicht das Selbst­vertrauen gewinnen, sich von den Demotraten 3u lofen, teren gesamte polkische und fulturelle Einstellung im tärksten Gegenfaz steht zu den nationalen und chriff­lichen Kräften, die allein eine arbeitsfähige G: finnungs­gemeinschaft zusammenschweißen fönnen?"

Die Germania" hat die Antwort im voraus gegeben. Das Zentrum danft für ei te Gesinnungsgemeinschaft, wie die Deutsch nationalen fie auffassen, und die Ansichte 1 über nationale und chriftliche Kräfte in der Politif dürften in so ziemlich allen Buntten cuseinandergehen. Im übrigen bleibt es bemerkenswert, daß ein Mann wie Hergt es unternimmt, anderen ein Privatiffimum über Selbstvertrauen zu halten.

Musikalische Frauenbewegung.

Konzertumschau von Kurt Singer  .

Es ist auffallend, wie starf sich das weibliche Element unter den epreduzierenden Künstlern bemerkbar macht. Daß Frauen geigen cber flavierspielen, ist immer schon nichts Seltenes gewesen; wenn fie komponierten, so zeigte sich immer bisher eine so starte Abhängig. feit von männlicher Denfungs- und Gefühlsart, daß man von einer spezifischen Kunst der Frauen überhaupt noch nicht reden kann. Ganz merkwürdig aber wirkt die dirigierende Frau. Auch hier erwartet man, daß eine spezifische Note zur Geltung tommt. Es wäre denkbar, daß die Lyrit eines Orchesterwerts unter zarten Händen ganz anders flänge als unter dem Befehl eines Mannes. Es ließe sich auch denken, daß Orchestermusiter vom Blid einer schönen Frau verwirrt würden ober daß sie, in dem unausrottbaren Herrengefühl des Mannes, die Gefolgschaft der Frau versagten. Daß es die Frau, auch die musikalisch begabteste, so selten brängt, ein Drchester zu leiten, liegt sicher an all diefen durch das Geschlecht bestimmten Hemmungen. Die Drchesterleiterin Ethel Leginsta beweist nun noch ein Letztes, und auch dies in verderblichem Sinne, daß nämlich eine schöne Frau in thren Dirigentenbewegungen häßlich wird, wenn sie die gleichen Bewegungen macht wie ein männlicher Dirigent. Die Kraft­ausbrüche eines schwachen Armes, das Drohen einer fleinen Faust fieht grotest aus; auch der dauernd flatternde Haarbusch. ohne daß irgendwie einmal das Profil des leibhaftigen Menschen gesehen würde, trägt nicht zur Erhöhung des ästhetischen Genuffes bei. Ethel Leginsta ist sicher ein Musiker durch und durch. Sie versucht, und oft mit Glüd, leidenschaftlichen Ausdruck und Gefang aus dem Orchesterklang herauszubringen. Sobald es sich um Forderungen der Gestaltung und des Baues handelt, versagt sie, weil ihr Blid auf augenblickliche Details gerichtet ist und weil ihrer plötzlich auto­matisch werdenden Gefte die Nachdrücklichkeit des Willens mangelt. In der Oberon- Duvertüre und im Allegro der 7. Sinfonie von Beethoven   war fie besonders heimisch, und man fühlte sich dabei wohl. Ganz start, ernst und in stilgerechter Ruhe spielte sie dann bas Klavierkonzert F- Moll von Bach, wobei fie nach berühmtem Muster vom Flügel aus das Orchester dirigierte. Alles in allem: ein sehr musikalisches Menschenfind, das den Widerstand der Frauen und Männer gegen das weibliche Bultvirtuosentum nicht schmälert. Zu der schönsten Form der Frauenbewegung gehört das Dirigieren nicht.

Wenn auf diesem Spezialgebiet der Musikbetätigung die Frau icht mit dem Mann in Konkurrenz treten fann, so ist es mit dem Besang anders. Hier lebt das Weib ein gutes Teil seiner eigenen tatur im ernsten Lied oder in der gefühlsbetonten Arie vollendet us, während nach Inhalt und nach Ausdrudsgewalt das Bodium ingen bem Mann piel weniger zirkommt als der dramatische Vortrag

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Daß in den Vergnügungsetablissements von Madeira  auch Nadttänze aufgeführt werden sollten, stand zwar nicht im Programm, gehört aber, wo Spielhöllen eingerichtet werden, zum Ueblichen. Jeden alls hat sich Herr v. Kemniz allezeit als ein starter Hüter der Moral betätigt. Jetzt be müht er sich sie in der Republik   zu stärken, damals hat er aus dem Kaiserreich die Unmoral zu er portieren ver­sucht. Daß ein solcher Mann aus einem preußischen Mini­fterium, zumal einem voltsparteilich verwalteten, turzerhand hinausgefchmiffen wird, zeigt, wie wenig wahre Ber­dienste in dieser verderbten Zeit geehrt werden.

Bölkisches Heldenkonzert im bayerischen Landtag. Etatberatung des Ministeriums des Aeußern im Bayerischen   Landtag München  , 19. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Anläklich der fam es während der Rede des völkischen Abgeordneten Buttmann zu einem tumultuarischen Standal, wie ihn das bayerische Parlament noch kaum erlebt hat. Bei den Worten: Wir Völkischen halten es für eine Ungeheuerlichkeit, daß Hitler und seine Getreuen noch im Gefängnis figen!" erhob sich der Reichsführer Straffer und rief unter fortgesezten Gestikulationen gegen die Bänke der Re­gierung und der Bayerischen Volkspartei  : Schwindel Bayerische Klaffenjuffiz! Unerhörte hundsgemeine Schweinebande! Eine Sau­bande regiert in Bayern   usw. Auf den Bänken der Bayerischen Boltspartei erhob sich sofort ein ungeheurer Bärm. Einzelne Abge. ordnete drangen mit erhobenen Fäusten gegen die Völkischen Dor. Als die Böltischen aber ihre Schimpftanonade fortsetten, ent­ftand ein allgemeines Schreien und Toben, das der Prä­fibent vergeblich mit feiner Glocke zu besänftigen versuchte. Er sah sich schließlich veranlaßt, feinen Platz zu räumen und die Sigung auf sehn Minuten zu unterbrechen.

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Nach Wiederaufnahme der Sigung erklärte der Präsident unter dem Beifall der Mehrheit des Hauses, daß sich eine solche Situation im Bayerischen Landtag   noch kaum ereignet habe und daß er die be­leidigende und ungezogene Art des Abreordneten Straffer nur mit dem Artikel 31 der Geschäftsordnung ahnden könne, d. h. mit dem Ausschluß des Abgeordneten von der Sigung. Straffer

nach Gerechtigkeit werden Sie mit derartigen Mitteln nicht ersticken fönnen!" Beim Hinausgehen aus dem Saal wurde er von seinen Freunden mit heil. und von den übrigen Parteien mit Heul. rufen begleitet.

Ludendorff und Hitler   verkracht! Ludendorff   unter falscher Flagge. Hitler für Effer. München  , 18 November.( Eigener Trahtbericht.) Der Bayefügte sich mit den Worten Ich verlasse gern die Sigung. Den Schrei rische Kurier" fezt am Mittwoch die Enthüllungen Bon einem Wissenden" aus der völkischen Bewegung fort. Hier wird zum erstenmal die Rolle beleuchtet, die der Hochverräter Böhner nach dem Hitler- Prozeß in der völkischen Bewegung gespielt ha. Nachdem der von Hitler   mit seiner Vertretung beauftragte Rosen­berg sich als wifähig erwiesen hatte, die Bewegung in Ordnung zu bringen, wurde Pöhner als angeblich völlig neutrale Person mit der Führung der Partei in Bayern   beauftragt. Das lag aber

im Theater. Wenn Maria Jvogün eine Händelsche und eine Mozartsche Arie fingt, so fühlt man diese Auserwähltheit besonders start. Nun ist diese Künstlerin allerdings unter den Auserwählten eine Auserwäh'te. Es gehört ein großes Maß von fünstlerischer Beherrschung dazu, so delikat, so transparent, so mit Ausschluß starker und bequemer Theaterwüfung im Stil alter Meister zu bleiben. Leichtes Distonieren, das im Zusammenflang mit einer zu starken Flöte und einer zu tonreichen Sologeige auffiel, konnte den Eindruck einer vollendeten menschlichen und fünstlerischen Hingabe an zarte mufifalische Ausdrucksmusit nicht wesentlich abschwächen. Wilhelm Furtwängler   begleitete mit der an ihm gewohnten Vornehmheit. Auch die pathetische Sinfonie Tschaikowitys ( joweit ich hörte), zeigte diese Sehnsucht nach Bornehmheit und Aus­gleich aller Banalitäten. Trotzdem wünschten wir, daß dieses Wert, das von dicken Sentimentalitäten und von russischem Gefühlsüber schmang fo voll ist, endlich für ein paar Jahre von dem Konzert­programm verschwände. Die Sehnsucht des Publikums nach dieser traftlofen Eüßigkeit ist allerdings außerordentlich. In einer ein­zigen Woche wurde sie viermal in Berlin   gespielt. Aber was für Die Konzertdirektion gut ist, muß für einen Furtwängler ver. dächtig sein. Als Aequivalent für diefe olle Kamelle fette er als Erft­aufführung einen Don Juan  " von Walter Braunfels   auf das Programm. Diese angeblich flaffisch romantische Phantastemagorie beginnt sehr hübsch mit einem Raub an Mozartscher Mufit. 3wei Themen, die den Höllencharakter und das lebensfprühende Element des Mozartschen Don Juan   charakterisieren, tauchen auf und werden in Boriationen umgewandelt. Das hätte wißig, hätte geistreich, hätte phantastisch oder tragisch werden können. Nichts von alledem. Wohl ist das Orchester mit sehr vielen Farben bedacht, aber von einer über das Schulmäßige des Kontrapunktierens hinausgehenden Fähigkeit der Durcharbeitung und des Erfülltseins mit Musit ist nichts zu merfen. Echon in der zweiten Variation hat die Monotonte das Wort, und wenn es sich nicht um den Komponisten der Bögel" handelte, würde man die Langeweile stärker gespürt haben als eine noch so gewissenhafte Kunstfertigkeit, die ohne Erlebnisfundament wertlos bleibt. wertlos bleibt. Man dachte an Mozarivariationen Regers, man dachte an die blendende und feurige Auferstehung in der Straußschen finfonischen Dichtung, und man war verstimmt.

Ein neues Wunderfind wurde in Zeitungen und auf Anschlägen verkündet, unterſtügt durch Gutachten der bedeutendsten lebenden Bianiften. Der Name des Kindes ist Angelica Morales. Die junge Pianiftin fand außerordentlichen Beifall, den sie für eine schon sehr sicher gewordene Fingertechnit, für Geistesgegenwart und Griff sicherheit vollauf verdient. Im E- Moll- Konzert von Sauer, einem ganz faylimmen und äußerlichen Birtuofenwert, zeigte sie, daß ihr mir bestimmten Aufgaben auch Kraft zu Steigerungen zuwächst. Die Schwäche des Spiels liegt in einem bisher noch völlig fehlenden oder auch verdeckten Musikerfühlen. Eine Eisestälte lag über den warmen Tönen des A- Dur Konzerts von Mozart  . Nach diesem Debut darf

Es war deutlich zu erkennen, daß der Standal von völkischer Seite bewußt und verabredet herbeigeführt worden ist, da sich der Abgeordnete Straffer furz vor den Ausführungen seines Partei­freundes Buttmann in Positur gefekt hatte, um sofort beim Stich.

man nur leise hoffen, daß sich das junge Mädchen zu einer großen Künstlerin entwidelt, man muß fürchten, daß sie in einem genialischen Afrobatentum steden bleibt.

Singende Frauen: Mari möchte aus ihrem Gesang ihr ganzes Leben, Sehnen und Fürchten kennen lernen. Von diesem Grundton des Lebendigen hat Lilli Dreyfus in ihrer warmen und ein­dringlichen Aliftimme viel geborgen. Auch wenn ihr Partner, der bekannte Magnus Davidsohn  , abfagt, gelingt es ihr, jene Einförmig­feit, die jeder Liederabend hat, in Gefängen von Schubert bis Mahler zu bannen. Das Jnnige, also eht Weibliche, liegt ihr am beften, doch weiß sie auch einem Heißer noch geschmackvoll zu be­gegnen.

Hertha Tarrasch führte sich mit altitalienischen Arien gut ein. Eine große, zu dramatischer Alzentuierung neigende Stimme wird ausgiebig und doch ökonomisch gehandhabt; ein starkes Gefühl schwingt im Timbre der vollen Stimme mit. Noch sind Feh'er- der Befalisation, Registerausgleiche und ein gelegentlicher Beitlang von Gaumigkeit zu überwinden. Bei dem Ernst, mit dem hier gesungen wird ist mit weiterem Aufstieg der jungen Künstlerin zu rechnen.

Maria Efteblad ist uns von der Staatsoper her in lieber Erinnerung. Auch heute noch hat ihr Sopran starte Resonanz und viel Reiz; ur mit den sehr geschickt gesetzten, start antiquierten Liedern von Erfti Mellartin, bem bekannten finnischen   Na­fioraftomponisten, fonnte sie nicht viel Eindrud machen. Drei her­vorragende Begleiter standen diesen Sängerinnen zur Seite, Michael Raucheisen  , Waldemar Liachowsky und Arthur Wolff.

Der wandernde Berg.

Aus Basel   wird geschrieben:

Es gehört zu den sehr seltenen Erscheinungen, wenn ein Berg zu wandern" anfängt und die Welt ein Schauspiel erlebt wie jetzt den Erdsturz am Walenfee in der Schweiz  . Es muß ein gewal­tiger Anblid gewesen sein, als die Erdmassen erst langsam donn aber, von den nachfolgenden Schichten gedrä igt, in immer rasche­rem Tempo herabfamen und in den See hineinstürzten. Zeugen der Katastrophe sagen aus, daß es ein Höllenlärm gewesen ist und man den Eindruck hatte, a's wollte das ganze Gebirge in de See hinein. Die Abbruchsstelle war etwa 80-100 Meter breit, und auf einer ebensolchen Strede waren die Schienen der am Seerand gehenden Eisenbahnstrecke direkt im rechten Winkel umgebogen und ragten in den Sce hinaus. Der Luftdrud war so groß, daß er bis über den See hirüber verspürt murde. Auch das Wasser des Sees wurde durch die einstürzenden Massen in storfe Erregung versetzt: eine zwei Meter hohe Flutwelle bäumte fich auf und ergoß sich über bos Ufer. Es sind sehr beträchtliche Mossen gewesen, die sich von dem Berge losgelöst hatten; allein die Masse des auf dem Bahndamm lagernden Materials hat man auf 30 000 Stubitmeter geschäht, und in den See waren wahrscheinlich auch mehrere Tau­fend Rubifmeter hineingerollt

Schon bei der eten sachverständigen Besichtigung des Ge tändes nach der Katastrophe erfannte man, daß noch ein Nachsturz