Spetulantentum barf es unter feinen Umständen eine Aufwertung geben."
Wie steht es nun mit der Bereitschaft von Industrie, Landwirtschaft und Handel, Lasten auf sich zu nehmen, um eine weitestgehende Aufwertung zu ermöglichen? Noch in der Sigung vom 28. Juni donnerte Herr Hergt in großen Tonen: „ Es muß jetzt unter allen Umständen eine Aenderung eintreten. Es muß das nachgeholt werden, was man damals bei der Dritten Steuernotverordnung versäumt hat, nämlich den gerechten Ausgleich zu bringen."
Sein ganz allgemein gehaltener Antrag verlangte fofortige Aufhebung der Dritten Steuernotverordnung und alsbaldige Vorlage eines neuen Gefeßentwurfes, in dem die gesamte Aufwertungsfrage einschließlich der Aufwertung der öffentlichen Anleihen im Interesse der Gläubiger einer wesentlichen Umgestaltung unterzogen wird".
Sämtliche Anträge wurden einem Ausschuß überwiesen. Auf Antrag unserer Mitglieder wurde zunächst beschlossen, Auf Antrag unserer Mitglieder wurde zunächst beschlossen, hervorragende Bertreter von Industrie, Landwirtschaft, Handel, Banken, Bersicherungsgesellschaften, Sparkassen und der Arbeiterschaft zu laden, um von ihnen zu hören, wie sie fich zu den Möglichkeiten einer weitgehenden Aufwertung stellen. Zwei Tage lang, von früh bis spät, dauerten die Vernehmungen dieser Sachverständigen, und es ist ein Jammer, daß diese Berhandlungen nicht in gleicher Weise bekannt werden konnten, wie die deutschnationale Abstimmung am 29. August. Die Bertreter der Industrie, der Landwirtschaft und des Großhandels gaben an, für ihre Person Mits glieder der Deutsch nationalen Partei zu sein. Ihre Organisationen aber fönnten die Lasten für eine weiter gehende Aufwertung, als die Dritte Steuernotverordnung fie versehe, nicht übernehmen. Eine solche weitergehende Aufwertung sei nur durchzuführen, wenn andere Körperschaften, vor allem das Reich, die Lasten tragen. Auf den gleichen Ton, nach dem Spruch:" Heiliger Florian , verschon' mein Haus, zünd' andere an" waren die Aussagen der Bertreter der anderen großen Organisationen gestimmt. So führten schon die ersten Sizungen des Aufwertungsausschusses zu einer vollen Entlarvung der deutschnationalen Demagogie, und es war ein Augenblid ungewohnter Offens heit, als Herr Hergt unmittelbar nach diesen Bernehmungen das Wort des Schülers aus dem Fauft zitierte: Mir wird von allebem so dumm, als ging mir ein mühlrad im Kopf herum."
Die Reichstagsauflösung setzte den weiteren Berhand lungen des Ausschusses ein Ende, bevor es gelungen war, den sozialdemokratischen Antrag zur Beratung zu tellen. Dieser nicht allgemein gehaltene, sondern genau pezialisierte Antrag beseitigt die traffen Ungerechtigkeiten der Dritten Steuernotverordnung, bringt wenigstens den bedürftig ften Opfern der Inflation Hilfe, vermeidet die Gefahr, die deutsche Währung und Wirtschaft aufs neue zu erschüttern und zeigt als einziger den Weg zu einer sozial gerechten und wirtschaftlich erträglichen Lösung des schwierigen Aufwertungs
problems.
zahlen haben, deren Vermögen gegenüber 1913 mindestens 50 Proz. beträgt. Aus den Mitteln dieses Sozialfonds merden Pensions Lebensversicherungsanft atten, fassen und Spartassen Beiträge zur Aufmertung der Forderungen der Versicherten und Sparer in Höhe von zu nächst 15 Broz gewährt. In erster Reihe werden Beträge bis zu 5000 m. bei denjenigen Personen aufgewertet, deren Einkommen 3000 m. nicht übersteigt. Die über diesen Betrag verbleibenden Mittel des Sozialfonds werden verwendet zur Erhöhung der sozialen Renten.
Bei einer Abstimmung über diesen Antrag hätte sich, wie die Vernehmungen der Sachverständigen bewiesen haben, unzweifelhaft gezeigt, daß all die demagogischen Schreier, die den Mund mit Aufwertungsphrafen nicht weit genug aufreißen fonnten, fofort verstummen, sobald der Besitz die Lasten der Aufwertung zu übernehmen hat. Wenn man die gesamten Kosten dem Reich zuwälzen und durchsetzen könnte, daß das Reich diefe Lasten durch Verbrauchssteuern aufbringt, ja, Bauer, das wäre etwas anderes. Dann hätten die durch die Inflation am schwersten Betroffenen zum weitaus überwiegen den Teil die Lasten zu tragen und dürften nur dankbar und zufrieden sein, wenn ihnen später einmal ein kleiner Bruchteil als Aufwertungsquote zurückerstattet würde.
Es zeigt sich eben auch an dieser so wichtigen Aufwertungsfrage, wie leichtsinnig die durch die Inflation aus dem Gleich gewicht gebrachten Wählermassen sich durch inhaltsleere Verheißungen haben einfangen lassen. Strupellos versprachen die Demagogen von rechts und links den Wählern das Blaue vom Himmel, ohne sich um die Einlösung dieser Versprechungen Gedanken zu machen. Die wenigen Wochen der Existenz des Inflationsreichstags aber haben genügt, auch den ungeschulten Wählern die Augen zu öffnen und ihnen zu zeigen, daß ihre Nöte und Leiden von den Deutschnationalen, den National sozialisten wie den Kommunisten lediglich parteipolitisch ausgenutzt werden.
Selbst eine rechtsgerichtete Organisation, wie der Schuh verband der Hypothetengläubiger und Sparer, hat nach den geschilderten Reichstagsverhand lungen durch seine Korrespondenz folgende Erklärung veröffentlicht:
" Die letzten Reichstagsverhandlungen haben erwiesen, taß es den politischen Parteien, besonders den Deutschnatio. nalen, nicht ernst ist mit der Aufwertung. Millionen Sparer protestieren gegen die Ausnutzung der wirtschaftlichen Ungerechtig feit zu politisch- demagogischen Zweden."
Wem daher Taten, auch wenn sie unter den gegebenen traurigen Verhältnissen nicht alles bringen können, lieber sind als hochtönende Berheizungen im luftleeren Raum, für den fann die Parole am 7. Dezember nur lauten:
Meine Stimme im Reich und Preußen der Sozialdemofratie, als der einzigen Partei, die wie in der Aufwertungsfrage zuverlässig fo auf allen Gebieten gewiffenhaft und tat fräftig bestrebt ist, die Massen des Volks zu Wohlfahrt und Kultur emporzuführen.
Die Willkür des Kapitals. Schwerindustrielle Wahlgelder. Bernntreuung von Gesellschaftsvermögen.
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Nur den zähen Bemühungen unserer Partei war es gelungen, in die Dritte Steuernotverordnung eine Bestimmung einzufügen, nach der nicht nur die Hypothekengläubiger, son dern auch die Befizer von Sparta fenguthaben, Ansprüche aus Bersicherungen usw. entschädigt werden follen. Aber während der Gegenwartswert der Forderungen ber Hypothefengläubiger nach der Dritten Steuernotverord nung zirka 8 Proz beträgt, stimmten Regierung und bürger fiche Parteien bei den fleinen Sparern und Versicherten nur einer Regelung zu, die diefen Bedürftigsten einen Gegenwarts wert ihrer Ansprüche von zirka 2 Broz fichert. Diese traffe Ungerechtigteit beseitigt unfer Antrag auf folgende Beise. Die Aufwertung der Hypothefen wird von 15 Broz., wie in der Dritten Steuernotverordnung zugunsten der Glauch zu neuen Raubzügen politisch start zu machen. biger vorgesehen, auf 25 Broz erhöht mit der Maßgabe, daß die 15 Broz. übersteigenden Beträge in einen besonderen Sozialfonds fließen. Gleicherweise fließt in diefen Sozialfonds der Ertrag einer neu einzuführenden Vermögenszuwachssteuer, die alle zur Vermögenssteuer Beranlagten zu
Das Geld der Inflationsopfer muß dazu dienen, die Wahlpropaganda der reaktionären Parteien zu bezahlen. Es ift in bie Taschen der Großindustrie geflossen, ist unperfönliches Aftienfapital" geworden. Aber die Herren der Großindustrie, deren rechtliche Stellung zu dem unpersönlichen Attienkapital" niemals völlig flar ist, fchalten darüber nach Willtür. Sie haben dem deutschen Volte gewaltige Summen, feine ganzen Ersparnisse geraubt, und verwenden sie nun, um
Völkische Jugendschau.
Bon Paul Gutmann.
Der„ Ring deutscher Jugend" ruft zum Besuch einer von ihm veranstalteten„ Deutschen Messe" auf. Eine deutsche Messe ist vermutlich eine Schau des Beften, was Deutschland auf allen geistigen Gebieten in den letzten Jahren hervorgebracht hat. In dieser Annahme Fegibt man sich voll Erwartung an einem Morgen im Nebelung" in die Neue Grünftraße welcher Straßenname würde für eine Jugendschau beffer passen?, -, un sich unbefangen in den Geift einer heranbrechenden Zeit zu versehen. Was könnt ihr? Was stellt ihr dem Alten, brüchig Gewordenen gegenüber?
Wir werden zuerst in zahllosen Schriften und Photographien mit der Wandervogel- und Heimatbewegung vertraut gemacht. Schön. Die Jugend aller Richtungen strebt heute ins Frete, Weite, stählt den Rörper, erfreut sich an den Reizen der Heimat. Biele gute Abbildungen zeigen, wie im Zusammenleben beider Geschlechter die Fesseln veralteter Brüderie abgelegt werden. Das ist etwas Bofi tives. Auch einige funstgewerbliche Arbeiten sind nicht schlecht. Nun aber betritt man einen Saal, wo die wirkliche Stunft das Wort hat. Zur Vorbereitung offenbar hängt am Eingang eine Bildertafel, norauf man die verschiedenen Raffetypen der Bewohner Deutschlands erfennen fann. Oben die strahlenden Nordgermanen, barunter die fchon weniger reinen Süddeutschen und ganz unten der orientalische Jude Jacques Offenbach und der Jude mit germanischem Einschlag: Berthold Auerbach Zahllose Bücher, die das Germanentum betonen. liegen auf einem Tisch darunter ausgebreitet. Also orientiert, sagt man fich, daß schließlich das Germanentum eine Idee ift, die auch die Runft befruchten könnte. Was macht sie daraus?
Benn es möglich wäre, die Phrasen völkischer Ideologie einiger maßen zur Anschauung zu bringen, so ist es raifam, diese Kunft, die offenbar einen Extraft des Guten darstellen soll, zu betrachten. Die Namen Staffen, Hendrich, und leider auch der in diese Gesellschaft verirrte Fidus sorgen für Aufklärung. Der Götterhimme! Waihalls bient Leuten, an denen die ganze ma erische Entwicklung eines Jahr hurberts Spurlos vorübergegangen ist, dazu, in schlechten Farben und miserabler Romposition germanische Gesinnung zu zeigen. Bis mard, cin vergrämter Kanzleirat, stedt in prähistorischer Rüftung, cinen Helm aus Büffelhörnern auf dem Kopf, und schmiegt sich in die Arme einer ihn an Größe noch weit überragenden weiblichen Germanengottheit. Furchtbare Ritter reiten in architektonisch scheußliche Götterburgen. Götter rafen auf fabelhaften Röffern durch rot flammende Lüfte. Eine indianerhafte Anschauungswelt öffnet sich, wo das Erhatenfte zum Lächerlichen wird. Man glaubt auf einem schlechten Maskenball zu sein. Muß das fo wirken? Rönnte der germarische Borstellungsfreis nicht für die Kunft ebenso fruchtbar sein, wie es der griechische gewesen ist?
Diese Willkür des Rapitals hat eine rechtliche Seite. Die Herren der Großindustrie fegen fich bei ihrer Wahlgelder sammlung glatt über die Borschriften des Handelsgesetzbuches hinweg. Herr Justizrat Leopold Gottschalt schreibt
uns darüber:
Man stelle sich vor, daß heute in Griechenland eine völkische Bewegung bemüht wäre, die Tradition der Borzeit zu be'eben. Abgefehen davon, daß die griechische Borzeit bekanntlich die Grundlagen zur Kultur der Menschheit gelegt hat, was von der germanischen sich nicht behaupten läßt, würde diese gewaltsame Renaissance wahr. scheinlich ein unerträgliches Phrasentum sein. Die Kunst, die Geistig haftigkeit aus ähnlichen Gründen nichts zu wünschen. Man schlage feit, die der deutschvölkischen Ideologie dient, läßt an hohler Phrasen. eine der zahllosen Streit und Flugschriften auf der Deutschen Meffe" auf, die geistige Koft einer Jugend, die, wie es in ihrem Brogramm heißt, der„ alles zerlegenden Ueberfultur" entrinnen möchte. Man lefe Gedichte oder Erzählungen wie die folgende in der Zeit schrift Aufsteigendes Leben", die so beginnt: Auf Botans Erde war wonnige Zeit. Die Linde blühte, es blaute der Himmel, Baldur schritt durch die Lande. Auf Hrimfari, dem dunklen Rosse, nahm zögernd Abschied Almutter Nacht von Moni, dem Knaben, dem Lenker des Monds." Wie schön, wie poetisch! Ein Moderner würde bloß schreiben:„ Es war Frühling, die Tage wurden wieder länger." Was stellt diese Jugend der„ lleberfuftur" entgegen? Das Idiotische. Bo man hinschaut, ein Ausweichen vor den großen Broblemen der Gegenwart, ein fraft'ofes Schwelgen in einem erträumten Götter- und Heldentum, nicht zum minderen Teil mit einer fitschigen Erotik verquickt. Sie träumt vom nordischen Menschen, aber nicht einem Geistesbruder der Ibsen, Strindberg, Andersen- Nero, sondern einem blonden, bramarbafierenden Hohlkopf mit dem Hakenkreuz. Tiefe fich se kraftvoll dünkende Jugend ist ebenso schwach, sie ist viel leicht noch ärmer als die überkultivierte. Sie teilt deren Schicksal, ein verdorrender Aft zu fein, wie ja nach Nietzsche das Kindliche und Primitive ebenso ein Berfallssymptom ist wie das Raffinierte, Gefünftelte. Abgeschlossen gegen alle fruchtbaren Strömungen der Lölfergemeinschaft, lebt diese bedaueniswerte Jugend in einem Raffenwahn, der blond und blöd gleich setzt. Selbst der politische Gegner fann diesen Naturschwärmern, diesen rousseauisch gefärbten, mißleiteten Germanenkindern, die im Freien nacht ihren Göttern opfern, eine leise Sympathie nicht versagen. Lieft man ihren JungGermanen" betitelten Aufruf, so hat man Milleid mit diesen größenwahnfi inigen Monomanen. Mit Hi fe betörter und entarteter Raffetrüder haben die Dunklen aus dem Osten, Süden und Westen Deutschlands das Hauptbollwerf her nordischen Raffe nieder geschlagen. Die Unterlegenen find die herrlichen Blonden. Es läuft also auf einen Befreiungskampf der Blonden gegen die Dunkelhaarigen hinaus! Armer, faum mittelgroßer, brünetter Goethe, armer Kant, armer alpiner minderwertiger Mozart! Wir wollen der Stoßtrupp der nordischen Raffe sein, die blonde nordische Jugend usm." Verkrieche dich, Schopenhauer , verkrieche dich vor allem Einstein! Srgerdein gebantenarmer, rücksichtsloser, doch blonder Jens Jensen oder Gottlieb Schulze ist der Träger unserer germanischen Edelfultur. Der Biceps über das Großgehirn. Der Stoßtrupp der Zukunft oder Götter, Helden und Kitsch!
Ihr Auffah betreffend die Bahlgelber ber Industrie" in ber Morgenausgabe des Borwärts" ppm 20. d. m. gibt utir zu der nachfolgenden juristischen Betrachtung Beranlaffung:
Eie bezeichnen die Ansammlung der Wahlgelber, wie dies in dem mitgeteilten Schreiben des Herrn Ernst von Borsig zum Ausdrud gelangt, als die Bildung eines Korruptionsfonds. Ich will nicht auf die eth sche und politische Wertung dieser Kopfsteuer von mindestens 2 m. pro Kopf der beschäftigten Arbeiter eingehen, ich will lediglich die rechtliche Seite dieser Angelegen.
heit beleuchten.
Hiernach bin ich der Auffassung, daß, wenn die Borstände der betreffenden Aktiengefulschaften diesem Ersuchen des Herrn von Borsig nachkommen,
fie fich der strafbaren Untreue nach§ 312 HGB. schuldig machen. Hiernach werden Mitglieder des Borstandes oder des Aufsichtsrats, wenn fie absichtlich zum Nachteil der Gesellschaft handeln, mit Ge fängnis und zugleich mit Gelb strafe bis zu 20 000 m. bestraft; zugleich fann auch Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erfannt werben. Unzweifelhaft liegt dieser Tatbestand vor, da es meder zu den gesellschaftlichen noch zu den gefeßlichen Pflichten der Vorstände der betreffenden Aktiengesellschaften gehört, die politischen Wahlen zu beeinflussen. Wenn auch Freigebigkeiten, die soz alen Pflichten gegen die Angestellten und Arbeiter entspringen, allgemein nicht unter diefe Strafvorschrift fallen, so liegt dies doch ganz anders, wenn die Vorstände jener Ge sellschaften ihre politischen Ansichten bei den Wahlen zu fördern suchen. Diese Wahlgelder stellen, je größer die Betriebe find, e'ne um so größere Berminderung des Bermögens der Gesellschaft dar. Es liegt daher ein absichtliches Handeln zum Nachteil der Gesellschaft vor. Die Staatsanwaltschaft hätte daher in allen diesen ihr bekannt werdenden Fällen wegen Bergehens gegen§ 312 HGB. einzuschreiten. Auch müßten die Attionäre, die doch den verschiedensten politischen Richtungen ange. hören, auf den Generalversammlungen ihre Berwaltung bieferhalb zur Rechenschaft ziehen. Hieraus geht schön hervor, daß derartig pflichtwidrig handelnde Vorstände fich auch nicht auf das angebliche Interesse der Gesellschaft berufen fönnen, weil die Aktionäre den verschiedensten politischen Richtungen angehören, und zudem jede Aktiengesellschaft iediglich wirtschaftliche und Peine politischen Biele zu verfolgen hat. Wenn schon de Leiter solcher Gesellschaften ihre persönliche politische Richtung durch Wahlgelder unterstützen wollen, so müssen sie dies aus eigener Tasche und nicht auf Kosten der Aft onäre tun.
Mit vorzüglicher Hochachtung!
Gottschaft, Justizrat.
Die Herren der Großindustrie haben sich in der Inflations. zeit glatt über die ste hemmenden Vorschriften des Handelsrechts hinweggesetzt. Vor ihrer Willkür und ihrer Macht erblaßte der Buchstaben des Gesetzes. Sie haben Eigentümerrechte an sich geriffen, ohne Eigentümer zu sein. Sie haben eine neue wirtschaftliche Herrschaftsform herausgebildet, die das alte Recht beiseite schob.
Es wird soviel von der Wiederherstellung des Rechts geredet. Hier ist ein Fall, wo angefangen werden fönnte. Wo ist der Staatsanwalt, der gegen die unfreuen Direttoren der Großindustrie vor geht? Es handelt sich um Summen von vielen zehntausend Mark, die veruntreut werden. Es gibt genug Staatsanwälte, die jederzeit gegen republitanische Beamte einschreiten: wegen 143 Mart, die der sozialdemokratische Minifter Herrmann veruntreut haben sollte, megen 2 Mart gegen einen sozialdemokratischen Landrat.
Wo ist der Staatsanwalt, der es wagt, das Recht auch gegen die Diktatoren der Großindustrie zu vertreten?
Flettner beim Reichspräsidenten .
Der Reispräiibent empfing gestern den Erfinder bes Metiner- Ruder- und Rotorichiffes, Ingenieur Flettner, zum Bortrag über diese Erfindungen und ihre Bedeutung und sprach ihm im Namen des Reiches Dant und Anerkennung für ſeine
Arbeit aus.
Der Kleist- Preis für Ernst Barlach .
Der Kleist- Preis für 1924 ist an Ernst Barlach verliehen mordet. Der Vertrauensmann der Stiftung für dieses Jahr ist der Literarhiftorifer Brof. Friz Strich in München der allein den Preis zu vergeben hatte, da diese Stiftung nicht von einer Kommission, sonwirtschaft vermeiden.) Prof. Strich hat seine Entscheidung, in fehr bern von einer jedes Jahr wechselnden Persönlichkeit verwaltet wird. ( Man will so die meist zu faulei Kompromiffen führende Ausschußintereffanter Weise begründet:
dingungen zu verstoßen, weil Barlach in einem wörtlichen Sinn Ich bin mir bewußt, hierbei scheinbar in etwas gegen die Benicht mehr zu der jungen, um Durchsehung und Existenz Ringenden gehört. Aber ich habe unter die en jungen trop gewissenhaftester und verantwortungsbewußter Brüfung, wenn auch gewiß manch startes Talent, so doch niemanden firben fönnea, dessen Weg zu funftsöffnender ist und von dem wir das Wert erhoffen tönnten, auf das wir alle warten. Ueberall Epigonentum des Expressiontsmus, Manier gewordener, entfex ter Stil, viel Geschicklichkeit, aber feine ursprüngliche, schöpferische Kraft.
dich, mit dem großen Namen Kleists in Beziehung gefeht zu werden. Ernst Barlach allein scheint mir, die Jüngeren überragend, würGehört er nicht mehr zu den jungen, so trat er ja doch so spät erst in die Literatur ein und steht noch mittet im heftigsten Streit ber Meinungen, daß er in einem tieferen Sinn doch zu ihnen gerechnet werden muß, wtb, was entscheidend ist: dem Geifte nach ist er der Jüngste, weil der Zukunftsreichste. Ein Weg von großartiger und unbeirrter Ronsequenz führte ihn von den echten Sede. zum F in bling" und endlich zu der„ Sintflut". Die in den munds", bem armen Better" und dem Toten Tag" Anfängen nech allzu allegori'che Formung weicht mehr und mehr einer wahrhaft mythischen Gestaltung, das plastische Genie be meistert mehr und mehr den geistigen Gehalt. Das letzte feiner Berfe ift von einer neuen und großertinen Einfachheit. Was ihn jedoch besonders über die anderen erhebt. ist der gewaltige Errft, mit dem er an feine Aufgaben tritt, und daß die Tragik in seinen einem ganz neutralen Erlebnis kommt und sich in diesem wiederum sie sind ja alle von der einen Grundidee befeelt die ganze Tragit unserer Zeit zu überzeitlicher Gültigkeit zu'ammen faßt. Ich kenne niemanden, der so wie er aus eigener, innerer Nor meidigkeit zum tragischen Dichter dieser Zeit wurde und dessen Dichtung so zu einem Spiegel biefer Reit wurde. in we'dhem fie fich, von Zufall und Billtür erlöft, so wesenhaft, so emia fpiegelt. Dies tann nur einer wahrhaft visionären, dichterischet Schau gelingen. Der Weg, den er bis zu seinem Tekten Wert ging, fcheint mir die Gewähr zu bieten, daß er in die Zukunft führt und daß Barlach Drama großen Stiles schenkt. Dies sind die Gründe, warum ich auch die letzten Refte umgestalteten Geistes überwindend, uns das ihm den Breis zuerkenne."
Dramen
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