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Drei Millionen für Hochwassergeschädigte.

Die Hilfe der preußischen Regierung.

Die preußische Staatsregierung hat, wie der amtliche preußische Pressedienst meldet, heute neuerdings die Summe von 1,65 millionen Marf für die durch die Hoch­waffectatastrophe geschädigten theinischen Gebiete an den Ober­präsidenten der Rheinproving überwiesen. Damit hat die preußische Staatsregierung jest insgesamt drei Millionen Mark für diesen Zwed zur Verfügung gestellt.

Staatsbank und Schieber.

Der Fall Bartels, Holzmann, Kutister.

Es war von vornherein anzunehmen, daß die Tatsache der Kreditgewährung der Breußischen Staatsbant an das Banthaus E. von Stein alias ben Schieber Kutister zu einer poli, tischen Propaganda ausgenügt werden mürbe. Tatsächlich versuchte sowohl die Berliner Börsenzeitung" wie die Deutsche Zeitung" es so hinzustellen, als seien sozialdemokratische Mitglieder der Preußen- Regierung für die unvorsichtige Kreditgewährung der Breu­Bifchen Staatsbant verantwortlich zu machen. In die Hand gradliniger nationaler Kraft gehört das Ruder, er eifert sich die Deutsche Zeitung" Tatsächlich ist das Ruder der Preußischen Staatsban? durchaus in der Hand gradliniger rationaler Straft", um diese Worte zu gebrauchen und es bedarf dazu wirklich feiner Neuwahlen mehr. Bom Preußen- Ministerium ist als aufsichtführende Instanz höchstens der Finanzminister Dr. Don Richter für die Geschäftsführung der Staatsbant verant wortlich. Schon sein Name deutet darauf hin, daß er nicht Sozial­demokrat ist. Außerhalb der Deutschen Zeitung" weiß es jedes Kind, daß der preußische Finanzminister der schwarzweißroten Stresemann  - Partei angehört. Aber auch ihn fann man nicht zum Schuldigen erklären, ba er ja nicht jedes einzelne Geschäft der Staatsbant fontrollieren fann. Sieht man sich aber die Leitung der Staatsbant an, ſo tommt man zu ganz anderen Ergebnissen. Bis in dieses Frühjahr war es die altgebiente Exzellenz des Herrn von Dombois, ein faiserficher Beamter, der die Bant lettete. Abgelöst wurde er von dem in nationalen Dingen sicherlich un­anfechtbaren Staatsfetretär Schröder, der früher im Reichs­finanzminifterium tätig war. Der Verwaltungsstab der Seehand lung setzt sich durchweg aus Beamten des alten Regimes zusammen. Wenn man also schon die Staatsbant in Bausch und Bogen verurteilen will, so verurteilt man mit ihr das ganze schwarzweißrote Beamtensystem und ihre Sachwalter, die im alten Deutschland   volle 47 Jahre den Be­meis ihrer Fähigkeit vermiffen ließen.

Diese Feststellung soll lediglich dazu dienen, jeder Legenden bildung vorzubeugen. Auch wir sind der Meinung, daß trot schwerer Bedenten, die derartige Erhebungen für ein Kredit­institut mit sich bringen, die Angelegenheit zum Gegenstand einer parlamentarischen Untersuchung gemacht werden muß Dann wird sich einwandfrei herausstellen, welche Persönlich teiten unfachlich operiert haben.

Schon jest stellt sich eine Reihe von Angaben als über trieben heraus. Die Preußische Staatsbant veröffentlicht näm­lich folmende Erklärung:

Eire Geschäftsverbindung der Preußischen Staatsbant mit Der Bankhaus E. non Stein hat bestanden, dagegen bestand eine forme mit dem Generalbirettor Kutister nicht. Das Banthous E. von Stein hat wie viele andere Berliner Banten bet ber Breuß fchen Staatsbant einen Lombar trebt in Anspruch genom. men, der im Anfang dieses Jahres einen arößeren Umfang er reidt hette. mobei zu bemerten ist, baß die in der Breffe genannte Bahl von 20 Millionen Mart meit übertrieben ist. Das 5a. naver tager ift d's 3ufak bedung zu ben lombardier. ben Werten here'ngenommen worden, dabei wurde ein Wert von 42 Millionen Mart zugrunde gefeat. Rein Mitglied der Beneraldirettion, auch tein Beamter der Breußischen Staatsbant hat einen Aufsichtsratsposten in einer ber Rutisterfchen Unternehmungen immegehabt. Dasselbe gilt elbstverstän lich auch für den in der Breffe namentlia) benannien Geceimen Finanzrat Madenly.

Die Malerin Dora Hih t. In Berlin  , wo sie feit langem eine der Repräsentantinnen der Seutschen Malerinnen war, ist im Alter von 71 Johren Dora Hik geftorben. In Frankreich   hatte Rosa Bonheur  der Frau die gleichberechtigte Stellung in der Malerei eine Genes ration früher errungen. In Deutschland   gehörte Dora Hig zu ben Pionieren ihres Geldledts( das freilich auch in früheren Zeiten wiederholt tüchtige Malerinnen aufzuweisen haite). Sie hatte ihre Studien in München   und Paris   gemacht, wo sie unter dem Einfluß der weichen und intimen Kunst Eugène Carrières stand, Aber sie fand über Carrière den Weg zu sich selbst. Frauen, Kinder und Blumen hat sie mit Vorliebe gemalt, auch im Porträt gute Leistun gen vollbracht. Ihr Kolorit wurde immer frischer, heller, farben­freudiger, bis zum ausgesprochenen Impressionismus. In den staat­lichen Berliner   Sammlungen ist sie mit einem Kinderbildnis" und einer Jungen Dame" gut vertreten. In ihrem Schüleratelier hat fie auf me te Rreise lehpend und anregend gewirtt.

Eine rheinische Jahrtaufendausstellung. Die Stabt. R51n plant für das Jahr 1925 eine großzügige Jahrtausendausstellung der Rhinländer. In diesem Jahre sind tausend Jahre verfloffen, feit dem die Rheinlande mit dem deutschen Reiche verbunden wurden. Aus Anlaß diefes hochwichtigen Ereignisses werden an den Rhein­ufern von Worms   und Spener   bis zur holländischen Grenze pahl. reiche Beranstaltungen stet: finden, die fich auf die geschichtliche, fünstlerische und wirtschaftiche Entwicklung der Rheinlande beziehen. Die wichtigste Erinnerungsfeier wird die Jahrtausendausstellung in Köln   fein, die im Moi stattfindet. Von besonderem Interesse wird in die er Jahrtausendausstellung eine Abteiluna fein, in ber die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Rheinlande geschil

bert wird.

Fa'chiffen als Verteidiger des Futurismus. Gelegentlich der Aufführung eines futuristischen Stückes der von Marinetti  , dem bekannten italienischen Futuristen, geleiteten Schauspielergesellschaft fam es fürzlich im Teatro Giglio in Lucca   zu einem wilben Theatersfandal Den Protester des Publikums, das das Stüd energisch ab ehnte, traten die im Haus anwesenden Faschisten mit dem Ruf entgegen, daß Marinetti   Faschist und Italie   ter sei, und dak fie cesowen feien, jebe gegen ihn gerichtete Kundgebung mit allen Mitteln zu unterdrücken. Angesichts des Tumults, der zu einem Handgemenge auszuarten drohte, fab sich die Polizei genötigt, die oberen Ränge, von denen die heftigsten Protefte ausgingen, zu

räume.t.

nen Reichstagstee veranstaltet die Bühnenaenoffenfaft am J. November. Hervorragende Mitglieder ber Staatsober wie bes Metovoltheaters toirten dabei mit. J Plenarsaal findet eine Ansprache, in der Wandelhalle ein Promen denkonzert statt. Der Vorverkauf( zu 10 M.) von Montag ab im Hause der Bühnengenossenschaft( Reithstr. 11) sowie bei den Wertheimfassen.

Cotte Prihel zeigt im Stunstgewerbebaus riebmannn. Beber ab Sonnabend, den 22. d. M., eine Rollettion ihrer neuesten Wachspuppen. Meinhart Maur   spricht am Totensonntag im Großen Schauspielhaus anläglich der Totengedächtnisfeier des Bereins der Freidenter u. a. das Glaubensbekenntnis von Fr. h. Vischer, Dichtungen von eine und Dehmel, und das pazifistische Manifest Den hingefchlachteten Wolfern   von Romain Rolland  . Thomas Manns Roman Der Bauberberg i joeben bei

S. Fischer, Berlin  , erschienen.

Die Abwidlung des rebits bes Banthauses E. von Stein wird seit geraumer Zeit, und zwar schon seit Monaten, betrieben. Eine Geschäftsverbindung der Preußischen Staatsbant mit Michael Holzmann hat niemals bes shanden. Wie die Angelegenheit Holzmann- Kartels mit der Kredit. gemährung an die Stein- Bant in Verbindung gebracht merden tann, ist nicht erkennbar.

Die Erklärung läßt erkennen. daß bie Staatsban! zu den Schie bern unmittelbar feine Berbindungen gepflegt hat. Daß ihnen das Geld mittelbar zugute gekommen ist, daß es fich ferner um auffallend hohe Summen handelte, für die offenbar nicht genügend Garantien zur Verfügung standen, diefe Frage bleibt zunächst offen. Sie wird nur durch eine einwandfreie parlamentarische Untersuchung zu Hären sein.

Eine weitere amtliche Mitteilung wendet sich gegen andere Einzelheiten:

In einer Berliner Zeitung   wird behauptet, daß Michael Holz­mann gute Beziehungen" mit dem Preußischen Finanzminifte rium gehabt und aus diesem Ministerium ein Schreiben erhalten habe, das ihm als Freibrief" für feinen ferneren Aufenthalt in Deutschland   gedient habe. Dieses Schreiben foll von einem hohen Beamten des Preußischen Finanzministeriums" gezeichnet fein. Wie der Amtliche Preußische Bressedienst hierzu auf Grund authentischer Mitteilungen des Preußischen Finanzministeriums erklären fann, ist an diefer ganzen Darstellung fein wahres Wort. Michael Holzmann hat niemals in

Beziehungen zum Breußischen Finanzministerium und auch nicht Beziehungen zum Breußischen Finanzministerium und auch nicht zur Preußischen Staatsbant gestanden, und es ist ihm auch niemals vom Breußischen Finanzministerium ein amtiiches Schreiben gegeben worden, das dem Holzmann als Empfehlung und als Erleichterung für seinen weiteren Aufenthalt in Deutsch  land hätte dienen tönnen.

Die B. S.- Korrespondenz fett inzwischen ihre Beröffentlichungen fort, die das Geschäftsgebaren des Autister drastisch beleuchten. Mit ter rumänischen Regierung wurde ein Scheingeschäft ab­geschlossen, um das Hanauer Materiallager zur Kreditunterlage machen zu können. Verabredet war ein Preis von 9,6 Millionen Mart. Um nun das Geschäft zunichte zu machen, die rumänische Regierung wollte das Lager nämlich nicht abnehmen, erstattete man bei der Hanauer Staatsanwaltschaft eine Anzeige, wonach das Lager Militärwaffen enthalte. Darauf erfolgte die Be­fchlagnahme des Lagers, bie rumänische Regierung hatte einen Grund zum Rüdiritt, Händler und Staatsbant waren in größter Berlegenheit. Es find übrigens Bemühungen im Gange, bas Konto Stein bei der Preußischen Staatsbant abzu beden, und es verlautet, daß ein Berliner   Bantinstitut sich zu diesem Zwed mit größerem Kapital engagieren will.

Wie die Dinge auch im einzelnen liegen mögen, der Bersuch, die Staatsbank zum alleinigen Prügelfnaben zu machen, muß dech zurüdgewiesen werden. Wir verlangen auch bei ihr restlose Aufklärung des Tatbestandes. Worum es sich aber handelt und was schärffter gerichtlicher Andung bedarf, das ist nicht der..Fall Staatsbont", sondern die Siebertransattio nen der Holzmanner, die in einem Rechtsstaat überhaupt nicht möglich sein sollten. Aber die fapitalistische Wirtschaft fragt nicht banach, wie die großen Reichtümer zustande tommen. Um jo mehr haben wir als Sozialisten darauf zu bringen, daß Licht in diese dunklen Affären gebrocht wird und daß die Schulinen ihre geregte Strafe finden.

Reichswahlliste 1.

Als Reichs- Wahlvorschlag der Sozialdemokra. tifen Partei ist die folgende Cisie dem Reichswahlleiter ein. gereicht worden:

1. Hermann Miller, Berlin- Tempelhof. 2. Olio Wels, Friedrichshagen   bei Berlin  . 3. Artur Crispien, Berlin  - Copenid. 4. Dr. Rudolf Hilferding  , Berlin   nm. 5. Marie 3 u chacz, Berlin  - Copenid.

6. Dr. Paul Herb, Berlin- Charlottenburg  .

7. Georg Schmidt, Berlin  - Cöpenid.

8. Wilhelm Dittmann  , Berlin  - Steglih

9. Offo Candsberg, Berlin- Wilmersdorf  . 10. Willy Steintopf, Berlin   W. 11. Johanna Reihe, Hamburg  .

12. Friedrich Stampfer  , Berlin  - Neutempelhof. 13. Konrad Ludwig  , Berlin   SD. 14. Unfonie fülf, München  .

15. Wilhelm Sollmann  , Köln   a. Rhein  . 16. Heinrich Schulz, Berlin  - Eichtamp. 17. Franz Scheffel  , Berlin- Charlottenburg  . 18. Louise Schroeder  , Altona  . 19. Erich Roßmann  , Stuttgart  .

20. Dr. Julius Moses  , Berlin   Л.

21. Heinrich Hüttmann, Frankfurt a. M. 22. Daniel Stüdlen, Berlin  - Steglit  

23. Dr. Richard Cohmann, Berlin   S.

24. Abele Schreiber- Krieger, Berlin- Charlottenburg  . 25. Frizz Müniner, Berlin   D.

26. Albert Falkenberg  , Berlin- Friedenau  .

27. Dr. Kurt Löwenstein  , Neukölln. 28. Victor Schiff  , Berlin   Sm.

29. 2. Freymuth, Berlin- Charlottenburg  .

Trauerfeier für Ludo Hartmann  .

berater am Verfassungswert der Nationalversammlung   zu Weimar  . Da mollte der großdeutsche Traum seiner Kindheit Wahrheit werden. auf Ludo Hartmanns Rat wurde beschlossen, die Farben von 1848 zum Syn.bol des neuen Deutschen   Reiches der Einheit und Freiheit zu nehmen. Wenn roher Machtspruch der Sieger auch Deutschöfter­reich außerlich von uns trennte der Geist wird dieses Ziel nicht verlassen. Uns bleibt der ernste Wille, in Hartmanns Geist zu leben deutschen   Wolfes, für ein einiges und freies deutsches Baterland! und zu kämpfen für die geistige, politische und soziale Freiheit des

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Eine turze Pause stillen Gedenkens, dann beschloß Ein Sohn des Volfes", die alte, rührend schlichte Weise, die Trauerstunde. Haussuchung bei den Deutschnationalen. Sie beschmutzen die Fahne der Republik  . Der Amtliche Preußische Pressedienst meldet: beutsch nationale Wahlbroschüre Für wen?" be Nachdem erst fürzlich das Berliner   Polizeipräsidium eine fchlagnahmt hatte und der Oberreichsanwalt der Beschlagnahme bei­getreten ist, mußte am Donnerstag die Beschlagnahme eines beutsch nationalen Wahlplafats erfo'gen. In den. Straßen Berlins   wurde ein Platat verbreitet, auf dem ein Fahnen­mast mit der schwarzweißroten Fahne aufgezeichnet ist, während die schwarzrotgoldene Flagge am Boden liegt. Um den Mast schart fich eine Anzahl Berjonen. Als Unterschrift trägt das Blafat die morte: Mieder mit der Internationale!" In der An­wendung dieser Unterschrift mit der herabsetzenden Darstellung dar schwarzrotgoldenen Flagge wird eine Handlung erblickt, auf die die Vorschriften des§ 8 Abs. 2 des Gesetzes zum Schuhe der Republik   Anwendung finden müssen. Aus diesem Grunde wurde in den Räumen der Deutsch   nationalen Bolkspartei. Haussuchung nach dem Platat gehalten. Die Mitteilung eines Berliner   Spätabendblattes, daß die Beschlagnahme auf Anordnung des Ministers Severing erfolgt sei, trifft nicht zu, da Minister Eevering jezt nicht in Berlin   weilt.

Unverantwortliche Haltung des Untersuchungskommissars Der ostpreußische Bankskandal. Amtlich wird gemeldet:

Der Landeshauptmann der Proving Ostpreußen   v. Brünned, zugleich Borfizender des Verwaltungsrats der Landesbank Oft­peußen, veröffentlicht in den Königsberger   Blättern eine sinngemäße Wiedergabe von Teilen des Berichts, den der vom Minister Severing nach Königsberg   zur technischen Untersuchung der gegen leitende Mit­glieder der Landesbant in der Deffentlichkeit erhobenen Vorwürfe entandte Kommissar, Direktor Bergmann von der Preußischen Staatsbank dem Minister schriftlich erstattet hat. Es stellt sich heraus und darauf ließen schon vorher Andeutungen Königsberger   Blätter schließen, daß Herr Direktor Bergmann sich nicht darauf beschränkt hat, feinen Bericht dem Minister zu unterbreiten, sondern daß er auch dem Berwaltungsvorsitzenden, der von den veröffentlichten Angriffen nicht unberührt geblieben ist, mitteilungen über das Ergebnis gemacht hat. Noch mehr: Diese Mitteilungen fonzentrierten sich nicht etwa auf die Bemerkung, daß das Ergebnis günstig oder ungünstig sei, fie gingen vielmehr ins einzelne, so daß Herr v. Brünned in seiner Breffeveröffentlichimg einzelne Borwürfe der Preffe und die Ermitte fungen und Werturteile des Kommissars einander gegenüberfiellen fonnte. Herr v. Brünmed hatte, wie er selber mitteilte, über das, was Direttor Bergmann ihm mündlich anvertraute, fofort eine Niederschrift anfertigen laffen, deren Richtigkeit ihm von Herrn Direttor Bergmann bescheinigt wurde. Dieses Borgehen bes Dom Minister Severing dienstlich entsandten Ber­trauensmannes entspricht in feiner Weise den Pflichten eines im besonderen Auftrage eines Ministers entsandten Beamten.

Daß Herr v. Brünned als Vorsitzender des Berwaltungsrats ber angegriffenen Landesbank die Veröffentlichung vorgenommen hat, ist begreiflich, wenn auch nicht entschuldbar, daß er es als Landes­hauptmann getan hat, weniger begreiflich, denn der Landes­hauptmann mußte und mußte wissen, daß der Minister, den Ober­präsidenten von Ostpreußen   mit einer wet er en Untersuchung insbesondere auch über das Konto Hans Fischer" beauftragt hat. Die Untersuchung ist also noch garnicht abgeschlossen; umb aus den amtlichen Mitteilungen war indirekt zu erkennen, daß der Bericht des Direttors Bergmann zum mindesten der Ergän zung bedurfte. Der Bericht schien dem Minister des Innern nicht genügend fubstantiiert, schien außerdem Berturteile zu enthalten, die näherer Brüfung nicht standhielten und auch nicht zum Auftragsfreis des Direttors Bergmann gehörten. Darüber wurde bisher felbst­verständlich geschwiegen, es ist jetzt aber nötig, dies auszusprechen, nachdem die andere Seite in so ungewöhnlicher Weise vorgegangen ist. Der Deffentlichkeit gegenüber, in der durch den unzulässigen Ein­griff des Landeshauptmanns Brünined in das schwebende Verfahren der Eindruck einer abgeschlossenen und zugunsten der Bank aus. gefallenen Untersuchung erwedt werden sollte, ist zu betonen, daß die Untersuchung weitergeht und daß über ihr Ergebnis amtlich berichtet werden wird.

Herr Bergmann ist Direktor der staatlichen ,, Seehand­lung und war als solcher ohne Frage die geeignete Persön­lichkeit, den Standal an der Landesbank Ostpreußen zu unter­fuchen. Aus der amtlichen Beröffentlichung geht aber deutlich herpor, daß dieser Staatsbeamte, der vom alten Regime übernommen wurde, das ihm entgegengebrachte Ber. trauen getäuscht hat. Ob es sich hierbei um Unfähigkeit oder Böswilligkeit handelt, wird die weitere Untersuchung er­geben.

3m Blenarsaal des ehemaligen Herrenhaufes murbe gestrigen Donnerstag das Andenken des mun verstorbenen ersten Gefandten der Republik Deutschösterreich in Berlin  , unseres Genoffen fuchungskommissar unverantwortlich gehandelt hat, indem er Fest steht zunächst einmal, daß Herr Bergmann als Unter­Ludo Hartmann gefeiert. Auf Einladung des Desterreichisch in einem noch nicht abgeschlossenen Berfahren fein Gutachten Deutschen Volksbundes hatte sich die Trauergemeinde zufammen­gefunden, Männer und Frauen, Reichsdeutsche und Desterreicher, dem Landeshauptmann von Ostpreußen  , der Träger bekannter Nomen und schlichte Leute, Bertreter deutscher zugleich Borsitzender des Verwaltungsrats der Landesbank, Reichszentralbehörden, Parteiführer ber Linken und das Gesamt- ber es dann sofort zu einer öffentlichen Beeinflussung miß also der unter Anlage stehenden Partei ist, aushändigte, personal der Gesandtschaft, an deren Spize früher Hartmann gebrauchte. Es geminnt aber auch den Anschein, daß das Gut­standen hatte.

Ergreifend Klang der Eröffnungschor, den der Arbeitergesang­verein Namentos" mit oft befundeter Meisterschaft song. Dann rief Hermann Kienzl, des Volfsbundes Borsitzender neben Paul Lobe  , dem Dahingegangenen Worte des Schmerzes um seinen Ber­luft, des Stolzes auf seinen Wert und des Dantes für die Arbeit nach, die Hartmann der großdeutschen Sache gewidmet hat. Noch im Scheiden von Berlin   hat Hartmann die Anschlußidee vorwärts ge bradyt, indem er bei der Abschiedsfeier zu feinen Ehren, wo thn Ver­treter fast aller Barteien feierten, Führer after Parteien zu mit

arbeit im Boltsbund veranlaßte.

Genosse Friedrich Stampfer   würdigte den klaren, be­geisterten, unbedingt rechtlichen und stets dem Schönen und Edlen zugewandten Menschen Ludo Hartmann  , um dann seinen politischen Werdegang zu schildern: Der Vater erst Mitglied der Linten in der 1848er Nationalversammlung zu Frankfurt   a. M., dann von der Reaktion verbannter und gehegter Flüchtling- der Sohn nach Jahren wissenschaftlicher Arbeit, der der Habsburgerstaat die äußere Anerkennung vorenthielt, Sozialist und Boltsbildner, und dann Mii.

achten Bergmanns merkwürdig milde ausgefallen ist. Danach erhebt sich die Frage, ob der Landeshauptmann und Direttor Bergmann unter einer Dede gestedt haben, um einen deutschnationalen Standal von größtem Ausmaß zu vertuschen.

Jedenfalls ist zu fordern, daß gegen den Landeshaupt­mann und gegen den Direktor ein Disziplinarverfah­ren eingeleitet, und daß diefes von der deutsch   natio= nalen Kliquenwirtschaft nicht beeinflußt wird.

Rameks erstes Auftreten.

Als

Wien  , 19. November.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Anschluß an die recht leere Programmrede des Bundeskanzlers Romet im Nationalrat ert'ärte Abgeordneter Genosse Dr. Renner: erste Forderung an die neue Regierung erhoben die Sozial­demokraten die, daß die Armee wieder republika tisch werden müffe. Ferner verlangen fie eine Erhöhung der Arbeitslosenunter. ftügung und schließlich pünktliche Durchführung der Altersversicherung.