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oder Konzertsaal und erhalten unangefochten auf die gefälschte Marte die fremden Sachen Erst wenn die rechtmäßigen Eigentümer tommen, sieht man sich die vorher abgegebenen Marken genauer an und erkennt die Fälschung. Mitteilungen, die geeignet sind, die Bande unschädlich zu machen, nimmt die Dienſtſtelle B. II. la im Bolizeipräsidium entgegen. Die Garderobenfrauen und die Besucher werden gut tun, den Schwindlern feine Gelegenheit zu geben, fich fremde Nummern zu merken.

Beschwerden sind unerwünscht!

50 Goldmark Gebühren für eine Auskunft. Eine außerordentlich peinliche und kostspielige Erfahrung mußte der Berliner   Fabrikdirektor Sch. mit einer Beschwerde machen, die er an eine Reichsbehörde gerichtet und auf die er einen Bescheid erbeten hatte.

Gegen die Chauffeure Sch.'s waren in drei Fällen Straf. befehl erlassen worden, gegen die richterliche Entscheidung be­antragt war. Dazu war der Fabrifdirektor als Zeuge geladen worden. Obwohl schon in dem ersten Termin eine Freisprechung erfolgte, was später auch in den anderen Verhandlungen der Fall war, da der Sachverhalt jedesmal gleich lag, mußte der Fabrit direktor immer wieder vor Gericht erscheinen und stundenlang auf seinen Beugenaufruf warten. Der Amtsanwal hatte es abgelehnt, alle drei Sachen zugleich zu behandeln. Im berechtigten Unmut über diese Handhabung hatte Sch. eine Be. schwerde an den Reichsjustizminister gerichtet und ihn gefragt, ob dieses Verfahren der Amtsanwaltschaft in Einklang mit den Abbau- und Sparmaßnahmen der Reichsbehörden stehe. Die Antwort, die er bekam, war eine überraschende. Zunächst er­hielt er von der Gerichtstasse Tempelhof die Aufforde rung, vorweg 50 M. Verwaltungsgebühren zu zahlen für die Aushändigung des Bescheides des Reichsjustizminifters auf feine Beschwerde. Gleichzeitig war ihm angedroht worden, daß eine Zwangsvollstreckung erfolgen würde, wenn er den Betrag nicht binnen einer Woche bezahlt haben würde. Nun richtete der empöre Direktor ein geharnischtes Schreiben an die Gerichtstasse, in dem er ausführte, daß ein Staatsbürger eine fostenlose Antwort auf eine Beschwerde erwarten dürfte. Weiter redete er von Nepp und Unverschämtheit und drohte für den Fall der Zwangsvollstreckung die Sache an die Deffentlichkeit zu bringen. Dieses Schreiben zog Sch. eine Anflage wegen versuchter Erpressung und Be amtenbeleidigung zu, die vor dem Amtsgericht Mitte zur Berhandlung stand. Der Verteidiger vertrat den Standpunkt, daß das jetzt eingeschlagene Verhalten der Behörden, für Antworten auf Beschwerden noch eine Gebühr zu erheben, es jedem Staatsbürger verleiden müsse, Mißstände zu rügen. Zwar sollte die Gebühr nur gezahlt werden, wenn die Beschwerde mehr im privaten Interesse erfolge. Der Angeklagte habe aber bei seiner Beschwerde 3 mei fellos im öffentlichen Interesse gehandelt. Amts­gerichtsrat Dr. Unger ließ in dem Urteil die Frage offen, ob die Berwaltungsgebühren hätten eingefordert werden können. Das sei mindestens sehr zweifelhaft. Jedenfalls sei Sch. der Auffassung gewesen, daß die Forderung der Gerichtskasse nicht zu Recht be= standen hätte, daher sei er wegen der versuchten Erpressung frei zusprechen. Dagegen fah das Gericht in dem Schreiben an die Gerichtstaffe eine Beamtennötigung und Beleidigung Dem Angeklagten sei seine Erregung zugute zu halten, und es sei ihm weitestgehende Milde zuzubilligen. Deshalb laute das Urteil nur auf eine Geldstrafe von 500 m.

Nachspiel zu den Fürstenwalder Kommunistenkrawallen.

=

Die Berhandlungen erregen durch die vielen Zusammenstöße fortgesetzte Aufmerksamkeit. Doran beteiligen fich auch die zahl­reichen im Zuhörerraum anwesenden Kommunisten, so daß cinmal Rechtsanwalt Bahn ärgerlich ausrief: Hier ist doch teite Kneipe!" und den Vorsitzenden bat, wenn die Zwischenrufe nicht aufhörten, den Zuhörerreum räumen zu lassen. Landgerichtsrat Siebert drohte schärffte Maßnahmen an. Bei der Frage der Ber­eidigung der Zeugen beantragte Rechtsanwalt Liebrecht, als Ver­treter der Nebenfiäger, sämtliche Schupoteamten, insbesondere den Polizeimajor van Gnalpen wegen Berdachtes der Teilnahme nicht zu vereidigen. Die Rechtsanwälte Wolfgang Heine   und Bahn wider Sprachen dem Antrage. Von Mittäterschaft und Beihilfe könne feine Rede sein, denn das von den Nebentlägern beigebrachte 3 eugen material fei äußerst fragwürdig. 3wei Zeugen feien sogar schon mit Zuchthaus, viele andere mit Ge­fängnis vorbestroft und es sei der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, daß die Aussage vielfach von Parteiinteresse be­cinflußt sei. Das Gericht tam zu dem Beschluß, sämtliche Beugen zu vereidigen. Bor der Bereidigung jebes Belastungszeugen madyten die Rechtsanwälte Heine und Bahn diesen noch energische Vor­haltungen. Nachdem die Bereidigung erfolgt war, wurde die Ver­handlung auf Montag vertagt. Das Urteil ist Montag abend zu

erwarten.

32]

Der Mittelweg.

Bon Sir Philip Gibbs  .

" Hast du heute nachmittag etwas vor, Joyce?" fragte Bertram am Ende des für ihn so schweigsamen Mahles. Ich habe mit Alban geschäftliche Sachen zu besprechen," antwortete sie so entschieden, als hätte sie damit auch Alban ein Ultimatum ausgesprochen. So faßte ihr Bruder es auch auf und murmelte: Aber natürlich, liebes Kind, wenn ich auch solche Besprechungen hasse, wie du weißt."

Oeffentl. Wählerversammlungen außerordentlich großer Zahl in den Berliner   Bolkschulen noch ver­

Montag, den 24. November, abends 7/2 Uhr: Prenzlauer Berg  : 30. Abt.  : Ledigenheim, Pappel- Allee 15. Schöneberg  - Friedenau  : Bürgersaal Rathaus Friedenau, am Lauterplay.

Neukölln: 92. Abt.  : Hayn, Richardstraße 35. Pankow  : Linder, Breite Straße 34.

Redner: Falkenberg  , Haß, Kuttner, Dr. Löwenstein, Adele Schreiber  .

Dienstag, den 25. November, abends 71 Uhr: Berlin- Mitte: Mufiterfäle, Kaiser- Wilhelm- Straße 31. Prenzlauer Berg: 26. und 28. Abt.  : Büttner, Schwedter Straße 23. Mariendorf: Realgymnasium, Kaiserstraße. Lichtenberg  : Aula Cäzilien- Lyzeum, Rathausstraße. Weißensee  : Realgymnasium Woeldpromenade  . Pantow- Heinersdorf: Lude in Heinersdorf  , Kaiser- Wilhelm­Straße 67. Buchholz: Rossac, Hauptstraße 71.

Reinidendorf- Off: Ramlow, Kastanienwäldchen, Schönholz 14. Tagesordnung: Wähler, entscheidet Euch! Redner: Crispien, Ad. Hoffmann, Künstler, Klodt, Lüde­mann, Litke, Dr. Löwenstein, Reuter.

*

Oeffentl. Frauenkundgebungen

Montag, den 24. November, abends 71/2 Uhr: Tiergarten: Artushof, Perleberger Straße. Friedrichshain  : Schulaula Litauer Straße 18. Spandau:" Bur Markthalle", Pichelsdorfer Straße. Johannisthal  : Botha, Parkstraße. Brith: Becker, Chauffeestraße 97. Köpenid: Aula Dorotheenschule Freiheit". Reinidendorf- Oft: Aula Gemeindeschule, Hausotterplag. Tegel  : Jugendheim Bahnhofstraße 15. Borfigwalde: Borsigwalder Festfäle.

Redner: Clara Bohm- Schuch  , Anna Gener, Erna Kresse, Marie Runert, Liesbeth Riedger, Rich. Rosin, Minna Toden= hagen, Clara Weŋl, Hedwig Wachenheim  .

Dienstag, den 25. November, abends 71/2 Uhr: Prenzlauer Berg  : Schulaula Schönfließer Straße 7. Kreuzberg: 40. und 41. Abt.  : Bodbrauerei, Fidicinstraße 2/3. -42. und 43. Abt.  : Rabes Festfäle, Fichtestraße 29. Rosenthal: Mühlbrodt, Kronprinzenstraße.

Redner: Clara Bohm- Schuch  , Gertrud Hanna  , Anna Gener, Clara Weyl. Geyer, Clara Weyl.

Tagesordnung: Frauen und Mädchen, denkt an Eure

Zukunft!

Dezembermiete unverändert.

Der amtliche preußische Pressedienst teilt mit: In der Be. rechnung der gefeßlichen Miete für den Monat Dezember tritt gegenüber dem Vormonat eine Renderung ein. Es bleibt bei dem Novemberſay in Höhe von 66 beatv. 62 Broz.

Ein Feldherr.

Man schreibt uns: Draußen im Berliner   Often, in der Schule Markusstr. 49, haben die Kinder gerade Baufe. Sie freuen sich, daß sie dem Schulbetrieb auf einige Minuten entronnen sind, spielen Einfriegezed und geben ihrer Letensfreude, wie bei Kindern nicht anders üblich, durch Geschrei Ausdrud. Damit die Kinder sich nicht zu sehr freuen und ja nicht vergessen, daß sie sich auf dem Hofe einer Anstalt zur Erziehung von guten Staatsbürgern befinden, geht gemessenen Schrittes ein Pädagoge", manche Leute behaupten, es sei ein Erziehungsbeamter", zwischen den spielenden Kindern auf und ab. Zur Erhöhung seiner Würde und um noch außen hin zu zeigen, über welche Hilfsmittel die moderne" Pädagogit verfügt, ist er mit einem Rohrstock bewaffnet. Die Kleinen scheinen be. fonderen Respekt vor diesem Erziehungsinstrument nicht zu haben. Sie sind wohl schon zu sehr an ihm gewöhnt. Böse Menschen be

"

25.

Es war unmöglich, vor dem Diner mit Joyce ein Wort zu wechseln, denn als Bertram zurückkehrte, fuchte er überall vergebens nach ihr, bis er sie endlich in Albans fleinem 3immer fand.

Herein!" rief Alban scharf auf Bertrams Klopfen und fah ihn freundlich an, als Bertram nähertrat, Joyce zulächelte und fragte: 3ft vielleicht für einen bloßen Gatten ein Stuhl zu haben?" Joyces Gesicht glühte. Sie faß mit ihrem Bruder an dem mit Papieren bedeckten Tische. Beide sahen sich auf­fallend ähnlich, bei beiden war die Stirn- und Nafenlinie so auf ihren Bruder ein, ohne Bertram zu beachten.

haupten, daß diese Art Feldherren mit solchem Feldherrnstab in treten sind, wir können aber so ohne weiteres nicht daran glauben. Auf Befehl des dunklen Herrn.

Taschendiebstahl in der Hypnose.

Unter hypnotischem Zwange will eine Taschendiebin gearbeitet" haben, die vor einigen Tagen in einem Weinlokal einen Gast um seine goldene Uhr mit Chatelaine bestahl. Das junge Mädchen war von einem Bjerrn in das Weinlokal mitgenommen worden. Plötzlich erhob es sich und ging eiligst hinaus. Der Herr war erstaunt, merfte den Diebstahl und nahm die Verfolgung auf. Es glückte ihm, die Diebin an der nächsten Straßenede unter einer Laterne einzuholen. Er nahm sie fest und übergab sie der Polizei.

Vor der Kriminalpolizei gibt nun die Ertappte, die bisher nicht bestraft ist, eine sehr merkwürdige Erklärung für ihre Tat. Sie will eines Tages einen dunklen Herrn" fennengelernt haben, der sie mit seinem stechenden Blid so gebannt habe, daß sie alles tun mußte, was er wollte. Er habe ihr befohlen, auf die Straße zu gehen, Männer anzusprechen und ihnen die Schmuck und Wertsachen zu stehlen. Dem unwiderstehlichen Befehle gehorchend, ging sie durch mehrere Straßen im Norden der Stadt aber hier ließ sich niemand

mit ihr ein. Auf Geheiß ihres Beherrschers begab sie sich deshalb mit ihm nach dem Westen. Hier machte sie sich an einen Herrn heran, der sie dann auch einlud, eine Wirtschaft in der Nähe zu besuchen. Unterwegs flagte fie, daß sie an den Händen friere, knöpfte ihm den Belz auf und barg ein Weilchen die Hände darunter, um sie zu wärmen. Im Lokal setzte man sich zu Tisch, und der Herr bestellte Abendbrot. Noch bevor das fam, sprang feine Begleiterin auf und lief hinaus. Wie sie sagte, erschien in dem Lokal plötzlich wieder der dumtle Mann" und befahl ihr, durch seinen Blick, der Herrn zu bestehlen und zu fliehen. Das tat sie denn auch. Uhr und Rette aber wurden nicht mehr bei ihr gefunden. Die Beamten des Sonderdezernats für Taschendiebstähle haben nun festgestellt, daß tatsächlich in dem Lokal ein dunkler Monn erschien, dem Mädchen einen Wint gab und dann wieder wegging. Der Wirt hat diesen Mann und feinen Wint auch gesehen. Die Kriminalpolizei aber will trotzdem von einem Diebstahl unter hypnotischem Zwang nichts wissen und neigt eher der Ansicht zu, daß es sich um ein schlau eingefädeltes Spiel eines Betrügerpaares handelt Mitteilun­gen, besonders über die Persönlichkeit des dunklen Herrn", nimmt Kriminalfommissor Dr. Riemann im Polizeipräsidium entgegen.

Terror der deutschen   Aerzteschaft.

Folgende Zeilen des Leipziger Berbandes der Aerzte Deutschlands   find an Genossen Dr. Wenl gerichtet worden; sie beweisen, aus welch ideellen" Gründen die deutsche Aerzteschaft ihren Kampf gegen die Krankenkassen und die Aerzte des Berliner   Kaffenvereins führt.

Unter dem 18. September 1924 haben Sie durch Ausfüllen unferer Zählfarte Ihre Aufnahme in unseren Bund beantragt. Der Borstand, der nach der Sagung über die Aufnahme zu ent­scheiden hat, lehnte in seiner gestrigen Sitzung Ihre Aufnahme ab. Er ist der Ansicht, daß Ihre Stellung und Ihr Auf­treten innerhalb der deutschen   Aerzteschaft mit den Zweden und Zielen des Hartmann- Bundes( Verband der Aerzte Deutschlands  ) unvereinbar ist. Hochachtungsvoll

Die Hauptgeschäftsstelle, gez. Dr. Sonnenburg.

Mit diesen Prattifen suchen diefe Hüter der ärztlichen Moral andersbenkende Aerzte brotlos zu machen, denn zur Behandlung der Mitglieder der Tariffaffen ist die Zugehörigkeit zum Leipziger Ver band erforderlich. Das Ganze nennt sich freie Arztwahl für die Raffenmitglieder". Eine andere Leistung erlaubte sich die unpoli tische" Berliner   Aerztetammer, eine staatliche Einrichtung, indem fie einem Arzt, der feit 1914 in Berlin   mohnt und bei den Raffenambulatorien tätig ist, eine Bescheinigung für das Wohnungs­amt verweigerte, die für Aerzte, die in die Dringlichkeitsliste ein­getragen werden wollen, für diese Behörde von der Aerztekammer  ausgestellt werden muß.

Verhaftung des Kaffendefraudanten Huster.

Nach einem bei der Staatsanwaltschaft Berlin I eingegangenen Telegramm ist es gelungen, den steckbrieflich gesuchten Ober­sekretär Huster, der bei der Kasse des Amts­gerichts Mitte in der Grunerstraße Unterschlagungen in Höhe von 360 000 Mart gemacht hat, in Breslau   zu verhaften. Die Beruntreuungen waren entdedt worden nachdem Huster einen ihm bewilligten Burzen Urlaub angetreten hatte. Er wurde auf der Straße in Breslau   nach der Personalbeschreibung er­fannt und war bei der Berhaftung fo verblüfft, daß er ohne weiteres augab, der Gesuchte zu sein. Obwohl nach den Ermittlungen der

Worte ihn tiefer verletzten, die er sich noch eben in heißer Liebe zurückgewinnen wollte, fonnte er nicht böse sein, denn er begriff, wie sehr der Berlust des alten Befizes sie schmerzte, aber das Jawohl!" seines Schwagers wollte er nicht schwei­gend hinnehmen.

4

Mir scheint, ich habe meine Pflicht im Kriege so ziemlich gefan," sagte er ruhig ,,, und, wenn das Baterland mich wieder aber er unterbrach sich; wozu nüßte das Argu­braucht. mentieren? Wenn sie feine Vaterlandsliebe nach allem noch anzweifelten, so wäre er ein Idiot, wollte er sie durch Worte überzeugen. Ach, laß doch all das Zeug!" rief Joyce ungeduldig und

Also sie hatte mit Alban geschäftlich" zu sprechen. Da fein geschnitten wie eine griechische Kamee. Joyce sprach eifrig ariff sofort ihren Bruder wieder an. Alban, mit Worten ist

burfte Bertram sich natürlich nicht aufdrängen, obgleich Jonce zufällig feine eigene Frau war. Na, da würde er eben ins Dorf hinunter schlendern. Das Schloß war heute für Outsiders wie er nicht sehr gesellig gestimmt.

Als er etwas später das eifrige Kricketspiel der Dorfjugend beobachtete, fand er feinen Humor wieder und mußte bei dem lauten und ärgerlichen Geschrei der Jungens sogar hell auf­lachen. Die Jugend war weiter jung, allen Umwälzungen, Streifs und Kriegsopfern zum Troß. Das lachte und tobte und ereiferte fich, als hätte es nie weinende Mütter und ge­fallene Bäter gegeben. Ob diese Jungens auch aufwachsen würden, um in einem Kriege elend zu verbluten wie ihre Bäter? Nicht, wenn er auch nur das geringste dagegen fun fonnte, nicht, wenn sein Buch auch nur den kleinsten Erfolg

haben würde!

Bertram fehrte schließlich nach Holme Ottern zurück und ertappte fich dabei, daß er viel weniger an den Streit als an seine Frau denken mußte. Dieser liebliche Frühlingshauch hier draußen, diefer Flieder- und Blütenduft hatte auch seine Sinne erregt. Wie Tebhaft erinnerte er sich an seinen eigenen Liebes­frühling vor einem furzen Jahre, an Jonces holde Jugend, an feine tiefe Leidenschaft. London   hatte sie beide nervös ge­macht. Hier draußen würde es beffer werden. Alles fonnte noch wieder gut werden, an Leib und Seele mußten sie sich einander wiederfinden. Ja, er wollte aufs neue um die Liebe seiner Frau werben und sie sich zurückgewinnen.

Wie wunderschön lag das alte Schloß in der stillen April­dämmerung da! Im Westflügel blißten traulich erleuchtete Fenster, und in diesen Räumen bewegte sich Joyce mit ihrem parten Körper und den sonnenhellen Haaren, mit all der Schönheit der Frauen von Bellairs, mit all ihrem Stolz und ihrer Bornehmheit.

Schade, daß dieser alte Sitz verfauft werden sollte! Aber Joyce war seine Frau, und ihre Schönheit gehörte ihm allein,

,, Also tommt es doch darauf hinaus, daß du Bater vier tausend Pfund jährlich abzapfen willst und Holme Ottern an irgendeinen Schieber fallen muß."

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hier nichts getan! Wenn noch irgendeine Aussicht ist, Holme Ottern zu retten, so". Aber nun ging auch Albans Gereizt heit mit ihm durch, er unterbrach seine Schwester rauh. Habe ,, Das stimmt so ziemlich bis auf das Wort abzapfen"," ant. ich dir nicht gesagt, es gibt auch nicht den Schatten einer Aus­wortete Alban gereizi. Siehst du es denn nicht selber? Dericht mehr? Wozu spielst du mit Unwirklichkeiten? Tatsachen alte Herr bezahlt die Steuern vom Kapital, borgt sich das Geld find Tatsachen, und Zahlen sind Zahlen!" zur Erhaltung des Schlosses; für Löhne und Zinsen von überall und nimmt schließlich deinen und meinen fleinen Zuschuß wieder vom Kapital. Und wenn er sich einmal ganz emp­fiehlt, so verschlingt noch die Erbschaftssteuer das meiste von dem, was übrig bleibt."

Es ist schändlich!" flammte Joyce auf, schleuderte die Bapiere auf den Tisch und ging zum Fenster, wo sie in die Dunkelheit hinausstarrte.

Alban lachte ärgerlich und trommelte auf die Tischplatte. Ja, das tommt davon, wenn man eine demokratische Regie­rung hat, die den Arbeitern schmeichelt und Handel und Ka­pital durch übertriebene Steuern vernichtet."

Irgend jemand muß für den Krieg bezahlen," sagte

Bertram ruhig.

geruhte. ,, Die ,, Aber nicht auf diese Weise," antwortete Alban übelge­launt, der erst jetzt seinen Schwager zu bemerken geruhte. Die Deutschen   sollten zahlen!" Bertram mußte lachen. Die Deutschen  ? Sogar die fönnen nicht für den Ruin der ganzen Welt aufkommen, nach ihren eigenen Verlusten noch dazu.

,, Um Gottes willen, Bertram, werde nur nicht pro- deutsch  , nachdem du pro- irisch, pro- bolschewistisch und antipatriotisch und anti- englisch gewesen bift," fuhr Joyce von ihrem Fenster fiz auf ihn los.

Jawohl!" stimmte Alban würdevoll ein. Bertram fühlte, wie ihm das Blut heiß zu Kopfe schoß Auf Joyce, deren

Ja, und deine Biertausend gehören auch zu den Tat­fachen und Zahlen", schrie Joyce wütend zurüd. Wenn du bein Spielen und Wetten ließeft, fönntest du das" Familien­schiff wieder flott machen."

Alban starrte seine Schwester mit einem harten, böfen Blid an und antwortete nach kurzem Zögern mit ruhigem Ton:" Bitte, feine Diskussionen und feine persönlichen Bemer­fungen! Biertausend ist für meine Bosition nicht zu viel. Ich bin außerordentlich sparsam. Darf ich dich daran erinnern, daß Bater bir felber zweitausend jährlich festgesetzt hat? Und was

ist's damit?"

Joyce sprach mit leifer Stimme: Jeden Pfennig davon würde ich ihm lassen, wenn man Holme Ottery damit retten

fönnte."

Jetzt lachte Alban liebenswürdig: Gott, wie heroisch! Aber abfolut nuglos, Schwesterlein! Und außerdem, was wird aus deinem Haushalt? Bertram erwirbt, doch kein Bermögen augenblicklich, wie?" Er wird eben arbeiten müssen," sagte

Joyce hart.

Also jetzt follie Bertram für die Notwendigkeit, den Bea fig zu verkaufen, verantwortlich gemacht werden.

Ich möchte doch in den Familienftreit nicht hineingezerrt werden," sagte er aufstehend mit möglichster Selbstbeherr= fchung. Es ist Zeit, sich zu Tische umzuziehen. Kommst du mit, Joyce?" Gleich," fagte Joyce, ohne sich zu rühren. Er wartete nicht auf fie und verließ das Zimmer. ( Fortfeßung folgt.)