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Gegen die Ebert- Hetze.

Eine Rede des Reichskanzlers. Bonn , 25. November. ( WTB.) In der überfüllten, festlich ge­schmückten Beethovenhalle sprach Montag abend Reichskanzler Marr. Er führte in seiner Rede aus:

Bedauerlich ist, daß dieser Wahlkampf in einer Schärfe ge­führt wird, die bisweilen nicht einmal mehr mit tiefgehenden sach­lichen Meinungsverschiedenheiten entschuldigt werden kann. Es liegi nicht der geringste Anlaß vor, die Person des Herrn Reich sprä. sidenten in den Wahlkampf zu zerren, und wenn in der Rechts­presse und sogar von führenden Bolitikern, die den wirt. lichen Sachverhalt fennen müssen, immer wieder die Behauptung aufgestellt wird, es sei verfassungswidrig, daß der Herr Reichspräsi­ dent Ebert

heute noch die Präsidentschaft inne habe, so fann ich diese Behauptung nicht scharf genug als unrichtig und unbegründet zurüd­weisen.

Der Reichstanzler schildert dann den Sachverhalt über die Wahi Eberts und fährt fort: Die neuerdings durch die Presse des Inne und Auslandes gegangene Behauptung, es feien anläßlich der jetzigen Reichstagswahl vier große politische Organi'ationen an den Herrn Reichspräsidenten herangetreten mit der Aufforderung, die An­gelegenheit der Präsidentenwahl in Fluß zu bringen durch Ver zicht auf den Rest seiner Amtszeit, um so eine Neuwahl des Staatsoberhauptes zugleich mit den Reichstagswahlen zu veran­fassen, ist unrichtig. Es ist niemand an den Herrn Reichspräfi­denten mit einer derartigen Anregung herangetreten.

Das ist der Sachverhalt. Ich übertaffe es jedem objektiv und gerecht Denkenden, selbst zu urteilen, was von dem Vorwurf zu halten ist, es sei ein verfassungswidriger Zustand, daß der Herr Reichspräsident Ebert heute noch sein Amt führe.

Zur Beurteilung des anderen Vorwurfs, daß der Reichspräsi­bent in Ueberschreitung feiner Kompetenzen und entgegen dem Geiste der Verfassung in die Regierungsgeschäfte eingreife, bin ich allein for petent, und ich erkläre Ihnen: Das ist nicht wahr!

Hier handelt es sich aber nicht lediglich um die Person des Reichspräsidenten , hier handelt es sich um mehr: um die Ehre und das Ansehen des Deutschen Reiches , dessen Staatsoberhaupt ohne jeden Anlaß in einer Weise in den politischen Kampf gezerrt wird, die in jedem anderen Lande einfach undenkbar wäre. National ist dieser Kampf nicht; er entspricht auch nicht den Regeln des poli­tischen Anstandes, er ist nicht einmal flug vom Standpunkt der Par­teien aus, die ihn führen, denn er wird cuf der anderen Seite nicht fo leicht vergessen werden. Wenn dieser Kampf aber jetzt schon ohne fachlichen Anlaß geführt wird, was haben wir dann erst im nächsten Jahre zu gewärtigen, wenn die Neuwahl des Reichs­ präsidenten wirklich bevorsteht? Ist es denn unmöglich, daß unsere politischen Parteien wenigstens so viel Selbstdiszip'in bewahren, das Staatsoberhaupt aus den Tagestämpfen herauszulassen?

Die Ausführungen des Reichskanzlers wurden mit mischem Beifall aufgenommen.

Jeßner hatte es auch übernommen, die Glückwunschschreiben bekanntzugeben. Man vernahm feiernde Worte der Oberbürger­mester von Königsberg und Berlin sowie des Vorsitzenden des Bühnenvereins. Als ein Glückwunschschreiben des Reichs. präsidenten verlesen wurde, brach die ganze Bühnenversamm fung in hellsten Beifall aus. Das Leben des Jubilars schilderte dessen Freund Siegfried Jelento Hamburg . Krauß ned meinte. seine Zukunft sei bereits erledigt trat Je Bner Als am Schluss: vor und widersprach dem, dem gefeierten Schauspieler einen Kontrakt zu erhöhten Bezügen auf viele Jahre überreichend.

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Die Feier hinterleiß bei den Teilnehmern fefen Eindruck. Sie bekundete, wie man es zur Freude schon oft erfahren durfte, daß in den Betrieben der Staatstheater ein ganz ausgezeichneter republi­fanischer Gest herrscht und daß Arbeiterschaft und Künstlerschaft zum ohle des Ganzen eine geschlossene Familie treuen Zusammenhaltens

bilden.

Ein Schupowachtmeister erschossen. Das Ende einer Kommunistendemonstration. Im Dienst wurde in der vergangenen Nacht der Polizeicher wachtmeister Bruno Fischer vom Revier 107 in der Waldemar ftraße 55 erschossen. Fischer machte zwischen 11 und 12 Uhr mit einem Kameraden, dem Polizeioberwachtmeister Krüger, von der Revierwache aus einen Streifgang am Krantenhaus Bethanien vor­bei nach der Schillingsbrücke und das Mariannenufer entiang. bei nach der Schillingsbrücke und das Mariannenufer entiang. Unterbeffen ging in der Neuen Welt in der Hasenheide eine tom­bildeten mehrere geschlossene Büge, die sich nach verschiedenen Rich munistische Versammlung zu Ende. Die Teilnehmer tungen bewegten und wiederholt von Polizeibeamten zerstreut

murden.

Wahl waren auf jüdischer Seite in der Hauptsache Frauen. In der lebhaften, bis nach Mitternach dauernden Aussprache nahmen Ver= treter der verschiedenen Parteien das Wort. Die Redner der Sozialdemokratie miesen darauf hin, daß sie aus ihrer Welt­onschauung heraus, die die Ungerechtigkeit ba bekämpfe, wo fie ge­funden werde, die geborenen Feinde jeder Unterdrückung feten. Die Sozialdemokraten müßten, daß der Jude nur der politische Prügel­trabe für Ludendorff und Genossen sei, um die Blicke der Massen von der eigenen Schuld abzulenten. Man haue die Juden und meine die Republik . Die Versammlung schloß in begeisterter Etim­mung mit der Absingung der dritten Strophe des Deutschlandliedes: Einigkeit und Recht und Freiheit. In der Parallelversammlung sprachen dieselben Referenten. Auch dort nahm die Aussprade mehrere Stunden in Anspruch. Diese Versammlung schloß mit Hoch auf die deutsche Republik.

Der Ruf an die Frauen.

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Diesmal muß der Ruf an die Frauen noch eindringlichert. schallen als zu den vorigen Reichstagswahlen, denn wohl selten wa zu suchen sind. Bahllos sind die Sünden der großkapitalistischen Die Gelegenheit so günstig ihnen zu zeigen, wo die wahren Feink Kreise, mit deren Bolitie ein für alle mal ein Ende gemacht werden müßte. Ebenso fündhaft wäre daher Wahlenthaltung, und vor solcher Sünde am Geist des verantwortungsbewußten Scatsbürgers warnie mit großer Eindringlichkeit die Genoffin Clara Bohm- Schuch in ihrem Referat das sie in gutbesuchter Frauenversammlung in Beders Lofalin Briz hielt. In der Vorführung des deutsch­nationalen Sündenregisters seit dem vierten Mai 1924 wollte mon Tatsache an Tatsache, aber nichts dürfte wohl die aufmerksamen Zu früher einsehen, würde. man nie fertig merdon reihte sie fachlich hörerinnen mehr von der Schändlichkeit der schwarzweiß­fchamroten Politit überzeugt haben als die unumstößliche Wahrheit, daß vier Ministersize diesen Leuten mehr wert waren als alle bisher vertretenen deale". An den Wählern liegt es, so führte die Genossia Bohm- Schuch unter Beifall aus, ob solche Charaktere" uns in Zukunft beherrschen sollen, ob, realpolitischer ausgedrückt, das Brot teurer, die Arbeitszeit länger, die Erziehung der Jugend reattionärer, ein neuer Massmord wahrscheinlicher werden soil. An den Wählern liegt es enijcheidet euch!

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Schwerer Autounfall. Die Kraftdroschte I. A. 9887 fuhr heute früh gegen 26 Uhr vor dem Hause Friedrichstr. 180 gegen eine auf den Fahrdamm aufgestellte mechanische Leiter der AG. für Elektrizitätsindustrie, auf der drei Monteure an einer Lichtreflame arbeiteten. 3wei von ihnen wurden durch den Zusammen­prall auf den Bürgersteig geschleudert. Der Monteur Kuhndorf verstarb auf dem Wege zur Rettungsstelle, wäh­rend der Monteur Lehmann eine Gehirnerschütterung und leichte innere Verlegungen erlitt.

So fam auch ein Zug nach der Mariannenstraße zu. Auch er war mehrmals gesprengt worden. Die Teilnehmer hatten sich aber immer wieder zusammengeschlossen, und so bestand der Zug Schließ lich nur noch aus etwa 150 Mann, die, die bekannten Lieder singend, daherzogen. An der Ecke der Mariannen- und Mustauer Straße stellten sich ihnen die beiden Oberwachtmeister in Weg. Der Auf­ferderung, auseinanderzugehen, entsprachen auch die Zugteilnehmer zunächst. Dann aber vereinigten sie sich wieder allmählich. Darauf wollten die beiden Beamten je zwei Teilnehmer feststellen und zur Wache bringen. Zwei der Festgenommenen befreiten sich und nur bis nach der Westseite des Moriannenplakes, bis in die Nähe der dem Wachtmeister Fischer war es gelungen, mit den beiden anderen Waldemarstraße zu kommen. Krüger eilte seinem Kameraden nach. Alle er bis auf etwa 100 Schritt an ihn herangekommen war, hörte er einen Schuß fallen. Gleich darauf tam ihm ein Mann von der Schußstelle her entgegengelaufen. Krüger nahm ihn fest, ging mit ihm weiter aui Fischer zu und fand diesen nun schwer rechelnd am Bodenliegen. Unterdeffen waren auch andere Beamte vom Revier 107 und vom Revier 108 in der Manteuffel­Straße 108 dazunekommen. Während einige den angehaltenen Mann der Woche zuführten, brachte Krüger mit anderen den schwer ver­letzten Fischer nach dem nahe gelegenen Krankenhaus Bethanien, wo diefer bald nach der Aufnahme starb. Wie festgestellt wurde, hatte stürer hinterrüds einen tödlichen Schuh erhalten. Die Rugel war zwischen den Schulterblätter in den Körner einge drungen und hatte das Herz getroffen. Gine Brandstelle auf dem Mantel des Erschoffenen zeiat, daß der Schuß aus uñ­mittelbarer Nähe abgegeben worden ist. Bei dem Anaehaltenen, der die Tat beftreitet. fand man wohl einen Totschläger, aber beine Schukwaffe. Der Vorfteher des 107. Repiers ab, fand aber auch hier feine Schuhwaffe. Der Ungehaltene wurde fuchte mit feinen Beamten sofort den Tatort und seine Umgebung nach dem Polizeipräsidium gebracht und die Abteilung 1. A. nahm die weiteren Ermittlungen auf. Der erschossene Oberwachtmeister Parteinachrichten

Berichtigung. In die heutige Wolffmeldung über die Antwort der schwedischen Regierung hat sich bei der Wiedergabe durch den Ferndrucker ein sinrentstellender Fehler eingeschlichen. Es muß am Schluß heißen, die schwedische Rog erung gebe der Meinung Aus­brud, es sei mit Art. 15 nicht unvereinbar( statt vereinbar"), daß bei der Ausführung von Eanttionen Rücksicht auf die besonderen Berhältnisse, namentlich die deutsche Rüftungsbeschränkung, ge= nommen werde.

Die Zahl der Erwerbslosen in der Solinger Industrie geht von Woche zu Woche zurüd. Sie beträgt heute in dem gesamten In­duftri bezirk Sol ngen nur noch 650.

Dorboten.

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Weihnachten ist in Sicht, und wer es noch nicht gewußt oder nicht daran gedacht haben sollte, sieht es in diesen Tagen an den Schaufensterdekorationen der Geschäfte, die Marzipan, Pfefferkuchen, Stüsse und andere Leckereien und Süßigkeiten zu einem lieblichen Stilleben vereint und mit Tannenzweigen flimmungsvoll umrahmt haben. Andere Geschäfte wieder haben eine große Spielwarenfchau eröffnet und zeigen das Moderuste an mechanischem Spielzeug. Und noch wieder andere preisen in den Schaufenstern als praktischstes Weihnachtsgeschenk Belze und Pelzmäntel an, während der Nachbar der Ansicht ist. daß ein Präsentkorb mit den edelsten" Delibatesser und den erlesensten Wemen und Lifören das Weihnachtsgescherat ft. das am meisten Beachtung verdient und die meisten Käufer finden muß. Die Geschäftsleute sind wirklich mit rührender Liebe am Wert, dem Käufer, der nicht weiß, was er wählen und was er schenken soll. die Wahl zu erleichtern. Darüber kann man sich gewiß auch nicht wundern, denn das ist ja der Beruf des Kaufmanns, der sich fagt: Wenn du Weihnachten feine guten Geschäfte machst und gehörig Geid in den Beutel bekommst, dann niemals. Und alles ist so überraschend billig, die Kaufleute sind so liebe Leute, daß sie reineweg die Waren verfchenten, nur um zu räumen. Wer sollte da nicht zugreifen und faufen?! Es ist eine wahre Luft zu leben. Und die Kinder brauchen nur Wunschzettel zu schreiben in der Nummer der Wählerin" vom letzten Sonntag war ja so eine Serie von Wunschzetteln der Schulkinder veröffentlicht- und Bater oder Mutter gehen sofort hin zum nächsten Geschäft und kaufen den Rock oder den Mantel oder bie Stiefel, die die Kinder sich auf den Wunschzetteln erbeten haben Nichts ist einfacher und leichter als das! Man sieht also, jeder Gegen stand und jedes Nahrungsmittel ist schlechterdings als Weihnachts, geschenk geeignet. Man braucht es nur zu kaufen. Damit freilich fcheint es ein wenig zu hapern in weiten Kreisen der Bevölkerung. Indessen, die Hilfe ist nah, und tŏricht derjenige, der nicht be: gierig nach dieser Hilfe greift. Die Geschäftsleute sind der Ansicht, daß jeder Gegenstand und jede Ware als Geschenk zu Weihnachten geeignet sei und preifen ihn daher mit viel schönen Reden an. Die Deuhnationalen aber fagen, für die Wahlen am 7. Dezember ist nur der Stimmzettel brauchbar und geeignet, der dem Bertreter der Mampe: Partei gilt. Sie haben sicher recht, die hohen Herren von der Drehscheibe, und auch das Volk würde es nach der Wahl ſehr bald merken. Wenn nämlich die Deutschnationalen als Borboten des Weihnachtsfestes gewissermaßen aus der Wahlurne hervorgehen, dann wird sich das Bolt nicht nur nicht das Notwendigste und Nüh lichste zu Weihnachten faufen fönnen, sondern man wird ihm danu auch noch das Wenige nehmen, was es befizt! Und darum muß sich, das Volk die Weihnachtshilfe des deutschnationalen Stimmzetteis ganz energisch verbitten.

Bühnenjubiläum Arthur Kraußnecks.

Im staatlichen Schauspielhaus fand heute vormittag die intime Kraußned- Feier der Künstler- und Arbeiterschaft der staatlichen Theater statt. Die Bühne war in einen Garten verwandelt. Rechts stend e'n Gabentisch, beladen mit Blumen- und Fruchtgeschenken, links faß auf dem Ehrensiz der rüstige 68jährige Jubilar. Als erster fprach Intendant Jeßner, der als junger Mensch Kraußned von Der Galerie des Königsberger Theaters gesehen hatte. Nach ihm sprachen Otto Laubinger für das Haus und Arnold Ridelt für die Bühnengenossenschaft.

war verheiratet und Familienvater.

3. R. 3 und die Nationalisten.

Der Bezirk Friedenau veranstaltete im Rathaus am Bauterplak eine Wählerversammlung, die febr start besucht war, bei der Genoffe Faltenberg in feinem Referat die politischen Tagesfranen eingehend erörterte und die der Sozialdemokratie wegen ihrer Erfüllungspolitik gemachten Borwürfe zurücmies, wobei er die schon erzielten Vorteile dieser Vernunfts- und Verständigungs.. politik schilderte. Die Gefahren der Reaktion mit all ihren Schäden führte er an; fie fönne und müsse am 7. Dezember endgültig be­seitigt werden. Die Entwid ung sei mit der Sozialdemokratie und deshalb müsse man für sie stimmen. In der Diskussion sprachen zwei Kommunisten in der gewohnten phrasenhafter Weise; man ging fschnell über sie hinweg. Biel schlimmer erging es einem deutsch­nationalen Redner, der mit seinen verlogenen Ausführungen eine fürchterliche Niederlage erlitt Er würde, behauptete er, fofort So­zialbemofrat werden, wenn der Referent die Wahrheit" gesagt führte er den" 3. R. 3 an. Darauf erwiderte ihm Genosse Falken­Als Ruhmesblatt der Deutsch nationalen" berg, daß dieses Wunder deutscher Technik eine Brücke der inter­nationalen Verständigung geworden sei, während die sogenannten Nationalen am liebsten einen Bretterzaun um Deutschland ziehen möchten. Bon anderer Seite wurde den deutschnationalen Zeppelin­enthufiaften gefagt, daß es noch einmal dahin fommen werde, daß die ganze Deutschnationale Partei in der Passagiergondel des 3. R. 3 Platz finden würde.

hätte.

Gegen Juden und Franzosenherrschaft", eine Antwort an die Deutschnationa'en, war die Parole für eine öffentliche Brotestver fammlung des Centralvereins deutscher Staats. bürger jüdischen Glaubens, die gestern abend nach den Spichern sälen einberufen war. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Versammlung mußte der Saal wegen Ueberfüllung polizeilich geschlossen werden. Schupo hatte alle Mühe, die immer neu zuströmenden Massen von dem Versammlungslokal abzudrän gen. Als in der Bismarckschule in der Pfalzburger Straße eine Paralle versammlung cröfnet wurde, war auch diese in wenigen Mi­nuten gleichfalls überfüllt. In beiden Bersammlungen dürfte über 4000 Personen anwesend gewesen sein.

Der Leiter der Versamlung. Dr. Glaferfeld, erteilte als erfiem Referenten Justizrat Dr. Brodnik- Berlin das Wort, der in der Mittelpunkt feiner mit großer Begeisterung aufgenommenen Rede die unlösbare Verbindung des deutschen Judentums mit der deutschen Scholle stellte. Die unterdrückte Minorität empfinde jede Beugung des Rechts befonders hart und fo hätten die deutigen Juden gegen die Verurteilung des greifen Generals Nathufius Dr. Alfred We mer fragte in rethorisch ausgezeichneter Form ob das moralische Recht, den schärfsten Protest einzulegen. Syndifus die hervorragenden, um Deutschland verdienten Juden, die auf allen Gebieten der Wissenschaft. der Kunst und Literatur, der deutschen Heimat ihr Bestes gegeben haben, diejenigen seien, deren jüdischer Geist" nach deutschnationaler Behauptung die Juden herrschaft aus­macht. Dr. Regensburger, Vizepräsident des Braunschweigi­schen Landtages, führte unter stürmischen Beifallstund ebungen aus, die Zusammenstellung von Juden und Franzosen Jei ebenfo turz wie gemein. In der Kürze liege die Nieder­tracht. Wir flagen die Deutschnationalen der Vergiftung des po­litischen Kampfes an. Alle anständigen Menschen in Deutschland , aleichviel welder Richtung und Bartei, sollen Richter sein. Deutschnationale Partei beflecke den deutschen Ehrenschild dem Aus­lande gegenüber mit dem Schmuge der Bogromstimmung. Die Deutschnationalen spotten ihrer selbst, wenn sie den 3. R.3 auf ihre Wahlplafate tleben, ber unter des Juden Dr. Arnsteins Mitwirtung geschaffen ist( Buruf: Die Deutsch­nationalen werden bei diesen Wahlen schon hoch fliegen). Frau Dr. Ebelheim bat die Frauen, geschlesse zur Wahl zu gehen. Unter den 22 Proz. Nichtwählern bei der letzten

Die

Eisenbahnunglück bei Bad Homburg . Infolge vorzeitiger Um­stellung der Weiche entgleifte der Personenzug 2021 von Bad Hom= burg nach Usingen mit zwei Wagen. Infolge Um stürzens eines Wagens wurden 17 Personen verlegt, darunter eine ernstlich. Sie wurde durch den Arztwagen ind das Krankenhaus Bad Hemburg gebracht. Die Sperrung der Strecke war in etwa drei Stunden behoben.

Stürme an der marokkanischen Nordküste. Dem ,, Daily Tele­ graph " zufolge tobt an der marottanischen Küste ein schweres Unwetter. Bei Melilla scheiterter fünf stört. Die Schäben werden auf fünf Millionen Besef Schiffe und die im Bau begriffenen Hafenanlagen wurden zer­gesch

Einsendungen für diese Rubrik sind Berlin GB. 68. Lindenstraße 3.

für Groß- Berlin

frets an das Bezirkssekretariat, 2. Sof. 2 Trev. rechts, au richten Deffentliche Beamtenversammlung heute, Dienstag, abends 7 Uhr, Schulaula, Samariterstraße 20. Referent: Reichstagstandidat Lorenz Breunig .

9. Kreis Wilmersdorf . Heute Dienstag, abends 8 Uhr, Gigung des Wahlaus­schusses bei Kroiß, Holsteinische Str. 60.

29. Abt. Heute Dienstag, abends 7 Uhr, bei Burg, Prenzlauer Mee 189, Zu­sammentunft der Genoffinnen zu einer wichtigen Besprechung. 47. Abt. Die am Mittwoch, den 26 d. Mts, stattfindende Bersammlung bel Behrend, Manteuffelstr., ist von der 47. Abt arrangiert. Ordner sind zu ftellen. 83. Abt. Sichter elde. Heute Dienstag, pünktlich 7% Uhr, Mitgliederversammlung in Hertels Festfälen, Zehlendorfer Str 5.

Gewerkschaftsbewegung

Aus der Praxis des Reichsarbeitsministeriums. Bom Deutschen Bekleidungsarbeiterverband wird uns schrieben:

uns ge­

Für die Herren- und Damenschneiderei besteht ein Reichstarif vertrag, der für die Orte, in denen sich Arbeitgeberverbands- Orts­gruppen befinden, rechtsverbindliche Wirksamkeit, hat. Lezzt­mals wurde der Reichstarifvertrag am 5. März 1923 abgeschlossen und von der Reichsarbeitsverwaltung für einen bestimmten nieder­gelegten räumlichen Geltungsbereich am 11. Mai 1923 für allgemein verbindlich erklärt. In diesem räumlichen Geltungsbereich mar Stargard i. Pommern aufgeführt, woselbst sich eine Ortsgruppe des Arbeitgeberverbandes während der Zeit des Vertragsabschlusses be. fand. Gestützt auf das tarifvertragliche Recht waren die dortigen Arbeitgeber sowie die Arbeitnehmer an den auch für sie gültigen abgefchloffenen Tarifvertrag gebunden. Wenn die Arbeitgeber in Stargard sich von der Last des Tarifvertrages" befreien wollten, hätten sie neben der Kündigung des Bertrages Einspruch gegen die Allgemeinverbindlichkeitserklärung für Stargard bei der Reichs­arbeitsverwaltung in der Zeit der Einspruchsfrist erheben müssen. Das ist nicht geschehen. Die Arbeitgeber haben vielmehr die vertrag lichen Bestimmungen während des ganzen Jahres 1923 innegehalten. Erst im Sommer 1924, anläßlich der Erhöhung des tarifmäßigen Urlaubsanspruches, fam es zu Differenzen. Das angerufene Ge= werbegericht Stargard entschieb am 9. September 1924 3 ugunsten

der Arbeitnehmer.

Vor der Entscheidung des Gewerbegerichts hat dieses noch bei der Reichsarbeitsverwaltung ein Gutachten erbeten, worauf unterm 20. September die Reichsarbeitsverwaltung, gez. Dr. Busse, folgendes erwiderte:

In Erwiderung des dortigen Schreibens bemerke ich, daß die Entscheidung über Streitigkeiten, die sich aus der Anwendung von Tarifverträgen ergeben, den zuständigen Gerichten obliegt. Aus den eingeforderten Aeußerungen der Vertragsparteien des Reichs­tarifvertrages ist bezüglich Ihrer Anfrage zu entnehmen, daß, wenn der Austritt der Arbeitgeber Stargards aus dem Arbeit­geberverband erst am 31. März 1923 erfolgt ist, durch die All­gemeinverbindlichkeitserklärung des am 5. März 1923 mit Birkung vom 1. März 1924 abgeschlossenen Tarifvertragsnachtrages auch über Stargard noch mit erfaßt wurde...

Die Reichsarbeitsverwaltung war also am 20. September selbst noch der Auffassung, daß die aus dem Tarifvertrag sich ergebenden stätigung der Tatsache, daß zu der Zeit, als der Tarifvertrag Streitigkeiten den zuständigen Gerichten obliegen unter Be= am 5. März 1923 abgeschlossen wurde, die Arbeitgeber in Stargard dem Arbeitgeberverband angehörten und durch die Allgemeinverbind lichkeitserklärung, die mit Wirkung ab 1. März 1923 Rechtskraft er­langte, Stargard noch mit erfaßt wurde.