Nr. 56141. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Eine nicht gesprengte Stadtverordnetensihung.
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Abschluß einer ausländischen Anleihe
In der Berliner Stadtverordnetenversammlung bei Beantwortung einer kommunistischen Anfrage vom Bürgererlitt gestern die Rechte eine böse Niederlage bei ihrem meister Scholz mit der Mitteilung entkräftet, daß die Berufung des Versuch, die Eizung nach 2½stündiger Dauer zu sprengen. Er miß- Stadtverordneten Sto't in den Aufsichtsrat der Straßenbahn larg, weil diesmal die kleineren bürgerlichen Fraktionen( Demofra- betriebs- A.- G. demnächst erfolgen wird. Eine Anfrage der Vp. hatte den ten, Zentrum, Wirtschaftspartei) den Auszug aus dem Saal nicht mitmachten. Die Versammlungblieb befahlußfähig und die Linke fonnte dann era paar Beschlüsse durchbringen, die sonst durch die Rechte vereitelt morten wären. Im ersten Teil der Sitzung wurde tie von der sozialdemokratischen Fraktion eirgebrachte Anfrage wegar der Sicherung von Kleingarten Dauerfolonien durch Stadtrat Wuzky verheißungsvoll beantwortet. Den Red nern der Deutsch ationalen und der Deutschen Volkspartei , die um den Profit der Grundb fizer bangten, gab Benosse Wendt die gebührende Antwort. Eine Anfrage der Deutschen Beltspartei rem pelte Sen Magistrat an, weil er zu einem im Ausland beschafften Kredit von 3 Millionen Dollar nicht die Zustimmung der Stadtverordnetenverfammlung eingeholt hat. Genoffe Loewy ricb ten Fazestellern unter die Nase, daß die zur Deutschen Volks: partei haltende deutsche Hochfinanz durch diesen Kredit, der zu dem für die jetzige Zeit ungewöhnlich niedrigen Zinsfuß von 7 Broz. behafft wurde, ihr Geschäft( das sehr viel mehr einzubringen pflegt) gestört sieht. Bei einem Antrag der Kommubringen pflegt) gestört sieht. Bei einem Antrag der Kommunsten wegen Wahrung der Reche Berlins in der Bermögens auseinandersehung mit den Hohenzollern erregte Genoffe Beinberg, der für die sozialdemokratische Fraktion die 3fmmung aussprach, die Entrüstung der Rechten durch einige fräftige Wahrheiten über Wilhelm II. und die durch den Krieg herbeigeführte Not des deutschen Volkes. Gegen Schluß der Sizung fam ein Zentrumsentrag gegen den von Bassergrundstüden geforderten Wasserzins zur Ber. handlung. Für den Antrag erklärte fich auch die sozialdemokratische Fraktion, deren Redner Gencse Clajus nachdrücklich auf die Schädigung der Wassersportvereine und des Freiddds Wannsee hinwies. In der geftigen Sigung bewilligten die Stadtverordneten auf Grund einer Dringlichkeitsvorlage des Magisirats einstimmig 50 000 m. zur Unterstützung der durch das Hochwasser des Rheins und Mains Geschädigten.
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Im Uebrigen wurde der erste Teil der Sigung mit der Beantmortung von Anfragen ausgefüllt, unter denen diejenige unferer Geneffen betr. die Ausweisung von Landflächen ais Seimstättengebiet an der Spizze stand. Stadtrat Gen. Butky erklärte, der Magistrat habe zu der Frage, ob und inwieweit Gelände in Berlin für Dauerkleingärten ausgewiesen werden soll, noch nicht Stellung genommen, die Depu tation sei dafür und habe das Städtebauamt beauftragt, im Rahmen des in Bearbeitung befindlichen Generalfiedlungsplans enisprechende Stellen auszuweisen. In hoffenlich nicht allzulanger Zeit werde die Versammlung mit einer Vorlage darüber befaßt werden. In der Besprechung äußerte Dr. Cafpari( D. Wp) Bedenken in der Richtung, daß die betr. Flächen doch dem Baumarkt entzogen und fomit entwertet würsen, und fabitat Wußfy erwiderte, paß fich die fomit entwertet würden, und fragte, wie man sich die Entschädigung der Grundbesitzer denke
Deputation aum mit dieser Frage und den Schwierigteilen, die sich fonft der Ausführung entgegenstellen, beschäftigt habe; auch hierüber müsse die endgültige Stellungnahme vorbehalten werden. Gen. Wendt: Das find spätere Sorgen. Man fönnte vielleicht als Entschädigung Austauschgelände an anderer Stelle den Eigentümern anbieten. Die Ehaffung von Dauerkleingärten liegt so sehr im Interesse der Allgemeinheit, daß eventuell eine Renderung des Fuchtlinienplanes durchaus geboten erscheint Bender( Dnail.) hielt auch große Borsicht für sehr angebracht; sei eine Fläche einmal ausrewie'en, so würde es rachher faum möglich sein, sie wieder aus den Bebauungsgebiet zu entfernen, und darunter müßten die Intereffen der Privatbesitzer leiden.- Damit war die Besprechung erledigt.
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Eine neue eilaufende Anfrage der Komm. betraf die angebliche Unterstützung der notleidenden Goethe- Bühne durch den Magistrat mitt's Uebernahme einer Bürgitaft. Die von Gabel( Komm.) geäußerte Bermutung, daß der Magistrat den kommunistischen Einfluß in der Berwaltung fyftematisch auszuschalten bestrebt sei, wurde
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Freitag, 28. November 1924
das Eristenzminimum der faiserlichen Familie!
Die ganze Oberfläche der Erde würde nicht ausreichen, um auch nur jedem Deutschen dieses Existenzminimum zu garantieren. Das ist die sprichwörtliche Bescheidenheit" der Hohenzollern ! Und wie sieht es im Bolf aus?" Es ist verelendet und expropritert, legten Endes durch die Politik der Hohenzollern ! und in einer solchen Zeit wagt jene Familie es, mit solchen Ansprüchen zu kommen! Diesem Unfug muß auf verfaffungsmäßigem Wege gesteuert werden; was fie errafft hat, muß für die Allgemeinheit nußbar gemacht werden! Bor die Gerichte gehört die Sache nicht. Unsere Richter sind zu neun Zehnteln noch heute monarchistisch eingestellt. Wir verlangen, baß in Höhe von 3 Millionen Dollar zum Gegenstande, die der Magistrat Reichstag und Landtag die Möglichkeit erhalten, bei diefem Standal aufgenommen hat, ohne die Versammlung zu befragen. Herr die Interessen der Bevölkerung zu wahren. Das deutsche Volk v. Ennern bezweifelte die Befugnis des Magistrats zu solchem Vor- hat es am 7. Dezember selbst in der Hand, dafür zu gehen. Vorsteher Gen. Hah verlaß die schriftlich vom Magistrat forgen, daß das, was dem Volke gehört, diesem auch wieder zuJahr abgeschlossene Anlethe handle, die lediglich die städlichen Be- die für 7 Uhr angesetzten Abstimmungen zu vertagen, gegebene Antwort. wonach es sich nur um eine furzfristige, auf ein tommt!( Bebhafter Beifall links.) Ein Antrag Schallbach ( DVB.), triebsmittel verstärten folle; die Finanz- und Steuerdeputation habe weil sich die Reihen der Rechten bereits( 28 Uhr) gelichtet hätten, zugestimmt; eine Verwendung zu dauernden Anlagen sei nicht beab- wurde abgelehnt. Darauf verließen die Deutschnationalen fichtigt. Kämmerer Karding ergänzte diefe Buschrift; die Maßnahme und die Deutsche Bolkspartet den Saal, um Beschlußunfähigkeit her halte sich durchaus im Rahmen der laufenden Verwaltung. Ein beizuführen; die Mitglieder der Demokraten, des Zentrums und die Kredit zu 7% Proz. jährlich Wirtschaftspartei machten jedoch den Erobus nicht mit Zunächst fei heute zweifellos billig, wo deutsche Banten noch heute Geid nur wurde der kommunistische Antrag, die Magistratsverfügung vom 3u 3 Proz. monatlich hergaben. Er fei überzeugt, daß dieser Kredit 15. Juli betr. Gewährung von Wohnung und Beköftigung an das aus den laufenden Einnahmen abgedeckt werden könne. In der Tarifpersonal für Kranken- und Pflegeanstalten aufzuheben, mit Besprechung machte sich Dethlefffen( Dnatl.) die Argumente großer Mehrheit angenommen sodann in namentlicher Ab v Eynerns zu eigen und äußerte daneben auch sein Mißtrauen, obstimmung mit 109 gegen 14 Stimmen der Ausschußantrag, wonach werde; Dove( Dem.) dagegen fah das Abkommen als und für den Preisprüfungsstelle bei Strafverfolgungen wegen Buchers der Maaistrar das Geld auch für laufende Bedürfnisse verwenden der Magiftrat auf die Heranziehung geeigneter Sachverständiger der Stadtsäckel sehr günstig an. Stolt( komm.) hinwiederum reklamierte usw. hinwirken soll. Weiter erlangte ber vom Gen. Hedtmann bas Rent der Versammlung, bei Anleihen mitzu'prechen.- Ge- begründete Antrag bei Vorlegung von Bilanzen und dergleichen waltige Entrüstung rief Gen. Lewy bei der gesamten Rechten her ebenso der Antrag der Demokraten, die Sommerferien ber Berliner einen erläuternden Geschäftsbericht beizufügen, eine große Mehrheit, vor, a's er ausführte:„ Es ist ja bekannt, daß Schulen so zu legen, daß der 11. Auguft, ber Berfassungstag als Schulfeiertag begangen werden kann. Zum Antrage betreffs des Hohenzollernvermögens sprach dann noch Hildebrandt( Dem.). Die Abstimmung wurde verschoben. Die vom Boisdamer Regierungs präsidenten für die Anlieger von Wassergrundschäden versechsfacht und legt den Sportvereinen an der Oberspree und erlassene Gebührenordnung hat den Wasserzins gegen 1914 Bentrums fordert vom Magistrat Erhebung des Einspruchs gegen privaten Anliegern unverhältnismäßige Laften auf. Ein Antrag des diese Gebührenordnung und Erwirtung eines angemessenen Waffer zinses . Lange( Zentr.) befürwortete den Antrag, ben auch Gen. Claius in fehr wirksamer und nachdrücklicher Rede empfahl, indem er besonders auf den hygienischen und erziehlichen Wert des Wasser sports hinwies. Auch diese Arstimmung wurde ausgesetzt. Bon der Fällen abgesehen wissen, wo der steuerpflichtige Hauswirt die Steuer Erhebung der Hauszinssteuer wollen die Kommunisten in den von Personen erheben muß, deren Jahreseinfommen 5000 m. nicht übersteigt. Der Kämmerer erwiderte, daß den Löwenanteil der Steuer der Bater Staat" beziehe, der auch allein auf eine Aende rung des Gefeges entscheidend hinwirten fönne. Goß( Komm.) ver trat den fommunistischen Antrag, daß der Oberbürgermeister fofort vom Oberpräsidenten die Bestätigung des Stadtrats Torgler als Mite glied des Berliner Magistrats verlangen solle. Nachdem der Studiene rat Ausländer als Nachfolger des ausgeschiedenen Kommunister Stadtrat Leg vom Oberpräsidenten nicht bestätigt worden fet, müsse Torg er endlich einberufen und damit dieser berufalen Vergewaltigung einer großen Partei ein Ende gemacht werden. Bürgermeister Schol teilte mit, daß der Oberpräsident am 4. November auch Torgler ohne der Stommuniſten über ble Nichtbeſtätigung des Lichtenberger, unbes& Angabe von Gründen die Bestätigung versagt habe. Der Entrüftung folderen Stadtrats Torgler gab Gabel Ausdruck, der zugleich die. Bermutung äußerte, daß der mit Hilfe der Kommunisten in Lichten berg abgebaute Bürgermeister John( Soz.) sich auf diesem Wege an den Kommunisten habe rächen wollen. Gen. Kreuziger hielt auch seinerseits das Berfahren des Oberpräsidenten für fehr anareifbar. Stolt( Komm.) ging mit Schärfe gegen den Oberbürgermeister als den eigentlichen Inspirator dieser Kommunistenheze vor. Die Abe ftimmung wird in der nächsten Sigung erfolgen. Schluß% 9 Uhr.
die Reichstagsmandate der D. Bp. meistbietend verkauft werden.( Vorsteher Gen. Haß hielt diesen Ausdruck für nicht parlamentarisch), aber ich hätte nicht geglaubt, daß das auch hierher finanz sich durch diesen billigen Auslandskredit geniert fühlt. Die übertragen werden würde in dem Sinne, daß die deutsche Groß Finanzdeputation habe das Projekt durchaus gebilliat.- v. Ennern verwahrte sich gegen die beleidigenden Unterstellungen Loewys, blieb aber dabei, daß das Recht der Versammlung verlegt und illu'orifch gemacht worden sei, denn der Magistrat werde diesen Borgang jederzeit in der Zukunft als einen Freibrief für ähnliche Maßnahmen benutzen fönnen. Während der folgenden Berhandlungen warf ein Tribünenbesucher maffenhaft bunte Fluablätter in den Saal, die martischreierisch ein Buch Beriner Juristen als Justizverbrecher!" ankündigten; der Zwischenfall blieb ohne ernstere Folgen. Zum von Stolt ausführlich begründeten Antrag der Kommunisten vor 2. Oftober, den Magistrat zu ersuchen, in der
Bermögensauseinandersetzung mit den Hohenzollern
die Rechte der Stadt Berlin zu wahren, führte Gen. Dr. Weinberg aus: Sechs Jahre nach der Einführung der Stepublit muß das deutsche und das preußische Volt mit dem davongelaufenen Landesherrn und feiner Familie über das fog. Hohenzollernvermögen prozessieren! Die Revolution ist mit den Herrschaften fehr milde umgegangen; Nicolai Romanow ist mit den Seinen nicht fo gut davongekommen. Der Antragsteller hat schon an das Wort Bismarcks von 1867 gelegentlich der Annexion von Kurhessen und machen lönne von juristischen Zwirnsfäben. Es wäre Hannover erinnert, daß man das Recht des Volkes nicht abhängig fchr zu wünschen, daß der neue Reichstag und Landtag biefe be revolutionäre Energie aufbrächte. wie damals Bismard und das preußische Ferrenhaus. Die ganze Frage gehört als eminent politische Frage nicht vor die Gerichte. Die Hohenzollern sind arm mie bie Stirchenmäuse nach Breußen gekommen.( Unruhe rechts.) Eie( nach rechts) brauchen ja bloß den Bericht des deutsch - volfsparieilichen Finanzministers v. Richter an den Banding zu studieren, was alles jetzt als Hohenzollernvermögen deffariert wird! Auch aus Mag Maurenbrechers Hohenzollernlegende" fönnen Sie sich informieren. 700 000 Morgen an Grund und Boden, 80 Schlösser, davon 28 in Berlin und Potsdam , follen den Hohenzollern ausgeantwortet werden, ebenso das Kaiser- Friedrich- Museum usw. usw. Leider hat Frigheit des Bürgertums und Uneinigkeit der Arbeiter. fiasse im November 1918 verhindert, daß das Erforderliche geschah. Damals hätten die Herrschaften sich gefreut, wenn man ihnen das Leben garantiert hätte( wachsende Unruhe rechts); in den Jahren seitdem sind ihre Ansprüche immer höher gestiegen. Zuerst wollten fie nur 100 000 Morgen, jeizt 700 000, und nach Herrn v. Berg ist das
zu Kenneth sagte? Jezt wiederhole ich es dir ins Gesicht. Du bift ein Verräter an allem, das ich hochhalte, das ich selber bin. Bis du nicht etwas getan hast, um dich wieder zu rehabilitieren, will ich nicht mit dir leben. Es ist entehrend."
,, Cott im Himmel!" fnirschte Bertram, meiß bis in die Lippen vor Wut und Gram. Dieses junge Geschöpf züchtigte ihn mit ihrer Zunge wie mit einer Beitsche. Sie legte sein ganzes Herz bloß, fie peinigte seine Seele. Und doch, wie sie ihm gegenüberstand, trohend und herausfordernd, liebte er sie mit heißester Leidenschaft, und ihre Schönheit füllte ihn mit Folterqualen.
Bertram fühlte nur ein dumpfes Staunen über die kalt blütige Art, in welcher sie von diesen sie beide aufs tiefste berührenden Dingen sprechen fonnte, hatte sie denn ganz vergessen, daß sie ihn einst geliebt hatte? Bedeutete es nichts für sie, daß fie die Mutter feines toten Kindes war? War fie so herzlos, daß sie ohne heiße Tränen die tiefe Kluft sehen konnte, die sie voneinander schied, und in so ruhigen, fühlen Worten hier einfach Tatsachen hinstellte? Das fonnte er nicht glauben. Herz und Seele sträubten sich dagegen. Mein Lieb!" fagte ihren Berkehr, waren begründet. Aber was wollte das be Einige ihrer Vorwürfe, besonders fein Benehmen gegen er ,,, mein Lieb! Laß uns doch feine so bitteren, furchtbaren beuten! Berräter hatte ihn die grausame Stimme genannt, Dinge fagen, weil wir gereizt sind. Was liegt denn an all diesen nichtigen, kleinlichen Meinungsverschiedenheiten? Sie ihn, der das Baterland mit derselben hungrigen Sehnsucht find nur flüchtige Schatten. Was allein zählt, ist unsere Liere. Sie steht über allem. Ich will dir sagen, daß meine Liebe für dich unwandelbar und unverändert ist, auch wenn du mir die legte Zeit sehr weh getan haft. Aber die Erinnerung daran lösche ich aus. Was ich will, ist, daß du und ich wieder wie einst als Rameraden und als Gatten zusammen leben follen. Dann gilt alles andere nichts. Unsere Meinungsverschieden heiten? Gott , wie nichtig! Jonce, nimm mich zurüd an dein Herz und in dein Bett, schenke mir wieder deine Schönheit und laß uns das Leben von vorn beginnen."
Er neigte sich über sie, schlang die Arme um ihren Leib und suchte sie an sich zu ziehen. Aber sie schob schnell ihren Stuhl zurück und sprang auf.
,, Was redest du für dummes Beug," rief fie zornig, und zwei purpurne Flecken glühten auf ihren Wangen. Du sagst, Du liebst mich. Weshalb verhöhnst du denn immer meine Ansichten und meine Freunde? Warum benimmst du dich wie ein Tölpel meinen Verwandten gegenüber? Warum liierst du dich mit Pazifisten und Pro- Deutschen und Revo. lutionären? Du fagst, du liebst mich, und rebest sentimentales Zeug. Bitte, weniger Gefühl und mehr Ehrlichkeit Dieses Unerbieten heute war ein Prüfftein für deine Treue. 3m großen Sinne gegen das Vaterland, aber auch gegen mich, wenn ich wirklich etwas in deinem Leben Fedeute. Und doch haft du es ausgeschlagen. Du hast die Prüfung nicht bestanden. Weißt du, daß du schon vom grob materiellen Standpunkt aus deinen Teil zum Haushalt beitrogen und wenig. ftens deinen eigenen Unterhalt verdienen müßtest wie ein anftändiger Mensch? Du erinnerst dich an das Wort, das ich
liebte wie sein junges Weib, der den Hauch der Heimaterde mit so tiefer Rührung einsog wie den Duft von Jonces Saaren. Es war schändlich, daß fie folche Worte gesagt hatte. Entehrend!" Sie wollte nicht mit ihm leben, weil es entehrend war! Seiner felbft faum mächtig, tat er einen Schritt auf sie zu und pacte fie beim Arm. In alten Zeiten hätte ein Mann sein Weib gepeitscht für folche Worte. Ich hätte verdammte Luft, dich zu züchtigen."
Bersuch's!" sagte Joyce und atmete schwer.
Er ließ ihren Arm los und starrte mit hängenden Armen und gebeugtem Kopf zu Boden. Eine Minute, die eine Stunde zu währen schien, herrschte tiefes Schweigen zwischen den beiden. Jetzt weinte Joyce zum ersten Male. Sie hatte den Kopf von ihm weggewandt.
Endlich sprach er: Es sieht so aus, als hätte ich einen schweren Irrtum begangen. Ich dachte, du liebtest mich noch, auch wenn du dich von mir entfernt haft. Aber es scheint, als ob all deine Liebe, die du einst empfunden hast, so ist wie dein fleines Kaminfeuer hier: immer nur schwach und iegt ganz am Erlöschen. Weshalb das fo fam, weiß Gott ! Ich weiß es nicht. Aber es ist schade darum. Vielleicht ist es tei'weife meine Schuld. Mögich, daß ich es noch einmal einsehe. Aber heute abend bist du teuflisch gegen mich gewejen. Morgen gehe ich. Wenn du mich jemals wieder zurückrufft, werde ich kommen."
Er stand in der Tür und fah nach ihr zurüd; fie stand neben dem schmalen Bett, in dem sie als Kind geschlafen, den Körper von Schluchzen geschüttelt und mit abgewandiem Geficht. Er tonnte so nicht von ihr scheiden,
Neue Milchpreise. Krog weiterer Inanspruchnahme ber von der Berliner Milchverforgung G. m. b. 5. eingerichteten Ausgleich taffe ist die durch das Anziehen der Butterpreife bedingte Erhöhung der Bollmilchpreise nicht zu umgehen. Zeptere betragen vom Sonnabend, den 29. d. M., ab für ein Liter Vollmilch ab Baden des Kleinhändlers 88 f., ffir ein Liter Vollmilch ab Ruhstall 37 f. Der Preis für Magermilch bleibt unverändert auf 10 Bf. je Liter Befteben.
Noch einmal sprach er ihren Namen aus: ,, Jonce!" Sie antwortete nicht. Da ging er hinaus und drückte die Tür hinter sich zu. Am nächsten Morgen verließ er Holme Ottern vor dem Frühstück und fuhr nach London zurüd, aber nicht in das fleine Haus in der Holland Street. Er fuhr in das Haus seiner Mutter und bat um sein altes Zimmer.
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Mrs. Pollard war erstaunt und befümmert, als ihr Sohn ihr mitteilte, daß er sein altes Zimmer für ein paar Wochenbeziehen möchte Trotz seiner absichtlich unflaren Begrünbungen erriet fie, daß zwischen ihm und Joyce etwas nicht
stimmte.
Er gab zu verstehen, daß Jonce durch den Berkauf von Holme Ottern bodenlos erregt sei und möglicherweise noch einige Zeit bort bleiben würde, um die letzten Tage im alten Heim zu verleben. Er aber haßte die Einsamkeit und zog es bor , hier sein altes Jun Jefellenheim wieder zu beziehen, statt allein in Holland Street zu haufen. Und dann wäre es auch so schön, wieder mit der Mutter zufammen zu sein. Freut's bich nicht auch, Mütterchen?"
Er mußte noch durch die Demütigung hindurch, sie unt etwas Geld zu bitten. aber für sie war das Geben eine Herzensfreude. Sie schrieb ihm einen Scheckt aus, der ihm für ein Jahr genügte und sagte dabei:„ Mit meiner Liebe und meinem Gegen, mein Junge.
Daß er ihr etwas verbarg, wußte sie. Sein Gesicht, in dem sie wie in einem offenen Buche las, zeigte ihr, daß er an einer heimlichen Wunde lift, die furchtbar schmerzte. Sie lag die Nächte mach und lauschte auf seine Schritte über ihr, die unermüdlich, auf und abgingen, und manchmal hörte sie ihn stöhnen wie eine gemarterte Seele. Aber am Morgen zeigte er stets ein ruhiges Gesicht.
Ihr Gatte, Michael, sah fein Geheimnis in dem Heimfemmen feines Sohnes, sondern bedauerte mur die größere Arbeit für die Dienstboten. Er hegte eine achtungsvolle Bewunderung für Jonce als die Tochter des Grafen von Ottery und fonnte, wie er sagte, ihr Gefühl für das alte, schöne Schloß wohl begreifen. Bertram würde ihm hoffentlich jede politische Auseinandersetzung bei ihren so grundverschiedenen Ansichten ersparen und auch feine peinlichen Episoden wieder auffrischen. Damit spielte er, wie seine Frau wußte, auf die Deutschenheirat feiner ältesten Tochter und Susans irisches Abenteuer an.
( Fortsetzung folgt.)