Sie haben ein schlechtes Gewissen!
Benn man in dieser Zeit die vielen öffentlichen Versammlungen besucht und die Augen gut aufmacht, dann fann man recht lehrreiche Beobachtungen machen. Während die Völkischen und DeutschnatioBeobachtungen machen. Während die Bültischen und Deutschnationalen im allgemeinen die fozialdemokratischen Versammlungen wenig lieben, besuchen sie mit um fo größerer Borliebe die demofratischen. In den sozialistischen Versammlungen Stant zu machen, ist, wenn es sich nicht um Massen handelt, äußerst gefährlich. Denn selbst wenn dort kein Reichsbanner sein sollte, so siten doch an jedem Besucher ein paar Arbeitsfäufte. Und diese Fäuste sind es, die die Nationalen und Völkischen am meisten fürchten. Bei den Demokraten glauben sie vor dieser Waffe sicherer zu sein, und sie risfieren dort viel eher eine Lippe. Aber siehe da, schon schieben sich ein paar Reichsbannerleute heran und poftieren sich in peinlichster Nähe des Schreiers, und sie sehen gar nicht so aus, als ob sie Sammetpfötchen haben. Da verhält man sich lieber etwas vor: fichtiger. Aber dann kommt es doch vor, daß, wenn ein völkischer Heher recht geschwollen redet, sie ihre Ruhe verlieren und in lärmvollen Zustimmungen überbieten. Sie wollen damit eine Sicherheit nortäuschen, die sie nicht haben, eine reine ehrliche Ueberzeugung, die sie nicht besiken. Man muß sie nur näher ins Auge fassen, diese Herrschaften, und man wird gewahr werden, wie sie nach und nach ihre zur Schau getragene Sicherheit verlieren und immer mehr in Verlegenheit geraten. Bei den Jungen ist das noch nicht so. Denen sind durch die Lügen der Alten und durch die Sudeleien ihrer Zeitungen die Köpfe derart verteilt worden, daß fie glauben, was sie hören. Mitunter ist es auch ehrliche Begeisterung für ihre angeblichen Ideale, die aus ihrem Gehaben spricht. Aber die Welteren, die im Krieg in der Etappe und in der Heimat alles mitgemacht haben, die ganz genau wissen, wie alles so allmählich gekommen ist und hat tommen müssen, die wissen legten Grundes auch ganz genau, daß das, was ihnen die völkischen und nationalen Zeitungen und Agitatoren vorschwagen, unausführbar ist, unwahre Ideologie. Daß Diefe Herrschaften selber gar nicht so idealistisch weltfremd find, wie sie sich geben, sieht man immer dann, wenn es sich um ihre eigensten persönlichen Vorteile handelt, die sie ganz vortrefflich zu wahren wissen. Und wenn dann in der Versammlung einer fie erfennt und voller Empörung feine Umgebung aufflärt: Ja, das ist auch einer von den Herrschaften, die von der Republik ihr schönes rundes Gehalt nehmen und sie hinterrücs betämpfen und verächtlich machen, dann zuden sie zusammen, werden mertlich still, ziehen fich zurück und verfrümeln sich bald. Denn wenn sie überhaupt ein Gewissen haben, so haben sie ein spottschlechtes, und sie können einem ehrlichen Menschen niemals gerade ins Gesicht sehen. Mit solchen Menschen fann aber fein Staat Staat machen, und feini Bolt kann sich durch sie zu neuer Größe erheben. Die Zukunft wird dafür sorgen müssen, daß sie verschwinden, und daß jeder, der in Reich und Staat und Gemeinde, in Politit, Wirtschaft und Kultur an verantwortlicher Stelle fißt, mit reinen, ehrlichen Augen jedem Deutschen ins Antlik sehen fann
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Stellenvermittler und Arbeitsamt.
Der Stellenvermittlerprozeß, der seit Montag vor dem großen Schöffengericht Berlin- Mitte verhandelt wird, brachte in der gestrigen Gigung wertvolle Beiträge zur Beleuchtung des Gegensatzes zwischen privaten Stellenvermittlern und öffentlichen Arbeitsnachweisen. Den besonders in der Gegend des Schlesischen Bahnhofes üppig gedeihenden Auswüchsen der Stellen Dermittlung ist das städtische Arbeitsamt Friedrichs hain mit der notwendigen Schärfe entgegengetreten; darum hat es fich den wütenden Haß derjenigen zugezogen, die es zu fürchten haben.
Gestern wurden zunächst noch über den Geschäftsbetrieb des Angeklagten Lienemann ein paar Zeugen der nommen, wobei die Aussage eines Etellenvermittlers Grüß ein Bild Savon gab, wie manchmal zwei oder drei Konkurrenten sich um den Auftrag eines nach Schnitterpersonal suchenden Vorschnitters reißen. Dann prüfte das Gericht hauptsächlich den Geschäftsbetrieb des Angeflagten Gabriel, der zu den tonzessionierten Vers mittlern gehört, aber mandhem wilden" Vermittler noch über zu sein" scheint. Zur Sprache tam, daß Gabriel als Gehilfe eines Stellenvermittlers nicht die erforderliche Konzession hatte erhalten fönnen, fie ater später zum selbständigen Stellenvermittlungsbetrieb erhielt. Das eigene Stellenvermittlungsgeschäft hat er von der Frau eines Polizeibeamten Schriemer gefauft. Gabriel beschäftigte den mitangeklagten Semenyna als Schlepper, wie mehrere Zeugen gegenüber Semenynos Ableugnung auf das bestimmteste versichern. Der Schlepper erhielt ein Kopfgeld von 1 bis 2 M. für jeden Landarbeiter, den er dem Gabrielschen Geschäft zuführte. Der Außenbeamte Judrian vom Arbeitsamt Friedrichshain , der die Rontrolle über die gewerbsmäßigen Stellen. vermittler ausübt, befundete vor Gericht seine über Gabriel und Semenyna gemachten Beobachtungen. Er gab zugleich eine Schilderung der Landarbeitervermittlung beim Arbeitsamt, dessen Konkurrenz den privaten Vermittlern so unbequem ist. Amüsant war die Aeußerung des Angeklagten offmann, daß Judrian als ehemaliger Angestellter vom Deutschen Bandarbeiterverband ein Interesse doran gehabt habe, einer nationalen Organisation das Genid umzu drehen". Er meinte den von Lienemann gegründeten und sich als national" empfehlenden„ Reichsbund deutscher Aufseher und Borschnitter", in dessen Abteilung für Arbeitervermittlung Lienemann als der erste Geschäftsführer des Bundes tätig war und Hoffmann als sein Angestellter mitwirfte.
Ueber die Vermittlung beim Arbeitsamt äußerte sich vor Gericht auch der Abteilungsleiter Rüger. Das Arbeitsamt hat für die Landarbeiter eine Uebernachtungsgelegenheit eingerichtet, die Quartier zu 30 Pf. pro Nacht gibt. Auch Gabriel besorgte den con ihm vermittelten Arbeitern bis zur Abfahrt nötigenfalls ein Nachtquartier. Der Wirt des Hotels", in dem fie untergebracht wurden, erzählte als Zeuge, daß für 50 Pfg. Gabriels Leute über Nacht auf Stühlen hockten oder auf den Dielen lagen. Wer besser untergebracht werden wollte, mußte entsprechend mehr zahlen, aber aus eigener Tasche. Das Arbeitsamt nimmt feine Gebühren, auch nicht von Arbeitgebern. Es berechnet nur Auslagen für Beföstigung, Nachtquartier und Fahrgeld. Die privaten Bermittler aber wollen begreiflicherweise dabei noch verdienen. Ein Zeuge behauptete, Gabriel habe unter den Leuten, für die er bis 50 m. pro Kopf als Vermittlungsgebühr und Unkostenvergütung nahm, hauptsächlich Berliner gehabt, so daß ihm burd fie feine nennenswerten Unfosten entstanden seien. Nicht wenige von diesen in Berlin durch Schlepper zusammengesuchten Leuten
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feien schon turze Zeit nach ihrer Berihidung mie- I angemeldet merden; die Einsendung des Sparbuches ist hierzu nicht der hier gewesen und bald in dem für Gabriel reservierten Nachtquartier erschienen, um aufs neue verfchidt zu werden. Schlechte Erfahrungen hat mit Gabriel auch ein Wirtschaftsbeamter Stellung suchte und zuvor 250 M. zahlen sollte. Ein anderer gemacht, der nicht Arbeiter von ihm hoben wollte, sondern felber Beuge befundete daß eine Borschnitterstelle, für die ein stellung suchender Borschnitter bei Gabriel fchon 100 m. bezahlt hatte, einem mehrbietenden anderen Vorschnitter für 150 m. gegeben worden sei. Der Prozeß wird noch bis in die nächste Woche hinein dauern.
Republikanische Feier.
Am 7. Dezember veranstaltet das Reichsbanner SchwarzRot Gold, Gau Berlin- Brandenburg, im Sportpalast ab 10 Uhr eine große politische Kundgebung. in der die Wahlresultate herausgegeben werden. Der Nachrichtendienst des Reichsbanners wird in dieser Nacht an die großen Berliner Zeitungen der republifanischen Barteien angeschlossen, so daß mit einer lüdenlosen und insbesondere schnellen Uebermittlung der Ergebnisse gerechnet werden kann. Die neugewählten republikanischen Abgeord neben werden, soweit sie in Berlin anwesend sind, m der Versamm. lung erscheinen und furze Ansprachen halten. Karten zu dieser Kundgebung sind zu haben bei den einzelnen Kameradschaften und beim Gauvorstand Berlin- Brandenburg des Reichsbanners Schwarz- RotGold, Berlin S. 14, Sebastianstr. 37/38, und in noch bekanntzugebenden Borverkaufsstellen. Um auch rein äußerlich den Sieges: willen der Republikaner zu befunden, fordert das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold alle Republikaner auf, am 7. Dezember zu flaggen. Schwarzrotgoldene Fahnen find zu haben Zimmerftr. 68, Befletout.gsstelle der Berliner Fewertidaften.
Millioneninsolvenz im Berliner Tuchgroßhandel.
Die Tuchgroßhandelsfirma Hermann Senter in Berlin , Rosenthaler Straße 2, hat, wie„ Die Textil- Woche erfährt, die Rahlungen eingestellt. Die Paffiven betragen etwa 1 Millionen Mart, denen teine nennenswerten Aftiven gegenüberstehen. Ein Warenlager ist nicht vorhanden. haltene Ware teilweise sofort in Beihhäusern lombardiert und den Der Inhaber ist flüchtig, nachdem er die von den Fabrikanten erErlös durchgebracht hat. Eine Aachener Luchfabrik ist allein mit über 100 000 m. geschädigt.
Tragischer Tod eines Arbeiters.
Ein tödlicher Unglüdsfall ereignete fich in den Runge werfen zu Spandau . Dort war der 35jährige Schloffer Georg Dannenberg aus der Frobenstr. 22 au Epandau an einer fogenannten Walze mit einer Reparatur beschäftigt. Die Maschine sette fich plöglich auf unaufgeklärte Weise in Gang, wobei Dannenberg von einem etwa zwei Meter hohen Rahnrad erfaßt und volltommen zerrissen wurde. Die Schuldfrage ist noch nicht geklärt. Dannenberg hinterläßt Frau und drei unmündige Kinder.
Die neuen Vergnügungssteuersäge.
Der Magistrat hat den bereits veröffentlichten Vorschlägen des Steuerausschusses der Stadtverordnetenversammlung über die Bergnügungssteuer in feiner legten Sizung zugestimmt und beschlossen, daß die neuen Säße vom 1. Januar ab erhoben werden. Danach gilt. vom 1. Januar 1925 ab zunächst bis zum 28. Februar 1925 für alle theatermäßigen oder theater ähnlichen Betriebe ohne Konium( Theater, Lichtbildbühnen, Birtue, Varietés) ein Einheitsfag von 15 Proz. mit der Maßgabe, daß sich die Steuer für bie tun ftlerisch hochstehenden Veranstaltungen auf 10 Broz. ermäßigt.
Anmeldung von Sparguthaben zur Aufwertung.
Nach der dritten Steuernotverordnung vom 14. Februar d. I. und den hierzu erlassenen Durchführungsbestimmungen müssen Sparguthaben bei öffentlichen Sparkassen bis zum 31. De zember d. 3. bei der zuständigen Spartaffe zur Aufwertung angemeldet werden. Die Aufwertungsanmeldungen für Sparguthaben bei der Sparkasse der Stadt Berlin werden von ihren Sparkassen mündlich während der Kassenstunden werkläglich von 9-3 Uhr, Sonnabend von 9-1 Uhr, entgegengenommen. Das Sparbuch ist zweckmäßig zur Bescheinigung der Anmeldung mitvorzulegen. Die Sparguthaben fönnen auch schriftlich zur Aufwertung
Das Rundfunkprogramm.
Donnerstag, den 4. Dezember.
Die
Außer dem üblichen Tagesprogramm: 4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.40 Uhr abends: Vortragsreihe: Im Kampf gegen das Verbrechertum. 4. Vortrag. Herr Kriminalkommissar Werneburg: Sicherheit der Straßen". 7-7.50 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule. Abteilung Bildungskurse der Funkstunde. Handelskurse: 7 Uhr abends: W. Behnisch:„ Einfache Buchführung". Literatur und Kunst: 7.30 Uhr abends: Mr. Hamilton, Lehrer an der Universität Berlin: Englische Literaturgeschichte"( in englischer Sprache). 8.30 Uhr abends: Aus alten Operetten. 1. Ouvertüre zu der Operette ich die Unschuld vom Lande", aus der Operette„ Die FlederDer Zigeunerbaron", Joh. Strauß ( Berliner Funkkapelle). 2. Spiel' maus", Joh. Strauß ( Else Tuschkau von der Großen Volksoper ( Sopran). 3. Komm in die Gondel", aus der Operette Eine Nacht in Venedig ", Joh. Strauß ( Max Kuttner , Tenor). 4., Wer uns getraut". Duett aus der Operette„ Der Zigeunerbaron ". Joh. Strauß ( Else Tuschkau und Max Kuttner ). 5. Süße Mäd'ln", aus, der Operette„ Das süße Mädel". Reinhard( Berliner Funkkapelle). 6. a) Launische Dame", aus der Operette Das süße Mädel". " Der Landstreicher", Ziehrer( Max Kuttner ). 7. Auftrittslied der Reinhard, b) Sei gepriesen, du lauschige Nacht", a. d. Operette Oculi aus der Operette Bruder Straubinger ", Eysler( Else Tuschkau). 8. Küssen ist keine Sünd", aus der Operette, Bruder Straubinger ", Eysler( Berliner Funkkapelle). 9. Nur das eine bitt' ich dich, Duett aus der Operette„ Der Bettelstudent ", Millöcker ( Else Tuschkau und Max Kuttner ). 10. Loblied der Polin", aus der Operette„ Der Bettelstudent ", Millöcker ( Max Kuttner ). 11.„ Der Fürst soll nur ein Bettler sein". Couplet der Bronislawa aus der Operette„ Der Bettelstudent ", Millöcker ( Else Tuschkau). 12. Potpourri aus der Operette„ Der Bettelstudent ", Millöcker ( Berliner Funkkapelle). 18.„ Ich bin die Christel von der Post", Auftrittslied der Christel aus der Operette„ Der Vogelhändler ", Zeller ( Else Tuschkau). 14. a)„ Sei nicht böse", aus der Operette Der Obersteiger ", Zeller ( Max Kuttner ). 15. a) Schau mir nur recht ins Gesicht", Duett aus der Operette„ Der Vogelhändler ", Zeller b) Ich wollt, daß ich dein Gatte wär, Duett aus der Operette Der Obersteiger "( Else Tuschkau und Max Kuttner ). Am Schwechten- Flügel: Otto Urack . Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30-11.30 Uhr abends: Tanzmusik.
erforderlich, es genügt die genaue Angabe der Nummer des Sparbuches. Sparer, die fünfundsechzig Jahre alt sind, fönnen auf den Goldmartwert ihrer eigenen Guthaben einen Aufim Einzelfalle, erhalten, der bei der zu erwartenden Auswerturag wertungsvorschuß von 10 Broz, jedoch nicht über 100 Rentenmark mitangeredynet wird. Die Zahlung des Vorschusses muß bei der Spartaffe beantragt werden, die das Sparbuch ausgestellt hat. Spar buch evil. mit Sicherungskarte und ein Bersonalausweis über das Lebensalter der Sparer müssen mitvorgelegt werden. Diese. letztere Maßnahme, durch die der gesetzlichen Regelung nicht vorgegriffen wird, ist als Wohlfahrtsfürsorge anzusehen, um den ältesten Sparern zu Hilfe zu kommen.
Elektrizitäts- und Gaspreisermäßigung in Potsdam . Vom 1. Januar 1925 ab wird der Gaspreis in Potsdam von 21 auf 12 Pf. für den Kubikmeter und der Elektrizitätspreis von 50 auf 15 f. für die Kilowattstuude herabgeießt. Von biefem Tage an wird in Potsdam außerdem teine Zähler und teine Messermiete mehr erhoben werden.
Die Steuerkarten für 1925 follen allen Arbeitnehmern Berlins , die ihre Wohnung seit dem 10. Oktober d. J. nicht gewechselt haben, Anfang Dezember zugestellt werden. Arbeitnehmer, die nach dem 10. Oftober d. 3. innerhalb Groß- Berlins verzogen sind, müssen ihre Steuerbarte von dem Bezirksamt abholen, in dessen Bezirk fie am 10. Oftober d. I. gewohnt haben oder dort die Uebersendung durch die Post beantragen, unter Angabe der früheren und der jezizen Wohnung. Den Anträgen ist Rüdporto beizufügen. Dea nach dem 10. Oftober d. 3. aus anderen Orten Deutschlands zugezegenen Arbeitnehmern wird dringend geraten, sich die SteuerParte von derjenigen Gemeinde nachsenden zu lassen, in deren Bezirk fie an diesem Tage gewohnt haben. Die städtischen Steuerämter Berlins dürfen für solche Personen feine Steuertarten ausstellen.
Mit Schwertgeflirr und Wogenprall". Zu diefen Ausführungen in Nr. 556 wird uns mitgeteilt, daß nicht der Deutsche Studentenbund, sondern die Deutschnationale Studentengruppe die Erinnerungsfeier in der Aula der Technischen Hochschule in Charlottenburg veranstaltete.
Wer hilft? In einem Aufruf bitten der Oberstrafanstaltsdirektor Bruds und die Strafanstaltspfarrer Devrient, Lüders und Rahmann vom Strafgefängnis Tegel um Geldspenden für die Frauen und Kinder der verurteilten Männer und Bäter. 1700 Männer birgt die Anstalt als Straigefangene. Die Not der zurüdgebliebenen Familien ist groß. Wer stiftet Geldbeträge, um die Armen zu Weihnachten zu erfreuen? Geldspenden nimmt die Anstalt mit Dant entgegen.
Beginn der Unterrichtsturse für Arbeifer in Deutsch und RechnenLichtenberg, Rathausstraße: Deutich I 8. Dez., Deutsch II 9. Dez., Rechnen 11. Dez. Neukölln, Kaiser- Friedrich- Straße: Deutsch 8. Dez., Redinen 11. Dez.; Gipsstraße: Deutsch I 8. Dez., Deutsch II 9. Dez., Rechnen 11. Dez. Charlottenburg , Schillerstraße: Deutsch 9. Dez., Rechnen I, 11. Dez., Rechnen II 12. Dez. Am 5. Dez. 28 Uhr findet in Lichtenberg noch ein Anmeldeabend statt.
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Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Sonntag, den 7. Dezember nachm. 3 Uhr, im Theater des Westens Romeo und Julia ". Preis pro Karte 0,90 Gm. Freitag, den 26. Dezember( 2. Weihnachtsfeiertag), bormittags 11 Uhr im Großen Schauspielhaus Proletarische Feierstunde. Zur Aufführung fommt Großstadtfrühling", Chorivert mit Mufit, Gesang und Tanz von Rothenfelder. Eintrittspreis 1 Gra. Donnerstag, den 25. Dezember( 1. Weihnachtsfeiertag), nachm. 2%, Ubr im Deutschen Opernhaus Die toten Augen Preis pro Karte 1,20 m. Am gleichen Tage im Staatstheater Charlottenburg Posien aus Alt Berlin ". Preis pro Karte 1 Gm. Karten für alle Ver anstaltungen find zu haben bei allen Borwärts" Spediteuren, in der Buchhandlung Vorwärts, Lindenstr. 2, Bigarrengeschäft von Horich, Engel ufer 24/25, bei allen Dbleuten der Kreis- und Abteilungsbildungsausschüsse. Karten für Romeo und Julia " sowie für die Feierstunde find auch im Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. 3, 2. Hof, II, zu haben.
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Kostümfest der Novembergruppe. Bie in jedem Jahr leitet die November gruppe wieber den Reigen der Stünstlerfeste durch ihr am Sonnabend, ben 6. Dezember, in der Philharmonie stattfindendes 5. freies to stüm fest ein, dessen Ertrag ausschließlich ihren fün Twardy, Botsdamer Str. 12, und Reuß und Pollad, Stürfürstendamm 220. lerischen Veranstaltungen zugute kommt. Einladungen und starten bei Ballbureau: Sturfürst 7495.
Das 2. Wohltät gfelfstonzert des Sinfonie- Drdjeffers der Schuhpofize unter Leitung des Generalmusfitdirettors Leo Blen findet am Donnerstag, den 18. Dezember, abends 8 Uhr, in der Staatl. Hochschule für Munt, Hardenbergstraße, Ede Fasanenstraße, ftatt. Der Reinertrag fließt ohne jeden Abzug dem Bund der Kriegsblinden der Stadi Berlin zu. Als Solisten wirten mit: Frau Zinaida Jurjevskaja, Staatsoper, Wilhelm Guttmann , Große Voltsoper. Da die von der Echutzpolizei veranstalteten Konzerte in wenigen Tagen ausverkauft sind, empfiehlt fich rasche Vorbestellung von Eintrittskarten. Borverlauf bei Wertheim , Bote u. Boď usw.
Beginn des Haarmann- Prozesses. 200 Zeugen
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60 Bände Aften.
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Dem heute, Donnerstag, vor dem Schwurgericht in Hannover beginnenden Prozeß gegen den Massenmörder Haarmann und seinen Selfershelfer Grans wird, wie aus Hannover mitgeteilt wird, mit der größten Spannung entgegengesehen. 3ah reiche 3 eugen find im ganzen fa ft 200 geladen find bereits eingetroffen. Die Atten der Voruntersuchung umfassen annähernd 60 Bände. Die Anklagefchrift der Staatsanwaltschaft ist ein bices Buch, dessen Berlesung allein zwei Tage in Anspruch nehmen würde. Die Gutachten der medizinischen Sachverständigen find in mehreren Bänden enthalten. Es ist bekannt, daß der Leiter der Landesirrenanstalt in Göttingen , Professor Dr. Schulze, sich für die vollständige zurechnungsfähigkeit des Haarmann ausgesprochen hat. Der Prozeß wird trotz der vielen dunklen Buntte, die behandelt werden müssen, im wesentlichen in aller Deffentlichkeit geführt werden. Nur bei Bernehmungen, die in das
Deffentlichkeit ausgeschlossen werden. Haarmann zeigte in den letzten mutzigste Treiben des Massenmörders hineinleuchten, wird die Tagen eine hochgradige Erregung. Er sieht mit Bangen den Verhandlungen entgegen und äußerte hin und wieder den Wunsch, daß es doch bald zu Ende sein möchte. Bis jetzt sind 27 Mordtaten Haarmanns festgestellt.
Wie der Sozialdemokratische Parlamentsdienst aus Hannover meldet, wird ein stürmischer Andrang um die Buhörerplätze im Gerichtssaal bemerkbar. Besonders tun sich wieder tie Preffevertreter einiger auf reine Genjationsmache eingestellter bürgerlicher Zeitungen hervor, die sich soge: Telephonleitungen für die wenigen Tage der Verhandlung extra ins Gerichtsgebäude legen ließen, um nur ja recht schnell die haa. firäubenden Einzelheiten und perversen Eingeständnisse und Bemerfungen des Mörders tis ins fleinste wiedergeben zu können. Mehrere hundert Zeitungen und Pressekonzerne des In- und Auslandes haben die Zulassung zur Gerichtsverhandlung beantragt Nur einigen wenigen Zeitungen, etwa 20, ist der Zutritt gewährt
worden.
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