Einzelbild herunterladen
 

Deutschnationale und Reichsbahn.

Eine freche Fälschung.

In den württembergischen Eisenbahnbe­trieben zirkulierte folgender angeblich amtliche Erlaß: Wahlerlaß Nr. 17 028. Stuttgart , den 24. November 1924. An jämtliche Aemter und Dienststellen.

Es ist dringend notwendig, das gesamte Berfonai auf die Wichtigkeit der Reichstagswahlen hinzuweisen, da es gilt, im gleichen politischen Fahrwaffer zu bleiben, das die Reichsbahngesell­schaft mit ihrem demokratischen Direktorium eingeschlagen hat oder aber den Kurs nach rechts zu ändern. Durch die An nahme des Ermächtigungsgefeßes( gegen die Stimmen der Deutsch nationalen)(!) wurde der demokratisch- sozial demokratischen Regierung durch den Reichstag Blankovollmacht er teilt und in rigoroser Anwendung dieses Gefeßzes wurde die für die Beamten und Staatsarbeiter so einschneidende, heute mit ihren Aurs müchsen zur Genüge befannie Berfonalabbauverordnung erlaffen. Trok lebenslänglicher Anstellung fann jeder Beamte in den einst weiligen Ruhestand verseht werden. Die Reichsregierung hat damit die wohlerworbenen Rechte der deutschen Beamtenschaft mit einem Feberstrich beseitigt Insbesondere ist diefer ungeheuerliche Zustand nach§ 24 der Aus­führungsgefeße über die deutsche Reichsbahn für sämtliche Reichs­bahnbeamten nunmehr verewigt. Sämtliche Parteien, mit Aus nahme der Deutschnationalen, welche bereits im Auguft d. I. und früher schon die Aufhebung der Personalabbauverordnung nom Reichstag verlangt hat, waren der Ansicht, baß sich die Be­amtenschaft diese Mißachtung der wohlerworbenen Rechte einfach gefallen laffen müsse und als Ersatz dafür mit weiteren Dienst auszeichnungen( Ekchenlaub und goldenen Sternen wie auch goldenen Treffen) auszuftatten sei.

Um auf die Reichsbahngefellschaft überzugehen, fei vorweg be­merkt, daß nunmehr nach reinen faufmännischen Grundfäßen ge­handelt werden muß. Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichs bahngesellschaft fah fich daher veranlaßt, die Gehälter bes General direktors( Sozialdemokrat) unb der weiteren fieben demokratischen Direttoren, darunter unser Landsmann Hitler , beim ersteren auf 120 000 m., bei den letteren auf je 60.000. zu erhöhen. Die achtzehn Mitglieder des Berwaltungsrates beziehen ein jährliches Gehalt von 24 000 m. für einige Sigungen im Jahre, für welche noch besondere Diäten ausgeworfen werden.

Außerdem wird an bie paar leitenden Persönlichteten eine Dividende von fünf Prozent des Neingewinns der gesamten Deut.

schen Reichsbahn verteilt.

Die Deutsche Reichsbahn wirft zurzeit einen Gewinn von girta Hieben Millionen Mart ab und dürfte daher die genannte Dividende ein Bielfaches des feitherigen Gehaltes biefer Bersönlichkeiten betragen.

fibium der Reichsbahn hat angeordnet, nach dem| bie Berwetfung von der Schale auf Berfügung des Ministers Urheber der frechen Fälschung, der offenbar in deutschnatio­nalen Beamtentreisen gesucht werden muß, zu fahnden.

-

Auch dieser Wahlerlaß" ist ein Beweis für die strupel­lose und beispiellos verlogene Wahlpropaganda der Deutsch­nationalen. Das Eisenbahngeset stand im August im Mittelpunkt des parlamentarischen Rampfes, da für seine Annahme als verfassungsänderndes Gesetz eine 3wei: brittelmehrheit notwendig war. Mittelparteien und Sozialdemokratie fonnten die hierfür erforderlichen Stimmen nicht aufbringen. Ohne die Unterstügung der deutschnationalen Reichstagsfrattion mußte das Eisenbahngefeß und damit als unteilbares Ganzes die gesamte Dawes- Gesezgebung fallen. Die deutschnatio­nale Barteileitung ließ fich 49 Jaftimmen gegen das Ver sprechen auf eine Anzahl Ministersize a bfaufen. Nachdem fie diese Ministersize in der Tasche zu haben glaubte, war sie entschloffen, dem Eisenbahngefeh unter allen Um, ft änden zur Annahme zu verhelfen. Bon ihrer eigenen un anständigkeit auf das Verhalten anderer Parteien schließend, hielten die abfommandierten 49 Jaftimmer auf dem Weg zur Stimmurne Reintarten hoch, um die ande­ren Parteien zu täuschen.

So liegen die Dinge. Und heute geht die Deutschnatio nale Partei hin und will den Eisenbahnern vorreden, fie sei die einzige Partei, die unschuldig am Eisenbahngefeß sei! Den Berlogenheiten und Unanständigkeiten der vergangenen Periode, die über die Grenzen Deutschlands hinaus Abscheu erregten, fügt sie damit eine neue hinzu und beweist damit, daß ihr gar nichts daran liegt, aus der Atmosphäre der Un­fauberteit herauszufommen. Sie ist entschlossen, auch weiter Dom. Boltsbetrug zu leben.

Der 7. Dezember wird sie belehren, daß sich das Bolt nicht dauernd am Narrenfeil führen läßt. Forf mit der Politit der Unehrlichteit, fort mit den Deutschnationalen!

Schwarzweißrote Realpolitik".

Die Personalpolitik des Herrn Boelik. Man schreibt uns:

Unfere Genoffen im Bandtag hatten wiederholt Berantaffung, scharfe Kritik an der Bersonalpolitit des Herrn Boelig zu über. Seitdem der Bandtag nicht mehr tagt, scheint Herr Dr. Boelig fich überhaupt mer noch als das ausführende Organ der Deutschen Boltspartei und der befreundeten Deutschnationalen Partei zu fühlen. Raum. hatte der Landtag fich vertagt, so wurden auf Berfügung des Ministers eine Reihe von rechtsgerichteten Studienräten, die auf Grund der Abbauverordnung in den einstweiligen Ruhestand versetzt waren, wieder in Rang und Würden eingefeht. Mit einigen dieser Fälle und ihren Begleit. erscheinungen wird der fünftige Bandtag sich ausführlich zu be. schäftigen haben.

Um die Bilang nach diesen Ansgaben wieber. herzustellen, fab fi die Hauptverwaltung ge­awungen, weitere 24000 Eisenbahnarbeiter auf die Straße zu sehen. Alles in allem zufammengefaßt, wird Das stärkste Stüd aber ist das Eingreifen des Herrn Ministers eben jetzt kaufmännisch gewirtschaftet. Denn man dann doch nicht Boeliz in den Neutöllner Schulstandal". Die Borgänge das Gehalt eines Generaldirektors mit nur girta 20 000 m. wie die an der Albrecht Dürer Oberrealschule find feinerzeit Bezüge eines Ministers ohne Dividende vor dem Kriege bemeffen. im Borwärts" ausführlich behandelt morden. Das Provinzial. Eisenbahner des höheren, mittleren und niederen Dienftes sowie fultollegium batte nach einer sehr eingehenden Untersuchung auch Eisenbahnarbeiter! Wenn Ihr weiter entrechtet und acht Schüler wegen der außerordentlich schweren Berstöße gegen mit hungergehältern und Löhnen abgespeist die Disziplin von der Anstalt entfernt. In der Rechtspresse werben wollt, fo wählt eben wieder bemokratisch- tobte man. Die Reaktion betrachtet die höheren Schulen als die ge­fozialdemokratisch mit Euren glänzenben Orga heiligsten Stätten monarchistisch- völkischer Propaganda. Schüler, die nisationsführern zusammen, die Euch im Bunde fich unter wohlvollender Dulbung ihres Direktors und einiger mit der feitherigen Regierung an das inter Studienräte in unflätigfter Weise gegen einen jüdischen und sozial­nationale Rapital verfchachert haben. demokratischen Studienrat betragen und auf einem Ausfluge einen Wollt Ihr jedoch von diesem Kuhhandel und Mitschüler, der ihre hehe nicht mitmachen wollte, furchtbar miß­der Teuerung lostommen, Euer Berufsbeamten handeln, find doch teutonische Helben und verdienen neben dem tum erhalten und der Teuerung entsprechenbe Stahlhelm- und Hafenfreuzabzeichen, das sie felbft in der Schule Gehälter bestehen, so müßt 3hr ble Deutschtragen, eine besondere Auszeichnung. Es ist doch unerhört von dem nationale Boitspartei wählen. Provinzialschuttollegium, diefe ehrbaret Jünglinge bestrafen zu wollen! Herr Boelih scheint sich nach berühmtem Borbilde auch mir auf absehbare Zeit auf die Republit eingestellt zu haben. Tat­fache ist jedenfalls, daß für den Oberprimaner 5, den Rädelsführer umb Hauptschuldigen in dem wüsten Treiben,

Dem gesamten Personal zur Kenntnis.

Die Eisenbahndirettion in Stuttgart er klärt, mit dem Zirkular in feinem Zusammenhang zu stehen und von ihm teine Renntnis gehabt zu haben. Das Bra

11

Eduard II. "

der das Großartige mit dem Grobesten micht. Die Bäderoften tragödie follte von einer halben Shatespeare Atmosphäre umwittert fein. Das war gang richtig gedacht. Denn der Kampf gegen das tönigliche Scheufal wäre an fich nur ein Kriminalfall geblieben, deffen psychologische Berwidiamgen fich ausgereift hätten, um dos dessen psychologische Verwidlungen fich ausgereift hätten, um dos tragische Theater auszufüllen. Das tiefer Menschliche mußte voT­gerückt werden: zuerst durch die Schauspieler. Es fonnte das aber auch geschehen, weil Marlowe, Brechts Lehrmeister, der immer bietet. Ja, diefes Stüd ist trop der brei Duhend Drehbühnenbilder noch wichtiger ist als fein Schafer, alles garbe Wortematerial bar eine gewaltige Sprechtragödie.

Die Zunge des Komödlanten muß schlagen. Noch werden die Glieber Erwin Fabers schwer, wenn er mit der Rebetumst fertig werden soll. Daß es ihm aber gelang, aus feinem bredigen Stönig schließlich doch ein würdiges und bedauernswertes Opfer zu machen, das war sein fchauspielerisches Berdienst. Er efelt nicht mehr an, er erbarmt tragisch, und dieses Mitleid geht für eine Weile auf heimen Lüstling( Stahl- Nachbaur) über, der in feiner woh genährten, weichlichen Lächerlichkeit eher ein Bild des Jammers als

des Abscheus bot.

Erstaufführung im Staatstheater. Das tragische Geschichtsbuch, das in drei Dutzend Szenen oder dramatischen Kapiteln die Lufttrabenliebe des Briten - Rönigs Eduards II., feinen Bürgerkrieg und feine entfehliche Ermordung berichtet, hat einen starten Ahem. Der altenglische Dichter Marlowe hat mit fabelhafter Geduld, Naturaliftit und politischer Unerbittlich feit dieses Schweineftüd einer Weltgefchichte angepackt, die gleicher weise den Mann aus dem Bolt und den Stubenphilofophen er. Schüttern muß. Da war in der Liebe des Königs zu dem Fleischhackers Sohn Gaveston ein mädytiges Erempel von der Schamlosigkeit der Monarchen gegeben. Gbuard II, ber feinen Bustinaben neben fich wie eine legitime Gattin fihen ließ, opfert für diese Berirrung fein Land und sein Bolt auf. Weil sein Luftfnabe beleidigt wird, scheut er nicht den jahrelangen Bürgerfrieg. Er ermordet, ein erlauchter Urahn des hannoverschen Unfoldes Haarmann, fein ganzes Mini sterium und liefert deffen Brachtkleider gefälligeren Schranzen aus. Kein Wunder, daß er in der Roate endet und schließlich von einen getauften Henfer erstickt wird. Aber diese rohen Ereignisse werden Aber die Gewaltigen des Abends waren Werner Krauß und an einem roten politischen Faden aufgereiht. Der getrönte Renaben. Agnes Straub : Frau Stranib verirrie fich in dem Glauben, daß freund führt auch einen Kampf um feinen Kronreif. Und, in diesem die Entwicklung der enttäuschten Königsgattin zur Amazone und Kampf wird er Stretter für ein Symbol, dessen Leuchtkraft heute schließlich zur faufenden Vettel durch flintsche Genauigkeit charakteri nicht mehr vollkommen einleuchtet, dessen mittelalterlich aufge- fiert sein müßte. Sie übertrieb in diefer Tobsucht bedenklich, aber plusterte Riesenbedeutung Marlowe jedoch mit ungeheurer Eindring die Ueberschwänglichkeit gerade zeigte, über welche rein technische lichkeit chargfterifiert. Die Bäderaftentragödie wird durch diesen Vollendung ihrer Mittel diese geniale Komödiantin verfügt. Werner politischen Hintergrund zum großen Weltspiel. Weiberehrgeiz und auß, im Stücke der Widerpart des verborbenen Königs, hat die Beiberverirrung, Eroberenahrgeiz und die schredliche Seelenver Mäßigung, die prallende Willenstraft und geistige Scharfsichtigteit giftung, die selbst die Kinder anfällt, wenn sie von der Erziehung zu spielen. Er hat aber auch ein Brautmerber zu fein, der mit zum Absolutismus durchtränkt werden, alles das offenbart sich. Es mustulöser Breitfpurigkeit der erwählten Frau naherudt. Man offenbart sich breit, unerbittlich, fogisch und pompos. Marlowe Ht fann fagen, daß in Werner Krauß Geistiges und Körperliches jetzt zugleich ein stürmischer Kopf und ein ausgeruhter Kopf. Dret ganz zusammenschmilzt. Er vergeht sich nicht mehr, indem er einer Dutzend Szenen aus der Zeitchromit derart herausschneiden, daß blendenden Geste zuttebe übertreibt. Er ist abfoluter Herr feiner beinahe jede theatralisch wirft: starfe Gaben erforderte folches Wert. Technik geworden. Und da diese tragische Chronit Altenglands An dieses sehr starke Wert Christoph Marlowes erinnert und trotz der Mannigfaltigkeit des blutigen und grobesten Geschehens lehnt sich mit Dankbarkeit der viel asthmatischere Zeitgenosse immer wieder in den Kampf zwischen dem weichen König, dem Berthold Brecht . Er läßt sich gern von dem altera Briten hartherzigen Basallen Mortimer und der enbarteten Königin aus stüßen und unterſtüßen. Er hat sich, wie das gedruckte Buch seines mündet, so blieb die Erinnerung an die bret wichtigsten Rollen­Studes ausweist, zur Arbeit noch mit einem dritten Sumpan verträger, Frau Straub, Herrn Krauß und Herrn Faber, höchft leben­Max Hochdorf. bündet. Num, ob allein, ob im Bündnis mit einem Dritten, sein dig und erfreulich. eigener Atem würde niemals ausgereicht haben, um solches logische, in fich begründete Trauerspiel der Charaktere zu Ende zu bringen. Die Kolportage der Geschichtschronif, die er unterstreicht und manch­mal gewaltsam aufdonnert, diese herrliche, fogar männliche Kol­portage, die gar nichts für empfindsame Leute ist, und die jedem, dem König, feinem Luftfnaben, feinen Schranzen, feiner rachfüchtigen Frau und schließlich auch seinem unmündigen Sohn Gelegenheit zum Austoben eines ungebändigten Gemütes liefert, piese ir foiportage ist wundervoll. An diese flobigen, aber höchft fcliben Batten flammert sich unter Zeitgenosse mit alühendem Wohlge: fallen, da er sonst, wie er schon längst verriet, in der Fleuheit und Flachheit der eigenen Erfindung erfoffen wäre.

rogen ehling nionde einen chenbürtiger Aufführungstid,

Niedergang des Gesundheitswesens in Rußland . Die Moskauer Prawda" vom 11. November teilt folgende Angaben über den Niedergang des Gefundheitswesens in Sowjetrußland mit: Eine spezielle Komission, die vor kurzem diefe Frage prüfte, hot Material herbeigebracht, das von einer äußerst bedrohlichen Lage des Ge­fundheitswesens auf dem Lande Zeugnis ablegt. Auf dem Ural besigen 37 dizinalbezirke überhaupt fein Kuunfenhaus Die Mehrzahl der Medizinalbezirke wird von früheren Militärheilgehil­fen versorgt.( 150 Bezirke werden von Aerzten und 421 von Heil­gehilfen versorgt.) Im Gouvernement Tembom funktioniert von 14 Strontenhäusern, die früher vorhanden waren, gegenwärtig nur Berringerung der Zahl der Ryantenhäufer um 15 b bez bez

|

--

wieder aufgehoben worden ist. Verständlich wird diese Stellung nahme des Minifters, wenn man daran dentt, daß bereits vorher durch die Rechtspresse die Notiz ging, daß ein deutsonation naler Abgeordneter wegen des Urteils in der Angelegen heit an der Albrecht- Dürer- Oberealschule beim Minister Boelig vors fbellig geworden fei. Und wenn ein deutschnationaler Abgeordneter befiehlt, man ist doch auch schwarzweißroter Bundes­bruder" Es geht auch das Gerücht, daß bei der Wiedereinfegung abgebauter deutschoolksparteilicher Lehrer pro­minente Abgeordnete der Deutschen Volkspartei das objektive" Urteil des Herrn Boelig start beeinflußt haben. Es wird höchste Zeit, daß der 7. Dezember ber Sozialdemokratie die Macht gibt, um mit diesem voltsparteilichen Treiben im Reiche des Herrm Boelig gründlich aufzuräumen!

Fahne hoch, deutsche Republik! Reichsbanner im deutschnationalen Lügentrommelfener. In der Nr. 566 der Deutschen Tageszeitung" wird unter der Ueberschrift: Rampfmethoden des Reichsbanners" eine Berianim furg des deutschnationalen Reichstagskandidaten, Bäckermeister Rieseberg aus Quedlinburg , in der unwahrhaftigften Art und Weise geschildert. Da der Versammlungsbericht als aus. Quedlin burg tommend bezeichnet ist, geht man wohl nicht fehl, wenn man in dem wahrheitsliebenden Herrn Rieseberg den Schreiber der Beilen vermutet. In dem Bersammlungsbericht wird betont, daß Reichsbannerleute aus Magdeburg , Halberstadt und Oschersleben in der gröblichsten Weise die Riefeberg- Bersamina lung gestört und sich wie eine Horde Wilder benommer hätten. Nachstehend die wahrtsgemäße Schilderung des Hergangs: Bom Magdeburger Reichsbanner und dem Reichsbanner des Kreises Bangleben war am vergangenen Sonntag eine Propaganda fahrt durch den Kreis Banzleben und anschließend durch den Kreis Oschersleben veranstaltet. In Gröningen sollte Treffpunkt der Republikaner aus Magdeburg , Halberstadt und Oschersleben sein, um dort eine republikanische Rundgebung gegenüber den dortigen Rommunisten, die bis dahin jede Bersammlung der republi fanischen Parteien gestört hatten, zu veranstalten. Die republi fanische Kundgebung in Gröningen war auf nachmittags 4 Uhr angesezt. Durch ein Zusammentreffen von Umständen jedoch fand zum selben Termin eine deutsch nationale Bersamm lung in Gröningen statt, in welcher Herr Riefeberg redete. Eine Anzahl Reichsbannerleute war, in der Auffassung, daß es sich bei der Versammlung um die vom Reichsbanner veranstaltete handle, in die Bersammlung des Herrn Riefeberg gegangen. Sie benahmen fich dort in der ruhigsten und anständigsten Weise, bis Herr Ries. berg fich einige dumme Redensarten über den Reichs. präsidenten Ebert und den Oberpräsidenten und Bundes Dorfihenden des Reichsbanners Sörfing leistete. Aber auch dann noch hielten sich die Zwischenrufe, die aus dem Kreise der Reichs­bannerleute gemacht wurden, durchaus in den Grenzen dessen, was man eine ruhige Bersammlung nennen fann. Das änderte sich je doch fofort, als eine neue hinzukommende Gruppe des Reichs­bariners mit ihrem Ortsgruppenbanner( felbstverständlich in den Farben Schwarz- Rot- Gold gehalten) den Bersamm lungsraum betrat. Wie besessene Teufel sprangen die im Cotal an wesenden deutschnationalen Stahlhelmer und Werwölfe auf, schlugen mit ihren Eichenstäden unter einem Mordsgeheul auf die Tisch­platten und grölten andauernd: Runter mit der Judenfahne, raus mit Swarz- Rot- Moftrich und ähnliches. Der Bannerträger, der durchaus in der Annahme war, eine Reichsbannerversammlung be­treten zu haben, war schon im Begriffe, den Saal wieder zu ver­laffen, als mehrere führende Kameraden des Reichsbanners die durchaus richtige Auffaffung zum Ausdruck brachten: Die Republ foner ftreichen feinesfalls ihre Farben!

" Fahne hoch, deutsche Republik!" so scholl es aus den Reihen der Reichsbannerfeute, die fich in diesem Augenblid durchaus noch in der Minderheit befanden. Schnell murde ein Ball um die Fahne gebildet, und nun sah man der weiteren Entwicklung der Dinge in aller Ruhe entgegen. Die deutsch­

-

Medizinatbezirle um 5 zu verzeichnen; im Gouvernement Lwer sind von 13 Krankenhäusern mit insgesamt 163 Krantenbetten mur vier Krankenhäuser mit 40 Betten zurüdgeblieben, und dies, obwohl die Frequenz um 50 Broz. höher ist als in der Borfriegszeit. Bergleicht man die Lage des Gesundheitswesens zu Beginn des 3. Quarials 1924 mit dem Stand vom Juli 1923, jo fann man in vielen Gou vernements denselben Rüdgang verzeichnen. So ist im Gouverne ment Leningrad ( Petersburg ) die Zahl der Krantenbetten um 2953 gang 116, im Gouvernement Uljanowit mehr als 1000, im Gou­zurückgegangen; im Gouvernement Nord- Dwinst beträgt der Rüd­vernement Jaroslam mehr als 2000 Krantenbetten. Was die Gou vernements Saratom, Barizyn, Samara , Woronesh , Stamropol und das Tersßgebiet betrifft, die in diesem Jahre von der Mißernte heimgesucht sind, so ist die Lage hier noch tatastrophaler. Die ange fährt die Prawda" fort legen Zeugnis ab führten Zahlen von dem fortgesetzten starken Rückgang des Gesundheitswesens auf dem flachen Lande, ungeachtet des Defrets vom 30. Juni 1924, mo­nach der Abbau des Gesundheitswesens auf dem flachen Lande ver­boten und den örtlichen Behörden die Pflicht auferlegt wird, eine Reihe von Maßnahmen zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der medizinal- fanitären Einrichtungen vorzunehmen. Betrachtet" man jedoch die Lage der erhalten gebliebenen fonitären Einrichtungen, jo fehen wir auch hier ein recht unerfreuliches Bild. Die Mittel, die für ihren Unterhalt bewilligt werden, sind äußerst ungenügend und gestatten teine mehr oder weniger regelmäßige Arbeit. Ganz ab­gesehen von der schweren materiellen Lage des ärztlichen Personals, deffen Arbeitstag häufig 12 Stunden währt, fehlt es in den Krankenhäusern und Ambulatorien an den notwendigen Einrich tungsgegenständen; oft find die Gebäude der Ambulatorien und Krontenhäuser vollkommen im Verfall und der Mangel an Heiz­material im Winter ergänzt dies trostlose Bild."

Dieser Bericht des fommunistischen Zentralorgans, der sich auf amtliches Material stützt, spricht eine so deutliche Sprache, daß wir fein Wort hinzuzufügen brauchen. Trogdem werden die Kommu nisten und die von ihnen beeinflußten kommunistischen Intellektuellen aus den Kreisen der Freunde des neuen Rußland " und der Inter­nationalen Arbeiterhilfe" fortfahren, Ammenmärchen über die para­diefischen Zustände in Sowjetrußland zu erzählen.

"

Fabritarbeit mit Musit. Die Einführung rhythmischer Musik in die Fabriken empfiehlt der englische Fabritarzt Dr. James Robert­fon. Die Mufit muß denselben Rhythmus haben wie die Maschinen, die in der Fabrit laufen," erflärt er. Ich habe durch Versuche feft­gestellt, daß die Stimmung der Arbeiter dadurch in günstigster Weise beeinflußt, ihre Arbeitsfreude erhöht und ihre Leistung gesteigert wird. Es hat dieselbe Wirkung wie die Militärmufit auf die Sol­daten. Die Arbeit verliert dadurch an Eintönigkeit. Die Musik foll nicht dauernd spielen, sondern sie muß ta jeder Arbeitsstunde auf 5 Eis 8 Minuten eingeschaltet sein, denn gerade dieser Wechsel ruft die gute Wirkung hervor. Der Gedanke ist ja nicht neu, denn seit Urzeiten gibt es Arbeitsgefänge, durch die sich die Arbeitenden ihre Tätigkeit unterhaltsamer und ersprießlicher gestaltete."

Boltsbühne. Sm Theater am Bülowplat wird in Schlud und Sau bic Stolle des Jon Rand vom 7. ab Guftan groelich übernehmen