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So hat sich das ganze Bild geändert. Die Sozialdemo­fratie erscheint wieder als die Arbeiterpartei des hoch= industriellen Deutschland . Die bolschewisierte KPD. hat aber die ihr längst vorhergesagte Rüdwärtsentwicklung zur Sefte in beschleunigtem Tempo angetreten.

Die Kommunisten haben dagegen darauf hingearbeitet, eine Bürgerblodregierung auf die Beine zu brin­gen. Ob sie von dieser dank ihrer guten Beziehungen zu den Deutschnationalen eine Amnestie erwarten, wissen wir nicht. Sie würden sich aber täuschen.

Zuchthäusler" Ebert.

Die Deutschnationalen in ihrem Element.

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Der Magdeburger Beleidigungsprozeß versetzt die Deutschnationalen in die angenehmste Laune. Er bietet ihnen Im Wahlkampf hatten die Kommunisten die Forderung Gelegenheit, sich ausgiebig auf dem von ihnen bevorzugten der Amnestie in den Bordergrund gestellt. Sie logen Niveau zu bewegen. Beschimpfung, Verleumdung und Hetzerei ihren Anhängern vor, daß die Sozialdemokraten Gegner feiern wahre Orgien. Da läßt der Lokal- Anzeiger" den der Amnestie feien; wer die Amnestie wolle, der müsse kom-| ,, immer noch eleganten Herrn Scheidemann", den schwer­munistisch stimmen. In Wirklichkeit ist die Amnestie durch die fälligeren Herrn Bauer" und die Herren Heine und Lands­immer noch zu große Zahl der abgegebenen fommunistischen berg" aufmarschieren. die ,, in den Blütejahren der Revolution Stimmen verhindert oder doch schwer gefährdet worden. eine Zeitlang die Minister- und Boltsbeauftragtenstühle ge­Denn wäre die sozialdemokratische Fraktion 150 ftatt ziert haben", indes der Ia g" von dem Keulenschlag" des 150 ftatt ziert haben", indes der Lag" von dem Keulenschlag" des 130 Mann start gewesen, so wäre eine Lintsregierung Tischlers Syrib zu berichten weiß, in dessen Gesicht und Ge­mit starkem sozialdemokratischen Einfluß unvermeidlich gestalt alles Leid der Welt konzentriert erscheint". Der ehren worden und dann bestand die beste Aussicht, die Amnestie werte Berichterstatter des Tag" sieht den Meister im thea­durchzusehen. tralischen Aufplustern", Genossen Scheidemann, auf einmal ganz zufammengeschrumpft" und führt wahre Freudentänze über die Feststellung auf, daß Genosse Dittmann von den faiserlichen Gerichten wegen Landesverrats verurteilt wurde. Die einzige Sorge dieses Vertreters der deutschnationalen Presse ist die Frage, ob Tischlermeister Syrib bei der Konfron­tation ,, Energie Noch viel ungünstigere Aussichten als für die Amnestie tation Energie und Rückgrat" behalten, das heißt auf seiner Noch viel ungünstigere Aussichten als für die Amnestie unwahren, für feinen politisch denkenden Menschen auch eröffnen sich nach dem Ausgang der Wahlen für die Welt - nur entfernt glaubhaften Aussage bestehen wird. Man kann eröffnen sich nach dem Ausgang der Wahlen für die Welt­revolution", wie die Kommunisten sie sich vorstellen. ihn mit seiner Sorge allein laffen. Menn sich am 7. Dezember von den deutschen Wählern nur jeder elfte dazu entschließen tonnte, in geheimer Abstim: mung ein Kreuz in das Feld der KPD. zu machen, so läßt das auf die Kampftraft dieser Partei im Fall einer gewalt samen Erhebung doch gewisse Rückschlüsse zu, die für die Ver­fechter der bolichemistischen Methode feineswegs ermutigend find. Bon elf Deutschen hat nur je einer durch den Stimm­zettel dem abfurden Wunsch Ausdrud gegeben, sich von Ruth Fischer und Scholem regiert zu sehen. Wieviele find bereit, für die Erfüllung dieses Wunsches ihre Haut zu Markte zu tragen, und welche Aussicht haben sie, davei den Sieg zu erringen? Vielleicht gibt es heute sogar Kommunisten, die über diese Frage nachzudenten versuchen.

Man kann der Meinung sein, daß eines Tages friege­rische Berwicklungen und wirtschaftliche Katastrophen einen Umschwung der Stimmungen herbeiführen werden. Darauf beruht ja die letzte Hoffnung der Kommunisten, daß sich die Arbeiter, nachdem ihnen die Verzweiflung den letzten Rest der Ueberlegung geraubt hätte, ihrer Führung anvertrauen würden. Mögen sie boffen! Aber bis zu jenem Tag, mag er wirklich kommen oder nicht, würde jedenfalls noch eine ziemlich lange Zeit vergehen. Während dieser Zeit auf pral­tische Politik verzichten und die Arbeiter in sinnlose Butsche hineintreiben, das würde ein Verbrechen an der Arbeiterklasse sein!

Wer da will, daß ein Elfte des Volkes über die anderen zehn Elftel herrschen soll, der ist ungerecht. Und mer glaubt, daß sich dieses Elftel gegen die anderen zehn Elftel mit Gewalt durchsehen fann, der ist verrückt. Und mer einsieht, daß das nicht möglich ist, aber andere in dem Wahn bestärkt, es wäre doch möglich, der ist verlogen.

Wer von den Kommunisten hat den Mut, den Tat fachen ins Gesicht zu sehen und die Wahrheit zu be= tennen?

Landtagsauflösung in Thüringen ?

Am widerlichsten in der Front der deutschnationalen Stintbombenwerfer benimmt fich die Deutsche 3eitung", die sich in Berdächtigungen und Verleumdungen des Reichspräsidenten gefällt. Das Blatt sagt über die Aus­sagen des Reichspräsidenten :

ger.

Ihr Wert wird außerdem dadurch start beeinträchtigt, daß im Januar 1918 ein doch sicher nicht wider den Willen der Streit­leitung herausgekommenes Flugblatt ausdrücklich erklärte: Wir wer den das Ziel ereichen. Wir müssen uns eine Einrichtung nach russischem und österreichischem Muster schaffen, um den Kampf zu führen. Wählt Arbeiterräte, aber feine sozialistischen Kriegsbewilli­Nieder mit der Arbeit, hoch der Massenstreit." Demgegenüber ist festzustellen, daß der Reichspräsident in feinen Aussagen erklärt hat, weder an der Abfassung mit­gearbeitet, noch Renntnis von dem Flugblatt gehabt zu haben. Der Reichspräsident hat seine Aussagen unter Eid ge= macht. Will die" Deutsche Zeitung" den Reichs= präsidenten des Meineids verdächtigen?

Beiter heißt es in der Deutschen Zeitung":

Auf Befragen mußte Dittmann dann noch gestehen, daß er damals vor Gericht Ebert gedeckt habe, weil die Gefahr bestand, daß Ebert wieder ins Zuchthaus wandern sollte."

Uns ist von einer Berurteilung Eberts zu einer Zucht hausstrafe nichts bekannt. Da aber die Deutsche Zeitung" besser unterrichtet zu sein scheint, richten wir an sie die Frage: Wann ist der jezige Reichspräsident zu einer 3uchthausstrafe verurteilt morden?

Die Leute, die dieses schamlose Treiben auf führen, das fie unter anständigen Menschen unmöglich macht, find die Bundesgenossen Stresemanns in der ersehnten Bürgerblockregierung!

Die Bossische Zeitung beschäftigt sich mit den fenderbaren Umständen, unter denen von der beflagten Partei der Tischlermeister Syrib als Zeuge aufgeboten murde. Sie schreibt:

Nehmen mir an, die Geschichte spielte vor dem Krieg. Ein Als Folge der Reichstagswahlen. fozialdemokratisches Blatt hat einem Königlich Preußischen Landrat Weimar, 10. Dezember. ( TU.) Wie die Telegraphen- Union" er- ehrenrührige Dinge nachgesagt, Dinge, deren Sinnlosigkeit jeder ver. fährt, beabsichtigen die thüringischen Sozialdemonünftige Mensch von vornherein erbennen mußte. In der Berhand­fraten, einen Boltsentscheid über die Auflösung des fung gegen dieses Blatt findet sich ein Zeuge, der zugunsten des Ange­Landtages herbeizuführen. Sie fordern den Rücktritt der Re- flagten aussagt. Dabei stellt sich heraus, daß diefer Zeuge vorher gierung, die sich nach dem Ausfall der Wahlen nicht mehr auf die auf seine Betundungen durch einen sozialdemokratischen Abgeordneten Mehrheit des Boltes ftüken tönne. protofoliarisch" festgelegt worden ist, und es stellt sich

Ellen Key .

und der Liebe unerschütterlich festgehalten werden. Dieser Einheits­gebante schließt allerdings das Recht jedes Menschen ein, sein Ge­fchlechtsleben feinen persönlichen Forderungen gemäß zu gestalten, aber nur, wenn er damit nicht bewußt die Einheit und dadurch das Recht der Wesen verletzt, denen seine Liebe das Leben schenken kann. Die Liebe wird so immer mehr eine Privatsache des Menschen, die Rinder hingegen immer mehr eine Lebensfrage der Gesellschaft." Wer durch eine neue Liebe eine Lebenssteigerung empfindet, eine ethische Erhöhung, eine Bereicherung der Persönlichkeit, der hat das Recht zu dieser Liebe. Diese Lebenssteigerung ist der allein sitt

meiter heraus, daß in den sozialdemokratischen Berhandlungen " Zeugen gesucht" worden sind, die bereit feien, in Interesse der fozialdemokratischen Sache die Missetaten des Landrats zu beschwören. Wir fürchten, wenn dies alles passiert wäre, so wäre ein großes erhaften im Lande ausgebrochen, und gegen alle Be= teiligten wäre ein Verfahren eingeleitet worden unter dem drin genden Verdacht des Meineids und der Verleitung zum

Meineid.

Es bleibt abzuwarten, was sich in Magdeburg weiter abspielen mird. Schon jetzt aber muß festgestellt werden, daß hier von einer Partei, die den Anspruch erhebt, als Berfassungspartei zu gelten und in die Regierung der Republif einzutreten, gegen das verfassungs­mäßige Oberhaupt des Reichs mit Mitteln gearbeitet wird, die nicht nur jedem politischen Anstandsgefüht widersprechen, sondern auch eine Gefährdung der Rechtsprechung darstellen. Denn wenn derart ein Prozeß zur Parteifache gemacht wird, so liegt die Gefahr nahe, daß sich politische Gegner des Reichspräsidenten unter dem Ein­fluß einer Massensuggestion bereit finden, Dinge zu behaupten und zu beschwören, die der Wahrheit ins Gesicht schlagen."

Ueber das Anstandsgefühl und die politische Moral der Deutschnationalen gehen die Ansichten in den Kreisen, die es angeht, taum noch auseinander. Die Deutschnationale Partei hat oft genug bewiesen, daß ihr jedes Mittel recht ist, um zum Ziel zu gelangen. Wäre das nicht so, dann wäre der Magdeburger Prozeß überflüssig.

Die Konfrontation mit dem Reichspräsidenten . Die vom Gericht in Magdeburg angeordnete Konfron= tierung des Zeugen Syrib mit dem Reichspräsidenten hat gestern nachmittag um 5 Uhr in der Wohnung des Reichspräſi­ denten in Anwesenheit des Gerichts, der Verteidiger und des Abge­ordneten Dittmann stattgefunden. Die Bernehmung zog sich bis 49 Uhr abends hin, ist also sehr eingehend gewefen. Ueber den Inhalt läßt sich heute aus prozessualen Gründen noch nichts berichten, da dies erst zulässig ist, nachdem das darüber aufgenommene Proto­foll in der Gerichtssitzung in Magdeburg am Donnerstag verlesen sein wird.

Potsdam , Rauscher und Severing. Die Antwort der Potsdamer an ihren Oberbürgermeister. Aus Potsdam wird uns geschrieben:

Als vor ganz furzer Zeit Minister Severing dem deutschnatio­nalen Potsdamer Oberbürgermeister eine träftige Rüge erteilte, gingen die Wogen der Entrüstung der Rechtspresse hoch und es wurden die Potsdamer aufgefordert, dem Minister Severing, feinem" Reichsbanner und dem dreimal verdammten neuen System am 7. Dezember die Quittung für diese Antaftung der heiligsten. Potsdamer Güter zu erteilen. Diese Antwort" der Potsdamer liegt jetzt, nach endgültiger Feststellung der Wahlergebnisse, vor. Es ist in Potsdam das geschehen, was noch vor wenigen Monaten fein alter Potsdamer" für möglich gehalten hätte: Die Zahl der Stimmen der brei republikanischen Parteien hat sich gegenüber dem 4. Mai 1924 mehr als verdoppelt, sie ist Don 6463 auf 13 099 gestiegen! Das ist ein hocherfreulicher Erfolg der in Botsdam noch sehr jungen Arbeit des Reichsbanners, das auch hier bewiesen hat, daß in all den Orten, wo man nur den Mut hat, die republikanischen Farben frei zu zeigen und dem brutalen Uebermut der Reaktion die Stirn zu bieten, der Erfolg nicht aus­bleibt. Angesichts dieser sehr deutlichen Stellungnahme der Bots­damer Bevölkerung wird man der schon triumphierend vorher in der Rechtspresse angekündigten Sihung der Potsdamer Stadtver­ordnetenverfammlung, die sich mit dem Fall Rauscher beschäftigen foll, nur noch sehr geringe Bedeutung beimeffen können.

Wahlgruß der Internationale.

Dem Parteivorstand ging aus London folgendes Telegramm des Sekretariats der Sozialdemokratischen Arbeiterinternationale zu: Euer glänzender Wahlerfolg wird der sozialistischen Arbeiter­bewegung in allen Ländern neue Zuversicht und Stärkung verleihen.

Das Sekretariat der SAJ.: Shaw, Adler.

tommt Frauchen jetzt? Er würde gerne einmal auf die Straße laufen. Seit dem frühen Morgen war er nicht mehr unten. Die Schritte stampfen eine Treppe weiter. Mare hat Geduld.

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Mare hat sich in Geduld geübt. Früher, als er noch als Zieh­hund lebte: Wenn ihn Hunger quälte, fah er fich nach Frauchen um; Frauchen rief die Ware aus, Frauchen hatte feine Beit für Mare. Wenn ihm die müden Knochen froren und die Sonne noch taum Wenn durch den Sac, auf dem er lag, der aufgegangen war.

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Ellen Key , die schwedische Essayistin, wird heute 75 Jahre alt. Als Tochter des Politifers und Schriftstellers Arel Key in Sundholm geboren, wirkte sie anfänglich als Lehrerin, gleich ihrer bekannten Landsmännin Selma Lagerlöf , um später Dozentin an der Stock­ holmer Fortbildungsschule zu werden. Sie bezeichnet sich selbst als foziale Individualistin" und ihre verschiedenen philanthropischen Unternehmungen tragen oud) alle eine besondere und persönliche Note. So gründete sie u. a. ein Erholungsheim für arbeitende feinen regelmäßigen Zusammenfünften Bürgerfrauen und Arbeite- heit der Liebe", die ganz freie Bereinigung zwischen Mann und Frau, mare hat für fie gezogen und sehr schwer gezogen. Was fragt fie Frauen aller Stände und einen Verein, der zum Zweck hatte, in liche Maßstab. So heißt es fpäter. Sie kämpft für die" Fre mare. Aber Frauchen zudt die Achseln. Was geht das sie an?

zahlreichen Schriften trat sie stets für radikalen Fortschritt, besonders cuf den Gebieten der Frauenemanzipation, Kindererziehung und Ehe oder richtiger, Liebesreform ein. Ihre bekanntesten Werke, deren Popularität sich schon dadurch erweist, daß ihre Titel zu Schlag. mörtern wurden, find: Mißbrauchte Frauenfraft", Das Jahrhundert des Kindes" und leber Liebe und Ehe".( Alle drei deutsch bei 5. Fischer, Berlin .) In Mißbrauchter Frauentroft" deutet sie auf die Gefahr für die Frauen hin, bei ihren modernen Emanzipationsbestre­bungen ihre speziell weibliche Originalität einzu büßen. Sie will damit nicht etwa, wie ihr mißverständlich nach gesagt wurde, auf die erreichten oder noch zu erreichenden Ziele der gefagt wurde, auf die erreichten oder noch zu erreichenden Ziele der Frauenbewegung verzichten, als da sind: gesetzliche Gleichstellung mit dem Manne, Erwerbsfreiheit, Gewalt der verheirateten Frau über ihre Person, ihr Eigentum und ihre Kinder, alles einfache, schon im sozialen Interesse liegende Forderungen der Gerechtigkeit. Aber sie warnt davor, daß die Frau ihre durch diese Errun genschaften freigeworbenen Kräfte mißbraucht und diese zunächst zur Konturreng mit dem Manne anwendet, anstatt thre innersten weiblichen Eigentümlichkeiten zu entwickeln". Unter biesen versteht sie in erster Linie das tiefste Bathos des seibes, die Mutterschaft", ein Pathos, das feineswegs einzig und allein durch die direkte Mutterschaft ausgelöst zu werden braucht; denn die Gefühle find das wesentlichste Moment und die bestimmen das fleine Mädchen ebenso wie die alte Jungfer". Im Jahrhundert des Kindes" stellt sie als Anfang und Ende aller Er­ziehungskunst die Säße auf:" Sei bemüht, das Kind in Frieden zu fassen, greife so felten wie möglich unmittelbar ein, entferne rohe und unreine Eindrücke; doch verwende oll deine Energie darauf, daß deine eigene Persönlichkeit und das Leben felbst der Erzieher des Kindes werden. Dadurch, daß man das Kind so behandelt und betrachtet, wird man die Erziehung sowohl von den brutalen Wirt­lichkeiten wie von den verhätscheinden Schutzmaßnahmen befreien, die sie jetzt verunstalten." In ihrem Essaybuch Ueber Liebe und Ghe" entwickelt sie, wie die Begriffe über die Sittlichkeit des Geschlechtsver­hältnisses in unserer Zeit eine eingreifende Neugestaltung erfahren haben. Als leitender fittlicher Gedanke muß die Einheit der Ehe

die durch ihre Liebe einander und die Menschheit beglücken sollen, als für das Ideal der Ehe, nicht für die freie Liebe ", die ein muß brauchter zweideutiger Begriff geworden ist, und sie hält jebe Sitt: lichkeitspredigt an die Jugend, welche nicht zugleich die Gesellschaft verurteilt, die die U- fittlichkeit begünstigt und die Verwirklichung der Jugendliebe unmöglich macht, für ein Verbrechen".

Ellen Key hat nicht nur in ihrer schwedischen Heimat eine große, begeisterte Anhängerschaft und rege persönliche Fühlung mit allen Kreisen gefunden, die durch ihre vielen, sie auch nach Desterreich und Deutschland führenden Vortragsreifen noch besonders befestigt wurden. Ihr Besiktum Strand" am Baetternfee im Herzen Schwe. dens, auf das sie sich nur noch ihrer schriftstellerischen Tätigkeit wegen zurückgezogen hat( der zweite Band eines neuen Werkes Der All­besteger" tam soeben auf schwedisch heraus), ist zum internationalen Wallfahrtsort für Menschen aller Stände geworden. Die reaktionäre Bürgerschaft fühlte sich allerdings durchaus verärgert von ihr und mon brandmartte sie als Verführerin der Jugend". Worauf sie er widerte: Dieses Namens, den so mancher Größere als ich vor mir erhalten hat, hoffe ich würdig zu bleiben, denn wozu ich die Jugend zu verführen suchte, das war, ihre Seele zu vergrößern und ihr Leben zu verschönern, durch das Wagnis, an die Seele und an den Traum in einer Welt zu glauben, in der alles darcuf abzielt, die Seelen zu feffein und alle den Träumer zu belächeln."

Der Ziehhund.

Frida E. Vogel

Bon Käthe Stombieret.

Er heißt Mare und zieht nicht mehr. Er bewacht die Wohnung, wenn sein Frauchen mit dem Wagen an einer fernen Straßenede steht und handelt. Er liegt vor der verschlossenen Tür auf seinem Lager. Den lieben langen Tag. Wenn ihn hungert, räfelt er sich erst ein wenig, dann erhebt er sich und geht behächtig an den Freß­napf. Nach dem Fressen fäuft er. Mare hat viel Zeit. Er frist und fäuft sehr langsam. Er frist und fäuft. um sich die Zeit zu fürzen. Ob Frauchen nun bald tommt? Mage liegt auf seinem Lager, hebt den Kopf, der auf den Vorderpfoten ruhte Mare lauscht. Frauchen tommt nicht, Frauchen muß noch handeln. Mare gähnt und schläft. Schritte auf der Treppe. Mage blinzelt. Vielleicht

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feuchte Regen drang. Benn Mare den schweren Wagen zehnmal vergeblich anzog, um ihn auf dem Kopfsteinpflaster flott zu friegen. Eine Hundsgeduld hat er gebraucht die ganzen Jahre. Manchmal fragt man Frauchen nach Art und Herkunft ihres

gedrückt, hängt auch die Brust zu breit und tief: er ist ihr Mare. hr guter Mare. Kurze, starre Haare in, hellem Braun und dunkelbraun geflect. Eine furze, glatte Schnauze, breiten Kopf mit langen Ohren, fleinen biden Ringelschwanz, ein gelbes Auge und ein braunes! Krumme, ausgetretene Beine. Das ist ihr Mare. Ift er nicht schön? Mare weiß, daß sie nicht nein fagt. Und wenn er bittend zu ihr kommt, den Kopf an ihren Knien reibt, in Frauchen? Kann ich dir helfen, grauchen?" dann traut sie ihmi ihren Schoß legt und mit den Augen fragt: Was denkst du,

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Das Ohr und sagt: Mein lieber Mage!" Mein lieber Mage!"

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Mage träumt davon, wenn er auf

Frauchen wartet. Er zieht nicht mehr. Er hat jetzt Zeit zum Träumen. Den ganzen Tag, bis Frauchen tommt. Frauchens Schritt erkennt er schon im Hausflur. Wenn Frauchen kommt, wird Mage munter, springt auf und bellt. Und wenn sie vor der Türe steht, am Schloß herumfühlt, um zu schließen, heult er vor Un­geduld. Wenn sie die Türe aufstößt, winselt er. Wenn sie endlich in der Wohnung ist bei Mare, springt er sie an und bellt und wedelt: " Ja doch"- sagt fein Frauchen. Ja doch!"

Dann fegt fich Frauchen. Mare schiebt die Schnauze in ihren Schoß. Warm leckt er ihre Hand. Mein lieber, guter Mage!" fagt fie. Er schaut sie an:

Wird sie ihn streicheln?

N

Trube Hefterberg als Operettendiva. Dies war eine Ent­täuschung, aber feine unangenehme. Ich war in das Theater am Nollendorfplah gegangen, nicht um die Gilbertsche Operette ,, Die Geliebte seiner Hoheit" zu hören, sondern die Hefterberg zu genießen. Ich erwartete nach meiner Kenntnis ihrer Gigenarten, die ich vom Theater und aus den Rabaretts her fenne und schäße, einen neuen Operettentypus, der zwar nicht fingen, aber mit feiner selbstverständlichen Reßheit ausgemachten Hang zur Satire und Freude an der Biecherei besondere Freuden versprad). Aber diese Sesterberg war nicht zu entdecken, bafür erlebte ich einen richtigen Operettenstar, der eine geborene Nachtigall schien, Ge fangstunft mit allen Finessen verstand und überdies Berve, draufe gängerisches Temperament und den Schwung der Tanzbeine ver­stand. Sollte dies nun der vielseitigen Künstlerin wahre Begabung fein, oder ist das eine Marke mehr? Jedenfalls, müssen wir damit rechnen, die einzigartige Kabarettkünstlerin verloren zu haben und eine große dafür das Operettengeschäft trägt ganz anders

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