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den Eag und sagte mit derfelben Stimme, mit der er vorher ge| sprochen hatte: Streit fann nur den Krieg verfürzen, wer einen Bestellungsbefehl betonpmt, foll den nicht Folge leisten. Sie würden dafür sorgen, daß die Cestellungsbefehle zurückgezogen würden. Ich habe bei meiner gestrigen Bernehmung dieses Leßte vergessen mit anzuführen.

Ich interessierte nrich damals nur dafür, was mit den Refla mierten geschehe, ebenso wie sich viele meiner Arbeitskollegen für diese Frage interessierten. Sonst weiß ich von der Rede des Ab­geordneten Ebert nur noch, baß er erft wirtschaftliche Fragen berührte und dann auf potitische überging. Wann der Borfall mit dem Zettel während der obe war, ob zu Anfang oder in der Mitte oder zum Schluß, weiß ich nicht mehr.

murde.

Wir hatten schon unterwegs, als wir gefchloffen zur Versamm­fung gingen und auch am Bersammlungsort felbft, als der Redner chon angefangen hatte, uns darüber interhalten, was er wohi in dieser Frage der Reklamierten, die uits ja alle besonders inter effierte, fagen würde, und ob er davon vpn selbst anfangen mürde, Ich bin in der Versammlung noch ger jefen, als an die Stelle des ersten Redners der Abgeordnete Dittmann trat und verhaftet Auf die Frage des Nebenflägers, ob dr, ber ebenfläger, denn ben Zettel gelesen habe und eine Brille auehabt habe, erklärte der Poupe Garib: Es war ein kleiner Beitel Der Reiner bate thn gelesen, wobei er ihn meiner Erinnerung nach mit der tinten Hand angenommen hatte, ihn dann lesend in der linken Hand behielt und mit der rechten Hand Bewegungen machte. Ob der Redner eine Brille aufhatte, weiß ich nicht. Am Sonnabend bekam ich den Gestellungsbefehl, nach dem ich mich am Montag dann stellen mußte. Drzel ist in dieser Bersammlung in Treptam auch gewesen.

Ich hatte durch den Pfarrer Koch, an den ich durch Frau Walz gekommen war, gehört, daß ich als Zenge für den Prozeß in Frage fäme.

Es lag mir daran, daß ich als Zeuge nicht allein fei. Ich über legte mir, wer von meinen Bekannten auch in der Versammlung gewesen sei. Da fiel mir Drzel ein, und ich beschloß, ihn zu fragen, ob er noch was von der Versammlung wüßte. Orzel arbeitete auf bem Anhalter Güterbahnhof und ich mußte, um zu ihm zu tommen, ben Güterbeamten Haafe, Sefretär oder Derfekretär, hinzuziehen. Ich tat es aber auch, um einen Zeugen zu haben. Ich habe nun im Rovember jedenfalls vor dem Lotenfest 177 dem Drzet im Gegenwart von Haafe folgende Fragen vorgelegt: Ob er fich noch auf die Bersammlung im Treptower Part im Jahre 1918 befinnen fönne. Er antwortete a". dann fracte ich weiter, ob Herr Ebert aufgefordert hat zum Streit. Auch darauf fagte er ja. Weiter fragte ich ihn, ob er auch gehört habe: Wer Cestellungsbefelt betomme, folle ihm nicht nachgehen." Er ant­mortete: Ja." Ich fante ihm rech, ich wirde web! als Zeuge auf treten müffen, und er müffe fich gefaßt machen, daß er auch Zeuge sein müsse, und daß es hart auf hart gebe."

Hierzu erfiärt der Nebenfläger, Reithspräsident Ebert, als Beuge: Als ich bei meiner Bernehmung am 24. November 1924 nach bem Vorgang über den Zettel gefragt bin, war ich auf eine folche Frage nicht vorbereitet. Die Frage war auch allgemein gehalten und ift es in Bersammlungen häufig vorgeforamen, daß dem Redner Bettel heraufgereicht wurden. Deshalb habe ich eine allgemein haltene Antwort gegeben. Nachdem nun este der Zeuge Syrib in meiner Gegenwart den angeblichen Vorfall mit dem Bettel eingehend geschildert hat,

fann ich mit aller Bestimmtheit nach meiner Erinnerung fagen, daß ich den angeblichen Vorgang für unmöglich halte. Benn mir ein solcher Zettel auf die Böschung heraufgereicht worden wäre, wenn ich den Zettel gelesen hätte, jo hätte ich meine Rede unterbrechen müssen, die ich frei gehalten babe. Ich hätte auch meine Brille auflegen müffen, weil ich damals schon ohne Brille nicht lesen fonnte. Was die be. hauptete Aeußerung in meiner Stebe anbelangt, mie der Zeuge te dargestellt hat, so erkläre ich. daß es ausgeschloffen ist, daß ich blefe ußerung gegeben habe. Ich war nie der Ansicht, dah Streifs ben Reg verkürzen fönnen. Ich habe nie einem men'chen gejagt, er folle einem Gestellungsbefehl nicht folgen, geichweige denn öffent. lich dazu aufgefordert. Denn ich hätte mich mit einer folchen Aeuße. rung in Widerspruch gefeht mit meiner Stellung zum Kriege par und nach dem Streif.

ch erinnere mich bestimmt, daß in einer Sitzung des Bor Standes der SBD. in jener Zeit die con anderer Seite aufgeworfene Frage der Befolgung oder Nichtbefolgung non Strafgestellungs­befchlen erörtert wurde. Dabei waren wir ein mütig ber Meie zung, daß dem Bestreben, Gestellungsbefehle nicht au befolgen, falls es auftree, entschieden entgegenzumirten fei. Ich erinnere mich auch bestimmt, daß ich von dieser Auffassung der

Winter.

Bon Jens Lornfen.

Es bellie auf, furz nach Mittag. Erft murde der Dunst milch. grau und trug fleine, gelbe Loden in ben Strähnen. Dann brach ja in braunem Feuer die Sonne durch, wie Blut einer riesigen Effe, die hoch oben zwischen den Rebeltürmen gebettet war.

Seht liegt der Himmel hell überm Hafen, die Bellen spiegeln fid in eisblauen Farben und ihr Gesicht trägt einen geheimniss Im vollen bunten Glanz. Aber es ist kaum für eine Stunde, Jim Often, unter dem braumen Dunst der Stadt, steigt bie Dämmerung wie ein Nebel, der sich höher und höher über die ersten aufflammenden Lichter wölbt.

Wir fahren die Elbe hinab, als föhen wir vor dem wachsenden Abend. Dunkel steigen Werften und Helgen vor uns hoch, strecken fich und neigen sich wieder müde zum Strom hinab, wenn wir vor beitamen. Schlaf ziehen wir hinter uns her, eine dünne Schleppe, sin feltfames, feinlinnenes Gespinst, das sie bedeckt.

Im Westen steht eine braune Band hoch über der Stimmung. mit brandigem Kamm. Die Ufer zu beiden Seiten des Stromes werden frei. Wie erstarrte, dunkle Wellen laufen die Deiche an feinen Rändern entlang, tragen Dächer und Türme und scheinen doch niederstürzen zu wollen so fteil und dunkel fcheinen sie von Wasser. Der Himmel wird.bräunlich rot. Wie Widerschein ferner Feuer steigen bunte Schatten aus den Wolfen im West, wiegen sich empor bis zur Mölbung über uns und tragen plöglich drei, pier zierliche, filberne Sterne. Morgenfrühe!- In fohlen Mauern liegen die Nebel auf beiden Selten der Straße. Von einem Hofe kommt der abgerissene T des Holzhauens. Ein Mensch taucht aus dem Dunft, riefen gim Grau, und geht gebückt vorbei. Die Klinker fingen, langfam matoft ber Weg mit meinem Schritt aus dem Dämmern. Cine Birte liegt quer, ein zerzaustes Krähennest im Geäft.

Bäume teuchen auf wie Bettler am Wege stehen. Aus Rohr md Schilf wispert es, raschelt in wunderlichen, erwachenden Bauten. Von den Zweigen trieft die Feuchte. Es hatte gereift über rast, aber ber laue Morgenwind streift ihnen die schmude Bracht vom Reib. Er fiebt die Erde nicht in Kristall und zierlichem Schmud Ich steige die Deichböschung hinauf. Vom Waffer hört man ein Mühlen urb Sdyorren. Die Flut tam heimlich unterm Neb : I. wäh. rend die Menschen schliefen, und greift mit trallenden Händen in Etad und Geftein.

Cin eriter Bogelschrei vom Meer, schredhaft, warnend. Sonit ist es noch still ringsum, erdrüdend still. nur das unheimliche Magen und Schaben unter der Böschung. Unsichtbar und doch als zitterte her Deich und wollte sich wehren, stöhnte leise in seinem hilflofen Schmerz.

Barteileitung dem damaligen Borsitzenden der Generalfommiffion der Gewerffchaften, Bauer, Mitteilung gemacht habe. Bauer erklärte mir, daß er mit mir darin übereinstimme. Es ist nicht ausgefchloffen. daß ich in meiner Rete in irgendcirem Zusammens hang gefagi habe, wenn Strafgestellungsbefehle ergehen würden, so wolle sich meine Partei bemühen, daß fie rückgängig gemacht werden. Es ist richtig, daß mein ältester Sohn, nachdem zwei andere gefallen waren, sich wieder an die Front zurüdgemeDet hat." Hierzu erklärt der Zeuge Gyrib:" Auch nachdem ich bas gehört habe, bleibe ich bei meiner Aussage. Bors. Der Zeuge Sprib stand unter Eid, brauchte also nicht noch einmal verelbigt zu werden. Trotzdem habe ich ihn noch ein­mal die Richtigteit seiner Angaben perfidharn lassen.

Generalstaatsanwalt: Ich stelle den Antrag, den Orgel und den Güterbeamten 5 a ofe zu laden. Die Verteidigung schloß sich dem Antrag an. Das Gericht beschloß, Orzel und den Sfretär aaje pom Anhalter Güterbahnhof zum Freitag vormit.es zu laden.

Typ

N-. Dr. Martin: Es ist uns bekannt, daß die Treptower Ber fammlung von der Sabotage- Abwehrstelle der Fliegerabteilung be obachtet worden ist. Die damals tätigen Beamten Mistler, Sergeant eiles und der Polizeirat öber werden befunden, daß die Aeußerung gefallen ist. man folle Gestellungsbefehlen feine Folge reiften. Ich bitte biefe Beugen fofort au laden. Es ist gestern vom Herrn Reichspräsidenten gefagt worden, er fei auf die Frage, ob man sich stellen müsse, nicht vorbereitet_ge­wefen. Ich bebouere, daß nicht das gesamte Gericht an der ersten Bernehmung teilgenommen hat. Damals habe ich die Frage schon genau formuliert, fie ist von mir vorgelegt worden und nach län­gerem hin und her ist sie dann auch dem Nebenfläger vorgelegt worden. Bors.: Ich kann dazu erklären, daß Herr Rechtsanwalt Martin den Wunsch äußerte, mit seinem Mitverteidiger sprechen zu dürfen. Dos geschah und die Frage wurde dem Herrn Reichspräsidenten vorgelegt. Es entstanden Bedenken, ob die Frage zu beantworten sei. Ich war der Ansicht, daß sie beantwortet werden müsse, was bann auch geschah.

R.-A. Heine: Der Herr Reichspräsident hat gestern erflärt, warum er sich der Sache mit dem Zettel nicht mehr erinnerte. Nach dem durch Syribs Aussage der Herr Reichspräsident erfahren hat, was geschehen sein foll, bat et feine Antwort mit größter Klarheit gegeben.

Darauf wurde der Abgeordnete Dittmann nochmals furz ver. nommen: Ich bin gestern aufgefordert worden, mich zu Syribs Aussage über das angebliche hinaufreichen eines Bettels zu äußern. Ich hatte den Syrib anfangs so verstanden, daß Herr Ebert den Beugen Syrib privat die angebliche Antwort gegeben habe. Gestern habe ich eine andere Meinung befommen. Ich glaube nämlich, daß Enrib fich gedacht hat, die angebliche Frage habe auf dem Better geftanden, weil ihn persönlich die Sache brennend intereffierte. Mir

hätte also der ganze Borfall nicht entgehen können. Möglich aber ist, daß dem Redner, der beim Vortrag einen Bettet in der Hand hatte, berselbe zu Boden gefallen und ihm wieder zurückgereicht warden ist. Ich entsinne mich, daß Ebert magvoll und ruhig ge­sprechen, daß er gesagt hat, er und feine Freunde wollten wieder sprechen, daß er gefagt hat, er und feine Freunde wollten wieder für das Versammlungsrecht der Arbeiter forgen. Vielleicht ich erinnere mich nicht hat er auch gefagt, daß er und seine Freunde

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auch dafür sorgen würden, daß die Strafeinziehungen zurückgezogen werden."

R.-A. Heine: Ich halte das für belanglos. Denn Herr Ditt­mann fagt doch nur, daß alles so etwas geschehen konnte, was er felbst nicht beobachtet hatte. Die positive Erinnerung des Herrn Dittmann geht doch dahin, daß Ebert die Worte von der Stellungs­verweigerung der Militärpflicht nicht gebraucht hat.

Das Gericht ftellte die Labung der von der Verteidigung bee nannten drei Zeugen noch zurüd.

Dann perlas der Borsigende ein Schreiben des ehemaligen Bor­fienden des Arbeiterrat: s, Richard Müller, der erklärt:

Ich war Borsigender der Streitleitung, der auch Herr Ebert angehörte. Wenn Dr. Landsberg sich auf mein Buch bezüglich der Haltung Gbert beruft. muß ich das zurückweisen. Herr Ebert hat an fünf Sigungen der Streitleitung teilgenommen und nicht gegen den Streit gefprochen. Wäre fchon damals das paffiert, mas im November 1918 eintrat hätte fich Herr Chert auch damals an die Spige der Bewegung gestellt.

N.-A. Martin: Sch beantrage die Babung Richard Mülfers. R.-A. Heine: Ich miderfpreche. Denn objettine Feststellungen fan diefer Mann nicht machen. Es ist derfelbe Mann, der erklärte: nur über meine Leiche geht der Weg zur Nationalversammlung!" Und er lebt heute noch. Es ist nur eine nuklose Verschleppung, alle folche Leute zu laden.

Bis es im Osten aufwächst, als glömme der Nebel und jäh ein wilder Brand mit purpurnen Armen zum Himmel steigt.

Die Marfch wird grün, dunkelgrün, die Höfe erwachen, fcheinen sich zu recken und zu wachsen, eine gelbe Luft weht über das Land. Der Nebel überm Wasser ist zäher, wird braun im Widerschein und frallt fich doch fest in die langen, scharfen Bellen, die sich über die Flut fpannen. Bis er fich wie mit einem Ruck löst und weithin die schaumige Fläche freigibt, immer weiter, bis zur Rimm hinliber. Noch einen Augenblid verweilt er, dicht über uns und verweht dann, fein Mensch weiß, mohin.

wird langsam graubiau und fäßt eine feine Riffelung einer, weißer Nur der Himmel leuchtet noch eine Weile in weißlichem Glanz often fehen, als fpiegelten fich die Wogen in seiner Bläue.

"

Selbstbefenntniff: eines englischen Reformers, Herbert George Wells , der befannte Berfasser der auch in Deutschland viel ge lejenen phantafievollen naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Utopien und zahlreicher Bücher über Sozialpolitik und religiöse Erneuerung, hat unter dem Titel Em Jahr der Prophezeiung" ein Buch veröffentlicht, in dem er die Bekenntnisse erneuert, die gelegt hatte. Wenn ich auch gegenwärtig noch nicht auf meinem er bereits in feiner pazififtischen Rettung der Zivilisation" nieder. literarischen Totenbett aufgebobrt bin, fo habe ich in ihm doch bere' ts Blak genommen," fchreibt der englische Schriftsteller. Die an sich selbst gerichtete Frage, was die Menge der von ihm selbst geschriebenen Werte in Wahrheit wert fet, beantwortet Wells dahin: " Der Gesamteinbrud dieser Artikel und Bücher stellt nach meiner Meinung die verzweifelten Versuche eines Lebewesens bar, aus dem Gefängnis, in das es geraten ist, wieder herauszukommen. Ich erinnere mich, daß ich es Junge aus Papier und Steifpappe ein Gefängnis für einen Stäfer baute und daß ich dann an der Wand lauschte, wie tes arme, verzweifelte Vich unaufhörlich drinnen harumrumorte, Ich weiß nicht mehr, was aus dem Tier fließlich geworden ist, aber ich fehe noch deutlich die Ichmukigen Spuren, die der in Verzweiflung herumfrabbelnde Käfer bei feinen boff rungslosen Ausbruchsverfuden auf dem Bapier hinderlaffen batte. In höherem Sinn und in vergrößertem Maßstab zeigen auch meine Artikel und Bücher die Spuren folch verzweifelter Anstrengung." Wells wiederholt dann feinen Glauben an die Möglichkeit eines befferen Lebens der Menschheit und ihrer endgültigen Befreiung aus der Mot der eit. Ich bin", fo erflärt er, aan die Sachen, bie mir tragen, die Nahrung, die wir efsen, die Häufer, in denen wir leben, und die Schulen, die wir haben; ich bin gegen unfere Unterhaltungen, unfere Münen, unfere Art, Handelsgeschäfte au machen, unfer Kompromiffe. Sugeständnisse und Gefche; ich bin ebenfo gegen ble britische Weltmachtfteffung mie gegen die ameri fanifche Berfaffuma." Wells gründet seine Heffnungen auf eine beffere Welt schließlich auf den allgemein verbreiteten Wunsch nach Bildung und bem schörfer fchen Drana, der bei Männern und Frauen varhanden ist. Auf biefem allein beruht. mie er ausführt. die Mönlichkeit, daß die Menschheit nicht das Schicksal der Schweine teift, die sich auf dem Weg zu den Schlachthäusern von Chicago befinden.

R.-A. Martin: Ich bitte, Richard Müller zu laben, der tes funden soll, daß Herr Ebert ihm unter vier Augen gesagt hat, daß der Streit notwendig sei, um den Krieg flein zu bekommen. Ich bitte ferner um die Ladung des Herrn Malizahn aus Berlin .

Das Gericht beschloß: Die Beschlußfaffung bleibt vorbehalten. zum Dienstag find geladen worden erstens Richard Müller, zweitens malta ahn, drittens P. Edardt

Der Borfizende verwies dann Dr. Ganffer vom Pressetisdy, wo er Blaz genommen hatte, in den Zuhörerraum. Dr. Gansfer legte darauf eine Bresselegitimation por. Hierauf wurde der Beuge Snrib vom Vorfizenden dahin belehrt, daß seine gestrige Aussage unter Eid erfolgt sei.

Eine Berichtigung.

Zum Bericht in unserer Mittwoch. Morgenousgabe über den Prozeß des Reichspräsidenten wird uns vom Genossen Weimann ( nicht Reimann, wie es in dem Bericht heißt) geschrieben: Meine Beugenaussage ift teilweise unrichtig, teilmeife ganz unnolfftändig wiedergegeben. Ich habe nichts davon gefagt, daß Reispräsident Ebert damals in der Versammlung über die Entwicklung des Streits gesprochen hat, im Gegenteil fann ich mich hieran nicht ers innern. Es scheint mir auch mwahrscheinlich zu sein. Gbert hat, wie ich ausgesagt habe, über bie damaligen Haup.forderungen un ferer Partei gefprechen, die sich zum guten Teil mit denen der Streis fenden deckten und sich im übrigen gegen das Berhalten der Regierung gewandt, die jede direkte Berhandlung mit den Streifenden ablehnte. Er hat besonders betont, daß er diesen Standpunkt in einer solchen Situation nicht verstehen kann und auch im übrigen erflärt, daß unsere Partei alles taran segen werde, um diese Verhandlungen zu ermöglichen.

Ferner bin ich mas der Bericht überhaupt nicht erwähnt eusführlich vernommen werden über die Behauptung der Gegenfeile, daß dem Reichspräsidenten während seiner Rede ein Zettel gereicht worden sei und er erflärt habe, wer den Stellungsb.f hl be tommt, foll fich nicht stellen. Hierzu habe ich ausgefagt, daß ich dies für abfolut unmöglich halte, denn ich stand dicht vor dem Reichs­präsidenten und es müsse mir unbedingt aufgefallen sein, wenn ihn ein folder Rethel gereicht worden wäre. Ebenso fonn er unmöglich die erwähnte Aeußerung getan haben, denn sie hätte der ganzen Einstellung unferer Partei und auch des Reichs präfidenten widersprochen; wäre auch fo gegen mein Empfinden gewesen, daß sie mir unbedingt aufgefallen wäre.

Belgischer Glückwunsch.

Der Parteivorstand erhielt aus Brüssel folgendes Schreiben der Belgischen Arbeiterpartei:

Werter Genosse Wels!

unfere deutschen Freunde einen großen und wichtigen Sieg erlang.en Mit Freude erhielten wir gestern und heute die Nachricht, daß

am 7. Dezember.

Die Sozialisten und Arbeiter der ganzen Welt hielten span nungsvoll die Augen auf den riesigen Rampf gerichtet, den die deutsche Demofratie gegen die Reaktion mit nie ge schwächten Kräften führte. Ihre Hoffnung wurde nicht betrogen 130 Sige erobert hat, wo sie nur 100 zählte, ist ein freudevolles und die Tatsache, daß die deutsche Sozialdemokratisch Partei nun Beichen von der Lebenskraft der Sozialdemokratie im Deutschen Reich und gibt den flaren Beweis dafür, daß die Arbeiteration für Frieden, Bölkerverständigung und Demotra. tie erfolreich durch die ganze Welt im Anmarsch ist und daß nichts ihr den Weg versperren kann. Heil der deutschen Sozialdemokratie! Heil der deutschen Republik! Mit beften Grüßen

Der Generalsekretär der BUP. Joseph pan Roosbroed

Aufwertung von Spareinlagen.

Hamburg , 12. Dezember. ( tb.) Die befannte größte fozial, demokratisch- gewerkschaftliche Renfumgeneffenschaft Probut. tion" in Hamburg , der par und während des Krieges aus Arbeiters freifen erhebliche Spargelder in Form von Anteilscheinen und Epars einlagn zugefloffen find, hat befchloffen, für biele Einzahlungen eine 25prozentige Aufmertung durchzuführen.

Reichswirtschaftsminister Hamm follte sich einer Rorrespondenz meldung nach mit Rücktrittsgebanten tragen. Amtlich wird das bementiert,

Das Schillertheater brachte Hermann Bahrs wigigftes und lebendigstes Bustspiel Das Stonzert" neu heraus und erntete damit bei seinem Stammpublifum einen fröhlichen Erfolg. Die Problematik des Stückes wird bei erstem Anschauen nicht sichtbar, das Konstruierte des Chefchachspiels nicht allzu fühlbar. Der Sprühende Dialog und die lustigen Zwischenfälle deden alle Riffe zu. Die Dar­stellung folgte den Intentionen des Dichters; alles hatte Tempo und Beichtigkeit Carl Ebert gibt den Meister, der es sich und feiner Stellung fchuldig ist, fich zu feinen Schülerinnen als neuer Zeus herniederzufaffen, etwas schwer. Die alles verstehende gütige Frau, die gern dabei ist, dem Don Juan des Klaviers eine fleine Leftion Das andere Ehepaar: Bittor Schwannete, ber den Bahrschen zu geben, ist Lina Loffen, flug, fein und mit stillem Beuchten. Chephilosophen sehr ergöglich verkörpert, und Lucie Mannheim . Eine besondere Note mußte Margarete Anton einer der schwärmen. den Berehrerinnen zu geben. Den Bollinger fpielte Albert Flo. rath, der auch die Regie führte, auf den immer wirksamen Trottel hinaus. Das Publikum quittierte dantend alle Anlässe zum Lachen.

-F.

Bazififlicher Schulunterricht in Australien . In den Schule büchern des Staates Bictoria in Auftralien dürfen in Zukunft feiner lei Lefeftücke oder Lieder, in denen der Krieg perherrlicht wird und erscheinen. Der Unterrichtsminister biefes Staates( der feit turzem in denen Schlachten oder Helben der Vergangenheit gepriesen werden, von einem Arbeiterfabinett regiert wird) hat bekanntgegeben, bas er mit unerbittlicher Entschloffenheit jeder militaristischen Propaganda den Erlasse herausgegeben habe. Der Minister fagt in feiner Be in den Schulen ein Ende machen werde und bereits die entsprechen Banntmachung: Es ist meine Abficht, nom Schulunterricht alles aus zuschließen, was geeignet ist, in der heranwachsenden Jugend den Kriegsgeift zu züchten. Den Kindern follen vielmehr die Kriegs­urfachen flergemacht werden und die kapitalistischen Einflüsse, die hierbei wirksam find. Dies wird meiner Meinung nach bazu bei trogen, Kriege in Zukunft unmöglich zu machen. Auviel Heuchelei und Jingoismus macht sich heute hier im Unterricht noch breit. Die Arbeiterpartei von Neuseeland fordert gleichzeitig die Aufhebung derjenigen Teile der Befebeebung, die sich auf die Militärdienstleistung und Landsverteidigung bezieheri

Ju der Großen Boffsoper pind Freitas 7, Uhr Der Troubadour ( Stammfigabteilung 3) mit Maximilian Billimffy in der Eitelrolle auf geführt.

Eine Schau pleter- Stiffung für notleidende Künffer. Baul Wegener, der gestern feinen 50. Geburtstag feierte, ipielte die Titelvolle in Haupts manns Kollege Grampton bei der Feitaufführung des Königsberger Neuen Schauspielhauses. Als Ehrengabe bat es eine Paul Begener Stiftung negründet, die zur Unterstübung unverschuldet in Not geratener Künstler bestimmt ist.

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3m Kampf gegen de Schvndliteratur par por bem Ariege eines beg mirljamiten Mittel der in ganz Deutschland verbreitete e clam Süchers Automat. Leider ist er durch die Gnflation und den Mangel an bait geld au einer unfreiwilligen Ruhepaule perdammt worden, Nezt ist er wieder zu neuem Leben erwacht und hat in einem neuen Gewande feinen Einzug auf den Berliner Bahnhöfen fowie in Veipsig und Dresden gehalten